Nagra T - Audio einmessen
#1
Meine Nagra T-Audio hat neue Köpfe bekommen, und jetzt bin ich dabei sie einzumessen. In diesem Zusammenhang darf ich voranschicken, dass ich noch nie eine Bandmaschine selbst eingemessen habe. Insoweit freue ich mich über jeden hilfreichen Kommentar.
Um eine T-Audio einzumessen benötigt man eine Extender Platine, damit man an die Audioboard herankommt. Da eine solche nicht mehr zu bekommen ist, habe ich mir selbst eine gemacht (das Layout, die Platine dann Online herstellen lassen) und anderen Ortes in diesem Forum schon beschrieben, hier noch einmal ein paar Bilder dazu:


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#2
Zunächst habe ich das Setting kontrolliert, es steckt für beide Kanäle eine Brücke auf Position 3 was 1,55V für 0 dB (+ 6 dBm) entspricht.
Dann habe ich schön nach Anleitung den Wiedergabezweig abgeglichen, also mit einem NTI Minirator +6 dBu (1,55V) 1kHz auf den Eingang gegeben und auf der Platine am TP3 gemessen. Ich habe das original Servicemanual (als Ordner, nicht nur als File), dort steht aber nicht, was der zu messende Wert sein soll. Mein NTI Minilyzer hat 0 dBu angezeigt, mein 2455 von B&K 0,77 V, ich nehme an, dass das so in Ordnung ist.
Als nächstes habe ich das Modulometer (die Aussteueranzeigen bei Nagra werden so genannt) mit + 6 dBu am Eingang auf 0 dB gestellt (RP1 auf A10);
Nun habe ich den Minilyzer an den Ausgang gehängt und auf den Eingang +6 dBU 1 kHz gegeben, den Ausgang habe ich mit RP1 auf A01 dann auf exakt + 6 dBu eingestellt.
Das ganze dann noch mit einem Sweep von 30 Hz bis 20 kHz getestet, erlaubt sind 0,5 dB Abweichung, tatsächlich waren die größten Abweichungen bei 30 Hz und 20 kHz nur 0,15 dB, dazwischen 0,05 dB, natürlich für beide Kanäle;
Damit ist der Eingangs- und Ausgangsverstärker abgeglichen.
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#3
Azimutheinstellung:
Zur Azimutheinstellung habe ich ein 19 cm/s Band von Pievox verwendet, ich habe auch noch eines von Peter Ruhrberg, das nehme ich dann zur Kontrolle:
Zunächst auf den 2 Kanal Oszi je einen Signal rechts/links direkt vom XLR Stecker abgegriffen und dann mit der Azimuthschaube am Wiedergabekopf (2,5 mm Inbus, ganz rechts), die Phase exakt übereinander gebracht und bei 10 kHz noch etwas optimiert.


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#4
Als nächstes habe ich das Testband von Peter Ruhrberg aufgelegt für 38 cm/s CCIR und 514 nWb/m bei 1 kHz abgespielt. Den Level kann man dann mit Trimmer RP8 (jede Geschwindigkeit und Entzerrung hat ihren eigenen Trimmer) +/- 3 dB einstellen. Ich habe am Ausgang ca. 8 dBu gemessen, mit dem Trimmer kommen ich nach unten auf ca. 6,5 dBu und nach oben auf ca. 10 dBu. Ich habe dann beide Kanäle exakt auf + 8dBu eingestellt, weil es vorher so in etwa war, und an dieser Stelle zunächst einmal für heute Schluss gemacht, es ist ja auch schon spät. Meine Frage an Peter: müsste ich hier nicht + 6 dBu einstellen können?
Ach ja, ich hatte tatkräftige Unterstützung von Bonnie (siehe Bild), sie liebt Musik!
Gute Nacht zusammen und bleibt gesund!
Gerhard


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#5
Wiedergabelevel einstellen:
Ich habe die Lösung des vorgenannten Problems gefunden! Es gibt noch einen Summenregler pro Kanal und dann je 8 Feinsteller je nach Geschwindigkeit und Entzerrung. Offensichtlich ist der neue Tonkopf um 2-3 dB empfindlicher, so dass auch die Grundverstärkung nicht mehr gestimmt hat.

Für 38 cm/s ICE 1 (CCIR) 514 nWb/m habe ich das Signal nun mit dem Testband von Peter Ruhrberg auf exakt +6 dBu für jeden Kanal eingestellt. Schwankungen auf der zweiten Stelle hinter dem Komma.
Für 19 cm/s ICE 1 (CCIR) 320 nWb/m (Testband von Peter Ruhrberg) habe ich den Ausgang um - 4dB auf +2 dBu eingestellt. Hierzu hätte ich gerne eine Rückmeldung, ob das so korrekt ist.
Das gleiche dann für 19 cm/s NAB, Testband 250 nWb/m (Testband Pievox), dort habe ich den Ausgang um -6dB auf 0 dBu eingestellt. Auch hierzu bitte ich um Rückmeldung, ob das so korrekt ist.
Damit wäre der Wiedergabezweig m. E. eingemessen und die Platinen können nun wieder ohne Extension in die TA. Die Kalibrierung des Aufnahmezweiges sollte nun komplett von vorn gehen, was ja Sinn macht, da man im Studiobetrieb häufiger auf neue Bandsorten und ggf. auch Chargen eingemessen hat.
Gerhard
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#6
Sonicman,'index.php?page=Thread&postID=256302#post256302 schrieb:Dann habe ich schön nach Anleitung den Wiedergabezweig abgeglichen, …. Mein NTI Minilyzer hat 0 dBu angezeigt, mein 2455 von B&K 0,77 V, ich nehme an, dass das so in Ordnung ist.
Unter welchem Punkt kann ich das im SM finden? (Hab schon gesucht, aber ...)


Sonicman,'index.php?page=Thread&postID=256318#post256318 schrieb:Für 38 cm/s ICE 1 (CCIR) 514 nWb/m habe ich das Signal nun mit dem Testband von Peter Ruhrberg auf exakt +6 dBu für jeden Kanal eingestellt.
Für 19 cm/s ICE 1 (CCIR) 320 nWb/m (Testband von Peter Ruhrberg) habe ich den Ausgang um - 4dB auf +2 dBu eingestellt. Hierzu hätte ich gerne eine Rückmeldung, ob das so korrekt ist.
Das gleiche dann für 19 cm/s NAB, Testband 250 nWb/m (Testband Pievox), dort habe ich den Ausgang um -6dB auf 0 dBu eingestellt. Auch hierzu bitte ich um Rückmeldung, ob das so korrekt ist.
Beides ist korrekt, wenn du für 38 und 19 cm/s als Bezugspegel den gleichen Bandfluss von 514 nWb/m verwenden möchtest.

Pegelrechnung für Präzisionsfanatiker:
320/514 = 0,623 ≙ -4,12 dB
250/514 = 0,486 ≙ -6,26 dB

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#7
Hallo Peter, der interne Referenzpegel an TP3 ist in der Tat nirgends angegeben. Man kann/muss aber den gewünschten Ein- und Ausgangspegel per Jumper definieren. Ich nehme an, dass der Wiedergabeverstärker intern immer mit 0,775 V arbeitet. Ich habe dazu eine Mail an Herrn Bartels geschickt, vielleicht kann er das bestätigen.
Zum Wiedergabezweig sehe ich gerade, dass ich ja auch noch für jede Geschwindigkeit den Höhenverlust kompensieren kann/muss, das mache ich jetzt noch mit Deinen Frequenzbändern, dann erst kommt der Aufnahmezweig dran.
Beste Grüße
Gerhard
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#8
Höhenkompensation (Playback frequency response) einstellen:
Abhängig von der Geschwindigkeit kann man den Höhenverlust, der eine Funktion der Spaltbreite ist, kompensieren. Nach Tonkopfwechsel macht das natürlich besonders Sinn, da der Spalt nun schmaler ist. Für 38 cm/s soll man bei 20 kHz messen für 19 cm/s bei 16 kHz und +/- 1 dB genau für jeden Kanal einstellen. Ich habe die Frequenzbänder von Peter Ruhrberg dazu genommen und bei 38 cm/s auf -14 dBu mit dem Trimmer RP3 einjustiert (- 20 dB auf dem Band, 0 dB = + 6 dBu), bei 19 cm/s mit RP4 bei 16 kHz auf - 18 dBu (-20 dB auf dem Band, 0 dB = + 2 dBu); Wenn Peter das so bestätigen kann, wäre der Wiedergabezweig nun fertig justiert. Man könnte nun noch das Spiel für 9,5 und 76 cm/s machen, aber diese Geschwindigkeiten nutze ich nicht.
Gerhard
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#9
Sonicman,'index.php?page=Thread&postID=256324#post256324 schrieb:Ich nehme an, dass der Wiedergabeverstärker intern immer mit 0,775 V arbeitet.
Falls ich die Tabelle unter Punkt 1.1 ("Input Sensitivity", Seite IV.1.1-1) richtig verstehe, ist der Nagra-interne Nominalpegel 0 dBu = 0,775 V, der an TP3 und TP2 (für Kanal II) zu messen sein soll. (Dort heißt es dBm, diese Bezeichnung ist in der Audiotechnik seit längerem ungebräuchlich, siehe hier unter "dBm".)

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#10
Sonicman,'index.php?page=Thread&postID=256330#post256330 schrieb:Ich habe die Frequenzbänder von Peter Ruhrberg dazu genommen und bei 38 cm/s auf -14 dBu mit dem Trimmer RP3 einjustiert (- 20 dB auf dem Band, 0 dB = + 6 dBu), bei 19 cm/s mit RP4 bei 16 kHz auf - 18 dBu (-20 dB auf dem Band, 0 dB = + 2 dBu); Wenn Peter das so bestätigen kann, wäre der Wiedergabezweig nun fertig justiert.
Gut so.

Es geht auch mit noch weniger Rechnerei: Einfach die Bezugsfrequenz des Frequenzgangteils (hier jeweils 1 kHz) wiedergeben und den damit abgelesenen Spannungs(pegel)wert auch bei 20 (bzw. 16) kHz einstellen.

Will man es noch genauer haben, die Frequenztreppe ab 1 kHz wiedergeben und die Entzerrung so justieren, dass ihr Frequenzgang möglichst geradlinig verläuft.

Grüße, Pete
Grüße
Peter


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#11
So, inzwischen habe ich auch den Aufnahmezweig fertig eingemessen. Das ganze 4x für die vier Speicher für A) SM468 38 cm/s IEC-1, B) SM900 38 cm/s IEC-1, C) SM468 19 cm/s IEC-1 und D) LPR90 19 cm/s IEC-2.

Zunächst habe ich den Kopfspalt des Aufnahmekopfes auf den Wiedergabekopf justiert. Den Wiedergabekopf hatte ich zuvor mit einem Azimuthtestband von Peter Ruhrberg bei 1 und 10 kHz justiert. Dazu wurde bei 19cm/s ein 10 kHz Signal von 0 VU auf beide Eingänge gegeben (XLR-Y-Kabel) und aufgenommen. Hinterband wurden beide Kanäle abgenommen und auf je einen Kanal des Oszilloskopes gegeben. Mit dem Imbusschlüssel kann dann der Aufnahmekopf so justiert werden, dass die beiden Kurven in Phase liegen. Während die Grobjustage bei 1 kHz einfach ist, "tanzt" das Signal, auf welches nicht getriggert wird bei 10 kHz (Feinjustage) um den "Nulldurchgang" des getriggerten Signals herum, so dass man das ganze optisch Mitteln muss (wenn man nicht mittlere Phasendifferenzen messen möchte).
Wenn das erledigt ist kann mit der eigentlichen Einmessung auf die Bänder begonnen werden. Sämtliche Messungen des Aufnahmezweiges können und sollen ohne Extender Platine durchgeführt werden, die Einsteller sind sämtliche von vorn zugänglich (siehe Bild), so dass das Routineeinmessen auf eine neue Bandsorte relativ rasch geht, wenn man erst einmal weiß wie das grundsätzlich funktioniert. Danke Peter Ruhrberg für die tolle Unterstützung - Corona bedingt per Email - dabei!


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#12
Für den Bias hat die T-Audio zwei Einstellmöglichkeiten. Einmal für jeden Bandspeicher A bis D auf dem "logic control board A02" (drittes von oben) je ein "bias level" Potentiometer. Hierzu wird bei - 20 dB (da VU0 +6 dBu entspricht bei - 14 dBu) ein 5 kHz Signal für 19 cm//s oder ein 10 kHz Signal für 38 cm/s aufgezeichnet und Hinterband so eingestellt, dass zunächst das Signalmaximum am Ausgang erreicht wird, und dann ein von der Bandsorte abhängiger Abfall (Overbias) erfolgt. Für die 1980er Bandsorten steht der Overbias im Handbuch (zwischen -0,5 und - 2,5 dB, je nach Bandsorte). Für moderne Bänder wie das SM468 ist der Wert natürlich nicht bekannt. Peter hat mir da eine Anleitung mit der sog. "Jugoslawienmethode" geschickt. Dazu wird ein 16 Hz Signal mit 0 VU aufgenommen und Hinterband über den Kopfhörer abgehört. Dazu wird der Bias wie zuvor bei der Messung auf ein Maximum hochgedreht, dabei hört man dann ein Rauschen und Prasseln (Modulationsrauschen) sehr deutlich. Nun dreht man weiter bis dieses Modulationsrauschen gehörmäßig ein Minimum erreicht. Wenn man die Differenz zwischen Maximum und Minimum parallel mißt, dann kommt man auf eine Differenz von -2,8 dB für das SM468. Ich habe das Handbuch gleich einmal handschriftlich um diesen Wert ergänzt. Als nächstes erfolgt bei -20 dB (-14 dBu) die Einstellung von Preemphasis zunächst bei 500 Hz für 19 cm/s bzw. 1 kHz für 38 cm/s, entweder mit Voltmeter, oder in meinem Fall mit dem NTI Minilyzer, der den Ausgang direkt in dBu anzeigt und werkseitig kalibriert ist. Mit dem Level Poti kann man dann das Signal insgesamt anheben oder absenken. Am einfachsten ist es m. E. wenn man zunächst sich den Level bei verschiedenen Frequenzen 500 Hz, 5 kHz, 10 kHz, 16 kHz ansieht und die Preemphasis soweit verstellt, bis alle Frequenzen das gleiche Signal (dBu oder Spannung am Voltmeter) zeigen. Danach kann man mit Level die gesamte Kurve hoch- oder runterziehen, bis das Eingangssignal und Ausgangssignal - hier -14 dBu - gleich ist. Danach kann man das Ganze mit einem Sweep von -14 dBu (-20 dB) von 20 Hz bis 20 kHz messen und dokumentieren, natürlich für beide Kanäle. Unten das Ergebnis für SM900 bei 38 cm/s IEC-1 und LPR90 bei 19cm/s IEC-2 (NAB, für das Tonbandkettenpaket). Das ganze habe ich für jeden Speicher (Bandsorte, Geschwindigkeit, Entzerrung), also vier mal durchgeführt, danach ist die Einmessung fertig! Das letzte Bild zeigt die TA heute, eingemessen ist sie m. E. noch schöner (-;
Peter Ruhrberg an dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank für die Hilfe beim Einmessen und natürlich für die Messbänder, ohne die wir unsere Maschinen heute gar nicht mehr vernünftig betreiben könnten.
Gerhard


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#13
Gratulation dem Einsteiger zum erfolgreichen Abgleich deiner T Audio thumbup
... deren Schaltungsaufbau und Servicemanual selbst langjährigen Praktikern gelegentlich Nüsse zum Knacken liefert :whistling:

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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