Ein Grundig TK320a zieht bei uns ein...
#1
Hallo liebe Forengemeinde,

bevor ich mit der kleinen Vorstellung anfange, möchten meine Frau und ich besonderen Dank an Kai (kaimex) und Stefan (vollspurlöschkopf) richten.
Ohne die schnelle und kompetente Hilfe, wären mir fast noch mehr graue Haare gewachsen. Danke ihr beiden! thumbsup

Also, dann wollen wir mal.
Nachdem uns schon zwei TK47 ins Haus geflattert waren, welche ja noch "Vollröhre" sind und meine Frau immer noch begeistern,
wurden wir eines Tages neugierig als wir lasen dass es noch einen "Nachfolger" der 47er gibt.
Eine kurze Recherche brachte ans Tageslicht was wir bisher noch nicht wussten. Es ist ein Hybrid! Die teure ELL80 wurde durch Transistoren ersetzt?!
Wie das wohl klingen mag dachten wir....Vorversstärker mit Röhren und Endstufe mit Transistoren....hmmm ?(

Im selben Moment als wir darüber nachdachten, schlug der "müssen wir unbedingt haben Teufel" zu.
Also auf zur Jagd und mal in der Bucht auf die Lauer gelegt. Wir wurden auch fündig aber der Preis schreckte uns erstmal ein wenig ab.
So vergingen einige Wochen und wir schauten ab und zu nach, ob sich was tat und es tat sich was! Vor wenigen Wochen stand dann ein TK320
für wenig Geld (29Euronen) zur Auktion. Die Maschine sah noch relativ gut aus und das magische Band leuchtete auch noch (hat zwar nichts zu bedeuten das es das tat aber erstmal egal). Was kann man schon bei dem Preis falsch machen, dachten wir. Zur Not hätten wir dann noch einen halbwegs brauchbaren Spender für die 47er. Also Gebot abgegeben und das Schicksal endscheiden lassen.

Wir hatten die Auktion schon fast vergessen, als ich meiner Frau sagte, sie solle mal nachsehen wie es mit dem Gerät aussieht. Siehe da, wir hatten die Auktion tatsächlich verpennt. Doch das Schicksal war uns wohlgesonnen und in der "noch zu bezahlen" Liste tauchte das TK320 auf....zum Preis des Startgebotes. thumbsup

Danach zogen ein paar Tage ins Land und eines Nachmittages klingelte es an der Tür. Ein DHL-Bote brach fast unter dem Gewicht eines riesen Kartons zusammen. Ich eilte ihm entgegen, um ihm von seiner Last zu befreien.
Aber nicht weil ich so nett bin (bin ich zwar Wink ), sondern um den kostbaren Inhalt vor Schaden zu bewahren. Wink

Nach dem öffnen des Paketes erstmal ein kleiner Schock.... nein das Gerät hatte die Paketewerfer der DHL unbeschadet überstanden (Glück gehabt)....
"...das ist ja größer als es auf den Bildern aussah!" sagte meine Frau zu mir.
Es ist tatsächlich etwas größer als ein TK47 aber das ist ja zum Glück nicht so tragisch. Big Grin

So, genug Vorgeschichte. Jetzt kommen ein paar Daten und erstmal Bilder von der Oberseite, für jene die dieses Modell noch nicht kennen und die es interessiert! Wink

Teil1:

-Geschwindigkeiten : 4,75/9,5/19 cm/s
-Spulendurchmesser bis 18cm
-zwei Gegentaktendstufen je 12W, 24W Gesamtleistung
-Zweispur Stereo
-getrennte Aufnahme und Wiedergabeköpfe, was eine Hinterbandkontrolle im Monobetrieb ermöglicht
-Vorverstärker mit Röhren mit 6 Röhren, Endstufe mit 14 Transistoren
-zwei Lautsprecher
-17kg Lebendgewicht

   
Frisch auf dem OP eingeflogen

   
Keine Ahnung wo es gelagert wurde aber es ist doch schon ein wenig verdreckt...

   
Der erste Blick unter die Haube... doch recht sauber, nichts gebrochen, nichts gerissen, nichts vergammelt

   
Wie schon von den TK47 bekannt, die Röhrenbestückung

   
Tonköpfe nur mit minimalen Einschliff und verdächtig sauber.

   
In gutem Zustand, die EIN/AUS/Geschwindigkeitswähler-Kulisse

   
Auch die Räder sind noch in einem sehr guten Zustand

Das war jetzt erstmal die Oberseite, später folgt die Unterseite. Smile

Mfg Alex
Zitieren
#2
Und weiter geht es mit den Innereien des TK320 Big Grin

   
Auch im Inneren sieht es noch sehr sauber aus. Der innere Aufbau des Gerätes gleicht dem der 47er sehr. Nur das jetzt rechts oben die 2x12W Endstufe und darunter zwei 10000µF Elkos sofort ins Auge stechen. Doch...

   

...was ist das? Ich hatte die Entzerrerplatine der TK47 noch bildlich im Kopf und daran konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Sieht auch nicht grade so aus als würde dort etwas von Werk aus sitzen. Sieht auf jeden Fall nicht orginal aus...
Vieleicht eine typenspezifische Sache? Das Gerät ist ja jünger als die 47er.
Also Schaltplan her und einen Blick reingeworfen. Resultat: Der Kondensator ist nicht vorhanden!
Ich ahne schlimmes....

   

...und tatsächlich. Beim Blick auf die linke Vorverstärkerplatine, grinst mich ein "neuer" Elko an, der einfach lieblos an die abgeknipsten Beine seine Vorgängers angelötet ist und statt der im Schaltplan angegebenen 10µF, 22µF hatte.
Mein Verdacht wurde somit bestätigt, das da schonmal jemand dran war.

   

Das selbe auch auf der Vorverstärkerplatine für die rechte Seit, auf der auch der Oszillator thront...

   

...natürlich war die Endstufe auch nicht verschont geblieben.
Hier sieht man im übrigen, was ich in meinem anderen Strang als "Verhau" bezeichnete und was das Messen auch so erschwerte. Auf eine Lösung um das zu erleichtern kam ich aber erst später. Rolleyes

Nach der kleinen ernüchterung, dass da schonmal jemand dran war und den aufkommenden Fragen, was das Gerät schon für Probleme hatte, brauchte ich erstmal eine kurze Pause um zu überlegen wie es weitergeht.

Gedanken kreisten....ist das Gerät verbastelt? Was macht der 120µF Elko an der einen Stelle? Was wurde noch alles ge-/verbastelt? Einschalten und schauen ob es funktioniert bzw. was nicht? :pinch:

Eines war klar, da das Gerät in den täglichen Gebrauch gehen sollte stand von vornherein fest: Alle Kondensatoren/Elkos müssen neu! Big Grin
P.S.: Styroflex durften bleiben.
Sollte ich es nun riskieren alles zu tauschen, das Gerät wieder wie im Schaltplan herzustellen, sprich die Basteleien rauszuschmeissen und dann erst einzuschalten? Oder wie oben schon erwähnt, Einschalten und schauen was geht und was nicht...

Nach längerem sinnieren entschloss ich mich das Gerät nicht vorher in betrieb zu nehmen und alles auf eine Karte zu setzen.
Also machte ich mich ans Werk....

   
...erst linker Vorverstärker...

   
...dann rechter Vorverstärker...

   
...die Endstufe noch mit den alten Transistoren, von denen einer defekt war... (die Lösung mit dem Metallwinkel zur fixierung der Platine kam mir erst später als es um das Messen an der Endstufe ging und man sich da fast die Finker gebrochen hatte) ....

   

...und dann der Rest.

Jetzt war das Gerät erstmal Kondensatortechnisch auf dem neusten Stand der Dinge und es wurde Zeit es einmal einzuschalten!
Die Spannung war groß...was würde noch passieren?

Im dritten und letzten Teil gehts weiter! Wink

Mfg Alex
Zitieren
#3
Nachdem nun alles gemacht war, musste Strom auf die Maschine.
Also den Stecker in eine abschaltbare Steckdose gestöpselt und mit dem Finger auf dem Ausschalter verharrend, schaltete ich das Gerät zum ersten Mal ein....die kleine rote Kontrollleuchte leuchtete auf, der Motor setzte sich auf der Geschwindigkeit 9,5cm/s in Bewegung und drehte hoch.
Zeitgleich krachte es aus dem rechten Lautsprecher, diesem Problem wurde HIER nachgegangen.

Ok, soweit wohl erstmal alles i.O. Linker und rechter Kanal rauschen, nachdem die Röhren warm geworden sind, fröhlich vor sich hin. Nichts qualmt, brennt oder explodiert. Scheinbar alles richtig gemacht und ich kann den Finger vom Schalter der Steckdose nehmen. thumbsup
Dann wollen wir mal ein Band auflegen und hören, und siehe da, auch das tut es auf anhieb. Auch soweit alles i.O.
Zum ersten Mal hören meine Frau und ich, wie dieser Hybrid klingt. Der erste Eindruck ist garnicht mal so übel... eigentlich besser als erwartet. Die Lautsprecher scheinen da wohl die kleine Schwachstelle zu sein aber egal.
Die Wiedergabe funktioniert schonmal und das ist das wichtigste! thumbup

Nun der erste Aufnahmetest...

   
Das magische Band leuchtet (tut es bei dem Modell nur bei Aufnahme) und zeigt mir wie weit ich austeuern kann.

   
   
Auch der Bandtransport funktioniert einwandfrei, die Andruckrolle ist nicht verhärtet...

   
   
....und die Kupplungen der Wickelteller funktionieren auch noch wie sie sollten.

Nach der Aufnahme gleich mal reinhören und auch das funktionierte ohne Probleme. thumbup

Nur das Krachen beim Einschalten blieb weiterhin ein Problem, das aber zum Glück behoben werden konnte.
Als diese letzte Baustelle weg war, hiess es nur noch ein wenig die Mechanik schmieren, ein Tröpfchen Sinterlageröl hier und da,
ein letzter Testlauf, und dann ging es an das zusammenbauen mit anschliessender Aufstellung am Zielort. Big Grin

   
Am Zielort angekommen und angeschlossen, musste meine Frau es gleich in betrieb nehmen. Sie konnte es kaum erwarten, mit ihrem neuen Spielzeug endlich spielen zu können. Wink

   
Nun steht das TK320 neben seiner älteren, etwas kleineren Schwester TK47. Smile

P.S.: Ich habe vergessen zu erwähnen, dass das TK320 auch als reiner Verstärker genutzt werden kann. Ist das Gerät über den Geschwindigkeitswahlschalter ausgeschaltet, lässt es sich über die Taste "V" auf der linken Seite einschalten. Im Verstärkerbetrieb bleib der Motor aus. Big Grin

Das war es dann auch mit der Vorstellung und ich hoffe das es euch gefallen hat.

Mfg Alex
Zitieren
#4
Hallo Alex und vielen Dank für diese ausführliche Vorstellung des hybriden TK320a.
Ich selbst besitze das TK321a. Sperrmüllfund vor über 20 Jahren. Hier war gar nichts an Kondensatoren zu tauschen, alles EROFOL II. Die Optik entspricht ja der des TK320. Beim TK 321 ist interessanterweise trotz höherer Produktnummer noch der Röhrenendverstärker mit der ELL80 verbaut. Die Technik entspricht hier eigentlich noch voll dem TK47.Ob Grundig den Transistorendstufen noch nicht wirklich traute? Vermutlich war das TK321 auch etwas billiger.
Den Klang mit der Röhrenendstufe finde ich jedenfalls überrachend voll und gut. Wie schlägt sich die Transistorendstufe klanglich zum TK47 ?
Das mit dem separat zu betreibenden Verstärker finde ich interessant. Noch ein paar Boxen angeschlossen und schon hat man die Basis für eine nette Stereoanlage. Bei 12 Watt Ausgangsleistung je Kanal sollten die Einbaulautsprecher eh schnell überfordert sein. Big Grin

Grüße
Frank
Zitieren
#5
Hallo Frank,

das ist interessant. Ich bin auch erst davon ausgegangen, dass es sich bei dem TK321 wegen der höheren Nummer um eine verbesserte Version handele.
Wieder ein Stück schlauer. Smile
Ja, diese Endstufe ist ein wenig heikel, wie schon in meinem anderen Strang festgestellt wurde aber dennoch bei einem Defekt reparabel.

Das klangliche kann man wegen der Lautsprecher schwierig beschreiben, aber ich versuche es trotzdem einmal.
Beim TK320 sind Tiefen und Mitten mehr betont als beim TK47. Beim 47 kommen dafür die Höhen besser und feiner zur Geltung.
Das 320 bzw. die verbauten LS lassen es nicht zu, dass man den Tiefenregler voll aufdreht. Da bekommt man angst wenn man sieht und hört wie die Membranen der LS scheppernd hin und her fliegen. Big Grin
Aber kommt ja auch drauf an was für Musik man damit hört.
Jedenfalls schaffen es beide Geräte, die verbauten Lautsprecher schnell an ihre Grenzen zu treiben. Big Grin
Ich hatte noch garnicht geschaut für wieviel Watt die überhaupt ausgelegt sind. Muss ich mal nachforschen.

Mfg Alex
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste