AEG T 8f hu Historisches Laufwerk
#1
AEG Magnetophon T 8 f hu
Historisches Magnetband Laufwerk

Rundfunk- oder Braunbuch-Bezeichnung R 28 c

Kurzvorstellung und Lebenslauf

AEG   (Mgt Hamburg) Krochmannstraße 12-14, Hamburg-Winterhude

T       Truhenlaufwerk

8        Baumuster

f         mit Filterhebel und Filterrolle

hu      handumschaltbar  76     38

Gerätenummer:  51097  Das könnte nach AEG-Tradition auf 1951 hindeuten, ob 1951 umgebaut oder neu hergestellt, läßt sich erst nach vollständiger Zerlegung und der Suche nach Bauteilen von weit vor 1951 klären. Man hat damals einbauen müssen, was man bekommen konnte.
Ich bitte, Besitzer solcher Geräte, die hier mitlesen, ganz eindringlich darum, sich mit Hinweisen und Kritik nicht zurückzuhalten. 

Die mit Stoff bespannte Holztruhe ist historisch korrekt. Ich glaube, die Braunbuchbezeichnung ist Z 3   

 
Störabstand über Band 63 db
Der Wert ist von diesem Laufwerk und wurde mit Bleistift auf eine Verstärkerplatte geschrieben (kann man noch lesen).  Ich weiß, daß das mit Studio-Lichtzeigerpegelmesser im +20 dB Bereich gemessen worden ist. Das ist Spitzenwertmessung ohne Bewertungsfilter. Da kann man wirklich nicht meckern.

Coronabedingt kann ich nicht so einfach dorhin fahren, wo das Gerät steht. Bis zur Kultstätte und zurück sind es gut 250 km und ich bin nicht mehr der Jüngste. Sonst hätte ich nach dem ältesten Bauteildatumsstempel gefahndet. Aber das kann ich ja immer noch.

Einen geplanten Umbau auf historisch Stereo habe ich verworfen, weil mir dazu ein V67 fehlt, wie man sieht, und die sind sündhaft teuer. Die alten Stereoköpfe hätte ich auch nicht gehabt. Ob AEG serienmäßig damals schon welche hatte, weiß ich nicht. Im Prospekt von annodunnemals (1947?) wird erwähnt, das auch eine Stereoversion lieferbar sei.

Dann  wird es eben eine sehr schöne Monoversion mit V66 und V67. Ich habe auch noch F-Band aus den Anfangstagen und ein Bezugsband 76. Wenn alles läuft, kann man mal sehen, was damals möglich war. (Die Altvorderen waren nicht dumm!!!).

Mich selbst interessieren von diesem Laufwerk der Bandzugverlauf bei Normallauf von vollem Wickel 30cm auf 10 cm. Vielleicht kann sie ja da schon mit der T9 mithalten. 

Die Tonhöhenschwankungen sind für mich auch von großem Interesse. Die konnte man nämlich bei der Herstellung des Laufwerks noch nicht in unserem Sinne messen.

Zum Umbau auf  T 8f  hu 
Dieser Umbau ist vermutlich von einer Rundfunkanstalt gemacht worden, denn ein normaler Mensch konnte sich den originalen umschaltbaren Synchron-Tonmotor von Telefunken (ca. 1956) nicht leisten. Deshalb sieht man meist Umbauten mit Asynchronmotoren aus der AW2 und die hatten dann schon 38 und 19.

Der Kopfträger R19 ist nicht das Original (das wäre der R18) zu diesem Gerät. Vermutlich ist der auch beim Geschwindigkeitsumbau dazugekommen. Denn er hat schon die Beruhigungsrolle gegen die Bandlängsschwingungen. Ich habe zwar schon einen R18 bei eBay ersteigert, aber der ist leider so vermurkst, daß man den nicht mehr in den Originalzustand versetzen kann.

Nun wünsche ich allen Lesern Erbauung und mir viele Hinweise.
Für Fragen und Anregungen stehe ich zur Verfügung

Viele Grüße

Manfred


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#2
Kennst du das hier schon?
https://we.tl/t-uFMN6K0Owg

Vor meiner T 9 Zeit arbeitete ich etwa zwei Jahre lang mit zwei T 8x, für Stereo 38 umgebaut. Sie sahen keiner der mir später bekannt gewordenen Varianten ähnlich und hatten auch wegen zunehmender Windungsschlüsse in den Wickelmotoren leider kein langes Leben.

Das einzige, was von ihnen schließlich übrigblieb, war der Läufer und die Bremsscheibe eines Wickelmotors. Die Bremsscheibe diente später als "Beschwerung" eines Tesa-Abrollers fürs Klebeband (unter diesem Beitrag im Foto auf der zweiten T 9 hinten rechts zu sehen).

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#3
Hallo Peter,
vielen Dank für Deine Daten. Das ist ja alles ganz hervorragend. Du kannst Dir sicher vorstellen, das ist bei mir nicht auf karstigen Boden gefallen. Ganz herzlichen Dank dafür.
Und die Bremsscheibe als Bandspenderbeschwerer ist ja ganz stilvoll.
Wenn Deine T8en keine Ähnlichkeiten mit den mir geschickten Abbildungen hatten, dann weiß ich auch nicht weiter.
Da sich mit den Geräten ja gut Geld verdienen ließ, gab es mit Sicherheit genügend Leute, die alte 77cm-Gurken auf 38 umgebaut haben. Denn die Geräte waren ja sündhaft teuer damals.

Viele Grüße
Manfred
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#4
Hallo Manfred,

eine beeindruckende Maschine die du hier vorstellst.
Ich denke da steckt jede Menge Arbeit drin um diese elektrisch und mechanisch wieder lauffähig hinzubekommen.

Ein paar Fragen habe ich gleich dazu.
Wie viel wiegt denn diese Maschine im Mono-Ausbau?
Hast du Unterlagen zum Laufwerk (Serviceanleitung) und zu den Wiedergabe- und Aufnahmeentzerrern?
Mich interessiert wie die Röhrenelektronik in den V66 und V67 gelöst ist, würde ich gern einmal mit meiner M5 vergleichen.
Peter hatte ja zum K8 einiges bereitgestellt, zum T8 konnte ich aber wenig elektrisches finden.

Kann sein daß ich mich irre, fehlt unter dem Bedienfeld nicht ein Kontaktsatz und ist im Chassis eine Beschädigung sichtbar?

   

Ich bin gespannt wie es hier weitergeht.
Viele Grüße, Jan
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#5
(06.12.2020, 00:02)Magnettonmanni schrieb: Da sich mit den Geräten ja gut Geld verdienen ließ, gab es mit Sicherheit genügend Leute, die alte 77cm-Gurken auf 38 umgebaut haben. Denn die Geräte waren ja sündhaft teuer damals.

Meine beiden Exemplare glichen sich wie ein Ei dem anderen, und auch die ursprüngliche Heimat der Maschinen sowie mehrere Umrüstungsdetails ließen auf den NWDR als ursprüngliche Quelle schließen.





(06.12.2020, 14:14)Ferrograph schrieb: Mich interessiert wie die Röhrenelektronik in den V66 und V67 gelöst ist, würde ich gern einmal mit meiner M5 vergleichen.

Hier gibt's ein paar Unterlagen dazu:
https://we.tl/t-U3VNIjKM3Z

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#6
Hallo Peter,

danke für die Unterlagen. Du bist ja wie ein "wanderndes AEG/Telefunken Bandmaschinen Lexikon".
Ich glaube du hast fast alle Unterlagen parat.
Bemerkenswert!

Gruß, Jan
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#7
Hallo Jan,
ich hoffe es geht so weiter, wie mit Dir.
Ich danke Dir für Deinen Beitrag.
Da steckt in der Tat jede Menge Arbeit drin. In meinem Alter muß ich aber vorsichtig sein, das nicht ausufern zu lassen.
Die ganze Einheit ist elektrisch und mechanisch bereits jetzt in diesem Zustand lauffähig!!!! 
Man darf das aber nicht zu oft an voller Spannung testen. Die Isolation der Motorwicklungen läßt zu wünschen übrig, und das nicht nur wegen des Alters, sondern wie ich durch den Beitrag von Peter Ruhrberg (s.o., #2) nun weiß, war das auch früher schon so. Trotzdem muß ich sagen, "Es ist bewundernswert, was die Altvorderen mit Hunger im Bauch in eiskalter Werkstatt mit Behelfswerkzeugen aus schlechten Materialien im Hinterhof in der Krochmannstraße 12-14 in Hamburg-Winterhude (siehe Bilder aus unseren Tagen) auf die Beine gestellt haben.

Zu Deinen Fragen;
Das Laufwerk ist relativ leicht. Original nach Braunbuch ca. 30 kg. Mit dem neuen Motor und der Elektrik für die Bremsrolle und die Verstärkerumschaltung ca.3 kg mehr. Die Stabilität war den damaligen Anwendern beim Rundfunk aber nicht ausreichend. Deshalb hat man dann pflichtschuldigst bei der T9 nachgebessert, und die T9 wog dann auch gleich das Doppelte.

Für Laufwerk und Verstärker habe ich die Braunbuchunterlagen. Das sind beschreibende technische Dokumentationen. Eine  Service-Anleitung für das Laufwerk habe ich nicht. Ich habe auch Zweifel, daß es überhaupt eine gegeben hatte. In diesem Punkt würde ich mich gerne irren. Aber immerhin sind Schaltbilder dabei.

Die Verstärker sind die Vorgänger der V86 und V87 und haben noch die beschußfesten Stahlröhren. Die Schaltungen sind denen der M5 nach meiner unmaßgeblichen Meinung nicht ähnlich. Der Abgleich mit Bezugsband ist wie beim Funk üblich. Allerdings etwas hakeliger als bei den Nachfolgern, weil die Einstellungen sich gegenseitig beeinflußten. Aber als Rentner habe ich ja Zeit

Du irrst Dich nicht. Es fehlt in der Tat ein Kontaktsatz. Der war da aber niemals erforderlich, weil es der Platz unter der Halt-Taste ist und die macht es nicht elektrisch, sondern löst mechanisch über das kodierte Schiebegstänge alle Tasten aus. Wie bei der M5.
Ich habe keine Beschädigung gesehen. Wenn der kleine Kreis gemeint ist: Da hängt möglicherweise geschichtsträchtiger Schnodder an der Halttastenstange.

Nun hoffen wir mal, daß es weitergeht.

Viele  Grüße
Manfred



Zu den Bildern von der Krochmannstraße in Hamburg-Winterhunde:

Die Firma Röntgen-Seifert hatte damals die Adresse Krochmannstraße 12-14 (nach Engel, F. et al. 4. Ausgabe S.267. Der BIOS Final Report 980 ITEM Nos 7 & 9 S. 5 nennt AEG Hamburg mit der Adresse Krochmannstraße 12.

Das moderne große Mehrfamilienhaus rechts von der Baulücke hat die Nummer 12. Die Nummer 14 wurde nicht gefunden. Die Villa hat die Nummer 16. Die unnummerierte Mitte mit dem Hinterhofgebäude könnte in der Nachkriegszeit bereits bestanden haben Ich werde versuchen, die Tochter von Herrn Seifert ausfindig zu machen, um noch genaueres zu erfahren.
In diesem jetzt gelben Hinterhofgebäude war möglicherweise einmal die seinerzeit weltweit führende Fertigungsstätte für Rundfunkstudiomagnetophone zusammen mit einer Wäscherei untergebracht. (Das muß man dann ja erst einmal ganz langsam sacken lassen).


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#8
Hallo Peter,

Du warst wieder schneller.
Das ist ja ganz toll, was Du so an Unterlagen hast. Die habe ich sogleich heruntergeladen. Vielen Dank dafür.
Der technische Direktor in Köln beim NWDR, Herr Enkel war in die Erprobung der Rollenanordnung der T8f eingebunden.
Wenn die Geräte aus Köln waren, müßtest Du Deine Geräte eigentlich wiederkennen. Ich hatte Dich so verstanden, daß Deine Maschinen keinerlei Ähnlichkeit hatten mit irgendeiner auf den Bildern von Herrn Engel.

Viele Grüße
Manfred
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#9
Hallo Manfred,

(06.12.2020, 17:20)Magnettonmanni schrieb: Für Laufwerk und Verstärker habe ich die Braunbuchunterlagen.

Ich hatte völlig verabsäumt, diese hier auch einzustellen, das hole ich gleich mal nach:
https://we.tl/t-QA2tN2xbXy


(06.12.2020, 17:20)Magnettonmanni schrieb: In diesem jetzt gelben Hinterhofgebäude war einmal die seinerzeit weltweit führende Fertigungsstätte für Rundfunkstudiomagnetophone zusammen mit einer Wäscherei untergebracht.

Danke für die Bilder! Vor ein paar Jahren habe ich die ehemaligen TFK-Gebäude Drontheimerstraße/Schwedenstraße fotografiert, um sie mit Bildern aus Hans Westpfahls Erinnerungsalben zu vergleichen. (Dort sind auch Fotos aus der KWO-Zeit enthalten.)


(06.12.2020, 17:20)Magnettonmanni schrieb: Ich habe Dich so verstanden, daß Deine Maschinen keinerlei Ähnlichkeit hatten mit irgendeiner auf den Bildern von Herrn Engel.

Sagen wir so: In meiner vierzig Jahre alten, zunehmend verblassenden Erinnerung wirkte sie noch am ehesten wie ein Zwitter zwischen Bild 6 und 13. Sie hatte auch diese konisch abgedrehte Umlenkrolle, einen Rangierhebel, ein M10-Bandzählwerk als rechte Umlenkrolle, und – sehr nützlich! – eine schwenkbare Bandführung unmittelbar am Vorratswickel (DRP 536146, Zeiss-Ikon 1930), mit der sich auch schlecht wickelnde Bandtypen freitragend und glatt wie ein Kinderpopo rückspulen ließen.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#10
Hallo Peter,

das ist ja unglaublich. Patentnummer und Datum des Wickelglätters. Was wollte Zeiss denn ursprünglich damit aufwickeln?
Papierschlangen oder Glasfäden?
Und sehr gelungen finde ich die Verwendung des von internationalen Gremien festgelegten, weltweit geltenden Maßes für allerhöchste Oberflächengüte.

Herzliche Grüße
Manfred
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#11
(09.12.2020, 01:18)Magnettonmanni schrieb: Was wollte Zeiss denn ursprünglich damit aufwickeln?

Kinofilme, siehe Anhang.

Grüße
Peter


.pdf   DE000000536146A Zeiss Ikon - Elefantenzahn.pdf (Größe: 134.66 KB / Downloads: 56)
Grüße
Peter


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#12
Hallo,

will einfach mal meinen Dank ausdrücken, dass ich diese schönen alten Geräte hier bewundern kann!

MfG, Binse
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#13
Hallo Binse,

habe ich sehr gerne für Dich gemacht, und ich habe da noch weitere Knaller in der Hinterhand.

Ich wollte Dich auch schon anschreiben, aber Du warst eine Millisekunde schneller.

Wenn ich mal schnell in Kladde denken und schreiben darf: Ich stelle mir so vor, was Du mit Deinen mechanischen Fähigkeiten und dem gleichzeitig vorhandenen Wissen über die digitale Ansteuerung an einem alten Studiolaufwerk hinbekommen würdest, ist phänomenal. Ich gebe nur mal zwei Hinweise von meinem Lieblingslaufwerk T 9u (Telefunken hat nie wieder so raffinierte Wickelmotoren bauen können) in den Ring: Der Rüchwickelmotor verringert sein Gegendrehmoment bei Wiedergabe mit abnehmendem Wickeldurchmesser !!!! Du hast richtig gelesen. Der Bandzug von z.B. 20 p mit vollem Wickel (30 cm) ist am Ende (10 cm) nicht 60 p, sondern nur 40 p. Dann gibt es im Bandpaß eine elektrisch erregte Wirbelstrombremse, die leider damals nur konstant 60 p dazu addieren konnte. Das ergibt den für Profis völlig ausreichenden Wert des Bandzugs im Bereich von 80-100 p völlig ohne irgendeinen Eingriff von außen. was das 1952 bedeutet haben muß, kannst Du mit den Erfahrungen, die Du bisher sammeln mußest, wohl einschätzen wie nur wenige. Das kann diese alte Gurke nach 70 Jahren immer noch. Ohne Fühlhebel mit ausgeklügelter Dämpfung, ohne irgendwelche zu Schwingungen neigenden Regelkreise..... einfach so.
Meine T 8f hu hat einen solchen Rückwickelmotor auch schon eingebaut. Das Laufwerk war vermutlich eines der letzten Baumuster, bevor die T9 kam

Es kömmt aber noch besser:
Der Aufwickelmotor kann das umgekehrt!!!! Bei kleinem Bandwickel reduziert er sein Drehmoment und bei großem Bandwickel verstärkt er das Drehmoment. Wiederum alles nur über die Drehzahl und die muß nirgends gemessen werden. Der Motor weiß sie ja sowieso.

Du mußt mir sicher recht geben: Für Dich wäre es ein Leichtes über die gemessene Drehzahl des jeweiligen Motors bei gegebenem Anfangs- bzw. Endwickelduchmesser von 30:10cm zu den verfügbaren zwei Bandgeschwindigkeiten eine Bremsscheibe mit dem nötigen Gleichstrom zu versorgen um einen ruckelfreien, abriebfreien, alterungsbeständigen Bandzug hinzukriegen, der keine Regelabweichung hat, weil nichts gereget wird.
Das ist aber nicht eilig, denn außer uns beiden und Peter Ruhrberg braucht auf dieser Welt niemand mehr ein so perfektes Laufwerk. Und von uns dreien braucht es der Peter am dringendsten. Das auch nicht dramatisch dringend, denn er hat seine M15a in einer Weise optimiert, daß daran sowieso niemand mehr klingeln kann.
Wenn wir es dann noch hinbekämen, die T 9u mit dem Doppelrollenantrieb der M10 und der Tonmotorsteuerung der M15a zu vereinen und beim Kopfträger alle Hinweise von Peter Ruhrberg übernähmen, hätten wir wohl eine Maschine, die mechanisch auf dieser Welt kaum zu übertreffen wäre.

Exkurs: Der Filterhebel im Bandlauf der T 8 f , T9 und deren Derivate hatte mehrer Aufgaben, aber keine steuernde oder regelnde.
Er war im Bandlaufbereich aus Widia-Hartmetall und erhöhte durch seine Umschlingung den Bandzug an den Köpfen um einen weiteren Anteil, der mit steigenden Bandzug geringfügig abnahm, das war gut so. Aufgrund seiner Beschaffenheit (sehr hart und sehr glatt) war er in der Lage die damals sehr raue Oberfläche der Bänder bei vielen Durchläufen etwas zu glätten. Seine Hauptaufgabe war aber, bei verklebten Bandwindungen (es gab noch das Naßklebevefahren), bei stark eiernden Wickeln (unrunde Kerne, aber auch Klebestellen im Hunderterbereich s. Peter Ruhrberg a.a.O, können einen Wickel ziemlich deformieren) durch Nachgeben ausgleichend zu wirken.(Störungen im Bereich 1 bis 10 Hz). Beim Bandstart wirkte er auch zusätzlich als Schlaufenfänger. In den T9 Laufwerken wurde er sogar auch elektrodynamisch gedämpft. Die Altvordern beim NWDR duldeten in Sendemaschinen keine mechanischen Bremsvorrichtungen im Sendelauf. Als Umspul- und Standbremse war Mechanik natürlich zugelassen. Die Vorgänge liefen ja auch nicht über den Sender.
So, nun schlage ich meine Kladde erst einmal wieder zu und versichere Dir, daß ich Deine Arbeiten weiterhin wohlwollend, mit großem Interesse lesend begleiten werde, wobei ich Deine Programmierungskünste alle nicht verstehe. Altersbedingt werde ich das in diesem Leben auch nicht mehr schaffen.

Mit den besten Grüßen

Manfred
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#14
Hallo Peter,

ich hätte wetten sollen. Ich hätte gewonnen.

Vielen Dank für die Patentschrift. Es gibt jetzt einen neuen Ordner "Patente" bei meiner Sammlung Studiotechnik.
Dann hast Du wohl auch das Patent für die Brummklappe. Ich habe das mal gelesen und gedacht, welchen Unsinn sich die Firmen damals patentieren ließen und dafür sogar Patente bekamen. Würde heute der in seiner genialen Einfachheit und absolut perfekten Form bekannte Kochtopf aus Metall patentiert werden, würde es für den Deckel ein weiteres Patent geben. (Juristen).
Der Hebel der Brummklappe ist nur bei Schicht außen gut zu bedienen. Bei Schicht innen geht das nicht so elegant.
Willi Schdudrrrs Lösung mit Druckknopftechnik von unten war da schon ein geschickter Gegenschlag. Vermutlich auch mit Patent, denn die Telefunken-Lösungen bei M10 Mehrspurköpfen waren eigentlich nicht sehr elegant.

Wenn ich so überlege: Patent von 1930. Zeiss-Ikon von den Russen im Handelsregister gelöscht. Rechtsnachfolger Zeiss-Ikon Stuttgart hat evtl. das Patent verlängert bis 1960.
Habe ich dann eine Patentverletzung begangen, wenn ich eine oder mehrere heruntergefallene Windungen eines freitragenden Bandwickels mit Daumen und Zeigefinger unbewußt genau im Sinne des Patentanspruches wieder aufwickele und dann als zusätzliche Dreistigkeit die neu entstehende Bandwindung und den Bandzulauf zwischen Ringfinger und leicht abgespreiztem kleinen Finger beim Durchgleiten gefühlvoll abstütze. Oh hauohauoha.
In diesem Sinne

Herzliche Grüße
Manfred
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#15
(09.12.2020, 15:44)Magnettonmanni schrieb: Dann hast Du wohl auch das Patent für die Brummklappe.

Falls wir vom selben Patent sprechen: ja.

Grüße
Peter


.pdf   DRP 891465 Untermann - Magnetkopfabschirmung.pdf (Größe: 476.49 KB / Downloads: 51)
Grüße
Peter


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#16
Hallo Peter,

Volltreffer. Das ist ja unglaublich, wie Du das immer hinbekommst.

Und ich dachte immer, der Erfinder hieß Untermann, so kann man sich täuschen.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#17
(09.12.2020, 19:13)Magnettonmanni schrieb: Und ich dachte immer, der Erfinder hieß Untermann ...

Heißt er auch, und er ist im Patent falsch wiedergegeben.

Grüße
Peter
Grüße
Peter


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#18
Hallo Peter,

vielen Dank für den Hinweis. Dann bin ich ja wieder beruhigt. Dann ist es auch der Herr Untermann mit den Wickelkernen. Ich war schon ganz unsicher. Und ich dachte immer, beim Patentamt kommt es darauf an. Hat also bei AEG damals keiner mehr angeguckt und Korrektur angemahnt. Das ist eine Urkunde und dann in einem wesentlichen Punkt falsch !!! Könnte von heute sein.

Viele Grüße
Manfred
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#19
Wichtige Durchsage für historisch korrekte Darstellung!

Der Tastensatz und die Tastenknöpfe sind noch original von annodunnemals.
Aber die Anordnung der Tastenknöpfe ist von mir sofort geändert worden.

Der links als Umsputaste eingebaute Knopf gehört eigentlich nach rechts zur Halttaste. Dort hatte er dann noch einen kleinen Stift eingebaut, der nach 13 Uhr zeigte und den Bandabheber auslösen sollte. Das gefiel mir so nicht, weil .......
Das Laufwerk spult deutlich schneller um, als T9 ff und M10 usw. Wird dann aus schnellem Umspulen die Halttaste gedrückt, dauert auch der Bremsvorgang länger, das Band kommt aber sofort an die Köpfe. Die ganze Bremszeit gibt es dann einen Höllenkrach im Lautsprecher. Bei der dünneren Taste kann ich durch Überstehen lassen des Fingers den Bandabheber nach Wunsch auslösen.
Ab T9 war die Auslösung des Bandabhebers durch die Halt-Taste dann so justiert, daß man durch leichtes Drücken den Bremsvorgang einleitete und bei Bandstillstand richtig durchdrückte um den Bandabheber auszulösen. Dann hatte man keinen Orkan im Abhörkanal.
Der dicke Metall-Knopf macht sich auf der Umspultaste auch viel besser, weil die vielen zu betätigenden Kontakte unterhalb der Laufwerskplatte für ordentlich Gegendruck sorgten.
Vermutlich haben damals die Tontechnikerinnen mit ihren zarten Fingern und sorgfältig gepflegten hübschen Fingernägeln erheblich mehr Probleme gehabt, als ich heutzutage, und sie haben sich bestimmt auch beschwert. Sie waren schon immer sehr selbstbewußt, und die Herren der Betriebstechnik taten gut daran, auf sie zu hören.- Man muß den ganz schnellen, völlig freihändigen Bandschnitt für eine eilige, aktuelle Sendung einmal gesehen haben, dann weiß man warum die Herren es taten.
Die großflächigen Tasten der T9 ff zeigen, daß AEG-Telefunken die Kritik dann perfekt umgesetzt hatte.

Manfred
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#20
Durch das Hinzufügen und Aufzeigen von technischen Unterlagen von höchstem Seltenheitswert gewann dieser Beitrag für mich unglaublich an Gewicht. 

Dafür möchte ich mich hier bei Peter Ruhrberg ausdrücklich und ganz besonders bedanken.

Es war und ist meine große Hoffnung, allen an der Geschichte der magnetischen Tonaufzeichnung Interessierten Anregungen zu geben, und an an einer Erweiterung und Sicherung des Wissens darüber mitzuarbeiten. 
Es wäre sehr schön, wenn Forumsmitglieder und Forumsleser mit gleichen oder ähnlichen Geräten und oder Wissen darüber sich Zwecks Meinungsaustausch und Diskussion hier bitte zu Wort und Bild meldeten.

Ich verspreche hier ausdrücklich, daß ich keine Wünsche nach irgendwelchen Geräten oder Ersatzteilen in diesem Zusammenhang äußern werde. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich habe und freue mich darüber, und ich möchte alle Interessierten daran teilhaben lassen. 

Manfred
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#21
Hallo in die Runde,
es geht wieder einen kleinen Schritt weiter. Für mich war es allerdings ein sehr großer Schritt. Denn  ....

der absolut seltene Glücksfall ist eingetreten.

Ich habe durch ein Forenmitglied die Möglichkeit erhalten, einen bei der Auslieferung der T8 Magnetophone originalen Tonkopfträger R18 in hervorragendem Zustand zu erwerben und diese Gelegenheit auch gerne genutzt.

Der Kopfträger hat noch Patina, die ich auch nicht beseitigen werde.
Vermutlich ist er noch lange Zeit in Betrieb gewesen, als es schon Nachfolgekonstruktionen gab und vermutlich auch bei einer Rundfunkanstalt in Deutschland, denn nur dort hieß der Kopfträger BR 18 und hatte die Nr. 37. Für AEG hatte er die Nr. 72.

             

Zwischen Sprech- und Hörkopf fehlt eine (sehr wichtige) Bandführung, ansonsten ist der Kopfträger komplett.

Diese Bandführung sähe                                              Es ginge auch die später   
original etwa so aus.                                                     nachgerüstete Telefunken-Version.                                            
                                                                    

Wer derartige Bandführungen noch in seiner Schraubenkiste aufbewahrt und zufälligerweise nicht dringend braucht, möge bitte an mich denken und sie mir verkaufen.


Von einer längeren Nutzungsdauer gehe ich aus, weil bereits Ringkernköpfe der Nachfolgemodelle R19 (T 9) und R93 (M 5) eingebaut worden sind, die so noch in den 60er Jahren von Telefunken als Ersatz eingebaut/geliefert wurden. Vermutlich wurden mit dem Kopfträger alte C-Bänder mit 77 cm/s auf 38,1 cm/s umkopiert, denn die Bandführungen sind noch für die alten Bänder von 6,5 mm Breite ausgelegt.

Die sehr massive Mµ-Metallabschirmung des Hörkopfes ist auch später als originales Ersatzteil für diesen Kopfträger eingebaut worden. Die ursprüngliche hatte nämlich die eckige Form, wie bei dem Sprechkopf. Die Befestigungsbohrungen weisen sie aber als Originalteil aus, denn die Nachfolgemodelle würden nicht an die Aufhängung passen, wenngleich sie äußerlich sehr ähnlich waren.


Sobald ich ich wieder längere Zeit in meiner Kultstätte sein werde, soll die AEG T 8f einmal mit diesem Kopfträger ausgerüstet laufen, und ich werde dann auch Bilder davon hier einstellen.
Für die Zukunft plane ich dann Messungen in diesem historischen Gerätezustand mit altem Agfa F-Band von Annodunnemals und der Geschwindigkeit 76,2 cm/s.
Dann wissen wir, was den Altvorderen damals technisch möglich war.

In der Literatur werden 60 dB Geräuschspannungsabstand und Frequenzgang bis 15 kHz für das Nachfolgemodell T9 angegeben, die für den aufkommenden UKW-Rundfunk gefordert wurden. Das waren damals für den Rundfunk weltweit die höchsten Anforderungen und sie waren Trend setzend. Da die letzten T8f-Laufwerke auch schon die V66/67 Verstärker wie die späteren T9 hatten, und auch die Ringkernköpfe gleiche technische Daten aufwiesen, könnte auch die alte Möhre eventuell schon diese Anforderungen erfüllt haben und noch erfüllen.

- Lassen wir uns überraschen. - 

Alle diese Geräte wurden in Hamburg hergestellt, und das lag damals zu großen Teilen in Schutt und Asche.

   

So sah es im Hamburger Arbeiter-Wohn-Stadtteil Barmbek noch mehrere Jahre nach dem Krieg (ca. 1949) gegenüber von dem Wohnblock aus, in dem unsere Wohnung lag. Das Gebäude hatte Stahlbetondecken und Dach und brannte nur teilweise aus. Die Häuser mit Holzbalkendecken brannten meistens bis auf die Grundmauern nieder und danach stürzten dann die haltlosen Fassaden ein. Im Nachbarstadtteil Winterhude lag damals die AEG-Fertigungswerkstatt von Eduard Schüllers Mannen auf dem Hinterhof; siehe #7.
- Als Abenteuerspielplatz von gigantischer Größe war das Gelände aber unerreicht.-
Ich sitze vorne auf dem Eisenträger.


Zur Metamorphose der Bedienhebel an de Kopträgern über einen Zeitraum von ca. 25 Jahren

             



Wird fortgesetzt.


Viele Grüße
Manfred
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#22
Muss mal nachsehen, ob ich solche Bandführungen noch habe, kann aber dauern.
Grüße
Peter


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#23
Auf die Gefahr hin, dass es im Lauf der Diskussion schon angesprochen wurde: die in #1 korrekt als AEG Magnetophon T 8 f hu angesprochene Maschine ist NICHT die originale T 8 (bzw. T 8N) von ca. 1947. Mehr dazu auf Seiten 269 bis 273 in https://www.beam-shop.de/sachbuch/film-m...neuausgabe

Hier die Zeichnung (kein Foto) aus Schüller, Eduard, Das Magnetophon, VDI-Zeitschrift Bd. 90, Nr. 4, April 1948, 1948-04-06

F.E.

[Bild: 3lX0C8+6TIwAAAABJRU5ErkJggg==]
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#24
Hallo Peter, hallo Friedrich,

durch Eure Beiträge wird mein Faden in höchstem Maße geadelt.

Das ist für mich eine große Freude.


Hallo Peter,

Die Sache mit der Bandführung ist ja nicht eilig, ich danke Dir aber schon jetzt für Deine Mühe beim Suchen. 


Hallo Friedrich,

in der Tat ist das keine T8, sondern eindeutig ein ständig modifiziertes Rundfunklaufwerk R28. Ich tippe hier auf R28c, weil der Rückwickelmotor gefühlt sein Drehmoment mit steigender Abwickeldrehzahl im Normallauf verringerte. 
Ich hatte seinerzeit bei der ersten Überprüfung noch keine Bandzugtorte, sondern konnte nur Vergleichsmessungen mit meiner linken Hand an meiner T9u vornehmen.
Inzwischen ist der Meßgerätemangel bei mir behoben und irgendwann werde ich das Laufwerk auf Herz und Nieren prüfen können.
Wenn das Laufwerk schon den ganz speziellen Motor haben sollte, ist das Herstellungsjahr mit 1951 vermutlich richtig angegeben.

Erst nach Entfernen der Deckplatte kann ich ermitteln, ob vorher die alten Bandführungen auf dem Chassis befestigt waren, und wenn auch keinerlei Bauteile von deutlich vor 1951 eingebaut worden sind, könnte die Maschine so ausgeliefert worden sein. Die schon sehr in Richtung T9-Design von Amandus Keller gefertigten Umlenkrollen stützen auch das späte Baujahr.

Bei der Versteigerung der T8 (Heusenstamm) bin ich leider nicht zum Zuge gekommen, sonst hätte ich die hier gerne mit in den Faden eingebaut.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#25
Hallo Manfred,

freut mich ganz besonders!

VG Stefan
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#26
Hallo Stefan,

das finde ich sehr nett von Dir und darüber freue mich dann auch ganz besonders.

Ich kann hier wohl ohne Übertreibung sagen:  "Ohne Dich hätte ich den Kopfträger jetzt nicht".

Ich bin Dir sehr zu Dank verpflichtet.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#27
Hallo Manfred,

wie versprochen ein Bild der Bandführungen, die ich Dir anbieten kann:

   

Alles Weitere per pn.

Viele Grüße

Frank
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#28
Hallo Frank,

das ist aber eine beachtliche Sammlung von Bandführungen.  - Darüber bin ich sehr erstaunt. -
Ich melde ich umgehend bei Dir.

Mit den besten Grüßen
Manfred
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#29
Ein riesengroßes Dankeschön an
Frank Stegmeier,
 weil er mir seine Bandführungssammlung (#27) zum Freundschaftspreis überlassen hatte.

Nur dadurch war ich in der Lage, den alten Kopfträger R18 (Betriebseinführung 1947) für die T8f zusammen mit einen ganz seltenen "Übergangskopfträger " von R18 auf R19 stilecht zu restaurieren. Dieser hatte noch eine alte Bandführung a` la R18. Die habe ich entnommen und durch eine von Franks M5-Führungen ersetzt und  gemäß AEG Standard mit entsprechenden Unterlegscheiben zur Höhenjustage versehen. Es geht hier um die mittlere Bandführung, bzw. die rechte bei dem Bild nur mit dem Hörkopf.
R18
                 

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R18,5

               
Dieser noch keiner Epoche zuzurechenbare Übergangs-Kopfträger (ich nenne ihn hier R18,5) hat zwar schon die große Beruhigungsrolle, aber noch keine Bandschere. Die Klebeschiene (nicht original) ist vermutlich von einer späteren T9u. Auch die Farbgebung mit Hammerschlaglackierung ist ungewöhnlich, aber immerhin sehr professionell ausgeführt. Der Kopfträger hatte entsprechend seiner Zeit auch die Bandführungen für 6,5 mm breites Magnettonband und auch den alten Löschkopf für 40 kHz Löschfrequenz. Neben dem Hörkopf links ist jetzt die neuere Bandführung von Frank Stegmeier mit den Unterlegscheiben eingebaut.
Der Kopfträger ist vermutlich nie auf einem Laufwerk für 38 cm/s eingesetzt worden, sondern hat immer nur die alten breiteren Bänder mit 77 cm/s abgespielt und das vermutlich zum Umkopieren auf eine andere Studio-Maschine mit der Geschwindigkeit 38,1 cm/s, oder es war ein Labormuster (eigentlich noch wahrscheinlicher).

Um 1950 herum ist dieser Kopfträger vermutlich entstanden, nachdem in der sogenanten "Belgerschmiede" beim RTI in Hamburg Untersuchungen zu den Bandlängsschwingungen angestellt wurden und die Beruhigungsrolle als adäquates Mittel zur Eindämmung der Störungen angesehen wurde. Das war dann damals so wichtig, daß man vorerst auf die auch wichtige mittlere Bandführung verzichtete. Bei dem sich dann ergebenden Abstand der verbleibenden Bandführungen war nicht einmal bei 76,2 cm/s ein Frequenzgang bis 15 kHz mit einer Toleranz von 1,5 db bei Vollspurabtastung zu garantieren. Bei 38,1 cm/s wäre das völlig illusorisch gewesen.

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R19

Deshalb hat man dann beim Kopfträger R19 (ab T9) die Beruhigungsrollenlagerung einseitig etwas weggeschliffen und dadurch Platz für eine sehr dünne Bandführung aus Hartmetall geschaffen. Diese Notlösung wurde für über 20 Jahre beibehalten. Damit war die Welt des Frequenzganges der T9u bei 38,1 cm/s ab deren Betriebseinführung 1953 wieder in Ordnung. 
Vermutlich hat die T9 (nur für 76,2 cm/s) auch schon 1952 diesen Kopfträger bekommen. Denn im Braunbuch ist die Betriebseinführung für den R19 mit 1952 angegeben. Der Kopfträger wurde unverändert mit einer anderen Steckverbindung auch in der M5 (+ A,B.C) verwendet.

                 

Viele Grüße 
Manfred
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#30
Hallo Manfred,
danke für diese Zeitreise.
Kaum zu glauben welche Bandgeschwindigkeit man noch 1950 brauchte um die 15 KHz als obere Grenzfrequenz annähernd zu erreichen.
Hast du denn noch eine Maschine die mit 76,2cm/s "losmetert" im Betrieb?
Bei meinen "Panzern" ist leider immer bei 38,1cm/s Schluß.

Gruß Jan
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#31
Ich bin beeindruckt von Manfreds Detailwissen zu dieser Technik aus den Anfangstagen.
Und natürlich erfreut über die tollen Bilder!

Gruß
TSF
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#32
Bin auch immer wieder begeistert, an welchem Spezialwissen uns hier manche Koryphäen teilhaben lassen.

Vielen Dank - LG Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#33
Hallo Manfred,

ich schließe mich den Danksagungen hutziehend an und habe noch zwei kleine Fragen:

Ist es richtig, dass der Übergang von 77 zu 76,2 cm/s bzw. von 6,5 zu 6,3 mm Bandbreite mit Magnetophon T9 und Kopfträger R19 eingeführt wurde (und somit T8f bzw. R18.x die letzten Vertreter der Ursprungsparameter 76,2 77 cm/s und 6,5 mm waren)?

Schöne Grüße
Frank
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#34
Hallo Männer,
vielen Dank für die Blumen.

Zur Frage von Jan,
ja ich könnte  noch mit 76,2 cm/s arbeiten.
Die hier beschriebene T8f wurde ja mit der Geschwindigkeit original ausgeliefert und vermutlich erst 1956 auf 76 und 38 per Handumschaltung umgebaut. Vorher gab es den Motor von Telefunken noch nicht zum Nachrüsten (Braunbuchmitteilung). Der Motor war sündhaft teuer!!! (siehe #1).Und altes F-Band von Agfa habe ich auch noch und das passende Bezugsband. Den alten Kopfträger mit den breiten Bandführungen brauche ich auch zum Durchmessen der alten C-Bänder aus den 1940er Jahren mit 6,5 mm Breite.

Außerdem habe ich noch mein Lieblingslaufwerk Telefunken T9u, und das kann auch 76 und 38, aber in Perfektion. Mit Motoren und einer Bremsrolle, die den Bandzug innerhalb von 90 Pond +- 10 Pond zwischen größtem (30cm) und kleinsten (10cm) Bandwickel einstellen. Das passiert automatisch drehzalhabhängig ohne Regelung!!! Fühlhebelgesteuerte mechanische Bremsen wurden damals vom Rundfunk in Sendemaschinen nicht erlaubt. Deshalb und wegen des geringeren Störabstandes war die M5 bei ihrem Erscheinen nicht braunbuchkonform, ist aber trotzdem mein zweites Lieblingslaufwerk zusammen mit der Nagra III und dann folgen sogleich die Studer A81, M10A und M15 (+M15A, die benutze ich für täglich). Nun wird der Schwärmmodus wieder ausgeschaltet. (siehe auch #13)

Wenn die T8f wieder mit PER528 gezeigt haben wird, was sie schon mal mit Ampex Grandmaster (als Shamrock) konnte, werde ich hier mit Freude berichten und mir dann die T9u zum Vorstellen vorknöpfen.

Bis dahin ist Geduld angesagt.

Viele Grüße
Manfred

p.s. Für Frank kommt nacher eine Antwort. Die Admiralität hat mich angefordert.
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#35
Hallo Manfred,

ganz lieben Dank für die Bilder der Kopfträger, die sind in voller Größe einfach ergreifend. So ein Urvieh der Bandmaschinentechnik, das heute noch funktioniert, Respekt. Zeitreise ist genau der richtige Ausdruck.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#36
Hallo Manfred,

jetzt weiß ich endlich, für was das runde Ding am Tonkopf meiner M5B Rundfunk ist, es ist die von Dir erwähnte "große" Beruhigungsrolle.

Vielen Dank fürs Zeigen und beste Grüße

Arno
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#37
Wer hat eigentlich damals die Köpfe gebaut - AEG selbst? So viel Anbieter kann es nicht gegeben haben. Willi hat seine ja immer selbst gebaut.

Naaaamd
Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#38
Hallo Frank (kesselsweier),

das kann man so sehen, wie Du schreibst und es kommt auch in der Zeit so hin.

Allerdings war man bei AEG sehr flexibel, bei der Erfüllung von Kundenwünschen.

Die Umstellung der Geschwindigkeit war bei den Laufwerken überhaupt kein Problem. Auf den direkt treibenden Motoren saßen die Tonwellen mit einem Konus auf der Motorwelle. 
Die Asynchronmotoren der Geräte aus der Kriegszeit hatten Tonwellen mit 10 mm Durchmesser. Bei Synchronmotoren wäre das dann die Geschwindigkeit 78 geworden!!!. Durch den Schlupf der Motoren ergab sich aber die Geschwindigkeit 77 cm/s. 
Als man dann auf Synchronmotoren umstellte, wurden Tonwellen mit 9,8 mm Durchmesser auf den Konus gesetzt und man hatte wieder 77 cm/s. Die Umstellung auf 76,2 cm/s erforderte dann nur eine Tonwelle von 9,705 mm. 

Die Tonwellen waren auswechselbar gebaut, um bei Verschleiß der Tonwellen nur diese erneuern zu müssen und nicht den Läufer des Motors. 
Selbst die Tonwelle auf der Schwungscheibe der M5 war genauso gebaut. Mit 9,7 mm lief die Maschine mit 38/19/9,5, mit doppeltem Durchmesser 76/38/19. Siehe hierzu folgendes Bild mit den entsprechenden Tonwellen einer M5 auf dem Bandteller einer M10A.

   



Wenn man also eine T8 (f), es gab auch solche ohne die Filterrolle, mit 76,2 haben wollte, bekam man die. Ebenso wäre es kein Problem gewesen, eine T9 mit 
77 cm auszuliefern. Die Umstellung der Kopfträger war auch unproblematisch. Es mußten nur die Hülsen in den Bandführungen ausgetauscht werden. Die Tonköpfe hatten damals noch keine Bandkanteneinfräsungen.

Die ausschließliche Verwendung von Wickelkernen mit 100 mm Durchmesser war aber die Voraussetzung für den gleichmäßigen Bandzug in den späten T8f und den T9 Laufwerken.

Viele Grüße
Manfred
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#39
Moin Frank (DropOut),

ja die Köpfe hat AEG selbst gebaut.

Das war ja das entscheidende Patent von Eduard Schüller. 
Der Ringkernkopf mit engem Spalt als Schlüsselbauelement für die Magnetbandtechnik,
Bis zum Kriegsende wurden die nur bei AEG gebaut.
Danach konnten ausländische Firmen kostenlos das Patent nutzen.
Deutsche Firmen mußten das Patent aber beachen. So kamen andere Bauformen auf den Markt: z.B. die von Woelke für Ihle und Grundig.

Da es ja in den 1940er Jahren schon Stereoaufnahmen gab, muß es auch die Köpfe dafür schon gegeben haben. Hat es auch.
Natürlich wieder nach Patent von Eduard Schüller. (siehe folgende Bilder)

          

Viele Grüße
Manfred
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#40
Hallo Manfred,

aha, Tonwelle mit den unterschiedlichen Durchmessern 9,8 bzw. 9,705 auswechselbar und Bandführungshülsen für 6,5 bzw. 6,3 mm ebenfalls austauschbaar.
Herzlichen Dank. Heart

Wegen der Erwähnung deines zeitgenössischen Bezugsbands: läuft Deine T8f noch mit dem bis 1962 gültigen Bezugspegel von 100 nWb/m? Und welche Entzerrungszeitkonstante wird bei den V66/67verwendet? 35 µs?

Ich kann dann ggf. meine Tabelle weiter vervollständigen. Wink

   

Schöne Grüße
Frank
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#41
Hallo Frank,

als ich die alte Möhre T8f vor 50 Jahren bekam, interessierte mich 76 überhaupt nicht.
Ich habe nicht einmal die Daten durchgemessen. Die Geschwindigkeit war ja schon damals völlig aus der Zeit gefallen.

Wenn man dann zeitnah auch eine T9u bekommen kann, benutzt man trotzdem wegen des hohen Bandverbrauchs auch auf 38 die alten Laufwerke nur selten.
Als dann M10A mit 19 und Stereo für mich nutzbar waren, habe ich wieder Musik aufgenommen und gesammelt. Das lief davor alles auf  M24 ab.

In Erinnerung habe ich von damals noch, daß der Bandfluß bei Bezugspegel nur halb so groß war, wie für 38. Das war für mich damals sehr akademisch, denn ein Bezugsband für 76 hatte ich seinerzeit nicht, und auf den alten F-Bändern hätte ich nicht aufgenommen, selbst wenn ich sie gehabt hätte. Die waren ja annodunnemals schon 20 Jahre weg vom Fenster.

Die Verstärker waren für eine Entzerrung von 35 µs vorgesehen. Die kommen ja noch aus der Zeit des F-Bandes und haben damit beim Rundfunk sicher einige Jahre Betrieb gemacht.

Heutzutage ist die Situation ganz anders: Da möchte ich gerne wissen, was die alte Technik damals konnte und erst dann hat die Seele Ruhe.

Zu diesem Thema hatte ich im Forum bei Agfa Typ F schon einiges berichtet. Das hänge ich hier mal an.

https://tonbandforum.de/showthread.php?t...pid=288436        #19

Viele Grüße
Manfred
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#42
Lieber Manfred,

herzlichen Dank! Und bitte entschuldige meine akademischen Laienfragen.
Ich hatte die, wohl eher naive Hoffnung, dass bei so einem alten Bezugsband eventuell ein Beiblatt existiert, auf welchem etwas von 10 oder 16 MilliMaxwell steht. Wink

"Halber Bezugspegel", 1962 und 2851 A lässt in Deinem Fall dann auf ein Bezugsband mit "modernen" 160 nWb/m für 76,2 cm/s schließen.
Zu Produktionszeiten der T8 gab es die DIN 45513 nunmal noch nicht.

Schöne Grüße
Frank
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#43
Hallo Frank,

Zu dem damals schon Jahrzehnte nicht mehr aktuellen F-Band würde ich mal folgendes vermuten:
Die 100 mM wären eigentlich angebracht , wenn man einen rundfunküblichen Klirrfaktor bei Vollaussteuerung nicht überschreiten möchte. Dann kommt man aber mit dem Störabstand nicht hin. Just zur Zeit des Beginns des UKW-Rundfunks hatte sich der Herr Belger von der Zentraltechnik/RTI viele Gedanken zum Geräuschspannungsabstand gemacht und ist dann zu dem Ohrkurvenfilter für die Messung und zur Festlegung von 60 dB gekommen. Und dafür wird man die Aussteuerung auf 160 mM erhöht haben, damit man den Wert über Band dann auch schaffen konnte. bezogen auf den Frequenzgang war es damals das beste verfügbare Band für den Rundfunkbetrieb und das spätere Bezugsband war eigentlich nur für das F-Band gemacht. Die BASF konnte ja noch kein Konkurrenzprodukt liefern.
Dann kam ja aber auch relativ schnell 38 im Rundfunk bei Neuaufnahmen mit dem FR-Band. Und die BASF konnte dann mit LGR wieder aufholen.

Damals stellte sich die Frage der Nutzung der hohen Bandgeschwindigkeiten mich überhaupt nicht.
Ich hatte nichts anderes im Sinn, als mein selbst abgebautes Sendestudio stereotauglich zu machen. Das galt ebenso für die zwei M10 A Laufwerke und zwar für 19. An deren Einstellungen für 38 habe ich erst herumgefummelt, als ich selbst hochwertige Aufnahmen machen wollte und konnte. Dazu braucht ich einen Raum mit mehr als 55 db Fremdspannungsabstand bezogen auf den "Maximalkrach" einer Gitarre. Dann darf sich im ganzen Haus keiner mehr normal bewegen und die Heizung darf auch nicht laufen. (Die wurde bei Aufnahme blockiert und in der Küche leuchtete eine rote Warnlampe für die Familie; der Aufnahmeraum brauchte echte doppelte Fenster).

Ich habe das 76er Bezugsband selbst noch nicht benutzt. Wenn aus der Einstellerei damit neue Erkenntnisse gewonnen werden können, werde ich Dich auf jeden Fall informieren, denn Deine sorgfältige Sammlung der Bezugsbanddaten finde ich sehr beeindruckend.

Viele Grüße
Manfred
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#44
Hallo Peter,

danke für die Blumen, welche ich sofort an Friedrich, Peter und viele weitere weiterreichen möchte, auf deren Informationen und Hilfsbereitschaft ich zurückgreifen durfte.

Bestimmt machte es Sinn, T8f und evtl. gar K4 bezugspegelseitig auf die Gegebenheiten mit leistungsfähigeren Magnetbandtypen anzupassen, sprich von 100 auf 160 nWb/m umzustellen. Die Erstausgabe der DIN 45513 kam ja offenbar in 1955 heraus, und da war es für mich interessant, ob auch zuvor schon 100 nWb/m sowie 35 µs bei 77 bzw. 76,2 cm/s verwendet wurde. Das nehme ich zumindest ab 1948/49, mit dem Aufkommen von Typ F und L extra, an.

160 nWb/m kam in der DIN 45513 für 76,2 cm/s erst in 1962. Und da stand PER525 bereits in den Startlöchern...

Schöne Grüße
Frank
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#45
(20.04.2023, 21:46)kesselsweier schrieb: 160 nWb/m kam in der DIN 45513 für 76,2 cm/s erst in 1962. Und da stand PER525 bereits in den Startlöchern...

Hallo Frank,

das besagte DIN-Bezugsband 76 ist vom Juni 1962, hergestellt von Agfa just auf PER 525 Chargen-Nr. 77 [sic!]. Auch hier ist natürlich der genormte Leerbandteil und zwar F-Band der Nr. 2851A (von anno Tobak) als Leerteil eingeklebt. 

Selbst 1962 wird kaum jemand mit dem F-Band noch seinen Aufnahmeverstärker eingestellt haben, es sei denn, es wurde eine Aufnahme im alten Stil (in nicht optimaler Qualität) gewünscht. Warum auch immer...

Für das Abspielen alter Bänder brauchte man den Frequenzgangteil für den Wiedergabeverstärker sehr wohl. Friedrich Engel vermutet in dieser Zeit größere Archivumspielungen der Funkhäuser. (s. Engel, F., et al., Zeitschichten ..., 4. Ausgabe S. 649).

Das macht uns keiner nach: 
Eine neue Normfestlegung für eine Betriebsart, die eigentlich rund 20 Jahre nach Herstellung des letzten F-Bandes niemand mehr anwenden möchte, wenn er nicht muß; Aufnahmen herstellen mit den alten Bändern schon gar nicht.

Viele Grüße
Manfred
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#46
Hallo Manfred,

die Chargennummer ist ja allerliebst. Wink
Die 45513 Bl.1 kam ebenfalls im Juni.

Für den / Deinen 76er ARD-Leerbandteil 2851 A (Agfa F) gab es schein- und seltsamerweise auch keinen Nachfolger, erst zu IEC-Zeiten. Das wäre, Dein Stichwort Aufnahmefrequenzgang, eigentlich recht praxisfremd.
Bei 38 sah dies anders aus:
ARD-Referenzleerband 38
1960 bis 1965: Agfa FR, Charge 6004
1965 bis 1970: Agfa PER 525, Charge 0756
1970 bis ~1980: Agfa PER 525, Charge 1544
seit ~1980: Agfa PER 528 Charge 43 211

Schöne Grüße
Frank
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#47
Hallo Frank,

wir dürfen hier aus der historischen Sicht die Wichtigkeit des Leerteils des Bezugsbandes nicht zu sehr überhöhen. Er war ein Referenzband für vergleichende Messungen an anderen Bändern.
Die Einmessung der Aufnahmeverstärker wurde von den Praktikern mit dem Band vorgenommen, mit dem wichtige Aufnahmen gemacht werden sollten.
Wenn ich solche Aufnahmen vor hatte, habe ich mir das Klirrfaktorminimum des Bandes mit der Vormagnetisierung gesucht und mit dem Wert dann die Verstärker auf geraden über-Band-Frequenzgang eingemessen.
Tonmeister, wie z.B. Peter Ruhrberg oder Hans-Georg Dozel konnten nach Gehör das Kliirfaktorminimum finden,oder sogar das Modulationsrauschenminimum, wenn das bei einem anderen Wert der Vormagnetisierung lag.
Rundfunkanstalten, die Bänder von beiden Herstellern in gleichem Umfang nutzten, setzten in ihrer Betriebstechnik zum Einstellen der Vormagnetisierung Meßbänder aus jeweils beiden Bandchargen (zusammengeklebt) ein und mittelten die Werte auf gleichen Klirrfaktor.
Die Schallplattenindustrie verwandte schon frühzeitig die hochaussteuerbaren Bänder und nutzte die Leerbandteile wohl gar nicht.

Die Hersteller der Studiolaufwerke benutzten für die Prospektangaben zur Vergleichbarkeit allerdings häufig die Leerbandteile, stellten die Geräte aber auch auf Kundenwünsche ein.

Viele Grüße
Manfred
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#48
Magnettonmanni schrieb:Die Schallplattenindustrie verwandte schon frühzeitig die hochaussteuerbaren Bänder und nutzte die Leerbandteile wohl gar nicht.

Hallo Manfred,

bei studiointernen Bändern, z.B. den Mehrspur-Mastermaschinen, war es bestimmt so.
Bei Bändern, welche an die Presswerke gesandt wurden, im sinne von "alles eine Frage der Austauschbarkeit", eher nicht?
Zumindest nicht bei Bandtypen mit weit vom Referenzleerband abweichenden Parametern, wie ich annehme...

Schöne Grüße
Frank

Schöne Grüße
Frank
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#49
Hallo Frank,

hier ist es aber eigentlich umgekehrt.

Gerade dann, wenn die Bänder vom Leerteil abweichen, muß man auf die Bänder einstellen und nicht auf den Leerteil.

Sonst würde ja praktisch der Aufnahmeverstärker sozusagen genormt durch das Einmessen auf den Leerteil. 

Dann würde sich mit einem in seinen Daten vom Leerteil abweichenden Band kein gerader Frequenzgang und kein Klirrfaktorminimum ergeben.
Es soll aber auf dem neuen, fremden Band mit abweichenden Daten in dessen optimalen Arbeitspunkt durch das Einmessen über den mit entsprechendem Bezugsband eingestellten (geeichten) Wiedergabeverstäker auf dem Band ein normgemäßer Bandflußverlauf aufgenommen werden.

Das Ziel der Normung waren nicht die Geräte.    -  Das Austauschprodukt "bespieltes Magnettonband" sollte genormt werden.  -
Das wird erreicht durch den geraden über-alles-Frequenzgang im optimalen Arbeitspunkt des neuen Bandes (Klirrfaktorminimum und oder Modulationsrauschenminimum), oder was auch immer als den Arbeitspunkt bestimmend angesehen wird.

Ein so aufgenommenes Band ergibt auf jedem richtig eingestellten Wiedergabegerät die normgemäßen Daten. 

Viele Grüße
Manfred

p.s. 
Auch das F-Band aus der damaligen laufenden Produktion entsprach nach den Messungen des Herrn Müller von Agfa-München nicht mehr exakt dem Leerteil des Bezugsbandes. Es war in einigen Daten schon etwas besser geworden.
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