Tefifon mit Magnetton
#1
hallo, zur Zeit bin ich dabei, meine Bastelaktivitäten wieder aufleben zu lassen. Beim Stöbern durch die Regale sind mir ein paar Raritäten und Projekte wieder in die Hände gefallen, die noch aus meiner Röhrenradio-Phase übrig geblieben sind. Damals hatte ich großen Spaß an Kombigeräten mit Phono- und Magnetton, aus der Zeit besitze ich noch ein Drahttongerät Schaub Supraphon 52, ein Radio von Grundig mit eingebautem Plattenspieler und Tonbandgerät TM9 und ein Tefifonradio M541, das eine Besonderheit hat - einen Magnettonzusatz. Und hierzu habe ich ein paar Fragen:

Die normale Tefifon-Schallbandcassette mit Rillen wie bei einer Schallplatte kennt wahrscheinlich jeder. Was weniger bekannt ist, ist, dass es auch eine Cassette mit einem Elfspur-Magnetband gab, und Laufwerke, die mit Magnetköpfen und einem AW-Verstärker ausgestattet waren. Das Ganze sieht so aus:

[Bild: Tefifon%20RecordGesamtdraufsicht.1.JPG]

Das Tefifon hat nach dem Krieg ein paar Jahre Entwicklung hinter sich gebracht. Die ersten Bänder, die sogenannten Schnelläufer, liefen mit 45cm/sek, die erste Laufwerks-Generation ( STS und B51 ) konnte auch nur diese eine Geschwindigkeit. Für diese erste Laufwerksgeneration wurde der Magnetonzusatz TTZ entwickelt, bestehend aus der oben zu sehenden Magnetkopfbrücke, dem links zu sehenden AW-Verstärker und einem Netzteilmodul. Verbunden werden die Komponenten mit sogenannten Loktalsteckern, von der Form ähnlich wie Oktalstecker, aber mit dünneren Kontaktstiften. Das magische Auge EM71 hat einen Loktalsockel.

Kurz später entschied man sich, die Geschwindigkeit der Tefifon Bänder auf 19cm/sek zu reduzieren, und so blieb es auch, bis das System in den sechzigern vom Markt verschwand. Die zweite Laufwerksgeneration, die auf dem Bild zu sehen ist, gab es als Modell HS mit umschaltbarer Geschwindigkeit 45/19 cm/sek, und als HS19 nur mit 19cm/sek. Da diese Laufwerke von der Chassis-Grundplatte und von der Anordnung der Rollen identisch zu ihren Vorgängern waren, wurde auch hierfür der Magnettonzusatz angeboten. Es gab den AW-Verstärker als Tischmodell im Blechgehäuse, davon abgewandelt ein Einbaumodell, bei dem das obere Teil des Tischgehäuses der Einbaurahmen war, und die Version wie hier zu sehen, wo das nackte Chassis im Radiogehäuse in Metallschienen steckt, und nur noch die Bedienelemente nach oben herausschauen. Die HS- und HS19-Laufwerke gab es noch mit einer Anschlussmöglichkeit für einen Aufstecktonarm von Dual - auf dem Bild oben rechts in der Aussparung an der Kopfbrücke. Zusammen mit einer speziellen Tefifoncassette mit Plattenteller konnte man mit dem Gerät sogar Schallplatten spielen.

Da die Kombination Tefi-Radio und Magnetton Zusatz schon in den neunziger Jahren extrem selten war, habe ich damals etwas unüberlegt zugegriffen, als auf einer Radiobörse ein Teilepaket von dem Magnettonzusatz angeboten wurde. Auf der Basis von zwei Schlachtradios M541 habe ich dann angefangen, mir so eine Kombination selber aufzubauen. Das Laufwerk habe ich fertigbekommen, das Radio spielte auch relativ schnell wieder, wo ich ins Stocken gekommen bin, war bei der Instandsetzung des AW-Verstärkers und dem Einbau ins Radiogehäuse. Es fehlen die Loktalstecker - drei Stück sind nötig, und für Geld und gute Worte nicht mehr zu finden. Der Mikrofon Eingangsübertrager wurde mitsamt der speziellen Mikrofonbuchse, die ähnlich wie eine Autoradio Antennenbuchse aussieht, unsanft entfernt, das Problem ist, dass der Eingangswahlschalter in einem Blechgehäuse gekapselt ist, das punktgeschweißt ist, man also selbst dann, wenn ich einen Übertrager finden sollte, nicht an die Anschlüsse komme.

Das alles ließe sich noch irgendwie improvisieren, damit das Ding überhaupt erstmal spielt ( z.B. Loktalstecker durch Oktalstecker und-buchsen ersetzen ), wo ich dann aber aufgegeben habe, ist die Befestigung der Komponenten im Gehäuse. Einmal habe ich ein Originalradio zu sehen bekommen, der Besitzer hat aber verständlicherweise keine Lust gehabt, mir zu erlauben das Radio zu zerlegen, um die Teile vermessen zu können. Das war dann der Punkt, wo ich erstmal aufgegeben habe.

Und jetzt stehen bei mir zwei Tefifon M541, eins davon mit restauriertem Radio und Laufwerk mit Magnetkopfbrücke, und warten seit bestimmt 15 Jahren auf bessere Zeiten. Ich habe immer mal wieder auf Börsen und im Internet geguckt, ob ich irgendwas finde, aber das Ganze scheint so selten zu sein, dass selbst Tefifon Auskenner nur mit den Schultern zucken. Ich strecke jetzt ein letztes Mal die Fühler aus, bevor ich das Projekt begrabe, mir aus dem verbliebenen M541 ein normales Tefifon baue, und den Rest abstoße. Wenn jemand eine Idee hat, wie ich das Ganze zu einem guten Ende bringen kann, freue ich mich üüber jeden Tipp. Vielen Dank. Fotos stelle ich ein, sobald ich die Geräte vollständig "ausgegraben" habe.

Gruß Frank

Edit: Ach ja, das Ganze ist eine Fehlkonstruktion gewesen, und aus praktischen Gründen schnell wieder verschwunden. Die Cassetten sind Endlosbänder ohne etwas wie Endabschaltung o.ä. .Man hat also keine Möglichkeit, bei der Aufnahme zu erkennen, wann man anfängt, das gerade Aufgenommene wieder zu überspielen. Ein weiteres Problem war, dass kein Schnellstart und Schnellstop möglich war. Das Laufwerk hat eine große Schwungmasse, mit der der Dorn für den Bandantrieb direkt verbunden ist. Eine Trennkupplung ist an dieser Stelle nicht möglich. Dann war das Ganze auch noch sehr teuer, und als in den frühen Fünfzigern die ersten bezahlbaren Tonbandgeräte aufkamen, war es vorbei. Auch der Drahtton hat sich mit dem Aufkommen des Tonbandgerätes schnell erledigt, nur die Magnetplatte, die es von Blaupunkt mal ganz kurz um 1950 herum für die Raumton-Truhe gab, hat sich im Diktiergerätebereich noch lange halten können ( System Assmann ).
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#2
Hallo Frank,

sehr interessant! Wie funktioniert das denn mit den elf Spuren? Wird da nach jedem Durchlauf des Bandes der Tonkopf eine Etage tiefer setzen?

Die Schallrille ist ja "ein Stück", nach jedem Durchlauf legt sich die Rille unter die vorherige, so dass nach vielen Durchläufen der Saphir unten angekommen ist.* Der Tonkopf steht dagegen fest, nehme ich an? Sonst bräuchte er ja auf der Bandoberfläche eine mechanische Führung.
Tja, da war das Konstruktionsprinzip des Tefifons eindeutig an seinen Grenzen angekommen.
*Ich erinnere mich an den sich ständig wiederholenden Schlussakkord, ein Bläsersatz, ähnlich wie einst im Rundfunk die Pausenzeichen, der signalisiert dass die Cassette zu Ende ist.
VG Stefan
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#3
Noch was. Was heute kein Mensch mehr weiß, TEFI gab es nicht im normalen Radiofachgeschäft, auch nicht im Rundfunkgroßhandel. Weder Geräte noch Bänder. TEFI hatte seinen eigenen Vertrieb, mit Vertretern und m.W.n. auch eigenen Ladengeschäften. So wie Vorwerk.
VG Stefan
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#4
Die Spuren sind in sich geschlossen und bilden keine Spirale wie beim normalen Schallband. Zwischen den Spuren gibt es Rillen, die Tonköpfe haben ein Führungsblech, das in die jeweilige Rille greift. Die Spuren werden mit einem kleinen Hebel direkt an der Kopfbrücke gewechselt, es gibt eine Skala, an der man die gewählte Spur ablesen kann


Ich mache die Tage noch Fotos.

Gruß Frank
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#5
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=263600#post263600 schrieb:Noch was. Was heute kein Mensch mehr weiß, TEFI gab es nicht im normalen Radiofachgeschäft, auch nicht im Rundfunkgroßhandel. Weder Geräte noch Bänder. TEFI hatte seinen eigenen Vertrieb, mit Vertretern und m.W.n. auch eigenen Ladengeschäften. So wie Vorwerk.
VG Stefan

Die letzten Jahre vor dem Ende wurde Tefifon vom Neckermann Versand vertrieben - und es gab sogar noch Stereo, die Stereo Cassetten werden heute mit Gold aufgewogen.

Gruß Frank
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#6
Zu beiden Antworten: Ah, danke für die Info. Ja, Neckermann und Quelle waren öfter mal die Resterampe für veraltete Systeme. Später beim Philips Spulen-Video LDL 1000 auch.

VG Stefan
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