Toshiba / Aurex
#1
Mich beschäftigt immer noch meine gestrige Entdeckung der von TEAC hergestellten Aurex-Bandmaschinen.

Für sich gesehen wäre es nicht ungewöhnlich, wenn ein kleinerer HiFi-Hersteller ohne eigenes Bandmaschinen-Know-How solche Geräte zur Komplettierung des eigenen Sortiments bei der Konkurrenz zukauft. Tatsache ist aber: Toshiba hat zur gleichen Zeit auch selbst Bandmaschinen gebaut. Eine solche wurde auch schon hier im Forum vorgestellt. Wobei die dann auch wirklich "Toshiba" statt "Aurex" heißen.

So richtig leuchtet mir das alles nicht ein. Wann wurde für HiFi-Geräte der Markenname "Aurex" verwendet, und wann "Toshiba"? Und warum wurde bei Bandmaschinen zweigleisig gefahren?

Weiß jemand mehr und kann Licht in's Dunkel bringen?
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#2
Hallo Timo,

neben der von Dir verlinkten PT884 hat Toshiba in der Tat einige Bandgeräte abgeliefert: PT-862, GT704D, GT810S, GT840S. Die Geräte waren allerdings zumeist etwas einfacherer Natur (GT810S u. GT840S jeweils mit eingebautem Verstärker und abklappbaren LS). Eigenes Know-How schien also durchaus vorhanden gewesen zu sein. Auf der anderen Seite mauserte sich Teac bereits in den frühen 60ern zu einem der ganz großen Bandgerätehersteller, die auch etliche OEM-Geräte vom Band laufen liessen, unter anderem für den US-Markt (z.B. Concertone). Warum also nicht dort einkaufen? Zweigleisig ist man m.E. damit nicht gefahren - als die Aurex-Maschine gefertigt wurde, hatte Toshiba soweit mir bekannt keine Bandgeräte mehr im Programm.
Zum Label "Aurex" kann ich nur beisteuern, dass es sich meines Wissens nach um eine Art "Nobel"-Label handelte, das sich zum Ende der 70er herausbildete. Man folgte damit vielleicht dem Wettbewerb, wie z.B. Panasonic (-> Technics) und Sharp (->Optonica), deren "Nobel-Label" ja durchaus Erfolg hatten.
Leider geben die -im übrigen recht interessanten- offiziellen Seiten auch keinen Aufschluß über das Entstehen des Aurex-Labels. http://toshiba-mirai-kagakukan.jp/en/ ; http://www.toshiba.co.jp/worldwide/about/logotypes.html

Gruß
P.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#3
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214882#post214882 schrieb:Die Geräte waren allerdings zumeist etwas einfacherer Natur (GT810S u. GT840S jeweils mit eingebautem Verstärker und abklappbaren LS).

Ich hab' auch schon überlegt. ob das die Erklärung sein könnte - also daß Toshiba die einfachen Modelle selbst gefertigt und die höherwertigen zugekauft hat. Während das bei der großen Aurex-Maschine PR-9020 (= A-3300S) durchaus passen könnte, greift die Erklärung bei der kleinen PR-8020 (= A-1400) nicht so richtig. Soweit ich es herausfinden konnte, war das bei TEAC ein Modell am ganz unteren Rand des Modellprogramms. Zwar drei Köpfe, aber nur ein Motor. Da sehe ich keinen signifikanten Klassenunterschied zum PT-862 von Toshiba (siehe hier unten).

Zitat:als die Aurex-Maschine gefertigt wurde, hatte Toshiba soweit mir bekannt keine Bandgeräte mehr im Programm.

Das könnte haarscharf das Erklärung herhalten. In den HiFi-Jahrbüchern taucht die Toshiba PT-862 zuletzt 1975 auf. Sollte die Jahresangabe 1976 für die beiden Aurex-Modelle auf der Seite audio-heritage.jp korrekt sein, könnte das für eine umfassende Neustrukturierung des Toshiba-HiFi-Programms zum Modelljahr 1976 sprechen, bei der die (wahrscheinlich nur mäßig erfolgreichen) eigenen Tonbandgeräte durch zugekaufte von TEAC ersetzt und gleichzeitig auch die Marke "Aurex" für die HiFi-Sparte eingeführt (korrekter ja eigentlich: wiederbelebt) wurde.

Der einzige Schönheitsfehler: Die große Aurex-Maschine ist zweifelsfrei baugleich zur TEAC A-3330S, die nur bis 1975 gebaut und zum Modelljahr 1976 durch die TEAC A-3330SX ersetzt wurde. Deswegen hatte ich an der Jahresangabe 1976 auch anfangs einige Zweifel. Der Widerspruch könnte aber damit erklärbar sein, daß die für Aurex durchgeführten Design-Anpassungen (silberne untere Blende und Kopfabdeckung) optisch besser mit dem alten Modell harmonierten und TEAC deshalb auf Wunsch noch mal dieses als Basis verwendet hat.

Danke für Deine Antwort!
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#4
Eine andere Erklärung für die Weiterverwendung der 3300S (ohne X) im Aurex-Kleid könnte schlichtweg die Resteverwertung gewesen sein. Immerhin hätte sich TEAC einen (wenn auch bei Bandgeräten unbedeutenden) Mitbewerber stark gemacht, wenn die Aurex technisch ebenbürtig zum aktuellen TEAC-Modell gewesen wäre. So hat man einfach nur zeitlich begrenzt einen Teil der auslaufenden Produktion der 3300S über Aurex in den Handel gebracht. Aber das ist natürlich reine Spekulation.

PS:
Zu den Hifi-Jahrbüchern (von Breh) sei noch eines gesagt: in diesen Nachschlagewerken tauchten meiner Meinung nach nur Geräte auf, die auch in Deutschland vertrieben wurden (wie gering und erfolglos auch immer). Viele der damals erhältlichen Bandgeräte findet man dort nicht, weil sie ausschliesslich in Japan, den USA und Kanada in den Handel kamen (z.B. Bandgeräte von JVC, Kenwood und Denon, von den vielen US-Labeln mal ganz abgesehen). Zudem musste man sich als Hersteller, Importeur oder Vertreiber ins Hifi-Jahrbuch einkaufen - diese nicht unerhebliche Summe wollte so manch kleiner Importeur damals wohl nicht aufbringen. Im Übrigen ist die Geschichte des Hifi-Jahrbuches recht kurz: in den frühen 60ern erstmalig veröffentlich finden sich dort noch recht viele europäische (deutsche) Hersteller. Japan hatte den Hifi-Markt Europa zu dem Zeitpunkt noch nicht auf breiter Front erschlossen (...er dürfte ohnehin noch recht klein gewesen sein zu der Zeit) und fertigte nach dem WW2 weitestgehend OEM-Geräte. Auch für die vielen US-Label war das Europa der frühen 60er Jahre als Absatzmarkt noch recht uninteressant. Geräte von Scott, Fisher und Marantz (damals noch in den USA gefertigt), sowie Pioneer (bereits von Anbeginn ein US/Japanisches "Gewächs") waren hierzulande hochpreisige Exoten. DIe goldenen HiFi-Jahre der 70er und frühen 80er bescherten uns die am prallsten gefüllten Jahrbücher. Der Großteil der ursprünglichen US-Hersteller und Label war da allerdings schon Geschichte, die verlängerten US-Werkbänke in Japan hatten sich zum Teil verselbstständigt und überfluteten den Weltmarkt mit "neuen" Marken wie Denon, Kenwood sowie mit wieder erstarkten Traditionalisten wie Sony und Yamaha. In den 90ern sank das breite Publikumsinteresse am "klassischen" Hifi bereits wieder - das Hifi-Jahrbuch schlief damit auch ein.
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#5
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=214882#post214882 schrieb:Zum Label "Aurex" kann ich nur beisteuern, dass es sich meines Wissens nach um eine Art "Nobel"-Label handelte, das sich zum Ende der 70er herausbildete. Man folgte damit vielleicht dem Wettbewerb, wie z.B. Panasonic (-> Technics) und Sharp (->Optonica), deren "Nobel-Label" ja durchaus Erfolg hatten.
Leider geben die -im übrigen recht interessanten- offiziellen Seiten auch keinen Aufschluß über das Entstehen des Aurex-Labels. http://toshiba-mirai-kagakukan.jp/en/ ; http://www.toshiba.co.jp/worldwide/about/logotypes.html
Ja, das stimmt. Toshiba als Mischkonzern wollte mit der Marke Aurex in die gehobene Klasse von HiFi-Geräten einsteigen, doch so gegen Mitte 80er schlief das Vorhaben wieder ein. Ich hatte ein Cassettendeck. Aurex PC-X60 AD. Mit adres, welches fast ein dbx-Klon ist und daher auch nicht in den USA angeboten werden durfte. Ein Kombikopfdeck mit guter Verarbeitung und Klang für Ende 70er Jahre.

Die Aurex-Bandmaschinen sind mir dagegen neu, diese wurden anscheinend nur in Japan angeboten?
Gruß André
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#6
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=214890#post214890 schrieb:Die Aurex-Bandmaschinen sind mir dagegen neu, diese wurden anscheinend nur in Japan angeboten?

Vermute ich auch. Ich könnte mir vorstellen, daß TEAC einen Vertrieb im Ausland nicht erlaubt hat. Und wenn Peter mit der Vermutung richtig liegt, daß die PR-9020 aus Restbeständen von Teilen eines bei TEAC bereits ausgelaufenen Modells zusammengebaut wurden, waren die Stückzahlen womöglich ohnehin so begrenzt, daß es nur für den Inlandsmarkt gereicht hat.

Auch die "originale" TEAC A-1400 scheint ein reines Japan-Modell zu sein. Hab' gestern lange gesucht, bis ich sie gefunden hatte.

Wer übrigens der Ansicht ist, in den großen Akai-Maschinen sei "viel Luft", dem sei mal ein Blick auf dieses Bild (TEAC A-1400 von innen) empfohlen. Wink
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#7
timo,'index.php?page=Thread&postID=214891#post214891 schrieb:Auch die "originale" TEAC A-1400 scheint ein reines Japan-Modell zu sein. Hab' gestern lange gesucht, bis ich sie gefunden hatte.

Mit einem einmotorigen Reibradrumpler wollte man möglicherweise dann doch nicht mehr so richtig über den Großen Teich. Da hätte man Mitte der 70er Jahre wohl keinen Topf mehr mit gewinnen können. So sind es dann wohl zunächst nur die A1230/1250 und später dann die 2300er gewesen, die in den Wettbewerbsring mit Akai und Sony steigen sollten. Bei Grundig, Telefunken und Saba kämpfte man da schon gegen den Abschwung in diesem Segment. Aber das ist ein anderes Thema.
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#8
Wobei man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass sich japanische Firmen in großem Umfang ihre Geräte von zT völlig unbekannten Subkontraktern fertigen ließen. Toshiba Tonbandgeräte sind zB. mit einem "ISO" T-Tag gekennzeichnet. Wer sich hinter dieser Firma verbirgt, ist mir unbekannt. Es ist aber davon auszugehen, dass auch Geräte die unter dem Namen Toshiba oder Aurex verkauft wurden, nicht notwendigerweise von diesem Hersteller stammen und daher auch die älteren Toshiba Bandgeräte nicht von Toshiba hergestellt wurden. Man muss sich dass eher so vorstellen, wie die "Marke" Universum des Quelle Versandhändlers, die ja auch von vielen verschiedenen Zulieferern "befüllt" wurde.
Viele Grüße
Lukas
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#9
"ISO": International Organization for Standardization

Könnte es was damit zu tun haben?

SONY-Manuals weisen z. B. explizit darauf hin, dass "this set uses ISO screws".

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Geräte, die in Japan hergestellt und verkauft wurden, mussten so gekennzeichnet werden, dass der tatsächliche Hersteller erkennbar war, dazu ist auf dem Typenschild ein Zeichen, das einem T ähnelt, angebracht, neben dem das Herstellerkürzel steht. Ob das auch heute noch gefordert ist, weiß ich nicht. Näheres über diese Subkontrakter kannst du auf der Forumsseitedes Vintageknob nachlesen.

Auf HiFIDo, einer japanischen GebrauchtHIFI Verkaufs-Seite, sind diese T-Tags oft zu sehen. Bei dem gezeigten Tonband und auch einem anderen der Firma Toshiba ist ein stilisierter Niet oder Schraube mit der Inschrift ISO zu sehen, das auf einen Hersteller schließen lassen könnte, wenn man Ahnung von der japanischen Industrie hätte, was bei mir nicht der Fall ist. Mit dem Normungsverein hat das nichts zu tun, vielleicht eher damit, dass dieses Herstellerkürzel offenbar nicht mehr in verwendung ist.
Viele Grüße
Lukas
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#11
lukas,'index.php?page=Thread&postID=214992#post214992 schrieb:Es ist aber davon auszugehen, dass auch Geräte die unter dem Namen Toshiba oder Aurex verkauft wurden, nicht notwendigerweise von diesem Hersteller stammen und daher auch die älteren Toshiba Bandgeräte nicht von Toshiba hergestellt wurden.

Hergestellt vielleicht nicht, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit wurden sie von Toshiba (federführend) entwickelt. Das ist bei den Aurex-Maschinen eben nicht mehr so, das sind ganz klar TEAC-Entwicklungen.
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#12
"This set uses ISO screws." Ich bleibe dabei: Die Schraube ist eine Schraube - eine international genormte.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#13
Wenn ich mir das Gerät so ansehe, stammt es doch wohl eher aus diesen Händen: ISO ;-)
Viele Grüße
Lukas
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#14
niels,'index.php?page=Thread&postID=215005#post215005 schrieb:"This set uses ISO screws." Ich bleibe dabei: Die Schraube ist eine Schraube - eine international genormte.

niels

Du könntest recht haben
Viele Grüße
Lukas
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#15
Interessanter Thread !

Zur AUREX PR-9020 Bandmaschine kann ich etwas beitragen. Sie war wohl wirklich nur in Japan erhältlich, denn der Trafo hat nur eine für diesen Fall nötige 100 Volt Primärwicklung und ist nicht im Inneren umstellbar auf 120 oder gar 220/240 V.
Nur die Netzfrequenz lässt sich zwischen 50 und 60 Hertz umschalten. In Japan ist das nötig, denn die dortige Stromversorgung ist nicht standardisiert, die Netzfrequenz beträgt, je nach Insel, 50 oder eben 60 Hertz.

Die Maschine entspricht technisch zu 100% der TEAC 3300 S, nur die silberne untere Front und das silberne Inlet der Tonkopfabdeckung, beide gebürstet und eloxiert, sowie die ebenfalls silberfarbenen Tasten für das Laufwerk (teilweise m. farbigen Strichen) sind unterschiedlich und ergeben eine meiner Meinung nach sehr gefällige Optik.

Meine Maschine läuft per Anpasstrafo und ist, wie eigentlich alle 3300er Modelle, ein unkaputtbares und zuverlässiges Gerät.
Nach meinen Informationen gab es die PR-9020 nur als 4-Spur, 9,5/19cm/s Modell.


Vorweihnachtliche Grüße,

Frank
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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#16
(20.12.2021, 19:40)moxx schrieb: Zur AUREX PR-9020 Bandmaschine kann ich etwas beitragen. Sie war wohl wirklich nur in Japan erhältlich, denn der Trafo hat nur eine für diesen Fall nötige 100 Volt Primärwicklung und ist nicht im Inneren umstellbar auf 120 oder gar 220/240 V.

Das dürfte sich aber doch mit A-3300S-Teilen mit vertretbarem Aufwand auf 240 Volt umbauen lassen, oder? Wäre vielleicht mal eine Idee, wenn man ein Weihnachtsgeschenk für den Exoten-Sammler sucht, der ansonsten schon alles hat. Wink

Die Maschine taucht übrigens bei den Google-Ergebnissen für so ein Nur-Japan-Gerät erstaunlich oft auf russischen Seiten auf. Scheinbar scheuen die Russen keinen Aufwand bei Importen.
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#17
Die Russen haben bestimmt spezielle Importwege über die Kurilen....:-)

Jo, du hast Recht, mit nem 3300 S Trafo ließe sich das umrüsten auf 240 V.
Hau wech, den Schiet - aber sech mir, wohin


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