NAD 613 - oder: "Oh...ONKYO!"
#1
Hallo!

Nun ist mir vor einigen Monaten ein Tapedeck von einer Marke zugelaufen, die ich so gar nicht auf dem Schirm hatte: NAD. Gelesen hat man davon schon einiges, gut edel und teuer ist das Zeugs. Einer bei den "Tapeheads" hat es überschwänglich sogar als das letzte "High End Tapedeck" angepriesen. Nun bin ich gespannt...

Da steht das gute Stück:

   

   

Das Laufwerk sieht vertraut aus, kopfmässig auch keine Überraschung, aber was erwartet man auch von einem Tapedeck, das in der 2. Hälfte der 90er seine Geburt hatte.

   

Das Innenleben kommt aber bekannt vor! Die Art und Weise, wie die Leiterbahnen gestaltet sind, habe ich doch schon mal vor 33 Jahren gesehen...

   

Oh... Onkyo!!! Genau das war's!

   

Unter der Haube ist das NAD 613 ein Bruder des Onkyo TA-6210, das gleiche Display haben beide, nur dass der Onkyo auf "Play Trim" verzichten muss.

Das Laufwerk:

   

Nein, da hab ich nix vorher abgeschraubt! Ich war der mutmaßlich der erste, der dem Gerät den Deckel abgenommen hat. Was ich dann entdeckt habe, passt irgendwie so gar nicht zu einem "High End"-Gerät:

   

Ja, aus Kunststoff ist die Schwungscheibe! Der Treibriemen ist noch in tadellosem Zustand. Aber auch vorne ist massiv gespart worden...

   

   

Keinerlei Bremsen! Beim schnellen Umspulen bilden sich dann bei leichtgängigen Kassetten auch mal Bandschlaufen. Das ist schon fast Tanashin-Niveau... ;( ?(

Die technischen Daten sehen nicht schlecht aus, wobei ich die Gleichlaufschwankungen nach DIN von 0,09% nicht glauben kann, das muss definitiv ein Druckfehler sein. Zu allem Überfluss fängt der Capstan-Motor nach wenigen Minuten Betrieb an zu quietschen, das vordere Lager habe ich schon geschmiert, Fehler bleibt. Passenden Ersatz habe ich nicht da, sind alle zu "umfangreich". Bei Gelegenheit hoffe ich noch auf einen Sweep.

   

So, wieder mal einen Exoten kennen gelernt... 8o

Gruß
Jochen
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#2
Capstan aus Kunststoff nur von vorne per Sicherungsring gehalten. So übel produziert es Denon auch bei den großen Modellen schon seit den späten 80er Jahren.
Der einzige Vorteil dieser 90er Jahre Decks ist halt, dass sie ohne jegliche Gummi-Idler auskommen und daher bis auf den Treibriemen
wartungsarm sind. Das geht natürlich durch die stattdessen eingesetzten Zahnräder auf Kosten der Laufruhe.
Wenn ich Tapedecks aus dem genannten Zeitraum kaufe und nutze, greife ich zu Teac. Auch da glänzt nicht alles, der Qualitätsstandard ist aber merklich höher.
Gruß
Michael

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#3
Auch in meinem Tascam CC-222SL ist ein (Reverse)Laufwerk mit Plastik Capstan drinnen. Ich denke das wurde deswegen gemacht weil die Motoren so zuverlässig geregelt waren, das die zusätzliche Masse an der Stelle für den Gleichlauf nicht notwendig war.

Motor DC servo motor x 1, Wow and flutter <0.19% (W.RMS)

Ein Riemenwechsel und das Teil funktionierte wieder bestens. Tascam gab auch nur noch einen Frequenzbereich bis 12 kHz o.s.ä. an, was ich beim anhören von Cassetten zumindest nicht bestätigen kann.


Frequency response (overall) 50 Hz — 12.5 kHz ±3 dB (high position), 50 Hz — 10 kHz ±3 dB (normal)

Klingt trotzdem ganz normal das Teil.

VG Martin
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#4
leserpost,'index.php?page=Thread&postID=259623#post259623 schrieb:Ich denke das wurde deswegen gemacht weil die Motoren so zuverlässig geregelt waren, das die zusätzliche Masse an der Stelle für den Gleichlauf nicht notwendig war.

Hinter einer solchen Entscheidung steht meist ein kaufmännischer Gedanke. Hier müsste man schon Soll- und Ist- Geschwindigkeit permanent vergleichen und per Quarz stabilisieren
um wirklich zuverlässig zu regeln. So hat es Philips bei den Plattenspielern mit "Direct Control" gemacht, die mit ultraleichtem Teller hervorragende Gleichlaufwerte erzielen.

Die Kunststoffmasse der Tonwelle ist auch eigentlich ein alter Bekannter aus diversen Philips Bandgeräten von den 70er Jahren an (N441x).
Gruß
Michael

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#5
Waren die älteren NAD-Kassettendecks eigentlich auch bauähnlich zu irgendwas? Der Verdacht liegt ja insofern nahe, als daß NAD einerseits generell ein kleiner Hersteller war, und zweitens vor allem Verstärker verkauft hat. Die Kassettendecks dürften folglich kaum die Stückzahlen erreicht haben, die eine komplette Eigenentwicklung rechtfertigten.

http://www.hifi-archiv.info/NAD/1987/11.jpg
http://www.hifi-archiv.info/NAD/1988%20-...ies/09.jpg

Onkyo war es in diesem Fall wohl nicht, deren Decks sahen damals komplett anders aus.
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#6
Das ist aber optisch ein wunderschönes Gerät. thumbup
Keine überflüssigen Hebelchen und Schalterchen, kein unnötiges Anzeigefeld, kein Stuß-Text auf der Klappe.
Das gefällt mir richtig gut. thumbsup
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#7
@ Timo: Das NAD 613 sieht ja auch nicht wie ein Onkyo aus, aber gut möglich, dass Onkyo leiterplattenmässig schon früher bei NAD "zugefüttert" hat. Jedenfalls muss es laut dem Vorbesitzer des 613er doch mehr Verbandelungen zwischen NAD und den Onkyoten gegeben haben, als wir uns vorstellen können. Zumindest in den 90ern des letzten Jahrhunderts könnten durch Preisdruck und Rationalisierungen da Kooperationen stattgefunden haben.

Übrigens: Das Laufwerk, welches beim Werbeprospekt des NAD 6300 spiegelverkehrt abgebildet ist, ist ja auch in den höherwertigen Onkyos verbaut worden.

@ maddin2: ja, das Design ist sehr "clean", reduziert auf das essentielle. Ernsthaft: es lenkt nicht so beim Musikhören ab!

Gruß
Jochen
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#8
Das puristische Aussehen war bei NAD immer schon Programm.

Die Tapedecks kamen mit den Jahren von verschiedenen Herstellern, die Geräte der späten 70er und frühen 80er Jahre ziemlich sicher von Sanyo.
Wenn man alle von Sanyo für andere hergestellten Geräte sammelt, wird ein DIN-A4 Blatt in 10 Punkt Schrift kaum reichen.
Gruß
Michael

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#9
Wobei die Kunststoffschwungscheibe in den Philipsen aber durch eine Metallscheibe hintendrauf noch auf Masse gebracht wurde, und die Drehzahlregelung war wirklich sehr präzise, der Motorpulley hat einen Zahnkranz, den eine Spule mit Eisenkern induktiv "abtastet". Ich hab leider nicht mehr den Schaltplan der N4416 meines Vaters, aber das sah für mich sehr nach "FG-Servo" aus.

Bei 4,75cm/s sollte sie Gleichlaufschwankungen von 0,3% DIN haben. Selbst da hat sie sich bei getragenen Klavieraufnahmen nicht blamiert. Aber frage mich nicht, wieso mein Vater Musik mit so geringer Bandgeschwindigkeit aufgenommen hat...

Gruß
Jochen
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#10
Ist das nicht das Alps-Standardlaufwerk jener Tage?
Viele Grüße
Lukas
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#11
Hier:

https://www.luckyx02.de/meine-tapedecks/

findet ihr einen sehr guten Bericht über NAD Cassettendecks.

Viel Spaß beim Lesen
Erhard
Ich freue mich, wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es trotzdem. Karl Valentin
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#12
musicus,'index.php?page=Thread&postID=259676#post259676 schrieb:findet ihr einen sehr guten Bericht über NAD Cassettendecks.

Eine zu recht häufig angezweifelte Quelle mit vielen sehr unsicheren Informationen und Erkenntnissen, besonders im Bereich der Plattenspieler.
Dann will ich doch mal sehen, was er zu NAD Decks so schreibt....
Gruß
Michael

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#13
McWangine,'index.php?page=Thread&postID=259621#post259621 schrieb:Zu allem Überfluss fängt der Capstan-Motor nach wenigen Minuten Betrieb an zu quietschen, das vordere Lager habe ich schon geschmiert, Fehler bleibt.
Das kenne ich. Quietschen ist nach meiner Erfahrung durch Zerlegen und Reinigung des Motors behebbar.
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