Vinylrecorderchen
#1
Es ist aber nie die Qualität, die ein professionelles Mastertape erreicht.
Einer Studer A80 oder Telefunken M15A mit Telcom C4 oder Dolby SR erreichen bis zu 80dB Dynamik!
Die Schallplatte schaffte nur 45dB, diese "Vinylrecorderchen" dürften noch darunter liegen.
Wenn man den "Platten-Ritzer" nur eine Datei aus dem Bereich Homerecording schickt, bleibt leider nicht viel übrig.
Möchte €uch nur von unnötigen Kosten und Enttäuschungen verschonen...



R.
Scully 601 Vinylrecorder mit Wrestex Cutterhaed:


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#2
Mit den Schneidmaschinen von Scully wurden Generationen von Schallplatten in Amerika geschnitten.
Und darunter auch legendäreAufnahmen, wie manche "Living-Steereo"-RCA aus den frühen Jahren.
Der limitierende Faktor ist nicht so sehr die Maschine, als vielmehr der Mensch, der an den Hebelchen waltet... 8)
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#3
Ich glaub mit zwei solchen Scullys schneidet auch Bernie Grundman. Gute Pressungen haben einen Dynamik bis 55dB. Mehr ist auch auf den Masterbändern nicht drauf, da diese auf massentronträgertauglichkeit komprimiert sind, schon beim Mixdown. Nicht anders auch bei den CDs. Heutige CDs kommen meist nur noch auf 10-20dB Dynamik, totkomprimiert. Technisch wären locker 95dB drin... :whistling:
Gruß André
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#4
Wer will denn 95 dB Dynamik? Ein Musikstück damit wäre unerträglich. Es geht ja auch nicht um die erreichbare Dynamik, sondern, dass man auch bei Nichtnutzung dieser spätestens in den Pausen zwischen den Songs zu einem ziemlich nervigen Noise Floor kommt. Es heißt zwar immer, der sei bei Band störender, weil das Rauschen da höher liegt, aber es ist auch gleichmäßiger. Und das ist auch das Problem bei Master Bändern. Die Maschinen rauschen ja in einem anderen Bereich als die Platten, wodurch sich das sich addieren kann.

Klar, totkomprimierte Musik von jetzt nervt total, aber auch Musik mit zu viel Dynamik kann anstrengend sein. 55 dB ist für eine Platte natürlich hervorragend, aber immer noch relativ schlecht.

Was wurde eigentlich aus dieser HD Vinyl Geschichte?

LG Tobi
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#5
Mir sagte mal ein Spezialist (hat Neumann VMS-80), dass man Vinylplatten mit hohem Pegel und Dynamik nicht in den Vertrieb geben kann, da sonst 99% der Tonträger reklamiert zurückkommen würden.
Der Endkunde verfügt fast immer über billige TA-Systeme mit geringer Nadelnachgiebigkeit, wodurch die Nadeln springen würden, also zu grobe Auslenkungen der Rille lässt die Saphire aus der nächsten Kurve fliegen.
So wie beim Mastern für CD-Kunden wird abgemischt, damit es keine Reklamationen gibt und man dabei auf die 5% High-Ender mit besseren Anlagen zugunsten des Massengeschäftes gerne verzichtet.....!
R.


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#6
Was in diesem Direct-to-disc-Studio (Artone in Haarlem, NL) an Schneidemaschinen herumsteht, hat auch schon eine längere und bewegte Geschichte hinter sich:

[Bild: 73124912-2421735371194852-5203730947895197696-o.jpg]

Soviel zum technischen Aufwand, um eine Schallfolie zu ritzen, von der notwendigen Präzision einer solchen Drehbank und ihrer Steuerelektronik gar nicht zu reden :whistling:

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#7
... so it is.

Nur zur Info am Rande ein paar alte Prospekte aus den USA:


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#8
Habe kürzlich einige Testplatten von einem AAA-Forenkollegen erworben, da waren auch DHFI 7 und 8 dabei, beides Direktschnitte. Besonders die 7 ist mit ihren Testaufnahmen sehr interessant, ein Überspieltest auf Band steht noch aus, dort schreibt man, das jenes "Nadeltonverfahren" immer noch die sauberste Schallaufzeichnung ist, da hier viele Nebentöne entfallen, die man bei der Magnetaufzeichnung oft unvermeidlich mit drauf bekommt, wenn Klirrverzerrungen nicht nur Vielfache nach oben sondern Halb- und Viertelfrequenzen nach unten erzeugen, die sich als Pfeiftöne bemerkbar machen können. Das habe ich schon bei Einmessungen gehört, besonders bei Cassettendecks. Es ist daher immer wieder erstaunlich, was ein Direktschnitt an authentisch wirkender Klangqualität wiedergeben kann. Bei der DHFI ist man auch an die Grenzen des Machbaren gegangen. Das Glockenspiel z.B. solle man nicht zu oft abspielen, wegen Abnutzungsgefahr. Aber der FG1-Schliff des Ortofon scheint da recht schonend abzutasten, denn selbst direkt wiederholtes Abspielen machte mir keine Verschlechterung hörbar. Die Platte samt Beschreibung ist nun auch schon über 40 Jahre alt und damals gab es noch keine richtig scharfen Nadeln wie sie erst einige Jahre später auf den Markt kamen.

Jedenfalls ist ein guter Plattenschnitt schon eine Tonmeisterkunst für sich, es gehört einiges an Erfahrung dazu, einschätzen zu können, wie sich die Maschine verhält, was man schneiden kann und was nicht mehr. Einer der heutigen Meister ist Bernie Grundman, der stets sehr saubere Arbeiten liefert und dem daher auch viele Stars bzw. deren Produzenten vertrauen. Er schneidet auf Scully-Maschinen (wie auch auf dem Bild von Peter weiter oben zu sehen), während in Europa meist die Neumann VMS bevorzugt wird.
Gruß André
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#9
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=246264#post246264 schrieb:Jedenfalls ist ein guter Plattenschnitt schon eine Tonmeisterkunst für sich, es gehört einiges an Erfahrung dazu, einschätzen zu können, wie sich die Maschine verhält, was man schneiden kann und was nicht mehr.
Wer tiefer ins Thema einsteigen möchte, kann sich mit dem angehängten, mittlerweile gut 40 Jahre alten AES-Vortrag beschäftigen, wo die beiden damals ausgewiesenen Experten der Deutschen Grammophon die (kubischen) Magnet- und (zumeist quadratischen) Nadeltonverzerrungen intensiver untersuchten, dies nicht zuletzt als Reaktion auf die bereits in den frühen 1970er Jahren vorgestellten Direktschnitte.

Die zahllosen Bestrebungen, die unvermeidlichen Abtastverzerrungen zu reduzieren, sollten auch nicht unerwähnt bleiben, als herausragendes Beispiel der sog. Tracing Simulator, den Teldec und Neumann 1965 vorstellten.

Differenztöne in Magnetbandaufzeichnungen bei höheren Aussteuerungen und Audiofrequenzen geht fast immer auf Wechselwirkungen zwischen der Nutz- und der VM-Frequenz zurück, bei starker Übersteuerung auch auf Differenztöne aus dem Nutzsignal. Gegen ersteres hilft vor allem eine VM-Frequenz, die dem Stand der Technik entsprechend (Kopfverluste!) möglichst hoch gelegt wurde (gegen Ende der Geräteentwicklung zwischen 200...500 kHz).

Grüße, Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Blüthgen, Stephani - Increase of Non-Linear Distortion Products from Virgin Tape to Disc Playback (AES 1979).pdf (Größe: 670.38 KB / Downloads: 9)
Grüße
Peter


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#10
Hallo Peter,

danke für den aufschlußreichen Aufsatz.
Vor sehr vielen Jahren fand ich mal eine Darstellung der prinzipiellen Verzerrungsquellen bei Aufnahme und Wiedergabe von "Nadelton". Danach war ich ohne weiteres in der Lage, die bei Wiedergabe der Vertikalschrift von einer konischen Nadel mit Verrundung im Differenzkanal erzeugten Verzerrungen zu berechnen. Leider habe ich alle Details vergessen. Weißt du, wo ich das alles mal wieder nachlesen könnte ?
Als ich einige Zeit später mal meinen Plattenspieler reaktivierte und Ersatznadeln ausprobierte, konnte ich wunderbar anhand von Testschallplatten verifizieren, daß die Wiedergabe im Summenkanal (Seitenschrift) sehr viel klirrärmer war.

MfG Kai
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#11
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=246275#post246275 schrieb:Weißt du, wo ich das alles mal wieder nachlesen könnte ?
Mir geht es wie dir: das alles ist schon so lange her, dass ich die zahllosen Einzelartikel und Grundlagenwerke längst entsorgt und vergessen habe.
Eine Quelle könnte Johannes Webers' "Tonstudiotechnik" sein, das ich aber gerade nicht zur Hand habe, weil ich unterwegs bin.
Im Anhang eine einführende Darstellung aus Bergtolds "Moderne Schallplattentechnik".

Grüße, Peter


Angehängte Dateien
.pdf   Fritz Bergtold - Moderne Schallplattentechnik (1959) 132-154.pdf (Größe: 620.78 KB / Downloads: 11)
Grüße
Peter


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#12
Herzlichen Dank auch dafür !
Deine kleinen Zugriffszeiten auf Dokumente versetzen mich immer wieder in Erstaunen.
So schön möchte ich auch mal organisiert gewesen sein.
In der Praxis muß ich immer alles suchen, auch die irgendwo abgelegten pdf-Files.
Du trägt offenbar dein gesammeltes KnowHow in den grauen Zellen und in Bitzellen ständig mit dir rum.

Viel Erfolg bei dem gegenwärtigen Tun
wünscht Kai
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#13
Glücklcherweise gibt es ja mittlerweile Suchmaschinen,
leider nicht für zu Hause, aber fürs Internet,
und damit findet man recht schnell zB folgende Darstellungen einiger Abtastverzerrungen, insbesondere des von mir gemeinten Pinch-Effects:

https://www.vinylengine.com/turntable_fo...hp?t=31865
http://www.richardbrice.net/LP%20distort...sation.htm

MfG Kai
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#14
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=246278#post246278 schrieb:Du trägt offenbar dein gesammeltes KnowHow in den grauen Zellen und in Bitzellen ständig mit dir rum.
Habe aber auch einige geeignete Werkzeuge zum Durchsuchen von Festplatten, denn nicht immer habe ich alles präsent.
Hier ein Nachzügler aus der "orangen Bibel" thumbup


Angehängte Dateien
.pdf   Michael Dickreiter - Handbuch der Tonstudiotechnik (2008) S 423ff.pdf (Größe: 1.19 MB / Downloads: 17)
Grüße
Peter


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#15
Ich frage mich ja, ob wir jemanden hier im Forum haben, der einen Souri Vinylrecorder sein Eigen nennt (mich würde fast wundern, wenn nicht)?
Ich selber spiele schon seit mindestens 15 Jahren mit dem Gedanken, mir irgendwann so ein Teil zuzulegen, rein zum Spaß und zum Experimentieren, der Preis ist ja, ich sage mal, nicht unbezahlbar, bislang scheiterte es nur am geeigneten Platz - sowas im Wohnzimmer wäre wohl ein Scheidungsgrund Big Grin
Ich habe mir aber schon einige LPs mit diesem Maschinchen schneiden lassen, von mehreren verschiedenen Anbietern - die Resultate reichen von "nicht so schlecht" bis "ab in die die Tonne". Jedenfalls bin ich durch meine bisherigen Erfahrungen zu der Erkenntnis gelangt, dass diese Maschine wohl ganz brauchbare Platten produzieren kann, wenn der Besitzer fähig ist damit umzugehen (was, wie es scheint, eher selten der Fall ist).
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#16
https://phonocut.com/

Kickstarter, grad entdeckt, die wollen das Ende 2020 auf den Markt bringen, 2000 Euro finde ich jetzt gar nicht mal sooooo teuer.

LG Tobi
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#17
Das Ding sieht auch sehr spannend aus. Die Hörprobe, die sie auf ihrer Kickstarter-Seite zeigen, deutet aber eher darauf hin, dass es sich um ein luxuriöses Gimmick bzw. technische Spielerei handelt und nicht um ein Gerät zur ernsthaften Herstellung von Hifi-Tauglichen Schallplatten. Die deutlich hörbaren Gleichlaufschwankungen sind eine Katastrophe, und der Frequenzgang reicht geschätzt bis 8kHz. Mal sehen, ob sich da bis zur Serienreife noch etwas verbessert.
So etwas ähnliches (in einer professionelleren Ausführung, zum Preis eines Kleinwagens) gab es vor knapp 20 Jahren schon mal, den Vestax VRX-2000. Auch ein All-In-One Vinylrecorder für den "Amateurgebrauch", der einen ähnlich gruseligen Klang hatte, wie der Phonocut.
Vom Souri Vinylrecorder sind jedenfalls beide meilenweit entfernt, bevor ich 2000€ für so ein "Spielzeug" ausgebe, kaufe ich lieber den von Souri für 3500 (oder sagen wir 4000 mit Zubehör). Der ist zwar weitaus weniger benutzerfreundlich und erfordert einiges an Fachwissen, bietet aber dafür auch eine halbwegs brauchbare Qualität.
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