Uher Andruckrollen schmaler als Bandbreite!
#1
Hallo miteinander,
durch einen Zufall bin ich in den letzten Tagen auf die Tatsache gestoßen, dass die Andruckrolle der Uher Report MONITOR eine geringere Dicke hat, als das damit beförderte Bandmaterial. Ich habe Fotos gemacht, die ich hiermit vorstelle.

Noch bei den älteren Report-Modellen war die Andruckrolle geringfügig breiter als ein Viertelzollband (6,6 mm), auch auf den Fotos zu erkennen.

Auch die Rollen der Royal de Luxe und deren Nachfolger bis hin zur SG 562 sind schmaler als das Band (5,9 mm). Welche Philosophie verbirgt sich dahinter?

Zuerst dachte ich, man hätte zum Ende der Tonbandgeräte-Entwicklung mit der Monitor-Serie eine Perfektion erreicht, die die Einsparung von einigen mm Gummi durch perfekten Bandlauf ermöglicht. Aber auch schon bei der RdL?

Zuerst Bandpfad Report Monitor, normaler Vorlauf und Pausenfunktion:
   

   

Andruckrolle Report vor Monitor:

   

und die von RdL:

   
Gruß
Rainer


NIVEAU ist keine Hautcreme,
STIL nicht das Ende vom Besen
und HUMOR etwas gutartiges...
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#2
Da ich diesen Beitrag unter "Fragen" eingestellt habe und sich nicht so recht eine Frage aus meiner Darstellung ableiten lässt, hier meine konkreten Fragen dazu:

- Sind weitere Modelle von Tonbandgeräten bekannt, in denen ebenfalls Andruckrollen mit geringerer Stärke als die Bandbreite verwendet werden?
- Was könnte Uher dazu gebracht haben? Immerhin ging der Wechsel des Andruckrollenformats vom "alten" Report zur Monitor-Serie auch einher mit der Verwendung eines Kugellagers anstelle der vormaligen Sinterlagerbuchsen.
Gruß
Rainer


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#3
Diese Frage hatte ich vor mehr als 2 Jahre mal gestellt und niemand wusste eine Erklärung. Ist das heute immer noch so? 

Sicher kann man heute bestenfalls noch vermuten, was die Uher-Leute zu dem Schritt gebracht hat, die Stärke des Gummis der Andruckrollen von Report Monitor und Variocord, RdL sowie deren Nachfolgemodelle geringer zu dimensionieren, als die Breite des Bandes. 

Kennt jemand weitere Modelle, die derlei Andruckrollen verwenden? Und was mag Uher dazu gebracht haben, diese Version der Andruckrolle mit Kugellager für die Monitor-Modelle in die Serie einzuführen? Ich bin immer noch gespannt.
Gruß
Rainer


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#4
die linke Andruckrolle der M5 da wir auch nicht die ganze Breite der Rolle genutzt, ist zwar nicht schmaler aber fast so breit wie das Band

irgendwas werden die sich schon dabei gedacht haben, ich denke das soll den Gleichlauf beeinflussen    Wow and Flutter 



[Bild: dscf74431024roujn.jpg]
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#5
Hi,
ich hab' zwar auch keine Ahnung, und mir ist so etwas an meinen Uralt-Uher-Reports nicht aufgefallen, aber ich habe so etwas wie einen Denkansatz zu bieten.
Dieser kommt aus meinen vor etlichen Jahren durchgeführten Aufbau eines riemengetriebenen  Plattenspielers. Dabei zeigte sich, das die Drehzahl der kleinen tonnenförmigen Riemenscheibe auf dem Antriebsmotor recht deutlich UNTER der rechnerisch zu erwartenden liegen musste. Ich habe lange gerätselt, warum das so ist, der Fehler war immerhin unverkennbar größer als die mit der Schiebelehre erreichbare Genauigkeit. Schließlich kam ich auf die Idee, dass der tatsächlich wirksame Radius des Antriebsröllchens um etwa die Hälfte der Dicke des Flachriemens größer sein musste als der am Antriebsröllchen selber zu messende. (Puh, wassn Satz, hoffe, ich hab den unfallfrei hinbekommen.)

Auf das Tonband übertragen: Das hat auch eine zwar geringe, aber doch vorhandene Dicke. Wenn nun die Gummiandruckrolle einmal von der Rückseite des Tonbandes mitgedreht und, an den über das Band hinausgehenden Bereichen, direkt von der Capstanwelle angetrieben wird, so gibt es zwischen beiden Antriebskräften ganz sicher eine Differenz. Diese mag für die Absolutgeschwindigkeit des Bandes unerheblich sein, aber möglicherweise für kurzzeitige, mehr oder weniger rhytmische Schwankungen verantwortlich sein. Ich liste das noch mal im Einzelnen auf, was ich mir dazu einfällt:

1. Mitnahme des Bandes durch die Adhäsion mit der Tonwelle.
2. Antrieb der Andruckrolle von der Rückseite des Tonbandes
3. Antrieb der Andruckrolle direkt von der Tonwelle an den überstehenden Bereichen
4. Mitnahme der Rückseite des Bandes durch die Adhäsion mit der Andruckrolle
5. Einfluss der Dicke des Bandes

Und das alles mit leicht unterschiedlichen Durchmessern und, je nach Bandsorte unterschiedlichen Reibungskoeffizienten. Kann ich mit gut vorstellen, dass ein Konstrukteur da versucht, ein wenig Ordnung reinzubringen, auch wenn das bedutet, dass das Ganze genauer justiert werden muss.

Freundliche Grüße,
Binse
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#6
Hallo in die Runde,

der Ansatz von Binse beschreibt die verzwickten Vorgänge an der Tonwelle sehr gut.

Die von Ulf gezeigte linke Andruckrolle von Telefunken ist relativ hart, und die Bereiche außerhalb der Bandlauffläche haben keinen Kontakt mit der Tonwelle. Dann fehlt schon einmal dieses Gewörgel aufgrund der unterschiedlichen Geschwindigkeiten von Tonwellenoberfläche und Bandrückseite unter Wirkung des Schlupfes.
Einfache Geräte nehmen das Gewörgel mit einer weichen Rolle hin, dann ist der Transport zumindest ziemlich sicher auch gegen Ende des Bandes.

Wenn das Kugellager in der Rolle zuerst beim Monitor-Report aufkam, könnte eine Erklärung sein, daß diese Geräte an Anwender gerieten, die auch die Nagra kannten. Die Nagra III hatte eine 8 mm breite ziemlich harte Andruckrolle. Wegen der Bandzugregelung auf beiden Seiten war übermäßiger Schlupf am Bandende kein Problem. Und die Rolle hatte ein Kugellager mit etwas Seitenspiel, sodaß die Rolle sich parallel zur Tonwelle stellte.

Man hatte in Studiokreisen festgestellt, daß Klebestellen weniger hörbar sind, wenn die Andruckrollen kugelgelagert sind.

Ganz krasses Beispiel ist der Doppelrollenantrieb der M10/M10A.
Es kann bei eiligen, aktuellen Beiträgen vorkommen, daß mehrere Klebestreifen übereinander liegen (wenn man sich verschnitten hat z.B.). Dann hört man es richtig etwas Knallen, wenn die Rollen angehoben werden, aber im Lautsprecher hört man nichts davon. Deshalb sind auch die Wellen der Lagerarme der Gummirollen mit Kugellagern versehen. Der Ansprechwiderstand zum Drehen eines Kugellagers ist normalerweise kleiner als der eines Gleitlagers.

Bezüglich der Tonhöhenschwankungen würde ich bei einem Gleitlager aber die besseren Voraussetzungen vermuten. 

Viele Grüße
Manfred
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