Revox A77 in Thailand
#1
Hallo zusammen,

hoffentlich habe ich nicht die falsche Rubrik gewählt...

Diese nette Geschichte will ich Euch nicht vorenthalten:

Vor einiger Zeit nahm ein netter Mensch aus Thailand Kontakt mit mir auf.
Er hatte auf Umwegen erfahren, dass ich von Zeit zu Zeit mal eine Revox auf den Werkstatttisch nehme.
Er hatte seine A77 in der Schweiz erworben und musste bald feststellen, dass der Capstanmotor nicht mehr drehen wollte.
Der Verkäufer reagierte nicht auf sein Hilfeersuchen.
Seiner Beschreibung nach schloss ich auf einen direkten Motorfehler, was sich im Nachhinein auch als richtig herausstellte.
Die Maschine lief also nach dem Einbau eines anderen Motors wieder.
So weit - so gut.
Zwischendurch sei erwähnt, dass er keine Werkstatt besitzt, keine Messgeräte und ähnliches Equipment, was in unterschiedlicher Zusammensetzung bei uns Strom verbraucht.
Der nächste Fehler wurde vier Monate später gemeldet.
Pegelanzeige ist bei beiden Kanälen da - Aufzeichnung auf einem Kanal nicht.
Zum Glück hatte ich Hannoholgis Beitrag zur Revision einer A77 intensiv verinnerlicht, kopierte das Schaltbild des Aufnahmeverstärkers und riet, mal das Poti für den Aufnahmepegel zu prüfen.
Trotz Zweifels suchte er sich in der Nachbarschaft einen Radiotechniker, der in seiner Werkstatt noch mit Röhrentechnik arbeitet, sich aber die Platine trotzdem mal anschauen wollte.
Kurz danach erreichten mich zwei Fotos: 1. der stolze Techniker und 2. die Platine mit dem Poti mit abgebrochenem Schleifer.
Seitdem läuft die Maschine.

Nun, warum erzähle ich das?

1. aus Dankbarkeit an die Experten hier im Forum, die mich so weit gebracht haben, dass ich helfen konnte.
2. es war sehr interessant für mich, via Internet von Deutschland aus Hilfestellung in Thailand zu geben.
3. Der Besitzer der A77 hat mir einen Text geschrieben, den ich hier in übersetzter Form wiedegebe:

Ich benutze es nur zum Aufnehmen von Schallplatten und zum Streamen aus dem Internet.
Ich nehme auch Klaviermusik von einem Synthesizer auf. Ich finde im Internet MIDI-Dateien, die von alten Original-Papierrollen gescannt wurden, aber der Synth (Korg) ist sehr umständlich einzurichten und zu spielen ...
Auch ich bin kein Experte, es ist ziemlich schwierig für mich.
Aber mit meiner A77 ist es wirklich fantastisch.
Ich nehme einfach auf, was ich will, und höre dann so lange, wie ich will.
Es müssen keine Tracks mehr geladen werden, der Prozessor bleibt nicht hängen, muss also ausgeschaltet werden und (alle Einstellungen gehen verloren)

Heutzutage lachen mich einige / die meisten Leute mit diesem alten Bandgerät aus ... Kaufen Sie neue Bänder und geben Sie relativ mehr Geld aus.
Warum willst du das alte Ding kaufen?
Sie sind überzeugt, dass ihr Google-Assistent oder Alexa / Apple-Musik mit Wi-Fi-Lautsprechern die ...
Ich lächle. Ja vielleicht ist es so, aber ich sehe wie wenig sie es benutzen ..

Als ich jünger war, haben wir alle Kassetten aus dem Radio aufgenommen, und die Sender haben die Musik abgeschnitten, um jeden daran zu hindern, den gesamten Track aufzunehmen.
Früher war es auch ein Problem, den Titel eines Songs aus dem Radio herauszufinden, um ihn zu kaufen.
Heutzutage ist die Suche im Internet so einfach und Sie können ohne Schwierigkeiten direkt spielen ... aber mit Werbung.
Ist toll für die Suche.
Aber nicht zum Abspielen und Genießen ... meiner Meinung nach natürlich.
Warum?
Es geht nicht nur um Qualität. Es ist auch die Wahl des Hörens.
Weil Sie alles in Ihren Wiedergabelisten speichern und kategorisieren müssen, um es nicht zu verlieren, aber Sie möchten nicht unbedingt alles hören, was Sie behalten und speichern möchten.

Ich schaue, wie viel Zeit meine Freunde damit verbringen, sich ihre Geräte anzuhören ... Nur Musik.
Es ist nicht viel und weit weniger als ich meine Revox spielen werde, was jeden Tag der Fall ist, wenn ich Zeit habe.
Ich höre nur Sachen, die ich liebe, weil ich das aufgenommen habe ... wenn das Band teuer ist, müssen wir selektiv sein !! Macht es noch besser. Und es bringt mich nur dazu, die Maschine mehr zu lieben !!

Dem ist - glaube ich - nichts hinzuzufügen.

Gruß

Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#2
Stimmt, dem ist nichts hinzu zu fügen. Smile

Toller Bericht.
Gruß
Meik
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#3
Eine wirklich schöne Geschichte, die mich an einen meiner ersten Reparaturversuche an einer Philips - ich meine 4506 - erinnern.
Ich stieß auf Semih's Seite, zu dem ich kurzerhand per E-Mail Kontakt aufnahm und staunte nicht schlecht daß er binnen weniger Minuten antwortete.
Es war immerhin schon deutlich nach 23 Uhr und ich ihm völlig unbekannt.
Ich richtete mir schnell Skype ein und er hat den Fehler binnen kürzester Zeit gefunden.
Für alle die Semih nicht kennen: er ist in Istanbul seßhaft und ein sehr netter und hilfsbereiter Kollege.

Tonbandeln verbindet und kennt keine Grenzen thumbup
Viele Grüße
Jörg
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#4
So eine"Fernreparatur" ist ein tolles Erfolgserlebnis, wenn die Maschine wieder läuft. Mir ist mal die Reparatur einer Otari mit einem Problem in der Laufwerkssteuerung über das Telefon bei einem Kollegen hier aus dem Forum gelungen. Die Telefonverbindung reichte leider nicht bis zur Maschine im Hobbykeller, der Kollege musste das Telefon immer in ein paar Metern Entfernung ablegen. Dadurch hatte ich zwischendurch immer ein kleines Hörspiel, bis plötzlich ein "Ssssst ... klack, Sssst...klack" ertönte. Der Kollege kam ans Telefon und sagte, "du, die Maschine läuft jetzt".

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#5
Alfred F,'index.php?page=Thread&postID=249207#post249207 schrieb:Nun, warum erzähle ich das?

1. aus Dankbarkeit an die Experten hier im Forum, die mich so weit gebracht haben, dass ich helfen konnte.

DAS! ist der Punkt, der mir am meisten Freude bereitet.
Es fällt auf, wenn Fragen nach Hilfe im Forum gestellt werden und Rückfragen und Ratschläge der HIlfswilligen nicht beantwortet bzw. nicht befolgt werden. Das frustriert.
Nun aber zu lesen, dass ein Reperaturbericht so hilfreich war, dass er über den Kontinent hinaus Wirkung zeigt, ermutigt. Wir bekommen ja nicht mit, wieviel unseres Geschriebenen bei Hilfesuchenden weiterhilft, ohne dass sich diese im Forum anmelden und ihn Erscheinung treten.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#6
nun, mir wurde schon mehrfach geholfen - mit Rat und auch mit TAT.

Ein Feedback halte ich für eine Frage der Höflichkeit und Dankbarkeit.

Auch gebe ich gern Hilfestellung, soweit es meine bescheidenen Kenntnisse zulassen.

Hier im Forum fühle ich mich gut aufgehoben und ich hoffe, dass es noch lange in dieser Form und Zusammensetzung bestehen bleibt.

Schönen Tag und Gruß

Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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