Kurze Vorstellung Grundig FineArts "PerformingArts" CF4 und CF11
#1
Hallo zusammen!
Ich habe mir für meine Grundig-Anlage zu dem CF4 noch ein CF11 gekauft, das mich allerdings nach nur wenigen Tagen wieder verlassen wird. Bevor es allerdings geht, wollte ich die beiden Decks, da sie gerade übereinander stehen, vergleichend vorstellen. Vielleicht ist das für den einen oder anderen interessant?

   

Oben steht das CF11 - das ist das zweitbeste Deck der Serie, was Ausstattung, Komfort und technische Daten angeht. Es hat Autoreverse und ist ein Zwei-Kopf-Deck mit zwei Motoren - einer dient dem Schubladen-Mechnismus.
Darunter steht das CF4 - das ist das beste Deck der Serie mit drei Tonköpfen und somit Hinterbandkontrolle. Außerdem hat es drei Motoren - zwei dienen dem Bandtansport... der dritte...? Siehe oben  Rolleyes.
Wenn man nicht genau hinschaut, gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen - aber das gilt auch für den CD-Player darüber und dem Tuner darunter, der allerdings weniger Tasten seitlich des Displays hat. 

   

Deutlicher werden die Unterschiede, wenn man die Bedienklappe öffnet, unter der sich die Tasten und Regler befinden, die man seltener benötigt. Auf den ersten Blick fällt auf, dass das CF11 zwar Autoreverse hat, dafür aber keine Bias-Regelung, die man von außen beeinflussen könnte. Von früher weiß ich aber noch, dass das Deck mit BASF Chrome S und Maxell Chrome-Bändern gute Aufnahmen gemacht hat. Da das CF11 die Play-Tasten für beide Richtungen griffbereit neben dem Display hat, wandert die Pause-Taste hinter die Klappe. Die CD-Copy-Funktion haben beide Decks und die lässt sich mit dem passenden CD-Player aus der Serie sehr komfortabel nutzen, um eine CD passgenau auf zwei Kassettenseiten aufzuteilen. Die CD-Copy-Funktion ist auch mehr als eine "Synchro-Funktion" - das Deck spult nämlich das Vorlaufband ab (das aber wohl zeitgesteuert) und startet erst dann den CD-Player. Eine MPX-Schaltung hat das CF11 auch nicht. Als Zweikopf-Deck benötigt es auch nicht die Umschaltung zwischen Tape und Source - aber es hat dafür trotzdem eine Anzeige im Display, die auf "Tape" schaltet, wenn man wiedergibt und auf "Source" schaltet, wenn man aufnimmt. Die Displays sind nämlich identisch. 

     

Auf der linken Seite kann man bei beiden Decks das Display abschalten (und damit für viel Verwirrung bei Besuch sorgen, der dann nicht mehr weiß, wofür welcher Baustein ist...  Tongue ). Beide Decks haben eine Memory-Funktion für das Bandzählwerk, das übrigens auch Echtzeit anzeigen kann und in beiden Fällen recht ungenau ist. Ich habe beide Decks gleichzeitig gestartet - man siehe die Zeitdifferenz. Beide Decks haben auch Musiksuchlauf, aber das ist Standard in der Zeit. Die Schalter "Display Mode" beim CF11 und "Counter Time" beim CF4 bewirken übrigens das gleiche, nämlich die Umschaltung von Zählwerk und Zeitanzeige. Das CF11 hat keinen Kopfhörerausgang, das CF4 hingegen schon - was sinnvoll ist, da die Verstärker der Serie keine Monitor-Schaltung mehr haben. Das ist mir völlig unverständlich, weil der Aufwand des Schaltungsdesigns der Verstärker gar nicht so unaufwändig ist. Andererseits gab's in der Serie genau ein 3-Kopf-Deck... und wer hat das schon gekauft? Es war zwar ein Preisknaller mit 600 DM und schnitt in einem Test gar nicht mal schlecht ab, aber die meisten werden sich für die einfacheren Decks entschieden haben. 

   

Wie oben schon bemerkt sind die Displays identisch, nicht jedoch die Beschriftung. Wenn ich das CF11 einschalte, ist es nur Hifi. Beim Einschalten des CF4 hingegen weht ein Hauch von "High Performance" durch den Raum, kann ich euch sagen...  Big Grin Warum das eine Deck nur ein "Deck" ist, das andere hingegen sogar ein "Drawer" weiß nur Grundig allein... ein Hoch auf das Marketing!

   

Zum Thema Marketing gehört auch die Innenbeschriftung der Kassettenschubladen, die spuchtig wirken, aber tatsächlich recht stabil sind. Während die Schublade vom CF11  neben dem Piktogramm wenig zu bieten hat...

   

... weist die Schublade des CF4 darauf hin, dass das Tape automatisch gestrecht wird. Übrigens ist auch das einfachere Deck "Full Logic" controlled. 

Das CF11 war nur ganz kurz hier zu Besuch und zieht direkt weiter. Die Annehmlichkeit eines Autoreverse-Decks hätte ich begrüßt, zumal ich das CF11 als Student hatte und damit gute Erinnerungen verknüpfe. Dummerweise ist die Fernbedienungs-Logik nicht für zwei Einzeldecks vorgesehen und schaltet beide Decks gleichzeitig - und den Eingang immer auf "Tape". Man kann das auch nirgends konfigurieren. Wer zwei Decks haben wollte, musste damals zu einem der Doppel-Decks greifen. Die jedoch waren nie Schubladendecks und sahen grottig aus (obwohl man sich über Aussehen immer streiten kann). 

Mit dem CF11 kann ich also nichts anfangen. Schade. Sicher freut sich darüber noch jemand anderes.
Liebe Grüße
Thomas
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#2
(30.12.2020, 09:31)Darwin schrieb: Das CF11 hat keinen Kopfhörerausgang, das CF4 hingegen schon - was sinnvoll ist, da die Verstärker der Serie keine Monitor-Schaltung mehr haben. Das ist mir völlig unverständlich, weil der Aufwand des Schaltungsdesigns der Verstärker gar nicht so unaufwändig ist. Andererseits gab's in der Serie genau ein 3-Kopf-Deck... und wer hat das schon gekauft?

Das erklärt für mich gar nichts, "völlig unverständlich" trifft es auf den Punkt. Eine Monitor-Funktion gehörte damals für mich ab einer bestimmten Verstärker-Klasse einfach dazu, und die meisten Hersteller haben das ja auch so gehandhabt. Mein erster richtiger Verstärker war ein Sony TA-AX 360. Ein billiges Teil für um die 300 DM, das m.W. weit überwiegend im Paket mit dem Deck TC-FX 310 (natürlich Zweikopf!) und dem Tuner ST-JX 310 angeboten wurde. Selbst der hatte eine Monitor-Schaltung, die von Sony übrigens gar nicht mit der Möglichkeit der Hinterbandkontrolle beworben wurde (das wäre auch albern gewesen, weil kein Mensch diesen Verstärker mit einem Dreikopf-Deck kombiniert hat), sondern damit, daß man von Platte auf Kassette überspielen und gleichzeitig Radio hören konnte. 

Keine Ahnung, warum andere Hersteller (vor allem europäische) in den Punkt so geknauert haben. Die Kosten können es eigentlich kaum gewesen sein. Wollte man die Bedienung vereinfachen, oder hat man den zusätzlichen Schalter dem Design geopfert? Ich werde es wohl nie verstehen. Ein Deck mit Monitor-Funktion anzubieten, aber keinen passenden Verstärker, ist für mich jedenfalls schon ziemlicher Unsinn.

Nebenbei: Ich mochte diese zweite Fine-Arts-Baureihe nie so richtig. Die Vorgängerserie war klasse, da hatte ich den Eindruck "HiFi-Grundig ist wieder da". Gut verarbeitet, wertige Optik und Haptik, und innovativ (soweit ich mich erinnere, war Grundig damals der erste Hersteller mit einem RDS-Tuner im Programm). Die obigen Geräte sind für mein Empfinden ein Rückschritt und gefallen mit schon vom äußeren Eindruck nicht.
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#3
Hallo,

der Verstärker V4 hat den Record out Schalter hinter der Blende. Dann kann der Tape Eingang Vor und Hinterband vom Tape wiedergeben solange der Schalter nicht auf Source steht. Umschalten von Vor auf Hinterband am Tape Deck. Am Verstärker ist es etwas umständlicher, da man abwechselnd z.B Tuner und Tape betätigen muss, geht aber auch.

Der zweite Tape Anschluss ist vorhanden hört aber auf den Namen DCC.

Damit der Verstärker nicht wieder auf das gerade bediente Gerät schaltet muss die automatische Eingangswahl DOT abgeschaltet sein. Band ab - Band läuft, Rainer
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#4
Hallo Thomas,
schöne Vorstellung der beiden Tapes. Das CF 4 habe ich auch da stehen und bin von der klanglichen Qualität recht angetan. Ich habe es heute mal im Vergleich mit einem ungleich teureren Tape (Revox 215) gehört. Gefühlt war das Revox etwas transparenter, aber nicht so, dass das Grundig jetzt stark abgefallen wäre.

Gruß
Peter
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#5
Moin,

danke für die Vorstellung, Thomas.
Ich habe sie in dem alten CF-4-Thread verlinkt.

Schon mit der Konzeption der legendären 100mm-Serie hatte Grundig damit begonnen, zu jedem Geräte-Typ mehrere Modelle auf den Markt zu bringen, die sich in der Abstufung der Ausstattung unterschieden hatten.
Waren die Geräte der Achtziger tatsächlich auch kaum modular aufgebaut, jedes Modell also weitgehend eine quasi eigene Entwicklung in lediglich einem gemeinsamen Gehäuse-Typus, hat man bei den Performing Arts tatsächlich auf die maximale Wiederverwertbarkeit einzelner Bau-Elemente wert gelegt.

Die Konsequenz eines solch Produktions-ökonomischen Ansatzes ist natürlich, dass es wirtschaftlich kaum Sinn macht, verschiedene Reihen auf den Markt zu bringen. Es ist heutzutage, war zumindest in den Neunzigern in der Summe billiger, nur das Spitzenmodell in größeren Stückzahlen zu fertigen, als in jeweils kleineren Stückzahlen mehrere verschiedene Modelle. Daraus resultiert, dass man sich einen abkrampfen musste, die Unterschiede so zu gestalten, dass sie den Preis der Fertigung nicht zu hoch trieben.

Schneider beispielsweise hatte das schon in den Siebzigern bei seinen Recordern durch ein extrem modulares Konzept realisieren können. Teuer macht es die Verwendung der Steckmodule an sich.
Bei den ab den Achtzigern modernen Mainboard-Konzepten wurde es schwieriger, modular zu bleiben. Daraus resultieren Ausstattungs-Unterschiede zwischen Modellen einer Serie, die eher der Produktions-Ökonomie, als dem Kunden-Bedarf geschuldet seit dürften.
Bis hin zu den OEM- (Quelle oder Siemens) oder den "Sondermodellen", die eigentlich nur ein alternatives Gehäuse oder eine alternative Farbgebung hatten.

Und solche Unterschiede haben sich halt auch bei den Verstärkern gezeigt: Die kleineren Modelle unterstützten keine Hinterbandkontrolle. Das aber war in früheren Zeiten, auch bei asiatischen Herstellern, nicht anders gewesen!

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#6
Die Grundig Anlage sollte ja auch so aussehen weil leider damals, aber eigentlich auch noch heute, es von der Mehrheit nicht erwünscht ist wenn technische Geräte auch wie solche aussehen. Traurig sowas.

Sieht man ja bestens beim Apple Lautsprecher (Home Pod). Wenn da noch ein Deckel drauf wäre könnte es auch eine stylische Trinkflasche sein.
Gruß
Lorenz
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#7
Hallo zusammen,
vielen Dank für eure Kommentare und Anregungen. Die Preise für die verschiedenen Grundig FineArts-Geräte der zweiten Serie lagen tatsächlich alle nicht besonders weit auseinander. Für mein CF11, das ich als Student hatte, habe ich 400 DM auf den Tresen gelegt, das CF4 hat gerade mal 200 DM mehr gekostet und war das Top-Modell. Den Kunden war das schwer zu vermitteln, wo die Unterschiede genau lagen. Auch bei den Verstärkern V1-3 (die Namensgebung halte ich als Pazifist ohnehin für wenig gelungen) war es schwer, die Unterschiede zu vermitteln. Schon der kleinste der drei Verstärkern reicht, um - wir wollen im Bild bleiben - einen akustischen Kleinkrieg mit der Nachbarschaft anzuzetteln.

Die D.O.T-Funktion auszuschalten bringt übrigens recht wenig - bei einem Druck auf die "Play"-Taste der Fernbedienung gehen beide Decks auf Start... ebenso beim Spulen und bei der Aufnahme.

Ach ja, wer noch Lust hat, sich einen Test von damals durchzulesen: Der Revoxsammler hat auf seiner Homepage einen verlinkt: (http://www.revoxsammler.ch/Testberichte%...201994.pdf).

Was die Optik der Geräte angeht: ja, da scheiden sich die Geister. Ich mochte sie damals und ich mag sie noch heute. Das schließt aber nicht aus, dass ich die erste ("gute") FineArts Serie nicht auch mag. Wer weiß, welche Geräte noch den Weg zu mir finden werden :-)
Liebe Grüße
Thomas
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#8
Moin moin Thomas,
danke für den Revox Link, der durch Kürzung bis zum ch, weitere interessante Berichte präsentiert. Kannte ich bislang nicht, wie auch, an der Ostgrenze war ja idR Schluss....mit Revoxprodukten
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#9
Hallo Thomas, das Abschalten der D.O.T Funktion verhindert natürlich nur das der Verstärker nicht bei z.B jedem Start einer CD wieder auf CD zurückschalten, sondern auf dem gewählten Eingang wie z.B Tape zur Hinterbandkontrolle verbleibt.

2 Tapes getrennt per FB anzusteuern war im Konzept leider nicht vorgesehen. Nur mit dem Grundig DCC war wohl eine Steuerung getrennt vom CF 4 möglich. Zumindest ist das mit meinem Philips DCC 300 möglich.

Was die Fernbedienung angeht ist diese Serie der alten Fine Arts aber überlegen.



Band ab - Band läuft, Rainer.
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#10
Das klingt ja in dem Test so als hätte das Grundig eine rauhen Löschkopf. Dabei ist dieses Problem eigentlich nur aus Doppelcapstan Konstruktionen bekannt.
Gruß
Lorenz
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#11
Vielen Dank für diesen Artikel, Thomas.
Sind schöne und sehr interessante Geräte, für die mir damals einfach die Mittel fehlten.

LG
Mike
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