Kb 100
#1
Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre, also in der Zeit der Nierentische und Tütenlampen, stand in so manchem DDR-Haushalt neben dem Röhrenradio ein Gerät mit einer elfenbeinfarbenen Kunststoff-Abdeckplatte. Es war das Tonbandgerät „KB 100“, welchen im „VEB Fernmeldewerk Leipzig“ im Rahmen der Konsumgüterproduktion hergestellt wurde. An diesem Gerät gab es kaum eine gerade Linie, es sei dann, sie war irgendwie technisch bedingt, so zum Beispiel der Schlitz für die Bandführung. Alle möglichen Ecken waren abgerundet. Auch auf der Deckplatte findet man diese runden, weichen Formen wieder. Auf dem Gerät geht es weitgehend symmetrisch zu. Eine Linie, gedacht zwischen den beiden Spulentellern von vorn nach hinten, lässt auch jeder Seite die gleichen Elemente spiegelbildlich erscheinen. Diese gedachte Linie wird noch unterstützt durch den Hebel für die Deckelentriegelung und hinten durch den Schiebeknopf für den Umschalter der Bandgeschwindigkeit. Von links angefangen findet man vorn eine Tastengruppe, welche aus vier Tasten besteht. Diese sind in Form eines „T“ angeordnet, drei nebeneinander und die vierte in der Mitte davor. Hier werden die Funktionen wie Aufnahme, Wiedergabe und Trick geschaltet. Links in der oberen Reihe ist die Mikrofon-Aufnahmetaste, rechts daneben die, für Rundfunkaufnahme. Die dritte im Bunde ist die Wiedergabetaste. Sie muß immer dann gedrückt sein, wenn ein Band abgespielt werden soll. Die Taste, in der Mitte davor, hebt die jeweils gewählte Funktion auf und dient zum Schutz vor Fehlbedienungen. Sie muß immer dann gedrückt werden, bevor man einer der Aufnahmetasten betätigt. Wird diese Taste zusammen mit einer der Aufnahmetasten gedrückt, erfüllt sie die Funktion der Tricktaste. Betätigt man beide Aufnahmetasten zugleich, lassen sich Radio- und Mikroeingang mischen. Rechts neben dieser Tastengruppe befindet sich das Bandzählwerk. Es ist, was wohl sehr selten ist, von unten durch eine kleine Skalenlampe durchleuchtet. Eine weitere Besonderheit dieses Zählers ist, das er nicht aus vier Walzen mit Zahlen besteht, sondern eher wie eine Uhr funktioniert. Eine kleine „Stundenscheibe“ und darunter eine größere „Minutenscheibe“. Nur zeigen diese nicht die reelle Spieldauer an. Die Stundenscheibe ist mit Buchstaben beschriften und die Minutenscheibe mit Zahlen. So könnte ein Eintrag im Archivbuch wie folgt aussehen: Titel 1 – Smockie –Alice – A1 bis C3. Gestellt wird das Zählwerk mit einem Rändel, wie man ihn auch bei einem alten mechanischen Weckern findet. Weiter nach rechts befinden sich zwei, übereinander liegende Drehregler. Sie sind so angeordnet, das sie etwa zu zwei Dritteln ihres Umfanges von der Abdeckplatte verdeckt sind. Der obere ist bei Aufnahme der Pegelsteller für den Mikroeingang und bei Wiedergabe der Lautstärkeregler. Der untere, etwas größere Knopf ist der Tiefenregler, kombiniert mit dem Schalter für den Innenlautsprecher des Gerätes. Streicht man nun über den „Buckel“ der vorderen Kopfabdeckung hinweg, begegnet man genau in der Mitte der vorderen Kante der Deckplatte den Schieber der Deckelraste. Zieht man diesen nach vorn, zu sich heran, springt der Deckel über den Spulentellern auf. Dann folgt ein weiterer Doppelregler, dessen oberes Rad der Hochtonregler, kombiniert mit dem Netzschalter ist. Der untere Knopf ist der Eingangspegelregler für die Rundfunkaufnahme. Bevor man nun zu den Steuertasten für das Laufwerk kommt, findet man ein weiteres viereckiges Fenster, ähnlich dem, des Bandzählers. Hier verbirgt sich die Aussteuerungsanzeige. Sie wird durch eine Abstimmanzeigeröhre EM83 (Magische Waage) gebildet. Der vordere Balken steht fest auf etwa zwei Drittel der möglichen Länge des Leuchtfeldes und gibt so einen Richtwert für die Aussteuerung. Der hintere Balken sollte bei den lautesten Programmstellen diese Markierung nicht überschreiten. Um die Lebensdauer dieser Röhre zu erhöhen wird sie nur bei Aufnahme und Wiedergabe aktiviert. Bei Stop und schnellem Vor- und Rücklauf ist sie dunkel. Nun kommt man auf der rechten Seite zu den Steuertasten für das Laufwerk, die wieder in T-Form angeordnet sind. Die linke von den oberen dreien ist die Rücklauftaste, die mittlere setzt den Bandtransport für Aufnahme und Wiedergabe in Gang und die rechte ist die, für die schnellen Vorlauf. Die davor in der Mitte liegende, ist die Stoptaste, Sie hebt alle Lauffunktionen auf und sollte auch immer erst gedrückt werden, bevor man eine andere Funktion wählt. Das Laufwerk wird rein mechanisch durch Hebel und Federn gesteuert. Ein breiter Flachriemen überträgt die Kraft vom Motor zu den einzelnen Elementen des Laufwerks. Nach der „Wanderung“ über das Bedienfeld, kommen wir nun zum Bandlauf. Wie allgemein üblich kommt die volle Spule auf den linken und die Leerspule auf den rechten Bandteller. Was man sonst bei Heimtonbandgeräten selten findet, hier ist der Bandein- und auslauf durch drehend gelagerte Rollen gebildet, eine sehr Bandschonende Maßnahme, wie ich meine. Leider wird dieses Plus im Inneren der Bandlaufbahn teilweise wieder aufgehoben. Ein Fühlhebel der automatischen Endabschaltung, schleift auf der Trägerschicht des Bandes. Er erwischt schon mal eine schlechte Klebestelle und trennt diese gleich auf. Besonders beim schnellen Umspulen können da schon mal „die Fetzen fliegen“. Ist das Band alle oder zerreist es, was ja auch mal vorkommt, löst dieser Hebel einen elektrischen Kontakt aus, welcher leider nur die Stromzufuhr unterbricht. Ein Nachteil, weil hierbei die mechanische Funktion geschaltet bleibt. Die Auswirkungen auf Gummiteile dürften ja bekannt sein. Durch Drücken der Stoptaste kann man diesen Umstand auflösen und die Stromversorgung wird wieder eingeschaltet. Ich würde diese Einrichtung nicht als wirkliche Endabschaltung mit nachfolgend längeren Betriebspausen ansehen.

Wie schon erwähnt, befindet sich am hinteren Ende der gedachten Mittellinie, zwischen den beiden Spulen der Umschalter für die Bandgeschwindigkeit. Dieses geschieht auf rein elektrischem Wege durch Drehzahländerung des Motors. Diese Umschaltung wirkt sich auch auf das schnelle Umspulen aus. Gewählt kann zwischen 4,76 cm/s und 9,53 cm/s.

Ausgelegt ist das Laufwerk für die Verwendung von Magnetbandspulen mit einem maximalen Durchmesser von 15 Zentimetern. Die Bandteller sind aus Metall gefertigt, was wohl schon ein gewisses Maß an Ungeschicklichkeit voraussetzt, die drei Zacken der Mitnehmerachsen abzubrechen.

An der Rückseite des, mit Kunstleder bespannten Gehäuserahmens befindet sich das Anschlussfeld mit den zwei dreipoligen Din-Buchsen für Rundfunk und Mikrofon. Ein Bananensteckeranschluß für den Zusatzlaufsprecher und Erdung und der Stecksockel für das abnehmbaren Netzkabels. Außerdem findet man auf der Rückseite noch ein kleines Schiebetürchen, welches den Spannungswahlschalter und die Sicherungen hinter sich verbirg. Dieses Türchen kann allerdings nur geöffnet werden, wenn der Stecker vom Netzkabel aus dem Sockel gezogen wird.

Die Unterseite des Gerätes wird durch eine gelochte Pappe gebildet, wie sie auch für Radiorückwände üblich war. Transportiert wurde das Gerät in der mitgelieferten Tragetasche aus derben Stoff. Sie nahm auch das Zubehör, wie Mikrofon, Netzkabel und Bänder auf. Es konnte auch noch ein Schultergurt aus Leder in die vorhandenen Aussparungen des Gehäuses eingehängt werden. Ich würde aber mit dem ca, 14 kg schweren Gerät über der Schulter nicht unbedingt eine längere Wanderung unternehmen wollen. Aber was hat man damals nicht alles gemacht, nur um die so sehr gewünschte Schallplatte zu überspielen, die der Kollegen keinesfalls aus der Hand gab. Da musste man schon man „den Berg zum Propheten“ schleppen.

Endlich nun die elektrischen Eigenschaften, dieses Schätzchens. Es ist ein Monogerät in Halbspurtechnik. Der Verstärker ist mit den Röhren ECC83 (2x), EL95 und der Anzeigeröhre EM83 bestückt. Aufgebaut ist er in freier Verdrahtung, Leiterplatten findet man im KB 100 noch nicht. Aufgeteilt ist die elektrische Schaltung auf zwei Chassis. Eines trägt die Verstärkereinheit und das andere die Bauteile der Stromversorgung, Der Verstärker liefert eine Ausgangsleistung von ca. 2,5 VA an 4 Ohm. Auch bei der Wiedergabe über ein Radio oder Zusatzverstärker muß der Lautstärkeregler am Tonbandgerät etwa zwei Drittel weit aufgedreht werden. Damit der relativ kleine Innenlautsprecher nicht dauernd „mitplärrt“, kann man ihn, wie oben schon beschrieben, abschalten. Vorteilhaft finde ich das eingebaute einfache Mischpult für die Eingänge, so kann man ohne größeren Aufwand kleine Unterhaltungsprogramme oder auch, die von mir gern genutzten, gesprochenen Briefe gestalten. Der Frequenzgang umfasst bei „9“ 60 bis 10 000 Hz, bei „4“ 80 bis 5000 Hz, was für Sprachaufnahmen immer noch ausreichend ist. Wenn man bedenkt, das die BG19. die erste Heimtonbandmaschine der DDR bei 19 bis maximal 7000 Hz kam.

Während der Aufnahme kann das Programm im eingebauten Lautsprecher oder über Kopfhörer (bei Mikrofonaufnahmen empfohlen) mitgehört werden.

Da ein Tonbandgerät damals eine Anschaffung für einen längeren Zeitraum war, gestaltete sich der Anschluss an „modernere“ Rundfunkgeräte etwas schwierig. Bei Monogeräten, musste man nur den dreipoligen Diodenkabel weiter nutzen. Hatte man sich aber ein Stereoradio zugelegt, war ein entsprechender Adapter, der das Signal auf beide Kanäle verteilt, schon angebracht. Bei der Aufnahme vom Radio musste dieses dann nicht unbedingt auf Mono geschaltet werden. Meist hat man es aber trotzdem getan, um die Westsender rauschfrei aufnehmen zu können.

Ich finde, im Großen und Ganzen, für die damalige Zeit ein wohl ausgestattetes „Maschinchen“ für den Normalverbraucher. Vielleicht hätte man mit „9“ und „19“ einen besseren Frequenzgang erreicht aber dann hätten sich die kleinen 15er Spulen auf den Bandverbrauch wohl nich gut ausgewirkt.
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#2
Die in der Ex-DDR üblichen Geräte sind wohl den meisten von uns "Wessis" fremder und unbekannter als z.B. Japan-Geräte. Solche Detail-Beschreibungen finde ich sehr interessant und würde gern mehr davon lesen.

Eine ähnliche Frühform eines Zählwerks habe ich bei einem ganz frühen Grundig, dem Reporter 700, kennengelernt. Dort wird das Ding auch treffend Banduhr genannt.

Wenn die EM83 geschont werden sollte, warum war sie dann bei Wiedergabe aktiv? Die wird dann doch wohl nicht den Pegel angezeigt haben? Das wäre wirklich ein Hammer.

Wolfgang
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#3
Die KB 100 ist für mich die schönste Röhrenmaschine der 50er überhaupt, hier Geralds Bild:

[Bild: 001.jpg]
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#4
Da hat sich der Gerald die Mühe gemacht, auch meine heimliche grosse Liebe unter den Bandmaschinen bis ins Detail zu beschreiben. Mein Benutzername sagt auch wohl alles.

Mich verfolgen diese Geräte seit 1960, da kaufte sich mein Bruder eins und ich durfte auch damit arbeiten. Leider sind meine ersten Bänder verloren gegangen, ich besitze aber noch viele aus den 70er und 80er Jahren.

Ich bin momentan im Besitz von 3 Geräten in unterschiedlichem Zustand. Eines bringt noch alle Funktionen, müsste aber aus meiner Sicht mal eingemessen werden. Da habe ich in meiner Sturm- und Drangzeit wohl manchen Poti verdreht. Anfang des Jahres habe ich noch zwei Geräte dazu erworben. Mein Traum ist es, aus allen drei Geräten eins zu machen, welches dem Neuzustand möglichst nahe kommt. Bei dem Gehäuse und den Deckeln habe ich mein Ziel schont erreicht, lediglich bei der Tonkopfabdeckung findet die Schraube keinen Halt mehr. Auch die Tragetasche einschliesslich Gurt sind vorhanden, eine Original-Bedienungsanleitung ebenfalls.

Eins von den erworbenen Geräten besitzt teilweise anderen Aufbau im Innern. Unter anderem ist der Lautsprecher nicht wie sonst von mir gekannt am Gehäuse, sondern am Chassis befestigt. Der Tonkopf ist auch von anderer Bauform, obwohl das Gerät die selbe Bezeichnung hat. Wer kann da eventuell Licht ins Dunkel bringen?

Im Übrigen freue ich mich, dass ein Gerät aus DDR-Produktion derart ausführlich vorgestellt und beschrieben wurde. Spricht man doch z.B. bei E-bay fälschlicher Weise bei Geräten von TESLA gerne von DDR-Geräten.

Übrigens besitze ich auch eine Anzahl von fabrikneuem ORWO-Bandmaterial aus 1989, welches hier im Forum an anderer Stelle positiv bewertet wurde.

Über einen Erfahrungsaustausch mit anderen KB100-Freunden würde ich mich freuen.

Rainer
Gruß
Rainer


Der Kluge lernt aus allem und jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß schon alles besser. (Sokrates)
Zusatz: der Kluge gibt solange nach, bis er selbst der Dumme ist. (Walter Kempowski)
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#5
Wie ich heute von einem guten Freund erfahren habe, (Danke, Michael - Maschinendoktor) war die KB100 in der ersten Variante mit den Bandgeschwindigkeiten 9,53 und 19,05 cm/s ausgestatten. Es soll noch eine KB100-III gegeben haben von der aber bis jetzt noch keine weiteren Informationen vorliegen. Mir ist noch aus frühen Kindertagen in Erinnerung, daß in einem Elektronik-Bastlerladen ein Tonbandgehäuse stand, welches äußerlich dem Design der Grundig TK120 oder dem polnischem Lizenzbau Unitra ZK120 glich. Die Deckplatte sah mit ihrem Aussparungen für die Bedienungselemente der KB100 sehr ähnlich, nur hatte sie nicht mehr diese schönen runden Formen. Ich kann mich auch irren und das Gehäuse gehörte zu einem anderen Gerät.
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#6
Zitat:wz1950 postete

Wenn die EM83 geschont werden sollte, warum war sie dann bei Wiedergabe aktiv? Die wird dann doch wohl nicht den Pegel angezeigt haben? Das wäre wirklich ein Hammer.

Wolfgang
Ja, Wolfgang! Das ist tatsächlich der Hammer - sie zeigt den Wiedergabepegel an.
Lediglich das zweite System welches den Bezugspegel für die Aussteuerung liefert ist dabei inaktiv. Da dessen Anzeigespannung direkt vom Löschkopf abgegriffen wird hat man immer eine Kontrolle über den Generator und nicht zuletzt schützt diese Signalisierung auch vor einem versehentlichen Löschen.

Es gibt noch einen zweiten Hammer an diesen Geräten: Die Rutschkupplung des Aufwickeltriebes. Der Spulenteller enthält den üblichen Weißen Filzbelag aber die Treibscheibe ist mit einem eingeklebten Ring aus Mineralglas! ausgestattet; Verschleiß = Null !

Eine kleine Korrektur zu Geralds Ergänzungsbeitrag muß ich aber noch machen: Ob die angesprochene "Schnelläufer"- KB100 der ersten Variante zuzuordnen ist kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, aber es war MEINE erste KB100 bevor ich sie gegen eine KB100-II eintauschte.
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#7
Das gute Stück ist also nicht nur optisch attraktiv, sondern auch technisch hochinteressant. Vielleicht läuft mir ja mal eins über den Weg...

Gruß, Wolfgang
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#8
Ich glaube, ich habe einen Schnellläufer KB100!

Nachdem ich in den letzten Tagen hinter den Kulissen mit Micha über die KB100 diskutiert habe, ging es heute in den Keller und das unbekannte Modell wurde entkonserviert. Auf dem Tonkopfträger befindet sich kein Typenschild, ob da eins dran war, kann ich nicht sagen. Augenscheinlichster Unterschied ist die Capstanwelle, die ist mit einem Aluring versehen, dadurch steigt ihr Durchmesser auf ca.11,5 mm.
An dem Hebel mit der Andruckrolle habe ich den Mechanismus zum Andrücken über die Starttaste vermisst. Dafür gibt es aber, im Gegensatz zu den mir bisher bekannten Geräten, einen Elektromagneten, welcher den Hebel mit der Andruckrolle über ein Gestänge an den Capstan zieht. Röhrenbestückung: 2xECC83,EC92, EL84. Magisches Auge hat einer der Vorbesitzer entfernt.

Wer kann noch mehr darüber berichten? Scheinbar gab es doch eine KB100 mit 19er Geschwindigkeit und ich habe eine davon! Mit der Inbetriebnahme werde ich mir Zeit nehmen müssen, die Mechanik ist ziemlich schwergängig. Noch.
Gruß
Rainer


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#9
Hallo,
ich habe heute auf einer Radiobörse ein KB100 II erworben, das Gerät befindet sich in der originalen Schutzhülle mit Trageriemen. Die originale Bedienungsanleitung sowie eine tüte mit Esatzsicherungen und ein Faltblatt über den Umgang mit Magnetband ist auch dabei. Das Gerät ist optisch in einem sehr guten Zustand und innen sieht es aus wie neu. Auch die Tonköpfe und die Andruckrolle sowie die Bandführung sehen aus wie wenn es erst 5 Bänder gespielt hätte, sieht aber nicht Restauriert aus. Das Gerät hat zwei Geschwindigkeiten, 4,75 und 9,5 cm/s. Die Bedienung ist etwas gewöhnungsbedürftig auch wegen der Symbole auf den Tasten.
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#10
Na, da kann man ja nur gratulieren! Denn ein Gerät in solch gutem Zustand ist schon eine Seltenheit geworden. Mit der Bedienung kann man sich sehr schnell anfreunden, ich habe das Gerät seinerzeit fast ohne hinzusehen bedienen können. Aus meiner Sicht ist die Anordnung der Tasten hervorragend, das wird nach einigem Gebrauch klar. Hier mal der Link auf meine Schönste:

editiert: Links entfernt, da dieser Server nicht mehr existiert

Wer bietet mehr?

Ich hoffe, dass Du viel Freude mit dem Gerät hast, mich verfolgt es schon über 40 Jahre lang und ich kann nicht davon ablassen...
Gruß
Rainer


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#11
Zum Thema KB100 mit 19-er Vorschub:

Nachdem ich in den letzten Tagen und Wochen jede Menge Dokumentationen und Literatur durchwühlt habe und immer noch durchwühle geriet mir gestern abend ein Reparaturbericht in die Hände.

Er beschreibt ausführlich die Problematik der in den ersten Geräteserien eingesetzten "BUBI"-Köpfe mit ihrer großen Ausfallrate. Nun, das allein wäre von mir als bekanntes Problem nicht für erwähnenswert erachtet worden und der Bericht wohl wieder in der Ablage verschwunden - allein der Autor war so gewissenhaft den exakten Gerätetyp anzugeben. Und das war es dann, woran sich mein Auge förmlich festkrallte: KB100 I !!!

Weiter im Text wurde auch, im Zusammenhang mit Schichtfehlern des damaligen CH-Bandes, indirekt die Bandgeschwindigkeit erwähnt: 9,53 cm/s !

Das war es dann also wohl - aus der Traum von den Schnelläufern.
Ja lieber Gerald und lieber Rainer, da hab ich Euch - selbst in vollster Überzeugung - einen Floh ins Ohr gesetzt wofür ich mich an dieser Stelle entschuldigen möchte. Das ganz und gar Verrückte an dieser Sache ist ja, daß Rainer einen solchen Schnelläufer dann auch noch in seinem Fundus aufgestöbert hatte :-)

Somit werde ich die weitere Suche also mit der Gewißheit einstellen, daß mein damaliges, aus erster Hand erworbenes, komplettes und wunderschön erhaltenes KB100 auch nur ein sehr gut gemachter Umbau war den sich der Sänger hat machen lassen.
Und ich Depp hatte das nicht geschnallt und dieses herrliche Teil gegen ein normales KB100 II eingetauscht ;-(
Wenigstens lebt letzteres noch bei mir, allerdings nicht im Vorzeigestatus. Aber anhörenswert ist es über die Jahrzehnte immer, wenn auch mit gelegentlichen Verschleißreparaturen geblieben.

Und ich hätte fast meine Schwiegermutter darauf verwettet daß es die 19-er serienmäßig gab - denn soviel wußte ich ja: Der Herr hatte das Gerät hier bei uns ladenneu erstanden - daß er als Künstler mit der Leistung dieses neuen Gerätes nicht zufrieden war, wäre mir nie in den Sinn gekommen.

MichaelZ.
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#12
Achja, die Bubi´s....hab mich halb tot gelacht, als ich das erste mal die Tonkopfabdeckung abgeschraubt habeBig Grin
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#13
Es gibt ein legendäres Dia, welches mich als fünfjährigen zeigt. Vor mir auf dem Tisch steht ein KB 100 an dessen Reglern ich gerade herumdrehe.
Damit fing alles an! Damals hatte ein Gegenstand mein Interesse gweckt, der verborgen in einer blauen Tragetasche in unserer Abstellkammer stand (etwa 1983) - da mußte natürlich nachschauen, worum es sich handelt.
Heute - mehr als zwanzig Jahre später bin ich ausgebildeter Radio - und Fernsehtechniker, allerdings übe ich diesen Beruf z. Z. nicht mehr aus. Ein großes Hobby ist jedoch nach wie vor die Restauration von alten Röhrenradios (Oberon, Stradivari 4, etc.), Fernsehgeräten (Patriot, Turnier 12, Start usw.) und, wie sollte es anders sein - natürlich auch Tonbandgeräten (Smaragd, KB 100, ZK 120, Tesla, Jupiter)
Worauf ich eigentlich antworten wollte, ist eine Frage auf die ich vorhin stieß. Da hatte jemand festgestellt,dass es beim KB 100 verschiedene Röhrenbestückungen gab und wollte aus mehreren Geräten ein fast neuwertiges Modell zusammenbauen.
Dem ist so. Es gab vom KB 100 insgesamt 3 verschiedene Ausführungen. Das KB 100 I weicht auch in der elektrischen Beschaltung stark von den beiden neueren Gerätevarianten ab. Dort findet sich beispielsweise anstelle der später verwendeten Endstufe EL 95 noch eine EL 84. Die Gleichrichtung der Anodenspannung übernimmt statt des Selengleichrichters die Röhre EZ 80.
Außerdem wird der Vorverstärker um die EC 92 erweitert. Das Bandzählwerk ist noch nicht vorhanden. Die beiden neueren Ausführungen unterscheiden sich nur minimal. Meines Wissens nach befindet sich neben den beiden Sicherungen an der Rückfront (hinter jenem sensationellen Türchen, dass während des Betriebes nicht geöffnet werden kann), noch eine Sicherung im Geräteinneren beim Typ KB 100 II. Zu dieser Zeit verwendete man zwei Netzsicherungen.

So falls es Fragen zur Restauration gibt, stehe ich gern als Ansprechpartner zur Verfügung. Vor einem schwerwiegenden Fehler möchte ich noch warnen. Schaltet im Betriebszustand bitte nicht die Geschwindigkeit um. Das führt zum "Abbrennen" der Kontakte des Geschwindigkeitsumschalters, so dass der Motor plötzlich stehenbleibt und die Freude ein jähes Ende findet!!!
Diese Geräte besitzen nämlich im Gegensatz zu moderneren Geräten, bei denen einfach auf mechanische Weise das Übersetzungsverhältnis durch Zwischenradumschaltung an einer Stufenwelle oder Pesenumlagerung die Geschwindigkeit geändert wird, noch eine rein elektrische Umschaltung. Im spannungsführenden Zustand (also unter Last) entsteht hier ein Schaltfunke, der die Kontakte schwärzt und schließlich zerstört.
Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Schwachstellen am KB 100, die vielleicht dem einen oder anderen auch schon aufgefallen sind. So z. B. die mit einem Poti gekoppelte Lautsprecherabschaltung. Übrigens viel Spaß beim Ausbau der Potis und deren Neubeschaltung mit Kondensatoren und Widerständen, falls dies nötig sein sollte.
Leuchtet etwa das magische Auge nicht mehr und der Lautsprecher bleibt auch stumm ? Vielleicht könnte es ja am Grünspanüberzug am Sicherungshalter der Anodensicherung liegen (125 mA).
So, das soll es erst einmal gewesen sein. Ich studiere nämlich gerade in Leipzig und müßte mich eigentlich weiter auf anstehende Prüfungen vorbereiten.
Kennt ihr noch den Sonett 77 ??? Den hatte damals doch jedes Kind, oder ??
Auch in meiner Sammlung befinden sich einige Stücke. Demnächst plane ich an einem solchen Gerät einen Stereoumbau. Dachte, so etwas könnte ganz witzig sein, da man es ja bei einem Monogerät nicht erwartet. Natürlich sind dazu eine völlig neue selbstentwickelte Leiterplatte, ein neuer Kombikopf und neue Tandempotis erforderlich. Mehr zu diesem Projekt später.
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#14
Diese Beiträge stammen aus einem irrtümlich von mir eröffneten Thread. Bitte dort nicht mehr einschreiben.
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#15
Ja, das ist natürlich richtig. Auch ich komme aus dem Osten Deutschlands. Ich hatte mir den Umbau tatsächlich so gedacht, dass der Sonett keine Stereoendstufe erhält, sondern über einen Stereoreciever betrieben wird und der eingebaute Lautsprecher nur noch als Monitor dient bei der Aufnahme.
Das Laufwerk war schon immer ein Schwachpunkt. Neben abgeschliffenen Kopfspiegeln, könnte auch eine "eingelaufene" Tonwelle oder eine ausgehärtete Andruckrolle die Ursache sein. Das Band läuft dann an der Andruckrolle hoch und runter, was sich natürlich auf den Bandlauf auswirkt und als Tonhöhenschwankung im Lautsprecher zu hören ist. Eine defekte Tonwelle ist optisch zu erkennen. An ihrer Oberfläche befinden sich deutliche Vertiefungen. Vielleicht genügt jedoch auch schon eine gründliche Reinigung des Bandlaudes. Hier rate ich ab, die Andruckrolle mit Spiritus in Berührung zu bringen, da dieser dem Gummi Feuchtigkeit entzieht. Das führt zu einer noch schnelleren Aushärtung. Tonkopf und Tonwelle können jedoch auf diese Art gereinigt werden. Andruckrollen können durch ein mit Wasser angefeuchtetes Tuch gereinigt werden, solange bis kein Bandabrieb mehr zu erkennen ist.
Gleichlaufprobleme können außerdem aus der elektronischen Motorregelung kommen. Hier hatte ich schon einmal ein ähnliches Problem. Nach einer gewissen Betriebszeit erhöhte sich die Geschwindigkeit. Leider kann ich nicht mehr genau sagen, was die Ursache war. Ich glaube aber, der Motor hatte aufgrund von Schwergängigkeit zu viel Strom gezogen, wodurch sich der russische (glaube ich jedenfalls) Längstransistor stark erwärmt hatte. Diese Erwärmung hatte die sogenannte Eigenleitung des Transistors erhöht.
Übrigens dasselbe Laufwerk befindet sich auch im Stern - Recorder R 160.

Hier handelt es sich um die Antwort auf einen Beitrag aus dem anderen Thread.
Ich würde diejenigen, die sich an der Diskussion beteiligt haben bitten, wenn möglich auch Ihre Beiträge hierhin zu kopieren.
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#16
Hier noch eine Verbesserung zu meinem ersten Beitrag:
Die EC 92 arbeitet natürlich nicht als Vorstufe, sondern als Löschgeneratorröhre. Darauf wurde ich freundlicherweise hingewiesen und erinnerte mich auch prompt an einen Beitrag aus RFE (1959?), wo über das Problem der Frequenzabwanderung des Generators im Zuge der Röhrenalterung berichtet wurde.
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#17
http://www-user.tu-chemnitz.de/~heha/bas...nett%2077/
Bist Du das?
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#18
Nein, aber dieser Beitrag hat mich angeregt, einen eigenen Umbau zu versuchen.
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#19
Ich habe mir dieses Beitrag auch mal angesehen. So viel Mühe, wie der sich für den elektrischen Umbau gebeben hat, da hätte das Äußere des Gerätet aber etwas besser wegkommen können.

Mein Gedanke (Vorschlag), obwohl ich es nicht allein kann, wie wäre es denn, wenn man sich mal so eine Smaragd oder KB-100 vornimmt. Eine wirklich gut erhaltene Mechanik und Optik vorausgesetzt. In diesen alten Schätzchen ist doch wirklich genug Platz für Umbauten. Eine Smaragd in HiFi-Stereo, das wäre doch was. Bei KB-100 könnte man vielleicht sogar das magische Auge beibehalten, es sind doch zwei Leuchtsyteme, für jeden Kanal eins. Denkbar wäre sogar eine Dreikopfmaschine, genug Platz dürfte wohl sein. Nur wenn Umbau, dann so, daß man den Maschinchen äußerlich das nicht sofort ansieht, Originalität sollte erhalten bleiben.
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#20
Nach sehr langer Zeit hier noch eine kleine Ergänzung.

Das KB100 wurde auch ins kapitalistische Ausland exportiert. Geplant war es offenbar von Beginn an. Die Bedienungsanleitung ist viersprachig deutsch, englisch, französisch, russisch.

Hier eine Seite aus der BDA eines KB100 II, welches Anfang 1961 bei Radio-Bellecour in Lyon verkauft wurde, dem "Haus des Rundfunks, des Fernsehens und des Tonbandgeräts".
Handschriftlich vermerkt ist die Garantiefrist von 1 Jahr beginnend ab 27. 1. 61.

   

Zum Gerät gab es die Tragetasche, die originale Leerspule vom Fernmeldewerk Leipzig, das Papiertütchen mit Ersatzsicherungen und -glühbirne sowie ein Mikrophon.

   

Leider war keine Rechnung mehr dabei, also keine Info über den damaligen Verkaufspreis in Frankreich.
Die französische Übersetzung der BDA ist stellenweise etwas seltsam formuliert, das hat kein Franzose geschrieben. Man kann aber erahnen, was gemeint ist.

Gruß
TSF

Edit: Bei genauerer Betrachtung sehe ich jetzt, daß es sich um ein KB100 III handelt. So steht es auf dem Typenschild nahe den Köpfen, während auf der Bodenabdeckung KB100 II steht.
Deshalb ist der BDA als loses Blatt eine Ergänzung zum Typ III beigegeben.
Bei der Bedienung hat sich nichts geändert, bei den technischen Daten dagegen schon.
Der Frequenzumfang bei Verwendung von CS-, PE 41- oder LGS-Band beträgt jetzt 50 - 15000 Hz bei 9,5 cm/s bzw. 50 - 7500 Hz bei 4,75 cm/s. CH-Band ist für Typ III nicht geeignet.

Übrige Daten:
Klirrfaktor kleiner/gleich 5 %
Fremdspannungsabstand > 40 dB

Exporteur: Heimelectric Deutsche Export- und Importgesellschaft mbH, Berlin C 2, Liebknechtstr. 14
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#21
Hallo,
das sind ja interessante Mitteilungen! Als bekennender Liebhaber dieser Geräteserie würde mich sehr eine Abbildung des Typenschildes sowie des Beiblattes interessieren.

Mir ist noch nie ein solcher Beweis für die Existenz dieser letzten Ausführung begegnet. Diskutiert wurde über diesen Typ III in verschiedenen Foren, auch hier. Meist wurde davon ausgegangen (und auch behauptet), dass dort die Geschwindigkeit von 19,05 cm/sec verwendet wurde. Könnte natürlich im Zusammenhang mit der neuen Frequenzumfang von bis zu 15.000 Hz zusammenhängen. Das ist schon ein ordentlicher Unterschied zu den ursprünglichen 10.000 Hz (bei Verwendung von CH-Band).
Gruß
Rainer


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Zusatz: der Kluge gibt solange nach, bis er selbst der Dumme ist. (Walter Kempowski)
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#22
Hier die gewünschten Bilder, mal eben schnell geknipst.

   

   

   

Den Schaltplan habe ich noch nicht im Detail mit dem des Typs II verglichen, welcher der BDA auch beiliegt. Der Plan des Typs III erwähnt aber ausdrücklich als Geschwindigkeiten 9,5 und 4,75 cm/s, von 19 cm/s ist keine Rede.
Ich habe das Gerät noch nicht in Betrieb genommen, das kann noch dauern. Im Gleichstrom-Heizkreis hat es einen Elko zerlegt (500 µF, 35 V). Sein Sockel ist noch fest mit dem Chassis verschraubt, aber der Alubecher fliegt lose im Gerät umher. Muß erst mal Ersatz besorgen.

Gruß
TSF
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#23
Vielen Dank! Das erste mal, dass ich das weiß auf schwarz sehe! Nach meiner Meinung eine tolle Rarität, wenngleich das äußerlich nicht erkennbar ist, dass es sich hier um die Variante III handelt.

Ich kenne diese Variante der Papp-Bodendeckel mit der einfachen Bezeichnung KB100 auch, die unter einem -II verbaut wurden. Interessieren würde mich auch noch der Typ Tonkopf, der normalerweise gesteckt ist. Die sind auch im Aussterben begriffen.
Gruß
Rainer


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#24
Bitte sehr, zwei Bilder vom Tonkopf, mit der Bitte um Nachsicht bei der Betrachtung. Hier wurde noch nicht geputzt. Wink

   

   

Ich kann gerne noch weitere Bilder vom Geräteinneren machen, sobald es für die Überholung zerlegt wird.

Gruß
TSF
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#25
Diese Ansicht entspricht voll einem KB100-II. Der Kombikopf sieht auch aus, wie der bekannte SH 5 E oder auch ein M 9059 könnte das sein. Die Bezeichnung sollte auf der anderen Flanke auf einem Aufkleber zu sehen sein. Auf alle Fälle sieht der Kopfspiegel aus wie neu. Da habe ich aus meiner Sturm- und Drangzeit vor über 50 Jahren ganz andere produziert!
Auf alle Fälle würde ich mich über weitere Fotos vom Innenleben freuen. Gab es das originale Netzkabel dazu? Suche ich immer noch. Auch die Original-Spulen mit dem Aufkleber "FMWL" sind seeehr selten zu bekommen. Die wurden scheinbar nur für dieses Gerät gefertigt. Weiß der Geier, wo man die damals dazugekauft hatte.
Gruß
Rainer


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#26
Auf dem Kombikopf ist mir kein Aufkleber aufgefallen.

Hier noch das restliche Zubehör, das Mikro habe ich ja schon gezeigt.

   

Auf dem Netzkabel steht "KWK" (Kabelwerk "irgendwas" ?). Das Überspielkabel hat an einem Ende einen Drepol-DIN-Stecker, das andere Ende ist abgetrennt. Was könnte da drangewesen sein? Noch so ein DIN-Stecker? Es lag noch ein Band auf, in das ich kurz auf einem anderen Gerät reingehört habe. Eine Seite ist mit 4,75 cm/s bespielt (eine Unterhaltung oder Familienfeier, in französisch, offenbar mit Mikro aufgenommen), die andere Seite mit 9,5 cm/s, ein Radiomitschnitt, der offenbar auch mit Mikro aufgezeichnet wurde, wie die vielen Hintergrundgeräusche vermuten lassen. Offenbar ein Wahlaufruf des gaullistischen Parteienbündnisses "Union pour la défense de la République" für die vorgezogenen Wahlen vom Juni 1968. Die zweite Spule trägt das Logo des französischen Bandherstellers Sonocolor. Die Bandrückseite hat eine auffallend violett/tiefrote Farbe, ich bin allerdings nicht sicher, ob das originales Sonocolor-Band ist.

Gruß
TSF
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#27
Uff! Glückwunsch, da sind fast alle Originalteile vorhanden. Im Binnenmarkt wurde der Typ -II (!) zum Preis von 988,75 Ostmark (hieß zu dieser Zeit auch DM) auch ein Band vom Typ CH mitgeliefert.

"KWK" bedeutet "Kabelwerk Köpenick". Köpenick ist ein Stadtteil von Berlin, ich bin in der Nähe aufgewachsen und wohne immer noch in der Nähe.
Die Sollbruchstelle des Netzkabels ist der Übergang vom angegossenen Gerätestecker zum Kabel. Mir sind da einige zerbrochen und ich habe mir letztlich mit abenteuerlichen Reparaturen helfen müssen. Heute helfe ich mir mit passenden Kabeln für Rasierapparate aus.
Die andere Seite des Aufnahmekabels trug schlicht und ergreifend ebenfalls einen solchen 3-poligen DIN-Stecker.
Vielen Dank für diese erhellenden Erkenntnisse
Gruß
Rainer
Gruß
Rainer


Der Kluge lernt aus allem und jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß schon alles besser. (Sokrates)
Zusatz: der Kluge gibt solange nach, bis er selbst der Dumme ist. (Walter Kempowski)
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#28
Wie versprochen noch ein paar Bilder vomm Innenleben des KB100.

Von oben:

   

Von unten:

   

Das Typenschild des Motors:

   

Der Lautsprecher:

   

Das Magische Auge:

   

Ein paar Elkos:

   

Die Datumsangaben auf den Bauteilen stammen aus dem Zeitraum 10/59 bis 10/60. Nur drei Monate später, Ende Januar 1961, war das Gerät bereits in Frankreich und wurde in Lyon von einem Händler seinem Erstbesitzer übergeben.

Einer dieser Elkos war ja - wie schon erwähnt - defekt; der Alubecher war vom Sockel abgesprengt, der Elektrolyt war ausgelaufen und hatte auf dem Chassis für einige Korrosion gesorgt. Das habe ich inzwischen repariert. Der alte Becher ist mit seinem Sockel verklebt und unter dem Becher steckt jetzt ein moderner Elko.
Die Wiedergabe funktioniert damit im Prinzip, der Klang ist sehr gut. Da kann man wirklich nicht meckern. Die Mechanik funktioniert im Prinzip ebenfalls. Das Gerät läuft übrigens definitiv mit 9,5 und 4,75 cm/s, wie es auch im Beiblatt zum Typ III angegeben ist.

Es bleibt aber noch etwas zu tun und da hätte ich noch zwei Fragen an die Kenner des Geräts.
Frage 1 betrifft die Mechanik. Alles, was sich bewegt, bedarf einer Reinigung und neuer Schmierstoffe. Nur: wie bekommt man diese Sicherungsringe runter, wie sie z. B. auf den Umlenkrollen sitzen? Als ahnungsloser Westler habe ich sowas noch nie gesehen und erst mal nichts angerührt.
Frage 2 betrifft den Verstärker. Da sollte der eine oder andere inkontinente Kondensator getauscht werden. Um an die Teile dranzukommen, muß offenbar der ganze Verstärker samt damit verbundenem Tastensatz und Buchsenplatte herausgenommen werden. Hierfür muß man offenbar vier Schrauben beim Tastensatz und eine fünfte am anderen Ende bei der Buchsenplatte lösen. Ist das so korrekt? Hat das jemand schon mal gemacht?

Gruß
TSF
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#29
Guten Morgen,
TSF,'index.php?page=Thread&postID=230313#post230313 schrieb:Frage 1 betrifft die Mechanik. Alles, was sich bewegt, bedarf einer Reinigung und neuer Schmierstoffe. Nur: wie bekommt man diese Sicherungsringe runter, wie sie z. B. auf den Umlenkrollen sitzen? Als ahnungsloser Westler habe ich sowas noch nie gesehen und erst mal nichts angerührt
Das ist überhaupt kein Hexenwerk, diese Ringe. Ich denke, mein Foto erklärt das alleine. Es ist nichts weiter als ein Stück Federdraht mit definiertem Innendurchmesser, der sich um die Achsen schmiegt. Ich nehme einfach einen Schraubendreher zum Abhebeln, zum Aufdrücken genügt der Daumen.
   
Zur zweiten Frage kann ich leider keine Angaben machen. Das habe ich auch noch nie gemacht.Ich muss tatsächlich meine beiden "Strich II" herauskramen, um die Innenleben zu vergleichen. Auf den ersten Blick sieht das alles deckungsgleich aus. Das allererste KB100, das ich in den Händen hatte, war von 1961 und war -II. Allerdings mit einigen von Deinem Gerät abweichenden Details, wie dem Hebel zur Abschaltung bei Bandende. Dieses Gerät existiert aber nicht mehr.

Von welchem Hersteller sind denn die Röhren? Ich habe in einem Gerät solche von Valvo und Telefunken, können aber auch nachträglich eingebaut worden sein.
Gruß, Rainer
Gruß
Rainer


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#30
Hallo Rainer,
danke für die Info zu den Federringen. Damit hast Du mir schon ein großes Stück weitergeholfen.

Zu den Röhren: die beiden ECC83 sind vom Funkwerk Erfurt, EL95 und EM83 sind vom Röhrenwerk Neuhaus.

Zu den Unterschieden zwischen Versionen II und III: Ich habe zwar die Schaltpläne von beiden, aber der vom Typ III ist so winzig gedruckt, daß ich manches selbst mit der Lupe nicht entziffern kann. Ein Unterschied in der Elektrik ist mir allerdings aufgefallen. Beim Typ II befinden sich hinten im Sicherungsfach eine 0,4 A träge als Netzsicherung und eine 0,125 A träge für den Anodenstromkreis. Bei meinem Typ III befinden sich hinten zwei 0,4 A träge, je eine für jede der beiden Netzleitungen. Die Sicherung für den Anodenstromkreis befindet sich im Geräteinneren.

Gruß
TSF
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#31
Inzwischen bin ich wieder ein Stück schlauer geworden.
Bei elektrotanya gibt es eine Werkstattanleitung zum KB100. Sie betrifft zwar die Version I, aber vieles davon, besonders zum mechanischen Teil, ist auf die Versionen II und III übertragbar.
Für Reparaturen an der Elektronik empfiehlt man nicht den Ausbau des Verstärkers aus dem Chassis, sondern den Ausbau des kompletten Chassis aus dem Kofferrahmen. Dazu müssen an der Oberseite des Chassis 7 Schrauben gelöst werden.

Gruß
TSF
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#32
Diese "Raupenhaus"-Version habe ich auch auf der Festplatte. Besonders der mechanische Teil ist toll beschrieben und bebildert.

Solltest Du Bedarf an dem SM des Typs -2 haben: ich bin im Besitz eines Originals und davon habe ich einen Scan erstellt. Sind rund 15 MB. Gegebenenfalls im Bedarfsfall per PN die private Mailadresse zusenden.
Gruß
Rainer


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#33
Nachdem hier schon viele Informationen über dieses Modell zusammengetragen und auch Detail- und Innenansichten gezeigt wurden, fehlt eigentlich noch etwas Wichtiges: ein Bild des Gerätes selbst.

Hier in der robusten Tragetasche:

   

Devise: Schottenkaro geht immer  Wink 

   

mit mehreren Täschchen im Deckel zum Verstauen von Zubehör.

Und schließlich das Gerät selbst:

   

(war schon mal an anderer Stelle im Forum zu sehen, aber hier darf es nicht fehlen).


Gruß
TSF
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