Hauptsache Geld!
#1
Moin!

Ich möchte mich hier mal ein bisschen auskotzen.
Über die Leute, die Geräte, die eigentlich nur eine Revision benötigen, schlachten, weil sich mit den Einzelteilen mehr Geld machen lässt.

Ich hatte grade ne Konversation auf Kleinanzeigen.
Jemand hatte seine A77, die laut Anzeigentext ewig zum Anlaufen braucht, als defekt eingestellt.
Er meinte dann in der dritten Nachricht, dass er es sich anders überlegt habe und das Gerät lieber schlachten möchte, mit dem Zitat: “So kann ich mehr Geld machen”.

Hallo?
Geht’s noch?

Mit einem Gerät das gestürzt ist kann man das ja meinetwegen machen.
Aber einfach nur aus Geldgier ein eigentlich funktionstüchtiges Gerät zu zerlegen geht meiner Meinung nach zu weit! Angry

Wie denkt ihr darüber?
Ich bin nicht die Signatur, ich putz' hier nur...
(PS: Der Name kommt vom Wissenschaftler, nicht vom Auto)
Milan
Zitieren
#2
Mir würde das in der Seele wehtun, solch ein Gerät in Teile zu zerlegen statt in gute Hände zu geben..
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
--
Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
Zitieren
#3
Na ja, eigentlich ein Dauerthema hier.

Die Vorstellung, daß ein womöglich leicht reparables Gerät zerlegt und in Einzelteilen verkauft wird (und einiges dabei womöglich mangels Bedarf im Müll landet), ist natürlich für uns Bandmaschinen-Freunde nicht schön, aber wenn es stimmt, daß man damit mehr Geld machen kann als mit dem Verkauf der Maschine "am Stück", ist der Bedarf nach Ersatzteilen ja offenbar vorhanden, und mit den verkauften Schlacht-Teilen werden andere Geräte instandgesetzt. Ob sich solche Aktionen am Ende also negativ oder positiv auf den Gesamtbestand an Bandmaschinen auswirken, ist schwer abzusehen.
Zitieren
#4
Darüber nachzudenken hab ich mir abgewöhnt. Das schont die Nerven und denn Puls. Der von dir zitierte Satz der VK sagt doch alles über diese Mitmenschen aus. Wenn ich in den Kleinanzeigen rumlese und dann ein Miniklinke- auf Cinchsteckerkabel für 1€ finde, hinterfrage ich mich schon, was das soll. Sowas verschenke ich an einen der es braucht und nutzt. Da ist schon wieder der Aufwand größer als alles andere, Hauptsache Kohle.
VG
Wolfgang
Zitieren
#5
(28.12.2020, 20:05)TeslaTyp schrieb: Jemand hatte seine A77, die laut Anzeigentext ewig zum Anlaufen braucht, als defekt eingestellt.
Er meinte dann in der dritten Nachricht, dass er es sich anders überlegt habe und das Gerät lieber schlachten möchte, mit dem Zitat: “So kann ich mehr Geld machen”.

Nicht schön, aber realistisch.

inzwischen habe ich den Handel in den Foren eingestellt, da wurde ich teils deutlich  zu niedrigen Angeboten nur angeschrieben und habe fast alles erfolgreich bei ebay Kleinanzeigen verkauft.

Kam da auch nichts zustande blieb mir am Ende auch nichts anderes übrig als Teile zu verkaufen und zur Not Sachen halt wegzuwerfen. Leider ist unser Sozialkaufhaus letztes Jahr geschlossen worden, denen gönnte ich das, hatten einiges aufgearbeitet und zu Geld gemacht.

Wolfgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
Zitieren
#6
Mit einer intakten Maschine kann man genau einen Kunden glücklich machen, mit einem Schlachtgerät, wenn es denn um seltene Ersatzteile geht, mehrere. Ich habe ein historisches Fahrzeug für das z.B keine hinteren rechten Fensterheber mehr zu bekommen sind. Da habe ich mich gefreut als in einem Schlachtfahrzeug genau dieser noch zu haben war. Ob es allerdings in einer A77 Teile gibt, die man über VS nicht mehr bekommt, weiß ich nicht.
Gerhard
Zitieren
#7
das hast Du schön formuliert - nicht das Schlachten an sich ist das Problem, das kann am Ende sogar dazu führen, dass durch die Teilespende mehrere Geräte am Leben bleiben. Das Problem ist, dass die Schlachter oft nicht wissen, was von dem Gerät gebraucht wird. Ich habe z.B. längere Zeit nach zwei Teilen für mein Braun TG1000 gesucht - das Kopfhörer-Poti MIT Knopf und die Stellfüße für Senkrechtbetrieb. Bestimmt zehnmal habe ich mir anhören dürfen, dass die Teile im Müll gelandet sind, weil sie nicht mehr schön waren. Dafür wurden dann z.B. Platinen oder Chassisteile wochenlang angeboten wie sauer Bier, die entweder nie kaputtgehen, oder die sowieso nie am Stück getauscht werden.

Gruß Frank
Zitieren
#8
(28.12.2020, 20:45)Sonicman schrieb: Ob es allerdings in einer A77 Teile gibt, die man über VS nicht mehr bekommt, weiß ich nicht.

Ob es sie gibt, ist die eine Frage. Die andere ist, ob sie zu einem Preis erhältlich sind, den ein Hobby-Tonbandler zu zahlen bereit ist. Ich kenne mich da nicht wirklich aus, aber der letzte Neupreis für einen Satz Köpfe, den ich bei Revox gehört habe, übersteigt den typischen Gebrauchtwert einer A77 mehrfach.
Zitieren
#9
es ist nicht immer geld.
die meisten sterben aus gleichgültigkeit.
A77, G36, Grundig TK 845, Pilips N 4506, Nordmende 8004, Uher RdL ,2 Variocord 263 stereo aus dem E-Schrott gezogen. indirekt eine ASC 6002, Philpis N 4450.
von anderen geräten ganz zu schweigen.
Pioneer CT91, Denon DTR 2000, Sony TC-K 555 ES, Sony 60 ES, H/K PM 665.
das sind nur die besseren, die ich noch habe.
Zitieren
#10
(28.12.2020, 20:05)TeslaTyp schrieb: Moin!
...mit dem Zitat: “So kann ich mehr Geld machen”.

Hallo?
Geht’s noch?

...
Wie denkt ihr darüber?

Ich denke da gar nicht drüber. Das "Ausschlachten" von technischem Gerät ist eine alte Methode, mit der -ich will mal sagen "intellektuell limitierte" Menschen Geld verdienen können. In meiner Jugend, als es nur einen winzig kleinen Markt für gebrauchtes HiFi gab, gab es in jedem Stadtteil einen Schrottplatz für ausrangierte PKW und da stand sicher die ein oder andere Kapriziose, die kaum 5 Jahre später den Oldtimerfan zu Tränen gerührt hätte. Die Besitzer waren auch nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte, verkauften, was sich ohne große Sachkenntnis demontieren und verkaufen liess und der Rest wanderte in die Presse. Deswegen gibt es heute kaum noch Ford Capri oder Manta A Gebrauchtteile. Die verunfallten Karren sind einfach in der Presse gelandet, nachdem man noch ein paar Hunderter mit Wasserpumpen, Kühlern, Stoßfängern und anderem Zeugs, dass sich leicht ausbauen ließ, gemacht hatte.
Zierleisten waren da meist schon zu kompliziert ohne Verbiegen abzubauen. Sie blieben vor der Presse dran... ...und sind heute deshalb oft gesuchte Teile.
So simpel ist das... und so traurig zugleich. Letzten Endes muss man sich immer damit abfinden, dass der Verkauf von Waren primär dem Gelderwerb dient. Anderen gleichgesinnten Sammlern eine Freude machen oder ein sogenanntes Kulturgut erhalten... ...das ist in gewisser Weise ein Luxus oder zumindest selten anzutreffen.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
Zitieren
#11
Zitat:dass der Verkauf von Waren primär dem Gelderwerb dient

Genau so sehe ich das auch.
Was soll daran verwerflich sein seinen Erlös zu maximieren?
Wenn ich die Chance sehe, sagen wir mal anstatt 200 € für ein komplettes Gerät, 300 € in Einzelteilen
zu bekommen dann überlege ich nicht lange und zerlege das Teil.
Die Nachfrage ist ja da. Wenn die Teile keiner brauchen würde, würde auch niemand kaufen und keiner würde schlachten.

Gruß

Tommy
Zur Zeit spielen und spulen bei mir :

Tandberg TD20A SE
Tandberg TD20A Viertelspur
Teac 80-8 mit DX 8
Teac 3440 mit RX-9
Teac A-2300 SD ( neu dabei )
Teac A-3300 SX
Teac A-6300
Akai GX-630 DB
Revox B77 MK II HS
Revox B77 MK I 1/4-Spur
Pioneer RT 909 ( es gibt noch Hoffnung )
Zitieren
#12
Mich nervt dieser Einzelteilwahn auch. Besonders, wenn der Verkäufer zu doof ist, das Gerät richtig auseinanderzubauen.

Letztens bot z. B. jemand auf eBay einen LDR Sensor aus der A77 an. Es war aber wohl zu viel verlangt, die Kabel von der Laufwerkssteuerung abzuziehen, deshalb wurden sie einfach abgeschnitten. Natürlich wollte er trotzdem noch 20 Euro dafür haben.
Gerne werden auch Teile total sinnlos kombiniert, denn wer ein Bremsband sucht braucht ja bestimmt auch eine Laufwerkssteuerung.

Bei der A77 gibt es immerhin genug Geräte, aber es werden ja auch seltenere Modelle auseinander gebaut. Und die gesuchten Teile lassen sich natürlich schnell und gut verkaufen, der Rest wird dann immer wieder eingestellt. Zur Zeit finden sich z. B. 18 Angebote mit A/B77 Wickelmotoren auf eBay.

Ich habe mir letztes Jahr eine A77 komplett aus eBay Ersatzteilen zusammengebaut. Basis war ein Angebot bei eBay Kleinanzeigen, bei dem der "wertlose" Rest als A77 Chassie angeboten wurde. Einige fehlende Teile hatte ich eh noch. Der Rest kam nach und nach, wenn es irgendwo ein günstiges Angebot gab. Insgesamt hat mich das Ding so um die 140€ kostet. Läuft einwandfrei. Ich nenne das Ding MK-Mix, weil Teile aus allen 4 Versionen enthalten sind. Wink

Gruß
Robert
Zitieren
#13
Ihr Lieben,

ich kenne mich ja nun mit A77 Teilen recht gut aus. Wer mich kennt, weiß, ich kombiniere lieber, als zu schlachten.
Die wertvollsten Teile einer Revox A77 sind:
genau,
1. Die Köpfe, aber die sind meist abgerockt, sie bestimmen den Wert einer kompletten Maschine ebenso wie beim "Schlachtverkauf"
2. die VU Meter. Neu kaum erhältlich, gebraucht schwer zu bekommen, Stück ab 40 EUR.
3. Gehäuse, Blenden und Knöpfe lassen sich auch gut verticken.

Die Wickel-Motoren gibt s nachgeschmissen, Capstan ab 20 EUR.
Die Steckplatinen sind Ramschware, alle 7 für 30-40 EUR.
Die Bremsbänder wären gut verkäuflich, sind aber meist Schrott, da Verschleißteile. Aber auch die werden geknickt für teuer Geld angeboten.
Die Alu-Wickelteller, wenn gut erhalten, können auch um die 60 EUR bringen.

Also, >  200 EUR sind aus den Ersatzteilen einer funktionierenden Maschine schon herauszuholen.
Allerdings kann ich > 200 EUR auch leicht für eine funktionierende Maschine erhalten.

In diesem Sinne...
Reparieren statt Schlachten Big Grin

Ich verschließe mich aber auch der Schlachterfraktion nicht ganz, schließlich haben ein paar dieser Teile (- neben der tatkräftigen Hilfe der Forumfreunde -)auch meine 3 Revoxe gerettet.

Aber eine Revox anbieten, und bei Interesse dann den Schwanz einziehen und sagen, ich verkauf lieber einzeln, ist ganz schlechter Stil. Das sollte man sich vorher überlegen.


LG
Mike
Zitieren
#14
(28.12.2020, 21:16)PeZett schrieb:
(28.12.2020, 20:05)TeslaTyp schrieb: Moin!
...mit dem Zitat: “So kann ich mehr Geld machen”.

Hallo?
Geht’s noch?

...
Wie denkt ihr darüber?

Ich denke da gar nicht drüber. Das "Ausschlachten" von technischem Gerät ist eine alte Methode, mit der -ich will mal sagen "intellektuell limitierte" Menschen Geld verdienen können. In meiner Jugend, als es nur einen winzig kleinen Markt für gebrauchtes HiFi gab, gab es in jedem Stadtteil einen Schrottplatz für ausrangierte PKW und da stand sicher die ein oder andere Kapriziose, die kaum 5 Jahre später den Oldtimerfan zu Tränen gerührt hätte. Die Besitzer waren auch nicht immer die hellsten Kerzen auf der Torte, verkauften, was sich ohne große Sachkenntnis demontieren und verkaufen liess und der Rest wanderte in die Presse. Deswegen gibt es heute kaum noch Ford Capri oder Manta A Gebrauchtteile. Die verunfallten Karren sind einfach in der Presse gelandet, nachdem man noch ein paar Hunderter mit Wasserpumpen, Kühlern, Stoßfängern und anderem Zeugs, dass sich leicht ausbauen ließ, gemacht hatte.
Zierleisten waren da meist schon zu kompliziert ohne Verbiegen abzubauen. Sie blieben vor der Presse dran... ...und sind heute deshalb oft gesuchte Teile.
So simpel ist das... und so traurig zugleich. Letzten Endes muss man sich immer damit abfinden, dass der Verkauf von Waren primär dem Gelderwerb dient. Anderen gleichgesinnten Sammlern eine Freude machen oder ein sogenanntes Kulturgut erhalten... ...das ist in gewisser Weise ein Luxus oder zumindest selten anzutreffen.

Gruß

bei Deiner Beschreibung musste ich grade schmunzeln. Ich habe aber ehrlich gesagt nicht den Eindruck, dass die ruppige Behandlung der Teile durch Schlachter aus Gründen der Profitmaximierung passiert. Wenn man makellose Anbauteile eines Autos ungeschützt in die Kiste wirft, und sie anschließend nur noch für ein Drittel des möglichen Preises verkaufen kann, dann ist das nicht profitorientiert, sondern nur noch blöde. Genauso wie es blöde ist, sich vor Beginn einer Schlachtaktion nicht dafür zu interessieren, was von Restaurateuren gesucht wird.

Ich persönlich glaube, dass Kulturgut-Erhalt zu einem Zeitpunkt, wo kaum jemand das Kulturgut in einem Ding sieht, die beste Methode ist, sich eine Sammlung mit echtem Wertsteigerungsfaktor zuzulegen. Aber das Gefühl dafür, das hat man, oder man hat es nicht. Und bei den Leuten, die ohne eine Träne im Auge eine ordentliche Revox fleddern können, kann man davon ausgehen, dass sie es eher nicht haben.

Gruß Frank
Zitieren
#15
Hallo Frank.
Dem Schlachter geht es vor allem darum, ohne körperliche oder geistige Anstrengung an die Teile zu kommen. Wenn dabei ein paar Euro liegen bleiben, dann sieht der das u. U. noch nicht einmal. Wie schon gesagt: bei Unterbelichtung bleibt es dunkel.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste