Neuerwerbung Revox B215
#1
Liebe Forianer,

die Überschrift sagt es ja schon, mir ist ein B215 von Revox zugelaufen. Es ist erst einmal soweit in Ordnung, alle Funktionen gegeben, schöne äußere Optik und innen sehr sauber. Riecht zwar ein bisschen nach Rauch, hat aber keinen typischen Nikotinschleier. Mir ist bewusst, daß hier zuerst eine Revision erfolgen muß, bevor man richtig Freude damit hat. Trotzdem habe ich schon eine BASF Kassette damit bespielt, da das Gerät diese echt sauber eingemessen hat, was mein Aiwa AD- F910 trotz Calibration Taste abgelehnt hatte.
Die Ersten Bauteile, welche rausfliegen werden, sind natürlich die beiden goldenen Frako- Elkos im Netzteil. Noch halten diese, aber sie werden im normalen Betrieb warm. Das kann man sich kaum vorstellen, Elkos, die warm werden !! X( Ein Hoch auf den Leckstrom. Das mir die Dinger nicht um die Ohren geflogen sind...
Was übrigens noch warm wird, ist der große Zugmagnet, der den Kopfschlitten anzieht. Nicht heiß, aber warm. Weiß jemand, ob das so sein darf ?

Dann hätte ich noch eine Frage zu den Capstanmotoren: Diese laufen zwar absolut geräuschlos, aber ich denke ein Tropfen PDP kann hier nicht schaden. Man liest immer wieder, diese Motoren sollen mit Ihrer Drehung ca. 2s nachlaufen. Wie ist das genau gemeint ? Sollen sie 2s laufen, wenn die großen Schwungmassen still stehen und ich sie bei ausgeschaltetem Gerät per Hand anschubse, oder sollen sie erst bei eingeschaltetem Gerät normal mit Nenndrehzahl laufen und dann nach ausschalten des Gerätes 2s nachlaufen ? Klingt jetzt nach totaler Erbsenzählerei, aber ich bin nicht sicher, ob Nachölen angesagt ist oder nicht. Ein prophylaktischer Ausbau der Capstanwellen wird bei diesen Geräten ja eher kritisch gesehen. Hat da jemand einen Praxis- Tip ?

Danke Euch !

Viele Grüße, Rainer
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#2
Hallo Rainer!

Das mit dem Nachlaufen ist ganz einfach: Das Gerät ist an, beide Wellen laufen. Dann schaltest Du es aus und nach dem Abschalten sollten die Wellen ca. 2s nachlaufen. Bei offenem Deck kannst Du das auch an den Schwungmassen beobachten, die sind nämlich fest mit den Wellen verbunden, können also nicht unabhängig davon drehen Smile.

Ich denke, dass der Zugmagnet warm wird, ist normal, schließlich ist er im angezogenem Zustand dauernd bestromt.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#3
Gratulation zu dem (meiner Meinung nach) tollen Deck. Habe zwei davon. Laufen ewig. Beide standen die ersten 15 bzw. 14 Jahre vor allem dekorativ im Regal. Beruflich viel unterwegs. Keine Zeit. Das änderte sich dann etwa 2004. Seit dem läuft Deck 1 täglich etwa 70 Minuten, mein zweites deutlich weniger. Diese Geräte sind Dauerläufer. Bei mir kommt es nicht selten vor, daß ein Deck 14 Stunden durchläuft.

Keines der beiden ist jemals ausgefallen. Keinerlei Lagerschäden. Beide Motoren laufen nach dem Abschalten immer noch etwa 2 Sekunden nach. Bei keinem der Decks wurde jemals ein Capstanlager nachgeölt. Bis vor drei Monaten waren immer noch die ersten Andruckrollen montiert. Dann machte mein B215 mit den meisten Betriebsstunden beim Einmessen Probleme. War dann im Service beim Revox Center Köln. Dort wurden dann die Andruckrollen getauscht, die mittlerweile komplett ausgehärtet waren. Seit dem läuft es wieder. Mit Messwerten, wie am ersten Tag.

Im Netz wird viel geschrieben über all die Probleme, die die Kisten haben können. Ich kann keines davon bestätigen. Allerdings scheinen sie es nicht zu mögen, wenn sie lange stehen. Ein Freund hat nun eine B200-Anlage von einem alten Herrn geschenkt bekommen. Dort macht das Deck tatsächlich Probleme beim Umspulen. Und am Anfang auch beim Abspielen. Da scheinen die Lager tatsächlich Standschäden zu zeigen.

Die Zugmagneten werden bei Betrieb tatsächlich ziemlich warm.

Viel Spaß mit der Maschine Smile
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#4
Ja, die Wärme ist bei längerer Betriebsdauer normal, daher sollte das Deck auch nicht zugebaut werden, damit die Wärme ablüften kann. Die Einmesspotis würde ich auch noch tauschen, muß dann allerdings neu eingemessen werden. Mit etwas Geschick kann man die Capstanlager ölen, ohne das Laufwerk auszubauen, beim Ausbau unbedingt aufpassen, das das Laufwerk nicht auf den Schwungmassen steht oder diese angestoßen werden. Das kann Lagerschäden verursachen. Problematische wird es nur, wenn die Lager der Wickelmotoren verschlissen und trocken sind, diese müssen dann ausgebaut und zerlegt werden, ein Umbau auf Kugellager ist möglich, bietet auch Villingen-Schwenningen an.
Gruß André
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#5
Zugmagnet wird warm, ja. Die Transistoren auf den Motorboards auch. Schau da unbedingt, ob diese das PCB verfärbt haben. Wenn ja, könnten deine Motoren zu schwergängig sein. Bei manchen Leuten haben sich wohl in dem Fall die Transistoren sogar schon von selbst ausgelötet.

Ich bin mit mittlerweile mit dem PDP65 nicht mehr so sicher. Mir ist ebenfalls ein B215 zugelaufen im Oktober letzten Jahres. habe es auch komplett zerlegt, sämtliche Elkos getauscht, Laufwerk zerlegt, alle Kontakte gereinigt, Trimmer gegen gekapselte PIHER Potis getauscht.

Es stand zuvor auch 15 Jahre bei einem älteren Herren, welcher sich das Gerät 1987 neu gekauft hatte. Sogar Spinnen haben es sich darin gemütlich gemacht.

Das Gerät läuft nun recht problemlos und zeigt nach Neueinmessung tolle Messwerte. Ich habe es mit Neuschmierung der Capstanwellen sogar geschafft, dass der rechte Motor mit der größeren Schwungmasse ca. 4 Sekunden nachläuft dank PDP65, nach 2 - 3 Tagen der Nichtnutzung jedoch leicht festklebt. 8|

Vielleicht gibt es da noch was besseres, will aber selbst nicht herumexperimentieren.
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#6
Dann sollten die Achsen gezogen und das Lager gereinigt werden, da hat wohl jemand zuvor irgend ne olle "Harzpampe" reingedrückt... 8| Der Ausbau ist aber nicht ohne und muß sehr gewissenhaft gemacht werden.
PDP-65 ist ein sehr gutes Öl, ich habe ein Fläschchen schon einige Jahre und das Öl ist immer noch hell, wo die meisten anderen Öle schon nach dunkel oxydieren. Ist daher bei Revox nicht von ungefähr Standard.
Man kann auch die Temperatur messen, wenn das Multimeter damit ausgestattet ist. Bis 45°C an den Treibertransistoren ist das ok, ab 50°C ist dann schon der Verdacht sehr nahe, das die Wellen einen größeren mechanischen Widerstand überwinden müssen. Das sieht man meist auch analog an der Nachlaufzeit beim Abschalten des Gerätes.
Gruß André
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#7
Vielen Dank an Euch beide ! Smile Das hilft mir weiter.

The_Wayne,'index.php?page=Thread&postID=231603#post231603 schrieb:Dann schaltest Du es aus und nach dem Abschalten sollten die Wellen ca. 2s nachlaufen
Das ist ganz genau das, was ich wissen wollte, vielen Dank ! Genau das macht das Deck auch. Da werde ich also schön die Finger von lassen, denn das Laufwerk läuft wie es soll. Auch die Andruckrollen sind noch ziemlich gut. Das Wow- und Fluttermeter zeigt kaum Abweichungen. Ich habe mal das Goniometer (Stereo-Sichtgerät) an die Ausgänge gehängt und eine Testkassette abgespielt. Sogar bei 10kHz ergibt sich noch eine schöne Ellipse ohne größere Phasenschwankungen. Dieser Test ist für die Genauigkeit des Kopf- Azimuts (Spaltlage) und was ich sah, gefällt mir. Bei diesem Test sahen die beiden Aiwa Decks ganz schön alt aus...
Ich werde also die beiden Frakos wechseln und dann mal weitersehen. Über die vielen Philips- Elkos hört man ja auch nichts Gutes, aber ich bin eigentlich kein Fan von prophylaktischen Bauteil- Kahlschlägen. Wenn alles läuft, sehe ich eigentlich keinen Grund... Muss mal überlegen.
Jetzt höre ich erst mal ein paar Kassetten auf Aiwa. Big Grin

Grüße, Rainer

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#8
ohh, schon wieder neue Infos. Danke auch an Euch ! muss erst mal lesen...
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#9
Ja, mache erstmal nur bei beiden Frakos. Ist am Deck sonst noch nichts gefummelt wurden, laß es so. Die Werksteinstellung der Köpfe ist immer sehr gut, da brauchte ich bisher noch bei keinem Exemplar was nachstellen. Bei den meisten Japanern hingegen schon, die hatten sich auf den Prüfplätzen weniger Zeit genommen, sie mußten billiger sein als Revox... Rolleyes
Gruß André
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#10
benmuetsch,'index.php?page=Thread&postID=231614#post231614 schrieb:Die Transistoren auf den Motorboards auch. Schau da unbedingt, ob diese das PCB verfärbt haben. Wenn ja, könnten deine Motoren zu schwergängig sein.
Das war eine der ersten Kontrollen, die ich durchgeführt habe. Ergebnis: Keinerlei Verfärbungen, alle Lötstellen ok, keinerlei Auffälligkeiten.
Es scheint sich um ein sehr frühes Gerät zu handeln, an der Oberseite der Alu- Frontblende steht ein Datumsstempel: 22. JAN 1985. Die Seriennummer 01712. Das Deck muss aber schon mal beim Service gewesen sein, das Laufwerk trägt übrigens einen Aufkleber mit Datumsstempel vom 29. April 1993.

Grüße, Rainer
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#11
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=231616#post231616 schrieb:Dann sollten die Achsen gezogen und das Lager gereinigt werden, da hat wohl jemand zuvor irgend ne olle "Harzpampe" reingedrückt... 8| Der Ausbau ist aber nicht ohne und muß sehr gewissenhaft gemacht werden.
PDP-65 ist ein sehr gutes Öl, ich habe ein Fläschchen schon einige Jahre und das Öl ist immer noch hell, wo die meisten anderen Öle schon nach dunkel oxydieren. Ist daher bei Revox nicht von ungefähr Standard.
Man kann auch die Temperatur messen, wenn das Multimeter damit ausgestattet ist. Bis 45°C an den Treibertransistoren ist das ok, ab 50°C ist dann schon der Verdacht sehr nahe, das die Wellen einen größeren mechanischen Widerstand überwinden müssen. Das sieht man meist auch analog an der Nachlaufzeit beim Abschalten des Gerätes.


Also dass da schonmal jemand eine "Harzpampe" reingeschmiert hat glaube ich fast nicht, da das Gerät laut glaubwürdiger Aussage nie geöffnet wurde. Ich habe die Achsen gezogen um die Lagerstellen auf Laufspuren zu untersuchen, wo jedoch absolut nichts zu sehen war. Dann habe ich an die Stellen jeweils einen Tropfen PDP65 gegeben und alles wieder zusammen gebaut, was zu erwähntem Phänomen nun führt. Es wundert mich selbst etwas. Naja, werde ich nochmal nachschauen. Rolleyes
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#12
Ich hatte so einen Fall mal auf dem Tisch, da hatte die lange, rechte Capstanachse einen Lagerschaden, da offenbar mal die Schwungmasse beim Ausbau hart aufgestoßen wurde. Sah man auch an den dunklen Fleckenmuster auf den Laufflächen der Achse, sie machte auch drehzahlabhängige Geräusche. Nachdem ich sie gut mit PDP 65 neu versorgt hatte, neigte sie auch zum hängen. Wenn man nach dem Einschalten von außen die Achse mit der Fingerspitze etwas nach innen drückte, lief sie an, dann auch dauerhaft. Vielleicht hatte das PDP etwas zuviel Sogwirkung? Ich meintes es nur gut, damit sich das Lager bei Trocklauf nicht noch weiter verschlimmert. Vielleicht hilft es, wieder etwas vom Öl zu entfernen und nur einen hauchdünnen Film zu belassen. Eine intakte Achse mit der gleichen Ölmenge lief dagegen völlig problemlos und auch der Nachlauf war locker zwei Sekunden. Allerdings stellte ich auch fest, wenn man die Achsen gezogen hatte, liegen sie nach dem Wiedereinbau etwas anders und laufen weniger lang aus. Heißt, sie müssen erst wieder etwas einlaufen. Ggf. lasse mal das Deck zwei Tage und Nächte im Dauerlauf, vielleicht geht das wieder weg.
Gruß André
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