Nostalgie- So war es damals
#1
Kuriosum

Peter Remmers
arbeitete 1969 als Werkstattleiter in einer PHILIPS-
Vertragswerkstatt und reparierte so ziemlich alles aus der Welt der
Unterhaltungselektronik, oder wie es damals korrekt hieß, der Radio-
und Fernsehtechnik, hauptsächlich aber PHILIPS- Geräte. Insgeheim
war er aber bei Tonbandgeräten mehr von der Qualität und Ausstattung der UHER-
Tonbandgeräte fasziniert, was ihn dann veranlasste, ein 4000 Report
L zu kaufen, nachdem er schon vorher das 4000 S besaß. Er berichtet:

Neu
erhalten, musste das Report natürlich zunächst durchgemessen
werden, auch deshalb, weil UHER erstmals die obere Grenzfrequenz bei
der Geschwindigkeit 4,75 cm/ sec. mit 10000 Hz angab. Immerhin konnte der PHILIPS- Cassettenrecorder EL 3302 diese hohe Frequenz problemlos aufzeichnen. Und was ein Cassettenrecorder kann, das müßte doch ein Report schon lange können.Welche
Enttäuschung: Bei der Messung des Überalles- Frequenzganges
(gemessen mit dem damaligen Bezugsband BASF LGS 26), zeigte sich,
dass bei der Bandgeschwindigkeit von 4,75 cm/s die von UHER
propagierten Daten nicht eingehalten wurden. Statt 10000 Hz oberer
Grenzfrequenz schaffte das 4000 L gerade mal 8000 Hz mit minus 7 dB
Abfall. Es folgte ein angeregter Briefwechsel, letztlich mit der
Aufforderung, das Gerät doch zur Kundendienstzentrale nach München
einzuschicken. Nach endlosen 4 Wochen innerhalb derer mehrfach
angemahnt wurde, kam es dann zurück. Nichts war mehr jungfräulich.
Man
sah deutliche Lötspuren und Staubansatz, was darauf schließen ließ,
dass das Gerät lange Zeit offen herumstand. Auch wurden einige
Kondensatoren im Entzerrernetzwerk in der Kapazität verändert (und
später in der Serie beibehalten).
Dazu
lieferte man einen Frequenzgangschrieb von Brüel & Kjaer mit,
der- und das war ein Eigentor für UHER- bei 8000 Hz –6 dB auswies.
Letztlich war also die ganze Aktion erfolglos geblieben. Außer
Spesen nichts gewesen! Das sollte für mich die Strafe sein, ein
jungfräuliches, intaktes Gerät wegen solcher Banalität dem Service
zu übergeben. Wie ich einsehen musste, kochte man dort auch nur mit
Wasser. UHER hat dann keine weiteren Anstrengungen unternommen und
einfach im darauf folgenden Katalog die technischen Daten geändert.
Nun war die obere Grenzfrequenz bei 4,75 cm/s nicht mehr mit 10.000Hz
sondern mit 8000 Hz angegeben.
So
einfach ging das. War ich der Auslöser?“
Gerade
im Ändern Ihrer propagierten technischen Daten war UHER nicht
kleinlich: Mal hatte die 4000 L- Serie nach DIN- bewertete
Gleichlaufschwankungen von weniger als 0,15 %, mal waren es aber auch
0,2 % bei der Bandgeschwindigkeit 19cm/s. Je nachdem, “wie hoch die
Zugluft im Messlabor die Zeiger der Messinstrumente nach oben
bewegte.”, wie Heinz Bluthard trefflich in seinem Test notierte.
Auch mit der Bauteile- Bestückung wechselte UHER oft. Bei
Transistoren kommt es immer auf die Verfügbarkeit an. Deshalb
wechselten auch andere Hersteller die Bestückung. Wenn aber anstelle
eines positiv- logarithmisch arbeitenden Lautstärke-Potentiometers
ein solches mit linearer Regelcharakteristik eingesetzt wurde, war
das schon peinlich. Aber das nur nebenbei.
So war das damals.Aber Sgt.Pepper von den Beatles spielte es problemlos ab.Und die Haptik dieses Gerätes war einfach toll.
Gruß an alle UHER-Fans
Peter
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#2
Hallo Peter,

danke für den launigen unterhaltsamen Erfahrungsbericht !
Peter,'index.php?page=Thread&postID=237578#post237578 schrieb:Und was ein Cassettenrecorder kann, das müßte doch ein Report schon lange können.
Radio Eriwan: Im Prinzip ja,
wenn man bei Tonbandgeräten Wiedergabeköpfe mit genauso schmalen Spalten wie bei Cassetten-Recordern einsetzen würde.
Macht "man" aber nicht (von wenigen japanischen Ausnahmen abgesehen).

Sieh es positiv: Man war offensichtlich bemüht (wie die Arbeitsspuren zeigten) und guter Absicht, ist aber naturgemäß gescheitert.

MfG Kai
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#3
Wie Kai schon richtig gesagt hat, haben die Köpfe von Bandmaschinen einen größeren Spalt und können deshalb bei sehr langsamen Geschwindigkeiten nicht so hoch hinauf, wie ein Kassettenrecorder. Auch die Bänder waren für höhere Geschwindigkeiten optimiert, weil 4,75 oder weniger außer für reine Sprachaufnahmen einfach unüblich waren - ernstzunehmende Hifi-Maschinen verfügten im Regelfall gar nicht über Geschwindigkeiten unter 9,5cm/s. Wer in Zeiten von Kassetten noch eine Bandmaschine verwendete, tat das i.d.R. aufgrund der besseren Tonqualität, und eine solche bedingt nun mal auch eine höhere Bandgeschwindigkeit (im Studiobetrieb waren immerhin 38cm/s der Standard, manchmal sogar 76cm/s).

Es gab in den 80er Jahren einige japanische Geräte, die für niedrige Geschwindigkeiten optimiert waren, samt zugehörigem Spezialband - die sogenannten EE-Bänder (Chromdioxidbänder, wie bei Typ II Kassetten). Blieb aber eher eine Nische, eben weil der Bedarf kaum vorhanden war - wer sparen wollte, nahm einfach Kassetten statt Spulenbändern.
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#4
Eine ASC 4504 schaffte noch die 12 kHz bei 4.75, erreichte ihre höchste Effizienz bei 9.5 und konnte dies bei 19 nur noch unmerklich steigern. Vier Geschwindigkeiten wie beim Report beinhaltet eben auch die Frage auf was du optimierst und was im Grunde nützliches Beiwerk ist. Ich denke die vier Geschwindigkeiten hatte das Report vor allem deshalb weil es die Antriebskonstruktion hergab. Für Sprachaufnahmen waren die kleinen Geschwindigkeiten allemal ausreichend. Ganz klar im Fokus stand aber beim Report was es in der Spitze zu leisten vermochte. Die möglichen Spitzenleistungen mit den beiden hohen Geschwindigkeiten waren für so ein kleines Gerät eben dennoch bemerkenswert. Sonst hätten es auch nicht so viele Menschen gekauft.

Ich denke die Produktion düftein den 60ern bei so einigen deutschen Herstellern abenteuerlich gewesen sein. Mir fiele da z.B. auch Kirksaeter ein. Auf einmal musste der amerikanische Markt bedient werden. Wenn ich im Uherbuch lese das ein Fertigungsleiter Beschwerdebriefe zum Report den Kollegen vorgelesen hat um sie zu mehr Qualität anzustacheln. Ich denke diw waren schon willig aber der Mensch macht halt nunmal Fehler. Fertigungskontrolle hatte damals z. Teil sicher einen zu geringen Stellenwert bzw. mussten eben Kompromisse hinsichtlich der geforderten Stückzahlen gemacht werden.
VG Martin
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#5
Hallo Peter,

zunächst auch meinen Dank für den tollen Bericht aus alter, guter Tonbandzeit. So etwas lese ich immer gern, es gibt leider nicht mehr viele Zeitzeugen.

Was die niedrige Bandgeschwindigkeit betrifft: ich bin auch eher für die "Highspeed"-9,5, einfach deshalb, weil sie allen meinen vielen Tonbandgerätschaften von Geburt an mit auf den Weg mitgegeben wurde.

Jedoch mein Report Monitor 4000 vollbringt mit 4,75 erstaunliche Aufnahme-Ergebnisse, die selbst vor meinen strengsten Messgeräten, nämlich meinen Ohren bestehen. Andere Messmittel besitze ich nicht. Die älteren Reports hören sich deutlich schlechter im erwähnten Schneckengang an. Ob es am beim Monitor verwendeten Mitsumi-Kopf liegen könnte ?

Gruß
Thomas
g
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#6
Ich habe auf meinem Report Monitor 4200 - außer zu Testzwecken - noch nie etwas anderes als 19cm/s verwendet (bin aber auch sonst eher bei 38 unterwegs). Ich finde aber auch, dass 4,75 gar nicht sooo übel klingt. Messungen habe ich bei dieser Geschwindigkeit noch keine durchgeführt, aber rein vom Gehör her müssten 10kHz ohne größerem Pegelabfall noch drinnen sein.
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#7
So, jetzt habt ihr mich neugierig gemacht.
Also, so sieht es beim Report Monitor 4200 bei etwa -10dB aus (habe nur einen Kanal gemessen, weil ich gerade nur einen Adapterstecker bei der Hand hatte).
Weitestgehend linear bis 12kHz, -3dB bei rund 16kHz.
Für 4,75cm/s überraschend gut, wie ich finde.


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#8
Hallo zlois,

----------> chapeau, keine Frage

So liegt mein Report-IC bei wohlgemerkt 9,5cm (16kHz bei -3dB) und bei 19cm nur unwesentlich drüber (ca 18kHz bei -3dB.)
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
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#9
Also scheint es diesbezüglich wohl doch Unterschiede zwischen den verschiedenen Report-Generationen zu geben. Bei 19cm/s ist der Frequenzgang beim Monitor fast wie mit dem Lineal gezeichnet +/-0,5dB bis 20kHz
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#10
Hallo!

zlois,'index.php?page=Thread&postID=237600#post237600 schrieb:lso, so sieht es beim Report Monitor 4200 bei etwa -10dB aus (habe nur einen Kanal gemessen, weil ich gerade nur einen Adapterstecker bei der Hand hatte).
Weitestgehend linear bis 12kHz, -3dB bei rund 16kHz.
Für 4,75cm/s überraschend gut, wie ich finde.
Frequenzgangmessungen macht man üblicherweise bei 20dB unter Bezugspegel. Die "Wait Before Measuring"-Verzögerung wurde berücksichtigt?
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#11
Ja, jetzt wo Du das so schreibst fällt es mir auch auf.......

Nur um Mißverständnisse meinerseits auszuschließen.

Meine Frequenzgänge wurden bei -20dB@320nWb/m (mein Bezugpegel) gemessen. Die fo wurde dann bei einer Abweichung, wie üblich bei -3dB vom Bezugpegel, bestimmt.
Da das Report IC keine Hinterbandkontrolle hat wurden die Frequenzgänge im asynchron Modus gemessen.

Wenn zlois tatsächlich bei -10dB gemessen hat, würde das doch bedeuten daß der Normgerechte Frequenzgang u.U. noch besser wäre.
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
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#12
Hallo Manfred!

mampfi,'index.php?page=Thread&postID=237659#post237659 schrieb:Wenn zlois tatsächlich bei -10dB gemessen hat, würde das doch bedeuten daß der Normgerechte Frequenzgang u.U. noch besser wäre.
Ja genau. Deswegen auch die Frage ob die Verzögerung zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf berücksichtigt wurde.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#13
Mal eine Frage so für die Neuankömmlinge hier (also ich zum Bleistift, obwohl auch schon 59) - Gibt es einen thread zum Thema Frequenzgangmessung u.o. Messung am Bandgerät im Allgemeinen (Wow/Flutter/Speed/etc.pp.) und dann dazu auch Empfehlungen für entsprechendes Equipment?
Ich hoffe, die Frage outet mich jetzt nicht als Volltrottel :-D

Grüße
Jörg
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#14
Hallo!

Es gibt hier einen Thread zum Thema Meßequipment. Zur Messung von Wow & Flutter bzw. Gleichlaufschwankungen braucht man ein dementsprechendes Meßgerät z.B. sowas. Die Geschwindigkeit kontrolliert man i.d.R. mit einem Frequenzzähler oder Oszilloskop.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#15
Hallo Peter,

schön, dass Du hier mal wieder schreibst. Ich habe gerade wenig Zeit, kann deshalb auf Dein "Kuriosum" (das mir berkannt vorkommt, vielleicht hast Du es mir mal privat geschrieben) nicht näher eingehen. Nur soviel ist klar: 8000 Hz mit minus 7 dB bei 4,75 cm/s beim 4000 L sind eindeutig daneben. Allerdings ist mir so dunkel, als wären die 10000 Hz -3 dB immer etwas knapp gewesen.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#16
Zitat: Deswegen auch die Frage ob die Verzögerung zwischen Aufnahme- und Wiedergabekopf berücksichtigt wurde.
Du hast mich ertappt. Das hatte ich in der Eile natürlich vergessen, die Messverzögerung war noch auf 200ms eingestellt, die für meine üblichen Messungen bei 19 und 38cm/s auch mehr als ausreichend sind, für 4,75 aber zu wenig.
Dass man Frequenzgangmessungen üblicherweise bei -20dB vornimmt ist mir bewusst, ich hatte absichtlich -10dB gewählt (und dies auch angemerkt), weil es in meinen Augen praxisnäher und weniger beschönigend ist.
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#17
The_Wayne,'index.php?page=Thread&postID=237674#post237674 schrieb:Zur Messung von Wow & Flutter bzw. Gleichlaufschwankungen braucht man ein dementsprechendes Meßgerät z.B. sowas. Die Geschwindigkeit kontrolliert man i.d.R. mit einem Frequenzzähler oder Oszilloskop.

Ein Wow & Flutter Meter muß man sich heutzutage nun wirklich nicht mehr antun.
Die Software ist genau genug und zeigt so ganz nebenbei auch die Geschwindigkeit an :whistling:
Viele Grüße
Jörg
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#18
goldstrom,'index.php?page=Thread&postID=237671#post237671 schrieb:Mal eine Frage so für die Neuankömmlinge hier (also ich zum Bleistift, obwohl auch schon 59) - Gibt es einen thread zum Thema Frequenzgangmessung u.o. Messung am Bandgerät im Allgemeinen (Wow/Flutter/Speed/etc.pp.) und dann dazu auch Empfehlungen für entsprechendes Equipment?
Ich hoffe, die Frage outet mich jetzt nicht als Volltrottel :-D

Grüße
Jörg

Hallo Jörg,
ja, so ein Meßgerät gab es. Es war das Nakamichi T 100, daß hervorragend für alle relevanten Einmessungen an Profimaschinen geeignet war.Hin und wieder wird es in der Bucht noch angeboten. Auf die Kalibrierung habe ich mich spezialisiert. Es beinhaltet ein hochempfindliches Millivoltmeter, einen Sinusgenerator, ein Gleichlaufmessgerät, ein Geräuschspannungsmsser und ein Spitzenspannungsmesser. Im Gegensatz zu vielen hier gemachten Äußerungen ist es nicht nur für Cassettendecks sondern im Besonderen für Profi-Maschinen geeignet.
freundliche Grüße
Peter
peter
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#19
Wie schön... also schau ich mich mal danach um. Allerdings steht zu befürchten, dass ich das gar nicht richtig bedienen kann. Schaun wir mal...

Habe mir gerade Gestern eine B77 in ganz passablem, optischem Zustand eingefangen. Vielleicht hilft mir das bei der Revision. Habe das Gerät vor Ort nur mit einem Frequenzgenerator geprüft und festgestellt, dass die Aufnahme schon mal fast gar nicht geht, das Signal kommt nur in Monostellung ganz leise durch aufs Hinterband. Tonhöhe ist dafür gleich und klingt nur total muffelig, eiert aber nicht. Soweit das... Ich schau mich mal in allen threads hier um, würde mich aber freuen, wenn ich den ein oder anderen Fachkollegen im Ernstfalle ansprechen darf. Am liebsten noch im Großraum Düsseldorf. :-)

Herzliche Grüße
Jörg
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