Bandecho: Magnet an Aufnahmekopf erzielt bessere Amplitude bei der Aufnahme
#1
Hallo zusammen,

ich restauriere gerade ein altes Bandecho und bin auf ein Phänomen gestoßen, welches ich mir nicht erklären kann. Die Amplitude des aufgenommenen Signals ist relativ gering. Wenn ich einen Magneten in einem bestimmten Winkel vor den Aufnahmekopf halte, ist die Amplitude und die Signalqualität schlagartig um einiges besser.
Zur besseren Veranschaulichung habe ich ein kleines Video auf YouTube hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=DCV63wkVnpY

Kann mir jemand erklären, was hier defekt ist? Ist der Aufnahmekopf einfach nur hinüber?

Viele Grüße und Danke,
MOS6581

PS: Ich hoffe, zumindest halbwegs in der richtigen Kategorie gelandet zu sein - wenn nicht, bitte verschieben!
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#2
Hallo MOS6581,

es wäre hilfreich, wenn du uns den Hersteller und das Modell des Echogerätes mitteilen würdest. Wie kommt man auf die Idee, einen Magneten in die Nähe des Bandes und der Köpfe zu bringen ?? Der hat doch da absolut nichts zu suchen. Vermutlich stimmt bei dem Gerät etwas nicht mit der Vormagnetisierung. Signalamplituden überprüft man am besten mit einem Pegelton, nicht mit Musik.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#3
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=267370#post267370 schrieb:Hallo MOS6581,

es wäre hilfreich, wenn du uns den Hersteller und das Modell des Echogerätes mitteilen würdest. Wie kommt man auf die Idee, einen Magneten in die Nähe des Bandes und der Köpfe zu bringen ?? Der hat doch da absolut nichts zu suchen. Vermutlich stimmt bei dem Gerät etwas nicht mit der Vormagnetisierung. Signalamplituden überprüft man am besten mit einem Pegelton, nicht mit Musik.

MfG, Tobias

Moin Tobias,

bei dem Gerät handelt es sich um ein LEM Baby Tape Echo. Es ist eine Kombination aus einem 6-Kanal Mischpult, einem Mono-Verstärker und eben einem Bandecho. Für das Mischpult und den Verstärker existieren Schaltpläne, leider aber nicht für den Bandecho-Teil.
Ziel ist, aus dem Bandechoteil und der Mischpult-Elektronik ein autarkes Bandecho zu basteln.

Der Magnet in der Nähe des Aufnahmekopfes war tatsächlich reiner Zufall. In der Regel wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dort einen Magneten hinzuhalten.
Kann aber durchaus sein, dass die Vormagnetisierung nicht stimmt.

Einen Funktionsgenerator besitze ich momentan nicht, daher der Test mit Musik. Für valide Messungen und das Feintuning zum Schluss wird natürlich auf einen Funktionsgenerator und ein Oszi zurückgegriffen... Smile

LG MOS
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#4
Das ist schon eine vertrackte Geschichte. Erstens ist jetzt höchstwahrscheinlich zumindest der Aufnahmekopf gleichfeld-magnetisiert, müsste also erst einmal entmagnetisiert werden (vermutlich die erste Hürde).

Zweitens: so ganz unwahrscheinlich ist es nicht, dass eine (zusätzliche) Gleichfeldmagnetisierung eine "parasitäre" Änderung beziehungsweise Verschiebung des Arbeitspunktes ergibt. Schließlich gab es bis 1940 nur die Gleichfeldmagnetisierung zum Verschieben des Arbeitspunkts in einen halbwegs geradlinigen Bereich der Magnetband-Arbeitskennlinie (tiefer will - und kann - ich nicht in die Details gehen). Die Aufzeichnungsqualität dürfte der Zusatzmagnet aber nicht gerade verbessern.

Übrigens ist Eduard Schüller schon 1934 haarscharf an der Einführung der HF-VM vorbeigeschrammt, als er einen sachlich absolut richtigen Hinweis aus Ludwigshafen in der Weise missverstand, dass er einen Mischbetrieb aus Gleichfeld- und HF-Vormagnetisierung zustande brachte. Dummer Zufall!

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#5
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=267375#post267375 schrieb:Übrigens ist Eduard Schüller schon 1934 haarscharf an der Einführung der HF-VM vorbeigeschrammt, als er einen sachlich absolut richtigen Hinweis aus Ludwigshafen in der Weise missverstand, dass er einen Mischbetrieb aus Gleichfeld- und HF-Vormagnetisierung zustande brachte. Dummer Zufall!

Hallo Friedrich,

vielen Dank für diese interessante Information.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#6
MOS6581,'index.php?page=Thread&postID=267371#post267371 schrieb:Einen Funktionsgenerator besitze ich momentan nicht
Wer einen PC hat, hat auch einen Tongenerator,
hat auch einen Oszi,
hat auch...

MfG Kai
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#7
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=267384#post267384 schrieb:vielen Dank für diese interessante Information.
Mehr dazu in "Zeitschichten" IV, Seite 84.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#8
Hallo MOS6581,

ich habe hier ein paar Bilder von einem LEM Echo ohne Verstärker gefunden, ist das das gleiche Laufwerk ?
https://reverb.com/item/29430823-lem-echo-music-tape-echo-made-in-italy

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#9
Bei youtube gibt es mehrere Videos zum LEM Baby Tape Echo

MfG Kai
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#10
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=267375#post267375 schrieb:Das ist schon eine vertrackte Geschichte. Erstens ist jetzt höchstwahrscheinlich zumindest der Aufnahmekopf gleichfeld-magnetisiert, müsste also erst einmal entmagnetisiert werden (vermutlich die erste Hürde).

Zweitens: so ganz unwahrscheinlich ist es nicht, dass eine (zusätzliche) Gleichfeldmagnetisierung eine "parasitäre" Änderung beziehungsweise Verschiebung des Arbeitspunktes ergibt. Schließlich gab es bis 1940 nur die Gleichfeldmagnetisierung zum Verschieben des Arbeitspunkts in einen halbwegs geradlinigen Bereich der Magnetband-Arbeitskennlinie (tiefer will - und kann - ich nicht in die Details gehen). Die Aufzeichnungsqualität dürfte der Zusatzmagnet aber nicht gerade verbessern.

Übrigens ist Eduard Schüller schon 1934 haarscharf an der Einführung der HF-VM vorbeigeschrammt, als er einen sachlich absolut richtigen Hinweis aus Ludwigshafen in der Weise missverstand, dass er einen Mischbetrieb aus Gleichfeld- und HF-Vormagnetisierung zustande brachte. Dummer Zufall!

F.E.

Hallo Friedrich, das ist wirklich sehr interessant, vielen Dank! Ich werde mir sowieso bald eine Entmagnetisierdrossel zulegen, schadet sicherlich nicht... Smile

kaimex,'index.php?page=Thread&postID=267386#post267386 schrieb:Wer einen PC hat, hat auch einen Tongenerator,
hat auch einen Oszi,
hat auch...

MfG Kai

Hier wären sogar zahlreiche Analogsynthesizer vorhanden, die verschiedenste Wellenformen in handelsüblichen Frequenzbereichen ausgeben Smile Möglichkeiten wären also da und werden zu gegebener Zeit dann natürlich genutzt.
Ziel ist es, das Bandecho mit sinnvoller Elektronik zu verheiraten und dadurch ein nettes Effektgerät für's Studio zu bauen Smile Spätestens dann brauche ich Messwerte, um zu wissen, welche Pegel das Ding ausspuckt. Für den Moment reicht mir ein "läuft", damit das Projekt weitergehen kann.

Witzigerweise funktioniert das Bandecho nun. Ich hatte zwei Elkos und einen Widerstand gewechselt und nach anfänglichem Zögern ein wenig mit den Potis gespielt, bis es gut klang. Werde ich zum Schluss natürlich messtechnisch überprüfen müssen.

bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=267391#post267391 schrieb:Hallo MOS6581,

ich habe hier ein paar Bilder von einem LEM Echo ohne Verstärker gefunden, ist das das gleiche Laufwerk ?
https://reverb.com/item/29430823-lem-ech...e-in-italy

MfG, Tobias
Das Laufwerk ist bei diesem Modell fast identisch. Bei dem Echo ohne den Verstärkerteil handelt es sich meines Wissens um das Modell EC-10. Leider auch hier keinerlei Schaltpläne für den Bandecho-Teil aufzutreiben...
Es gibt noch eine Version mit einem Wiedergabekopf weniger. Das Teil wurde wohl von verschiedenen Herstellern rebranded (Univox zum Beispiel).

Danke für den Reverb-Link, so teuer ist das Teil gar nicht. Normalerweise bewegen sich die eher im Rahmen 200-300 EUR. Würde ich nicht ein Gerät mit ähnlichem Funktionsumfang selbst bauen wollen, hätte ich das jetzt wohl gekauft Wink Eines reicht (vorerst), sonst hängt hier der Haussegen schief...

Werde jetzt noch zwei Elkos messen und ggf. austauschen und dann mal anfangen, aus den Einzelteilen ein hübsches Gerät zusammenzustellen. Aktuell funktioniert die Repeat-Funktion nicht. Habe jemanden gefunden, der mir Bilder von den beiden Platinen zukommen lassen kann. Scheinbar ist hier nur der Ausgang über das Poti wieder auf den Eingang gelegt. Nächster Schritt wird noch eine Drehzahlregelung für den Kondensatormotor, damit man die Echo-Dauer variieren kann. Kann mir sehr gut vorstellen, dass das Gerät durch die verminderte Bandgeschwindigkeit und die daraus folgende "schlechtere" Qualität noch einiges an Musikalität dazugewinnt Smile

Danke für euren Input!
Daniel
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#11
Dasselbe Phänomen habe ich als ca. 10 Jähriger bei dem absolut verschlissenen Aufnahmekopf des TC-366 meines Vaters entdekckt. Der Spalt war so weit auf, dass kein verwertbares Signal mehr auf dem Band landete. Wenn ich die Klinge eines Schraubendrehers vor den Kopf hielt, war immerhin eine verzerrte Aufnahme möglich. (Da das Gerät noch gelöscht hat, unterstelle ich einen intakten Bias-Ozi.) Meine Vermutung, damals wie heute, ist eine Deformation des Magnetfeldes indem die Feldlinien durch die Klinge des Schraubendrehers liefen.
Dies vermute ich hier ebenfalls. Einen Beweis dafür kann ich nicht erbringen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#12
Hier noch etwas seltenes für das Gerät gefunden, eine Endlos Bandschleife auf einer Spule. Durch die grössere Länge der Schleife muss das Band nicht so oft gewechselt werden.
http://www.sicken.ch/pi/Hinze-Tech/Elektrische-elektronische-Bauteile/LEM-Echo-Chamber-Tape.html

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#13
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=267413#post267413 schrieb:Hier noch etwas seltenes für das Gerät gefunden, eine Endlos Bandschleife auf einer Spule. Durch die grössere Länge der Schleife muss das Band nicht so oft gewechselt werden.
http://www.sicken.ch/pi/Hinze-Tech/Elektrische-elektronische-Bauteile/LEM-Echo-Chamber-Tape.html

MfG, Tobias
Klasse, die hatte ich bisher noch nicht gefunden. Es war ein völlig verschlissenes Tape loop dabei, allerdings habe ich das durch ein Stück mit Tesa zusammengeklebtes Frischband ersetzt. Hab mir jetzt bei eBay ein Zehnerpack fertig geklebte Tape loops kommen lassen. Ursprünglich wurde das Gerät wohl tatsächlich mit einer Kassette betrieben.

lG MOS
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#14
Hallo zusammen,

vor ein paar Monaten hat mich dann doch noch mal der Rappel gepackt... Nachdem ich keine Schaltpläne für die Oszillatorplatine finden konnte, hab ich angefangen im Schrotschussverfahren die Elkos auszulöten und mit dem ESR-Meter zu vermessen. Schlussendlich den Schuldigen gefunden und der Gründlichkeit halber alle Elkos getauscht.
Manchmal braucht man wohl einfach etwas Bedenkzeit Smile

Danke für eure Hilfe!
MOS
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