Onkyo A-8300 Verstärker
#1
Liebe Kollegen,
ich habe gestern fast gratis einen schönen, alten, defekten Onkyo Verstärker A-8300 bekommen.
Meine naive Absicht war, die defekten Endstufen stillzulegen und den Verstärker als Vorverstärker zu verwenden, so wie ich das schon ein paarmal mit Dual-Verstärkern gemacht habe. Die Ausstattung der Tape- und Phonoanschlüsse wäre ideal für mich. Nun ist aber der Onkyo ganz anders aufgebaut; nur die Endstufen stillzulegen geht bei meinen Fähigkeiten nicht.
Eine schnelle Messung hat ergeben, dass defekte Endtransistoren vorhanden sind.
Nach dem Einschalten warte ich vergeblich auf das Klicken des Relais, und das ist vermutlich der Grund, warum beim Pre-Out Anschluss nichts rauskommt.
Vielleicht könnte ich hier ein paar Tipps bekommen, wie ich vorgehen soll und wo ich ein Schaltbild erhalten kann. Bin Onkyo - Neuling.
Einen alten Thread habe ich mir kopiert; da sind schon mal ein paar Hinweise drin. Siehe Anhang.
Über jede weitere Hilfe
freut sich
Heinz
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#2
Hallo Heinz,

"Service-Manual"/Schaltbild inkl. Block-Schaltbild gibt es bei elektrotanya.
Nach dem Blockschaltbild ist das Gerät für die von dir beabsichtigte Verwendung nicht geeignet:
Es hat gar keinen separat verwendbaren Vorverstäker-Teil außer dem Phono-Vorverstärker/Entzerrer.

Für alle anderen Eingänge liegen Klangregler, Balance, Loudness, Mode, Muting, Subsonic Filter passiv zwischen den Eingängen und der Endstufe.

Falls du die Endstufe trotzdem reparieren (lassen) willst, hilft vielleicht dies:
https://forum.iwenzo.de/onkyo-8300-endve...55292.html

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,
danke für Deine Einschätzung, die Erläuterung und den Link.
Das ist schade, aber man kann ja nicht immer nur Glück haben,
meint
Heinz
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#4
Da ist der 2SC2774 verbaut, den man über die Bucht noch ganz gut bekommt.
Wenn sich die Kiste optisch in gutem Zustand befindet, würde ich sie retten...
Gruß
Michael

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#5
Der Verstärker hat anscheinend +- 83 oder 85 V Betriebsspannung. Die Endstufen-Transistoren (und andere) müssen also 170V gut mit Reserve vertragen...

@Heinz:
Es gibt noch andere Verstärker, die trotz vorhandenem Vorverstärker für deine Zwecke ungeeignet sind: Manche haben die Klangregler statt im Vorverstärker-Teil in der Gegenkopplung der Endstufen. Das läßt sich nicht bequem umbauen.

MfG Kai
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#6
Eine Frage, die ich mir bzgl. dieser "auftrennbaren" Vollverstärker immer stelle: Ist das in Sachen Energieverbrauch nicht total ineffizient? Wenn man nur den Vorverstärkerteil nutzt, werden die Endstufen doch weiterhin mit Spannung versorgt. Sicher ist die Leistungsaufnahme im Leerlauf nicht besonders hoch, aber trotzdem wird da doch Energie verbraten...?
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#7
Wenn keine Lautsprecher angeschlossen sind, ist der Stromverbrauch der Endstufen nicht sehr hoch, manchmal sogar vernachlässigbar. Ich meine auch, dass es eher die Ausnahme ist, einen Vollverstärker als Vorverstärker zu betreiben. Aber praktisch, wenn es einmal sein muss. Bei meinem ersten B750 hat es Jahre gedauert, bis mir die Reparatur der Endstufen gelungen ist, und bis dahin war ich über den Pre-Out Anschluss froh.

*
Die Leistungstransistoren habe ich bereits entdeckt, aber momentan ist die Lage des A8300 noch zu unsicher. Es muss zumindest die vage Möglichkeit bestehen, dass mir die Reparatur gelingt. Zur Zeit sehe ich diese Möglichkeit eher nicht.
*
Das Blockschaltbild macht mich optimistisch. Vielleicht bekomme ich die Signale doch noch bis zum Pre-Out.
So, wie der A8300 zu mir gekommen ist, beträgt die Stromaufnahme 25 Watt, und das erscheint mir viel zu wenig. Da dürften einige Teile von der Spannungsversorgung abgeschnitten sein. Ich werde mal messen, was am Relais anliegt, denn so lange es nicht schaltet, ist der Pre-Out abgeschnitten. Kurz gesagt, es ist alles noch in der Schwebe. Aber der Verstärker gefällt mir sehr gut und ist augenscheinlich noch im Originalzustand.
Gruß
Heinz
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#8
@Timo:
Deine Frage ist in vielen Fällen positiv d.h. eigentlich in Sachen "Nachhaltigkeit" negativ zu beantworten. Insbesondere natürlich bei den Class-A Varianten und den Mischformen mit hoher Grund-Verlustleistung auch bei kleiner Lautstärke.

@Heinz: Nochmals: zwischen den Eingangsbuchsen und den Klangeinstellern bis zum Lautstärke-Steller befindet sich darin keinerlei Vorverstärker abgesehen vom Phono-Vorverstärker, der das Signal eines Tonabnehmers auf den Pegel der anderen Eingaänge anhebt. Dahinter kommt direkt die zugegebenermaßen recht aufwendige Endstufe. Wenn du die Endstufe nicht benutzt und den Phono-Eingang auch nicht, ist der Rest eine Sammlung passiver Komponenten in einer Blechdose mit Eingängen.

MfG Kai
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#9
Timo,
mir ist noch ein Grund fürs Pre Out eingefallen: wenn man eine weitere Endstufe (etwa für Lautsprecher in einem anderen Raum) betreiben will....
*
@all:
Die erste Etappe ist geschafft. Ich habe überlegt, dass, solange das Relais nicht klickt, ich nie einen Ton aus der Maschine bekommen würde. Irgendwie musste ich mich um das Relais kümmern. Die Leistungstransistoren eines Kanals waren sicher defekt, und so habe ich die einfach auf gut Glück ausgelötet, und die beiden anderen gleich mit. Nun höre ich seit einer Stunde Beatles - Musik über Kopfhörer. Magical Mystery Tour.
Anfangs hat es sporadisch leichte Verzerrungen gegeben, die haben sich aber großteils ausgewachsen, vermutlich durch mein ständiges Herumschalten und Herumdrücken. Der Stomverbrauch liegt jetzt bei beruhigenden 20 Watt, die Kiste klingt gut und rauscht nicht. Na ja, fast. Jetzt hoffe ich, dass es so bleibt. Morgen werde ich den Pre-Out ausprobieren und die Phono - Sektion testen. Hoffentlich habe ich mich nicht zu früh gefreut.
*
Frage: was mache ich jetzt mit den Potis für den Ruhestrom? Muss ich da auf etwas achten?
Viele Grüße

Heinz
*

Edit: 2 Fotos und eine Frage: Wie gehört der Verstärker jetzt abgesichert? T 4 Ampere ist wohl zu viel.........
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#10
Wenn die Endtransistoren ausgebaut sind, gibt es überhaupt keine "vernünftige" Verbindung der Ausgänge zu den Treibern Q512 & 513. Es gibt nur Verbindungen über 22kOhm Widerstände R523 & 524 , Dioden D503 & 504 und Widerstände R520 & 521 zum Ausgang des Spannungstreibers mit Q506 & 507. Der/die ist/sind aber nicht geeignet, um niederohmige Kopfhörer über 390 Ohm R005 & 006 zu treiben.
Durch die entfernten Leistungstransistoren fehlt dem Treiberteil die Gegenkopplung vom Ausgang über R515. Stattdessen bekommt er jetzt nur Gegenkopplung über das, was über R523 & 524 dahin geht. Wenn niederohmige Kopfhörer angeschlossen sind, wird dadurch die Spannungs stark "zusammenbrechen", damit auch die Gegenkopplung und folglich der Treiber viel höher verstärken als normalerweise. Wenn er dadurch übersteuert, könnte das die Erklärung für die beobachteten Verzerrungen sein.
Die Pre-out nehmen das gleiche Signal und geben es über einen Spannungsteiler mit 10k vor 620 Ohm aus.
Resumee: Das ist so kein sinnvoller Betrieb. Es müßte mindestens vom Spannungstreiber Q506/507 oder vom Endstufentreiber Q512/513 eine Leitung (in letzterem zwei) an den Ausgang gelegt werden. Vorher wäre zu klären, ob diese Treiber die für die geplanten Belastungen benötigten Ströme liefern können.

MfG Kai
Nachtrag: Bezüglich der internen Betriebsspannungen hat mich ein etwas "matschiger" Scan anfangs in die Irre geführt: Was ich zunächst für +-81 oder +- 83 V gehalten habe, scheint eher B1 und B3 zu sein. Spannungslabel an den Versorgungsleitungen deuten auf +-22V für den Spannungstreiber und +-58V für die Endstufen hin.
Noch ein Nachtrag: Die Sinnhaftigkeit der Verwendung eines Endstufentreibers, der Ausgangsspannungen zwischen +- 55V liefern kann, um damit Kopfhörer zu treiben oder die Spannung per 620 Ohm/10620 Ohm auf +-3,2V herabzusetzen, darf aber angezweifelt werden.
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#11
Hallo Kai,
ich danke Dir für Deine Hilfe und die Erläuterungen, die ich als sehr nützlich empfunden habe.
Überhaupt sind Deine Beiträge immer eine Bereicherung fürs Forum.
Ich gestatte Dir jedoch nicht, die Sinnhaftigkeit meiner Tätigkeiten öffentlich abwertend zu beurteilen.
Dass der fast kostenlose Verstärker defekt sein würde, habe ich gewusst, und der Stand von heute ist mehr, als ich mir als technischer Laie erhofft habe.
Für meine beabsichtigte Verwendung, von der Du nichts wissen kannst, reicht es leicht, zumal ich jetzt auch noch die Tape-Rec Ausgänge verwenden kann, wenn ich möchte. Und die sind noch original. Ich kann bereits mit dem A-8300 arbeiten, und nur das ist mir wichtig. Ob ich später einmal .......?
Das kann ich im Moment nicht sagen. Vielleicht.
MfG
Heinz
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#12
So, als Schaltzentrale für bis zu sechs Plattenspieler und als Zuspieler für die B77 hat sich der A8300 bewährt,
und ob ich mit Kais Empfehlungen einen `richtigen` Vorverstärker hinbekommen würde, wollte ich nun doch wissen.
Ich habe Verbindungen von Q506/507 und Q606/607 zum Ausgang hergestellt (Leitung weiß und Leitung grau). Bei der anderen Variante mit zwei Leitungen pro Kanal hätte ich nicht gewusst, wie es geht.
Ergebnis: zusammen mit der Endstufe eines B750 macht der A8300 nun ordentlich Lärm, und das ohne hörbare Verzerrungen.
Bei gedrückter Mutingtaste kann ich den Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufdrehen; das reicht. Am Spannungsteiler vor dem Ausgang werde ich nichts ändern, aber einer leichten Kanalungleichheit (Balanceregler auf 1 Uhr) werde ich noch nachgehen.
Die Endstufen habe ich endgültig aufgegeben. Zwar ist die rechte prinzipiell in Ordnung, aber den oder die Fehler in der linken werde ich mit meinen Fähigkeiten nie finden.
Herzlichen Dank an Kai für die Hilfe!
Gruß
Heinz
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#13
So, der Dauertest über die ganze Woche läuft, und bisher bin ich sehr zufrieden.
Das RTW sagt, dass die Kanalunterschiede nun verschwunden sind. Vielleicht liegt das am Ausblasen mit Druckluft, denn hinter der Frontplatte und an den Reglern war jede Menge Staub.
Eine Aufgabe ist noch offen: die zwei Querverbindungen habe ich wohl nicht ganz an der richtigen Stelle angelötet. Nach dem Abschalten klickt das Relais, so wie es soll, aber das Signal wird dennoch bis zum Pre-Out durchgeleitet, bis es letztendlich versiegt. Da werde ich nach einer eleganteren Lösung suchen. Der Stromverbrauch liegt bei 20 Watt; das sollte stimmen.
Ist ein schönes Teil; gefällt mir gut.
Viele Grüße
Heinz
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