Auferstehung der Compact Cassette ?
#1
Moin, moin,

Am Montag, den 1.05., ab 20:15 Uhr bringt NDR Info den Nachtclub Extra mit dem Thema "Die auferstandene Kassette" von Henning Cordes:

"Ihr Sound ist eher so mittelgut, sie hat Platz für 60, 90 oder 120 Minuten Bandsalat und auch trotz CD und mp3 ist sie noch immer nicht verschwunden. Im Gegenteil: Nach Jahren im freien Fall, ist der Umsatz mit Musikkassetten in Deutschland 2016 wieder angestiegen: Er liegt bei rund einer Million Euro. Dafür verantwortlich sind einige junge Labels und Musiker, die wieder auf Kassette veröffentlichen. Dieses Nachtclub Extra geht auf Spurensuche: Warum sie das tun und wie viel Zukunft die MC wirklich hat."

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Auferstehen tut sie für mich erst, wenn es wieder Top IECII-Cassetten neu zu kaufen gibt und ferner auch wieder hochwertige Decks. Da sehe ich die Industrie immer noch weit von entfernt.
Gruß André
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#3
so schön es wäre glaube ich nicht, daß die Industrie dort wieder aufspringt.
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#4
CC war für mich immer transportable Musik (Auto, Walkman) und Tonkonserve (LP, Radio), aber nie "Quelle" wie eine LP, später eine CD oder heute HiResFiles oder Masterbandumschnitte. Insoweit würde ich immer das Tonband und nicht die CC wählen, wenn ich "highendig" hören möchte. Musik zu transportieren dagegen ist digital derart perfekt gelöst, da lohnt der Rückschritt nicht. Allenfalls wenn ich in meinem Youngtimer zeitgenössisch unterwegs bin könnte ich mir vorstellen, noch einmal eine Musikkassette einzulegen. Dafür hätte ich dann mein CR240 um Kassetten aufzunehmen. Aber in der Praxis läuft im Fahrzeug MP3 vom Stick über den Aux Eingang. Man wird halt bequem.
Gerhard
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#5
Uwe M.,'index.php?page=Thread&postID=204154#post204154 schrieb:so schön es wäre glaube ich nicht, daß die Industrie dort wieder aufspringt.

Natürlich wird sie das nicht. Ich vermute mal, dieser vermeintliche zweite Frühling der Kassette hat nicht zuletzt mit ihrem LoFi-Image zu tun. Die besagten Labels und Künstler, die wieder auf das Medium aufgesprungen sind, sind vermutlich zu einem erheblichen Teil in den Genres Punk und Alternative zu finden und drücken damit eine Anti-Haltung gegen das trendige MP3, die piefige CD und das versnobte Vinyl aus. Da passen hochpreisige Kassetten und entsprechende Decks überhaupt nicht zu.

Ganz abgesehen davon: Eine Million Euro Umsatz pro Jahr! Dafür lohnt es sich sicher nicht, wieder Produktionskapazitäten für Bandmaterial und Decks aufzubauen.

Gruß,
Timo
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#6
Es gibt keinen Grund, warum die Cassette wiederauferstehen sollte.
Im Gegensatz zum Plattenspieler ist ein Magnetbandgerät ein recht komplexes Teil.
Die digitale Welt hat die mobile Musik derart vereinfacht, dass selbst ich als Vertreter der OldSchool nicht darauf verzichten möchte. Die Cassette ist so tot wie ihr Nachfolger die Minidisc.
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#7
Moin, moin,

um Missverständnissen vorzubeugen: Dieser Thread war als ein Hinweis auf eine Radiosendung gedacht ...

Wie auch immer: Der Erfinder der MC sieht sie als "tot" an.
Trotzdem scheint es verschiedene Gründe zu geben, die für die MC als Medium für neue Produktionen zu sprechen scheinen. Sie lässt sich nicht ohne Qualitäts-Verlust kopieren, so dass Musiker mehr Kontrolle über die Verbreitung ihrer Musik haben. Sie hat eine Haptik, die den "Files" abgeht. Sie ist heute Symbol für eine Unangepasstheit, die sogar internationale Stars dazu bringt, Ihre neuen Alben als MC auf den Markt zu bringen. Infolgedessen hat ein US-Hersteller im letzten Jahr veröffentlicht, er hätte 2015 das beste Ergebnis aller Zeiten erlebt.
Vor allem in Entwicklungsländern ist die MC noch heute verbreitet. Das liegt daran, dass die Abspielgeräte auch von Grobmotorikern in Hinterhof-Werkstätten erhalten werden können. MP3-Player nicht. Und wer es noch nicht gemerkt hat: Die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt nicht im "Westen" sondern in "Entwicklungsländern". Der Markt ist also da. Dementsprechend wird die MC heute halt in Indien oder China produziert.

Und CrO²-Bänder gibt es anscheinend auch noch neu. Auch im Großhandel. Und das preislich unterhalb dessen, was einige lustige Leute heute für gebrauchtes Material verlangen ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#8
Die Cassette ist von ihrer Konzeption her ein Industriemassenprodukt. Anders läßt sie sich nicht zufriedenstellend herstellen. Allein der Präzisionsformenbau für die Gehäuse verlangt schon einiges KnowHow ab, das es heute nicht mehr gibt, wie es in den 80ern und 90ern noch da war. Dann die Herstellung der Bänder. Da ist das alte KnowHow für Topqualität eh verschwunden. In einer Manufaktur lassen sich keine Cassetten herstellen, schon gar nicht in ihrer vollen Produktionstiefe. Ohne dieses machen auch neue Decks kaum noch Sinn.

Das es einige Interpreten der Indiszene gibt, die besonders "cool" auf antiquierten Medien veröffentlichen ist für mich eher eine Randerscheinung. Vielleicht ein kleines Achtungszeichen für die Cassette, über das wir uns freuen können, mehr aber auch nicht.

Da es im Profibereich immer noch eine genügenden Nachfrage nach Bandmaterial gibt, haben wir hier noch etwas mehr Glück, das mit Pyral/RTM immer noch einen Hersteller für hochwertige Bänder gibt.

Aber die Cassette für den anspruchsvolleren HiFi-Freund ist wirklich tot und lebt nur noch von seiner Hinterlassenschaft nach. Es lagern halt noch hundertausende Cassetten in OVP, so daß der Markt hier noch eine Reserve für gut erhaltene Decks vorhält. Werden die Cassetten eines Tages knapp, gehen die Preise nach oben und viele der noch vorhandenen Decks sammeln dann eine Staubschicht und wandern doch in die Elektronikentsorgungsstelle.

Soll also heißen, das ich an ein echtes Revival wie bei der Schallplatte nicht glaube, da ich es nicht logisch nachvollziehen kann. Auch die Schallplatte existiert nur aufgrund einer "Restnachfrage" die aber für ihre Wirtschaftlichkeit ausreichend hoch ist. Die sehe ich bei Cassetten nicht. Da gibt es zwar eine Nachfrage, aber noch weit unterhalb des "Break Even Points".
Gruß André
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#9
Die Kassette ist heute die Nische in der Nische. Ich benutze sie aber immer noch, weil mir persönlich Klang und Handhabung besser gefallen als bei MP3. Im Auto während der Fahrt über einen Bildschirm zu wischen, ja klar... deshalb haben die neuen Karren auch so viele Assistenzsysteme, weil niemand mehr auf die Straße schaut... wacko

Ich kaufe auch noch vorspielte Kassetten.

Normalerweise gibt es Tapes inzwischen wahlweise gegen moderaten Aufpreis ganz gerne dazu, wenn man z.B. bei Bandcamp ein Album eines kleineren Acts, bei dem ein Vinyrelease zu kostspielig ist (bei Kleinauflagen zu teuer, größere Auflagen zu riskant wg. gebundenem Kapital) bezahlt runterlädt. So können kleine Bands dann trotzdem einen Tonträger zum Anfassen bieten, denn eine selbst gebrannte CD will ja nun wirklich niemand und ein Tape kann man auch als Kleinauflage günstig kopieren lassen. Ich rede hier allerdings von 100er-Auflagen.

Ich hatte da jetzt öfter mal was, wirklich kleine Sachen wie eine obskure Noiseband aus Dresden, aber aus größere Releases wie das fantastisch gute Slow Hollows-Album, das es unverständlicherweise nicht als Vinyl gibt. Da saß auch kein Berserker am Regler, sowohl der Download als auch das (ebenfalls hübsch gestaltete) Tape, das vier Wochen später aus USA kam, klingen sehr gut.

Das ist jetzt keine Massenbewegung, eher so ein Underground-Minitrend mit oft sehr kleinen Auflagen, aber offenbar gibt es auch noch (ein paar) Leute außer mir, die das kaufen, sonst gäbe es das nicht. Auch bei Staalplaat, einem Nischenversender für experimentellen Krach, habe ich schon Tapes gekauft, für 6 Euro läßt man sich schon mal überraschen, da toben sich dannLeute kreativ aus und veröffentlichen individuell gestaltete Tapes (selbstgemachter Einleger, Kassette besprüht etc.) in 20er Auflage und diese Sachen gibt es manchmal noch nicht einmal als Download. Der Sound ist eh LoFi, das ist dann roh und direkt wie in der Undergroundszene der 80er und 90er. Dieser DIY-Gedanke gefällt mir auch. Ein schnelles, billiges Medium zum Anfassen.

Bei den Kaufkassetten von früher schied sich ja schnell, welches Label das vernünftig gemacht hat und welches nicht. Tendenziell waren die Indies besser während bei den Majors schon nach kurzer Zeit nur noch Matsche kam. Von Anfang der 90er habe ich z.B. Indie-Kaufbänder von Sugar (Bob Mould), Superchunk oder Sebadoh, die immer noch so klingen wie vor 25 Jahren. Major-Sachen wie Best of The Police oder Best of Billy Joel hingegen waren Mist. Beim Bandmaterial gab es halt schon immer große Unterschiede in der Haltbarkeit. Auf meiner primitiven kleinen Grundig-Bandmaschine benutze ich 50 Jahre alte BASF-Bänder von ebay (BASF-Logo vor 1968 ), die sind noch immer in Ordnung. Und dann gab es schon immer Bänder, die schon nach kurzer Zeit anfingen zu schmieren, sich aufzulösen, die Höhen zu verlieren, rumzumatschen etc. Ein wenig Risiko ist es immer, andererseits kann man bei Vinyl auch an eine Sch...pressung geraten. Und ich glaube, in den heutigen Kleinserientapes steckt ohnehin immer dasselbe Material drin, stellt ja kaum noch wer welches her.

Sie ist halt noch da, ebenso, wie die Schallplatte Ende der 90er/Anfang der 2000er noch da war oder der Schmalfilm noch da ist (auch da gibt es eine kleine Szene). Von einer Wiederauferstehung wie bei der Schallplatte kann aber nicht die Rede sein. Wenn ich heute in den Media Markt gehe, finde ich dort ein tolles Angebot an Schallplatten - aber nicht einmal eine einzige Leerkassette. So viel dazu.

Viele Grüße
Nils
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#10
Ein Problem sehe ich bei der Verfügbarkeit der Abspielgeräte. "Wir" Oldies haben alle irgendwo noch einen Walkman oder einen Kassettenrekorder rumliegen. Die Youngster eher nicht, oder täusche ich mich da?
Gerhard
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#11
Sonicman,'index.php?page=Thread&postID=204257#post204257 schrieb:Ein Problem sehe ich bei der Verfügbarkeit der Abspielgeräte. "Wir" Oldies haben alle irgendwo noch einen Walkman oder einen Kassettenrekorder rumliegen. Die Youngster eher nicht, oder täusche ich mich da?
Gerhard
Außer jetzt speziell bei meiner kleinen Tochter (Herz ihrer Anlage ist ein voll funktionsfähiger, überholter RFT SC 1800) dürfte das in der Tat allgemein so sein. Die haben höchstens noch so einen 39,99-Medion-Eumel mit CD und Kassette stehen, diesen Dünnplastikdreck, der ja fürs Kinderzimmer oft als ausreichend angesehen wird und wo nach spätestens einem halben Jahr nur noch das Radio funktioniert. Wenn das Teil auf dem Müll wandert, gibt es dann Bluetoothlautsprecher vom Action-Markt, aus denen dann via Smartphone YouTube krächzt. So viel auch zum Thema, daß die Kassette ein LoFi-Medium sei (was nicht stimmt). Viele junge Leute hören heute eher NoFi.

Ich versuche da, erzieherisch einzugreifen, auch wenn's Geld kostet - aber meine Kurze hört jeden Tag Schallplatten (aber nur vom direktgetriebenen DJ-Plattenspieler, meiner ist ihr zu lahm, fragil und man kann nicht pitchen - laaaangweilig, haha), denn heutzutage gibt es ja auch vieles von ihrer Musik (wieder) auf Platte. Und wie man eine solche für Papas Auto auf ein Tape zieht, weiß sie auch, ist mit dem vollautomatischen RFT auch denkbar einfach (übrigens die erste Automatikaussteuerung, die ich kenne, bei der die Lieder nicht immer leiser werden wie bei den billigen Kompaktanlagen meiner Jugend). Natürlich ist auch das iPhone gleichberechtigt bedeutsam, aber das kann sie auch an die Anlage anschließen, da ich einen Quellenumschalter drangebastelt habe, aus dem u.a. auch ein kleines Klinkenkabel kommt.

Die allerallermeisten Kinder von heute kennen aber Kassetten nur noch vom Hörensagen und die etwa Zwanzigjährigen erinnern sich höchstens noch daran, wie das Medion- oder Elta-Ungerät im Kinderzimmer die Hörspielkassetten gefressen hat.

Das schlechte Image kommt ja auch daher, daß Kassetten (abgesehen von nischigen Underground-DIY-Szenen, wo sie aus anderen Gründen Verbreitung fand und z.T. noch findet) immer eher von einer eher preissensiblen Zielgruppe gekauft worden sind - und die hatten dann auch in der Regel entsprechendes Abspielequipment... dabei waren und sind sie durchaus besser als ihr Ruf, ein ganz wenig Grundwissen und ein halbwegs anständiges Aufnahme- und Abspielgerät vorausgesetzt. Aber genau daran fehlte es in der Regel.

Schallplatten waren schon immer darüber angesiedelt, klar gab es immer die Leute, die auf einer Mr. Hit-Plattenfräse Tonwiedergabe nach unten ausgelotet haben, aber hier war eben auch das Gegenteil weit verbreitet. Die Coolness der DJs tat dann noch ihr Übriges, um dieses Medium auch bei der jüngeren Generation präsent zu halten. Ganz andere Voraussetzungen als beim Stiefkind Kassette eben.

Viele Grüße
Nils
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#12
Hallo in die Runde,
genau so wie es noch eine Schmalfilmszene gibt,am Samstag war gerade schmalfilmbörse in Deidesheim/Pfalz und am Vorabend Forentreffen vom Filmvorführerforum im Fotomuseum Deidesheim,wird es eine Cassettenszene hoffentlich immer geben.Aufgrund der Masse an produziertem Material wird es Gebrauchtware,auch Typ 2 Cass. noch lange geben.Obwohl ich Spulenbandler bin und früher sogar mal als Schüler an meinem Zimmer ein Schild "cassettenfreie Zone"hängen hatte,nutze ich noch CC"s.Schon wegen meinem Auto-ich fahre einen 94er Youngtimer Volvo 440 mit Grundig Autoradio mit Cassette.Wenn UKW mal abgeschaltet ist kann ich immer noch Musik hören.Es würde mich auf jeden Fall freuen,wenn die Cassette,wenn auch auf niedrigem Niveau,langsam wieder zulegt.
Grüße
Ralf
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#13
Hallo Leute,
habe die Sendung verpasst und suche jetzt einen Mitschnitt. In der Mediathek ist nix.
Wer kann mir helfen?
Gruß, Jürgen
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#14
Ich kann dir helfen. Allerdings fand ich die Sendung reichlich uninteressant.
Reicht dir eine Kassette?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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