Projekt C901 in quadro
#1
hallo,

durch ein überraschendes Geschenk eines netten Forianers habe ich doch beschlossen, das Projekt nochmal anzugehen, und habe dazu ein paar Fragen an die "Forumsintelligenz". Aber erstmal etwas zum Projekt:

Das erste Tapedeck von Dual war das C901:

[Bild: dual_c_901_600px.png]

Zu der Zeit, wo das C901 auf den Markt kam, war die Branche gerade im Quadro-Fieber. Das C901 ist an einigen Stellen schon für eine spätere Quadroversion vorbereitet, z.B. sind im Chassis schon Aussparungen für zwei weitere VU-Meter und weitere Schieberegler vorhanden. Zwar ist das Gerät niemals gebaut worden, nicht mal als Prototyp, war aber Bestandteil der großen Dual Quadroanlage mit dem Verstärker CV240. Der Reiz ist also groß, so ein Quadro C901 nachträglich aufzubauen. Als vor einigen Jahren niemand Interesse an den alten Tapedecks hatte, gab es das C901 in allen Zustandsformen als "Schüttware", und ich habe mir damals ein kleines Teilelager angelegt.

Prinzipiell hat das C901 gute Ansätze, ein vierkanaliger AW-Kopf ist wegen der Auto Reverse Funktion vorhanden. Gescheitert ist das Projekt bisher an zwei Dingen - einmal hätte ich gerne den Ansatz umgesetzt, den Philips damals verfolgt hat, die Quadro Cassette voll kompatibel zu stereo und mono zu machen. Für die hierzu nötigen acht Spuren gibt es aber keine Komponenten, die sich in das Tapedeck ohne Funktionseinschränkungen integrieren lassen. Und wenn ich bereit bin, hier dieEinschränkung in Kauf zu nehmen, Quadrocassetten nur einseitig bespielen zu können, bleibt immer noch das Problem bestehen, dass ich in eine Richtung einen Löschkopf benötige, der bei Quadrobetrieb alle vier Spuren löschen kann. Ich hatte damals mit zwei Löschköpfen nebeneinander experimentiert, das war aber mechanisch nicht zu machen, weil es zu breit wurde. Dieses Problem scheint sich gerade gelöst zu haben, weil ich von einem Forianer Doppel-Löschköpfe bekommen habe, die zwei Halbspuren getrennt voneinander löschen können.

Was mir jetzt noch fehlt, und wo ich Eure Hilfe bräuchte, ist, wie ich den unbekannten Löschkopf entweder an den Löschgenerator des C901 adaptieren kann, oder, ob wie ich sonst vorgehen könnte. Ich dachte daran, dass es evtl. möglich ist, den zum Kopf passenden Löschgenerator zu finden, und die Vormagnetisierung vom Löschgenerator des C901 abzunehmen. Ich bin elektronisch gut bewandert, hier habe ich aber keine Idee, welche elektrischen Daten vom Kopf wichtig sind, wie man diese messtechnisch ermittelt, und wie man das Ganze dann an das Tapedeck adaptiert. Wenn mir hier jemand helfen könnte, wäre ich dafür sehr dankbar. Es wird vermutet, dass der Löschkopf aus dem Uher CGS 3003 stammt, Schaltpläne habe ich hier aber noch keine finden können.

danke und Gruß Frank
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#2
Hallo Frank,
das Thema wurde schon einmal im Dual-Board andiskutiert (https://www.dual-board.de/index.php?thre...nd-quadro/). Du benötigst ja nicht nur den Löschkopf mit dem entsprechenden Oszillator, sondern auch die andere Elektronik redundant - inklusive Schieberegler für die Aussteuerung und weitere VU-Meter. Das soll damals alles angedacht gewesen sein, wurde aber nicht realisiert. Die Kiste ist auch pickepackevoll mit Elektronik und mir ist nicht klar, wie man das unterbringen will. Das Projekt finde ich aber sehr interessant. Schneller kommst du sicherlich mit so einem 4-Track-Recorder ans Ziel:


   


Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, geht's dir darum nicht Smile .


Ich bin gespannt, ob du dein Projekt vorantreiben kannst und freue mich, wenn's klappt! Viel Erfolg dabei!
Liebe Grüße
Thomas
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#3
Naja, ich habe deinen Text zu schnell gelesen. Ein Ersatzteillager hast du ja schon. Was spricht denn dagegen, einen Löschkopf von einem Multitracker wie dem aus meinem Bild zu nehmen und von dort auch die Elektronik für den Löschkopf? Als defekte Ware müsste man solche Geräte günstig kriegen können und du könntest damit vielleicht auch schneller als Ziel kommen?
Liebe Grüße
Thomas
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#4
... einen Löschkopf habe ich ja jetzt, von der Mechanik tut der genau das, was er soll - er hat zwei halbe "Löschspuren" - sprich, im Stereobetrieb tut er das, was der Dual Kopf jetzt auch tut, nämlich zwei Spuren löschen, und im Quadrobetrieb kann er alle vier Spuren auf einmal löschen. Er passt auch perfekt an den Platz des Originalkopfes, alles gut.

Meine Frage bezog sich darauf, dass ich nicht weiß, wie man den Kopf elektrisch an die Lösch-Elektronik adaptieren kann. Der neue Kopf wird ziemlich sicher andere elektrische Daten haben als der Dual Kopf, man müsste also entweder die Daten des neuen Kopfes ermitteln und den Löschgenerator im C901 modifizieren, oder man findet heraus, in welchem Gerät der neue Löschkopf original verbaut war, und verwendet die Löschgeneratorschaltung aus diesem Gerät. Im letzteren Fall müsste man sich dann aber darum kümmern, wie man die Vormagnetisierung realisiert.

Das Problem, dass der neue Kopf elektrisch nicht zum Löschgenerator des C901 passt, hätte ich wohl mit jedem "Fremdkopf" und auch mit jedem fremden Löschgegenerator . Deshalb macht es auch keinen Sinn, das Problem dadurch lösen zu wollen, dass ich mir einen weiteren Löschkopf suche.

Über die Tascam Achtspur-Geräte habe ich auch schon nachgedacht. Durch die Informationen einiger "Bandmaschinenforianer" habe ich aber einsehen müssen, dass das keinen Sinn macht, siehe auch hier:

kennt sich jemand mit dem Tascam 238 aus ?

Ich werde es jetzt wohl so umsetzen, dass ich die Quadrocassetten mit einem Aufkleber codiere, und das Deck z.B. über optoelektronische Abtastung erkennt, ob eine unkodierte Stereocassette, eine richtig rum eingelegte Quadrocassette oder eine falsch rum eingelegte Quadrocassette eingelegt wurde. Bei stereo funktioniert es wie immer, bei falsch eingelegter Quadrocassette gibt es eine Fehlermeldung und bei richtig rum eingelegter Quadrocassette wird die Reverse Funktion deaktiviert, und das Deck arbeitet vierkanalig. Auf die Umsetzung der Steuerfunktionen freue ich mich schon, lediglich bei dem oben beschriebenen Löschgeneratorproblem bin ich noch etwas ratlos.

Das Platzproblem kann man evtl. dadurch lösen, dass man das Deck in der Fläche größer baut. Wenn man die Grenze da steckt, wo es optisch noch zum Rest der Anlage passt, kann man es bis zum Formfaktor des Plattenspielers vergrößern. Und wenn man den Aufwand nicht scheut, neue Platinen zu entwerfen, lässt sich sicher auch noch einiges an Platz gewinnen. Ich schaue einfach mal, ist ein schönes "Winterprojekt".

Gruß Frank
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#5
Hallo Frank,
ich bin mal ganz ketzerisch und da du sehr experimentierfreudig bist: was spricht dagegen, den neuen Löschkopf probehalber einzubauen und mit dem Generator des Dual-Tapedecks auszuprobieren? Ist die Gefahr groß, dass er dadurch einen Defekt erleidet? So riesig werden sich die verschiedenen Köpfe elektrisch nicht unterscheiden und vielleicht kommt ein brauchbares, wenn auch vielleicht nicht optimales Ergebnis dabei heraus. Oder du experimentierst zunächst mit einem anderen Löschkopf aus einem Schlachtgerät... die Elektrik wird's sicherlich überleben... und machst mal Erfahrungen. Von dem Papa eines Schulfreundes weiß ich, dass er bei Schlachtgeräten Tonköpfe untereinander getauscht hat (die nicht aus identischen Geräten stammten), ohne Skrupel dabei gehabt zu haben. Den Rest hat er über das Einmessen geregelt. Er war da schmerzfrei - und wohl auch angstfrei.
Liebe Grüße
Thomas
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#6
... den Versuch gebe ich mir auf jeden Fall, und prüfen, ob die Kenndaten wie Frequenzgang nach dem Wechsel ok sind, kann ich auch.

Es ist halt immer ein wenig der Inschinör, der bei sowas mit mir durchgeht, der es gerne exakt hätte, und dem es gut täte, mal etwas lockerer an die Sache ranzugehen, frei nach dem Motto "ein zu 80% umgesetztes Projekt ist allemal besser als ein 100% Projekt, das nie aus dem Gedankenstadium rauskommt". Ich gelobe Besserung, versprochen.

Gruß Frank
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#7
Hallo Frank,

bei allen Fragen rund um HF im Bandgerät ist doch eigentlich Kai gefragt... vielleicht liest er ja mit. In der Vergangenheit haben wir schon über die elektrischen Eigenschaften von Aufnahmeköpfen bei Bias-Frequenzen diskutiert und gemessen, z.B. hier: Bias-Einstellung per Schnittstelle.

Eigentlich bräuchte es "nur" eine frequenzabhängige Messung der Impedanz des alten und neuen Löschkopfes - und vielleicht ein Schaltbild des Oszillators im C901. Je nach Ausstattung kannst Du die Messung vielleicht selbst machen; es gibt auch Software für die Soundkarte, ich habs mal zu Fuß versucht, ist aber versandet.

Viele Grüße
Andreas
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#8
Hallo,

eine Möglichkeit ist, sich an dem Oszillator zu orientieren, mit dem der Löschkopf ursprünglich betrieben wurde .

Die zweite Möglichkeit besteht darin, für eine (vernünftig) gewählte Löschfrequenz die Löschdämpfung pro Löschstrom messtechnisch zu ermitteln und sich dann für etwas akzeptables zu entscheiden. Aus der Impedanz des Kopfes ergibt sich dann, wieviel Spannung dafür benötigt wird. Löschgenerator und Bias-Generator müssen nicht identisch sein.
Wenn die Vorgänge schön separat gehalten werden können und die Signale sich nirgends überlagern und auf nichtlineare Kennlinien geraten, sollte auch keine Differenztöne hörbar werden.

Wenn das doch zu befürchten ist, synchronisiert man die Generatoren durch Verkopplung. Wie man das erreicht, kann man sich zB im Schaltplan des Grundig CF7500 ansehen.

MfG Kai
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#9
Frank, zu dem Löschkopf habe ich auch noch eine Anmerkung. Ich habe jüngst so eine alte Broschüre gelesen, in der fundamentales über Bänder stand (ich glaube von BASF in dem Rundfunkmuseum....).

Dabei ist mir eines aufgegangen. Ich dachte immer, die halbe Spur eines Halbspurkopfes sitzt auf dem Band da, wo sonst zwei Viertelspuren sitzen. Anscheinend ist das aber nicht so. Die 4 Viertelspuren sitzen beim Tonband (6,3mm) nicht genau da, wo die 2 Halbspuren sitzen.

Wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe, willst du einen Halbspur-Löschkopf in den Dual einfrickeln. Bevor du das machst, würde ich versuchen, ob das, was ich oben für das 6,3mm Tonband geschrieben habe, nicht analog auch für die Bänder der Cassetten gilt. Das weiß ich nicht und hätte es auch nie in Frage gestellt, aber wer weiß...

Ich will da ins gleiche Horn blasen wie Darwin. Ich habe mir letzte Woche für 20 Euro ein Yamaha MT100 aus der Bucht gefischt, das ist ein Vierspurgerät. Diese Geräte gibt es manchmal für wenig Geld zu kaufen. Und da stimmen die Lagen der 4 Spuren in eine Richtung überein mit den 2 + 2 Spuren stereo vorwärts und rückwärts.
Gruß
Stefan
REVOX A77 und B77
GRUNDIG TS 1000 in 2 Varianten und TS 945, TK 847, TK 850FM, TK 248 und TK 600, TK 2400FM und TK 2200, Telefunken M 204
UHER SG 630, SG 561 und 521, Royal de luxe und die ganze Reporter Familie
Tandberg 10XD, ASC AS6002S/38, 6004S/4,75 und 4504/5002,
Sansui SD 3030 (...was ganz seltenes), SABA TG 564 und 664, AKAI X-201
GRUNDIG CN 1000 in 3 Varianten, Tandberg TCD 310, Marantz 5220 und 5010B
TASCAM 133 und 134, SONY TC-K 690, SABA 936 und Telefunken HS 1300
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#10
... wenn der Halbspur Löschkopf, den ich jetzt habe, tatsächlich von dem Uher Gerät stammt, sollte das mit den Spurlagen passen. Das mit dem Yamaha MT 100 ist aber auf jeden Fall ein guter Tipp, ich werde mal die Fühler ausstrecken.

Die nicht kompatiblen Spurlagen sind übrigens der Grund, weshalb man keine TASCAM Teile benutzen kann. Das beste wäre eine meiner Ursprungsideen, nämlich, zwei C901 Löschköpfe eng nebeneinanderzu quetschen. Wegen der Auto Reverse Funktion hat das C901 zwei Löschköpfe für je eine Halbspur, wenn man die auf einer Seite nebeneinander unterbringen könnte, hätte man alle Probleme vollständig erschlagen. Die Spurlage würde passen, und man könnte die vorhandene Lösch-Elektronik ohne Veränderungen weiternutzen. Leider geht das mechanisch nicht, die beiden Köpfe würden zusammen nicht in die Öffnung der Cassette passen.

Gruß Frank
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