Philips EL 3301 Kassettenrecorder – Motor defekt
#1
Hallo, ich bin Marco, neu hier und grüße alle!

Vor mir liegt mein alter Philips EL 3301/22D, der wohl einen defekten Motor hat.

   

Eigentlich hat er seine Zeit längst überlebt und könnte entsorgt werden, aber mir bedeutet das Gerät etwas.Der Recorder ist ursprünglich von meinem Großvater, der mir damals auch noch etwas dazu erzählen konnte. Er hat ihn Mitte der 1960er Jahre gekauft, um damit Klavierkonzerte aufzunehmen. Der Klang und die Aufnahmequalität hatten ihn damals aber wohl nicht so recht überzeugt, sodass er wieder auf ein herkömmliches Tonbandgerät zurückgegriffen hat. Den EL 3301 benutzte er dann nur beruflich als Diktiergerät, danach stand er wohl lange in der Ecke. Ich erinnere mich, dass ich mir das Gerät Anfang der 1980er Jahre unter den Nagel gerissen und damit Kindercassetten gehört hatte. Als ich meinen ersten Radiorecorder bekam, verschwand der EL 3301 endgültig auf den Dachboden. Nach der Jahrtausendwende habe ich den Recorder wieder gefunden und war mir da erst mit Hilfe des Internets überhaupt bewusst, dass das Modell kein Schrott zum Entsorgen war. Die Riemen hatte ich getauscht und das Gerät von Zeit zu Zeit mal vorgeführt. Damals dachte ich fälschlicherweise, es sei das erste Modell eines Compactcassettenrecorders – aber das ist ja der EL 3300. Nun stand der EL3301 wieder längere Zeit im Schrank. Beim Ausprobieren zeigten sich nun laute Quietschgeräusche, die aus dem Motor selbst kamen. Ich habe auf die Achse an den Sinterlagern mit einer Kanüle einen kleinen Tropfen Feinmechaniköl gegeben, sodass das Quietschen erfolgreich beseitigt wurde. Danach ließ ich das Gerät ca. eine halbe Stunde laufen und dann reduzierten sich drastisch die Lautstärke und Laufgeschwindigkeit. Netzteil sehr warm – also ausgeschaltet.

Den Motor habe ich dann ausgebaut und durchgemessen. Ergebnis: Kurzschluss. Ich habe das Ding mal versucht so weit es geht zu zerlegen: Der Motor hat keine elektronische Drehzahregelung, sondern im Gehäuse eine solche, die mechanisch mit Fliehkraft funktioniert – sehr aufwändig.

   



Verbaut sind darin auch Keramikkondensatoren, von denen einer eine aufgeplatzte Ummantelung hat.
           
Komplett konnte ich den Motor bisher nicht zerlegen – war ja von Philips auch nie so vergesehen. Jetzt komme ich nicht weiter und wollte euch Folgendes fragen:
  • Wie kann man den aufgepressten Pulley von der Achse des Motors entfernen, um ihn ganz zu zerlegen?
  • Welche Werte haben die eingebauten Keramikkondensatoren? (ggf. für Austausch)
  • Kann man diesen Motor als Ganzes noch irgendwo herbekommen? Schlachtgeräte mit gleichem Motor?
Danke für eure Hilfe!


Gruß
Marco
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#2
Betr. Pulley, ich mach' das immer wie folgt: Zwei Schraubendreher bereitlegen, den Pulley mit einem Feuerzeug warm machen, die beiden Schraubendreher links und rechts zwischen Pulley und Motor ansetzen und den Pulley abhebeln. Etwas fix vorgehen, damit der Pulley nicht wieder erkaltet.

Gruß
Wenni
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#3
Ich müsste noch 2 oder 3 Motoren haben, wovon einer sicherlich funktioniert, ach nee, sorry, bei mir ist es ein 3302, sind glaub ich nicht identisch.

Da hast du ja wirklich den ersten Cassettenrecorder der Welt!
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#4
Vielen Dank für die Tipps. Ich habe die Feuerzeug-/Schraubendrehermethode probiert. Dabei rutsche die Achse etwas aus dem Anker, aber der Pulley blieb fest. Also habe ich unter den Pulley zwei Metallstücke gelegt, das Ganze auf einem Schraubstock fixiert, wieder erwärmt und von oben mit einem Körner/Nagel die Motorenachse nach unten ausgeschlagen. Hat prima funktioniert.
   
Nun habe ich die Einzelteile: An den Schleifern befindet sich doch Öl, trotz der winzigen Menge.
   
Ich werde die Teile mal im Ultraschallbad reinigen und den aufgeplatzen Kondensator versuchen herauszubekommen. Irgendwo musste der Kurzschluss herkommen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der Motor jemals mit der ursprünglichen Geschwindigkeit wieder laufen wird...

@DOSORDIE: Der EL 3301 soll das zweite Modell weltweit gewesen sein. Wink Den EL 3300 hab ich leider nicht.
Gruß
Marco
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#5
Ich hab als Kind den defekten 3300 meines Vaters geschlachtet... tut mir heute leid, aber damals wäre niemand auf die Idee gekommen, dass der eventuell noch reparabel sein könnte. Das war genau die Ära, in der es noch kein Internet gab und die noch in großer Zahl vorhandenen Radio- und Fernsehtechniker ausschließlich am Verkauf von Neugeräten interessiert waren - sobald es direkt vom Hersteller keine Ersatzteile mehr gab, galt das Gerät als Totalschaden, und wenn nur ein Riemen gerissen war. Er hatte das Gerät bis Mitte, Ende der 70er in Betrieb, und dann wurde ihm mitgeteilt: "Nicht mehr zu retten". Dann lag es viele Jahre nur herum.
Dein Netzteil stammt übrigens soweit ich das sehe von einem Blaupunkt-Kofferradio und nicht von Philips. Das Philips war ein deutlich längerer Ziegel ohne Schalter.
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#6
Leider ist es mir nicht gelungen, den Motor zu reparieren. Ursache für den Kurzschluss sind wohl die Kontaktbleche des Kommutators. Motor läuft nur mit Anschubsen, zieht ca. 80 mA, zeitweise wieder Kurzschlüsse - kurzum das Ding ist fertig. Interessanterweise gibt das Service-Manual für den EL 3301 schon einen Motor mit elektronischer Regelung an. Mein EL 3301 scheint ein frühes Gerät der Serie zu sein und mit Fliehkraftmotor noch eher dem EL 3300 zu ähneln.
Den alten Motor baue ich natürlich nicht mehr ein - vielleicht findet sich irgendwann mal Ersatz.
@Ragnar_AT: Das Netzteil, was ich dazu habe, ist ein "Philips Netzvorschaltgerät LFD 3416" für Geräte von 7,5-9V. Vielleicht nicht das Originalnetzteil, aber von Philips.
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#7
Hallo Marco,

spann den Rotor in eine Bohrmaschine ein und schleife die Kontaktbleche (Kollektor) etwas nach. Das geht am besten mit 600er Schleifpapier und einer kleinen Vierkantfeile, damit wird aber nur das Schleifpapier angedrückt. Mit dieser Methode habe ich schon einige dieser kleinen DC-Motoren wieder ans Laufen bekommen. Nach dem Schleifen gründlich reinigen.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#8
Marco,'index.php?page=Thread&postID=258256#post258256 schrieb:@Ragnar_AT: Das Netzteil, was ich dazu habe, ist ein "Philips Netzvorschaltgerät LFD 3416" für Geräte von 7,5-9V. Vielleicht nicht das Originalnetzteil, aber von Philips.

Stimmt, da habe ich mich vom Design täuschen lassen! Mit dem grauen Gehäuse mit rotem Schiebeschalter ähnelt es enorm den Blaupunkt!
Ich kenne aus der Anleitung des 3300 nur das N 6502 bzw. einen optisch identischen Vorgänger. Das ist komplett schwarz, länglicher als deines und hat oben einen roten Netzspannungswähler 110 - 127 V/220 - 240 V. An der Unterseite gibt es einen Drehschalter für die Ausgangsspannung 6/7,5/9 V, mit 250 mA. Interessanterweise hat das einen Hohlstecker mit Adapter für den 6-poligen DIN-Anschluss!
https://www.radiomuseum.org/r/philips_ne..._6502.html
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#9
Bevor ich am EL 3301 weiterarbeite, ist mir aufgefallen, dass das Netzteil LFD 3416 von Philips defekt ist. Es liefert statt ca. 8,5 V DC zu viel Ausgangsspannung von rund 18 Volt. Der Tausch der Z-Diode hat keine Veränderung gebracht, sodass ich von einem defekten Transistor, der für die Spannungsregulierung zuständig ist, ausgehe. Es ist ein Germaniumtranistor alter Schule im Kühlblock. Leider ist kein Typ aufgedruckt. Auf dem eigentlichen Transistor konnte ich, nachdem ich ihn aus dem Kühlblock gezogen habe, keinen Aufdruck finden. Das Bauteil ist völlig unbeschriftet.
Weiß jemand von euch zufällig den/einen passenden Typ? Das Schaltbild füge ich hier mal bei.

Gruß, Marco


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#10
Hallo Marco,

AC128K (1 A), AC139K (1 A), AC153K (2 A), AC188K (1 A)
In Klammern der max. Kollektorstrom.

Gruß
Michael
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#11
Nimm einen 7908 Spannungsregler statt Geld für obsolete überteuerte Germanium-Transistoren auszugeben.

MfG Kai
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#12
Herzlichen Dank für eure Antworten!
Wenn ich keinen passenden Germaniumtransistor mehr in der Bastelkiste finde, kommt ein 7908 Spannungsregler (-8V/1A) zum Einsatz, davon habe ich mehrere hier. Die Preise für NOS Germanium steigen immer mehr...
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#13
Ein Germanium-Transistor hat da keinerlei Vorteil, nur das erhöhte Risiko, auch demnächst auszufallen.
Die sind da nur drin, weil es zur Zeit der Herstellung noch nichts besseres gab.
Selbst, wenn du noch welche hast, spar sie dir lieber auf für Anwendungen, bei denen der Unterschied von Germanium und Silizium eine größere Rolle spielt.

MfG Kai
Nachtrag: Denk dran, daß alle 3-Bein Regler direkt am IC-Eingang und -Ausgang ein paar µF Tantal-Elko brauchen, damit sie nicht schwingen. Wenn es passieren kann, daß die Eingangsspannung nach dem Ausschalten schneller absinkt als die Ausgangsspannung und dann umgekehrte Polarität zwischen Eingang und Ausgang erzeugt, sollte das durch eine Diode von Ausgang zum Eingang (also normalerweise sperrend) verhindert werden.
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#14
Tatsächlich habe ich noch einen Germanen AC153K von Siemens gefunden, baue ihn aber aus o.g. Gründen lieber nicht ein.

Habe das Schaltbild nun (hoffentlich funktionabel) abgeändert und versucht Kais Nachtrag zu brücksichtigen. Kann man statt Tantalelkos auch herkömmliche nehmen bzw. am Ausgang einen Keramik- bzw. Folienkondensator (0,1 µF) einsetzen?
Gruß, Marco


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#15
Man kann auch kleine "Alu-Becher"-Elkos nehmen. In der Regel werden einige µF Tantal plus 100 nF Keramik-C empfohlen, also Induktivitäts-arme Ausführungen, was Folien-Cs nun nicht gerade sind.
Auch 1000 µF am Eingang können die nicht unbedingt ersetzen, also lieber zusätzlich noch dazu. Mit "einige µF" sind 2 .. 5 oder gar 10, aber keinesfalls 100 µF gemeint. 100 µF oder mehr kann man weiter weg platzieren. Die unmittelbaren Cs am Regler sollen verhindern, daß der Regel-Verstärker lange Leitungen an Eingang oder Ausgang als Induktivitäten für Oszillator-Betrieb "mißversteht".

MfG Kai
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