Schaltbild für HELI- Studio- Abhörverstärker VS1-32 gesucht
#1
Hallo liebe Forianer,

hat jemand von Euch eventuell ein Schaltbild bzw. technische Daten des Verstärkers VS1-32 aus der Studio- Abhöranlage Z132 (RFZ der ex- DDR) ? Der Verstärker befand sich im unteren Teil der Abhörbox, gemeinsam mit dem Lautsprecher- Chassis KSP215 von Schulz / Berlin.

Es handelt sich um einen Röhrenverstärker, welcher wohl von der Fa. Hempel in Limbach / Oberfrohna (HELI- Radio) so um 1965 gebaut wurde. Ich besitze davon 2 Mono- Blöcke, welche als Studio- Einschübe gefertigt sind, es gab aber auch andere Bauformen. Der jeweilige Block umfasst nicht sehr viele Bauteile; ein Netzteil mit EZ81 als Gleichrichter, dann eine ECC83 (Vorverstärker und Phasendreher) und 2x EL84 als Gegentackt- Endstufe. Dazu dann ein kleiner Übertrager für den Eingang und ein ziemlich großer Übertrager für den Ausgang.



Der Ausgangsübertrager ist wie gesagt auf den KSP215 angepasst, also 5 Ohm bei 12W. Ich möchte aber gern meine Schultz TH315/1 (Rundfunkbezeichnung: O18a) Koaxial- Chassis verwenden, nachdem ich nun nach Jahren des Suchens endlich die richtige Boxengröße für diese Systeme erwerben konnte. Die Chassis haben zum KSP215 aber deutlich abweichende Werte, nämlich 30W an 15 Ohm. Da der Ausgangsübertrager aber eine Menge Anzapfungen hat hoffe ich, daß die Sekundärwicklung auch für andere Impedanzen umschaltbar ist.



Wäre schön, wenn ihr mir dort helfen bzw. Auskunft geben könntet.

Grüße, Rainer


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#2
Hallo Rainer,

ein Schaltbild habe ich nicht
aber einen Vorschlag, wie du per Messung heraus bekommst, für welche Impedanzen welche Sekundär-Anzapfung geeignet ist.
Dazu benötigst du allerdings eine Tonquelle, möglichst Sinus bei einer mittleren Audio-Frequenz, z.B. 400 Hz.
Damit speist du den Verstärker, so daß am jetzt benutzten Ausgang (ohne Last) eine gut meßbare Spannung herauskommt.
Dann mißt du die Spannungen an allen anderen als Ausgang geeigneten Anzapfungen.
Die Anschluß-Impedanz an den anderen ergibt sich dann aus (Nenn-Impedanz des bislang benutzten Ausgangs)*(Uneu/Ubisher)^2.
Wenn du von 5 Ohm auf 30 Ohm wechseln willst, mußt du also einen Ausgang suchen, bei dem die WURZEL(30/5)=WURZEL(6) ~ 2.45 -fache Spannung heraus kommt. Mehr Leistung kommt natürlich nicht raus.

MfG Kai
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#3
Hallo Kai,

danke für Deine Antwort. Das deckt sich mit meiner (überschlagsmäßigen) Berechnung. Ich hatte einfach mal U= Wurzel aus P*R gerechnet. Da komme ich bei 30W und 15 Ohm für das neue Chassis auf 21,2 V. Passt also soweit ganz gut zu Deiner 2,45- fachen Spannung.

Die Idee mit der Sinusquelle ist natürlich hervorragend, da hatte ich im Augenblick gar nicht daran gedacht. Das ist umso leichter, da mir ein alter Studio- Tongenerator (H17a) zur Verfügung steht, welcher direkten, symmetrischen Normpegel ausgibt. Ideal für diesen Verstärker.

Aber ohne Last messen, bist Du Dir da sicher ? Ich hatte mal vor Urzeiten gelernt, daß man eine Röhrenendstufe niemals ohne Last am Ausgangsübertrager betreiben sollte. Das nimmt der Übertrager ziemlich übel... Bei einer Transistorendstufe ist das ohne weiteres möglich, aber nicht bei Röhre. :whistling:

Grüße, Rainer
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#4
Hallo Rainer,

ich wüßte jetzt nicht, warum der Übertrager das übel nehmen sollte, wenn du nur soweit aussteuerst, daß am 5 Ohm Ausgang z.B. 1 V rauskommt. Vielleicht an der Leistungsgrenze (durch Überspannung bei Leerlauf), oder wenn der Verstärker ohne Last zum Oszillator wird...
Die Überlegung hinter dem Wunsch "ohne Last" ist:
Du benötigst für die Impedanzberechnung entweder das Verhältnis der Leerlaufspannungen oder der Kurzschlußströme.
Aber: "Zu Risken und Nebenwirkungen von Kurzschlußströmen befragen Sie bitte den Elektroniker Ihres Vertrauens..."
Da erscheinen die Leerlaufspannungen doch etwas verträglicher.
Wenn du den 5 Ohm Ausgang unter Last mißt, bekommst du da nicht die Leerlaufspannung sondern weniger aufgrund des Innenwiderstandes der Trafowicklung.

MfG Kai
PS: Wenn dir das trotzdem zu riskant ist, kannst du den Trafo ja bei ausgeschaltetem Verstärker ausmessen, in dem du mit einem anderen Generator in die 5 Ohm Wicklung Signal einspeist und an den Anzapfungen nach einer Spannung passender Größe suchst. Wenn nur die Röhren am Trafo hängen, sieht der im ausgeschalteten Zustand ja praktisch "Leerlauf"
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#5
Hallo Rainer,

als ich eben nochmal deine Eröffnung gelesen habe aus Neugier, um welche "wundertätigen" Lautsprecher es sich handelt, fiel mir auf, daß ich im Beitrag #2 die Watts und die Ohms durcheinander gekriegt habe.
Wenn du von 5 auf 15 Ohm wechseln willst, mußt du nach der Wurzel(3)~1,73-fachen Spannung suchen.

MfG Kai
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#6
Hallo,

man kann Röhrenverstärker ohne Lautsprecher betreiben, Schaden entsteht erst, wenn dann ein Lautsprecher angeschlossen wird. Dadurch entsteht im Ausgangsübertrager eine Selbstinduktions-Spitze, die zu Überschlägen in der Wicklung führen kann. Bei Unterbrechungen der Lautsprecherleitung während des Betriebs passiert das gleiche. Frühe Transistorverstärker waren nicht "leerlauffest", da muss man aufpassen, dass immer ein Lautsprecher oder Last angeschlossen ist.

MfG, bitbrain2101
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#7
Hallo und vielen Dank für die Erklärung, bitbrain2101 ! Smile Das klingt natürlich sehr logisch.

Wie gesagt, ich hatte es vor Urzeiten mal gehört, das war aber damals lange vor meiner Ausbildung. Und während meiner Ausbildung war Röhrentechnik kein Thema mehr (mit Ausnahme von Bildröhren).

Kai, wundertätig sind die Lautsprecher nicht. Wink Es sind aber sehr schöne Studio- Lautsprecher in koaxialer Bauweise (Tieftöner mit in der Membran-Mitte platzierter Mittel / Hochton- Kalotte aus Alu). Diese Lautsprecher warten seit einer Ewigkeit in ihren Transport- Boxen bei mir im Keller auf Ihren Einsatz. Naja und da ich jetzt eben die richtige Boxengröße habe (120 Liter !) wir es Zeit, das mal anzugehen. Wen es interessiert, was das für Chassis sind, hier mal ein Link:

http://www.radiomuseum.org/r/schulz_bln_..._th_3.html

Es handelt sich gewissermaßen um eine der DDR- (RFZ) Weiterentwicklungen der berühmten Eckmiller O15 Chassis. Diese wurden ja bereits 1941 bei der RRG eingesetzt. Da gab es in den DDR- Studios mehrere Nachfolger, bis sie Ende der 80er Jahre durch die RL900 aus Geithain abgelöst wurden.

Ok, ich werde mich dann mal sukzessive an die Messungen machen. Kann aber noch ein wenig dauern, da ich nur an den Wochenenden Zeit habe. Und vor dem Einschalten der Verstärker ist erst einmal Elko- formieren angesagt. Die sollen mir ja nicht gleich um die Ohren fliegen... Big Grin Big Grin Ich berichte dann wieder, wie die Tests verlaufen sind.

Grüße, Rainer
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#8
Ich hab auch schon mal nach den Schulz TH315/1 gegooglet und ein paar Stellen gefunden, u.a. das radiomuseum, Foren-Diskussionen und ein ebay-"Angebot" in Höhe von 3000 oder ~3500 € (2 Stück). Der Anbieter sprach von ultralinearem Frequenzgang und behauptete, die Chassis seinen gleichermaßen gut geeignet für geschlossene Gehäuse und offene Schallwände. Also ein Märchenerzähler.
Hast du nähere Informationen über die Chassis (z.B. Thiele-Small-Parameter des Tiefton-Chassis, Frequenzgänge, etc.), die bereits eingebaute Frequenzweiche und das Gehäuse, für das diese Konfiguration gedacht ist ?
Hatte die DDR Zugang zu Materialien zur Herstellung sehr starker Permanentmagnete ?
In den Forum-Diskussionen war gelegentlich von Feldspulen die Rede. Hat man sowas noch nach dem Krieg benutzt zur Erzeugung des statischen Magnetfeldes im Luftspalt ?

MfG Kai
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#9
Hallo Kai,

hast Du auch auf dieser Seite gelesen?
http://www.klangfilm.org/index.php?lng=0...&dir=&num=

Viele Grüße
Volkmar
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#10
Hallo Volkmar,

nein, die kannte ich bisher nicht.
Zu besagten Schulz TH 315/1 habe ich dort eben aber weder unter Documentation noch unter Pictures etwas gefunden.
Hab ich was übersehen oder heißen sie da anders ?

MfG Kai
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#11
Hallo Kai,

hier unter diesem Link siehst Du die komplette Studio- Kombination, zu welcher dieses Lautsprecher- Chassis gehört. Allerdings mit dem moderneren Transistorverstärker:

http://www.radiomuseum.org/r/heli_o7311.html

Das Ganze gab es ebenfalls mit einem Vorgänger- Verstärker in Röhrentechnik. Die Box selbst hat die Abmaße (BHT) von 54cm x 90cm x 35cm. Mit Ständer ist die ganze Abhöreinheit 1,50m hoch.

Meine Verstärker gehörten zu einer anderen Abhöreinheit, der VS1-32:

http://www.radiomuseum.org/r/heli_vs1_32..._z132.html

In der DDR waren AlNiCo- Magnete üblich, alle diese Chassis waren meines Wissens damit ausgestattet. Für Consumer- Lautsprecher wurden auch Magnete aus Ferrokeramik eingesetzt.

Sämtliche DDR- Weiterentwicklungen des Eckmiller O15- Chassis wurden- soweit ich das weiß- nicht als elektrodynamische Lautsprecher ausgeführt. (O16, O17, O17a, O18 ) Es waren alles permanent-dynamische Chassis. Bilder vom O17a (Oxxx ist immer- wie schon gesagt- die Rundfunkbezeichnung, der O17a heißt eigentlich "148TH") kann ich übrigens liefern, da ich diesen ebenfalls habe. Auch Detailfotos der Frequenzweiche unter der Magnet- Abdeckung. Das dauert aber etwas.

Für Lautsprecher in Röhrenradios sah es übrigens anders aus, dort wurden bis in die 50er Jahre auch elektrodynamische Lautsprecher verwendet (Großsuper "Stradivari" in der ersten Ausführung; Großsuper "Amati AT1194WKU; einige Superhets von "Sachsenwerk")

Daten zu Frequenzgängen habe ich keine, allerdings sollen alle diese Chassis wirklich extrem linear sein. Nichts für heute Techno- Tiefbass- Fanatiker, eher etwas für Klassik- Hörer. Außerdem entsprechen Sie am ehesten dem Ideal eines Punktstrahlers, das ist der koaxialen Bauweise geschuldet. Man muß sich aber immer vor Augen führen, daß diese Lautsprecher nur für den professionellen Einsatz im Studiobetrieb konzipiert waren. Damit wurden also Produktionen gefahren. Diese Präzision konnte nicht genug kosten. Privat war es absolut unmöglich, solche Lautsprecher zu erwerben. Naja, sagen wir- fast unmöglich... ^^ ^^

Grüße, Rainer
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#12
Hallo Rainer,

danke für die Hinweise, da werde ich mal stöbern.
Du mußt keine weitere Mühe in Bilder investieren nur wegen meiner Neugier.
Bei radiomuseum meine ich auch schon Fotos der geöffneten Frequenzweichegesehen zu haben, unter der Haube dessen, was ich erst für einen großen Magneten gehalten hatte. Ein Schaltbild gab es da auch, leider zu klein und schlecht aufgelöst, um da was ablesen zu können. Die nominelle 15 Ohm Impedanz wird dann sicher nur "mehr oder weniger" zutreffen.
Bei dem Frequenzgang würde ich nach deinen Anmerkungen jetzt auch argwöhnen, daß sich der "extrem lineare" vermutlich nur in entsprechender Studio-Umgebung mit reflexionsarmen Wänden im vorwiegenden Direktschall einstellt. In einem normalen Wohnzimmer muß man da sicher Abstriche machen.

Trotzdem wünsche ich, daß sich der erhoffte Klanggenuß einstellt.
MfG Kai
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#13
Eventuell handelt es sich hier nur um eine Fehlinterpretation.
Aus der Ultra-Linear-Schaltung wurde so irgendwann ein ultralinearer Frequenzgang.

Gruß Ulrich
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#14
Köstlich, Big Grin ,
kann man in der Tat nicht ausschließen, wenn Fachbegriffe durch von Sachkenntnis ungetrübte Esoteriker und ebay-Verkäufer neu interpretiert werden.
Einige davon glauben wohlmöglich auch, weil sie die Geschichte der Verstärker-Entwicklung bis zur Gegenwart nicht kennen, daß eine Ultra-Linear-Röhren-Schaltung weniger Verzerrungen macht als eine moderner state-of-the-art Halbleiterverstärker.
Aber wir sind ein freies Land und haben Glaubensfreiheit.

MfG Kai
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#15
Nunja,

vielleicht sollte man das Adjektiv "linear" besser durch "neutral" ersetzen. Denn eine möglichst neutrale Wiedergabe- soweit mit den damaligen Röhrenendstufen machbar- ist ja das Ziel eines Studio- Monitors und ich glaube, sie werden Ihre Arbeit machen. Spekulationen über "sollte, hätte und müßte" sind sowieso müßig, solange man den Lautsprecher nicht gehört hat.

Im Übrigen kommt es mir auf "super- Linearität" nicht an, ich weiß sehr wohl, was eine Röhrenendstufe aus einem Frequenzgang macht. Und diese- für das Ohr doch recht harmonische Veränderung gefällt mir sehr gut. Aber ich sammle ja auch alte Röhrenradios...

Also- mögen die Voodoo- Priester solchen Lautsprechern Voodoo- Dinge andichten und an die gläubige Voodoo- Gemeinde zu Voodoo- Preisen verscherbeln- mir egal. Ich habe die Chassis und die Verstärker seit ungelogen <30Jahren gut eingepackt im Keller und nun sollen sie einfach mal Ihren Dienst tun. Wenn die Kombination dann auch noch einigermaßen klingt, ist alles gut. Wink Wink

Grüße, Rainer
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#16
Hallo,

ich kann das nur befürworten. solche Lautsprecher ergeben eine punktförmige Schallquelle bei der Abstrahlung. Das ist wie Dual Concentric von Tannoy oder schon besagte Geithain. Ich bin glücklicher Besitzer von einem Paar Geithain RL900, die ich nicht wieder hergebe.

MfG, bitbrain2101
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#17
Du hast ein Paar der Geithainer RL900 ?

Na, da kann ich nur sagen: Herzlichen Glückwunsch !! thumbup thumbup Ich hatte im Jahre 1988 Gelegenheit, diese im kleinen Produktionsstudio des Funkhauses Cottbus hören und bewundern zu dürfen. Ich weiß noch immer, wie nachhaltig sie mich damals beeindruckt hatten. Die würde ich auch nicht mehr hergeben !! Wink Wink

Grüße, Rainer
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#18
Hallo Rainer,

vielen Dank für die Glückwünsche, ich habe die guten Stücke in der Nach- Wendezeit günstig erstehen können. Inzwischen musste ich fast alle Chassis wegen Sickenpest reparieren lassen. Das hat bei ME Geithain mehr gekostet als ich für die Lautsprecher bezahlt habe. Ich habe das nicht bereut, weil sie nach der Reparatur noch besser klangen und ich bei der Gelegenheit den guten Herrn Kiesler persönlich kennen lernen konnte. Ich habe mein System dann später mit einem Paar RL 906 als Surround Lautsprecher ergänzt, das ergibt 4.0 Surround, einen Subwoofer benötige ich nicht. Der AV-Receiver leitet das LFE-und das Center- Signal an die Frontlautsprecher weiter, wenn kein Subwoofer und kein Center konfiguriert ist. Aber das war so ein Ausflug, ich höre meistens nur Stereo.

MfG, bitbrain2101
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#19
Hallo liebe Forianer,

ich hole mal diesen alten Tread hervor. Nachdem der letzte Eintrag nun fast ein Jahr jung ist, möchte ich berichten wie es dort weiter gegangen ist.

Mein Vater hat sich die Arbeit gemacht und das Schaltbild herausgezeichnet. Keine Woche später erhielt ich von einem Kollegen die Schaltung des Steuergerätes "HELI VS1". Dieses Gerät für den Consumer- Markt ist ein Stereo- Verstärker mit mehreren Eingängen und einer entsprechenden Quellenumschaltung, siehe hier:

http://www.radiomuseum.org/r/heli_vs1.html

Als ich jetzt die beiden Schaltbilder verglich, stellte ich fest- Donnerwetter, der Verstärkerzug ist ja zu Vaters Zeichnung nahezu identisch ! Big Grin Sogar die Werte der Bauteile stimmten bei fast allen überein. Nur der Eingang war bei den Studioblöcken natürlich anders gestaltet, da symmetrisch über einen Eingangsübertrager geführt. Somit war es aber klar, die beiden Studio- Verstärker waren- wie bereits vermutet- eine Auftragsfertigung der HELI- Schmiede für das RFZ. Das half natürlich gewaltig weiter, denn somit hatte ich jetzt mein Schaltbild. Mit diesem in der Hand, machte ich mich an die Reparatur, wobei ich sagen muß, das es eigentlich nicht so viel zu reparieren gab. Die einzigen, echten "Defekte" waren Anschlusskabel, welche sich aus ihren Lötstellen an den Messer- Kontaktleisten herausgezogen hatten. Es waren bei beiden Blöcken die selben Kabel und es war auch die selbe Ursache: Die Dinger waren schlicht etwas zu kurz geraten. Da die Messerleisten nicht bombenfest- sondern leicht beweglich eingebaut sind (damit sie sich beim einschieben in das Gestell zentrieren können) waren sie beim herausziehen aus dem Gestell ganz einfach abgerissen. EIn Fehler der sich schnell beheben ließ.

Dann habe ich natürlich vor dem Einschalten alle sechs großen Elkos formiert und das hat auch super funktioniert. Alle Elkos ließen sich wiederherstellen, alle halten ihre Ladung und haben jeweils nur einen sehr geringen Leckstrom. das hat alles super funktioniert. Fast etwas zu gut...

Schlussendlich habe ich provisorisch zwei Messerleisten- Kupplungen mit Netzkabel, Modulationskabel und Lautsprecher Anschlusskabel ausgerüstet und den ersten Block langsam am Trenntrafo hochgefahren. Nun, es hat nichts geknallt. Die Röhrenheizungen kamen, bald darauf tönte der eingespeiste Messton aus dem Lautsprecher, der Verstärker lief. Bis es nach einer kurzen Weile anfing zu rauchen. Es roch heiß und eine vernehmliche Rauchfahne kam vom Chassis, aus Richtung der EZ81 (Gleichrichterröhre). Da habe ich dann schnell wieder ausgeschaltet...

Da ich an diesem Abend gern noch einen Erfolg haben wollte, nahm ich den zweiten Block in Betrieb. Der ging erst gar nicht, die Röhrenheizung blieb dunkel. Dieser Fehler war aber recht schnell gefunden: Eine der Anschlussfahnen auf dem Pertinaxstreifen am Netztrafo hatte einen feinen Haarriss. Nicht zu sehen. Beim dran wackeln gab er dann aber sofort nach... Nun, nachdem dies gefunden war lief der Verstärker ebenfalls...um ebenfalls nach geraumer Zeit mit einer Rauchfahne aus der gleichen Region wie beim anderen Block zu erfreuen...

Ich glaube, ich habe alles in Allem einen halben Tag gesucht, gemessen, verglichen. Alle messbaren Werte waren normal. Es gab eigentlich keinen Fehler... Wieso rauchte es dann ??? Die Erklärung fand sich, als der Rauch langsam weniger wurde. Es war wohl eine Mischung aus etwas feuchten Pertinax- Röhrensockeln, Staub auf der EZ81 und- das war der Hauptfehler- Lötstellen der Anoden- Anschlussleitungen am Röhrensockel der EZ81, welche nicht mehr aus Lötzinn bestanden. Diese Lötstellen waren wohl dereinst so heiß geworden, daß das Lötzinn sich in irgendwas anderes verwandelte. Dieses "Restlot" war so degradiert, daß es sich nicht einmal mehr mit dem Lötkolben aufschmelzen ließ, sondern einfach nur noch davon krümelte. An diesen Anoden- Anschlüssen sitzen zwei Hochlast- Zement- Widerstände, dann noch die Wärme der Röhre dazu und durch das Metallgehäuse sicher nicht die beste Belüftung. Das ist also kein Wunder...

Nachdem dort also alles gereinigt, neu verzinnt und sauber verlötet wurde, gab es keinerlei Rauchentwicklung mehr. Jetzt war es also an der Zeit für eine provisorische Inbetriebnahme- und dann für einen ordentlichen Gehäuseeinbau.

Hier das Provisorium:


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#20
...und hier der erste Fertigungs- Abschnitt eines Gehäuseteils mit RFZ- Einbaurahmen.

Wird fortgesetzt....


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#21
GDR 22,'index.php?page=Thread&postID=203043#post203043 schrieb:Dieses "Restlot" war so degradiert, daß es sich nicht einmal mehr mit dem Lötkolben aufschmelzen ließ, sondern einfach nur noch davon krümelte.
Das hört sich sehr verdächtig nach Zinnpest an. Tritt auf, wenn Zinn über längere Zeit bei Minusgraden gelagert wird.

MfG, bitbrain2101
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#22
Ja, Zinnpest kenne ich. Vermute ich in diesem Fall hier aber nicht, das war doch irgendwie anders. Zumal die Geräte immer bei uns im (geheizten und trockenen !) Keller lagerten und nur diese jeweils 2 Lötstellen der Anodenanschlüsse betroffen waren. Alle anderen Lötstellen waren ok und verhielten sich normal. Ich hatte ja einiges zur Sicherheit nachgelötet. Komischer Effekt, in jedem Fall.

Weiter geht es mit ein paar Bildern. Hier das Gehäuse mit dem ersten Einschub, noch ohne Abdeckung.

Danach mit beiden Verstärkermodulen, Abdeckungen bereits montiert.

Als drittes Bild in dieser Serie, der vollständige Verstärker, jetzt auch mit Deckel. Ich habe ihm einen schönen breiten Ausschnitt für die Lüftung spendiert, abgedeckt mit Drahtgitter. Von der Unterseite hat das Gehäuse natürlich auch eine Menge Lüftungslöcher erhalten. Wir wollen die Röhren doch gut belüften...


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#23
So, nachdem das Verstärkerchen nun soweit fertiggestellt wurde, war es an der Zeit, doch mal die Lautsprechersysteme in Holzkästen zu verpacken. Ich hatte ja im vorigen Jahr ein paar Boxengehäuse erwerben können, welche vom Volumen und von den äußeren Abmessungen her in etwa den Originalgehäusen entsprachen. Blieb also "nur" noch die Fertigung der Frontseite, für die Befestigung der Chassis.

Da diese Art der Chassis in ihrem Rand aber keine Bohrungen zur Befestigung derselben aufweist, war ich auch noch gezwungen mir ein paar Spannpratzen zu bauen und zwar jeweils für außen und Innen. Die Lautsprecher- Chassis sind also durch die Frontplatte durchgesteckt und dann jeweils außen und innen verspannt. Das war die von meiner Seite am meisten unterschätzte Arbeit, denn ein 33cm Loch mit der Stichsäge halbwegs sauber in eine Buchenholzplatte zu zirkeln ist nicht ohne. Dann noch möglichst sauber nachfeilen und schleifen, sowie die Spannpratzen aus Bandmaterial fertigen kostet richtig Zeit. Da ging für beide Boxen glatt ein Wochenende drauf....

Aber das Ergebnis hatte mich doch gefreut:


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#24
Hallo Rainer,

Glückwunsch zu der sehr schönen Arbeit. Sind das Gross-Tuchel Steckverbindungen für Ein- und Ausgang ? Das Verstärkergehäuse erinnert mich an meinen Saba Telewatt VS110, den ich endlich mal restaurieren muss. Hast du denn schon einen Hörtest gemacht ?

MfG, bitbrain2101
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#25
Nachdem nun also alles fertig war, konnte ich es nicht erwarten die ganze Kombination zu testen. Der eine oder andere wird sich hier jetzt fragen: "und wie steht es mit der Ausgangsfrage des Treats ? Was ist mit der Anpassung und den diversen Anzapfungen des AÜ?"

Da muß ich einen ursprünglichen Denkfehler meinerseits zugeben: Der AÜ hat zwar ´ne Menge Anzapfungen, diese befinden sich aber nicht auf der Sekundär- sondern ausschließlich der Primärseite. Dieser Trafo ist verschachtelt gewickelt und hat die Anzapfungen deshalb, weil die Schutzgitter der Endstufenröhren ebenfalls mit angeschlossen sind. Das ganze nennt sich "Ultralinearschaltung" (wurde weiter oben im Tread schon einmal erwähnt) und wurde gewählt, um die im Anodenstromkreis einer Tetrode oder Pentode auftretenden Verzerrungen durch die S- förmige Röhrenkennlinie zu kompensieren. Die Kennlinie wird dadurch in ihrem oberen Bereich begradigt.

Dagegen ist die Sekundärwicklung eher einfach aufgebaut. Sie hat ihre beiden Ausgänge und keine weiteren Anzapfungen. Deshalb habe ich die Lautsprechersysteme ohne weitere Anpassung einfach angeschlossen. Da die Impedanz der Lautsprechersysteme höher ist als die der Endstufe ist das möglich. Die Fehlanpassung führt zwar zu einem gewissen Leistungsverlust, aber das ist zu verschmerzen. Die beiden Gegentackt- Endstufen aus je 2x EL84 liefern auch so noch genug "Dampf" für eine mehr als ordentliche Zimmerlautstärke...

Der Klang der Boxen gefällt mir an diesen Verstärkern ausgesprochen gut. Sehr neutral mit klaren Höhen, die Bässe schön present, aber vergleichsweise weich. Klar, viel Eisen und Röhre halt...

"Angetrieben" werden die Verstärker (+6dB- Eingang) über ein KSG 625 (Kleinstudiogerät), ein Mixer vom DDR- Rundfunk aus den 70er Jahren. Wurde oft und gern auf Ü- Wagen eingesetzt. Auch bei diesem Mixer sind sämtliche Eingänge und Ausgänge Trafo- symmetrisch. Also auch hier Eisen im Spiel, passt doch super.

Zusammenfassend kann man sagen, daß sich die Arbeitsstunden- welche ich für die ganze Aktion benötigt hatte- mehr als gelohnt haben. Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und meine bisherigen "Mithörer" ebenfalls. Die Anlage wird allerdings im Keller bleiben, da das KSG und auch die Studiomaschinen- welche ich demnächst als Quellen einsetzen möchte- wohl keine "Wohnzimmer- Zulassung" erhalten werden... :whistling:

Und falls es je nach Musik doch einmal lauter sein muß, dann schalte ich halt die RL900 ein... Die haben bisher noch jeden überzeugt !


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#26
bitbrain2101,'index.php?page=Thread&postID=203204#post203204 schrieb:Sind das Gross-Tuchel Steckverbindungen für Ein- und Ausgang ?

Ja, das sind Großtuchel. Big Grin

Ich liebe Großtuchel, damit lässt sich super arbeiten und die Verbindung ist über jeden Zweifel erhaben. Dazu dann noch ein Sicherungshalter für eine gemeinsame Primärsicherung (beide Verstärker haben noch je eine separate Sicherung) und eine Kaltgerätebuchse für die ältere DDR- Kaltgerätenorm. Diese Buchsen gab es vorwiegend an Verstärkern und Messgeräten und ich hatte gerade alles da. Die Alu- Platte wo alles drin sitzt ist selbst gebohrt, gesägt und gefeilt. Das Layout habe ich aber geklaut, die Rückseite der Truhe der T-63 Studiomaschine sah genauso aus. Halt nur in Mono- Ausführung... Wink
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