GRUNDIG 5010 zugelaufen...
#1
Letzten Samstag ist mir ein edles Tonmöbel zugelaufen,
ein Grundig 5010. :https://www.radiomuseum.org/r/grundig_5010_5010w.html
Leider ist der Zustand eher solala, wie folgende Bilder zeigen:

[Bild: 39715633sr.jpg]
Rechts stand das Gerät immer am Fenster, da ist das Holz etwas rissig und ausgeblichen.  Undecided

[Bild: 39715634dr.jpg]
Das mit dem "Netzstecker ziehen" hat sich auch erledigt...  Angry

[Bild: 39715635ck.jpg]
Der "Radio Knörzer" hat sich leider seit geraumer Zeit aus der Geschäftstätigkeit zurückgezogen.
Zitat:Bei den Experten ist Willy Knörzer heute noch als Box-Promoter bekannt und im April 1960 übernahm er auch den Vorsitz der Stuttgarter Kickers. Wenige Wochen später sprang er in Stuttgart von einer Brücke in den Tod. „Das Boxen war sein Leben, aber es hatte ihn ruiniert“, so erinnert sich Oskar Beck im März 2011 in der Stuttgarter Zeitung. Damit war auch das Ende von Radio Knörzer gekommen.
Und hier iast der regionale Bezug dazu:
https://static1.akpool.de/images/cards/21/214841.jpg
https://www.flickr.com/photos/khiltscher/13019369494/ 
www.fernsehmuseum.info/index.php?eID=tx_cms_showpic&file=uploads%2Fpics%2F1951-Planken-Mannheim-aussenansicht.jpg&width=1280m&height=1024m&bodyTag=<body style%3D"margin%3A0%3B background%3A%23fff%3B">&wrap=<a href%3D"javascript%3Aclose()%3B"> | <%2Fa>&md5=42f61c8cdcd21a7579eb0e2102b523f6
http://www.fernsehmuseum.info/1951-plank...nheim.html

[Bild: 39715638us.jpg]
Die Rückwand macht weitgehend einen guten Eindruck, in der Mitte ist aber ein seltsames Loch,
und was zum Geier ist das da oben rechts?  Huh

[Bild: 39715644fq.jpg]
Der Schalter ist definitiv nicht okinol!  Rolleyes

Also gucken wir mal rein:
[Bild: 39715647sh.jpg]
Alle leckeren Elektronenröhrlinge sind unter einer dicken Staubschicht noch vorhanden,
erschreckend, der Radio stammt doch aus einem urschwäbischen Haushalt!  Tongue

[Bild: 39715650yd.jpg]
Kehrwoche bzw. Saugwoche wäre mal dringend angeraten!  Big Grin

[Bild: 39715654iu.jpg]
Der ominöse Schalter diente wohl zur Lautsprecherabschaltung... sowas hab ich schon ein paarmal
in Oparadios gesehen- warum machte man das bloß....  Dodgy
Zum Glück läßt sich das ohne größere Eingriffe rückgängig machen, oder ich laß es drin, mal sehen...

So, das wird wohl meine erste "richtige" Restauratierung, ich hab allerdings bloß eine "Wohnzimmertisch" bzw. "Terassentisch"-Werkstatt,
wobei letztere zur Zeit aus Witterungsgründen geschlossen hat.
Holzarbeiten fallen deswegen erstmal 1. aus obigen, und 2. kenntnislosen Gründen aus.

Erst wird der Gerät mal ordentlich durchgeblasen:
[Bild: 39727985yv.jpg]

[Bild: 39727987ok.jpg]

[Bild: 39727988ua.jpg]

[Bild: 39727989tg.jpg]

[Bild: 39727990gf.jpg]

So sieht das doch schon manierlicher aus. Smile
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#2
"Der ominöse Schalter diente wohl zur Lautsprecherabschaltung... sowas hab ich schon ein paarmal
in Oparadios gesehen- warum machte man das bloß...."

Sowas hatte mein Vater auch an unserem "Dominante" angebracht. Damit wurden die Lautsprecher abgeschaltet, wenn das kleine Küchenradio per Kabelverbindung als Lautsprecher für das damals sehr teure UKW-Radio diente. Die Küche war der Hauptlebensraum unserer Familie und das große Radio stand in der "guten Stube", die wenig benutzt wurde.
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#3
Danke für den Einblick in das Röhrenzeitalter. Der Betrag gehört wegen dem Fehlen eines integrierten Tonbands aber dennoch nicht hier rein. Es ist daher besser dort aufgehoben "Verstärker/Phono/Decks..." und sollte auch verschoben werden. Ansonsten könnte man die Struktur des Forum natürlich auch deutlich weniger Strukturiert gestallten. Wäre evt. eine Alternative zum Verschieben.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

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#4
damit Du nicht gar so erbost bist, hier ein paar Impressionen von meiner 9010 - das ist die Musiktruhe, die ein 5010 Chassis mit stärkerer Endstufe besitzt, und die auch ein Tonbandgerät enthält, eins aus der ersten Heimtonbandgeräte-Serie von Grundig:

[Bild: 00001.jpg]

[Bild: 00002.jpg]

[Bild: 00003.jpg]

[Bild: 00004.jpg]

[Bild: 00005.jpg]

[Bild: 00008.jpg]


Diese Truhe unterscheidet sich technisch vom Tischradio dadurch, dass sie ein separates Anodenspannungs Netzteil für die Endstufe besitzt, und die Endröhren keine normalen EL12 sind, sondern EL12/375. Laut Prospekt soll das Tischradio 5010 15 Watt Sprechleistung haben, und die Truhe 9010 25 Watt. Um diese Leistung richtig einordnen zu können, muss man sich vor Augen führen, dass ein normales großes UKW-Radio mit einer EL84 als Endröhre um die vier Watt an die Lautsprecher bringt.

In der 9010 sind zusätzlich andere Ausgangsübertrager verbaut, die zwei komplette Sätze der Lautsprecher versorgen, die im 5010 verbaut sind. Das Tonbandgerät ist das 700, das dritte Modell der "Ur-Serie" mit zwei Geschwindigkeiten und deutscher Spurlage. Der Plattenspieler in der 9010 war ebenfalls etwas besonderes, die Sonderklasse-Version des "Ur-Rex" von PE. Diese unterschied sich von der Standardverson dadurch, dass ein Magnetsystem verwendet wurde, ein Entzerrer Vorverstärker mit Doppel-Triode in den Plattenspieler eingebaut war, und der zusätzlich eine Art Drehzahl Feinabstimmung besaß, die mit einer Wirbelstrombremse funktionierte.

Ich denke, das Tischradio 5010 und die Truhe 9010 waren von der "akustischen Durchschlagskraft" das fetteste, was die deutschen Hersteller während der ganzen Röhren-Ära auf die Beine gestellt haben. Prieslich hat das Tischradio schon mehr als zwei Monatslöhne gekostet, die Truhe lag mit 3250 DM nur gut 500 DM unter dem, was damals der einfachste VW Käfer gekostet hat. Die Geräte sind fast nur von Leuten gekauft worden, die sie gewerblich genutzt haben, z.B. Hoteliers, und deshalb unzerstört kaum zu finden. Auch bei meiner, die in einer Privatvilla gestanden hat, sind diverse Schäden dran, für die ich bis heute keine Lösung gefunden habe. Was wirklich unzerstörbar ist, ist das Tonbandgerät, das noch auf eine Lumophon Konstruktion zurückgeht. Erst mit dem Nachfolgemodell TK9 kam das erste "echte" Grundig Tonbandgerät auf den Markt.

Die Truhe, die sich auf einem Foto so schüchtern hinter der 9010 versteckt, ist übrigens eine 9080 - fünf Jahre jünger und kleiner, aber gleiches Konzept. Das größte Tischradio im Programm noch einmal aufgeblasen, Tonbandgerät - in dem Fall ein TM819 - und Plattenspieler mit Magnetsystem. Die 9080 hat sogar eine Kabelfernsteuerung.

@Bandsalatvorkoster - ich habe noch ein schlechtes 5010, das ich mir als Teileträger für die Musiktruhe auf die Seite gestellt habe. Falls Du etwas brauchen solltest, kannst Du Dich gerne melden.

Gruß Frank
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#5
;-)

Danke Dir Frank.

Gruß

Thomas

PS: Imposante Einrichtung!
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#6
hi Thomas,

danke für die Blumen - bis 2010 hatte ich mein kleines "Museum" in unserem Reihenhaus in Dortmund, zwar beengt, aber so, dass man die Geräte auch nutzen und an ihnen schrauben konnte. Dann haben wir uns ein großes Haus gekauft, und bevor ich dazu gekommen bin, alles mal richtig aufzustellen, bin ich zuerst im fünfzigsten Lebensjahr noch einmal Vater geworden, und danach kamen Jahre, die von Krankheit dominiert waren. Ulkigerweise führt jetzt gerade eine Pandemie dazu, dass ich mal die Muße finde, meine ganzen Schätze wieder auszugraben und weiterzumachen - siehe auch hier: https://tonbandforum.de/attachment.php?aid=36847

Gruß Frank
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#7
Hi Frank,

ja die tolle Braun-Anlage, finde ich grandios.

Ich habe etwas in der Art auch,

 einmal dies hier:

   

und eine weitere Serie in Schwarz mit CEV520, PS500 und TG1020

Gruß

Thomas
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#8
cool - silber finde ich persönlich schöner als schwarz, die Quadronanlage gab es aber ab Werk nur noch in einer Farbe. Es gibt nur ein paar silberne Quadrostudios, die aus Prototypen zusammengebaut sind.

Gruß Frank
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#9
Auch von mir ein Dankeschön für diese tollen Einblicke in die Radiotechnik der Fünfzigerjahre.

15 Watt Sprechleistung waren damals schon ein selten erreichter Spitzenwert. Daß es auch Truhen mit 25 Watt gab war mir bisher unbekannt.

Daß der Thread hier etwas unglücklich platziert wurde ist ja schon erwähnt worden.
Ich nehme das mal zum Anlaß, an einen anderen Thread zu genau diesem Thema zu erinnern, der leider im Lauf der Jahre schon tief in die Katakomben des Forums abgesunken ist.
https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=12088

Gruß
TSF
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#10
Ich sitze hier gerade im Stadium fortgeschrittener Fassungslosigkeit am Schreibtisch. Exclamation
Da hab ich mir ja wirklich was angelacht... über die Historie des Gerätes weiß ich (bis jetzt) nur so viel, daß der Käufer bereits 1990 verstarb, seine Gattin mit 81 vor 2 Monaten- aus der Wohnungsauflösung hab ich das Ding auch her.

Angesichts der Wertigkeit des Klangmöbels werde ich mich dann doch mit dem nötigen Respekt einer elektrischen Sanierung annehmen-
obwohl ich eine solche, in dieser Größenordnung, noch nie vorgenommen habe. Mit meinen bisherigen Geräten hab ich einfach nur Glück gehabt, außer kleineren Eingriffen war nie eine Groß-OP nötig.

Das muß sich jetzt alles erstmal setzen, und ich muß ir-gend-wie Platz schaffen. Cool 

To beer continued. Tongue
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#11
letztlich ist das 5010 auch nur ein normales Radio, nur halt an einigen Stellen etwas größer. Die weißen Tasten ( später gab es elfenbeinfarbene ) der frühen Jahre sind fast immer rissig, der Ebayer, der sie als Nachfertigungen angeboten hat, hat scheinbar aufgegeben.

Falls Du noch keine Röhrengeräte repariert hast, denke bitte dran, dass das Netzteil in so einem Radio runde 250 Volt Gleichspannung abgibt, die dann fast überall im Gerät anliegen können. Zwar ist dank des Netztrafos eine galvanische Trennung zum Stromnetz gegeben, so dass kein Strom gegen die Erde fließen kann, wenn Du irgendwo dranpackst. Aber dennoch sollte man beim Arbeiten die selben Vorsichtsmaßnahmen einhalten, die man auch einhält, wenn man eine Steckdose in der Wand repariert, und zusätzlich daran denken, dass der Lade-/Siebelko im Netzteil auch nach dem Steckerziehen noch genügend Leistung bereithalten kann, um lebensgefährlich werden zu können.

Dein Radio sieht nicht wie eine Kellerleiche aus, innen wirkt es auf den Fotos fast neuwertig, da kann doch eigentlich nicht viel kaputt sein. Wenn Du Dich so einem Dampfer noch annähern musst, und etwas praxisbezogene Starthilfe brauchst, kann ich Dir den ersten Teil der Buchreihe "Radios der Fünfziger Jahre" von Eike Grund empfehlen. Ist alles kein Hexenwerk, wenn man Elektronik-Grundwissen und keine zwei linken Hände hat, man muss nur ein paar Spezialitäten kennen.

Wenn das Radio sehr lange gestanden hat, neigen besonders die Röhren, wo der Glaskörper in einen Bakelitsockel gekittet ist, zum Luft ziehen. Wenn man so eine Röhre dann sofort voll in Betrieb nimmt, kann das besonders beim magischen Auge ein teurer Fehler werden. Das mindeste, was man tun sollte, ist, die Anodenspannung im Radio abzuklemmen, und die Röhren einige Stunden nur mit der Heizspannung "glühen" zu lassen. Noch besser ist es, wenn man den ersten Einschaltversuch mit Regeltrafo und Amperemeter durchführt.

Gruß Frank
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#12
Einer meiner ersten Blicke bei einem Röhrenradio geht bei mir (nach der Rückseite, um Unversehrtheit des Lautsprechers und Vorhandensein aller Röhren zu prüfen) von unten ins Eingemachte. Dort gilt er besonders den Kondensatoren. Wenn ich den Eindruck erhalte, dass die innen noch einen Papierwickel haben (die Internet-Suchmaschine deines geringsten Misstrauens sollte mit dem Stichwort "Problemkondensatoren" sehr schöne Beispielbilder liefern), kommt das Gerät gar nicht erst ans Stromnetz, bevor die ausgetauscht sind. Wer genau weiß was er tut, kann auch das Radio mit Regel-Trenntrafo und Strombegrenzung kurz einschalten und eventuell an kritischen Stellen Spannungen messen, aber ansonsten empfiehlt sich leider ein Kahlschlag.

Der Hintergrund: ein solcher Kondensator besteht ja aus Metallfolien, die mit einer Zwischenlage zuverlässig voneinander isoliert sein müssen. Wenn diese Zwischenlage eine Kunststofffolie ist, geht das nahezu unbegrenzt gut, außer in einigen extremen Belastungsszenarien. Wenn die aber aus Papier ist, wird die mit der Zeit elektrisch leitend, z.B. durch die Luftfeuchtigkeit, und anstatt Gleichstrom völlig abzublocken, wird der Kondensator zum Widerstand. Das kann zur Überlastung und damit zum Tod vor allem der Endröhre führen.

Fast alle Chassis-Fotos eines 5010 im Internet zeigen moderne Kondensatoren, also würde ich davon ausgehen, dass ein Tausch notwendig ist. Ein genauer Blick ins Radiomuseum zeigt auch, dass original tatsächlich Papierkondensatoren en masse verbaut waren. Bei diesem Baujahr hätte mich alles andere auch gewundert.
https://www.radiomuseum.org/r/grundig_5010_5010w.html

Folienkondensatoren kamen Ende der 50er allmählich auf und setzten sich dann sehr schnell durch, aber bis so Mitte der 60er wäre ich bei unbekannten Geräten etwas vorsichtig. Mein Robuk RK-3 (gebaut ab 1963) hatte noch einige Problemkandidaten verbaut.

Wer keinen passenden Trafo hat, sollte zumindest irgendwoher eine böse 100-Watt-Glühlampe samt Fassung besorgen und sich von jemand, der sich mit Netzspannung auskennt, die mit einem Stecker und einer Steckdose so verbinden lassen, dass eine Reihenschaltung entsteht. Die begrenzt dann im Falle eines Kurzschlusses im Radio den maximal fließenden Strom. Sie sollte im Einschaltmoment kurz aufleuchten und dann fast verlöschen. Bleibt sie hell, ist Suche nach dem Kurzschluss angesagt.
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#13
Noch ein kleiner Hinweis, wenn das Radio estmals in Betrieb genommen wird: Achte darauf, dass der selbst eingebaute Schalter die Lautsprecher nicht ausgeschaltet hat. Röhrenendstufen mögen es überhaupt nicht, ohne Last betrieben zu werden! Die Endröhre könnte sonst schnell ihr Leben aushauchen...
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#14
@Ragnar_AT - auch wenn Deine Betrachtungen mit den Kondensatoren in der Theorie richtig sind, bin ich trotzdem ein Feind solcher Radikalkuren.

Zuerst mal besteht gerade bei handgelöteten Geräten ein hohes Risiko, dass man sich beim Entfernen der Bauteile Fehler einbaut, die vorher gar nicht da waren. Dann sind es nur wenige Kondensatoren, die im Defektfall Folgeschäden anrichten können, und last but not least hängt es weniger von der Kondensator-Technologie als von der Pflegehistorie des Radios ab, ob die Bauteile defekt sind oder nicht. Ich kenne mehrere Vorkriegsradios, wo sogar noch der originale Lade/Sieb-Elko aus den dreißiger Jahren eingebaut ist, und funktioniert, andererseits habe ich erst neulich eine Tüte voller nagelneuer Rifa Entstörkondensatoren wegwerfen müssen, weil die nur durch zwei Jahre rumliegen in meiner Kellerwerkstatt rissig geworden sind.

Meiner Meinung nach ist es am schlauesten, sich einen billigen Regeltrafo zu beschaffen - ohne Trennfunktion gibt es die manchmal für ein paar Euro - und dann das Radio nach der Methode in Betrieb zu nehmen wie es in dem Buch von Eike Grund beschrieben ist. Sogar alte Netzteilkondensatoren lassen sich meist retten, wenn man sie vorsichtig hochfährt.

Bei alten Radios gibt es eigentlich nur wenige Teile, die wirklich schwer zu ersetzen und/oder teuer sind. Der Netztrafo ist z.B. so ein Teil oder das magische Auge. Bei den meisten Elektronik-Bauteilen kann man unbesorgt das Risiko eingehen, denn selbst ein Satz EL12 ist für kleines Geld zu haben. Was ich aber z.B. immer in die alten Radios einbaue, ist eine "fliegende" Sicherung zwischen Anodenspannungswicklung des Netztrafos und dem Eingang des ( Selen ) Gleichrichters. Wesentlich häufiger als die Elkos gehen nämlich die Selengleichrichter hoch, und nehmen gerne den Netztrafo mit ins Grab. Aber Bauteile-Tauschorgien schaden meiner Meinung nach mehr, als dass sie nützen.

@hannoholgi - auch Du hast grundsätzlich natürlich recht, aber auch beim Betrieb ohne Lautsprecher gilt bei Röhrenradios, dass man sie nicht so sehr mit Samthandschuhen anfassen muss wie Halbleiter-Geräte. Wenn man das Radio nicht stundenlang ohne Last betreibt bzw. so weit aufdreht, dass der Ausgangsübertrager von alleine Musik macht, kann eigentlich nichts passieren.

Gruß Frank
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#15
Danek für die Tips mal so weit, ich hab inzwischen eine böse Glühbirne aufgetrieben (mein Onkel kann halt nix wegwerfen... Big Grin ), und ein Regeltrafo ist mittlerweile auch aufgetaucht (danke an den unbekannten Spender). Wenn ich mal Zeit hab geht das Projekt weiter, es sind noch andere Baustellen offen. Tongue
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#16
Moin aus Hamburg!

Darf ich hier mal mit einer Nachfrage an Frank reingrätschen? Frank schrieb:

"Was ich aber z.B. immer in die alten Radios einbaue, ist eine "fliegende" Sicherung zwischen Anodenspannungswicklung des Netztrafos und dem Eingang des ( Selen ) Gleichrichters."

Ich habe dieses schöne alte Röhrenradio, ca. 1961.


   

Es funktioniert bis auf ein leichtes Brummen wunderbar, aber ich vermute, dass aufgrund des Alters in Inneren Probleme lauern. Um schwereren Schäden vorzubeugen, würde ich gerne Franks Idee aufgreifen und eine fliegende Sicherung einsetzten. Aber wo und mit welchem Wert? Zur genauen Identifikation des Kabels; Welche Spannung werde ich dort messen können? Ein Ausschnitt aus dem Schaltplan mit dem vermuteten Einbauort findet ihr hier:

   

Grüße

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#17
Hallo Hannes,
das ist ein Gleichrichter für maximal 75 mA Dauerstrom.
Da wird normalerweise wohl weniger fließen außer vielleicht beim Einschalten.
Da würde ich mal mit 0.16 A mittelträge oder träge Probebetrieb machen.
Falls schon Kurzschlüsse auf ihre Einsatz lauern und du noch irgendwo eine 15W Glühbirne rumliegen hast, könntest du die als Kurzschluß-Signal-Lampe in Serie einbauen. Dann erübrigt sich die Sicherung.

MfG Kai
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#18
Hallo Kai,

danke für Deine Hinweis!

Beim nächsten C-Besuch werde ich die Teile für die fliegende Sicherung kaufen.

Viele Grüße und PX

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#19
vielleicht noch eine Begründung, wieso diese Sicherung Sinn macht - die alten Selengleichrichter gehen öfter mal kaputt, machen dabei Kurzschluß, und wenn man mit dem Abschalten wartet, bis es nach Strom riecht, hat der Netztrafo schon einen Schlag wegbekommen. Ein Kurzschluß an der Anodenspannungswicklung führt auch nicht zwangsläufig dazu, dass die Primärsicherung durchbrennt.

Die Heizspannungswicklung kann einiges mehr ab, die Anodenspannungswicklung mit ihren zarten Drähtchen ist aber relativ schnell im Eimer. Zumindest bei wertvolleren Geräten halte ich es daher für sinnvoll, so ein Cent-Bauteil wie eine Sicherung zusätzlich einzulöten. Die 15 Watt Birne als Kurzschlußschutz legt man üblicherweise in die Netzzuleitung, die kann helfen, wenn man bei der Inbetriebnahme vermeiden will, dass das Radio sofort abraucht. Als Dauerlösung ist sie aber nicht geeignet, die Sicherung ist daher auch nicht überflüssig, wenn man eine 15 Watt-Lampe benutzt.

Gruß Frank
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#20
Hallo Frank,

danke für die hilfreiche Ergänzung!

Gibt es noch einen Hinweis, wie ich die richtige Leitung sicher identifizieren kann? Mit Röhrengeräten kenne ich mich so garnicht aus.

Gruß

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#21
hi Hannes,

Strom ist Strom, das ohmsche Gesetz gilt auch in Röhrenradios.

Und um die Spezialitäten von Röhrengeräten ohne großen theoretischen Overhead kennenzulernen, kann ich wirklich immer nur das Buch  "Radios der 50er Jahre Band 1" von Eike Grund empfehlen. Das kostet meines Wissens keine 20 Euro, und ist genau richtig für Leute, die handwerklich und elektrotechnisch ganz gut drauf sind, aber die Spezialitäten von Röhrengeräten nicht kennen. Es ist das einzige Buch zum Thema, das ich kenne, wo es einerseits sofort ans machen geht, das andererseits aber auch nicht so oberflächlich ist, dass man nicht begreift, was man tut.

Ach ja, ich bin mit Eike Grund nicht verwandt und bekomme auch keine Provision - ich benutze das Buch nur schon sehr lange als Hilfsmittel.

Gruß Frank
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#22
Hallo Frank!

Danke, werde mich mal auf die Suche begeben.

Gruß

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#23
Mit 15 Watt kommt man meiner Erfahrung nach nicht weit, das dürfen schon 100 sein, damit ein ausgewachsenes Röhrenradio noch was tut. Selbst meine kleine Eumigette war mit 15 W nicht bereit, auch nur einen Mucks von sich zu geben, der bei weitem größte Teil der Spannung fiel am Vorwiderstand ab.
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#24
das einfachste ist und bleibt ein simpler Regeltrafo, den es ohne galvanische Trennung oft für ganz kleines Geld in der Bucht gibt.

Gruß Frank
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#25
Die 15W Birne war ein Vorschlag für die Anodenstrom-Versorgung, nicht für den Netzanschluß.

MfG Kai
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#26
(17.11.2020, 16:45)kaimex schrieb: Die 15W Birne war ein Vorschlag für die Anodenstrom-Versorgung, nicht für den Netzanschluß.

Ah, das ergibt natürlich Sinn!
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#27
Ich möchte dem Herrn Verkoster zu denken geben, dass das 5010 so original wie es hier zu sehen ist, einige Hundert Euro wert ist. Gute 5010 sind sehr selten und gesucht. Und als Fachmann (nicht Bastler-Laie) habe ich Bauchschmerzen, denn ich denke nicht, dass ein solches technisches Monstrum als Erstlingswerk geeignet ist. Wer noch nie an einem Oldtimer geschraubt hat, sollte nicht mit einem Rolls Royce Phantom anfangen, sondern erstmal mit einem alten Käfer Erfahrung sammeln. Zu groß ist das Risiko, das Ganze zu verpfuschen. Darum mein Rat, kauf dir auf dem nächsten Flohmarkt (manchmal gibt's auch noch in der Bucht Schnäppchen) ein hübsches kleineres einfaches Röhrenradio aus den Fünfzigern, sagen wir eine Telefunken Gavotte oder ein Grundig 97, das dir gefällt und sammle erstmal Erfahrung. Wenn dir dessen Überholung gelingt, wage dich an den 5010. Vorher bitte nicht. Und das Kleingerät ist ja am Ende auch nicht sinnlos, vielleicht wird das dein neues Küchenradio.
Das Grund-Buch (hehe) ist für den Anfänger auf jeden Fall empfehlenswert.
Und schau mal, ob du nicht einen erfahrenen Kollegen in der Nähe hast, der dich unterstützen kann.

VG Stefan

Noch eine Ergänzung zu Antons Warnhinweis: Der Betrieb ohne Lautsprecher kann auch die Endröhren ruinieren, ja, und das wäre nur schade. In erster Linie ist aber der Ausgangsübertrager gefährdet, und dessen Defekt ist hinsichtlich der Ersatzbeschaffung eine Katastrophe.

VG Stefan
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#28
zu viel Vorsicht kann aber auch ins Gegenteil umschlagen. Das 5010 ist zwar groß, aber nicht besonders exotisch. Die Endröhren sind billig und reichhaltig zu bekommen, und bevor der Ausgangsübertrager Schaden nimmt, musst Du ihn schon einige Minuten als Lautsprecher missbraucht haben.

Ausserdem gehe ich davon aus, dass der Thread Ersteller schon Ahnung von Elektronik hat, ohne diese würde ich aufgrund der hohen Spannungen an gar kein Röhrenradio drangehen, auch an kein billiges vom Trödel.

Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen, aber man kann auch zu viel Fachmann sein - so wie der Buderus zertifizierte Heizungsfachmann, der mir letztens wegen eines zehn Euro Schlauches den Warmwasserspeicher totgeschrieben hat. Auf Fachleute, die ihren Status zum Angstmachen nutzen, stehe ich nicht so, ich gehöre eher zu der mutmachenden Sorte.

Ach ja, das 5010 wird wegen seiner "Fettheit" teuer gehandelt, ist aber definitiv nicht selten.

Gruss Frank
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#29
Hallo Frank,
der TE betont selber, dass es sein erstes größeres Projekt wäre und er bisher nur Kleinigkeiten gemacht hat. Ich mache keine Angst sondern rate zur Besonnenheit. Erkenne den Unterschied. Du brauchst mich nicht mit einem Heizungsmonteur vergleichen der dich übers Ohr hauen wollte. Und wenn man versucht mittels Erfahrung hilfreich zu sein und dann vorgeworfen bekommt, dass man auch "zuviel Fachmann" sein kann, finde ich das zumindest voll daneben.
Und ja, ich gebe zu, gegen deinen Wahnsinns-Schrank 9010 - eine blaue Mauritius die man nur mit drei Mann anheben kann - ist ein 5010 tatsächlich häufig. So ist alles relativ im Leben.

VG Stefan
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#30
ich hab noch ein 5010 im Keller stehen, dass ich mir mal als Teileträger für die 9010 gerettet habe. Nachdem ich festgestellt habe, dass die Drucktasten eh neu angefertigt werden müssen, und ich auch generell Probleme habe, so ein Gerät zu fleddern, hatte sich das erledigt, und im Zuge des Keller aufräumens denke ich darüber nach, die Kiste günstig abzugeben. Wenn Du Lust hast, kannst Du Dich gerne melden, ich sortiere grade alle angesammelten Projekte danach, ob ich sie noch durchziehen werde, oder ob sie mir nur Platz wegnehmen.

Was übrigens echte "blaue Mauritius" sind, sind die Grundig Spitzen-Musikschränke VOR der 9010, vor allem der, der nur die Bezeichnung "Spitzen-Musikschrank" trägt:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_sp...hrank.html

Das ist sozusagen der Urvater aller großen Grundig Musikschränke. Vom Gehäuse her gibt es drei Modelle, die fast gleich aussehen - der Spitzen Musikschrank, der 9009 und der 9010. Beim 9010 ist die technische Besonderheit der Plattenspieler mit Magnetsystem, beim 9009 wurde das Tonbandgerät eingeführt, und bei dem Ur-Modell war statt des Tonbandgerätes ein amerikanisches Drahttongerät der Firma Webster eingebaut. Grundig hat in der Frühzeit nach der Währungsreform viel mit amerikanischen Komponenten experimentiert, der "heilige Gral" ist hier die Fernseh-Kombitruhe 910:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_fe...n_910.html

Dieses Gerät soll mit einer amerikanischen Bildröhre bestückt gewesen sein, die ungefähr 75cm Diagonale gehabt haben muss. Aus deutscher Produktion gab es 1953 36cm Röhren und die ersten 43cm Röhren - mehr war noch nicht. Im Vergleich zu solchen Geräten ist die 9010 noch relativ leicht zu finden, bei der 9010 ist eher das Problem, eine zu finden, die noch komplett und original ist. Es werden immer wieder welche angeboten, bei denen Radio und Lautsprecher noch original sind, die Phono- und Magnetbandtechnik aber schon mehrmals modernisiert oder entfernt wurde.

Leider ist es so, dass die ganzen "Trümmer" der frühen Nachkriegszeit einmal sowieso nur in homöopathischen Stückzahlen gebaut wurden, und zum anderen bis heute kaum Wertschätzung durch Sammler erfahren. Obwohl die geräte fast alle technische Meilensteine sind, verfährt der normale Sammler eher nach dem Motto "auf dem Platz, den so ein Ding einnimmt, bringe ich 20 Tisch- und zehn Kofferradios unter". Die 9080, meine etwas modernere "Zweit-Truhe", habe ich vor noch nicht mal zehn Jahren gerade noch vor dem Müllcontainer retten können - mit allen Papieren, und allem Zubehör. Es ist heute einfacher, einen "D-Zug" aus den zwanziger Jahren zu finden, als Geräte aus der frühen Nachkriegszeit.

Gruß Frank
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#31
Ich habe leider "nur" einen KS 550. Wesentlich jünger. Dieser sollte jedoch auch so ein Schicksal wiederfahren, also lieber mitgenommen.... Der Vorbesitzer hatte dort noch fest ein TM27 einbauen lassen. Dann noch einen MS 50 mit einem interessanten, hauseigenen Plattenwechsler und getrennter Endstufe (NF2?) in fast neuwertigem Zustand mit allen Garantiekarten und Anleitungen. Dort passend im Tonbandfach, das auch auf der Anleitung abgedruckte TK23.

Von solchen Früh-Fünfzigern habe ich eine DDR-Truhe, und zwar den Lohengrin in erster Ausführung mit Tonband/Plattenspieler-Kombi MTG 25. Kann man von der Leistung natürlich nicht mit der Grundig-Flotte vergleichen, passt aber in die Zeit.

Ich finde sowieso, dass Grundig irgendwie der Inbegriff des Wirtschaftswunders war. Alles recht wertig, wuchtig, Wohlfühlcharakter.
A77 2- und 4-Spur, G36, RFT SK 3930, RFT CAW-WI, SP 3930 und REMA 2072 + B2725 konstant
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#32
Moin die Herren,
mal ein kurzes Update.
Es gibt gerade kein Update, mangels Platz und Zeit steht das Gerät im Moment "auf Eis", aber kühl und trocken. Big Grin 
Im Frühjahr gehts vsl. weiter- bis dahin werde ich aber auf jeden Fall eine weitere fotografische Bestandsaufnahme des Innenlebens zeigen.

Vielen Dank schonmal für die bisherigen Tips, das erwähnte Buch sollte unter dem Gabentisch Platz finden, sobald ich die "Regierung" informiert habe. Blush
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#33
Meine Eltern hatten auch mal so einen Musikschrank.
Der war im Prinzip gebaut wie der Grundig 9010.
Auch mit dem nach vorne ausschwenkbaren Mittelteil mit Radio, riesigem Rundlautsprecher und senkrechtem 'Lattenrost'.
Links und rechts Schränke mit den gleichen runden Außenkanten wie beim 9010.
Im rechten Schrank oben ein PE Rex Plattenwechsler, darunter diese stoffummantelten Plattenständer-Gitter.
Links in beiden Fächern weitere Plattenständer-Gitter.
Da wüsste ich gerne den Hersteller.
Er wurde entsorgt, als die große Nussbaum-Stereo-Schrankwand gekauft wurde, die mit einem Telefunken Concertino 201 und einem PE 2001 bestückt wurde.
VG Jürgen
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#34
bei der 9010 wird nichts nach vorne rausgeschwenkt - das LS-Gitter geht über die komplette Höhe, und das Radio sitzt auf der Oberseite unter einer Klappe. Hinter dem Gitter befinden sich acht Lautsprecher, zwei davon sind große Ovalchassis wie im 5010, zwei sind kleine runde Konuslautsprecher und vier sind Elektrostaten. Die LS-Bestückung ist 5010 mal zwei, und die Endstufe wird im Gegensatz zum 5010 mit 375 Volt Anodenspannung betrieben und hat zwei Ausgangsübertrager statt einem.

Grundig hat m.E. den Fehler gemacht, die Spitzengeräte optisch nicht von den Volumenmodellen abzusetzen. Noch krasser als bei der 9010 fällt das bei der 9080 auf, der sieht nur noch ein Eingeweihter an, dass er da keine Allerweltstruhe von 1957 vor sich hat, sondern eine technische Besonderheit.

Gruß Frank
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#35
Hallo, 
das Radio find ich super, weiß nicht, ob es irgendwo stand, aber hat das 2x EL 11 in der Endstufe?
Das war damals ein ziemlicher Hammer. Zustand geht doch noch, bekommt man wieder hin. 

Zu den fetten Truhen:

https://www.hifi-archiv.info/Grundig/1955/11.jpg

die ganz unten hab ich noch, 1986 vor dem Zerhacken gerettet, alles war dabei, Ferndirigent (wenn man auf "Jazz" drückt, erleuchtet ein Feld mit einem kleinen Jazztrompeter), Platten, TM 819 mit Bändern, Mikro usw. Leider steht das Ding seitdem ungünstig und wurde im Erkerzimmer sonnengegerbt, sodass der Lack zum Deubel ist. Eingeschaltet hab ich den Klotz auch länger nicht mehr, aber er hat davor immer funktioniert. Sehr wummeriger Klang, auch 8 Lautsprecher, genau richtig für die dabeigewesenen Wagner-Shellackplatten (grusel!). Das Tonband kann aber auch Chuck Berry... Leider hab ich keine Bilder vom Inneren, "mal eben"
ist das auch nicht zu machen.

Hier der Ferndirigent:

https://youtu.be/bK4wpJ_3H_Q

Wie schön, er sagt: "Das ist möglich mit dem Grundig-Ferndirigenten",
heutzutage würde er: "Das ist möglich mit dem Grundig-Ferndirigent" sagen, "Schatz, das habe ich doch in 1954 schon mit dir kommuniziert, dass ich den shoppen wollte, jetzt eskaliere bitte nicht die Situation".
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#36
die 90xx Truhen waren in den Fünfzigern immer die Spitzenmodelle von Grundig. Üblicherweise steckte in den Truhen dann immer das Chassis des größten aktuellen Tischradios, und wurde am Verstärkerteil modifiziert, dass es die größere Zahl Lautsprecher antreiben und noch mehr Druck produzieren konnte.

Bis vor wenigen Jahren haben die Grundig Spitzentruhen bei Sammlern eher ein Schattendasein geführt, weil die meisten Sammler eher auf Optik ( Kuba Komet ) oder auf technische Spielereien ( Motorsuchlauf bei Saba ) abfuhren als auf eher innere Werte. Das hat sich in den letzten Jahren aber geändert, Deine 9060 ist mittlerweile eine gesuchte Truhe, bei der sich eine Restaurierung auch finanziell lohnt.

Das Tischradio 5010 hat zwei EL12 in der Endstufe, und soll damit lt. Grundig Prospekt 15 Watt Sprechleistung schaffen. In der 9010 hat man im Wesentlichen 5010-Technik verwurstet, das Radio ist z.B. vom Empfangsteil mit dem 5010 absolut indentisch, und als Lautsprecher hat man einfach zwei komplette Sätze der Lautsprecher des 5010 verbaut. Die Endstufe in der 9010 ist auch mit zwei EL12 bestückt, allerdings in der Variante für 375 Volt Anodenspannung. Hiermit waren dann lt. Prospekt 25 Watt möglich, jeder, der den Sound kennt, den schon ein Allerwelts-3D-Radio mit 4 Watt Eintakt-Endstufe zustandebringt, kann sich ungefähr vorstellen, wie sich das anhört. Truhen wie die 9010 standen nur in ganz wenigen Privathaushalten, die meisten Geräte sind z.B. in Hotels gelandet, und haben es da geschafft, mittelgroße Tanzveranstaltungen zu beschallen. Der 9010 merkt man auch noch an, dass es keine Truhe vom Fließband war, sondern eine, die auf Bestellung vom Möbeltischler gebaut wurde. Die über 100kg Gewicht kommen zum großen Teil von dem extrem massiven Gehäuse.

Was ist denn in der 9060 für ein Plattenspieler verbaut ? In der 9010 spielt der erste Perpetuum Ebener Rex ( der in weinrot ) in der Sonderklasse Version mit Magnetsystem und integriertem Entzerrer Vorverstärker. Die Technik war damals noch nicht ausgereift, und so weit ich weiß, hat Grundig nach der 9010 erstmal wieder Standardlaufwerke mit Kristallsystem verbaut, und sich erst 1957 wieder dem Magnetsystem zugewendet, als PE das PE7000 auf den Markt brachte. Ich weiß es aber nicht genau, und bin immer noch auf der Suche nach Geräten, die die zweite PE Sonderklasse Generation verbaut hatten.

Gruß Frank
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#37
Bei meiner ist wohl so ein DUAL drin wie bei der aus dem RM.org

Ist neu drin, gerade entdeckt

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_90...60_w3.html
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#38
das ist der 1003, das damalige Spitzenmodell von Dual. Das TM819 scheint das Standard Tonbandgerät in den großen Mono-Truhen gewesen zu sein, ich bin ja ein großer Fan von diesen Geräten - neben der Truhe 9080 habe ich noch ein Tischgerät 3045 TB/Ph, eine Art früher Kompaktanlage. Sieht aus wie ein etwas zu tief geratenes Tischradio, unter dem oberen Gehäusedeckel finden sich dann ein Plattenspieler UND ein Tonbandgerät - ein TM9, quasi ein TM819 in klein:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_3045w_tb_ph.html

Etwas ähnliches gab es auch auf Basis des Radios 4010, einer vereinfachten Version des 5010:

https://www.radiomuseum.org/r/grundig_4010_tb.html

Wenn man sich mal ansieht, was die deutschen Hersteller bis zum Beginn der HiFi Ära gebaut haben, dann fällt auf, dass die meisten sich auf das Radio konzentriert haben, das Thema Phono selbst bei den Spitzentruhen eher ein Randthema war, und das Tonband in der Priorität ganz weit hinten gestanden hat. Grundig war hier eine Ausnahme, der hat das Tonbandgerät für das breite Volk erschlossen, UND von Anfang an die Phono- und Magnetbandtechnik mit dem Radio auf Augenhöhe gestellt. Leider waren die Grundig-Geräte der fünfziger und frühen sechziger von der Anmutung so "anti-avantgardistisch", dass dieses Alleinstellungsmerkmal kaum gewürdigt wird.

Gruß Frank
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#39
Hallo,

das 3045 kannte ich gar nicht, sehr interessant, ein kleines Monster.

Ich hab noch das Ding unten:

https://www.hifi-archiv.info/Grundig/1957-Revue/21.jpg

1979 gebraucht gekauft, 30 Mark. Das TM 20 hatte ich sogar im jugendlichen Leichtsinn auf 19cm/s umgebaut, klingt dann richtig gut, die Entzerrungsstufe hab ich damals einem toten TK 35 entnommen und implantiert.
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#40
Moin,

falls noch jemand eine 9060 braucht: https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anze...259-192-55

Grüße,

Bernd
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