Grundig TK 847 - die Erkenntnis
#1
Dereinst, noch als Knabe, stöberte ich oft in einer alten Grundig Revue aus den 70ern, die bei meinem Vater im Lager rumlag. Tonbandgeräte fand ich schon damals klasse, und besonders gefiel mir das TK847 und das TK850.... wenn's in der Report auch schon die TSen gab, haben sie mir auch gefallen.

Jedenfalls kam vorgestern ein TK847, bei ebay Kleinanzeigen gefunden, in gutem Zustand und funktionabel. Dodgy 

Natürlich funktionierte nicht viel an dem Gerät, zumindest die Wiedergabe allerdings schepperte ein Kanal, das "Unterteil" hing aus dem Gehäuse, aber die Haube war dafür ok.

Jedenfalls habe ich es mir heute vorgenommen: Gehäuse zerlegt und gereinigt, mit Spiritus und Wattestäbchen die Idler und Riemen entfettet, einen neuen Zählwerkgummi eingesetzt (das ist bei dem Ding nicht so simpel, wie bei anderen Geräten) und wieder zusammengebaut - das Minimalprogramm sozusagen. Einige Defekte bleiben: KH-Buche scheint kaputt, jedenfalls geht nur ein Kanal und die Klappe rechts oben wurde schonmal geklebt. Aber das Scheppern war nur ein irgendwo abgebrochenes Plastikteil, das vor der Membran steckte.

Und jetzt zu der Erkenntnis: das 847 ist nichts anderes als ein 745, das ein bisschen "nach unten" erweitert wurde. Wenn man die beiden Seitenwände aus Plastikholz entfernt, noch ein paar Schrauben löst usw. dann kann man den ganzen unteren Teil abnehmén und übrig bleibt - zumindest auf den ersten Blick, ich habe Details nicht gecheckt - ein 745, aus dem unten ein paar Kabelchen ragen, die in den Mischerbaustein eingesteckt werden. Der eigentliche Grund für die Erweiterung war aber sicher, dass man nur so ein zweites VU-Meter unterbringen konnte.

Im Grunde ist es schon genial, was sich die Grundig-Ingenieure damals einfallen ließen, einfach unten ein Stück dranzusetzen. Und weil das Ganze dann einen recht hoch gelegenen Schwerpunkt hat, wurden diese ausklappbaren Füßen angebaut. Ohne die würde es leicht umfallen, stehend betrieben.

Aber sei's wie es ist! Ich finde das Gerät schön und nun läuft es. Die Köpfe sind einwandfrei, dementsprechend gut ist der Klang - wie steht's mancherorts geschieben: Grundig eben!

Anbei ein Bild von dem Gerät - mir gefällt dieses TK 847 HiFi unheimlich gut.

Jetzt warte ich noch auf das TK 850. Die Erkenntnis von heute erlaubt mir die Ahnung, dass das 850 auch nur ein 745 ist, nur dass noch zusätzlich ein Radio unten hineiningenieurt wurde.

Gruß
Stefan


Angehängte Dateien Thumbnail(s)
   
Zitieren
#2
Hallo Stefan,

unser Benutzer PSMS (Peter) hat das (technisch m.W. identische) Vorgängermodell TK 845 mal hier vorgestellt und dabei auch schon das Baukastenprinzip aufgedeckt.

Was ja im Prinzip eine gute Sache ist, um preiswert verschiedene Modelle anbieten zu können. Nur geht die Ausstattungspolitik für mein Empfinden völlig an den Ansprüchen der Anwender vorbei. Dazu habe ich in dem Thread schon einiges geschrieben. Der Klopper ist meiner Meinung nach, daß es Stereo-Hinterbandkontrolle nur beim TK 850 in Verbindung mit dem integrierten Radio gibt.

Ich mag diese Serie nicht und glaube, daß Grundig damit stark zu seinem Bedeutungsverlust als Tonbandgerätehersteller beigetragen hat. Wenn man sich mal ansieht, was die Japaner oder auch (bei aller Kritik) Philips zu der Zeit im Programm hatten, ist das Grundig-Angebot leider einfach nur enttäuschend.

Gruß,
Timo
Zitieren
#3
Hallo Timo, ich habe die Geschichte mit dem Hammer kurz überflogen, mir fehlt der Sinn für derlei Humor.... Sad



Also, das können wir jetzt duskutieren: Natürlich ist es vollkommen richtig, dass HBK in mono nicht mehr zeitgemäß ist, und vielleicht auch schon damals nicht mehr war. Hätte ich mir 1975 ein Gerät in der Größe kaufen wollen und/oder können, wäre das ein Auswahl-Kriterium gewesen - vielleicht ein k.o. Kriterium.



Das TK 847 hat damals knapp 1000 DM gekostet, ein Uher SG 560 hat 1300 DM gekostet. Ich denke, die zwei Maschinen kann man vergleichen, sie sind aus der gleichen Zeit. Ob sie gleichwertig sind, setze ich hier nicht als These in die Welt.



Was Philips angeht, kann ich nicht mitreden, ich weiß nicht welches Gerät vergleichbar wäre. Ein Freund aus Schulzeiten hatte ein 44irgendwas, neu gekauft, er hat es verflucht... Ich besitze ein 7150 und das ist m.E. ein so unsäglich billiger Schrott, dass es kaum zu toppen ist - obwohl es schick aussieht. Aber Philips hat sicher auch feine Geräte gebaut.



Rein technisch betrachtet, reicht doch HBK in mono völlig aus (gewagte These!!), denn einpegeln kann ich in mono, und wenn es in mono stimmt, dann stimmt es auch in stereo. Das ist umständlich, gebe ich zu, aber gehen tut es.



Ich habe hunderte bespielter 18cm Bänder. Beflissene Tonbandfreunde haben sich die Mühe gemacht diese einst aufzunehmen. Irgendwann haben sie beschlossen - einfach weil es möglich war - diese zu digitalisieren. Dann wurden die bespielten Bänder verkauft. Oft lege ich so ein Band ein und lasse es laufen. Dabei ist es heute völlig egal, ob das Gerät, mit dem ich es abspiele, HBK hat oder nicht. Ich freue mich einfach, dass es läuft und dass die Spulen sich drehen und dass der Klang gut ist. Aber vor allem: dass das Gerät überhaupt noch funktioniert - nach 45 Jahren!!



Ich werde noch ein Saba TG kaufen, demnächst. Und ich werde mich vielleicht sogar für eines OHNE HBK entscheiden - einfach aus dem Grund: sie kosten einen Bruchteil eines Gerätes MIT HBK. Und wie schon erwähnt, zum Anhören meiner Bänder ist das Feature überflüssig. Wenn ich ein neues Band aufnehmen will, nehme ich ein ASC oder ein RdL.



Und jetzt sind wir bei dem Kriterium, das für mich wichtig ist. Zu der Zeit hat Grundig preiswerte - und wie ich finde schöne - Geräte für die breite Masse gebaut, nicht nur Bandmaschinen, auch der Rest ist heute noch nicht altbacken im Design. Insbesondere die ganz in schwarz gehaltene Serie finde ich sehr gelungen. Einzig das Plastikholz beleidugt das Auge nachhaltig.

Ich hatte schon die Idee, hier mal eine Diskussion zu beginnen, wo es nur um die "Schönheit" der Geräte geht.... welche Modelle, die Jahrzehnte alt sind, sind auch heute noch so, dass sie nicht altbacken aussehen - oder gabs diesen Thread schon`??? Big Grin



Als ich meinen Beitrag schrieb, dachte ich mir schon: mit dieser Erkenntnis kann ich in dem Forum nicht der erste sein!


Gruß

Stefan
Zitieren
#4
.... das hat mich nun doch beschäftigt. Laut HiFi Archiv gabs z.B. 1976 ein Philips 4511. Es hat Hinterbandkontrolle (in stereo, wie ich vermute) und es hat laut HiFi wiki 1250 DM gekostet.

Also hat das Grundig TK847 ca. 30% weniger gekostet, als ein vergleichbares 18cm Gerät von Uher oder Philips.

Und um es komplett zu machen: ein Saba TG 674 mit HBK (stereo nehme ich an...) hat 698 DM gekostet, also weniger als das Grundig, dafür hat es keinerlei Trickmöglichkeiten.

Das ist doch mal eine Interessante Frage: angenommen, wir hätten uns ca. 1976 ein Tonbandgerät kaufen wollen, welches hätten wir ausgesucht und warum:
- Uher SG 560 für 1300 DM
- Philips N4511 für 1250 DM
- Grundig TK 847 für 1000 DM
- Saba TG 674 für 700 DM

Natürlich gabs auch noch andere Hersteller....

Ich bleibe dabei: für mich wäre es das Grundig geworden. Damals fand ich die Knebelschalter von Uher uncool, Tipptasten mussten es schon sein.

Gruß
Stefan
Zitieren
#5
(30.11.2020, 00:10)Stefan_K schrieb: .... das hat mich nun doch beschäftigt. Laut HiFi Archiv gabs z.B. 1976 ein Philips 4511. Es hat Hinterbandkontrolle (in stereo, wie ich vermute) und es hat laut HiFi wiki 1250 DM gekostet.

Hallo Stefan,

ja, das N4511 hat Hinterbandkontrolle in Stereo, und auch drei Motoren (na ja, Mötörchen). Für mich ist das Modell schon eine knappe Klasse über dem TK 847 einzuordnen.

Und 1977 kam ja schon das N4504, das bei gleicher (eigentlich sogar besserer, wegen DNL) Ausstattung (glaube ich) nur noch um die 800 DM kostete.

Gruß,
Timo
Zitieren
#6
Hallo Namensbruder,

Das Saba 674 war zu dieser Zeit auf dem Markt mit Abstand das erfolgreichste, gefolgt von Philips und Uher. Das Grundig 847 war und ist deutlich seltener. Was uns heute hier auffällt, nämlich dass es für sein Geld relativ wenig bot, galt also damals schon. Dafür konnten die Fürther das 545 bzw 547 erfolgreich vermarkten, es war als Einfachst-Stereogerät eine ganze Stufe billiger.
"HBK nur in Mono" ergibt sich zwangsläufig, wenn nur zwei Verstärkerzüge vorhanden sind, die bei Aufnahme UND Wiedergabe verwendet werden und entsprechend umgeschaltet werden. Macht man Monoaufnahmen, wird nur ein Verstärker benötigt, den zweiten, dann unbenutzten, kann man zur Wiedergabe hinter Band schalten. So wurde das gemacht. Nur wenn das Gerät vier Verstärker enthält, also doppelten Aufwand, nämlich zwei für Aufnahme L und R und zwei für Wdg. L und R, kann man gleichzeitig Stereo aufnehmen und als HBK wiedergeben. Das ist der Hintergrund. HBK in stereo war also nicht für 10 Mark mehr realisierbar.

Wenn du ein Saba 674 (oder 574 oder 564 oder....) kaufen willst: Die Geräte sind solide und machen Freude, haben aber alle ein Problem: Der Antrieb der Schwungmasse (Capstan) erfolgt über ein Reibrad. Dieses wird beim Ausschalten NICHT automatisch abgehoben. Man sollte, laut Bedienungsanleitung, nach dem Abschalten den Geschwindigkeitswähler in die neutrale Mittelposition stellen, dann wird das Rad abegehoben. Das hat aber kein Mensch beachtet. Steht nun so ein Gerät jahrelang herum in Stellung 19 oder 9,5, liegt die Rolle an und bekommt eine Delle, die nie wieder rausgeht. Das Gerät rappelt dann wie ein Schiffsdiesel. Und Ersatz ist sehr schwierig. Davon sind nach meiner Erfahrung heute 9 von 10 Geräten betroffen.

VG Stefan
Zitieren
#7
Hallo Stefan Smile 

Ja, das stimmt. So ein TG 674 mit HBK habe ich schon in meiner Sammlung, sogar in weiß, mit leider genau dem Problem. Aber das Problem hat ein RdL ebenso, wenn man es mit eingelegter Geschwindigkeit länger stehen lässt.
Es gibt aber mittlerweile eine Frma, die für um die 60 Euro das UHER Reibrad neu vulkanisiert. Vielleicht können die das auch für ein Saba erledigen.

Mir fiel nur bei ebay auf, dass man die Saba TG ohne HBK sehr günstig bekommt. Und wie gesagt, mit Philips habe ich keine Erfahrung außer dem N7150..... Sad

Was das TK 847 betrifft: es gefällt mir einfach und zum Abspielen bespielter Bänder ist es wunderschön.

Eigentlich wundert mich deine Aussage "Was uns heute hier auffällt, nämlich dass es für sein Geld relativ wenig bot, galt also damals schon." Ich hatte früher immer den Eindruck, bei Grundig gabs für das Geld immer einen oder zwei Gimmicks mehr.
Aber vielleicht sind sie deswegen so selten zu bekommen.

Gruß
Stefan
Zitieren
#8
Hi Stefan,
die Gimmicks, die Grundig bot, hat aber wohl so gut wie niemand genutzt. Kennst du jemanden, der Multiplay-Aufnahmen gemacht hat? Wer hat schon eine Dia-Show synchronisiert? Die Features hatten andere Hersteller auch, aber Grundig hat es auf die Spitze getrieben. Und wenn ich überlege, wie viele Leute ihre Aufnahmen mit Aussteuerungsautomatik gemacht haben, obwohl man manuell aussteuern konnte, dann relativiert sich das mit der Hinterbandkontrolle schnell.

Ich vermute, dass die Grundig-Nutzer eher Leute waren, die die Marke wegen ihrer Solidität (das steht vermutlich außer Frage) geschätzt haben und die Geräte nie im vollen Umfang genutzt haben, jedenfalls war das bei uns in der Verwandtschaft so. Tonbandgerät von Grundig, Schallplattenspieler von Dual. So musste das. Die Wechselachsen waren auch ein Feature, das nur wenig genutzt wurde, die Vollautomatik hingegen war ein Muss.

Ich mag die Grundig-Geräte auch, aber vor allem wegen ihres Grundig-Sounds, der ja mitnichten neutral ist, aber aus Sch...e Gold machen kann. Wenn du die Maschine heute vor allem zum Abspielen nutzt, machst du meiner Meinung alles richtig :-)

Ich wollte noch das TG29 von Dual einwerfen (ist aber etwas älter). Günstig zu kriegen, solide gebaut, einfach zu warten, mit 3 Köpfen und Stereo-Hinterbandkontrolle. Ein echter Underdog, den viele nicht auf dem Radar haben.
Liebe Grüße
Thomas
Zitieren
#9
Ich stimme Darwin in allen Punkten zu. Mit einer Ausnahme, ich werfe ein, dass das Dual TG 29 nach meiner Erfahrung nicht so problemlos ist wie dargestellt. Aber Underdog stimmt.

Und ja, Grundiggeräte wie Tk 747, 847 wurden von Otto Normalverbraucher gekauft, die ein Tonbandgerät haben wollten, aber eins "mit allen Schikanen" wie man damals sagte, zum Repräsentieren. Genutzt wurden diese Geräte fast immer nur als Schnulzen-Akku. Auch ein schöner Begriff original von damals. Ernsthafte Musikfreunde hatten eine A77 oder Vergleichbares.

VG Stefan
Zitieren
#10
Ach ja..... Heutzutage bekommen Tonbandlaien große Augen, wenn sie ein dickes TK46 sehen.
Aber ist ja auch irgendwie eine geile Kiste, ne?

LG Helmut
Ein durchgeknallter Röhrenspinner mit Tigertick, der hauptsächlich Geräte sein eigen nennt, die keiner haben will.
Zitieren
#11
um es vorwegzuschicken - ich bin in weiten Teilen Grundig Fan, meine kritischen Töne, die gleich kommen, sind absolut nicht als Runtermacherei gemeint, sondern nur das Ergebnis von Erfahrungen.

Grundig hat sich in den fünfzigern und sechzigern große Verdienste darin erworben, Technik volkstümlich zu machen, gleichzeitig aber auch das andere Ende nicht zu vergessen. In den frühen siebzigern ist Max Grundig aber etwas passiert, was meiner Meinung nach vielen Unternehmern das Genick gebrochen hat - als "Vor-68iger" konnte er die Welt der "Nach-68iger" nicht mehr verstehen, und hat zunehmend das Gespür für das verloren, was gefragt war. Flankiert wurde das alles dadurch, dass er das Videogeschäft völlig falsch eingeschätzt hat, und dabei Milliarden verspielt hat - die restlichen Produkte mussten das Defizit dann erwirtschaften, ohne dass für die Entwicklung noch viel Geld da war. Wenn man sich mal die Grundig Kataloge so ab 1967/68 ansieht, stellt man fest, dass das letzte HiFi-Programm mit Hand und Fuß um 1970 entstanden ist - mit dem Verstärker SV140, dem Tuner RT100, dem Tonbandgerät TK600 und den Audiorama Boxen plus Subwoofer. Danach wurde es immer profilloser, und 1978 gab es zur HiFi Messe in Düsseldorf einen Eklat, weil Grundig seine Fernseher nicht ausstellen durfte und das HiFi Programm so erbärmlich war, dass man sich damit blamiert hätte. Dass es die Ingenieure konnten, und es tatsächlich ein Management-Fehler war, kann man an der gigantischen Aufholjagd erkennen, die Grundig von 1978 bis 1980 hingelegt hat. Viel Schlaf werden die Entwickler und Produktmanager in der Zeit nicht bekommen haben.

Die Serie, zu der das TK847 gehört, hat nicht wegen seiner Optik einen schlechten Ruf, mir gefallen die Kisten im Regal auch. Der miese Ruf kommt daher, dass Grundig als zeitweise größter Tonbandgerätehersteller der Welt aufgehört hat, den Gang der Zeit mitzugehen, und nur noch den alten Wein in neue Schläuche gefüllt hat. Das mit der Mono-Hinterbandkontrolle ist z.B. für sich genommen kein Problem, es zeigt aber auf, dass das Gerät eigentlich nur eine Zweikopf-Maschine ist, und man mit dem Trick-Tonkopf Dreikopfbetrieb vortäuscht. Das Konzept wurde erstmals beim TK248 eingesetzt, und schon da von kaum jemandem verstanden. Das TK600 wurde dann nachgeschoben, um den Wunsch nach einem "richtigen" HiFi-Tonbandgerät zu erfüllen. Auch die Tipptasten am TK847 sind ja nur auf das alte Einmotorenlaufwerk draufgesattelt, man hatte zu der Zeit mit dem TK547 ja sogar noch ein Gerät mit dem furchtbaren Drehhebel im Programm, was auf ein recycletes TK1xx-Laufwerk deutet, und sich im Senkrechtbetrieb noch schlechter bedienen lässt als im Waagerechtbetrieb.

Über die Philips Maschinen 4504, 4420 und Co. kann man sagen, was man will - aber sie waren im Laden billiger als Grundig, deutlich besser vom Klang und den technischen Daten, und länger störungsfrei durchgehalten haben sie auch. Die Plastikorgie wie im 7150 gab es zu der Zeit auch bei Philips noch nicht.

Heute würde ich mir so ein Ding auch ins Regal stellen, am liebsten ein TK850. Damals hätte ich mir das Gerät nach den Erfahrungen mit meinem TK147 aber niemals gekauft, im Leben nicht. Grundig hat sich Mitte der siebziger Jahre mit seinen großen braunen Farbfernsehern dumm und dusselig verdient, und dabei gar nicht gemerkt, dass er für die Konsumenten der Zukunft überhaupt nichts mehr im Programm hatte. Den ersten Angriff, den die Japaner gestartet haben haben sie nicht über den Preis gewonnen, sondern mit klarer Marktanalyse - und als großer Tonbandgerätehersteller hätte man von Grundig schon erwarten können, dass wenigstens mal mit einem Auge auf die Konkurrenz geschielt wird. Was ich insgesamt noch weniger verstanden habe als die Serie TK847 und Co. ist das TS925/945. Statt einfach mal durchzuziehen mit zwei schönen modernen Kleinspulern und zwei richtigen Großspulern lässt man im unteren Segment die Gurken mit sechzigerjahre Wurzeln im Programm, und baut im oberen Segment zwei Geräte mit zwei unterschiedlichen Spulengrößen.

Das alles ist aber Geschichte, und hat nichts damit zu tun, ob so eine Kiste heute Spaß macht oder nicht. Ich habe auch ein TK600 und ein TS600 in der Sammlung, und konnte mir dazu schon einiges anhören - mir gefallen sie aber, und wenn Dir das TK847 gefällt, dann ist das doch das wichtigste, oder ?

@helmut - das TK46 hat seine Faszination aber daher bezogen, dass es auch technisch ganz weit vorne war. Mir fällt jetzt aus dem Stand kein Heimtonbandgerät in der noch bezahlbaren Kategorie ein, das Anfang der sechziger Jahre so ein Klopper war. Stereo, echte Dreikopftechnik, und man konnte es in Zwei- und Vierspurtechnik haben - in Zweispur hieß es TK47. Um zu begreifen, wie fortschrittlich das TK46 und TK47 war, muss man sich vor Augen führen, dass es von 1962 ist - da gab es noch keinen Stereo-Rundfunk, Kaum Stereo-Platten und auch kaum Stereo-Wiedergabetechnik. Grundig war immer ganz vorne dabei, und hatte über lange Zeit die richtige Nase dafür, welche Technik sich durchsetzt. Die Generation TK847 ist auch deshalb so enttäuschend, weil man an ihr merkt, dass der Glanz verloren war.

Gruß Frank
Zitieren
#12
Hallo Frank,

die erste Stereo-Revox, die D36, kam 1960 auf den Markt, also ca. 2 Jahre früher. Also sooooooo innovativ war das mit dem Grundig-Stereo 1962 nicht mehr.....

Grüße

Arno
Zitieren
#13
Hallo Frank!

Auch UHER hatte mit den Stereo Record Typen schon 1960
Stereo Bandmaschinen im Programm...

Hier z. B. die SR III:
   

Gruß
Wolfgang
Zitieren
#14
ihr versteht das irgendwie immer falsch, was ich sagen will.

Auch Telefunken hatte zu der Zeit schon ein Stereo Tonbandgerät im Programm, und wenn ich ein wenig wühle, finde ich wahrscheinlich noch ein paar Hersteller. Das Grundig TK46 war aber das einzige, was für einen Preis von deutlich unter 1000 DM diese Ausstattung und diese Klangqualität geboten hat. Die anderen Modelle waren entweder deutlich teurer ( Revox ) und/oder deutlich magerer ausgestattet.

Grundig hat das Rad nie neu erfunden, hat aber den Fortschritt lange Zeit massentauglich gemacht. In den siebzigern ist dann genau diese Eigenschaft verlorengegangen. Grundig wäre wahrscheinlich der Einzige in Deutschland gewesen, der von der Größe den Japanern die Stirn hätte bieten können. Aber er hat die Zeit nicht mehr verstanden, und als das Unternehmen Grundig dann Anfang der achtziger wieder aufgestanden ist, war Philips schon am Start.

Gruß Frank
Zitieren
#15
Hallo Frank!



Auch die UHER SR II/III kosteten deutlich unter 1000DM



Und waren ebenfalls reichhaltig ausgestattet (3 TK, dop-

pelte Aussteuerungsanzeige, usw. .



Das alles in deutlich weniger Gehäuse als eine TK46/47.



Beide Geräte haben wir betriebsbereit im Museum, und



schon speilen lassen.



Ob eine TK46 deutlich "besser klingt" als eine SR II/III,



das ist m. E. Geschmacksache. Ich habe keinen sig-



nifikanten Klangunterschied wahrgenommen. Sie klingen



halt "verschieden"...



Gruß

Wolfgang

PS.:  Ich habe Dich NICHT falsch verstanden. Sondern habe
nur eine Ergänzung beigesteuert.
Zitieren
#16
Lass man Frank. Das hast du schon recht gut ge- und beschrieben. Der alte Max war noch Kriegsgeneration. Der hat auch noch gewusst was es heißt nichts zu essen zu haben. Wo beim Wort "Masse" bei vielen Haiendern die Nase gerümpft wurde haben beim alten Max erst richtig die Augen gefunkelt. Er war im Grunde gerne Massenhersteller. Er war aber auch Technik begeistert. Allerdings wollte er schon auch immer ganz genau wissen was pro Maschine übrig bleibt. Dem Endverbraucher hat er glaube ich intellektuell nicht soviel zugetraut. In dem Sinne jedenfalls das er eine technische Entscheidung wirklich überblicken könnte. Da hat er sich wohl tatsächlich ein wenig in den 70er Generationen getäuscht.

Sieht man ja wie sich heute noch rein gefuchst wird in die Geräte obwohl es in der Spitze generell wenn dann nur um Klangnuancen ging. Das Spielchen für den normalen Arbeiter das normale Maschinchen, für Cheffe die deluxe mit Chromleistchen hier und Chromdrehschalterlein da hat er aber perfekt beherrscht. So haben die nach dem Krieg halt getickt. Die junge 68er Generation hat sich ja aber dann ganz bewusst von den Eltern abgewendet.

Ich Grunde war das mit den späteren TKs ja genau die Chromleistendenke. Der Nutzen soll für alle in etwa der gleiche sein nur der Cheffe bekommt halt noch den netten Unterbau dazu. Natürlich als optischer Blickfang das jeder sieht das der sich das auch leisten konnte. Das was schon noch Original seine Denke. Übersehen hatte er das es vielen neuen Kunden gar nicht mehr so sehr um optische Statussymbole sondern um das ging was dahinter steckte. Allerdings hat er damit schon noch Stückzahlen errreicht. Er würde wohl heute sagen er hat es richtig gemacht weil immer noch sehr viele so getickt haben wie er es erwartet hat. Um die anderen sollten sich halt dann andere Hersteller kümmern

VG
Martin
Zitieren
#17
Hallo Frank,

ich glaube Dich schon zu verstehen. Aber auch die Revox hat in der Schweiz (eine deutsche Preisliste habe ich leider nicht) laut der "Revoxbibel" von Peter Holenstein zwei Jahre vorher "nur" 1045 Franken gekostet (in Deutschland waren die Revoxgeräte meist billiger als in der Schweiz) und sie klingt auch heute noch überaus anständig (ich habe allerdings "moderne" Tonköpfe eingebaut).

Nur zur Klarstellung: Ich habe nichts gegen Grundig. Ich hatte mal eine Grundig TK 35, einen Reporter 500 und habe noch ein Reporter 300 allerdings in beklagenswertem Zustand. Es stimmt aber einfach nicht, dass Grundig mit diesem (!) Gerät noch besonders innovativ und günstig war. Im Gegenteil. Grundig war da schon spät dran.

Beste Grüße

Arno
Zitieren
#18
Man darf eines nicht vergessen. Der alte Max ist nicht als armer Mann gestorben. Der blieb persönlich erfolgreich bis an sein Lebensende. Auch die Erben konnten noch gut davon leben. Der Unternehmer lebt eben davon das er mehr gute als schlechte Entscheidungen trifft. Das war bei Max Grundig der Fall. Man braucht deshalb auch nicht zu hart mit ihm ins Gericht gehen. Letztlich hat kein deutscher HiFi Hersteller überlebt. Es können also auch nicht nur individuelle Fehler dazu geführt haben.

Was Geräte wie das TK46 anbetrifft. Es gibt noch genug davon zu kaufen. Grundig Geräte sind nicht selten. Es wurden also auch genug davon verkauft. Egal wie man das damalige Preis Leistungsverhältnis heute einschätzt. Je großer sein Unternehmen wurde desto mehr hat er Bereiche auch in andere Hände gelegt und die Bereiche am Erfolg gemessen. Er war wohl öfter mal in seiner neben seinem Büro liegenden Lehrlingswerkstatt unterwegs und immer auf der Suche nach jungen Talenten und er hatte zeitlebens immer auch neben seinem kaufmännischen Arbeitsbereich eine eigene Tüfftlerwerkstatt in die er sich gerne mal zurück gezogen hat. Als Techniker war er aber kein Friedel Münch der, wenn er schon längst mal ein Produkt benötigt hätte, endlos an seiner Maschine weiter entwickelt hat. Wenn etwas gut funktionierte und im Markt mit Gewinn plaziert werden konnte war es gut. Unternehmerisches Denken halt. Technisch könnte man schließlich immer endlos alles besser machen. Mit so einer Denke verdient ein Unternehmen aber kein Geld. Oder man muss in Nischen mit kleinen Stückzahlen denken.

VG
Martin
Zitieren
#19
Der Vergleich Revox / Grundig klemmt schon deshalb, weil die beiden Hersteller völlig verschiedene Ansätze verfolgt haben. "Revox war irgendwie immer eine Manufaktur" - den Spruch habe ich neulich irgendwo im Forum gelesen, und ich finde, dass er es ziemlich gut trifft. Studer hat den Profimarkt im Auge gehabt, und "nebenbei" auch Heimtonbandgeräte gebaut, die aber immer nach unten abgerundete Studiogeräte waren.

Grundig dagegen hat von Anfang an den Massenmarkt im Auge gehabt, sein Verdienst bestand nicht darin, Technologien zur Serienreife zu entwickeln, sondern sie massentauglich zu machen. Und da hat er beim Tonbandgerät von Anfang an ein glückliches Händchen gehabt.

Den großen Denkfehler hat Max Grundig in einem Fernsehinterview mit Joachim Fuchsberger selber preisgegeben. Er hat Audio und Video nicht als zwei Technologien gesehen, die parallel laufen können, sondern Video als Nachfolger von Audio. Fernsehen war für ihn der Nachfolger von Radio, und nach der Logik hat er sehr früh, wahrscheinlich zu früh, die Videotechnik mit Milliardenaufwand angeschoben, während er Audio als Auslaufmodell gesehen hat. So bis etwa Mitte der siebziger trugen die Verkäufe von großen braunen Farbfernsehern das Geschäft, und bescherten Max Grundig trotz dem Video-Desaster gute Gewinne, Max Grundig hat aber völlig übersehen, dass die potentiellen Käufer von großen braunen Farbfernsehern langsam der Rente entgegengingen, und die kommenden Konsumenten ausgerechnet an der Technik Interesse hatten, für die Max Grundig keine Zukunft mehr gesehen hat.

Das TK847 stammt entwicklungstechnisch aus der Zeit, wo sich Grundig im "Farbfernseh-Koma" befunden hat. Tonbandgeräte gehörten zum Sortiment, es wurde aber nichts mehr in technische und konzeptionelle Weiterentwicklung gesteckt. Ich kann es ja nur als Aussenstehender beurteilen, kann mir aber vorstellen, dass das Entwicklungsbudget für die Generation TK847 eher gering gewesen ist. Und bei den Nachfolgern wie TS945 und TS1000 erkennt man dann die aufkommende Hektik, die Fehlentwicklung so schnell wie möglich zu korrigieren. Das waren an sich moderne und gute Geräte, man hatte aber keine Zeit mehr, sich über das Produktmanagement Gedanken zu machen.

Was ich an dem ganzen Desaster so schade finde, ist, dass Grundig in der Zeit von 1978 bis 1980 bei HiFi eine gigantische Aufholjagd hingelegt hat, und man hier erkennen konnte, was für ein Know How und Potential bei Grundig vorhanden war. Der "Blitzkrieg" der Japaner in den Jahren davor hat aber zu Schäden geführt, von denen sich Grundig nie mehr erholt hat. Außerdem sank der Stern am HiFi Himmel schon in den frühen achtzigern auch für die Japaner wieder ziemlich schnell. Dass Max Grundig bis an sein Lebensende als Unternehmer erfolgreich blieb, stimmt so pauschal nicht. Dass er und seine Familie bis heute gut von dem Nachlass Max Grundigs leben konnten / können, liegt platt formuliert u.a. daran, dass er Philips so richtig schön über den Bock gezogen hat. Operativ war Grundig in den frühen achtzigern am Ende, und das lag im Wesentlichen daran, dass Max Grundig die Zeichen der Zeit nicht mehr erkennen konnte.

Das hat auch nichts mit "hart ins Gericht gehen" zu tun. Ich habe allergrößten Respekt vor Leuten wie Max Grundig, und finde, dass unser Land schon lange wieder welche davon vertragen könnte. Ich schreibe das nur deshalb, weil gerade die Geschichte von Max Grundig ein schönes Beispiel dafür ist, dass ein Charakter, der für großen Erfolg nötig ist, auch gleich Eigenschaften mitbringt, die zu seinem Untergang führen. Wenn ich mich in wenigen Jahrzehnten aus dem Nichts zu einem Multimilliardär hochgearbeitet hätte, würde ich mich am Ende vielleicht auch ein wenig wie Gott fühlen und beratungsresistent werden.

Gruß Frank
Zitieren
#20
(02.12.2021, 08:40)nick_riviera schrieb: Der Vergleich Revox / Grundig klemmt schon deshalb, weil die beiden Hersteller völlig verschiedene Ansätze verfolgt haben. "Revox war irgendwie immer eine Manufaktur" - den Spruch habe ich neulich irgendwo im Forum gelesen, und ich finde, dass er es ziemlich gut trifft. Studer hat den Profimarkt im Auge gehabt, und "nebenbei" auch Heimtonbandgeräte gebaut, die aber immer nach unten abgerundete Studiogeräte waren.

Nö, Revox (nicht Studer) war gehobene Masse, also quasi Mercedes und nicht Ferrari (ich ducke mich schon mal). Andere Hersteller (Braun, ASC ua) waren auch deutlich teurer

Von der A77 wurden etwa 365.000 Stück hergestellt (Quelle: http://www.theimann.com/Analog/A77/Versionen.html

Das ist keine Manufaktur, das ist pure Masse

Die Zahlen sind plausibel, meine damals spät gekaufte A 77 4 Spur hat die SN G 278 xxx (G für Deutschland, xxx als Datenschutz hier)


Grüße

Arno
Zitieren
#21
dann guck mal, über welchen Zeitraum die 365000 A77 hergestellt wurden, und vergleiche das, was zu der Zeit bei Grundig an Heimtonbandgeräten rausgegangen ist. Und in der Frühzeit, wo Grundig mit dem Modell 300 und 500 schon ganz ordentliche Stückzahlen verkaufte, hatte Studer noch das Dynavox Einmotorengerät im Sortiment, das das Band verkehrt herum aufwickelte.

Es waren schon sehr unterschiedliche Philosophien, die hinter den beiden Herstellern Grundig und Revox steckten. Klar war Revox keine Manufaktur, und hat industriell Geräte hergestellt - der Satz war nur als Metapher gemeint - aber trotzdem war die Verbandelung zwischen Profi- und Heimschiene immer zu spüren - selbst die A77 wurde in zahllosen Varianten im Profi-Umfeld eingesetzt, ohne "ein wenig Manufaktur" in einem großindustriellen Prozess wie bei Grundig wären solche Individualitäten nicht möglich gewesen. ich denke auch nicht, dass sich Revox und Grundig jemals ernsthaft in die Quere gekommen sind, die Kundenkreise waren einfach zu unterschiedlich. Revox Tonbandgeräte standen auch zumindest in Deutschland in kaum einem "Normalo"-Haushalt - wer sich eine A77 gekauft hat, hat schon eine etwas engere Affinität zu Musik und HiFi gehabt. Grundig Geräte hingegen standen in jedem zweiten Partykeller.

Gruß Frank
Zitieren
#22
Frage:

Hat mal jemand versucht in die TK 845/847 den Papst Motor aus der TK 46/47 etc. einzubauen?
Der Motor würde doch erheblich mehr Ruhe in das Gerät bringen.

Wenn ich den Schaltplan richtig interpretiere, ist der Netztrafo und der Motor eine Einheit.
Man müsste diese Einheit vom ursprünglichen Einbauort versetzen um dort den Papst-Motor ein zu bauen.
Und dann müsste man den Papst-Motor an die Original-Einheit anschliessen und den Bühler-Motor stilllegen.
Soweit meine Theorie, aber geht das elektr. überhaupt?
Viele Grüße
Volkmar
Zitieren
#23
Mit einem TK850 könnte ich dienen...
VG Jürgen
Zitieren
#24
soo, bald werd ich es selber erfahren, was von den Geräten zu halten ist:

   

Ich warte jetzt noch auf ein TK747 als Haubenspender, das stelle ich mir danach zur Sicherheit weg - die Schiebeschalter funktionieren  z.B. alle noch, machen aber einen sehr grazilen Eindruck, und lassen sich teilweise nur schwer schalten, z.B. die Vor-/Hinterbandkontrolle. Das Gerät an sich mach dagegen einen sehr soliden Eindruck, und es ist einfach eine sehr skurrile Zusammenstellung. Das Tonbandgerät als Zentrale einer HiFi-Anlage, sowas gibt es zwar auch von Philips, aber mit integriertem Tuner, sowas habe ich zumindest in Deutschland noch kein zweites Mal gesehen.

Ach ja, falls jemand eine Idee hat, wo man ein Emblem für die Lautsprecherbox herbekommt oder ein Paar Boxen mit guten Frontgittern zum Schlachten, ich bin für jeden Tipp dankbar.

Gruß Frank
Zitieren
#25
Glückwunsch zur Grundig ! Sieht gut aus !

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
Zitieren
#26
(23.12.2021, 09:46)nick_riviera schrieb: Das Tonbandgerät als Zentrale einer HiFi-Anlage, sowas gibt es zwar auch von Philips, aber mit integriertem Tuner, sowas habe ich zumindest in Deutschland noch kein zweites Mal gesehen.

Grundig hatte auch noch den TK 2400 FM, und von Max Ihle gab es das Phono-Rex mit integriertem Mittelwellenempfänger. Aber als große Bandmaschine mit integriertem Radioempfänger dürfte der TK 850 FM tatsächlich einzigartig sein.

Heute mag das ja eine nette Kuriosität sein, aber wer 1975 sowas gekauft hat (und warum), würde mich schon interessieren. Huh
Zitieren
#27
Das TK850 hat ja nicht nur ein Radioteil, sondern im Prinzip einen richtigen Receiver mit Eingangswahlschalter, mehreren Anschlüssen, Phonovorverstärker, und man konnte sogar ein vollwertiges zweites Tonbandgerät anschließen. Das TK850 wurde auch im Bundle mit den gezeigten Boxen verkauft, da fehlte dann nur noch ein Plattenspieler zur vollständigen HiFi-Anlage. Ich denke, das war für Leute mit Platzmangel konzipiert, sowohl Tonbandgerät als auch Boxen sind sehr flach und für Wandaufhängung geeignet.

Der Gipfel der Skurrilität, den es von Grundig in zahlreichen Varianten gab, war für mich das hier:

https://www.hifi-wiki.de/index.php/Grundig_PC_500

Ein Tapedeck und ein Plattenspieler in einem kompaktanlagen-ähnlichen Gehäuse zum Anschluss an einen externen Verstärker/Receiver, eigentlich muss man so ein Gerät neben das TK850 stellen, dann ist das sicher die skurrilste Stereoanlage im Haus. Für mich sind solche Geräte der Beleg für die Orientierungs- und Konzeptlosigkeit, die bei Grundig Mitte der siebziger Jahre geherrscht, und das Unternehmen dann kurz später ins Trudeln gebracht hat. Genau deshalb sind solche Geräte aber heute für mich so interessant.

Gruß Frank
Zitieren
#28
Nicht schlecht. Ist ein Dual 1249 Riemenwechsler eingebaut.

Gab es aber auch von Braun.

https://www.hifi-wiki.de/index.php/Braun_PC_1

VG  Martin
Zitieren
#29
... und den haben die Leute dann ja auch sofort gepflückt - ich gucke schon länger nach so einem Teil, wenn mal eins zu bezahlbarem Preis auftaucht, fehlt eigentlich immer der Plattenspieler, man kann das aber nicht mit einem Standard Dual ergänzen, weil der farblich anders gestaltet ist - Grundig Duals waren bis auf die kleinen Dreher der ersten Serie komplett schwarz, und normale Duals hatten noch sehr lange silberne Zierteile.

Den 1249 wollte auch lange niemand haben, weil er technisch gesehen eine ziemliche Krücke ist. Aber mittlerweile prügeln sich die Leute ja um alles, wo HiFi drauf steht, und was älter als 30 Jahre ist.

Das Braun Gerät kannte ich noch nicht, danke für das Bild. Da stellt sich mir aber nochmehr als beim Tonbandgerät die Frage, wer sowas kauft. Eine echte Kompaktanlage hat ja für technische Laien noch den Vorteil, dass man die Komponenten nicht mehr verkabeln musste, aber hier ?

Gruß Frank
Zitieren
#30
Naja, bei den Haiendern gehört es ja zwischenzeitlich zum guten Ton über die Dual Riementriebler her zu ziehen. Darf man nicht so eng sehen. Der 1249 hat den gleichen Subteller wie der 601. Wechseln kann er noch dazu. Ich finde den jetzt nicht so unattraktiv.

VG

Martin
Zitieren
#31
(23.12.2021, 10:22)nick_riviera schrieb: Der Gipfel der Skurrilität, den es von Grundig in zahlreichen Varianten gab, war für mich das hier:

Kannte ich noch nicht, danke. Big Grin

Ideen hatte Grundig ja damals. Dummerweise allerdings scheinbar viele, für die es keine Kunden gab.
Zitieren
#32
Ich habe hier von unserem dörflichen Elektrohändler (er verkaufte zu TK850-Zeiten nur Grundig und AEG-braune und weisse Ware halt) noch einige Revuen. Darin schrieb er immer fein säuberlich seine Abgabepreise. So aus der Revue 1976:
-TK850 mit den 313er Boxen =1428,-DM

-TK847=1148,-DM
Der kleinste damals erhältliche HiFi-Receiver war der RTV 901, allerdings schon mit 2*35W
= 798,-DM
-2 Boxen 313 zusammen=256,-DM

Die kleinste HiFi-Stereoanlage mit dem TK847 kostete also komplett über 2200,-€
Dagegen war die TK 850-Anlage schon ein Schnäppchen. Und dann alles auf kleinstem Raum mit der Möglichkeit der Wandmontage.

Aber es stimmt schon, die typische Klientel für kleine Hifi-Anlagen bevorzugte dann doch eher die Kompaktanlage komplett mit Plattenspieler und Kassette. Bei Grundig hochtrabend "Studio" genannt.
Ein großer Markterfolg war das TK850 sicher nicht aber immerhin konnten dank Bausteintechnik die TK847-Laufwerke bei einer weiteren Klientel vermarktet werden, die vielleicht noch alte Tonbänder besass.

Die Ursachen für Grundigs wirtschaftliche Schwierigkeiten so Ende der Siebziger waren sicher vielfältig. Ich wäre zu der Zeit jedenfalls als ambitonierter HiFi-Freak kaum auf die Idee gekommen, Grundig-HiFi zu kaufen. Das Design war schon sehr "altbacken". Ich hätte immer etwas japanisches gekauft. Einen Grundig Fernseher hätte ich aber schon gekauft. Und da war Grundig stark und verdiente sein Geld damit.

Grüße
Frank
Zitieren
#33
(23.12.2021, 10:56)leserpost schrieb: Naja, bei den Haiendern gehört es ja zwischenzeitlich zum guten Ton über die Dual Riementriebler her zu ziehen. Darf man nicht so eng sehen. Der 1249 hat den gleichen Subteller wie der 601. Wechseln kann er noch dazu. Ich finde den jetzt nicht so unattraktiv.

VG

Martin

wenn er läuft, spielt er auf dem Niveau des 701. Das Problem des 1249 ist, dass er irgendwann mal nicht mehr richtig läuft, und wenn Du einen angeschossenen 1249 überholen willst, fällst Du in eine Schlangengrube, das machst Du sicher kein zweites Mal mehr. Mir ist es bis heute ein Rätsel, mit was für Apparaturen diese Laufwerke am Produktionsband justiert wurden, dass man sowas in Großserie produzieren kann.

Der 601 ist ja so ähnlich, nur halt ohne Wechselmechanik. Der ist schon schlimm, wenn er in die Jahre kommt, und beim 1249 kommt da noch die Wechselmechanik mit dem höhenverstellbaren Tonarm dazu, die schon im 1219 und 1229 eine Quelle der Freude sein kann.

Was die Haiender glauben, das ist mir weitestgehend egal. Die stellen auch den Antriebsmotor für ihre Bohrinsel ins Nebenzimmer und verlegen eine Transmission im Haus, wenn Audio schreibt, dass man nur so eine gute akustische Entkopplung hinbekommt.

Gruß Frank
Zitieren
#34
Das stimmt schon. An einem 1249 kann man tatsächlich scheitern. Ist nun auch schon wieder Jahre her das ich einen in den Fingern hatte. Damals waren die aber auch noch günstiger. Bei den heutigen Preisen verspüre ich wenig Lust mir mal wieder einen vorzuknöpfen. Ich muss allerdings zugeben das ich von meinem Technics SL - QX 300 im Grunde überhaupt nicht weiß wie er genau funktioniert. Das wüsste ich bei einem 1249 schon eher wo ich hinlangen müsste.

VG
Martin
Zitieren
#35
Hallo,

gerade die Geschichte vom TK 847 gelesen. Freut mich natürlich, dass ein solches Gerät wieder schön funktioniert. Ich glaube ich habe 3 Stück von denen, eines war (das mit dem Hammer) zum Ausschlachten gedacht, lebt aber wohl noch. Ein 747 auch. Leider ist es bei meinen Geräten so, dass die Zwischenrolle
an der Schwungscheibe unruhig läuft, schnarrt und rappelt. Alles schon zerlegt gehabt, wenig Besserung. Fürchterlich, an das Bauteil heranzukommen.
Ist das bei Euren Geräten auch so?
Mich nervt das, obwohl das Modell als solches wirklich gut klingt. Als Junge Mitte der 70er wäre es ein Traum gewesen, so eines zu besitzen, Grundig empfand ich als sehr gut damals und das Design erschien als modern, lag wohl an dem Ruf, an der Möblierung der elterlichen Wohnung und der Werbung. Das erste (1979 gebraucht gekaufte ) Royal de Luxe ließ Grundig bei mir aber schnell in Vergessenheit geraten.

Viel Freude damit weiterhin
Gruß
Peter S.
Zitieren
#36
hi Peter, ich habe gestern das TK850 probelaufen lassen - klar ist das nicht so leise wie ein Dreimotorer mit direkt angetriebenen Wicketellern, aber schnarren und rappeln höre ich keins. Wenn eine Rolle unruhig läuft, liegt es entweder am Gummibelag, oder, dass verharztes Fett im Spiel ist, oder, dass an der Lagermechanik was ausgeschlagen oder verschlissen ist. Ich bin ehrlich gesagt immer wieder fasziniert, dass so ein Hebelchen- und Rollengrab überhaupt so lange störungsfrei funktioniert. Von der Vorgängergeneration TK1xx und TK2xx weiß ich, dass die bei intensiver Nutzung schon nach wenigen Jahren anfingen, mit der Mechanik Ärger zu machen.

Ich suche noch eine Abdeckhaube für das TK850 - im Moment habe ich einem TK747 eine Haube geklaut, das ist aber eigentlich schade, weil die kleine Maschine vom Zustand besser ist als das TK850.

Gruß Frank
Zitieren
#37
nochmal hochholen den Thread - das TK850 dudelt jetzt seit Tagen bei mir im Büro, ich höre einen Karton BASF-Bänder aus den siebzigern durch, der mir vor einigen Monaten zugelaufen ist, und bin immer wieder erstaunt über die Klangfülle, die aus den kleinen Kompaktboxen Typ 313 kommt, mit denen man das Gerät damals im Paket kaufen konnte. Das Gerät mag konzeptionell ziemlich schräg sein, es macht aber auf jeden Fall eine Menge Spaß. Mittlerweile habe ich auch ein paar optisch passende Metallspulen auftreiben können - ich stelle die Geräte immer gerne mit originalen Spulen ins Regal. Was mir generell bei diesen ganzen "Holzklasse"-Geräten auffällt, ist, wie schwer es ist, Ersatzteile und originales Zubehör zu finden. Auch bei der Philips Plastikmaschine N7300 habe ich fast genauso viel Geld wie für das Gerät selber für originale NAB-Adapter und ein paar originale Metallspulen mit Philips Aufdruck ausgegeben. Zumindest ein paar neuwertige Tonköpfe als Reserve würde ich mir für das TK850 schon gerne in die Schublade legen.

Gruß Frank
Zitieren
#38
Hallo Frank,
zur Ehrenrettung der Heimtonbandgeräte wie TK 850 muss man natürlich sagen, dass das Ersatzteilthema zum Beispiel bei Revox immer einen ganz anderen Stellenwert hatte als bei den "normalen" Brot und Butter-Herstellern. Obwohl man bei Grundig relativ lange gut versorgt wurde. Die Tonköpfe der TK40er bzw Tk300er-Serie gab es z.B. Mitte der 80er noch für erträgliche Kosten (ich meine, so 50 bis 60 DM) zu kaufen.
Bei Revox war das ganz anders aufgestellt, schon, weil die ja aus der professionellen Abteilung andere Anforderungen gewohnt waren. Allerdings!
Wenn sich Revox auch stolz auf die Fahnen geschrieben hat, auch für Uralt-Modelle noch Teile zu liefern, so musste man die Preise bedenken.
- Im Jahr 1994 habe ich für meine G 36 ein neues Zählwerk bestellt. Sollte 170 DM plus MWst kosten. Habe ich wieder abbestellt.
- Im Jahr (etwa) 2004 sollte ein Capstanmotor für die A77 um die 800 Euro kosten. Habe ich, Überraschung, nicht bestellt.

Noch dazu kommt, dass Händler alte Ersatzteile für Marken wie Grundig, Telefunken usw beim Aufräumen eher mal weggeschmissen haben als Teile für "edle" Fabrikate wie Revox, Thorens usw. Entsprechend seltener tauchen sie heute auf.
Und als letzten Aspekt gebe ich noch zu bedenken: Ein Tonkopf für Revox für 200 Euro kauft man, wenn es sein muss, mit zusammengebissenen Zähnen, aber mit dem Bewusstsein, es ist ja in dem guten Gerät gut investiert. Ein Tonkopf für 80 Euro für ein TK 850 ist deutlich teurer als das ganze Gerät wert ist, da zuckt man deutlich mehr zusammen.

VG Stefan
Zitieren
#39
sind eigentlich die Tonköpfe von allen Dreikopfgeräten dieser Serie identisch ? Also TK745, 845, 747, 847 und 850 ? Oder hat das TK850 andere Köpfe, ähnlich wie davor bei TK248 und TK600 ?

Gruß Frank
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste