Band-Kenndaten messen
#51
Gibt es auch Veröffentlichungen, denen man entnehmen kann, wie die primären magnetischen Daten der Bandmaterialien gezielt verändert wurden, um diese "elektroakustischen" Eigenschaften wunschgemäß zu erzeugen ?
Ich denke da an Koerzitivkraft, Remanenz, Form der Sättigungs-Hystereseschleifen und inneren Schleifen oder ausgedrückt durch die physikalischen Eigenschaften der magnetischen Partikel und ihre Einbringung in die Bandbeschichtung.
Oder war das ein gehütetes Geheimnis weniger Knowhow-Träger des jeweiligen Herstellers ?

MfG Kai
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#52
Hallo André (#47),
... und man sich dafür besser das "THD-Loch" sucht,...
hier wäre noch einzufügen, dass besagtes THD-Loch nur dann genutzt werden kann, wenn man nicht höher als bis zum angegebenen Bezugs-Bandfluss (320 nWb/m bzw. 514 nWb/m) aussteuert. Das haben EBU-Rundfunkanstalten auch so gehalten, um im Sendebetrieb (weitgehend) gleiche Ausgangsspannung bei Lautstärkespitzen zu erhalten. Geht man bis zum angegebenen Aussteuerbarkeitswert, ist der Klirrfaktor (bei 1 kHz …) natürlich 3 %.

Kai (#51): solche Berichte dürften nur innerhalb der Entwicklungsabteilungen kursiert sein (was gewisse legale, wenn auch begrenzte Informationskanäle zwischen kollegial verbundenen Firmen nicht ausschloß). Was konkret in den – anderswo schon angesprochenen – Fachjournalen der hochspezialisierten Magnetiker kursierte, ist mir nicht bekannt, sie sind einerseits wohl nur diesen Fachleuten verständlich, andererseits schwer zugänglich – mehr als spekulieren kann ich da nicht.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#53
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=200001#post200001 schrieb:gibt es Erfahrungswerte bzw. -vorgehensweisen, bei welcher Instrumenten(-kombination) der AP in welcher Richtung zu verändern war?
Darüber könnte ich mühelos eine Bachelorarbeit verfassen. Schon aus zeitökonomischen Gründen skizziere ich lieber anhand einiger Beispiele ein paar grundsätzliche Überlegungen, um die Denkweise hinter der Praxis deutlich zu machen.


Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=200015#post200015 schrieb:Ich denke, ein obertonreiches Cembalo wird man mit weniger BIAS-Strom zugunsten besserer Hochtonwiedergabe "abstimmen", während eine Querflöte oder Oboe mehr BIAS bekommt, da hier weniger Obertöne präsent sind und man sich dafür besser das "THD-Loch" sucht, denn bei diesen Instrumenten wird der Klirr wesentlich deutlicher wahrnehmbar. Ein Flügel geht eher Richtung Mitte, damit der Diskant nicht zu muffelig wird …
Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass eine Erhöhung des VM-Stroms selbstverständlich immer mit einer Vergrößerung der Aufnahmeentzerrung einherzugehen hat, damit der Frequenzgang linear bleibt. Weil sich dadurch die Höhenaussteuerbarkeit vermindert, kann dies zu einer gepressten, matschigen Hochtonwiedergabe führen (wofür mein damaliger Mentor Klaus Matthes das schöne Wort "vollfett" verwendete).

Im Fall eines Cembalos wäre dies aber nicht so tragisch, da es hohe Modulationsdichte mit geringer Dynamik verbindet und darum durchaus 5…7 dB niedriger ausgesteuert werden kann, ohne dass der geringere RGA störend wirkt. Auf jeden Fall würde ich einen niedrigeren Bias wählen, wenn jemand es unbedingt darauf anlegt, ein Cembalo auf 9,5 cm/s zu zwängen.

Bis weit in die 1970er Jahre hinein betraf eine möglichst optimale Ausnutzung von Magnetbandeigenschaften nicht nur den Arbeitspunkt, sondern auch die Wahl des Bandtyps. Das deutlichste Beispiel, was mir ad hoc dazu einfällt, ist das Agfa PER 525.

Aus den Diagrammen könnte man vermuten, dass es als ein auf 38 cm/s optimiertes PER 525 universell geeignet sein müsste, elektroakustisch etwa gleichauf mit dem Konkurrenzprodukt LGR 30P. Dem ist aber nicht so.

Sein entscheidender Nachteil zeigt sich, sobald man versucht, ein Horn – noch drastischer: zwei Hörner – aufzuzeichnen (optimaler AP, also Klirr- und GR-Minimum vorausgesetzt). Hier macht man schnell unangenehme Bekanntschaft mit einer speziellen Eigenschaft des Gleichfeldrauschens, die in dessen Messung nur stark abgeschwächt eingeht, nämlich das sogenannte Poltern, das durch plötzliche Schichtinhomogenitäten erzeugt wird, vorwiegend durch lokale Zusammenklumpungen magnetischen Materials.

Das Gleichfeldrauschen (früher Modulationsrauschen genannt) wird normgerecht über ein sog. Belger-Filter bestimmt, welches dieses Poltern bedämpft. Eben diese Polterstellen sind es aber, die für die meisten PER 525 Chargen kennzeichnend sind, die ich verwendet habe. Zusätzlich zum Programm ist ein mehr oder weniger lautes, unregelmäßiges Pochen und Klopfen ("Poltern" eben) zu hören, meist im Bereich um 100…250 Hz, das sehr störend wirkt (weil nicht zum Instrument gehörig) und sogar durch Kompander wie Dolby A, telcom oder Dolby SR nicht genügend kaschiert wird. Ein LGR 30P war in diesem Punkt viel unauffälliger, auch wenn sein GR mit dem des PER 525 messtechnisch gleichauf lag (beide um -49 dB).

Die einzige Möglichkeit, diesen Effekt zu vermeiden besteht im Wechsel auf einen geeigneteren Bandtyp.

Andere Beispiele:

Eine Querflöte ist gegen Modulationsrauschen vergleichsweise unempfindlich, da es von ihrem eigenen Rauschanteil (Anblasgeräusch) größtenteils verdeckt wird. Der kubische Klirrfaktor (= ungeradzahlige Harmonische) hingegen passt nicht in ihr Obertonspektrum (= geradzahlige Harmonische) und sollte deswegen so gering wie möglich gehalten werden.

Eine Blockflöte stellt wegen seiner relativen Oberton- und Geräuscharmut deutlich höhere Anforderungen an Klirrfaktor und Modulationsrauschen. Oder wie Jürg Jecklin vor 40 Jahren treffend formulierte: "Die Blockflöte hat einen intensiven, süßen Ton, der die Neigung hat, das Band zu übersteuern".

Der alte Musikerwitz "was ist schlimmer als eine Blockflöte? Zwei Blockflöten" gilt hier uneingeschränkt, denn sauber und vibratoarm gespielte Intervalle ergeben auf ungeeignetem oder schlecht eingemessenen Bandmaterial eine muntere Vielfalt an Differenztönen, die den Eindruck vermitteln, dass noch ein dritter, reichlich unmusikalischer Spieler mitwirkt. Hier hilft nur ein Bandtyp mit Klirr- und GR-Minimum an derselben Stelle, und beide möglichst tief gelegen.

Ein Konzertflügel wiederum ist relativ unempfindlich gegen Modulationsrauschen und Poltern, sein eigener Geräuschanteil ist dafür zu hoch. Ein Konzertflügel zeigt aber auch eine erstaunlich hohe Dynamik, weswegen bei ihm das Bandrauschen störend in Erscheinung treten kann. Abhilfe schafft hier entweder ein Kompander, oder eine nicht normgerechte Aufzeichnungsentzerrung (die natürlich bei Wiedergabe spiegelbildlich anzuwenden ist):

Aufgrund der zahlreichen, aber vergleichsweise leisen Obertöne eines Flügels können bei einer Aufzeichnung auf 38 cm/s die Höhen soweit angehoben werden, dass die Höhenaussteuerbarkeit des Magnetbands besser ausgenutzt wird. Dies kann in günstigen Fällen zu einer Rauschminderungswirkung führen, die einem Dolby A vergleichbar ist. Verständlich andererseits, dass ein solches Verfahren beispielsweise beim Rundfunk auf wenig Gegenliebe stieß. Es konnte nur eine Insellösung werden und bleiben. (Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist die sog. ARD-Entzerrung für Mehrspurmaschinen, die mit ihrer charakteristischen Überhöhung um 2 dB bei 4 kHz dem gleichen Grundgedanken folgte.)

Je nach ihrer Auslegung fordern die Klangeigenschaften großer Orgeln ein Magnetband nicht nur in den Höhen (horizontal angeordnete Zungenpfeifen), sondern und vor allem in den Tiefen (32' Register). Bei solchen Wuchtbrummen würde ich als erste Maßnahme von Bandmaschinen mit NAB (IEC 2) Entzerrung Abstand nehmen, weil die Frequenzen der Subkontraoktave (16…32 Hz), welche meist mit verblüffend hohem Schalldruck abgestrahlt werden, das Band regelmäßig übersteuern. Auch wegen der enormen Dynamik größerer Orgeln würde ich ein möglichst hochaussteuerbares Band mit Klirr- und GR-Minimum an derselben Stelle einsetzen und auf diese Minima auch einmessen.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#54
Hallo Peter,

vielen Dank - das gibt einen wunderbaren Einblick in die Herausforderungen und ihre sachkundige Lösung!

Auch wenn es vom Thema wegführt: Beim Lesen dachte ich mir, wie gut ich es als Kind des Digitalzeitalters doch habe, von all diesen Problemen bei der klassischen Live-Aufnahme enthoben zu sein - oder täusche ich mich da? Die Höhenaussteuerbarkeit hängt nicht mehr von der Frequenz ab, kein Modulationsrauschen, keine Gleichlaufschwankungen. Ist das so, oder übersehe ich die eigentlichen Probleme schon, weil ich mich daran gewöhnt habe?

Viele Grüße
Andreas
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#55
andreas42,'index.php?page=Thread&postID=200079#post200079 schrieb:Die Höhenaussteuerbarkeit hängt nicht mehr von der Frequenz ab, kein Modulationsrauschen, keine Gleichlaufschwankungen. Ist das so, oder übersehe ich die eigentlichen Probleme schon, weil ich mich daran gewöhnt habe?
Das siehst du ganz richtig. Deine Aufzählung bildet einen Teil der durchaus bestechenden Verkaufsargumente der späten 1970er Jahre zur großflächigen Umstellung auf digitale Audiotechnik bei der Signalverarbeitung und -speicherung, und nicht zuletzt für die CD als Massentonträger.

Zu erwähnen wären noch der imponierende Rauschabstand, die Verzerrungsarmut, zumindest bei mittleren und hohen Pegeln, ein linealgerader Frequenzgang, vor allem zu den Tiefen hin (theoretisch bis 0 Hz), weitgehend linearer Phasengang, überzeugende Impulswiedergabe und last but not least die Beibehaltung all dieser Eigenschaften auch in der n-ten Kopiengeneration. Von den schier unbegrenzten Möglichkeiten des Editing gar nicht zu reden.

Den alten Hasen waren die Beschränkungen der analogen Magnetbandtechnik (und die Tricks zu ihrer Linderung) jedoch so in Fleisch und Blut übergegangen, dass spätestens seit Ende der 1960er Jahre bereits Produktionen entstanden, die sich mit heutigen digitalen Erzeugnissen locker messen können, oft sogar vom Publikum vorgezogen werden.

Grüße, Peter
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Peter


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#56
Digitalaufnahmen haben auch ihre Tücken, wobei sie in den Anfängen, wo man noch keine rechte Erfahrung damit hatte, sich schlimmer auswirkten als heute, wo man in HD aufnehmen kann. Viele frühe Digitalaufnahmen klangen tot oder leblos, die feinen Frequenzanteile gingen unter. Ich habe die "Swing of Delight" von Santana 1980, das ist so ein Beispiel. Als Gegensatz dazu, was eine gute HD-Aufnahme macht, fällt mir die "As Time Goes By" von Paul Kuhn mit Big Band ein, die schon fast wie ein Direktschnitt klingt. Ich kann Magnetbandverzerrungen nicht so recht in Worte fassen, aber auf dieser Aufnahme höre ich einfach keine, es klingt einfach klar.

Allerdings hört man auf einer richtigen Monitoranlage im Studio Dinge, wie sie auch Peter beschrieben hat, die auf den meisten Konsumentenanalgen nicht oder nur sehr abgeschwächt wahrnehmbar sind, selbst auf "High End". Aber es hat sich inzwischen auch rumgesprochen, das man auf den kleinen Studiomonitoren meist mehr hört, als über so manche Lautsprecheranlagen zum Preis eines Kleinwagens...

Ich werde versuchen, solche von Peter beschriebenen Effekte von Plattenaufnahmen zu hören (meist habe ich ja nichts anderes), allerdings muß ich noch einen Plattenspieler fertig bauen, der noch mehr als mein jetziger dazu in der Lage ist, diese Feinheiten aufzulösen und hörbar zu machen.

Alles im Allem vielen Dank, lieber Peter, für Deine sehr aufschlussreichen Ausführungen, da habe ich wieder was gelernt. Ich denke im Fachbereich Studiotechnik gibt es da noch vieles zu erzählen, was schnell ein dickes Buch zusammenbrächte, wäre nur die Zeit dazu da, das auch alles geordnet niederzuschreiben. So komme ich zu der Frage, gibt es denn auch Fachliteratur in diese Richtung?
Gruß André
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#57
Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=200088#post200088 schrieb:Viele frühe Digitalaufnahmen klangen tot oder leblos, die feinen Frequenzanteile gingen unter.
In diesem Beitrag und mehreren folgenden desselben Threads habe ich (damals noch unter anderem Nutzernamen) alles m.E. Notwendige zum Thema "übereilte Einführung digitaler Audiotechnik im großindustriellen Maßstab" geäußert.

Die dort einigermaßen ungeschönt beschriebenen Kinderkrankheiten digitaler Übertragungseinrichtungen sind jedoch mittlerweile zum Glück Geschichte. Wenn man heutzutage auf steril, hart, substanzlos etc. klingende Aufnahmen trifft, liegt der Grund nicht mehr im Stand der Technik selbst, sondern fast durchweg in ihrem unsachgemäßen Einsatz.


Captn Difool,'index.php?page=Thread&postID=200088#post200088 schrieb:Ich denke im Fachbereich Studiotechnik gibt es da noch vieles zu erzählen, was schnell ein dickes Buch zusammenbrächte, wäre nur die Zeit dazu da, das auch alles geordnet niederzuschreiben. So komme ich zu der Frage, gibt es denn auch Fachliteratur in diese Richtung?
Natürlich gab und gibt es eine Fülle von Standardwerken zur Studiotechnik allgemein. Solltest du allerdings nach systematischen Zusammenstellungen unpatentierter, intelligenter, meist firmeninterner Problemlösungen, "life hacks", geheimgehaltener akustischer Wunderwaffen oder ähnlichem suchen – Fehlanzeige (jedenfalls soweit ich das Gelände überblicken kann). Wenn überhaupt, dann allenfalls einzelne verstreute Details in mehr oder weniger anekdotischer Form.

Die betreffenden Ingenieure und sonstige erfinderische Praktiker und Neuerer – kreative Anwendungstechniker par excellence – hatten für so etwas damals ebensowenig Zeit und Muße wie ich sie gehabt hätte.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#58
Hallo liebe Mitforisten,

pardonnez pour OT:

Danke Peter für die Bereitstellung der (neben der Euren) erhellenden Limpert'schen Ausführungen.[size=8]



"Hochwertige Musikaufnahmen
können vom Amateur in der
Regel nur durch Mitschneiden des UKWRundfunkprogrammes
gewonnen werden.
Hier handelt es sich also um ein
Programm, das, ...., bereits
der Einwirkung eines Tonmeisters
unterworfen war, der die Dynamik
etwas eingeengt und für die Einhaltung
einer bestimmten Aussteuerungsgrenze
gesorgt hat."

8)

(Meine alberne Excel-Tabelle wird wohl nie fertig...)

[/size]Gab es denn tatsächlich eine Entzerrungszeitkonstante von 50 µs bei 76,2 cm/s nach DIN 45513 Bl.1 von 1955 bis 196x? In meinen bisherigen Quellen konnte ich dazu nix finden.

Und, hat es nach 1958 tatsächlich so lange ( 1965-1968 ) gedauert, bis die empfohlenen Entzerrungsänderungen für 9,5 und 19 bei der DIN bzw. IEC Gehör fanden?

Der Zugriff auf die originalen historischen Normblätter scheint ja nicht allzu einfach zu sein. Huh

Schöne Grüße
Frank
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#59
kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=200093#post200093 schrieb:Gab es denn tatsächlich eine Entzerrungszeitkonstante von 50 µs bei 76,2 cm/s nach DIN 45513 Bl.1 von 1955 bis 196x? In meinen bisherigen Quellen konnte ich dazu nix finden.
Mir sind seit 1955 ausschließlich 35 µs bekannt, die (spätestens) 1982 auf 17,5 µs geändert wurden.


kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=200093#post200093 schrieb:Und, hat es nach 1958 tatsächlich so lange ( 1965-1968 ) gedauert, bis die empfohlenen Entzerrungsänderungen für 9,5 und 19 bei der DIN bzw. IEC Gehör fanden?
Zumindest für 19 cm/s finde ich in der DIN 45513/3 Ausgabe Okt. 1966 bereits 50 + 3180 µs angegeben.
Für 9,5 habe ich nur Normenblätter von 1962, 1968 und 1982.


kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=200093#post200093 schrieb:Der Zugriff auf die originalen historischen Normblätter scheint ja nicht allzu einfach zu sein.
Vielleicht kann ich die eine oder andere Lücke füllen, allerdings dürfte auch meine bescheidene Sammlung von Vollständigkeit weit entfernt sein.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#60
Peter Ruhrberg,'index.php?page=Thread&postID=200095#post200095 schrieb:Mir sind seit 1955 ausschließlich 35 µs bekannt, die (spätestens) 1982 auf 17,5 µs geändert wurden.
Danke. Dann hat sich der liebe Wolfgang Limpert in Bild 1 offenbar vertan.

Bei 9,5 cm/s wurde dann, wie andernorts ebenfalls kolportiert, in der 45513 also in 1962 von 200 + 3180 µs zu 120 + 3180 µs und ab 1968 zu 90 + 3180 µs umgestellt? Und bei 19 cm/s in 1965/66 von 100 zu 70 bzw. 50 + 3180 µs?

Da waren aber doch bereits einige Jahre ins Land gegangen, od'r? Besonders, da Anno '58 LH-Bänder noch weit außer Sicht waren... Wink
Ich frage, weil ich den zeitlichen Kontext der '58er Erkenntnisse mit LGS & Co. bis zur tatsächlichen Normierung als lang empfinde.

Schönes WE
Frank
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#61
kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=200096#post200096 schrieb:Dann hat sich der liebe Wolfgang Limpert in Bild 1 offenbar vertan.
Vielleicht auch eher die Redaktion, denn die abgebildete Kurve stimmt mit 35µs überein. Mit 50 µs würde die Kurve bei 20 kHz -16 dB erreichen.


kesselsweier,'index.php?page=Thread&postID=200096#post200096 schrieb:Bei 9,5 cm/s wurde dann, wie andernorts ebenfalls kolportiert, in der 45513 also in 1962 von 200 + 3180 µs zu 120 + 3180 µs und ab 1968 zu 90 + 3180 µs umgestellt? Und bei 19 cm/s in 1965/66 von 100 zu 70 bzw. 50 + 3180 µs?
So würde ich die zugehörigen Angaben in "Zeitschichten" III [Tabelle 35, ab S. 588] interpretieren.

Grüße, Peter
Grüße
Peter


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#62
Hallo Andreas,

hast du mal versucht, ob man durch Wahl einer hinreichend niedrigen Frequenz deiner Sinus-Testtöne bei hohem Pegel durch Plotten des Wiedergabe-Signals vs. Eingangssinus nach zeitlichem Ableich mit dessen Nulldurchgängen die effektive Magnetisierungskennlinie des Bandes sichtbar machen kann, ohne daß es zu sehr nach Lissajou-Figur aussieht ? Dazu braucht man ja oberhalb der Testfrequenz in einem möglichst großen Frequenzbereich einen flachen Frequenzgang und möglichst konstante Gruppenlaufzeit sowie konstante Bandgeschwindigkeit.

MfG Kai
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#63
Hallo Kai,

nein, habe ich noch nicht versucht.

Der Weg, den ich hier verfolge, würde mich auch nicht unbedingt dahin führen, glaube ich: Nach dem prinzipiellen Erfolg, Kurvenscharen zu messen, die wie die historischen Datenblätter aussehen (ja, das Rauschen muss noch richtig bewertet werden), würde ich mich eher um die Industrialisierung kümmern. Sprich: Messaufwand verringern (z.B. durch Bias-Fernsteuerung durch den Rechner), Auswerte-Software aufräumen (ist jetzt etliches so ad-hoc durcheinandergewachsen), schönere Plots produzieren (und z.B. die Diagramme der einzelnen Messpunkte auch automatisch ausgeben und ablegen). Krönung wäre: Datenblatt-Browser als Webseite, mit Vergleichsmöglichkeit von Bändern in einem Diagramm auf Knopfdruck, und bei Klick auf einen Messpunkt öffnet sich das Detail-Diagramm mit den Messdaten Smile Falls genug Interesse besteht, würde ich die Mess-Skripte in Richtung "Grafische Oberfläche" weiterentwickeln - aber ich glaube, selbst in so einem Nischenforum ist mein Interesse nochmal eine sehr spezielle Nische...

Trotzdem finde ich Deine Bestrebungen in Richtung Grundlagenverständnis der Aufzeichnung spannend - und unterstütze auch gerne mit Messwerten, wo ich kann. In diesem konkreten Fall muss ich aber zugeben, außer "effektive Magnetisierungskennlinie" nicht viel verstanden zu haben, was Du auszuprobieren vorschlägst? (Nebenbei frage ich mich: Gibt es so eine Kennlinie tatsächlich, oder ist sie nicht am Ende hoffnungslos frequenzabhängig?)

Im Moment ist meine Tonbandzeit wieder etwas begrenzt - es kommen aber auch wieder bessere Tage Smile

Viele Grüße
Andreas
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#64
Hallo zusammen,

nach langer Pause an diesem zentralen Thema meines Magnetband-Interesses habe ich mal wieder etwas Fortschritt zu vermelden: Zum ersten Mal konnte ich heute alle Bausteine zusammenfügen und die A807 so verwenden, wie ich mir das bei ihrer Anschaffung gedacht habe Smile



Im Video ist zu sehen, wie von einem Python-Skript gesteuert für 15 verschiedene Bias-Ströme MOL (1% und 3%), THD bei Bezugspegel und SOL10k gemessen werden. Das Notebook steuert in diesem Fall nur per ssh den richtigen Rechner, aber so hat es besser aufs Bild gepasst. Die Soundkarte im Rechner macht die eigentlichen Messungen, wie auch vor Jahren schon weiter oben in diesem Thread beschrieben, der A807 wird über die serielle Schnittstelle ferngesteuert. Man sieht im Display der Bandmaschine die ferngesteuerten Bias-Einstellungen, hört die beiden Test-Töne über den Monitor-Lautsprecher, und sieht auf dem Notebook, wie die Messwerte im Terminal ausgegeben und im Schaubild geplottet werden.

Seit heute neu ist, dass ich nicht mehr den Umweg über selbst erzeugte wav-Files und Audacity gehe, sondern das direkt aus python heraus erledigen kann; mit dem Modul sounddevice ist das sogar nur ein Einzeiler! Die Steuerbefehle über die serielle Schnittstelle (in meinem Fall über einen USB-Seriell-Wandler) sind auch nicht weiter schwierig.

Hier nochmal das Diagramm aus dem Video:

   

Bisher ist noch überhaupt nichts kalibriert - deswegen verzichte ich auf nähere Angaben zu Band, Geschwindigkeit, Entzerrung, Achsenbeschriftungen, und so weiter. Auch die anderen Messgrößen sind noch nicht da (Empfindlichkeit, Rauschen, evtl. auch Modulationsrauschen). Auch war HX-Pro noch eingeschaltet - für diesen Zweck ist das natürlich Unfug.

Es gibt also noch viel zu tun...

Viele Grüße
Andreas
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