CrO2-Tonbänder aus Russland!?
#1
Hallo!
Ich habe heute bei Fakebook in der Gruppe "Tonbandfreaks" das hier entdeckt:

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=...=3&theater

Hat hier jemand schon was davon gehört/gesehen/getestet? Hoffentlich sind das keine "fake news"...

Gruß
Jochen
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#2
Ich kann dazu nur beisteuern, was wg. langen Zeitabstands nicht zu belegen ist: Orwo Wolfen soll, zumindest im erweiterten Labormaßstab, vor 1991 auch CrO2-Band für Kassetten produziert haben, und zwar mit selbst hergestelltem Pigment. Es ist aber auch möglich, dass sich ein russischer / sowjetischer Bandhersteller CrO2 als Pigment gekauft (DuPont? oder sogar Wolfen?) und damit Bänder gegossen hat. Viele spekulative Möglichkeiten!

Mangels Wertschätzung von feikbuuk kann ich das Bild nicht anschauen.

Weiß es jemand besser?

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#3
In letzter Zeit bin ich nicht mehr so zurückhaltend, was FB angeht, komme aber trotzdem mit dem Link nicht weiter, womöglich weil ich nicht zu besagter Gruppe gehöre:

[Bild: image.jpg]


Die Suche nach "Tonbandfreaks" führte mich leider auch nicht weiter:

[Bild: image.jpg]



Grüße, Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#4
Sorry, das ist das Bild aus der FB-Gruppe:

   

Gruß
Jochen
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#5
Hallo,
danke für das Foto, nach Chrom Bändern sehen die nicht aus, eher nach Svema B-3715.
Haben eine schwarze Pigmentschicht und einen strengen, chemischen Geruch.
Würde sie von der Qualität weit unter ORWO einsortieren.

Friedrich schrieb:
Zitat:Orwo Wolfen soll, zumindest im erweiterten Labormaßstab, vor 1991 auch CrO2-Band für Kassetten produziert haben, und zwar mit selbst hergestelltem Pigment.
Das müsste lt. Gesamtkatalog des "VEB Fotochemisches Kombinat Wolfen" von 1989 (Redaktionsschluß Jan 89) die ORWO-Chromdioxid-Pigmente C1, C2 und C3 sein.
Längen-Breiten-Verhälnis 8:1 (C1), 12:1 (C2 und C3). Nadelförmig und hohe Homogenität in der Struktur (dendrite-frei).
C1 und C3 wurden für Chromdioxid-Audio-Cassetten, C2 für Video-Bänder verwendet.
Packung zu 40 oder 50 kg in Metallbehälter
Hersteller VEB Filmfabrik Wolfen

Wird wohl aus dem recht neuen Technikum kommen, das ich erst 1994 sehen durfte, schon fast leer.
Viele Grüße
Volkmar
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#6
Die Sache mit der eigenen Produktion von CrO2-Cassettenbändern und sogar dem Grundpigment dafür finde ich interessant. Vielleicht liegt hier ja der Schlüssel zu den Anfang der 90er Jahre aufkommenden Dessauer Cassetten mit grottenschlechtem Chromdioxidband? Hier habe ich schonmal ein wenig dazu geschrieben:

Cassetten-Schätze, Teil 7

Mich machte das damals wirklich stutzig, denn die älteren Chromdioxidcassetten von Orwo, und auch die ersten Nach-Wende-Versionen aus Dessau, hatten durchaus anständige Qualität. Die meisten dieser Bänder können durchaus von BASF hergestellt worden sein, sie verhalten sich jedenfalls genauso und sehen auch genauso aus wie BASF CR II und später CR-E II. Ende der 80er Jahre gab es auch eine Kooperation zwischen Orwo und Magna, wobei ein Teil der unter Orwo verkauften Chromdioxidcassetten augenscheinlich mit Gehäusen und/oder Bändern von Magna oder deren Zulieferer versehen waren, und die auch mindestens brauchbar waren. Nur die türkisen "Desauer ChromaTape" (mit und ohne S) waren schon im Neuzustand unbrauchbar.

Weiß jemand von Euch verläßlicher als ich, wer und wann Orwo aus dem Westen mit Cassettenzutaten beliefert hat? Die Zusammenarbeit mit Magna ist jedenfalls verbrieft durch einen Cassettenfreund, der den Chef von Magna persönlich kannte. Das mit BASF ist nur eine Vermutung von mir.

Viele Grüße,
Martin
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#7
Hallo Martin,

ich denke Du bist auf dem Holzweg was die Zeit bis 1990 angeht.
Die MBF Dessau (Magnetbandfabrik Dessau) wurde etwa 1972 mit Maschinen aus dem Westen aufgebaut.
Zur Finanzierung wäre eine sogenannte Gestattungsproduktion denkbar, die DDR wird durch einen westdeutschen Hersteller beliefert, baut für ihn Cassetten zusammen und liefert in den Westen zurück.
Mengen die über die mit dem Lieferanten Vereinbarten hinausgehen werden von der DDR im Inland vermarktet (Intershop, Genex etc.).
Im Genex-Katalog von 1986, 89, 90 taucht keine Cassette aus dem Westen auf.
Der Genex-Katalog ist ein hervorragendes Indiz dafür, welche West-Produkte in der DDR hergestellt und die Überhänge dann für harte Devisen in der BRD verkauft wurden.
Die DDR hat wohl keine Devisen für Cassetten ausgegeben um den Binnenmarkt zu befriedigen, da wäre Kaffee wichtiger gewesen.

Friedrich hatte in einer Diskussion hier im Forum über eine Gestattungsproduktion der Basf und der AGFA (Polen) gesagt, das ihm davon nichts bekannt sei.

In Wolfen wurde mir gesagt, das man den Grundstoff für das rote Nachlaufband von Hoechst bezogen hat, weil es keine ausreichenden Mengen im Ostblock gab.

In den Unterlagen, die ich zur Verfügung habe, steht, dass Wolfen für die MBF das Chromdioxid Pigment hergestellt hat, 1979 etwa 50 Tonnen.
Diese räumliche Trennung zwischen Wolfen und Dessau muß bis mindestens 1989 bestand gehabt haben (siehe Auszug aus dem Katalog 1989).
Übrigens soll ORWO mit der Cr Extra II ab 1987 ein Band hergestellt haben was der IEC II Norm entspricht.

Ab 1990 wird es durch das "effektive und effiziente" Auftreten der Treuhand unruhig und unscharf.
Ich denke, durch die Zerschlagung des FCK (Fotochemisches Kombinat Wolfen), ging die Arbeitsteilung verloren.
Entweder entfiel die Pigment-Produktion komplett und die MBF musste sich einen neuen Lieferanten suchen oder die Produktion ging von Wolfen nach Dessau.
Genau dieser Zeitpunkt kann der von Dir beschriebene Bruch in der Qualität des Chrom-Bandes sein und zu den Türkisen Chroma-Tapes geführt haben.

In der MBF musste die Cassetten-Produktion jedenfalls nicht neu eingerichtet werden, lt Gesamtkatalog 1989 des Kombinats wurden dort Produziert:
Audiokassette K60LN, Fe I LH, Cr Extra II HiFi, Reinigungskassette KR, Reparaturset für Magnetbandkassetten, Digitalkassette Typ 490, DigitalreinigungsKassette DKR,
Computerband Typ 425 und 430, Videobänder Typ 640, 641 und 661.

Viele Grüße
Volkmar

Nachtrag: Was Magna angeht, ich denke wenn, dann war die Zusammenarbeit ab 1990 und was war mit Permaton, ebenfalls damals in Berlin?
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#8
Die ehemalige UDSSR hatte jedenfalls ein eigenes Werk für die Produktion von CrO2 Pigment für Magnetbandanwendungen in Shostka, Ukraine. (Svema?)
Das war aber kein selbstentwickeltes Chromdioxid Pigment, sondern wie bei der BASF möglich durch ein Abkommen mit DuPont.
DuPont hat 1979 auch den Aufbau der Anlage dort betreut. Und den Russen nicht exclusive Vertriebslizezen für viele Ostblockstaaten eingeräumt.
Was daraus letztendlich geworden ist, dazu habe ich nichts gefunden.
Kommt das Orwo Pigment vielleicht aus dieser Quelle?

Gruß, Oli
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#9
McWangine,'index.php?page=Thread&postID=198447#post198447 schrieb:Sorry, das ist das Bild aus der FB-Gruppe:

Bin leider auch kein Mitglied der Gruppe. Hat er geschrieben, wie er darauf kommt, daß das Chromdioxid-Tonbänder sind? Meine Erfahrung ist, daß in Facebook-Gruppen sehr viel Seemannsgarn produziert wird. Von der Seite sehen die Bänder für mich aus wie die bekannten Swema-Typen (bekannt u.A. als Beigabe zu den bei Conrad vertriebenen Jupiter-Bandmaschinen). Das sind ganz normale Eisenoxidbänder und, wie man hier im Forum schon mehrfach lesen konnte, auch alles andere als hochwertig.

Und mal so überlegt: Warum hätten die Russen Chromdioxid-Tonband produzieren sollen? Selbst die Olimp-Maschinen, also die Top-Geräte russischer Produktion, unterstützen das nicht. Und so viele Akai- und TEAC-Maschinen, daß es sich dafür gelohnt hätte, werden es wohl nicht hinter den eisernen Vorhang geschafft haben.
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#10
Ich kann Timo nur zustimmen: was sollte 6,3 mm-Band mit CrO2 in jenem Teil der Welt? Die Beschriftung der Kartonschmalseite, als "lateinische" Buchstaben gelesen, gibt mir keinen Hinweis auf CrO2. Oli oder Volkmar können vermutlich weiterhelfen?

Wie Peter erfolglos beim Abruf der FB-site, ging ich oben "selbstverständlich" davon aus, dass es sich um Compact-Cassetten mit CrO2-Band handelt. Na, jedenfalls ist hier wieder ein beachtliches Informationsangebot zusammengekommen.

Wo kann man über Shostka (... war auch meine Vermutung ...) weitere zuverlässige Informationen bekommen? Große Informationsmengen aus Wolfen scheinen relativ kurz nach 1945 dorthin abtransportiert worden zu sein, Schwerpunkt natürlich Fotochemie, aber auch Magnetband (und vermutlich auch Magnetfilm-Versuche), das die Wolfener ab Sommer 1943 mit beachtlichem Erfolg zur Produktionsreife - nach Qualität wie Menge - gebracht haben.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#11
Hallo Volkmar,

herzlichen Dank für die Hintergrundinformationen! Demnach halte ich es für plausibel, daß Orwo tatsächlich selbst Chromdioxidbänder hergestellt und damit ein ähnliches Qualitätsniveau wie BASF erreicht hat.

Was die Magna-Connection angeht, denke ich immernoch, daß es die bereits zu DDR-Zeiten gegeben haben muß. Hier ein paar Bilder, die meine Theorie unterstützen:

- Magna-Cassette, die von Orwo hergestellt wurde. Das Etiketten- und Einlegerdesign war bei Magna ca. 1980-83 in Gebrauch. "Made in Western Germany" stimmt in dem Fall also nicht, Magna hat einfach seine Standard-Etiketten aufgeklebt:
https://tonbandforum.de/bildupload/Magna...s_Orwo.jpg

- Noch zwei Magna mit Orwo-Gehäuse im Magna-Design von ca. 1987-89 (Bild von Sebastian):
https://tonbandforum.de/bildupload/DSC_5...pro-XD.jpg

- Hier der umgekehrte Fall, also verschiedene Orwo-Cassetten mit "Magna-Gehäuse", was ich deshalb in Anführungszeichen gesetzt habe, weil noch nicht geklärt ist, ob Magna selbst der eigentliche Gehäusehersteller ist (Bilder aus dem Hifi-Forum vom User "Physman"):
http://bilder.hifi-forum.de/max/776586/e...382223.jpg
http://bilder.hifi-forum.de/medium/77658...382221.jpg

- Und als Vergleichsbeispiel eine typische Magna-Cassette von ca. 1983-85 mit dem gleichen Gehäuse (Bild von agfabasf.com):
http://agfabasf.com/images/content/417.jpg

Zwischen Permaton und Orwo habe ich bisher keinerlei Gemeinsamkeiten gefunden. Erst nach der Wende hatte ein Teil der Dessauer DMB-Cassetten ein Gehäuse, das vom gleichen Lieferanten stammt wie ein Teil der Permaton-Cassetten aus den 80er Jahren. Dabei handelt es sich (nicht hundertprozentig sicher, aber wahrscheinlich) um Carl Schneider aus Ober-Ramstadt-Rohrbach, der uns wiederum als Tonbandspulen-Lieferant für BASF und andere bekannt sein dürfte.

Über eine Zusammenarbeit zwischen BASF und Orwo habe ich leider überhaupt nichts Handfestes vorzuweisen. Es gibt nur Berichte im Netz, nach denen genau wie von Dir beschrieben bei Orwo (oder MBF Dessau, oder in Premnitz) Cassetten im Auftrag der BASF zusammengebaut wurden, was in einem Tauschgeschäft mit Rohstoffen bezahlt worden sei. Das können natürlich frei erfundene Geschichten oder durcheinander gebrachte Erinnerungen sein. Mein einziges Indiz in diese Richtung wären vereinzelte BASF-Cassetten aus der Zeit um 1979/80, die eine untypische Klebestelle zwischen Vorspann und Magnetband haben, welche eher an Orwo erinnert (sehr lange Klebestreifen, Klebeband schmaler als 3,81 mm, nicht ganz gerade geschnittene Kanten). Der Werkscode bei denen (5. und 6. Stelle auf dem Cassettenrücken) ist stets 04.

Viele Grüße,
Martin
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#12
Hallo,
so eine Kassette habe ich auch. Hat Ende der 80ger eine Stange Geld gekostet und klingt wie umgefallener Melkeimer.http://bilder.hifi-forum.de/medium/77658...382221.jpg
Die Kassette hatte ich selbst bespielt von einer "West-LP" eines Bekannten. :thumbdown:
Viele Grüße, Jürgen
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#13
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=198475#post198475 schrieb:Oli oder Volkmar können vermutlich weiterhelfen?

Hallo Friedrich,

da muss ich passen, ich bin lediglich im Zuge einer Suche zum Thema Chromdioxid in alten Billboard Ausgaben über die Verlautbarung zum Cro2 Russland Deal von DuPont gestolpert.
Da mir bisher die Aussage in verschiedenen Foren geläufig war, dass nur DuPont, die BASF (unter DuPont Lizenz) und ganz früher auch AGFA mit eigenem Herstellungsprozess Chromdioxid Pigmente für Magnetbandanwendungen hergestellt haben und alle anderen Hersteller entweder die Pigmente oder gleich das fertige Band zugekauft haben, hielt ich diesen Fund für erwähnenswert.

Mehr konnte ich zu dem Thema trotz weiterer Suche nicht finden. Lediglich ein Profil eines DuPont Mitarbeiters (Walt Schurga), aus welchem zumindest hervorgeht, dass diese CrO2-Pigment Produktion 1979 in Shostka zumindest tatsächlich realisiert wurde.

https://www.linkedin.com/in/walt-schurga-87032b14

Gruß, Oli
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#14
Oli, danke, dem werde ich mal nachgehen.

Weil es so schön hierher passt, eine Chromdioxid-Musterkassette der Agfa-Gevaert AG von 1970, damals tellur-dotiert und somit nicht lizenzpflichtig an DuPont:

   

Ich trau' mich nur nicht, mal nachzusehen, was das gute Stück heute noch kann!

F.E.

P.S. Bitte Copyright beachten ... to whom it may concern ...
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#15
Hallo Friedrich,

das wäre natürlich interessant, mit diesem Prototypen heute ein paar Probeaufnahmen zu machen. Ich kann aber gut verstehen, wenn Du das seltene Stück lieber nicht strapazieren willst. Die ältesten Agfa Stereochrom aus der Serienproduktion, die ich kenne, haben nämlich auch ein mechanisch sehr empfindliches Band, das sich beim bloßen Abspielen selbst auf penibel gereinigten, guten Laufwerken leicht verformt und bisweilen sogar Längsspuren bildet.

Schon wenig später muß Agfa an der Rezeptur des Bandes Änderungen vorgenommen haben - der zweite Typ Stereochrom war mechanisch robust, läßt sich dafür aber heute nicht mehr bespielen, weil er unter dem bereits früher auch von Dir beschriebenen Phänomen des auskristallisierenden Bindemittels leidet.

Weißt Du, ob die erste, empfindliche Variante noch das Tellur-dotierte Pigment hatte? Oder wurden alle im Handel verkauften Agfa Chromdioxidcassetten bereits mit von Du Pont lizenziertem Pigment beschichtet?

Hier ein Vergleich der beiden Versionen, die ich meine. Links die erste, rechts die zweite Ausgabe (Bild von Arnulf):
https://tonbandforum.de/bildupload/StereoChrom_Paar.jpg

Frühe Chromdioxidcassetten von BASF dagegen laufen bei mir normalerweise problemlos, sie lassen sich sogar noch in annehmbarer Qualität neu bespielen, wenn der Einstellbereich der Vormagnetisierung des Recorders ausreicht und man sehr vorsichtig aussteuert.

Ja, ich habe ins dicke Buch geschaut - das gibt mir zu der Agfa-Frage leider keine Antwort :-)

Viele Grüße,
Martin
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#16
Martin (und alle Mitleser),

die Agfa-CC anno 1970 hatte, wie geschrieben, das tellur-dotierte CrO2, m.W. die erste in Deutschland öffentlich ausgegebene Kassette dieser Art.

Bei uns herrscht Vor-Urlaubs-Stress; ich werde mich Ende Januar / Anfang Februar wieder melden.

F.E.
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#17
Hallo Friedrich,

das hat alles keine Eile, und wenn die Recherche für Dich mit Aufwand verbunden ist, dann erwarte ich nichts freue ich mich über alles, was Du uns trotzdem immer wieder geduldig beantwortest.

Meine Fage zielte darauf, ob auch die erste in den allgemeinen Verkauf gekommene Agfa "Stereo Chrom" noch die tellurdotierte Beschichtung hatte, oder bereits nicht mehr. Damit meine ich die erste im hier verlinkten Beitrag:
Cassetten-Schätze, Teil 3

So einen Prototypen wie Du ihn gezeigt hast heute nochmal irgendwo zu finden, wage ich nicht zu hoffen. Andererseits, wenn Forenkollegen schon Primär-Referenzleerbänder im Second-Hand-Laden einkaufen...

Jetzt wünsche ich Dir aber erstmal einen schönen Urlaub!

Viele Grüße,
Martin
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#18
Hallo,

wie ich in [5] bereits schrieb:
Zitat:danke für das Foto, nach Chrom Bändern sehen die nicht aus, eher nach Svema B-3715.
und Timo in [9] nochmal bestätigte, gehe ich nicht von Chrom Bändern aus.

Auch mir ist bis in die 90er kein Tonbandgerät aus der UdSSR und GUS bekannt, was Chrom-Bänder verarbeiten konnte.
Am Ende hänge ich noch ein Bild mit englischen Aufdruck und eines weiteren russischen Bandes A4416 an, welche beide das rötliche Feld haben wie das angebliche Chrom Band.

2245 schrieb:
Zitat:Kommt das Orwo Pigment vielleicht aus dieser Quelle?
Nein, in [7] schrieb ich:
Zitat:n den Unterlagen, die ich zur Verfügung habe, steht, dass Wolfen für die MBF das Chromdioxid Pigment hergestellt hat, 1979 etwa 50 Tonnen.
Diese räumliche Trennung zwischen Wolfen und Dessau muß bis mindestens 1989 bestand gehabt haben (siehe Auszug aus dem Katalog 1989)
der Auszug steht in [5].
Es besteht kein Zweifel diese Information in Frage zu stellen, eine aus DDR Zeit eine Weitere aus Nach-DDR-Zeit.

Friedrich schrieb in [10]:
Zitat:Ich kann Timo nur zustimmen: was sollte 6,3 mm-Band mit CrO2 in jenem Teil der Welt? Die Beschriftung der Kartonschmalseite, als "lateinische" Buchstaben gelesen, gibt mir keinen Hinweis auf CrO2. Oli oder Volkmar können vermutlich weiterhelfen?
Wenn ich mich nicht täusche ist Chromdioxid ein wesesentlicher Baustein zur Produktion von Computerbändern.
In der "Festschrift" zum 10-jährigen Bestehen der MBF Dessau steht, das der Hauptzweck dieses Werks darin lag, den Ost-Block mit ausreichend genügenden Bandmaterial für Großrechner zu versorgen.

Zitat:Wo kann man über Shostka (... war auch meine Vermutung ...) weitere zuverlässige Informationen bekommen? Große Informationsmengen aus Wolfen scheinen relativ kurz nach 1945 dorthin abtransportiert worden zu sein, Schwerpunkt natürlich Fotochemie, aber auch Magnetband (und vermutlich auch Magnetfilm-Versuche), das die Wolfener ab Sommer 1943 mit beachtlichem Erfolg zur Produktionsreife - nach Qualität wie Menge - gebracht haben.
Ich will diese Aussage nicht in Frage stellen, aber hier wird vergessen das die Amerikaner 1945 Teile des heutigen Sachsen-Anhalt und Thüringen (Jena) besetzt hielten und sich ausgiebig an den Unterlagen und Menschen der chemischen (IG Farben (AGFA Wolfen)) und der optischen Industrie (Carl Zeiss Jena) bedient haben. Die Sowjetunion musste sich mit dem zufrieden geben was dann noch übrig war, als die Amerikaner die Gebiete gemäß Potsdamer Abkommen geräumt hatten. Das wird nur noch sekundäre und tertiäre Literatur bzw. Wissenschaftlerebene gewesen sein.

Martin schrieb in [11]:
Zitat:Dabei handelt es sich (nicht hundertprozentig sicher, aber wahrscheinlich) um Carl Schneider aus Ober-Ramstadt-Rohrbach, der uns wiederum als Tonbandspulen-Lieferant für BASF und andere bekannt sein dürfte.
Das wird schon so stimmen, ORWO Typ 123 in silberne Verpackung (ORWO AG) hatte eine 22cm Spule von Schneider wie auch die 18cm/ 13cm Bänder der dmb. Übrigens haben die 22cm Hüllen des 123er Typs die gleiche Verpackung wie der AGFA MF 6 PE 16mm 320Meter.
Der Typ 122 auf 15cm Spule der späteren ORWO GmbH hatte die ursprüngliche ORWO-Spule aus DDR Zeiten, da wurde wohl als erstes das Lager geleert.

Bei den MAGNA Cassetten kann ich auch nur nicken, wobei ich die Herkunft des Cassettengehäuses der Bilder 3+4 zu ORWO schlagen würde.
Immer an die damalige Zeit denken, in den 80ern wird die DDR keine harten Devisen für etwas ausgeben, was sie nicht selber hätte herstellen können.
Ich weiß, das fällt nach fast 30 Jahren des Verschwindens der DDR schwer, aber man muß das immer wieder betonen und darauf hinweisen.

Weiter:
Zitat:Über eine Zusammenarbeit zwischen BASF und Orwo habe ich leider überhaupt nichts Handfestes vorzuweisen.
Ich auch nicht. Das einzige was ich weiß das sich ORWO Wolfen DP26 Band der BASF besorgt hat um es zu erforschen.
Auch weiß ich das ORWO Wolfen im Bereich Film Güterzüge in neutraler- oder in bereits fertigen Verpackungen Filme in den Westen geschickt hat (z.B. für Quelle Revue)
Ich glaube nicht, das jemand in Wolfen wusste was aus Dessau los geschickt wurde.
In den Wendejahren gab es von der BASF die Video-Cassette mit dem Namen "Vision", wo sind die her gekommen?
Friedrich hat in einem alten Thread eine Zusammenarbeit mit ORWO, hier die MBF Dessau, bestritten.

Jürgen schrieb in [12]:
Zitat:so eine Kassette habe ich auch
Die gezeigte Cassette ist aus der 1.Generation CR Bänder, nicht die Cr Extra II ab 1987.

Viele Grüße
Volkmar

Die Bilder:


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#19
Volkmar,

das ist wieder sehr aufschlußreich. Leider fehlt mir heute die Zeit zum Antworten (bzw. zum Vorbereiten desselben), ich bin erst Endes des Monats wieder aktionsfähig.

F.E.
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#20
Hallo Volkmar,

das wird ja immer interessanter! In einem Punkt denke ich aber, daß Du Dich von einer großen Ähnlichkeit hast irreführen lassen:

Zitat:Bei den MAGNA Cassetten kann ich auch nur nicken, wobei ich die Herkunft des Cassettengehäuses der Bilder 3+4 zu ORWO schlagen würde.

Es gab ein äußerlich sehr ähnliches Gehäuse von Orwo:
http://agfabasf.com/images/content/img2894.jpg

Wenn man beide auseinanderschraubt, werden die konstruktiven Unterschiede sichtbar. Das von mir weiter oben verlinkte Gehäuse, auf das Du Dich beziehst, gab es bei Orwo nur vereinzelt, dafür aber sehr zahlreich, und auch mindestens 5 Jahre vorher schon, bei Magna, Memorex, PDMagnetics, EMI, Daimon sowie bei vorbespielten Cassetten von Teldec. Das Innenleben ist auch konstruktiv identisch oder eng verwandt mit anderen Gehäusedesigns, bei den genannten West-Firmen und noch ein paar anderen, z.B. Ilford, eingesetzt wurden, sogar noch 10 Jahre nach der Wende. Allerdings gab es diese Konstruktion auch bei den ungarischen Polimer-Cassetten. Deshalb bin ich völlig unsicher, wo das Gehäuse wirklich herkommt. Nur Orwo kann ich aufgrund der großen Unterschiede ziemlich sicher ausschließen, alleine schn der Kunststoff ist ein ganz anderer.

Zitat:Immer an die damalige Zeit denken, in den 80ern wird die DDR keine harten Devisen für etwas ausgeben, was sie nicht selber hätte herstellen können.
Ich weiß, das fällt nach fast 30 Jahren des Verschwindens der DDR schwer, aber man muß das immer wieder betonen und darauf hinweisen.

Das hatte ich durchaus auch im Kopf. Es sind doch hier allerlei Tauschgeschäfte denkbar, ohne daß Devisen fließen mußten: So konnte z.B. Magna als Gegenleistung für eventuell gelieferte Gehäuseschalen von Orwo Bandmaterial bekommen haben. Oder Hilfe beim Zusammenbau der Cassetten. Oder Druck von Indexkarten - die Papierqualität war bei Orwo und Magna in den 80er Jahren sehr ähnlich, wenn ich gerade drüber nachdenke... das war mir noch nie bewußt aufgefallen.

Zitat:In den Wendejahren gab es von der BASF die Video-Cassette mit dem Namen "Vision", wo sind die her gekommen?
Die wenigen davon, die ich habe, waren von BASF Magnetics selbst. Teilweise aus Willstätt, teilweise aus dem ehemaligen Agfa-Werk in München.

Viele Grüße,
Martin
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#21
Volkmar und Mitleser,

ich bin glücklich „besonnt“ wieder im Lande und arbeite so einiges auf.

Zitat 1 von Volkmar:
Wenn ich mich nicht täusche, ist Chromdioxid ein wesesentlicher Baustein zur Produktion von Computerbändern.
Stimmt insofern, als die Halbzoll-(!)Bänder in Computer-Kassetten aus BASF-Fertigung mit CrO2 beschichtet waren. Die 1-Zoll-Bänder der vorhergehenden Spulenband-Generation waren mit gamma-Fe2O3 beschichtet, das – wegen seiner Widerstandsfähigkeit - auch als Sprachlabor-Band benutzt werden konnte, natürlich auf 6,3 mm Breite aufgeschnitten – eine Idee meines Kollegen Walter Derendorf.

Zitat 2 von Volkmar:
Ich will diese Aussage nicht in Frage stellen, aber hier wird vergessen, dass die Amerikaner 1945 Teile des heutigen Sachsen-Anhalt und Thüringen (Jena) besetzt hielten und sich ausgiebig an den Unterlagen und Menschen der chemischen (IG Farben (AGFA Wolfen)) und der optischen Industrie (Carl Zeiss Jena) bedient haben.
Insgesamt ist das sicher richtig. Meine Erkenntnis stammt teils auf einem ausführlichen Besuch 1997 im damals noch existierenden Betriebsarchiv Wolfen (das Material soll mittlerweile in einer Universitätsbibliothek liegen). Es war die Rede davon, dass die russische Besatzung viel hat abschreiben lassen, insofern war mein Ausdruck "abtransportiert“ nur im übertragenen Sinn richtig. Der entscheidende Informationsabgriff der West-Alliierten erfolgte aber anders und umfangreicher. Ich will und kann den riesigen Komplex der FIAT, CIOS und BIOS-Berichte hier nicht skizzieren (folgt mein üblicher Hinweis: https://www.beam-shop.de/sachbuch/film-m...r=SW317730, Seite 228 ff.), am aufschlussreichsten vielleicht http://www.cdvandt.org/fiat-cios-bios.htm. Übrigens hat der nach Jack Mullin wichtigste „Informationstransporteur“ in Sachen Magnetttontechnik, Richard Ranger, 1945 rechtzeitig einige leitende Wissenschaftler von Wolfen, darunter John Eggert, nach München eskortiert (vermutlich zu deren Erleichterung). Aber das führt jetzt reichlich weit weg vom Thema.

F.E.
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#22
Kann mir jemand eventuell Auskunft geben wie die Svema - Bänder (Senkel) qualitätsmäßig zu beurteilen sind? In einem bekannten Auktionshaus werden diese als NOS ja seit einiger Zeit verhältnismässig günstig angeboten .
Meine TOP - Wickler:
Akai GX 747
Sojuz 111
Revox A 77 1/4 Spur und HS
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#23
Die Urteile hier im Forum waren überwiegend sehr negativ, wie übrigens über so ziemlich alle Bänder aus russischer/sowjetischer Produktion.
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#24
Ok , Danke! Dann nehme ich wohl Abstand von diesen - obwohl Preistechnisch wie gesagt verlockend....
Meine TOP - Wickler:
Akai GX 747
Sojuz 111
Revox A 77 1/4 Spur und HS
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#25
Selbst für 1 Euro noch zu teuer, da kommt ja noch Porto dazu.
Bei Shamrock sind ja wenigstens noch die Spulen und die Kartons weiter verwendbar.

Gruß
Volkmar
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