Riemenwechsel SONY TC-K808ES
#1
Wegen des ausgeleierten Mechanikriemens bei meinem TC-K808ES war ein Betrieb nicht mehr möglich. So war wenig zu verlieren und ich habe mich daran gemacht, den Riemensatz endlich einzubauen, den ich mir wohl vor ein paar Jahren zugelgt habe und der mir vor ein paar Tagen wieder in die Finger kam.

Das SM weist darauf hin, dass das Laufwerk genau nach Anleitung zu demontieren sei. Nee. Mach ich nicht. Aus purem Trotz. Schließlich will ich ja wissen, ob man es so weit zerlegen muss, wie es das SM beschreibt. Genaugenommen beschreibt es nämlch nicht den Riementausch, sondern das Zerlegen des Laufwerks. Der Ausbau des Laufwerkblocks geht zügig. Es sind vier Schrauben zu lösen und die Kabelverbindungen abzuziehen. Dann hat man freies Spiel.


Als erstes habe ich das rückwärtige Lager der Tonwellen entfernt. Die Regelplatine sitzt huckepack. Die habe ich drangelassen.

   

Dann ließen sich Tonwellen nebst Schwungmassen entfernen und ich musste erkennen, dass ich mich doch werde der Beschreibung des SM annähren müssen.

   

Also Cassettenfach entfernen, Blende des Laufwerks entfernen, damit man an die Schrauben kommt, die das Gussteil mit den Tonwellenlagern mit dem Rest verbinden.

   

Ich lerne zwar langsam, aber immerhin. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass mit zunehmender Zeit, die mit dem Zerlegen eines Gerätes verbracht wird, die Anzahl der Schrauben, Federn und Zwischenlegscheiben usw. steigt. Und dass sich viele davon ähneln. Und dass die Abbildungen im Manual nicht immer gänzlich präzise sind. Also habe ich diesmal nach jedem Arbeitsschritt eine kleine Notz gemacht und mit dem entsprechenden Teil fotografiert. War sehr klug!

   

Die Lagerachsen der Andruckrollenmechanik gehören mit zu dem Teil mit den Tonwellenlagern. Daher müssen die Andruckrollenmechanik tatsächlich und unvermeidlich demontiert werden. Rechts wird mit einem Washer gesichert, links sitzt eine Kunststoffschraube ("Nut"), mit der am Ende wieder die Höhe justiert werden muss.

   

Das Zahnrad, dass die Wickel antreibt, muss ebenfalls entfernt werden, damit man später das Motorteil entfernen kann. Ist auch mit einem Washer gesichert:

   

Zaghafter Versuch: Lässt sich der Riemen eventuell schon wechseln, wenn nach dem Entfernen der Schrauben die Motorplatte nur leicht angehoben wird?

   

Nein.

Also runter mit der ganzen Platte.
Beim Zusammensetzen soll der Mechanikriemen an den rot eingekreisten Plastigstümpfen eingehängt werden. Leider war ich zu schnell und habe vom eingehängten Riemen kein extra Bild gemacht.

   

Dann kam der Punkt, der mir am meisten Sorge bereitete, weil ich vor geraumer Zeit mal mein TC-K590 verbastelt hatte: Das richtige Zusammensetzen.

Also Vorgehen nach Service Manual. Bei dem "Rotary Encoder" soll das Dreieck auf die Markierung ausgerichtet werden.

   

Der-die-das Mode Cam besitzt eine Markierung, die auf den Selection Lever ausgerichtet werden soll.

   

So:

   

Links lässt sich im Anschnitt der eingehängte Mechanikriemen erkennen.

Der Zusammenbau lief erfreulich fix, weshalb ich ihn nicht weiter dokumentiert habe.
Da ich keine Spiegelkassette zum Einstellen des Bandpfades habe, weiß ich noch nicht, wie ich mit dieser Justage weiterkomme.
Immerhin: Ein kurzer Testlauf lässt hoffen, dass das Gerät wieder einsatzfähig wird.
Eine Irritation gab es allerdings schon. Ich hatte mich schonmal darüber beschwert, dass die Linke Tonwelle Längsspiel hat. Dies scheint verschwunden zu sein. Warum auch immer.

Fazit: Das Service Manual ist durchaus hilfreich, schießt aber im vorliegenden Fall etwas über das Ziel hinaus.

Übrigens...

Kann man bei dem Sony an Netzspannung fassen?
Der Trafo sieht schon gut aus:

   

Aber an der Platine des Netzschalters liegen die Anschlüsse offen:

   


niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#2
zu der Erkenntnis bin ich auch schon früher gekommen, daß es oft nie so geht wie gedacht bzw. erhofft. dafür gibt's das Service manual Rolleyes Rolleyes Rolleyes Rolleyes
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#3
Schöne Beschreibung!
Mit Neid habe ich gesehen, dass bei Dir der Sony Rotary Encoder eine Markierung hat. Das war bei meinem Pioneer CTA9 leider nicht der Fall, weshalb mir der Zusammenbau große Kopfschmerzen bereitet hat. Aber nach mehreren erfolglosen Versuchen habe ich schließlich die richtige Position ermitteln können.
Immerhin war das Zerlegen zwecks Riemenwechsel (alle Riemen waren matsch) bei dem Pioneer um einiges einfacher.

Grüße und Gratulation zur erfolgreichen Reanimation des SONYs

Nikola
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#4
Kleiner Nachtrag.

Das Service Manual empfiehlt die Verwendung eines "jig", wenn am Bandpfad etwas eingestellt werden soll."Jig" ein Tanz? Mein Pons-Wörterbuch schlägt vor "Montagegestell", "Spannvorrichtung". (Jetzt verstehe ich die tiefere Bedeutung hinter "jig-saw".)

Habe ich nicht. Spiegelkassette auch nicht. Aber das SM weiß Rat: Von einer 120er Cassette seien Bereiche auszuschneiden, diese Cassette könnte dann benutzt werden.
Zum Glück habe ich eine Kiste mit Kassetten, die wohl die allermeisten Menschen weggeworfen haben würden. Zum Zerbrechen sind die aber noch prima geeignet. Leider keine 120er darunter. Gut. Wird eben das Band einer TDK D 120 transplantiert.

Bis sich etwas erkennen lässt, breche ich mehr und mehr "Sichtfeld" frei. Oder sollte die Justage bei abgenommener Kassettenhalterung durcheführt werden? Ergibt meiner Ansicht nach wenig Sinn. Die Kassette sind so aus:

   

Da nach wie vor wenig zu erkennen ist, kurble ich die Führung in Extrempositionen, damit ich wenigstens erkenne, wie es definitiv falsch ist. Nach und nach nähere ich mich einer Position an, bei der das Band glatt zu laufen scheint. Zumindest scheint das Band nicht so gut zu laufen, wenn ich die Einstellschraube um 90 Grad nach links oder rechts drehe.

Tja. Bei all dieser Mühe wäre es wohl sinnvoll gewesen, gleich 50 € in neue Andruckrollen zu investieren. Später mal....

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#5
Hallo Niels,

über das Längsspiel der linken Capstanwelle habe ich mich auch schon gewundert, und ich konnte dafür keine plausible Erklärung finden. Das scheint allerdings bei dem Laufwerkstyp so vorgesehen zu sein - bei meinen 770ern war es ebenfalls schon immer vorhanden.

Wenn diese Laufwerke nicht hundertprozentig justiert sind, dann neigen sie leider bei dünnen Bändern zum Knittern. Eins von meinen macht das schon bei vielen C90. Das andere nimmt auch C-150 klaglos. Und ein drittes hat hin und wieder Probleme ab C-110. Auch ich hatte eventuell gealterte Andruckrollen im Verdacht und wollte sie mal tauschen lassen. Der Techniker schaute sich die Rollen an und meinte, die seien ja quasi im Neuzustand, die solle ich lieber nicht tauschen. Ob hier vielleicht doch ein Konstruktionsfehler vorliegt mit dem verschiebbaren Capstan? Bei einem späteren Modell mit etwas geändertem Laufwerk (TC-K 9xx QS) war der linke Capstan dann nämlich ohne Spiel ausgeführt.

Viele Grüße,
Martin
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#6
@Nikola... das CTA9 sollte auch Markierungen für den Rotary Encoder haben.

So eine jig wäre wohl die M300 gauge von Information Terminals, verdammt selten und meist nicht unter 200-300€ zu bekommen.

Längsspiel in den Capstanwellen haben alle meine Pioneer Decks mit RM Laufwerk auch, sogar auf beiden Seiten.
Das ist original so und mach keine Probleme solange die Andruckrolle parallel läuft.

Oli
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#7
Kirunavaara,'index.php?page=Thread&postID=208356#post208356 schrieb:Wenn diese Laufwerke nicht hundertprozentig justiert sind, dann neigen sie leider bei dünnen Bändern zum Knittern. Eins von meinen macht das schon bei vielen C90. Das andere nimmt auch C-150 klaglos. Und ein drittes hat hin und wieder Probleme ab C-110.

Danke für den Hinweis, Martin!
Auch hier frisst ein KX-1200 seit einiger Zeit gern mal eine (sehr geschätzte) MA-110, was Rätsel aufwarf.

Stellt sich nur die Frage, welche Werkstatt unserer Tage für jene Feinmechanik noch ausreichend Know-How und Akribie, (sprich: Vertrauenswürdigkeit) aufbrächte. :S

Schöne Grüße
Frank
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#8
Ist das Band der MA noch einwandfrei gewesen. TDK MA formen sich gerne zu Schnürsenkeln ich habe letzte Wochhe gut 20 Stück weggeschmissen, Waren MA 100 von 1994-96.
Alle hatten stark gewölbtes band und haben nach kurzer Zeit angefangen zu knittern.

@Nikola: Bohrung im Cam Gear Zahnrad (rot) zum kleinen Zahnrad des Servoantriebs ausrichten. Kerbe (grün) am Side Cam Gear muss zum Steg des schwarzen Seitenteils (blau) fluchten.


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#9
Genau eine TDK MA 110 machte diese Knitterei bei mir schon im Neuzustand damals frisch aus dem Laden. Mittlerweile habe ich gelernt, daß TDK ab etwa der 1990er Serie teils massive Probleme mit der Gehäusepräzision hatte, was meistens gar nicht auffällt. Wenn man genau hinhört und hochauflösende Aussteuerungsanzeigen hat, dann stellt man nur fest, daß der linke Kanal hinter Band ein wenig schwächer ankommt als der rechte. Bei der Kombination von sehr dünnem Bandmaterial mit einem nicht hundertprozentig arbeitenden Doppelcapstan-Deck, das auch noch einen längs verschiebbaren linken Capstan besitzt, begünstigen diese Ungenauigkeiten im Gehäuse aber noch die Neigung zu Knittereien.

Von daher: Werft die MA nicht voschnell weg, sondern gebt dem Band eine zweite Chance in einem anderen Gehäuse!

Viele Grüße,
Martin
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#10
Diesen Thread hatte ich wohl noch im Hinterkopf, weshalb ich die Hoffnung hatte, den Mechanikriemen ohne Komplett-Demontage tauschen zu können.

Riementausch beim Sony TC-K890ES: Die Dr. Brinkmann Methode

Rüdiger rät in seinem Beitrag aber von seiner Methode ab.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#11
Gerade bei Laufwerken wo der Bandpfad über die linke Andruckrolle eingestellt wird, ist so eine Lehre (jig/gauge) auf jeden Fall das Beste um einen Refrenzpunkt zu finden.
Ist der Tonkopfblock aber noch in der Originalposition. Und es hat keiner an der Height-, Tilt- oder Zenithschraube rumgefummelt, kann man auch ohne auskommen.

Spiegelcassette oder offene Selbstbaucassette reicht für unfallfreien Bandlauf meist aus, ist aber etwas ungenau, wenn man wirklich gute Spurlage des Bandes auf den Kopfpaketen erreichen will.
Oft ein Grund für Pegeldifferenzen bei Abspielen auf anderen Geräten und entsprechenden Problemen mit DOLBY.
Da ist eine "narrow track cassette" hilfreich. Da ist ein Sinussignal auf dem 0.3mm breitem "Rasen" zwischen den Kanälen aufgezeichnet. Eingestellt wird dann auf Pegelminimum/gleichheit R/L

Man kann sich auch einer alten Methode bedienen. Cassettenband "entwickeln"

Und nach allen Anpassungen am Bandlauf Azimuth einstellen.

Oli
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#12
Ich habe festgestellt, das die BASF-Bezugscassette mit allen Signalen, besonders mit dem Frequenzgang nur bei optimaler Spurlage sauber und linear (innerhalb +/-2dB) wiedergegeben wird. Auch eine nominell-mechanisch korrekte Spurlage reicht allein dazu noch nicht aus. Das ist recht knifflig und bin dabei, mir ein selbstgemachtes Band herzustellen, damit die BASF geschont wird.
Gruß André
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#13
Möchte (aus eigener Erfahrung) der prima Beschreibung von Niels noch hinzufügen, dass es auch wichtig ist, dass die Nase der Stufenscheibe für die Kassettenklappe so wie im Bild ausgerichtet werden muss.
VG Jürgen


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