Dynamik-Unterschiede zw Mitschnitt & Mediathek
#1
Hallo,

möchte mal auf ein Phänomen aufmerksam machen, das vermutlich mit den in Sendeketten angewandten Kompressoren zu tun hat.
Es ist mir (zuletzt) bei einem Mitschnitt einer Konzert-Sendung des DLF am 16.11.2018 , 21:05-22 Uhr, aufgefallen.
Ich habe die analoge UKW-Version im Kabelnetz von Vodafone/KD am Stadtrand Hamburgs per PC aufgenommen, weil ich gleichzeitig ein Programm von rbb-Kulturradio (bei mir nur digital verfügbar) vom DVB-C Receiver mit einem anderen PC aufnahm.
Die Hüllkurve des DLF-Mitschnitts sah etwas merkwürdig aus. Deshalb habe ich ein paar Tage später zwecks Vergleich den Konzert-Mitschnitt aus der DLF-Mediathek "gezogen".
Hier sind die Hüllkurven beider Versionen in Audacity zu sehen:
der jeweils gesamte File:
   
Oben die "UKW"-Version, darunter die aus der Mediathek.

Ein Ausschnitt:
   

Es ist nicht zu übersehen, daß die UKW-Version über einen Kompressor gelaufen ist.
Mangels Mitschnitt der digitalen DLF-Version im Kabel bleibt offen, ob die auch Dynamik-komprimiert war/ist.

MfG Kai
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#2
Neues aus der Dynamik-Forschung:

Hier ein Beispiel mit Kabel-UKW & DVB-C Radio aus dem Kabel von Vodafone/KD
und dem Nach-Hör-File aus der Mediathek des DLF.
Es handelt sich um die Sendung "Spielraum: Bluestime" des DLF vom 23.11.2018, 22:05 - 22:50 Uhr.
Gezeigt werden oben Kabel-UKW (L/R)
in der Mitte DVB-C Radio (L/R)
unten der File aus der Mediathek (L/R).
Die ganze Sendung:
   

Ein Ausschnitt am Ende:
   

UKW und DVB-C sehen sehr ähnlich aus. Bei genauer Betrachtung erkennt man, daß DVB-C entgegengesetztes Vorzeichen hat.
Beide sind offensichtlich in nahezu gleicher Weise gegenüber der Version in der Mediathek durch einen Kompressor bearbeitet worden.
(Tentative einfache Erklärung: das "analoge UKW"-Signal ist aus den DVB-C Daten erzeugt worden.)

Fazit: Wer gern mehr Dynamik in der aufgenommenen Musik hat, sollte die Version aus der Mediathek vorziehen.
Wer gern mehr Wums in der Musik hat, wird die ersteren Versionen vorziehen.
Nochwas: Wer nach Hören der Radio-Versionen eine (Rock-) CD kauft, sollte sich nicht wundern, wenn die CD schlapper klingt.

MfG Kai
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#3
Interessant in diesem Zusammenhang: Wenn die CD schlapper klingt, dann ist es meist eine ältere CD, welche noch mit mehr Dynamik aufwarten kann. Der "Loudness War" hat nämlich nicht nur im Rundfunk Einzug gehalten, nein, auch die CD- Produktion wird gnadenlos über Kompressoren gebügelt.

Wer mal nachsehen möchte, wie sehr seine CDs unter der "Kompressionitis" leiden, dem sei folgende Internetseite empfohlen:

http://dr.loudness-war.info/

Dort werden ältere und jüngere Aufnahmen analysiert. Das Ergebnis ist sehr eindeutig...

Direkt nach Interpreten suchen geht ebenfalls.

Grüße, Rainer
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#4
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=228247#post228247 schrieb:Wenn die CD schlapper klingt, dann ist es meist eine ältere CD,
Das gilt für mehr für Pop und RambaZamba-Rock als für andere Genres.
Schon bei Musik, die mehr Jazz-verwandt ist, gibt es auch noch aktuelle CDs mit Dynamik.

Ich habe schon CDs erlebt, die nicht nur über Kompressor(en) gelaufen war, sondern sogar über kräftig übersteuerte Clipper. Bevor ich das an der Hüllkurve erkannt hatte, dachte ich, die Musik sei mit einem stark übersteuerten Kassettenrecorder aufgenommen worden, denn so ähnlich klang die Kreuzmodulation.

Mir ist nicht klar, wer beim Hörfunk diese (nachtrâgliche) Kompression vornimmt, ob es DLF-spezifisch ist, oder vom Kabel-Dienstleister durchgeführt wird. Gegen letzteres spricht die Erfahrung, daß bei Konzert-Übertragungen auf WDR3 zwischen Moderation und Konzertdarbietung oft unangenehm große Lautstärke-Unterschiede sind und die Musikdarbietungen selbst auch noch reichlich Dynamik haben.
Offen ist auch noch, ob das terrestrische UKW mehr Dynamik hat als das Kabel-UKW (zumindest beim DLF).

MfG Kai
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#5
Mich würde zudem noch interessieren, ob die Mediathekenprogramme auch der anderen Sender auch nicht dynamikkomprimiert sind. Denn normales Radio will ja kein Mensch mehr hören. Das geht ja nur noch im Auto zum motorübertönen....
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#6
Das klingt nach Arbeit, die ich nicht allein bewältigen kann/möchte.
Mir fiel gerade eben erst ein, daß auch noch zu prüfen wäre, wie die DAB+ Version sich im Dynamik-Vergleich verhält.

Gibt es niemanden im Forum mit Insider-Kenntnissen aus der Rundfunk-, Programm-Verteilungs- und Audio-Aufbereitungspraxis bei den Kabelnetzbetreibern, der dazu mal aus dem Nähkästchen plaudern könnte ?

MfG Kai
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#7
Hier ein neues Beispiel:
Es handelt sich um die Sendung "On Stage" des DLF am 14.12.2018, 21:05 - 22 Uhr.
   

Oben die Mediathek-Version
darunter die DVB-C Version.
Bei ersterer endet das Audio-Spektrum bei 15,7 kHz.
Der DVB-C Mitschnitt endet bereits bei 13,5 kHz.
Mehr über diesen Bandbreiten-Unterschied gibt es im Nachbar-Thread "Aus für UKW im Kabel noch dieses Jahr".

MfG Kai
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#8
Freu Dich doch über die Dynamik und trete es nicht weiter breit, sonst kommt noch jemand auf die Idee dies zu ändern.


Grüße und ein schönes Wochenende

96k
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#9
Moin moin,

mir wäre es eigentlich lieber, wenn das Audio-Signal über die Verbreitungswege für den "normalen" Radiohörer mit gleicher Dynamik und Bandbreite wie in der Mediathek-Version übertragen würde.
Nachtrag dazu: Dies um so mehr, als es doch etliche Sendungen gibt, die nicht in den Mediatheken verfügbar sind. (zB die nächtlichen 4-stündigen "Tonart"-Sendungen von DLR-Kultur und manche Konzert-Übertragungen)

Außerdem möchte ich die Qualitäts-bewußten Tonband-Enthusiasten darauf aufmerksam machen, daß es hier angezeigt sein kein, eine eventuell vorhandene Digital-Phobie zu überwinden und statt eines direkten Radio-Mitschnitts einen Download aus der Mediathek im Internet auf dem Band zu speichern.

Es sollte den Programm-Machern durchaus bewußt werden, daß Radio nicht nur im Auto/LKW und auf der Baustelle gehört wird, sondern ?vereinzelt? auch noch zu Hause im Wohnzimmer, wo eine hohe Dynamik-Kompression gegen störende Nebengeräusche idR nicht erforderlich ist.

MfG Kai
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#10
Ad Digitalphobie: Ich habe mir gerade eine digitale Masterbandkopie in 192/24 von „Jazz at the Pawnshop“ bei HDtracks besorgt und über den NagraDAC auf die IVS überspielt (wo das echte Masterband ja einmal her kam). Vom Feinsten, ich packe das beim nächsten Mal zusammen mit einer Vinylversion auf das Rundband.
Gerhard
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