Norddeutsche HiFi-Tage 2019
#1
Die Norddeutschen Hifi-Tage sind zuende. Diesmal scheint es weniger Aussteller und weniger Publikum gegeben zu haben. Blöd-Zeitung und Trottel-Fernsehen werden deswegen wohl vom Niedergang der Sparte berichten.

Von irgend etwas „mehr“ habe ich nicht gesehen. Kein Trend in Sicht? Gut so.

Die silberne Ballfinger 063 war wieder da. Und auch eine reine Wiedergabe-Ballfinger auf dem STS-Stand. Vor allem Dr. Schwäbe hat wieder mit Tonband vorgeführt: seine Ferrograph Logic Seven drehte mit 38 cm/s ihre Runden und spielte Masterband-Kopien ab. Eine Revox hatte er auch dabei. Anderswo stand eine B77. Und kurz vor Schluss musste ich eine Beratung eines Ausstellers hören, der einem Besucher vom Kauf einer Bandmaschine abriet. Die Zeit sei vorbei. Da habe ich interveniert.
Kurz zuvor hatte ein Besucher im AAA-Zimmer propagiert, Pyral wurde es nicht hinbekommen mehr als ein Durchschnittsband zu produzieren. Früher hätte man von Sex-Filmchen auf ganz einfachem Material gelebt. Ich neige dazu mich zu freuen, dass die dadurch überlebt haben.
Im übrigen sei Honecker Schuld, dass Kodak-Chrome nicht aus Wolfen gekommen wäre.

Es waren mehr Ost-Europäer da, als zuletzt, auch mehr „andere“ Europäer, vor allem Franzosen. Dafür habe ich mehr „Engeneered in Germany“-Schilder gesehen, als zuletzt, was wohl bedeutet: „Made in China“
Immerhin erklärte der Elac-Verkäufer, trotz chinesischem Investor, alle Elac-Boxen, alle Elac-Plattenspieler und auch der Elac Vorverstärker wären „Made in Kiel“ und das das gar nicht so weit weg wäre: Kiel von Hamburg.

Zurück zu Dr. Schwäbe: Eternal Arts war für mich wieder ein Highlight der Veranstaltung. Wegen der Ferrograph mit den Masterband-Kopien, wegen der OTL-Verstärker, von denen Herr Schwäbe immer wieder zu berichten weiß, es wären eben die einzigen Röhrenverstärker und nicht nur Verstärker mit Röhren, und wegen der im selben Raum vorgeführten Live Act Audio-Boxen
Zumindest klang eine der mittleren Modelle in dieser Kombination und in diesem Raum gigantisch „live“ und tonal wirklich überzeugend.

Zumindest mir gefällt ansonsten immer mehr von dem, was auf solchen Veranstaltungen ausgestellt wird, immer weniger. Natürlich bin ich alt und noch an das „Tokyo by night“-Design gewöhnt und an glänzende silberne Geräte mit großen Knöpfen.
Doch sieht mir die Frontansicht so einiger vermeintlich hochwertiger Geräte einfach „billig“ aus: mattes silbernes Metall mit etwas wulstigem Plastik-Ambiente. Auch bei Tonarmen. Vor allem, wenn dann noch moderne Display‘s Zeiger-Instrumente darzustellen versuchen. Peinliche Schauspielerei. Weniger in Tonarmen, dafür aber auch in Kopfhörern und dort an Stellen, wo es der Träger sicherlich nicht sehen kann.
Der Vorteil ist, der Zeigefinger, der bei mir für das Geld-Zählen verantwortlich ist, bleibt automatisch entspannt und juckt nicht.

Eine Überraschung für mich, von der ich allerdings noch nicht bestätigen kann, dass sie das auch akustisch sein wird, sind die Verstärker von IotaVX. Flach und zumindest nicht im matt-silber-Ambiente präsentierten die Briten einen Vollverstärker mit zumindest einer guten Mischung Anschlüssen für empfohlene €449. Der Clou ist die Möglichkeit, ihn monofon zu brücken und eine Stereo-Endstufe für €349 anzuschließen, die sich ebenfalls monofon brücken lässt. Aus 2x 90 Watt an 4 Ohm wird so 2x 180 Watt an 4 Ohm. Immerhin eine Alternative mehr in einem bezahlbaren Segment, in dem es immer weniger Alternativen gibt. Bis der Zoll es im Sommer etwas teurer macht...
(Ich versichere dass ich diese Einschätzung ehrlich meine und mich nicht durch die Zugabe eines Tütchens Gummibären haben zu einem positiven Eindruck verleiten haben. Und die Bärchen habe ich übrigens geteilt.)

Plattenspieler waren präsent und die Hersteller der Plattenwaschmaschinen scheinen sich immer noch preislich abzusprechen. 2500-Euro-Standardpreis. Ein Hoch auf den freien Markt.
Die Zahl der Design-Plattenspieler, die sich technisch auf „Design-Plattenspieler“ beschränken aber auf USB-Anschluss verzichten, scheint zuzunehmen. Wenn ich nicht irre unterscheiden sie sich hauptsächlich durch den Marken-Aufdruck und die Form der Platte, auf der der Plattenteller und der preiswerte Tonarm aufgebaut sind. Auf der anderen Seite der Preisspanne gibt es die „Edel-Marken“ ohne Platte oder Gehäuse. Dazwischen findet sich der eine oder andere Dreher, der tatsächlich nach „Plattenspieler“ aussieht. Vor allem Elac scheint mir Ambitionen zu entwickeln, hat inzwischen wieder eine ganze Reihe „Miracord“ im Angebot. Und natürlich Technics; mit der Marke hielt Panasonic als einziger Anbieter das Japan-Banner hoch.

Von Abacus habe ich erfahren, warum es keine Abacus-Aktivboxen mit Manger-Wandler mehr gibt, und wie ich doch noch daran komme. Nur halt etwas billiger. Es gibt also auch Firmen, die wirklich beraten. Nun muss ich die nur noch irgendwann mal genug wollen.

Am Ende bleibt die Frage, ob sich das Hingehen gelohnt hat. Denn am Ende stellt man fest, auch mit weniger Ausstellern und mit leereren Gängen hat man nicht die Zeit, sich alles anzusehen. Den miniDSP-Vorverstärker habe ich ebenso nur von weitem gesehen, wie so manches andere. Ob es also Sinn macht, im Sommer nach München zu fahren, müssen andere beantworten, die mir von dort berichten werden …

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Danke für die Info ! Hast Du auch ein paar Fotos gemacht …. z.B. von den Bandmaschinen ?

Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#3
Hallo Matthias,

ich las deinen Bericht von den "Norddeutschen 2019" erst jetzt. Es ist schon mühsam genug, sich durch die Vorführungen bzw. Zimmer zu "kämpfen" und halbwegs den Überblick zu behalten. Wenn es darüber hinaus einen solch übersichtlichen Bericht, der naturgemäß nur einen Ausschnitt zeigen kann, von der Veranstaltung gibt, dann verdient das unsere Hochachtung. Die fehlenden Bilder lassen sich leicht verschmerzen.

Vielen Dank !

Rudi
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