Was ist bloß passiert?!
#1
Hallo, 

Ich habe gestern Ku‘damm 63 durch gesuchtet. Dabei ist mir aufgefallen, wie schlecht die Songs waren. Damit meine ich nicht die Original Musik aus der Zeit, sondern die Songs, die alt klingen sollten, es aber nicht taten. Die hatten eben son „Amy Winehouse Chick“, der irgendwie an die 60er erinnert, aber trotzdem viel zu modern klingt, schon allein wegen dem Singstil, Autotune in der Stimme und die Texte klangen alle wie von Max Giesinger. Das ist mir schon bei den vorigen Staffeln aufgefallen. Die Songs haben mich null berührt, ich hab mich eher fremd geschämt und so gehts mir halt ganz oft. Auch so der Singstil der modernen Künstler ist halt immer gleich. Worte werden spätestens seit „Echt“ im deutschsprachigen Bereich so komisch lang gezogen, oder es wird so durchtrieben gefühlvoll gesungen, dass ich es nicht ernst nehmen kann. Es singt Niemand mehr wie es eben seine Art ist, sondern nach ganz bestimmten Mustern und so klingt Alles gleich und wie aus der Retorte. 

Dann werden aber Künstler, die genau in diese Schublade passen als Ausnahmekünstler betitelt und die Fachpresse erzählt wie emotional und auf was für einem hohen Niveau das ist und ich frag mich die ganze Zeit „wo ist der Refrain, der mich mit nimmt und den ich Wochen lang nicht mehr aus dem Kopf kriege und den ich immer wieder hören will..“ und dann ist ein ganzes Album vorbei, von dem Alle total schwärmen und ich hatte das Gefühl ich hab einfach 45 Minuten meines Lebens verschwendet. Natürlich gibt’s immer wieder mal Produktionen, bei denen das nicht so ist, aber sehr oft geht es mir so und das seit über 20 Jahren und an dem Sound, wie er eben in der Popmusik seit Ende der 90er in sämtlichen Bereichen festgenagelt ist gefällt mir auch irgendwas nicht. Da fehlt irgendwie die Liebe. Wie neulich in dem Thread über die Charlie Keller Orwo Tapes. Man hört sofort, dass da was nicht stimmt und man sieht es auch an den Artworks, es ist halt so, wie sich irgendein Hipster vorstellt, wie etwas „alt“ klingt, aber es ist nicht so, wie es sein sollte und wirkt irgendwie unliebsam und belanglos. 

Ich verliere mich da oft, wenn ich verzweifelt versuche was Neues zu finden, was mir gefällt und mich dann einfach nur ein Gefühl der Belanglosigkeit überkommt, wenn selbst Hard Rock oder Punk Platten so öde klingen und keine packenden Melodien haben und mit Autotune und langweiligem Mixing zugeballert sind.
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#2
Dann hab´ ich ja nichts verpasst.

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#3
bei so massive nervender eigenwerbung, wie es das ZDF da betrieben hat, ist bei mir sowieso schluss.
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#4
Music 
(23.03.2021, 07:11)DOSORDIE schrieb: [...]
Ich verliere mich da oft, wenn ich verzweifelt versuche was Neues zu finden, was mir gefällt [...]

Ich stimme Dir voll zu und kann dazu nur sagen: Das 'Neue' lässt sich oft gut im 'Alten' finden.

Es gibt doch noch so viele Bands, Musiker, Stile, Richtungen, ect. aus vergangenen Jahren, die man einfach noch nicht kennt oder nie richtig wahrgenommen hat.
Wenn man etwas auf die musikalische Geschichtsreise geht und sich mit Bands oder Musikern offen auseinandersetzt, findet man sehr oft neue musikalische Pfade.
Und meistens sind da sehr interessanten Entdeckungen dabei - jedenfalls bei weitem interessanter, als die vorgefertigte, gutgepriesene, aktuelle Musik. 


Musik ist Geschmacksache, und den eigenen Geschmack hat man im Gefühl, und selbst wenn plötzlich die ganze Welt eine(n) Künstler(in) hochjubelt und mit Grammys und sonstigen Preisen überschüttet, dann muss ich das nicht automatisch auch gut finden. 
Nur leider scheint bei vielen Menschen das eigene Gefühls- bzw. Urteilsvermögen inzwischen etwas abgestumpft. 
Oder vielleicht ist es auch die Unsicherheit oder Unkenntnis über die eigenen Gefühle. 
Auf jeden Fall scheint es für viele sicherer und besser zu sein, die vorgefertigte Massenmeinung, geprägt von der Musikwirtschaft, zu übernehmen, zu bestätigen und zu 'liken', so in dem Stil: wenn alle das mögen, kann es ja nicht schlecht sein...

Musik hat ja bekanntlich sehr viel mit Emotionen zu tun, ob beim selber machen oder auch beim zuhören. Und ich behaupte, man kann sehr wohl aus der Musik bzw. aus dem Gesang raushören, ob der Musiker diese Emotionen nur künstlich vorspielt, oder echt lebt bzw. erlebt hat.
Aber echte Gefühle lassen sich nun mal nicht vortäuschen. Nicht beim Singen und schon gar nicht beim Zuhören.  
Nun ist es aber auch sicher schwer, gerade für aktuelle Künstler, überhaupt echtes Gefühl zu zeigen, denn Gefühle entwickeln sich aus negativen, schlimmen und positiven, guten Erfahrungen. Aber wenn man wie die meisten der jungen Künstler in einer sicheren, übersättigten Welt ohne wirkliche Angst, Not, Leid, Sorgen lebt, dann wird es sicher kompliziert, überzeugend über Existenzängste oder Zukunftssorgen zu singen.
Und das merkt man direkt oder indirekt, und lässt daher leider viele Songs einfach monoton und eintönig erscheinen.

Aber nun genug philosophiert..
Jetzt lege ich mir meine neueste Alt-Endteckung auf den Plattenteller (Christian Kolonovits - Life is just a Carnival) und genieße sie mit vollem Gefühl Smile


Viele Grüße,

Silvio
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#5
Ich hab mich auch oft gefragt, warum mich die "aktuelle" Musik kaum mehr berührt, bzw. sogar eher nervt.
Wie du richtig schreibst: es ist nur noch ein einziges Genöhle, Interpretenübergreifend klingt sogar der Gesangsstil sehr ähnlich.
Interpreten, denen man besonders viel Gefühl nachsagt, erreichen mich überhaupt nicht.
Letztlich mach ich mir darüber aber keine Gedanken mehr: entweder es gefällt mir, oder eben nicht, egal aus welcher Epoche es stammt.
Viele Grüße
Jörg
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#6
Zustimmung.
Gegenbeispiel: Tanze Tango mit mir (ARD und One Mediathek).
VG Jürgen
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#7
Musik wird, wie alles was wir lernen, kontextsensitiv wahrgenommen. Stimmt der Kontext, ist das Gelernte für uns positiv konnotiert, alternativ entsprechend negativ. Wem das zu theoretisch ist der denke an die Musik seines ersten Verliebtseins etc. zurück. Bei uns "alten Säcken" funktioniert das in der Regel so nicht (mehr). Frei nach Salomo: "Es gibt nichts Neues unter der Sonne ..."
Gerhard
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#8
(23.03.2021, 11:49)Tonband-Ilja schrieb: Es gibt doch noch so viele Bands, Musiker, Stile, Richtungen, ect. aus vergangenen Jahren, die man einfach noch nicht kennt oder nie richtig wahrgenommen hat.
Wenn man etwas auf die musikalische Geschichtsreise geht und sich mit Bands oder Musikern offen auseinandersetzt, findet man sehr oft neue musikalische Pfade.
Und meistens sind da sehr interessanten Entdeckungen dabei - jedenfalls bei weitem interessanter, als die vorgefertigte, gutgepriesene, aktuelle Musik.

Das ist die Kernaussage ....


Ich bin schon sehr lange auf "musikalischer Geschichtsreise" und habe schon ewig kein aktuelles
Stück mehr bewusst gehört. Da ich seit den 80er Jahren keinen Fernseher mehr habe und in diesem Zeitraum
auch letztmalig ein Radio eingeschaltet habe, komme ich recht wenig mit Aktuellem in Berührung.

Da mich mich der Rock/Pop Bereich schon sehr lange überhaupt nicht mehr anspricht und ich die Musik
"meiner Zeit" nur noch sehr schwer ertragen kann, habe ich die Genres komplett gewechselt und höre
seit vielen Jahren nur noch Jazz, Fusion, Jazz-Rock, Free-Jazz, Canterbury und Psychedelic.

Da gibt es so viel zu entdecken, dass ich noch Dekaden brauche, bis ich durch bin.
Gruß
Michael

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#9
Hallo,
Diese Bepreisungen und Bejubelungen sind Teil einer allgegenwärtigen Verwertungsmaschine, es geht um Umsatz (über die Quote).
Das, was in Mainstreammedien (die so zu Trashmedien verkommen) produziert und gehypt wird, ist Emo-Krempel auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Rezipienten.
Immer mehr Teile der Medienlandschaft geraten in dieses schwarze Loch, die dritten Programme sind darin verschwunden, die Kulturprogramme im Radio stehen stark unter Druck, in einigen Jahren bestehen Klassiksendungen wohl nur noch aus gefälligen einzelnen Sätzen der immergleichen Symphonien, gespielt für Doktor Lieschen Müller, der die Popsender nicht gefallen.
Ausnahmen bestätigen die Regel, ergo gibt es sie trotz und nicht wegen der öffentlich rechtlichen Politik.
Die guten Sachen, die um ihrer selbst willen entstehen und nicht als Werbeträger oder Umsatzgenerator, findet man nicht in der Glotze, und immer weniger im Radio. Ebenso wie sie im Kino, in den Buchläden, den Konzertsälen etc. kaum noch mit der Lupe aufzufinden sind.
Wer sich für Kunst - egal, in welcher Form - interessiert, sollte imho die Ränder absuchen, nicht den Kern.

Gruß, Ralf
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#10
Ich höre eigentlich nur Oldiesender und Alternative Programme (meist FM4, Flux FM, RadioEins, Dlf Nova), gibt dann aber immer so Phasen wo mir die alternativen Programme auch zu hip sind oder Alles so durchdesigned ist, dass es mich langweilt oder nervt. Da entdecke ich auch immer mal wieder Sachen, die mich richtig weg ballern (letztes Jahr Ghostkeeper von Klangkarussell oder IDER mit Mirror) und auch im Kommerzfunk gibt es Lichtblicke (Castles von Freya Ridings hat mir sehr gefallen, wurde dann aber schnell totgenudelt und der Rest vom Album war halt auch irgendwie eher langweilig bis durchschnittlich).

Ich glaube ein großes Problem ist der Progress, der einfach nicht mehr stattfindet. Popmusik ist in all seinen Genres ausentwickelt, durchgestylt und festgesetzt. Wenn ich mit Alben von Bands anhöre, die erst in den 00ern aufgekommen sind hat sich weder am Style noch am Sound was verändert. Gut - es gibt Bands die unterschiedliche Genres probieren und dann kommt halt auf ein Nu Metal Album mal Crossover oder was elektronisches, aber es ist nicht so, wie in den 70ern oder 80ern, dass sich mit jedem Album auch das Sounddesign ändert. Wenn eine Band heute das Genre ändert, dann klingt das auch so, wie man bei einer modernen Produktion aus dem Genre erwartet und wie es halt seit über 20 Jahren klingt.

Wenn man sich mal durch die Discografie von Bands wie Heaven 17 oder der Münchener Freiheit wühlt ist das bis Anfang der 90er halt nicht so, weil da jedes Album einen komplett neuen Sound hat, man aber trotzdem am ersten Ton hört, dass es die Band ist. Aber da ist ein Progress, den man deutlich hört, was einfach an der technischen Entwicklung liegt, die irgendwann so optimiert war, dass nix mehr passiert ist. Weshalb man die Musik aber deshalb schlechter macht, verstehe ich nicht.

Ich meine wenn ich mir mal anhöre, das z.B. Roland Kaiser oder Nicole in den 80ern gemacht haben, dann ist so eine Produktion wie Joana oder Lass mich nicht allein einfach mega gut gemacht und hat eine wahnsinnig gute Soundästhetik, die Synthesizer und Drums klingen da so fett und die effektierten Stimmen, da würde ich für morden und in der Art gabs ja im Schlager sehr viel, das hörte aber in den 90ern auf und dann wurden die hochwertigen Synthesizer Sounds durch so komische Ballermann Techno Presets ersetzt.

Es is ja nicht nur das Lied, die Harmonie, der Melodiebogen, aber sämtliche Neue Versionen von sowas sind für mich einfach unerträglich und AutoTune macht es noch viel schlimmer. Während in den alten Masters Tiefe drin ist, ist der Mix bei so neuen Sachen immer so, dass es klingt als hätte es keine Kraft und damit meine ich nicht die Dynamikkompression. Ich meine seicht klingende Auto Tune Stimmen und nach purer Langeweile klingende Drum Sounds und Synthesizer Presets und Arrangement Abläufe/Sequencings. Aber die Leute sagen IMMER „ich find das Neue besser.“.

Das ist wie ein Wettstreit, dass der neuste Song - egal wie kacke er ist - immer auch zu dem Zeitpunkt der Beste ist, als hätte der „alte Scheiss“ keinen Wert mehr. „Das war vielleicht damals gut, aber jetzt gibt’s doch was Besseres...“, die Leute sprechen dann auch oft davon, dass Musik ja „damals“ noch gar nicht so weit entwickelt war. Ich hab ja auch schon selbst Songs produziert - mit altem Equipment - und da wurde mir von Produzenten wie Benny Schnier erzählt, dass sich meine Songs zwischen Refrain und Strophe nicht genug voneinander unterscheiden und es in moderner Musik auf Variation ankäme. Ich hab mich dann gefragt, was er meint, weil ich eher das Gefühl habe, dass sich Strophe und Refrain immer weniger voneinander unterscheiden müssen und ich das in moderner Musik kaum noch erlebe. Es plätschert bis zum Ende und dann ist es vorbei, weil selbst der Beat und das Arrangement einfach nicht variieren. Dann höre ich plötzlich sowas wie Kyrie von Mr Mister oder Smooth Criminal von Michael Jackson und auf einmal wirken diese Songs gegen diese ganze armselige Scheiss Musik, die ich an der Arbeit teilweise im Dudelfunk mithören muss, weil Jemand anders die Macht über den Sender haben auf einmal so unfassbar groß und fett und gut und vor Allem kommt mir immer wieder der selbe Gedanke, wenn ich sowas höre und das mit moderner Musik seit Mitte der 90er Vergleiche: Da ist einfach viel mehr Energie drin. Es kommen bei so Remakes oft Begründungen wie „Isch find das besser, weil das hat mehr Bass...“, weil irgend ein lahmer House Beat drunter liegt, der halt durch die Dynamikkompression schön ballert, aber letztendlich ist doch der ganze Aufbau weder fetziger noch peppiger als das Original von vor 35 Jahren, sondern einfach viel viel lahmer.

Was ich auch total oft höre „das haben meine Eltern gehört, damit kann ich mich nicht identifizieren...“, ganz ehrlich, wenn ich ein Lied höre ist es doch scheissegal wie neu oder alt das ist, es gibt geilere Musik in den 50ern als jetzt. Da hab ich auch nicht gelebt. Es gibt Leute die hören nur Klassik, das ist Musik die ist 500 Jahre alt, die können sich bestimmt auch nicht mit der Zeit identifizieren.

Ist genau wie mit Punkrock. Ich hab ja letztes Jahr so ne Phase gehabt, wo mich das wieder gepackt hat, ich war früher viel in der Szene und hab das mit dem Iro jetzt mal nachgeholt. Dann hab ich auch jede Menge neue Punk Alben von den Bands von früher gehört und es gibt so viele Bands, die jetzt total verpoppt sind, mit Autotune, viel zu leise Gitarren usw, das hat mir Punk gar nix mehr zu tun. Jüngere Menschen empfehlen mir Songs, die unter Punk Rock fallen, die aber einfach null Drive haben. Das ist dann Alles so „tut nicht weh, ist ok, aber ich würde es nicht kaufen...“, die UUAARRGGHH! Von Wizo hat mich damals komplett umgehauen, da lief Monate lang nix anderes in meinem Walkman, aber ich verstehe das bis jetzt, weil das einfach ne starke Platte ist. Wenn ich die jetzt neu entdecken würde, würde ich die noch genau so abfeiern.

Deshalb lande auch ich immer wieder in den 80ern oder davor, außer bei Genres wo es in den 90ern und 00ern noch Progress gegeben hat.

Neulich Contemporary Christian Pop gehört und dann auf Amy Grant „Lead Me on“ von 87 gestoßen. Alter, wie ein warmer Regen. Ich hätte am Liebsten meinen Walkman genommen, ihn voll aufgedreht und in kurzer Hose und T-Shirt getanzt und ich kann da echt nur sagen, dass mich neue - also wirklich neue Songs - auf diese Art ganz ganz selten so sehr berühren und wenn dann halten sie sich nicht so lange,
Das ist als hätten sie ein Verfallsdatum.

Als ich mit 12 angefangen hab Platten zu kaufen war das grad total out, auch die 80er, die wollte da in meinem Alter gar keiner hören. Ich hab fast nur alte Sachen gehört Ende der 90er, da hab ich in der Wühlkiste Sampler für 5 Mark gekauft und da hab ich dann so Sachen entdeckt, die auf den Best of 80s CDs nicht drauf waren und dann hab ich neue Musik für fast ein ganzes Jahrzehnt fast vollständig verweigert, bis auf einige Ausnahmen. Ausnahmen gabs immer, aber die sind bis heute rarer, als die guten Songs, die ich auf unbeschrifteten Flohmarkt Cassetten oder Tonbändern finde. Wird sich wohl auch nicht mehr ändern, obwohl ich sehr sehr oft über den Tellerrand gucke und schon lang nicht mehr im Mainstream suche.

LG Tobi
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#11
ehrlich gesagt waren Radio und Fernsehen noch nie eine gute Quelle für musikalische Vielfalt, und sind es bis heute nicht. Wenn man sich mal z.B. die Progressive Rock Alben der siebziger durchhört, findet man auf fast jedem ein oder zwei Stücke "zum mitschnippen", die extra dafür produziert wurden, dass die Musik im Radio und im Fernsehen überhaupt gespielt wurde - und in der Regel sind diese Mitschnippstücke auch das worauf die Bands dann reduziert werden. Um richtige Musik zu hören, musste man auch früher schon andere Quellen anzapfen, und auch früher hat es schon so eine Art Parallelwelt gegeben, wo Alben durchaus große Verkaufserfolge gefeiert haben, die im Radio überhaupt nicht stattgefunden haben. Und sowas gibt es auch heute noch.

Da gibt es z.B. Steven Wilson. Hierzu mal zwei Hörtipps:

https://www.youtube.com/watch?v=n8sLcvWG1M4

https://www.youtube.com/watch?v=ycYewhiaVBk

sowohl klanglich als auch musikalisch zum niederknien, wie ich finde, im Radio wurde er aber überhaupt erst gespielt, als er ein airplay-taugliches Album mit stark reduzierter Mitschnipp-Musik produziert hat:

https://www.youtube.com/watch?v=ENfI942SJTY

Und selbst das ist fürs Radio noch zu komplex, es wird nur selten mal gespielt, obwohl das Album sogar bei Kaufland im CD-Regal steht..

Und von solchen Künstlern, die eine respektable Fangemeinde und durchaus kommerziellen Erfolg haben, ohne von den Medien Beachtung zu finden, kann ich hunderte aufzählen. Hier hilft es, das Internet zu bemühen, z.B. bei Wikipedia über bestimmte Musikrichtungen zu lesen, und sich dann bei Amazon Music durch die Bands zu hören, die bei Wikipedia aufgezählt sind. Da ist dann ne Menge Schrott dabei, aber auch viele Perlen, die man im Radio niemals hören würde. Genauso haben es die DJs früher auch gemacht, nur, dass sie zum Durchhören in den Plattenladen gehen mussten, und wir können das heute bequem von zuhause machen.

Gruß Frank
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#12
Das ist schon sehr schön, aber auch wahnsinnig schwermütig. Bei dem ersten Video fang ich an zu weinen und bin dann die ganze Zeit traurig. Das kann ich nicht immer hören, da muss ich die Stimmung dazu haben und selbst das letzte recht positive Stück hat so eine Schwermut.

Ich finds halt schwierig, dass „Gute Musik“ automatisch so intellektuell sein muss. Aber genau sowas ist ja das, was man auf den alternativen Sendern immer mal wieder hört und was früher natürlich auch in Sendungen wie Volkers Kramladen oder hr1 Schwarzweiß - Musik in Farbe zu hören war. Das ist bei mir total stimmungsabhängig, was ich grad hören will, aber in so einer Stimmung bin ich wirklich selten. Ich bin mega emotional und das schlägt sehr auf meinen Gemütszustand. Sowas wie If you could read my mind von Gordon Lightfoot oder „Even now“ von Barry Manilow das sind so Songs, die machen mich total fertig und das da oben, mit dem Video, das ist noch viel schlimmer. Ich hab als Jugendlicher ganz viel Bløf aus Holland gehört oder die alten Sachen von Silly und so DDR Chansons und Balladen wie Veronika Fischer und 4PS und so, Rainhard Fendrich mochte ich auch mega gern, das war halt Alles so, wenn ich allein war und nicht Feiern wollte. Eigentlich war ich ganz schön oft traurig. Ich war immer verliebt in irgendwen, konnte aber nie landen und vielleicht hab ich deshalb zu der Zeit auch selbst viele schöne Songs geschrieben, das fällt mir jetzt nämlich nicht mehr so leicht, weil ich nicht mehr traurig bin. Im Alltag merke ich aber außerdem, dass ich nicht so traurig bin, wenn ich die schwermütigen Sachen einfach weg lasse. Diese ganzen 80er Kitsch Balladen so Richtung Glam Rock und so, das mochte ich aber auch immer. Sowas wie Can‘t Fight This feeling von REO Speedwagon, die erste Peter Cetera Solo Platte ist auch ganz toll. Oder irgendwann mal bei YouTube entdeckt: Prophet - Sound Of a Breakin Heart, total unbekannt aber der perfekte Hair Band Song, liebe ich!

Und keine Ahnung, ich hab immer versucht mich mit dieser intellektuellen Popmusik anzufreunden und nur noch „Gute Musik“ zu hören, aber das hab ich irgendwann aufgegeben, ich hab sogar ne David Sylvian Platte, obwohl ich nur Red Guitar geil fand. Dann hab ich halt lieber so Sachen Richtung New Wave und Pop gekauft, die Niemand kennt, Comsat Angels oder Missing Persons, ne Zeit lang auch Stranglers, Magazine, Sounds, die alten Human League usw... Später dann auch Notwist, Editors und so und hab dann immer gemerkt, dass mir das Meiste viel zu anstrengend ist. Es waren immer nur einzelne Songs, die ich mochte und eigentlich ist das immer noch so.

Ich hab Spotify, ich such oft nach neuer Musik, erkunde Dinge, schaue auch bei Wiki, Instagram schlägt neuerdings auch Songs vor, die teilweise gar nicht schlecht sind, aber was, das so ist, dass ich es liebe und dass ich es ständig hören will entdecke ich trotzdem recht selten.

Zuletzt, als ich mich mit Deutsch Punk beschäftigt hab und Spotify im Algorhythmus dann Nonstop Stereo vorgeschlagen hat. Da hab ich direkt Beide auf Vinyl verfügbaren Platten gekauft und mich mit Frank Ludes in Kontakt gesetzt, sowas schönes hab ich schon lang nicht mehr gehört. Ist zwar auch schon älter, aber für mich war’s neu.

Oder als ich die beschissenste Zeit meines Lebens hatte, 2013... erst hat sich ein wichtiges Paar im Freundeskreis getrennt, dann hat sich meine Freundin getrennt, dann hab ich meinen Job verloren... da kam die Höchste Eisenbahn mit Schau in den Lauf Hase. Das Album danach war noch gut, das letzte Albul nicht mehr. Schau in den Lauf Hase... da sind so schöne Stücke drauf, das war, als ob mich die Platte in meiner Situation versteht und die hat mich ganz schön über den Berg gebracht. Früher hatte ich solche Erlebnisse oft.

Als ich kurz vor der Abschlussfahrt 2002 Irgendwo in Deutschland von Wolf Maahn gekauft hab. Das war ne Offenbahrung. Ich habe musikalisch nicht viele wichtige Highlights aus dem Jahr, außer im Heavy und Alternative und Punk Bereich. Da war so System of a Down und Nightwish und sowas grad. Aber irgendwo in Deutschland war Meine Sommerplatte 2002.
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#13
Entschuldigt die Einmischung, aber die hier gepflegte Pauschalisierung geht an der Wirklichkeit, wie ich sie erlebe, vorbei.

Radio war seit Ende der 60er Jahre das Informationsmedium für Musik. Was anderes, neben einigen Zeitschriften, gab es doch überhaupt nicht. Für mich ist Musik ohne Radio überhaupt nicht denkbar. Radio war der Grund, warum wir alle Bandaufzeichnungsgeräte hatten. Für meinen gesamten Freundeskreis war der Rundfunk die Inspiration, neue Sachen zu entdecken. Das gilt bis heute. Noch immer höre ich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unerhörte Sachen, die entdeckt werden wollen. Mein wöchentliches Hörpensum liegt zwischen mindestens sieben Stunden wöchentlich, wenn ich mehr Zeit habe, sind es auch 19 Stunden. man muß nur genauer hinhören. meine Musik war nie Teil irgendwelcher Playlisten. Mein Zeug war immer Teil von Spezialsendungen.

Die hier zuvor angeführten Beispiele sind aus meiner Sicht nun wirklich nicht komplex, sie entsprechen eher einem Geschmack und einer Stimmung, die definitiv nicht meine ist.
Nicht ganz Radio-tauglich wäre dann schon eher das: Thom YorkHilang Child, Black Midi, Traka oder Melvins. Erstaunlicherweise im aktuellen Monat im Radio gespielt. 

Und merkt ihr was: Wir urteilen wieder einmal geschmäcklerisch. Nur weil nicht das gespielt wird, was man selber mag, wird ein Medium verurteilt. Oder umgekehrt Smile
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#14
was ich immer schade finde - man zieht ein oder zwei Beispiele aus dem Hut, um etwas zu verdeutlichen, und dann ziehen sich alle an den Beispielen hoch, ohne auf das einzugehen, was man eigentlich damit sagen wollte.

Ich urteile nicht geschmäcklerisch übers Radio. Dass fürs Radio spezielle Musik produziert wird, damit eine Band oder ein Künstler überhaupt im Radio gespielt wird, das ist keine Weisheit, die von mir stammt. Es gibt den Begriff Airplay, eine Airplay Hitparade und airplay taugliche Musik. Zu Zeiten, wo es modern war, sinfonische Rockmusik zu spielen mit Stücken, die eine LP-Seite lang waren, wurden solche Stücke auf drei Minuten eingedampft, und die kamen dann im Radio. Es gab Bands, die sich sogar einen Spaß daraus gemacht haben, die Radiozensur zu vera...schen. Das Lied "The carpet crawlers" von Genesis ist z.B. so ein Airplay taugliches Ausnahmestück in einem ansonsten ziemlich abgedrehten Konzeptalbum, wo ein ziemlich krasser Text in einer niedlichen Melodie zum Mitsingen versteckt ist. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass zur Hauptsendezeit mal ein anderer Titel von "The Lamb Lies Down On Broadway" gespielt wurde als der Titelsong und The Carpet Crawlers. Die Rolling Stones wurden im Radio auf Angie und I cant get no ... reduziert - wieviele Alben mit wie vielen Stücken haben die doch gleich noch gemacht ... Und so geht es weiter bis heute. Bruno Mars ist ein wirklich genialer Musiker - was ist dank Radio im kollektiven Gedächtnis hängengeblieben ? Der Zahnschmerz Song "Locked Out Of Heaven", der in ein paar Jahren in Sendungen wie "die nervigsten Popsongs aller Zeiten" gezeigt wird - teilweise konnte man dem Song gar nicht mehr ausweichen, weil er z.B. auf EinsLive, WDR2 und WDR4 gleichzeitig gespielt wurde, mit nur leichtem Zeitversatz. Mir kann niemand erzählen, dass sowas versehentlich passiert.

Gruß Frank
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#15
... erzählt Dir auch keiner. Was ich erzählt habe war etwas, was Du nicht hören willst. Es gab immer Nischen-Programme, wo man fündig werden konnte. Das war dann nicht das, was der "Mainstream" hörte, sondern da wurde anderes gespielt. Manchmal war das nur eine Sendung von zwei Stunden Dauer pro Woche. Und dann saß man da und hat das aufgenommen. Und wenn man das Radio außerhalb der eigenen Preferierung hörte, bekam man Sachen mit, die man eigentlich nicht hören wollte. Und das war gut so. So bekam ich auch Kenntnis davon, was sonst so in der Musik angesagt war. So kenne ich alle Schlager der 60er und 70er Jahre und kann die teilweise mitsingen, obwohl ich sie nie mochte. Es war gut so, daß ich mich nicht immer nur in meiner "Echokammer" herumtreiben konnte, denn die Welt (nicht nur der Musik) ist größer.

(24.03.2021, 18:15)nick_riviera schrieb: ehrlich gesagt waren Radio und Fernsehen noch nie eine gute Quelle für musikalische Vielfalt ... Und selbst das ist fürs Radio noch zu komplex, es wird nur selten mal gespielt ...

Gegen diese Pauschalisierung war mein Einwand gerichtet. Er stimmt ganz einfach nicht, es gab immer im Rundfunk das Besondere. Auch heute noch.

... habe ich hier schon öfter gemacht und ich mache es gerne noch einmal. Meine selbsterstellten Aufnahmen der Monate Januar und Februar. Musik, die ich im Radio gehört habe und die bereits auf Kassette überspielt sind:

   
   
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#16
Wunderbar, dieses Stück (The Raven...) von Steven Wilson.

Das derlei Musik bei den ÖR-Radiosendern keine Chance hat, wundert mich grad in heutigen Zeiten nicht,
wo selbst Verkehrsdurchsagen mit unsäglichem, nervigem, beschissenem und ergo absolut überflüssigem Discogebumse unterlegt sind.

________________________________

Groetjes, Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#17
@Olllafff - das habe ich so nicht gemeint, natürlich gab und gibt es Nischenprogramme mit hörenswerten Sendungen, heute dank Internet sogar mehr als früher.

Was ich meine, ist, dass es eine Menge Musik gibt ( deshalb das Beispiel Steven Wilson ), die kommerziell absolut erfolgreich ist, und trotzdem im Radio nicht stattfindet. Das war auch früher schon so, die ganze Musik, die in den Clubs hoch und runter gespielt wurde, und deren Fanzahl groß genug war, um es auch in Massenmedien zu spielen, wurde zu über 90% vom Radio komplett ignoriert. Wir haben uns schon früher immer amüsiert, wenn wir uns die Album Charts angesehen haben, und die mit dem verglichen haben, was im Radio gespielt wurde.

Dass man nicht jeden Nischengeschmack zur Hauptsendezeit im Radio spielen kann, das leuchtet mir natürlich auch ein. Es geht mir um die viele Musik, die gar nicht so eine kleine Nische ist, und die trotzdem komplett ignoriert wurde und wird. Es ist doch z.B. extrem komisch, dass die jährliche "EinsLive Krone" immer wieder unter der selben Hand voll Musiker vergeben wird, und es nur extrem selten jemand schafft, in diesen "Geheimzirkel" neu reinzukommen.

Ich bin ganz ehrlich dankbar dafür, dass man heute nicht mehr darauf angewiesen ist, sich die Brotkrümel aus den hintersten Ecken des Radioprogramms zusammenzusuchen, sondern dass man aus dem Internet einfach hören kann, was man will und wann man will. In den letzten etwa zwei Jahren hat sich mein musikalischer Horizont erweitert wie in den 20 Jahren davor nicht.

Ach ja, hier noch ein Tipp von mir ( etwas Zeit mitbringen, es lohnt sich ):

https://www.youtube.com/watch?v=HblQUPGRH7o

Mit solcher Musik habe ich wieder angefangen, Vinyl zu kaufen. Warum mir jetzt aber beim ersten Werbeblock von Youtube Prostata-Arzneiwerbung reingedudelt wurde, versteh ich nicht Cool Big Grin .

Gruß Frank
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#18
Naja, was die Serie betrifft. Das die Schlagerindustrie damals in Deutschland unter den RocknRollern gewildert hat wird schon stimmen. Siehe Cindy und Bert oder Roy Black. Allerdings bestimmt nicht um dort ihre eigenen Songs zu schreiben. Das hies es Notenblatt ablesen und Schnauze halten. Finanziell aber sicherlich nicht immer zum Nachteil der Künstler.

Die deutsche Beatszene war in den 60ern mit zahlreichen Talenten wie Frank Farian, Otto oder auch der inzwischen leider verstorbene Kralle Krawinkel von Trio gespickt. Viele kamen erst wesentlich später ins Geschäft. Als ich damals das erste mal DaDaDa hörte wusste ich sofort das der Typ die Gitarre nicht das erste mal in der Hand gehalten hat.

Erstaunlich modern finde ich z.B. die Hamburger StarClub Aufnahmen, die ich auf div. (Kauf)Cassetten bei mir habe. Die Musik war nicht so kompliziert aber mit totaler Hingabe und Engagement gespielt. Das hört man bis heute. Besseres ist schwer zu finden.

P.S. Aktuell findet man aber schon auch gute Sachen. Was ich ein wenig bedaure ist das der Rock und Hardrock Sektor ein wenig unter die Räder gekommen ist. Viele Künstler sind heute sehr konsonant unterwegs. Der Grund dafür ist klar. Es wird schnell weiter geklickt. Entwicklung findet viel im Metall Bereich statt. Dieses Genre sagt mir aber leider nicht so zu.

VG Martin
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#19
Ja das is ja das. Es geht nicht darum, dass es keine gute Musik mehr gibt, aber die ist halt „you get what you expect...“. Rock und Hard Rock ist halt Optimiert und radiotauglich produziert und genau das schafft die Seichtheit. Bon Jovi und Brian Adams gefallen mir 1986 besser, als im modernen Sounddesign. Dass ich so bekannte Namen nenne, liegt nicht daran, dass ich nur kommerzielle Acts höre, sondern weil das sicher stellt, dass das jeder kennt. Meine Lieblingsmusik ist das aber nicht. Aber Poison von Alice Cooper find ich soundtechnisch z.B. so wie Glam/Hard Rock halt sein muss, während ich bei dem letzten Album einfach nur hätte brechen können - davon ab, dass die Songs mir nicht zusagten, hätten sie das auch in einem anderen Sound nicht.

Ich entdecke trotzdem mehr neue Musik im Radio, als bei Spotify. Der Algoryhthmus ist schon nicht schlecht, aber bei dem ganzen Kram der mich bei Dlf Nova oder FM4 nicht interessiert kommt trotzdem
Immer wieder was Gutes raus, das ich bei Spotify übersehen hätte, vor Allem weil FM4 auch die österreichischen Künstler pusht und Viele hier kaum Beachtung finden. So hat mich letztes Jahr der unglaublich talentierte transsexuelle Rapper Mavi Phoenix mit dem Song 12 Inches total berührt, auf dem Cover sieht er aus, wie Nick Carter 1995 und sein Englisch ist irgendwie total liebenswert. Der Rest des Albums geht mir dann leider zu sehr in Richtung Trap. Aber sowas würde ich ohne Radio nicht entdecken, weil es dann eben immer nur einzelne Songs von einem ganzen Album sind, die mich begeistern.

Mir ging’s jetzt bei Ku‘Damm nicht um die Anzweiflung der geschichtlichen Aspekte, das kennt man ja auch von anderen Künstlern aus der Zeit, mir ging’s nur darum, was sie innerhalb der Sendung dann als total tolle Stücke verkaufen, wo die Leute voll drauf abgehen, oder eben total berührt sind und weinen müssen, mich die Songs aber eher zum fremdschämen bringen, weil sie musikalisch mittelmäßig bis scheisse sind und Textlich eben auch und dann die Art wie es produziert und gesungen ist, es passt einfach nicht in die Zeit. Es gab doch mal so einen Film mit Hugh Grant, ich glaub der hieß Sing meinen Song und da haben die Wham! parodiert. Dieses „Pop! Goes My Heart“ war für mich damals eine Offenbahrung, weil man einfach nicht hört, dass es nicht aus den 80ern ist, sondern extra für den Film in 2005 oder so produziert wurde. Damals gabs dieses New Retro Wave und diese Selbstverständlichkeit, dass Musik so Retro klingt nicht. Dieser Sound war in den Charts absolut nicht vertreten und das war für mich unglaublich, weil sogar der Videoclip, der vor dem Film gezeigt wurde aussah, als wäre er von 1985. Der Song ist auf meinem Mixtape gelandet, ich hab das rauf und runter gehört und finds immer noch ganz toll!

Ku‘damm kann ich es verzeihen, Weils nicht primär um die Musik geht und schauspielerisch super ist, obwohl in Ku‘damm 63 doch ein bisschen zu dick mit Allem aufgetragen wurde, aber trotzdem find ich die Mucke komplett lahm. Die ist einfach nur egal und langweilig, im Gegensatz zu den darin vorkommenden Original Songs. Dann hätten die lieber einen guten Song von damals covern sollen. Es ist ja nicht so, dass diese Sonja Gerhard nicht singen könnte, aber sie müsste halt einfach was Anderes singen, was mehr zu ihrer jungen Art und Stimme passt. Ich mein die kann ja Alles. Die kann tanzen, Schauspielern und ist irre hübsch. Ist ja nicht die erste Produktion, in der sie das unter Beweis stellt.

LG Tobi
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#20
Wie singt/sang schon Joe Cocker: N'oubliez jamais, every generation has it's way....
Die Diskussion könnte auch mein Vater ausgelöst haben, als ich seinerzeit die Musik entdeckte (meine Mutter war damals etwas toleranter)!
Ich finde mich auch immer mehr in der damaligen - MEINER - Musik wieder und kann mit der heutigen Musik nicht mehr viel anfangen - Toleranz hin oder her!
Ich kann nicht verstehen, dass man nicht mal an der Kasse beim Lidl usw sein Handy einfach in der Tasche lassen kann und dass die Jugend (Altersgrenze verschwimmend)
nur noch in gebeugter Haltung, das Handy im Visier, durch die Kaufingerstraße (kann beliebig ersetzt werden) läuft.
Das ist die aktuelle Generation. Sagt mir einen Interpreten von heute, der länger als 5 Jahre auf dem Markt ist!
Die Flut der heutigen "Musiker" verdrängt "unsere" Hitgaranten. Warum hört man heute in den aktuellen Hits soviel "Altes" resampled!?
Egal....wenn man Musik aus dem Handy, Laptop, o.ä. hört, kann man nicht entspannt sein...aber das ist die heutige Generation!
Aber es gibt sie noch, die Musiker, deren Musik man heutzutage toll findet. Man muss sie nur suchen und finden!
Aber das sind die, die man nicht als "Start-up" auf Youtube und nur selten im Mainstream findet.
Und wenn ich hier Beispiele geben würde, dann wäre das nach meinem Geschmack und viele andere hier würden es wieder zerreißen....
Geschmäcker sind verschieden....

Grüßle
Hörbie
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#21
Naja ich konnte mich aber mit der Musik meiner Generation noch nie wirklich identifizieren. Als 1996 der Eurodance vorbei war, als hätte Jemand einen Schalter umgelegt, kam so eine Seichtheit in die Popmusik. Das hat seitdem angehalten, mal weniger, mal mehr.

Und dass es zu jeder Zeit gute und schlechte Musik gibt (wahrscheinlich gibt es jetzt mehr Gutes, aber auch schlechtes, als Jemals zuvor) ist auch nix Neues. Ich glaube nur, dass sie für mich nicht mehr so wichtig ist, weil Songs die prägen und Klassiker, die Generationen beeinflussen eigentlich nicht mehr entstehen. Klar ist die Musik nach wie vor gut oder schlecht, aber sie ist halt nicht wirklich neu auch wenn das Lied neu ist und die 100.000 Punk, Hip Hop oder Techno Platte wird nachdem sich Nichts mehr verändert hat, nur noch Trends variieren, eben nicht mehr so wichtig und prägend, wie die Platten aus der Zeit, wo sich Musik noch entwickelt hat.

Man muss sich ja nur mal in der Subkultur umgucken. Die Kids hören jetzt wieder das, was wir früher gehört haben, da sind auch immer mal neue Bands dazwischen, das Meiste sind aber doch schon eher alte Sachen (15 Jahre abwärts bis hin zu den totalen Klassikern aus den 70ern und 80ern) und die sehen auch genau so aus wie die Leute, die früher in der Subkultur waren. Die haben die selben Frisuren, die selben Sprüche und Ideale und die Provokation gegenüber der Gesellschaft und den Eltern variiert, weil die Eltern oft selbst so waren, die Musik selbst gerne hören und Verständnis dafür haben. Ich glaube darin ist auch der Trend zu erklärbar, dass viele Jugendliche heute wieder eher straight und gradlinig sind. Man muss halt immer das Gegenteil von dem tun, was die vorige Generation gemacht hat, weil sonst keine Abgrenzung stattfindet. 2002 war ich 16. Da blühte Punk noch mal auf und ging dann im Emo unter. Jetzt habe ich das Gefühl, dass das Alles wieder stattfindet, speziell bei Leuten unter 20, LGBTs und auch in Verbindung mit Cosplay und Social Media. Aber es is halt nix Neues (mehr). Damals war halt Emo und Metalcore die Optimierung von Nu Metal und Crossover in Verbindung mit Optik und Subkultur nur kommerzieller, jetzt klingen eben auch so Bands in dem Stil total überoptimiert. Die erste Bullet for my Valentine fand ich stark. Da wo Tears don‘t Fall drauf ist. Die hab ich auch rauf und runter gehört. Es gab noch son paar andere Bands, die zu der Zeit ähnlich gute Hits hatten, wo aber der Rest vom
Album eher lahm war. Wenn ich jetzt bei Spotify die Metalcore/Screamo Listen durchstöbere kommt meistens raus, dass mir ein Großteil nicht gefällt und die Songs, die richtig gut sind alle aus der Zeit des Emo Höhepunkts um 2005 stammen und danach drastisch abebbt. Der Sound bleibt gleich, aber die Songs werden beliebiger, egaler, langweiliger, der geile Refrain kommt nicht, die Musik versickert.

Mir gehts auch nicht um „diese Jugend und deren Hotten Totten Musik“. Mir gehts auch nicht um „Es gibt keine guten Songs mehr“.

Trotzdem wird es wahrscheinlich in 20 Jahren genau so 20er Parties geben, wie es jetzt 00er Parties gibt, obwohl ich davon überzeugt war, dass die Musik so belanglos ist, dass sie in 20 Jahren eh keiner mehr hören will. Das Ding ist: Die Songs sind nicht prägend in dem Sinne, dass Jemand sagt „boah, sowas hab ich noch nie gehört...“, die haben aber einen Zeitstempel, weil es immer Hits gibt, die überall laufen und wenn die überall laufen, dann verbinden Menschen die mit ner bestimmten Zeit, bestimmten Erlebnissen und damit auch mit Emotionen. Wie gut oder scheisse der Song ist, ist absolut egal, weil die Meisten das hören, was ihnen vorgesetzt wird, denn nur so funktioniert Musikindustrie. Dementsprechend sagt Jemand, der heute 14 ist und diesen Wellerman Song hört in 20 Jahren genau so „Das war stark, das kam damals als ich 14 war überall und Alle fanden das toll... da war grad Corona und trotzdem haben wir uns mit Leuten zuhause getroffen oder auf ner Wiese und dann kam das Lied, es war ne merkwürdige Zeit, man kann sich das heute irgendwie gar nicht mehr vorstellen, aber es war auch schön, weil da gute Leute waren...“.

Für mich war das damals hart, dass mir einfach die Identifikation zur aktuellen Popmusik fehlte. Ich fand schon Sachen gut, aber ich wusste auch, dass Alles was davor war besser war und berührender und schöner.

Heute gibt es Radiosender, die 80er spielen, aber klingen wie Jugendsender und durch Spotify und Streaming und das Internet ist das Release Datum nicht mehr so wichtig. In der Popkultur sind viele Retro Elemente verankert, Handyhüllen, die aussehen wie Cassetten, In jedem Superhelden Film kommt ein cooles 80s Gadget vor, Videospiele und Kunst sehen mutwillig aus, wie Sachen aus der 8 oder 16 Bit Ära und die Kids werden mit ganz vielen alten Helden groß (Marvel, DC, Super Mario, Sonic, Scooby Doo, Ghostbusters) weil ihre Eltern das geil finden oder weils als Remake wieder aus der Versenkung geholt wird ich glaub dadurch entwickelt sich auch ein anderes Verhältnis zu Zeitgeist. In der Mode sieht man das ja auch... Jugendliche sehen plötzlich mutwillig aus wie früher die Nerds, die auf die Fresse bekommen haben und feiern das aber total.

Das so viel gesampelt und gecovert wird ist aber ein Trugschluss. Das gabs zu jeder Zeit, vor Allem bevor es die GEMA gab. In den 50ern sind die meisten Schlager deutsche Versionen von internationalen Hits und weil es K-tel noch nicht gab hatte jedes Plattenlabel nur Zugriff auf sein eigenes Reportoire. Wenn man also mehr als 2 oder 3 Hits auf seinen Zusammenstellungen oder Revues haben wollte, musste man die Hits der anderen Labels und Künstler noch mal mit wem anders aufnehmen.

In der Disco Zeit ist auch jede Menge gecovert worden. Frank Farian allein schon hat so viel gecovert und neu produziert. Rivers of Babylon ist nicht von Boney M.,
Painter Man, Malaika, No Woman No Cry... da sind noch einige mehr, die sind ja gleichzeitig dann auch noch mal auf deutsch raus gekommen. Und im Rap und Hip Hop wurde immer viel gesampelt bzw. Wiederverwertet (selbst der Beat vom ersten kommerziell erfolgreichen Rap von der Sugarhill Gang von Rapper‘s Delight ist ja eigentlich von Chic).
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#22
Ich würde nicht alles an Musik für Generationen fest machen. Auch nicht daran ob jetzt einer noch in der Lage ist was neues zu erfinden. Es gab sowieso noch nie mehr als 7 Töne pro Oktave. Ich würde es eher daran fest machen ob jemand was von ganz tief innen nach außen fließen läßt oder ob da Musik Schach o.ä. gespielt wird. Früher hat man das ja eher den Blues Musikern zugetraut. Heutzutage gibt es aber m.E. durchaus auch viel Blues Schach.

Aktuell mag ich aber Leute wie

Selwyn Birchwood

Joanna Connor

Ich würde aber nicht sagen das heute im Blues mehr ehrliche Musik gemacht wird als in andren Genres.

VG  Martin
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#23
Ich mochte Blues nie. Dafür mochte ich oft Musik, die von Anderen von vorn herein als Müll bezeichnet wird. Münchener Freiheit z.B. ich finde Stefan Zauners Melodiebögen und Harmonieführung und das ganze Arrangement inklusive der Chorsätze teilweise sogar progressiv und sehr sehr schlau und einzigartig. Es gab Ende der 80er auch Bands, die einen ähnlichen Sound hatten, Fux z.B. die haben ebenfalls kompositorisch hervorragende Arbeit geleistet. In erster Linie war das wohl Bernd Clüser. So tolle Sachen gab es aber im Deutsch Pop/Rock Bereich seit der NDW ganz häufig und auch im Schlager, aber irgendwann ist es verloren gegangen, als Ende der 80er die Sampler und Rompler Einzug hielten. Da veränderte sich das Sounddesign mit den ganzen Real Tones auf eine meiner Meinung nach ziemlich unvorteilhafte Weise. Ist natürlich nur meine persönliche Meinung. Es gab ja auch Ausnahmen wie Pur oder die Prinzen, die die Flagge noch ne ganze Weile hoch gehalten haben.

Das ist halt das Problem. Es muss immer Blues Rock, Singer Songwriter, Indie, Kraut Rock oder sowas sein, damit es „kluge“ und „gute“ Musik ist. Ich höre eigentlich total viel Musik, wo Alle sagen, dass das eigentlich Schrottmusik ist, obwohl ich auch - wenn ich das analysiere - und musikalisch auseinander nehme nicht verstehe warum. Es geht da auch häufig um antrainierte Meinungen, weil in irgendeiner Szene verpöhnt war oder ist sowas zu hören und man sich ja nicht blamieren will. Ich bin für meine Musikgeschmack in der Schule teilweise schon ganz schön hart ausgelacht worden.

Das heißt jetzt aber auch nicht, dass ich O.g. Musikrichtungen nicht mag, es nervt mich nur, dass Sender und auch Leute, die behaupten gute Musik zu hören mich dann immer in so ne Richtung drängen, obwohl mir grad vielleicht eher nach einem Song wie All i have to give von den Backstreet Boys oder irgendwas von Air Supply ist.

Vielleicht hab ich aber grad auch Bock auf Wizo, Knochenfabrik oder die Buzzcocks...
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#24
Kommt halt immer drauf an wie man es betrachtet. Ich hatte zwar keine Platten von der Münchner Freiheit aber nun auch nie das Gefühl gehabt das das schlechte Musiker seien. Ich habe mich sogar in den ganz frühen 80ern mal zufällig auf ein Konzert von denen verirrt. Ich krieg in meiner Erinnerung nur nicht mehr die Zusammenhänge beinander. Ich meine das war ein Konzert in der Aula einer Gesamtschule in Nürnberg. Da können sie noch nicht so bekannt gewesen sein. Der Sänger und der markante Gitarrist sind mir aber bis heute in Erinnerung geblieben. Die haben auf jeden Fall hervorragende Popsongs von internationalem Format geschrieben!

VG  Martin
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#25
Also mir geht es beim Jazz und Blues so, das ich viele der sogenannten "Klassiker" nicht mehr hören kann. Dabei gibt es auch aus der gleichen Zeit der Klassiker auch von anderen Künstlern durchaus sehr gute Stücke, die auch mehr Abwechslung biten. Ich hatte mir mal eine CD "100% Loungin - Urban sounds for Modern Living" gekauft. Ich war echt platt bei der Compilation auf der CD. Kaum ein Stück was mir nicht gefallen hat oder was nicht genervt hat.

Im Jazz Bereich sind auch die 70er und 80er aus Japan unheimlich interesssant und vielseitig. Da gibts zwei YouTube Kanäle, Xerf Xpec und Terminal Passage, die man sich unbedigt mal durchsehen sollte. Klar, da gibts auch 40% was mir nicht zusagt, aber wenn einem dann ein Stück da gefällt, dann meistens richtig gut.

Zum Beispiel bei dem Stück "Rhythm Road" von Kenji Omura bin ich einfach begesitert von der spieltechnischen Perfektion der Musik und was das bei dem Stück für eine Atmosphäre macht.
Gruß
Lorenz
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#26
Ich finde Blues und Jazz gehören irgendwie nicht zusammen. Mich nervt das total, wenn auf dem Jazzsender auch Blues und so komische Lounge Musik gespielt wird. Bin aber auch im Moment nicht so auf Jazz. Ne Zeit lang hab ich echt viele Jazz Platten gekauft, ist mir aber grad Alles zu down. Das kann ich ne Weile beim Essen hören, aber dann nervts mich plötzlich. Ich hab das auch aufgegeben mir anzutrainieren Musik, die als besonders komplex und anspruchsvoll angesehen wird grundsätzlich geil zu finden oder sich damit als so ne Elite außerhalb des Mainstreams zu profilieren, das macht auf Dauer irgendwie keinen Spaß, vor Allem, weil man das, was richtig Spaß macht, dann irgendwie verpasst. Heute Morgen musste ich an der Arbeit hr4 hören. Da lief Memories of Heidelberg von Peggy March, das hat mich für einen Moment sehr glücklich gemacht, weil es ein tolles Lied ist, ein ganz banaler Schlager, aber im Prinzip ist da ja auch Swing, Jazz und Ragtime drin, was es trotz seiner Leichtigkeit durchaus sehr klug macht. Als ich vom Warnstreik kam hab ich von Normahl eine Punk Version von Auf Auf zum Kampf gehört.
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#27
grade noch was entdeckt, das ich Euch nicht vorenthalten will, und wo man sich fragt, wieso sowas nicht radiotauglich ist:

https://www.youtube.com/watch?v=1N8wIhCxMns

Ist das immer noch nicht kommerziell genug ? Oder zahlt die Plattenfirma dem Radio zu wenig Tantiemen ?

Gruß Frank
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#28
Stimmt. Passt genau ins Format. Da würde ich das Radio aber auch nicht lauter stellen, weil es sich nahtlos in die übrigen Titel einreiht.
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