Diskussion - gebrauchte oder doch lieber neue Tonbänder?
#51
Fürs Autoradio reichen auch einfache Typ-I-Cassetten, die Du in Deinem Dual bespielst, solange Du nicht mit ausgeschaltetem Motor im Auto sitzt um highfidele Klänge zu genießen. Während der Fahrt geht beinahe sämtliches Rauschen im Umgebungslärm unter. Wichtig ist nur, daß die fürs Auto bestimmten Cassetten mechanisch was aushalten.

Es gibt dann noch so Tricks und Spielereien, wie mit Zweischichtbändern dem tendenziell mittenlastigen Klangbild von Autolautsprechern zu verhältnismäßig mehr Höhen und Bässen zu verhelfen - aber wir schweifen jetzt arg ab. Komm am besten beim Cassetten-Stammtisch-Thread vorbei, wenn es soweit ist.

Viele Grüße,
Martin
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#52
Hallo!

(15.12.2020, 19:02)nick_riviera schrieb: RTM stellt wohl alles her, was es an Audiobändern und -cassetten gibt, die Produktionsstätten sehen aber fast manufakturartig aus, und der Geschäftsführer sagt selber, dass es wohl vorbei ist, wenn eine der uralten Maschinen ihren Geist aufgibt. Der Hype auf die Cassette ist lt. Arte durch die Filmreihe Guardians Of The Galaxy ausgelöst worden, die Mixtapes aus diesen Filmen werden als bespielte Cassetten erfolgreich vermarktet. RTM bietet wohl sogar einen eigenen ziemlich pimitiven Walkman an, damit die Hip-Kids die Cassetten überhaupt abspielen können.

Naja, das Mulann-(RTM)-Werk in Avranches produziert seit den 80er Jahren Magnetband und gehörte auch eine Zeit lang mal zu BASF/EMTEC. Manufakturartig ist da gar nichts, Frank Brattig (darklab) und Peter Ruhrberg aus dem Forum waren erst letzes Jahr zu besuch, wie hier ab Beitrag #52 ff zu sehen. Sicherlich wird der Ausstoß heute nicht mehr ansatzweise so groß sein, wie für was das Werk urspünglich ausgelegt wurde.
Die meisten Produktionsmaschinen werden seit Eröffnung dort stehen und klar, heute gibt es für sowas keinen Ersatz mehr.

Der arte-Beitrag wurde auch schon im Forum gepostet, das ist jedoch nur der Teil über RTM.

Der Walkman taugt aber in der Tat nichts, arbeitet in ihm auch das einzig noch produzierte Kassettenlaufwerk von Tanashin, wie in allen anderen heute noch neu erhältlichen Kassettengeräten. Darüber wurde ebenfalls schon im Forum diskutiert.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#53
Sehr interessante Diskussion und für mich als Neueinsteigerin ebenfalls relevant Smile
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#54
Freut mich ebenfalls eine rege Diskussion angeregt zu haben.

In der vergangenen Woche konnte ich ca. 10 gebraucht Bänder kaufen.

Typ PES 26 und LGS 26 so wie von AGFA auf 13cm Spulen.

Darauf befinden sich Aufnahmen aus Mitte der 60er Jahre. Zum Teil Musik und Sprachaufzeichnungen wie Z.B. "Mutters Rückkehr aus dem Krankenhaus, vom 9. September 1965".
Diese Bänder wurden durchgehend im Wohnraum aufbewahrt und laufen einwandfrei. Der Verschmutzungsgrad an den Tonköpfen ist nach mehrmaligen abspielen unauffällig.
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#55
Die beiden Sorten habe nbei mir auch noch nie Probleme gemacht. Das LGS 26 ist ein Doppelspielband, gibt auch das LGS 35 als Langspielversion. Und dann wäre da noch der Vorgänger "Typ LGS" aus den 50ern. Letztere aus meiner Sammlung sind auch 2020 noch einwandfrei, haben keinerlei Dropouts und noch sehr gute Höhen. Die LGS 35 und LGS 26 hingegen haben erste Dropouts. Aber das ist nur meine kleine Stichproble aus ca 30 Bändern, andere haben da sicher schon größere Mengen von vor sich gehabt.
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
--
Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#56
In dem Zusammenhang eine Fragestellung - hauptsächlich bezogen auf 18cm-Kleinspuler.
9.5 cm/s, Viertelspur, RTM-Langspielband (neu, LPR35, LPR90) oder
19 cm/s, Halbspur, Tripleband (NOS, bspw. PE65, PE66).
Was wäre (und warum) besser?
VG Jürgen
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#57
Hallo Jürgen,

die Frage habe ich mir auch schon einmal gestellt...z.B. gewünschte Spielzeit 90min auf 18er...

Vorteil LP / 9,5:
bessere Kopierdämpfung
geringere Beschädigungsgefahr (Reißen / Dehnen...)
bessere Verfügbarkeit (Neu / NOS)
modernere Guss-Rezeptur

Vorteil TP / 19:
mutmaßlich bessere Höhenaussteuerbarkeit

Bestimmt habe ich elementares vergessen...

Schöne Grüße
Frank
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#58
Ich würde Langspielband auf 19 empfehlen. Doppel- Dreifachspielband ist eher was für geringere Geschwindigkeiten. Ich gehe immer anch dem Grundsatz "Je dicker das Band, desto mehr Geschwindigkeit" und habe mir folgendes angewöhnt:
52 µm Studioband: 38 cm/s
Langspielband: 19 cm/s
Doppelspielband: 9,5 cm/s
Dreifachspielband: 4,75 cm/s
Bei geringen Geschwindigkeiten schmiegen sich die dünnen Bänder besser an die Köpfe als die dicken
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
--
Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#59
Meiner Meinung nach sollte man sich auf eine Bandsorte festlegen, egal ob Neukauf
oder auch gebraucht.
Ich habe all meine Maschinen auf LPR 35 eingemessen., egal welche Geschwindigkeit.
Für irgendwelche Gebrauchtbänder, fremdbespielt reicht bei mir da ohnehin ein TB Gerät
wo es weder auf Einmessung noch sonst irgendwas ankommt.
.
" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach und Frankfurt

Gruß
Ralf
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#60
mal ne ganz dumme Frage hierzu - wenn man mal die Studiotechnik aussen vor lässt, für die sicher ganz andere Maßstäbe gelten: Sind Markenbänder für den Hausgebrauch denn wirklich so unterschiedlich von den Parametern, dass man so einen Aufriss darum machen muss ? Ich habe in den siebzigern und achtzigern eine Menge Tonbänder von verschiedenen Herstellern neu gekauft. Klar hat man da leichte Unterschiede gehört, besonders bei der Intensität der hohen Frequenzen, aber mir fällt zumindest bei den Markenbändern keins ein, was mit der Werkseinstellung der Bandmaschine nicht zurechtgekommen wäre. Eingemessen habe ich Bandmaschinen bisher immer nur, wenn Köpfe getauscht werden mussten - dann natürlich auf das LPR35, ist ja quasi das Standardband für zuhause. Mit der Einstellung kann ich dann aber auch Maxell- und Scotch-Bänder bespielen, und mit der Hinterbandkontrolle hören, dass die Aufnahme gegenüber dem Original ok ist.

Doppelspielbänder laufen nach meiner Erfahrung bis 19cm/sek sehr gut. Dreifachspielbänder haben sich dagegen nie wirklich durchgesetzt, ähnlich wie die C120 bei den Cassetten. Schon damals in den frühen siebzigern wurden Dreifachspielbänder nur für die kleinen portablen Tonbandgeräte mit 8cm- oder 11cm-Spulen empfohlen, und an der Verteilung beim Angebot kann man ja deutlich sehen, dass dieser Bandtyp keine wirkliche Rolle gespielt hat. Während es Doppelspielbänder bis 18cm Spulengröße in großer Menge gibt, sind Dreifachspielbänder echte Raritäten.

Gruß Frank
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#61
Zum Thema alte Bänder hier mal ein absolutes Positivbeispiel: Ich habe einfach mal eine Spule BASF Typ LGS (noch ohne Zahl hinter dem LGS, also wohl Mitte der 50er Jahre hergestellt) auf meine Revox Modell 36 (ebenfalls aus dieser Zeit) aufgespult und eine kleine Testaufnahme gemacht. Als Quelle diente hier ein PC mit Spotify, mit diesem habe ich die Aufnahme dann über mein Steinberg UR22 wieder digitalisiert.

Das Ergebnis kann sich hören lassen: https://www.merlwin.ch/hereshecomes_typlgs.ogg

Wenn man bedenkt, dass hier über 60 Jahre altes Band verwendet wurde, klingt das doch mal MEHR als angenehm was man bekommt. Absolut brauchbare Höhen und vor allem keinerlei Dropouts! Altes Band muss also echt nichts schlechtes sein, bei guter Lagerung klingt das auch nach vielen Jahrzehnten noch einwandfrei!

Ebenfalls gebraucht, allerdings erst 20 statt über 60 Jahre alt, hier noch PER368 auf der selben Maschine zum Vergleich: https://www.merlwin.ch/hereshecomes.ogg
In diesem Beispiel ist ganz klar die Maschine das Limit, auf meinen neueren Uhers geht da EINIGES mehr an Höhen. Aber auch hier, absolut respektabel dafür, dass hier solch alte Technik am Werk ist oder?


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Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#62
Hallo Kollegen, habe mir eine alte Revox A77 zum Herrichten geschossen und nun bin auf der Suche nach brauchbaren Bändern. Einige Maxell UD35(alt) und RTM LPR35(neuware) hab ich auch schon aber der Sammelwahn wird das wohl wieder ausarten lassen. Ich komme noch aus der Cassetten Zeit (BJ1972) und kannte Tonbänder nur von einem sehr reichen Freund. Meine Frage nun, was hat es mit den "35" und "90" auf sich? Ich kenne von damals Normal (billig, rauschend), Chrom (gute Höhenwiedergabe) und Metallbänder (fast rauschfrei), gibt es diese verschiedenen Materialien heute auch noch?
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#63
35 ist die Gesamtdicke des Bandes in µm, 90 ist die gerundete Spieldauer eines 18 cm Langspiel-Bandes (bei maxell bei 19 cm/s und beide Seiten bespielt, bei BASF 9,5 cm/s und eine Seite).
Gängige Dicken sind (in µm) 50 ("Standard"), 35 ("Langspiel" +50 %, bei einigen Bändern als 150 deklariert), 25 oder 26 ("Doppelspiel" +100% ergo auch als 200), 18 ("Dreifachspiel", +200%, also 300)

Eine 26er Spule fasst das Doppelte desselben Bandes wie eine 18er. Also um die 740 Meter Standardband.

An Bandtypen gab es auf Spule (für die analoge Anwendung)
1. Normal: irgendwann mit dem Zusatz "rauschfrei". "Normal" stand aber meines Wissens nirgends drauf.
2. Rauschfrei und hoch aussteuerbar. "LH" Low noise, High output. Quasi der neue Standard ab 1968. Geräte ohne Bandtypenumschaltung ab dieser Zeit sollten darauf eingemessen sein. Geräte mit Umschaltung haben dafür unterschiedliche Bezeichnungen "Special", "Wide Range", "SRT"...
3. FeCr, Ferrochrom, meines Wissens nur von Sony.
4. EE: Kam spät. Nur wenige Maschinen konnten damit Umgehen. Chromdioxid.

(Sollte ich in einem Punkt Mumpitz erzählt haben, werde ich bestimmt bald korrigiert.)

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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