Revox A77 MkIII Restauration Step by Step
#51
Nachdem die Capstanwelle eingeschoben ist, steckt man den Außenläufer wieder auf dieselbe. Bei manchen Motoren geht das ganz leicht, bei manchen aufgrund sehr knappen Spiels eher streng. Hier flutschte es nur so...
Die Abflachung am Wellenende wird so gedreht, dass sie etwa zwischen zwei der Löcher in der Glocken-Rückseite zu liegen kommt (Bild 3, gelbe Linie), damit die Federklemme (Bild 4) draufpasst. Wenn man die draufgewürgt hat (geht bei den neueren Motoren leichter, da sie eine einfache Flachfeder haben), kommt der Motor wieder an Ort und Stelle, die Kabel für die Feldwicklungen und den erneuerten Drehzahlgeber werden am Drehzahlregelprint angesteckt. Die Polarität des Tachokopfes (braunes und blaues Kabel) ist dabei egal.

Nachgeliefert werden soll noch eine Nahaufnahme des Abtastkopfes (Bild 6). Der Abstand von der Glocke (gelbe Pfeile) soll etwa 0,4 mm betragen. Dabei beträgt die Ausgangsspannung des Gebers bei 9,5 cm/s etwa 40...50 mV, bei 19 cm/s über 100 mV. Wenn es etwas mehr ist, schadet es der Elektronik nicht, aber es besteht dann die berüchtigte Pfeifneigung des Tachokopfes, die zwar immer etwas vorhanden ist, bei zu kleinem Abstand aber störend sein kann, besonders bei Pianissimo-Stellen.
           

           

Die nun folgende Drehzahlmessung, die aus der Messung der vom Tachokopf abgegebenen Wechselimpulse besteht, zeigt bei beiden Drehzahlen etwas zu hohe Werte. Bei 19 sollten es 1,6 kHz, bei 9,5 800 Hz sein, wobei Abweichungen von 1 Hz tolerierbar sind, jedenfalls nach Serviceanleitung. Ich toleriere nur Abweichungen im Bereich ± 0,3 Hz. Der Frequenzzähler kommt an die Anschlüsse des Tachokopfes auf der Regelplatine.
Manchmal benutze ich auch einen opto-elektronischen Drehzahlmesser und messe mit einem Reflexstreifen direkt am Motorläufer. Da der Drehzahlmesser eine hohe Genauigkeit von 0,025 % hat, ist das m.E. genau so präzise.
           

Mit einem biegsamen Abgleich-Schraubendreher und etwas Fummelei (1. Foto) gelingt es, den Kern der Resonanzkreisspule vorsichtig abzugleichen, bis die Frequenz bei 19 cm/s möglichst nah bei 1,6000 kHz liegt. Die kleinere Bandgeschwindigkeit (800 Hz) wird dann erheblich leichter mittels des von vorn zugänglichen Einstellwiderstands justiert. Wie man auf den Fotos 2 und 3 unten sieht, ist mir das sehr gut gelungen. Wink
Normalerweise sollte bei dieser Einstellerei ein Band eingelegt sein und laufen. Ich habe aber die Feststellung gemacht, dass durch die sehr präzise arbeitende Regelung dabei kein nennenswerter Unterschied messbar ist. Es reicht, wenn die Lichtschranke abgedunkelt (Lämpchen gezogen) und die Starttaste gedrückt wird.
           

Nun wurde ein erster Laufwerks-Probelauf gestartet, der ohne jeden Mangel verlief (Bild 1).
Die Bremsen wollte ich anschließend einer Reinigung unterziehen, was keine große Sache ist: man schraubt die Bandteller ab, nimmt die Bremsbänder am oberen Ende ab (Sicherungsring abdrücken, Feder aushängen), reinigt sie an der Innenseite gründlich mit Isopropyl oder Bremsenreiniger, ohne sie dabei oder hinterher mit den Fingern zu berühren.
Den Trommeln und ihrem Textilbelag rückt man, am besten bevor man die Bremsbänder wieder anbaut, mit Wattestäbchen und Isoprop zu Leibe. Da ich es vergessen hatte, zu fotoknipsen, habe ich ein nachträgliches getürktes Foto (Bild 2) mit bereits montiertem Bremsband erstellt... Jedenfalls lässt man den Motor laufen und hält das getränkte Wattestäbchen oder ein Baumwolltuch dabei an den Umfang der Trommel.
Wenn das rechte Bremsband gelöst ist, sollte man die Maschine abschalten. Warum? Es berührt beim Herunterhängen gern die Fassung der Betriebskontrollleuchte. Dann macht es "pitsch" und die Sicherung ist durch! :|
Nun können wir uns auch dem Zählwerkriemen widmen, der bei dieser Revox gerissen und lose im Gehäuse lag. Es sollte ein Rundriemen 2 x 95-97 mm sein, ich nehme aber auch gern 1,5 x 95, was völlig ausreicht. Der neue Riemen wird um den Einstich an der Unterseite des rechten Tellers geführt, unter dem Bremsband hindurch und an den Antrieb des Zählwerks. Testlauf (Bild 4): läuft!
           

   

Ich war nun so in Schwung, dass ich noch schnell die Abteilung Bandführung/Andruckrolle fit machen wollte.
Die beiden großen Bandführungen rechts und links der Tonkopfabteilung bestehen aus je zwei tellerförmigen Abschlusscheiben, die alle identisch sind, sowie links aus einem Kugellager 626 ZZ (mit Stahl-Abdeckscheiben) und den Abmessungen 6 (innen) x 19 (außen) x 6 (Höhe) mm, und rechts einer einfachen Aluminiumscheibe mit ähnlichen Abmessungen, aber 6,4 mm Dicke.
Da das Kugellager nur 6 mm, das Tonband bekanntlich aber 6,3 mm in der Höhe misst, liegt über und unter dem Innenring des Lagers je eine Passcheibe mit 0,1/0,2 mm Stärke. Beim Zerlegen übersieht man diese oftmals, wenn man es zum ersten Mal macht! Man nimmt dann diese hauchdünnen Ringe (Bild 2) gar nicht als eigenständiges Teil wahr, zumal sie meist an oberem und unterem Abschlussteller kleben.

Zum Abschrauben von der Grundplatte sollte man lieber keinen Schraubendreher benutzen, obwohl die Messing-Hohlschrauben so verlockende schlitzförmige Einfräsungen besitzen (sichtbar etwa auf Bild 6)! Ich bin sicher, in der Montage bei Revox (und auch in den Servicewerkstätten) hatte man dafür ein genau passendes Spezialwerkzeug mit Führungsdorn in der Mitte. Denn die Schlitze sind auf dem Grund nicht gerade, sondern in der Mitte tiefer als am Rand, zudem so breit, dass man einen 11 mm-Schraubendreher nehmen müsste, der entsprechend schmaler und an der Klinge gerundet zugeschliffen sein müsste. Selbst wenn man sich den bauen würde, würde oft genug das weiche Messing ausbrechen und beschädigt werden. Die Hohlschraube würde man dabei womöglich trotzdem nicht lösen können.
Also: Obere Abschlusscheibe mit Daumen und Zeigefinger beider Hände über Kreuz fest am Umfang fassen und im Gegenzeigersinn drehen. Sollte die Schraube extrem fest sitzen, ist es besser, eine Wasserpumpenzange am Umfang der Messingschraube anzusetzen (ggf. Lappen zwischenlegen), als dann doch den Schlitz mit unpassendem Schraubendreher zu vermurksen! Das hört sich alles problematisch an, aber bei den meisten A77 habe ich die Bandführungen auf Anhieb nur mit bloßen Händen gelöst bekommen.
Die abmontierten Teile werden mit Waschbenzin gereinigt (Bild 3) und das versiffte, oft klappernde und kreischende Lager (Bild 4) entsorgt. Neue Lager in einwandfreier Qualität aus japanischer Fertigung gibt es z.B. für 90 Cent bei Pollin. Ich habe die bisher in alle A und B 77 eingebaut und noch keine Klagen gehört. Man muss an dieser Stelle sicher keine "Heitek"-Lager einsetzen; wichtig ist ein leichter Lauf, damit die Dinger sich auch tatsächlich mitdrehen!
Nach dem Zusammensetzen setzt man die ganze Einheit auf die Grundplatte und zieht sie mit den Händen vorsichtig fest, wobei man die Passcheiben nicht verkanten darf. Man merkt das aber sehr schnell und kann die Sache mit etwas drehen und ruckeln in die richtige Position bringen. Ein abschließender Test zeigt, ob das Lager leicht dreht.
           

           

Die Auslauf-Führung rechts besteht wie gesagt nur aus vier Teilen; die Passscheiben fehlen. Das Aluteil ist meist an der Bandlaufseite stark eingelaufen und mit Abrieb verschmutzt (Bild 2). Alle Teile werden wieder geputzt und so gedreht festgeschraubt, dass die abgenutzte Seite von Deckscheiben und Distanzröllchen nun nach hinten zeigt. Es gibt auch Menschen, die dieses Distanzröllchen durch ein ebensolches Kugellager ersetzen, wie links. Ich habe das bei einer meiner A 77 auch gemacht und bisher keinen Vor- oder Nachteil festgestellt. Man kannn es machen, muss es aber nicht. Die Diskussion um Sinn oder Unsinn der werksseitig festen Führung hatten wir hier ja schon mal...
           

Die 25 Fotos sind wieder mal voll und ich wollte eigentlich noch die Andruckrolle wechseln! Aber das zeige ich euch, liebe Kinder, dann ein Andermal. Bis dahin schön brav sein, nicht das Tonbandgerät vom Papa kaputt machen und jetzt gleich nicht vergessen: abschalten! thumbup

Euer Holger
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#52
Bei meiner B77 habe ich mittlerweile zwei leichtgängige Keramikhybridlager im der Bandführung eingesetzt. Das Band reibt an diesen beiden Teilen nicht mehr, die Lager rollen stets mit. Laufprobleme, auch beim Anlauf konnte ich nicht beobachten.
Gruß André
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#53
Nach der Montage habe ich noch die etwas unansehnlich gewordenen Auflageteller noch fein geschliffen, die nun in neuem Glanz erstrahlen.
Auf dem folgenden Foto kann man das ganz gut sehen:
   

Aber nun die Sache mit der Andruckrolle, um die Abteilung "Kopfträger und Bandführung" abzuschließen.
Die Rolle ist bei der A77 in einem am Ende gegabelten Hebel gelagert, der von einem Zugmagneten unter dem Chassis bewegt wird. Die Andruckkraft an die Tonwelle beträgt bei Maschinen mit glatter Welle ca. 1,5 kp, bei solchen mit sandgestrahlter Welle 1,2 kp. Dieser Wert kann mit der Sechskantschraube M5, die vorn neben der Andruckrolle im Hebelarm sitzt, eingestellt werden, indem diese Schraube eine Druckfeder mehr oder weniger vorspannt. Man sieht auf dem zweiten Foto unter der "2" des Spur-Aufklebers ihr rot verlacktes Ende.
Wenn die Gummirolle gewechselt werden muss, zieht man das Sicherungsblech mittels eines Schraubenziehers, der als Hebel eingesetzt wird, heraus (Bild 2). Dieses Blech (ein Federstahlteil) rastet auf der Unterseite des oberen Gabelteils in einen Einstich der Rollenachse ein. Oder in diesem Fall eben aus... Wink
Mit den Fingernägeln oder einer passenden Zange kann nun die Achse nach oben rausgezogen werden (Bild 3).
           

Wenn man die Andruckrolle zur Seite ausgefahren hat, kommen die beiden Teflonscheiben oben und unten irgendwie zum Vorschein. Meist klebt die untere noch auf dem Rollenarm (Bild 1), die obere fällt raus oder hängt oben auf der Rollennabe.
Die Aufnahme in dem gegabelten Ende des Arms wird gereinigt und die untere Teflonscheibe (oder eine neue, die der Rolle beigelegen hat) mit etwas Fett genau konzentrisch auf die untere Bohrung im Hebel geklebt. Die obere Scheibe bekommt ebenfalls eine Spur Fett (techn. Vaseline) und wird oben auf die Andruckrolle geklebt. In diesem Fall ist es eine mit Laufrichtungspfeil, über dessen Sinn mir auch noch niemand befriedigende Auskunft erteilen konnte (Bild 2).
Dann manövriert man die Rolle, möglichst ohne die Teflonscheiben zu verschieben oder rauszuwerfen, in die Gabel. Das klappt manchmal auf Anhieb, oft erst beim dritten oder vierten Versuch. Es ist sicher nicht die beste Lösung für die Befestigung, die Revox da gewählt hat. Weil die Rolle ohne die Sicherungsfeder aber rund einen Millimeter Höhenluft hat, geht es trotzdem irgendwie.
Dann führt man die zuvor gereinigte Achse in die Lagerbuchse der Rolle ein, welche natürlich zuvor ein oder zwei Tröpfchen Sinterlageröl spendiert bekommen hat. Dabei wäre es schön, wenn die Teflonscheiben immer noch korrekt liegen und mit den Bohrungen fluchten!
Sicherungsblech seitlich einführen, auf die korrekte Höhenausrichtung der Achse achten, und das Blech mit einer Zange einrasten lassen (Bild 3).
Damit ist die neue Rolle eingebaut und die Tonkopf-/Bandführungs-Sektion sieht aus, wie aus dem Ei gepellt!
           

           

Nun erfolgt ein erneuter Probelauf mit der neuen Andruckrolle; auch dieser gibt keinen Grund zur Beanstandung.
       


Damit ist auch dieser umfangreiche Arbeitstag wieder mal zu Ende und ich gehe jetzt ins Bett. Am morgigen Sonntag werdet ihr keine Fortsetzung von mir erwarten können, denn morgen wird der Grill angeworfen und chillen ist angesagt! thumbsup

Die mechanischen Arbeiten sind damit auch weitgehend erledigt. Wenn mir noch etwas auf- oder einfällt, wird das natürlich noch eingeschoben. Die Lager der Wickelmotoren werde ich nicht tauschen, weil es dafür keinen Grund gibt. Sie laufen leise und leicht. Es ist im Prinzip nicht schwer, aber man muss einiges demontieren, um an die Motoren heranzukommen und deren Läufer abzuziehen.

Und so wird es wohl als Nächstes weitergehen mit den schon seit Wochen in einem Karton vor sich hin vegetierenden Steckplatinen, die mit nagelneuen Elkos bestückt werden wollen. Dabei ist eigentlich nicht sehr viel zu berichten und zu beachten, aber ich werde es natürlich trotzdem mit ein paar Fotos illustrieren.

Gute N8! Confusedleeping:
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#54
Klasse dokumentiert! Danke!
Ich habe auch noch 2 A 77 MK II und eine B77 hier rumstehen, die dringend überholt werden müssen.

Frage zur Lagerluft.

Muss es wirklich ein C2-Lager sein? Ich habe welche mit normaler Lagerluft, also CN von skf. Die C2 Lager sind mir entweder zu teuer, den noname aus China traue ich nicht so recht über den Weg.

Hast du einen direkten Vergleich und kannst bestätigen, dass ein C2 Lager einen wirklich leiseren Motorlauf garantiert?
Es gibt ja eine Streuung bei der Produktion und so werden sie danach eingeordnet:

https://www.jesa.com/de/dokumentation/te...lagerluft/

Ein CN kann ähnliche Werte wie ein C2 haben, muss es aber nicht.

Grüße!
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#55
Hallo Armin,

ich habe bis jetzt erst bei zwei Capstanmotoren die Kugellager gewechselt. Eins davon hatte normale Lagerluft, das zweite war das oben gezeigte C2-Lager.
Beide Motoren liefen nach dem Tausch leise und rumpelfrei. Deshalb vermute ich, dass die verringerte Lagerluft zwar dem Perfektionismus von Studer-Revox geschuldet ist, aber nicht wirklich nötig ist... Wink

Meine Lager sind eigentlich für Inline-Skates gedacht und ob sie aus China oder sonstwo her stammen, kann ich leider nicht nachprüfen. Da sie relativ preiswert waren (unter 6,- pro Stück), habe ich mal vier davon gekauft und zumindest das erste hat mich nicht entäuscht!

LG Holgi
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#56
Ok, danke für die Info. Da bleibe ich doch bei Lagern mit normaler Lagerluft.

Grüße!
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#57
Sodele. Obwohl heute ein sehr heißer Tag war, habe ich mich nachmittags vor den Venti gesetzt und mir die Revox-Steckplatinen vorgenommen.

Zu der Arbeit des Elkotausches gibt es nicht viel zu erzählen oder gar zu bebildern... Man muss unbedingt auf die richtige Polung achten. Bei modernen Elektrolytkondensatoren ist grundsätzlich der Minuspol gekennzeichnet. Ich habe mir aber schon seit Ewigkeiten angewöhnt, den Pluspol mit einem Eddingpunkt oder -strich auf der Platine zu kennzeichnen, bevor ich die alten Teile auslöte. Bei der Spannungsfestigkeit sollte man vernünftige Werte wählen; die pauschale Aussage, "immer den nächsthöheren Wert" zu nehmen, ist Blödsinn. Oft sind Elkos eingebaut, die an dieser Stelle gar keine Gleichspannung über, sagen wir, 3 oder 6 Volt sehen, aber sie sind für 16 oder 25 Volt ausgelegt. Weil das eben eine Sache der Lagerhaltung und der Preisgestaltung der Bauteillieferanten war.
Man ist auf der sicheren Seite, wenn man den ursprünglichen Wert nimmt, etwas mehr schadet nicht, ist aber meist überflüssig! Die Betriebsspannung der Verstärkerplatinen beträgt bei der Revox 21 V. Es ist also absolut ausreichend, für die direkt an der Spannung liegenden Elkos welche für 25 V zu nehmen. Man kann natürlich auch ein bisschen nach den Preisen gehen. Bei 1 µF-Elkos zum Beispiel können 50 V-Typen wegen größerer Stückzahlen billiger sein als die 25 V-Ausführung. Dann greift man, na klar, zu den 50 V-Eumeln.
Nur an wenigen Stellen der Gesamtschaltung liegen die unstabilisierten 28 V Gleichspannng an. Da müssen es dann 35 V-Elkos sein.

Die Bauform der Elkos aus dem 21. Jahrhundert ist fast immer kleiner als jene der 1970er Jahre. Man wird also nie Probleme mit dem Platz bekommen.

Die Frage, ob man Tantalkondenstoren nun auch erneuern sollte und wenn, ob dann wieder Tantal oder Alu-Elkos, habe ich für mich so entschieden, dass ich die auch rausschmeiße und, wenn in meinem Vorrat nicht zufällig gerade vergriffen, auch wieder durch Tantals ersetze. Dabei benutze ich statt der üblichen "Perlen" auch gern zylindrische Ausführungen nach MIL-Standards, von denen man hin und wieder Restposten bekommt. Was Besseres gibt es nicht!

Ja, und so geht es dann los mit der Löterei und nach etwa einer guten Stunde sehen unsere Platinchen so aus:
   

Als Anschauungsbeispiele hier ein paar Module aus der Nähe.
Links der Wiedergabeverstärker für einen Kanal. Die Tantalis sind jetzt ocker und orange. Elkos dunkelblau oder braun. Auf jeden Fall raus ( wie ich schon bei der Drehzahlregelung erwähnte) müssen die weißen Schiffchen, die oft keine Kapazität mehr haben.
In der Mitte sieht man den Eingangsverstärker. Auf dieser Platine befinden sich die Verstärkerzüge für beide Kanäle! Hier erkennt man die stehend eingebauten, guten 10 µ-Tantalis von Siemens, und drei Panasonic Low-ESR-Elkos in dunkelblau/gold. Der zweite 125 µF-Elko sitzt auf der Platinen-Unterseite, wahrscheinlich um das Übersprechen zwischen den Kanälen gering zu halten. Bei mir haben die übrigens nur 120 µ, das ist aber wurscht.
Das dritte Foto zeigt den Hf-Oszillator. Auf diesem Board ist nur ein axialer Elko zu tauschen, ebenso auf dem Relaisboard, das hier nicht abgebildet ist. Auf der Oszillatorspule ist ein roter Edding-Punkt auszumachen, das Kennzeichen für ein Zweispur-Oszillatorboard. Das "4-Track"-Board hat eine gelbe Kennzeichnung.
           

Danach überprüft man mittels der Lesebrille (falls man die braucht) oder einer Lupe gewissenhaft die Lötseite der Platinen auf Lötfehler wie Brücken und schlechte Lötungen, findet keins von beidem und kann die Module wieder in die Kontaktleisten des Schalterboards stecken. Verwechslungen sind dabei, wenn man sich nicht ganz dämlich anstellt, so gut wie ausgeschlossen, weil alle Platinen unterschiedliche Kennungskerben aufweisen, die nur zu den korrekten Steckplätzen passen. Es geht aber völlig ohne Probieren, wenn man, wie ich, die Platinen mit 1, 2, 3... kennzeichnet.
Das Abschirmblech, das gleichzeitig die Module an ihrem Platz arretiert, bekommt einen neuen Schaumstoffstreifen (3. Foto). Und zwar immer. Ich habe noch keine A77 auf dem Tisch gehabt, wo dieser Schaumstoff noch gut gewesen wäre...
           


Das Abschirmblech wird aufgesetzt, wobei unbedingt darauf geachtet werden sollte, dass alle Steckplatinen in die Kerben im umgeknickten Rand des Bleches hineinrutschen!
Es wird mit zwei Blechschrauben befestigt, wovon eine wegen guten Massekontaktes mit einer Fächerscheibe versehen sein sollte; hier die linke. Sitzt es richtig, sieht man die Trimmpotis und Spulen hinter den Löchern. Nun habe ich auch die Laufwerkstasten und das kleine Abschirmblech darunter wieder befestigt (natürlich andersrum... Wink ) und die Maschine wird zusehends vollständiger.
           

Links unten das fast komplette Gerät, bei dem jetzt nur noch das Gehäuse fehlt. Und ein paar Kleinigkeiten, zu denen wir später kommen.
Nun kommt der spannende Moment des Tests der Verstärkerelektronik. Wird alles auf Anhieb funktionieren? Meist ist das nicht der Fall, irgendwo hakt es oft. In diesem Fall brüllt der angeschlossene Kopfhörer im linken Kanal mit voller Lautstärke in mein Ohr. Das Lautstärkepoti funktioniert nur rechts! Nanu, da muss doch bei dem linken Potiteil die Masse fehlen?! --- Stimmt. Ich hatte verjassen, die Drahtbrücke zwischen den beiden Etagen des Reglers wieder zu schließen. Kann passieren!
Dann aber: Wiedergabe funktioniert (unterschiedliche Pegel oder Klänge auf den Kanälen interessieren jetzt noch nicht, Hauptsache, es tönt unverzerrt und beiderseits), Vorbandkontrolle im Recordmodus ebenfalls. Die VU-Meter schlagen munter aus, wie man auf dem zweiten Foto erkennt.
Als Nächstes muss auch kurz die Aufnahmefunktion inklusive der Hinterbandkontrolle gecheckt werden. Dazu muss ich das Band wechseln. Also zurückspulen. Aber nanu? Was ist das denn nun wieder? Die Motoren laufen mit voller Spannung gegeneinander und — die Andruckrolle fährt ans Band, wenn die Rücklauftaste gedrückt wird!
           

Es stellt sich heraus, dass dieses Phänomen immer auftritt, wenn die Aufnahme-Vorwahltasten gedrückt sind und die Aufnahmerelaisplatine steckt. Das verstehe ich zunächst nicht und sehe mich schon in den Schaltplan vertieft die nächsten Tage mit der Fehlersuche verbringen X( .

Doch die Geschichte ist innerhalb von fünf Minuten gefunden und behoben. Ich denke mir, es kann eigentlich nur ein Irrtum beim Stecken der Kabel am VU-Meter-Print sein, der für diesen Fehler verantwortlich ist. Und tatsächlich: kleine Ursache, große Wirkung. Ich hatte das rote und das violette Kabel vertauscht (linkes Bild), die die 28 V-Gleichspannung führen. Ihr wisst schon: Rot ist blau und Plus ist Minus! Nach dem Vertauschen der Drähte gehorchten die Tasten wieder so, wie es der gute Willi einst wollte.
Die Katze Dina liegt währenddessen auf dem Balkonstuhl und hat überhaupt keine Meinung. Bei 31 Grad ist dem armen Tier einfach nur viel zu warm! Ständig im Pelz rumlaufen? Das würde mir auch nicht gefallen Sad !
Ich hingegen lege mir nun die Aufkleber vor die Einmesslöcher, denn ich möchte eine grobe Einstellung vornehmen, um die Aufnahmefunktion zu testen (3. Foto). Bis heute kenne ich die hinter den einzelnen Löchern wohnenden Trimmer immer noch nicht mit Namen und muss daher diesen Spickzettel nutzen, der nach vollendeter Einmessung dann auf das Abschirmblech gepappt wird...
           

Was soll ich sagen? Die Aufnahme funktioniert ebenfalls auf beiden Kanälen gleichmäßig. Uff! Damit ist das Meiste geschafft.

Ich wollte noch die Andruckrolle auf deren korrekte Einstellung überprüfen. Dazu soll man laut Serviceanleitung eigentlich eine Federwaage oben in die herausstehende Achse der Rolle einhängen und sie gerade nach vorn abziehen. Das soll mir "Herr Revox" bitte mal vormachen! Hier haben wir den typischen Fall einer Anweisung, die irgendwo im Schweizer "Bureau" erdacht wurde, ohne dass der Verfasser sich die Verhältnisse an der realen Apparatur vor Augen geführt hätte. Es geht nicht! Nicht, ohne den VU-Meter-Print erneut abzubauen, das aber werde ich garantiert nicht tun. Das walte Hugo!

Aber es gibt ja Kontaktoren, und obwohl der runde Ansatz an der Rollenachse nicht so ganz ideal dafür ist, geht die Messung mit diesem Taster sehr gut. Er wird am Achsstummel angesetzt, ohne Abzurutschen (!) nach unten gedrückt, bis die Rolle abhebt und stehen bleibt. Dann nähert man sie wieder langsam der Tonwelle, bis sie eben wieder mitgenommen wird. Nun liest man den Skalenwert ab. Er liegt, wie man sieht, bei ca. 14,5 N und ist damit in Ordnung! Kein Handlungsbedarf. Wäre es eine Maschine mit angerauter Tonwelle, würden auch 12 N genügen.
           


Gegen 20 war ich mit der Revox und den Nerven für heute fertig. Es waren diesmal gute 3 Stunden Arbeitszeit.

Und nach all dem Stress in der Hitze der Küche (Gott sei Dank abgemildert durch den Ventilator) habe ich mir danach einen Teller aufgebratene Nudeln (Restbestände von heute Mittag) mit Speck, Ei und 'n büschn Kettschapp, wohl verdient! Und dazu eine schöne kühle Milch und die schon bereitliegende Zuckertablette. Wink Aaah!!
   

Und nächstes Mal? Die alten Cinchbuchsen werden durch neue, vergoldete mit vergrößertem Abstand ersetzt, die mir mein alter Freund Ernst Schmid (Pievox) geschickt hat. Eine wohldurchdachte kleine Verbesserung, die ohne Fräsen, Feilen oder Sägen auskommt. Der Abstand wird nur um etwa 3,5 mm vergrößert, was für fast alle Stecker mit normalen Proportionen ausreichend ist.

Ja, und dann kommt auch schon die Einmessung! Vielleicht mache ich es auch andersrum, mal sehen...

Bis dahin (aber sicher nicht schon morgen)

LG Holgi thumbup
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#58
Hallo Holgi,

wieder mal eine gelungene Revisionsbeschreibung - einschließlich Wetterbericht und Speiseplan thumbsup !

Freue mich schon auf die Fortsetzung... 8)
Liebe Grüße
Mecki
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#59
Ja, Andy, die Fortsetzung kommt demnächst.
Erst mal wird dein Briefband bespielt (am WE habe ich teilweise sturmfreie Bude, da habe ich meine Ruhe 8) ) und wenn es mal ein paar Grad kühler ist, kommt auch die A77 wieder dran. Ich kann diese Hitze nicht ab, bin dann zu nix zu gebrauchen! wacko
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#60
Eigentlich war es nur noch eine gute Stunde Arbeit, aber ich hatte in den vergangenen Wochen irgendwie nie die Ruhe und Lust, die Einmessung und den Buchsen-Umbau als abschließende Maßnahmen durchzuführen. Aber heute Nachmittag gab es kein Halten mehr!

Alsdann, legen wir los thumbup :

Als Ausrüstung für die Einmessung habe ich mich für das Nakamichi T-100 entschieden. Das ist die einfachste Lösung (nur ein Gerät für alles) und da ich es erst vor ein paar Tagen neu kalibriert hatte, konnte ich mich auf seine Genauigkeit verlassen. Bis auf eine Ausnahme: die Wow & Flutter-Messung. Um das Messgerät in diesem Bereich zu justieren, benötigt man ein mit 4 Hz und 1% Hub frequenzmoduliertes 3 kHz-Signal, von dem ich auf die Schnelle nicht wusste, woher ich es bekommen könnte... Ich bin sicher, man kann da mit Software was machen, aber dazu fehlte mir der Elan. Wenn wirklich mal Wau und Flatter zu messen ist, habe ich auch noch ein Woelke ME 104.

Weiterhin holte ich mir ein Bezugsband 19 H, ein Pegelmessband 250 nWb/m von Pievox und mein Einmessband, in diesem Fall ein RTM LPR35 vom März diesen Jahres. Dieses Band ersetze ich jeweils nach etwa 10 Einmessvorgängen durch ein neues. Dieses hier hat erst zwei Durchläufe hinter sich.
Das 250 nWb-Band müsste ja eigentlich 257 nWb/m haben, aber ich muss zugeben, dass ich das nicht gefunden habe. Ich befürchte, es ist hinter das Regal gerutscht. Aber das ist wirklich wurscht, denn der Unterschied zwischen den beiden Bandflüssen beträgt nur rund 0,2dB. Und bei den beiden Pievox-Bändern besteht überhaupt kein messbarer Unterschied. Ich habe also gar keine Skrupel, das 250er zu nehmen! thumbup

           

       

Die erste Arbeit ist (nach dem Einschalten des T-100, damit er warm wird) immer das Entmagnetisieren der Köpfe und Bandführungen, damit man sich die teuren Mess- und Bezugsbänder nicht versaut.

   

Danach folgt die Azimuteinstellung des Wiedergabekopfes, die ich schändlicherweise nicht im Bilde festgehalten habe. Aber die Vorgehensweise ist einfach: das 1kHz- , danach das 10 kHz-Signal vom Bezugsband werden abgespielt, die Wiedergabeverstärker zuvor auf etwa gleiche Pegel eingestellt und bei auf "Mono" geschaltetem Ausgang (wichtig) der Revox das Signal auf Millivoltmeter oder T-100 im Pegelanzeigemodus gegeben. Mit dem 1 kHz-Ton stellt man grob ein, um zu vermeiden, dass man ein Nebenmaximum trifft, dann mit den 10 kHz folgt die Feineinstellung auf höchsten Ausschlag des Pegelmessers.
Nachdem der Kopf stimmt (man kann die Schraube auch gleich mit Sicherungslack versehen, damit man nicht versehentlich nochmals daran fummelt!) kommt der Wiedergabepegel an die Reihe. Dazu legt man das entsprechende Messband auf und startet die Wiedergabe. Vorher muss gewährleistet sein, dass der Lautstärkesteller der Revox auf Rechtsanschlag steht, der Balanceregler genau auf Mitte, der Spurwahlschalter auf STEREO und der Monitorschalter auf NAB.
Laut Servicemanual soll der Ausgangspegel auf 2 V eff eingestellt werden (Korrektur: 1,55 V; siehe hierzu Postings # 65 ff!), was nun mittels der Trimmer auf dem Wiedergabeverstärker erfolgt.
Zu Beginn waren die Pegel noch "irgendwo" und sehr unterschiedlich, wie das erste Foto zeigt. Nach dem Einstellen der Verstärkung sah das Ergebnis so aus, wie auf dem dritten Bild. Beide Kanäle genau 2 V!

           

Ich sollte zwischendurch erwähnen, dass ich die Spulenkerne für die HF-Fallen (Bias-Trap) in den meisten Fällen nicht anfasse. Oft lässt sich gar kein Minimum einstellen, meist stimmt die alte Einstellung. Außer, wenn ich Platinen getauscht habe, dann messe ich die vagabundierenden Hf-Reste und versuche sie zu minimieren. Auch die Dummyload-Spule lasse ich so, wie sie ist, es sei denn, ich hätte den Löschkopf getauscht, was ich aber außer bei Umrüstungen von Viertel- auf Halbspur noch nie musste. Da in diesem Fall auch der Oszillatorprint gewechselt wird, ist ohnehin eine Einstellung des Dummyloads nötig. Diese sog. Ersatzlast ist wichtig, weil die Löschkopfspulen Teil des Oszillators sind und bei Monobetrieb wird das abgeschaltete Kopfsystem durch diese induktive Ersatzlast ersetzt, damit sich die Spannung an der jeweils anderen Löschkopfwicklung nicht nennenswert ändert.

Nachdem der Wiedergabepegel stimmt, sind die beiden Trimmpotis absolut tabu! Die dürfen jetzt nicht mehr angerührt werden, sonst kann man wieder von vorn anfangen.
Am besten klebt man gleich einen neuen Aufkleber drauf, dann kommt man gar nicht auf dumme Gedanken... Wink
Nun ist der Aufnahmezweig an der Reihe. Es erfolgt zunächst eine grobe Einstellung der Aufsprechpegel, damit man bei den folgenden Bias- und Aufnahme-Entzerrer-Justagen nicht völlig daneben liegt. Also kommt jetzt das neuwertige Einmessband zum Einsatz! Bei einer Messfrequenz von 400 oder 1000 Hz stellt man den Hinterbandpegel beider Kanäle etwa auf 2 V bei 0 VU.

           

Nun wird der Generator im T-100 auf 10 kHz geschaltet und der Azimut des Aufnahmekopfes penibel eingestellt. Auch dabei wird der Ausgang des Wiedergabeverstärkers wieder auf Mono geschaltet und beim Drehen an der Taumelschraube die Verzögerung bedacht, die durch den Abstand der Köpfe begründet ist. Zur Sicherheit schalte ich den T-100 kurz auf rosa Rauschen und überprüfe die Eintaumelung mit dem Kopfhörer und bei 9,5 cm/s.
Azimut sitzt, Schraube kann verlackt werden.

   

Anschließend werden die Pegelregler der Revox bis zum Anschlag geöffnet und der Ausgangspegelsteller am Naka (wieder auf 10 kHz-Stellung) so eingestellt, dass die Schätzeisen der A77 0 dB anzeigen. Sodann wird am Naka der Pegel mittles der entsprechenden Schalterstellung um 20 dB abgesenkt. Nacheinander wird nun der sogenannte Δ S10-Arbeitspunkt beider Spuren eingestellt. Dessen Wert entnimmt man dem jeweiligen Datenblatt des Tonbandmaterials, auf welches man einmessen will. Beim LPR35 beträgt dieser Wert -4 dB bei 19 cm/s. Das bedeutet, dass man nun die Trimmer für die Vormagnetisierungsspannung so weit im Uhrzeigersinn dreht, bis der Ausgangspegel hinter Band ein Maximum erreicht (um das ablesen zu können, muss man ggf. den Lautstärkeregler etwas verstellen). Auf der Pegelanzeige des T-100 werden der Einfachheit halber +4-5 dB eingestellt, wenn dieses Maximum erreicht ist. Dann dreht man das Bias-Trimmpoti in der gleichen Richtung weiter, bis der Pegel wieder um 4 dB gefallen ist. Erfahrungsgemäß muss man meist noch ein dB weiter drehen, weil man mit den modernen Bandsorten auf der A 77 sonst keinen glatten Frequenzgang hinbekommt. Die Höhen sind dann mit der Entzerrung nicht zu bügeln, sondern bleiben zu vorwitzig!

           

Beide Kanäle werden also auf diesen Arbeitspunkt eingestellt und sodann der Tongenerator zunächst auf 1 kHz geschaltet. Die Hinterband-Pegelanzeige bei dieser Frequenz merkt man sich und erhöht letztere dann auf 15 kHz. Normalerweise nehme ich 14 kHz, aber der Naka hat diese Frequenz nicht drauf. Es kommt aber nicht wirklich darauf an, es geht auch mit 15 kHz!
Bei dieser Einstellung (der Vorbandpegel beträgt weiterhin ca. -20 dB!)

   

wird mit den EQ-Trimmern für 19 cm/s der gleiche Pegel wie der gemerkte bei 1 kHz eingestellt, eventuell 0,5 dB drüber.

       

Wenn das bei beiden Kanälen geglückt ist, überprüft man mal durch Durchschalten der Frequenzen am Generator, wie der Über-Alles-Frequenzgang aussieht. Mit winzigen Korrekturen an Bias- und EQ-Trimmern schafft man es meist, dass die Frequenzgänge beider Kanäle nur minimale Abweichungen aufweisen. In diesem Fall verarbeitet die Maschine auf beiden Spuren noch die 20 kHz mit weniger als 1 dB Pegelverlust. Weiter kann man mit dem Naka nicht messen, weil 20 kHz die höchste Frequenz ist, die es generieren kann! Da kann ich also zufrieden sein. Insgesamt weicht die Frequenzkurve über den Bereich von 40 Hz bis 20 kHz nirgends mehr als ca. 1,5 db ab!

       

Um die ganze Sache etwas abzukürzen: das gleiche Verfahren wird bei der niedrigen Bandgeschwindigkeit ebenfalls angewandt, nur dass der Δ-Wert des Bias jetzt bei 6,3 kHz eingestellt (Bild 1) wird und dieser im Falle des LPR35 nach Datenblatt -4,5 dB beträgt. Die Korrektur der Höhenentzerrung erfolgt bei 9,5 cm/s dann mit 12 kHz Generatorfrequenz (Bild 2) und wird wieder auf den gleichen Wert wie bei 1 kHz hingetrimmt (Bild 3). Auch hier kann ich (oder der zukünftige Besitzer) sehr zufrieden sein, denn die Maschine erreicht die 15 kHz auf beiden Spuren mit nur minimalem Pegelabfall (Bild 5)!

           

       
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#61
Der Ordnung halber überprüfte ich noch den Klirrfaktor mit dem Nakamichi bei 19 cm/s. Er lag bei 0 VU auf beiden Kanälen im Bereich knapp über 0,3 %.
Bild 3 linker Kanal, Bild 5 rechter Kanal. Der untere Balken zeigt den Klirr, der obere den Pegel:

           

       

Die als Vollaussteuerungsgrenze geltenden 3 % wurden erst bei etwa 10 dB über 0 erreicht (Foto unten; oberer Bargraph Pegel, unterer Klirr). Der künftige Besitzer hat also einen ordentlichen Headroom zur Verfügung und kann mit LPR35 ruhig etwas reichlich aussteuern, wenn er die bekannten Einschränkungen beachtet (sehr höhenreiches Material: eher knapp)!

   

Nachdem die Einmessung mit einigem Feintuning wunderbar gelungen ist, folgt sodann ein Aufnahmetest von einer CD oder vom DAT+-Radio. Es ist immer wieder verblüffend, wenn man nur durch die korrekte Anwendung von Messverfahren bei diesem ersten Aufnahmetest ein perfektes Ergebnis im Kopfhörer erhält! So war es auch in diesem Fall. Absolut nichts mehr zu verbessern; Vor- und Hinterbandsignal in meinen alten Ohren so gut wie identisch. thumbsup
Zu guter letzt folgte noch eine abschließende Reinigung der Köpfe "mit Spaltleder und Isoprop auf Buchenholz".

   

Damit wäre die A77 eigentlich fertig, aber ich wollte ihr ja noch anständige Buchsen gönnen. Bei Ernst hatte ich dazu seinen Umbausatz mit drei Cinchbuchsenpaaren geordert. Die sitzen auf schwarzen Epoxy-Grundplatten, sind mit Industrieklebstoff gegen Verdrehen gesichert und natürlich in ordentlicher Qualität und vergoldet. Dazu gehören die M2-Schrauben, Federringe und Mütterlein, sowie ein Hohlniet, ein Stück Draht und 3 cm Silikonschlauch. Weiterhin benötigt man eine "rotierende Apparatur", auch Bohrmaschine genannt, mit einem 3,2 mm-Bohrer. Das erste Foto ist eigentlich von mir hochkant hochgeladen worden, aber im Querformat verliert es ja kaum an Informationsgehalt.

       

Die A77 wird auf den Kopf gestellt, damit Bohrspäne und abfallende Hohlnieten draußen bleiben und mit dem Bohrer werden die alten Nieten abgefräst. Das dauert pro Niet nur wenige Sekunden, weil das Material sehr weich ist. Ach ja: ich mache diese OP nur bei den Line-Ein- und Ausgangsbuchsen. Wer benutzt jemals den rückwärtigen Mikrofoneingang mit Cinchbuchsen? Huh Demnach kann ich mir die Arbeit für ein Buchsenpaar sparen und wenn ich zwei Sätze bei Ernst gekauft habe, kann ich damit drei Maschinen umrüsten!
Nachdem die Drähte von den Buchsen entfernt sind (Fotos machen, besonders von der Beschaltung des Eingangs mit den Widerstandsteilern!) werden die popeligen Altbuchsen entsorgt und die neuen eingebaut. Dabei werden die Federringe zwischen Buchsenschiene und die kleine Platine plaziert. Die schwarzen Platinchen haben übrigens Gewinde in den Bohrungen, so dass der Einbau deutlich erleichtert wird! Sicherheitshalber sollte man trotzdem die Muttern draufschrauben.

           

           

Die neuen Buchsen sind nicht nur hochwertiger in der Ausführung, sondern sie haben auch ca. 2,5 mm mehr Abstand voneinander! Auf dem letzten Foto kann man das im Vergleich mit den alten Mikrofonbuchsen in der Mitte ganz gut erkennen. Dadurch kann man endlich handelsübliche Stecker benutzen, sofern sie nicht übertrieben massig sind. Vorher passten eigentlich nur die originalen Revox-Stecker. Alle anderen kuschelten sich ganz eng aneinander! :love:

Ja, und dann war sie fertig. Als Letztes kam der neue Aufkleber über die Einmessöffnungen und ich montierte die Frontplatten und die Kopfabdeckung.

       

Dann folgte die erneute "Hochzeit" zwischen Chassis und Gehäuse. Nun kann sie jemand erwerben. Alles Weitere dann aber in der "Biete"-Rubrik!

Ich hoffe, es war etwas unterhaltsam, was ich hier so zu Tastatur gebracht habe und der eventuelle Käufer der Maschine weiß, was er hat!
Gute Nacht, Freunde, es ist Zeit für mich, zu gähnen.... Confusedleeping: Big Grin

LG Holgi
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#62
Schöne Beschreibung, leicht verständlich und nachvollziehbar, Danke! thumbup

hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=208738#post208738 schrieb:Bei einer Messfrequenz von 400 oder 1000 Hz stellt man den Hinterbandpegel beider Kanäle etwa auf 2 V bei 0 dBu.
Vermutlich ist hier 0 VU gemeint, ja?

Viele Grüße,
Peter
Grüße
Peter


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#63
Na klar. Ist schon korrigiert. thumbup
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#64
Hallo Holgi,
das Problem hat wohl fast jeder mit deinem T-100. Man kann sich hier mit einem digitalen Signalgenarator auf Softwarebasis behelfen: http://www.dsp4swls.de/sigen/signalgen.html.
Zum Abgleich ist ein 3 kHz Ton gefordert, der mit 4 Hz und +/- 1% moduliert wird. Der kleine Haken an diesem Software Signalgenerator ist, dass man zwar die 3kHz und die 4 Hz direkt eingeben kann, nicht aber die 1%. Man muss daher zuerst in einer Messung (zB mit Audiotester o. ä.) möglichst genau den tatsächlichen Frequenzhub bestimmen, den man dann für die Verwendung als Referenz heranzieht. Ist ein bißchen eine Spielerei, bis man das heraus hat. Funktioniert dann aber einwandfrei.
Kuni in Jürgens Forum hat sich mal die Mühe gemacht, die Werte zu eruieren, sind zumindest ein Anhaltspunkt: Nakamichi T-100
Viele Grüße
Lukas
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#65
Kleine Anmerkung, welche evt. noch mit in die A77 mit einfließen könnte.

In der letzten überarbeiteten Version des Service Handbuches zur A77 wird für die "neueren" Bandmaterialien z.B. LPR35 eine abweichende Pegeleinstellung empfohlen.

Statt der 2V sind es 1,55V, damit hat der Verstärkerzug auch etwas mehr Reserve.

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#66
Gyrator,'index.php?page=Thread&postID=208773#post208773 schrieb:In der letzten überarbeiteten Version des Service Handbuches zur A77 wird für die "neueren" Bandmaterialien z.B. LPR35 eine abweichende Pegeleinstellung empfohlen.
Für die letzten Bandtypengenerationen und ihre erfreulich hohe Empfindlichkeit für kleine Wellenlängen habe ich mitunter auch Entzerrungs-Festglieder für Aufnahme leicht modifizieren müssen, damit die Maschinen im optimalen Arbeitspunkt keine Überhöhung zwischen ca. 4...18 kHz zeigten. Auf diese Besonderheit hat Holgi in #60 dankenswerterweise schon hingewiesen.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#67
Ja, Thomas, du hast mich auf einen Fauxpas hingewiesen, den ich auch bei meiner eigenen A77 schon mal begangen hatte und den ich zwischendurch bei anderen Maschinen vermieden hatte. Es ist ja nicht wirklich "falsch", den Wiedergabepegel auf 2 V einzustellen, zumal man ja mit dem Lautstärkeregler die Ansteuerung des Ausgangsverstärkers etwas zurücknehmen kann. Aber der neigt ja relativ früh zum Clipping und darum werde ich das bei der hier eingemessenen A77 noch mal korrigieren. Ist ja keine große Sache.
Natürlich habe ich auch die neueste Version der Serviceanleitung, aber leider sind ja die Änderungen nicht in den Text eingearbeitet, sondern stehen als Anhang hinten dran. Ich werde mir das jetzt mal da reinschmieren.

@Peter: ist es eigentlich realistisch, was mein T-100 da bezüglich des Gesamtklirrfaktors gemessen hat? Ich habe das Ding noch nicht so lange und habe keine Vergleichsmöglichkeiten. Sind 3% bei +10 dB VU bei LPR35 normal? Die Schätzeisen habe ja 6 dB Vorlauf, also sind es dann ja eigentlich nur +4 dB Peak...

LG Holgi
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#68
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=208782#post208782 schrieb:@Peter: ... Sind 3% bei +10 dB VU bei LPR35 normal? Die Schätzeisen habe ja 6 dB Vorlauf, also sind es dann ja eigentlich nur +4 dB Peak...
Offen gestanden: Ich hasse VU-Meter, weil ständig dieser dämliche Vorlauf sogar dem alten Hasen unvermutet ein Bein stellen kann.

Hier liegt der Fall einfach:
Die Signale vom Bezugsband und Aufnahme-Hinterband sind beides Sinus-Dauertöne. Der VU-Meter-Vorlauf macht sich daher für beide Signale in gleicher Weise bemerkbar, was Relativangaben zwischen diesen miteinander vergleichbar macht. (Nur bei unterschiedlicher Zeitstruktur der beiden Signale – Dauerton vs. Impulsschall – sind keine Vergleichsmessungen zwischen ihnen möglich.)

3% Klirr bei +10 VU entspricht den Angaben des RTM Datenblatts für 315 Hz bei 9,5 cm/s, Glückwunsch!
Das sind dann aber auch stolze 6,32 V eff am Wiedergabe-Ausgang.
Möchtest du die Endstufe nicht so früh ins Clipping treiben, ist eine Justage auf 1,55 V bei 250 nWb/m sicherer.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#69
So, erledigt. Hier der Beweis, auch für den künftigen Eigentümer (mittlere Skala):

   
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#70
Mit der optischen Achse genau über dem Zeiger ... geht doch nichts über Präzision! thumbup
Grüße
Peter


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#71
Obwohl das Thema ja eigentlich erledigt ist, möchte ich noch etwas nachliefern: die Frequenzgänge der Maschine.
Mein neues Behringer UMC202HB-Interface habe ich inzwischen eingerichtet und mit den entsprechenden Kabeln (ein Ende Klinke, anderes Ende Cinch) für Messungen tauglich gemacht.

Und so habe ich heute Nachmittag mit LPR35 und bei beiden Bandgeschwindigkeiten gemessen. Hier ist das Ergebnis.

   

   


Ich habe dann gleich mal meine eigene A77 MkII drangehängt, die ich letztes Jahr fertig gemacht hatte. Da hätte mich ja bei 9,5 bald der Schlag getroffen....:

   

Ich glaube, da besteht im rechten Kanal dringender Handlungsbedarf! wacko Sad

Der liebe Herbert, der die revidierte A77 (die mit den oberen Frequenzkurven!) nächste Woche abholt, bekommt die Kurven natürlich als Ausdruck mit.

LG
Holgi
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#72
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209486#post209486 schrieb:Ich glaube, da besteht im rechten Kanal dringender Handlungsbedarf! wacko Sad

Ob das rechte WK-System noch in Ordnung ist? So eine starke Dämpfung mit anschließender Erholung sieht schon fast aus wie die 1. Nullstelle der Spaltfunktion. 8|

Apropos: Verwendest du die stark gestauchte Vertikalskala mit Absicht?

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#73
Ich weiß nicht, ob es am Kopf liegen kann, wenn die Kurve bei 19 cm/s so aussieht:

   

Und um deine Frage zu beantworten: ja. Das ist eine Frage der Ästhetik! Wink ^^

LG Holgi
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#74
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209491#post209491 schrieb:Ich weiß nicht, ob es am Kopf liegen kann, wenn die Kurve bei 19 cm/s so aussieht:
Ja, kann es, weil der Spalteffekt wellenlängenabhängig ist.
So läge die 1. Nullstelle mit 19 cm/s etwa bei 32 kHz und damit außerhalb des Übertragungsbereichs.
(Insofern ist der Höhenfrequenzgang bei 9,5 cm/s als Frühwarnsystem für Spaltverbreiterungen gut geeignet.)

Es gibt schwerlich eine andere Erklärung für eine solche Senke. Wäre es eine Spaltschiefstellung (die mir bei deiner Arbeitsweise schwer vorstellbar erscheint), wären beide Systeme betroffen.

hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209491#post209491 schrieb:Das ist eine Frage der Ästhetik! Wink ^^
Dachte ich mir's doch thumbup

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#75
Nun waren die Köpfe, die ich da eingebaut habe, allerdings neuwertig (ich berichtete seinerzeit darüber). Ich hatte sie für 1 Euro einem Bucht-Anbieter abgekauft, der sie bei E...y völlig falsch eingestellt und beschrieben hatte.
Die hatten nicht mal 2 mm Spiegel und waren messtechnisch völlig o.k.

Dass da der Spalt bald aufgeht, würde ich jetzt nicht sagen:

   

Na, die Tage werden ja bald wieder kürzer und dann werde ich mir die Sache mal ansehen.
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#76
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209494#post209494 schrieb:Dass da der Spalt bald aufgeht, würde ich jetzt nicht sagen:
Von deiner Beschreibung her spricht jedenfalls alles dagegen.
Eine grobe Spaltbeschädigung wäre dir gewiss nicht entgangen (die einzige Möglichkeit, an die ich noch denken könnte).
Seltsam.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#77
Na, ich untersuche das bei Gelegenheit noch mal. Ich lasse dich dann wissen, was die Untersuchung ergeben hat.
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#78
Bist Du Dir sicher daß der obere FG aus No.71 bei 9,5cm/s stimmt?
Ich habe noch keine A/B77 gesehen, deren Kurve bei 9,5 nicht spätestens bei 17kHz deutlich in den Keller ging
Ist beim FG Deiner Maschine bei 9,5 auf dem linken Kanal ja auch zu sehen
Viele Grüße
Jörg
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#79
Ich würde dem Jörg zustimmen wollen. Nicht weil ich sowas jemals gemessen hätte oder gar wüsste wie man das macht, sondern weil ich sie anschalten würde, ein schönes Musikstück darauf aufnehmen würde und wenn sie sich dann noch für meine Ohren schön anhören würde es dabei belassen würde.

Interessant sehen die Kürflein natürlich schon aus...

VG Martin
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#80
Mich irritiert auf dem Bild der Aufdruck auf dem Wiedergabetonkopf.

Gruß
Michael
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#81
Beim Wiedergabekopf könnte es sich um den 1.116.025 mit 1,4 µm Spaltbreite handeln, der in der Studer-Tonkopf-Liste von 1986 für die B77 mit 4,75/9,5 cm/s aufgeführt ist. Der normale (spätere) 2-Spur-Wiedergabekopf für A77/B77/A700 ist der 1.116.027 mit 2 µm. Das würde evtl. auch den "zu guten" Frequenzgang bei 9,5 cm/s erklären …

Gruß

Thomas
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#82
Das Bild des Kopfes mit der Aufschrift 475 und der (zu gute?) 9,5er Frequenzgang aus Beitrag 71 gehören doch gar nicht zusammen?

Gruß Ulrich
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#83
Zurückblätter … stimmt!

Gruß

Thomas
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#84
Ok, aber der Aufdruck irritiert trotz glatten Frequenzschriebs.

Gruß
Michael
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#85
OK, mir scheint ich bin jetzt etwas von der aktuellen Diskussion abgehängt ...
Was passt nicht zusammen und warum, und wie müsste was sein?

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#86
"Wir" haben hier zwei bemerkenswerte Dinge gefunden:

1.) Der Frequenzgang bei 9,5 cm/s, der über 20kHz hinausgeht.

2.) Der Wiedergabekopf auf dem letzten Foto, auf dessen Gehäuse "475" steht.

Ich hatte daraus (zu schnell) geschlossen, dass der gute Frequenzgang von dem "475"-er Wiedergabekopf kommt. Tatsächlich gehört 1.) aber zu dem hier restaurierten Gerät während 2.) zu einem anderen Gerät von Holger gehört, dass bei 9,5 cm/s einen Einbruch bei ca. 16kHz auf einem Kanal zeigt. Mea culpa …

Den Wiedergabekopf 1.116.025 mit 1,4 µm Spaltbreite gibt (gab) es aber wirklich.

Gruß

Thomas
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#87
Ah Danke Thomas, jetzt bin ich wieder auf Spur 8o

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#88
paschulke2,'index.php?page=Thread&postID=209534#post209534 schrieb:1.) Der Frequenzgang bei 9,5 cm/s, der über 20kHz hinausgeht.

Dort sollte man aber im Hinterkopf behalten, das der Audiotester bei ungeeigneter Einstellung einen zu hohen Frequenzgang vortäuschen kann.

Gruß Ulrich
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#89
uk64,'index.php?page=Thread&postID=209536#post209536 schrieb:
paschulke2,'index.php?page=Thread&postID=209534#post209534 schrieb:1.) Der Frequenzgang bei 9,5 cm/s, der über 20kHz hinausgeht.

Dort sollte man aber im Hinterkopf behalten, das der Audiotester bei ungeeigneter Einstellung einen zu hohen Frequenzgang vortäuschen kann.

Gruß Ulrich
...deshalb meine Frage in #78
Viele Grüße
Jörg
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#90
Mein Arzt hat mir bescheinigt das mein eines Ohr im Hochtonbereich zwischen 3kHz und 7kHz auch schon aweng schwächelt. Auf dem anderen "Kanal" ist aber noch alles o.k.. Ähnlich wie bei der A77 also. Allerdings läge das Maleur dort in einem Frequenzbereich wo man wahrscheinlich Fledermausohren benötigen würde.

Ich rate deshalb zur Ignoranz. Es sei denn die Lauscher würden sich tatsächlich beschweren was ich widerum bei Holgers Akribie im Bezug auf Wartungsarbeiten nicht glaube.

VG Martin
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#91
Baruse,'index.php?page=Thread&postID=209538#post209538 schrieb:bei ungeeigneter Einstellung einen zu hohen Frequenzgang vortäuschen kann.
Zum Beispiel wenn die Zeit unter "Wait before measuring" bzw. die Latenzzeiten der Audiokarten (In/Out) kürzer eingestellt wurden als die Verzögerungszeit zwischen AK und WK bei der Hinterbandmessung. Dieser Fehler steigt zudem mit kleinerem "Step count" ( = Messvorgänge innerhalb eines Schriebes) an.

Bei schnellen Durchläufen, wie sie für den Höhenabgleich beim Einmessen sinnvoll sind (z.B. mit Step Count 30 ab 300 Hz), kann die obere Grenzfrequenz schon mal scheinbar bei 35 kHz liegen. Das ist natürlich nicht ernst zu nehmen, andererseits aber auch nicht wirklich von Bedeutung, solange es bei der Einmessung vorwiegend um einen glatten und in beiden Kanälen möglichst deckungsgleich verlaufenden Höhenfrequenzgang geht.

All das erklärt mir aber noch nicht die eigenartige 12-dB-Senke um 16 kHz mit anschließender "Erholung" des rechten Kanals in #71.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#92
leserpost,'index.php?page=Thread&postID=209541#post209541 schrieb:das mein eines Ohr im Hochtonbereich zwischen 3kHz und 7kHz auch schon aweng schwächelt. Ähnlich wie bei der A77 also.

Das klingt nach einer klassischen c5-Lärmschwerhörigkeitssenke.
Könnte das evtl. darauf hinweisen, dass die A77 bei 9,5 cm/s viel zu hoch ausgesteuerte Bänder wiedergeben musste? Huh

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#93
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=209543#post209543 schrieb:Zum Beispiel wenn die Zeit unter "Wait before measuring" bzw. die Latenzzeiten der Audiokarten (In/Out) kürzer eingestellt wurden als die Verzögerungszeit zwischen AK und WK bei der Hinterbandmessung.
Ja, das ist sicherlich auch der Grund für die hohe obere Grenze bei dem 9,5er-Schrieb! Ich hatte vergessen, den "wait before measuring"-Wert von den 155 ms (Wert für 19 cm/s) auf 310 ms umzustellen. Man muss bei den Einstellungen des Programms auf so vieles achten, dass man als älterer Mitbürger schon mal was übersehen kann... :whistling: 8|

Die Aufschrift "475" auf dem Schirmgehäuse meines Hörkopfes sollte man nicht überbewerten Wink . Der Kopf, der da drin sitzt, trägt die Prägung .027, also ein stinknormaler Kopf. Das Schirmgehäuse stammt von einem ausgemusterten Teil!

LG Holgi
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#94
‘hannoholgi’,’index.php?page=Thread&postID=209551#post209551’ schrieb:Man muss bei den Einstellungen des Programms auf so vieles achten, dass man als älterer Mitbürger schon mal was übersehen kann... :whistling: 8|
Dem kann ich nur beipflichten. Zumal viele Programmfunktionen nicht unbedingt auf dem Präsentierteller liegen oder durch intuitives Experimentieren in Sekundenschnelle auffindbar sind. Bedienungsfreundlichkeit geht anders.

Zum Glück lassen sich eigene Presets abspeichern, die fast sämtliche Parameter umfassen. Von denen habe ich inzwischen mindestens zwanzig Stück für fast jeden Anwendungsfall -- plus ein geeignetes Ordnungssystem, damit nicht wegen falscher oder vergessener Einstellungen dauernd inkonsistente Kurven produziert werden.

Grüße, Peter
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Peter


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#95
Das ist mir auch schon passiert, der Audiotester hat nicht korrekt synchronisiert und ging zu früh "runter" um nach einer tiefen Delle wieder rauf zu kommen....ein anderes mal freute ich mich auch, 30kHz....aber nee, soviel kann das Deck gar nicht bringen. Meßfehler.

Holgi, ich denke Deine A77 ist ok, lag an der Messung.
Gruß André
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#96
Ich werde demnächst noch mal messen und auch die Kurve der verkauften Maschine bei 9,5 erneut aufnehmen.

In den nächsten Tagen werde ich aber wohl nicht dazu kommen. Ich bleibe aber am Ball und informiere euch über die Ergebnisse!
Womöglich lag ja ein kurzzeitiger Popel zwischen Band und Kopf oder es war ein Beschichtungsfehler? Jeglicher Spekulatius ist aber müßig, bevor ich nicht erneut gemessen habe. 8)

LG Holgi
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#97
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209560#post209560 schrieb:Womöglich lag ja ein kurzzeitiger Popel zwischen Band und Kopf …
Zwischenzeitliche Ablagerungen zwischen Bandoberfläche und Kopf zeigen sich typischerweise durch einen plötzlichen Pegeleinbruch mit allmählicher Erholungsphase, also eine Art Sägezahnverlauf. Quasi resonanzartige Pegelverläufe sind hier eher selten.

hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=209560#post209560 schrieb:…oder es war ein Beschichtungsfehler? Jeglicher Spekulatius ist aber müßig, bevor ich nicht erneut gemessen habe. 8)
Was ich in solchen Fällen grundsätzlich sofort tue. Ungeeignete Bandexemplare beispielsweise fallen i.d.R. bereits beim Einmessen auf, z.B. dadurch, dass jeder Durchgang (mit Einstellung „Mode = continuous“) andere Kurvenverläufe produziert.

Hier ein besonders krasses Exemplar aus laufender Fertigung, welches zur Reklamation führte. Der Arbeitspunkt dieses SM900 ließ sich nicht eindeutig bestimmen, Empfindlichkeit und Frequenzgang veränderten sich ständig. Laut Firmenauskunft lag die Ursache an einem Fehler im Kalander, die Charge wurde umgehend zurückbeordert.

Diese fünf Kurven entstanden in einem Zeitraum von knapp einer halben Minute unter ansonsten unveränderten Bedingungen:

[Bild: M15_A_3016_KT_1754_AW_19_1-18k_Hz_SM900_523904.jpg]

[Bild: M15_A_3016_KT_1754_AW_19_1-18k_Hz_SM900_523904.jpg]

[Bild: M15_A_3016_KT_1754_AW_19_1-18k_Hz_SM900_523904.jpg]

[Bild: M15_A_3016_KT_1754_AW_19_1-18k_Hz_SM900_523904.jpg]

[Bild: M15_A_3016_KT_1754_AW_19_1-18k_Hz_SM900_523904.jpg]


Grüße, Peter
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Peter


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#98
Unglaublich! 8|
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#99
Versuchs doch mal mit sowas Schlichtem wie FGang, also einer asynchronen Mess-Methode, in der Latenzzeiten keine Rolle spielen anders als offenbar beim AudioTester .

MfG Kai
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Würde/hätte ich getan, wenn ich von diesem Programm überhaupt was gewusst hätte Huh ! Den Audiotester habe ich allerdings bezahlt (mit der Testversion kann man nicht wiklich arbeiten) und möchte ihn deshalb auch benutzen.
Was ich immer noch nicht weiß ist, wie man mit dem Audiotester Frequenzgänge bei Geräten ohne Hinterbandkontrolle misst. Das würde man ja auch manchmal gern machen, etwa bei den Uher Reports. Aber ich habe keine Ahnung, wie das geht...
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