Die Wirklichkeit heutigen Rundfunks unter technischen Aspekten
#1
Heute möchte ich von einem Ereignis berichten, was sich vor einem Jahr beim WDR ereignete.

In der Spätschiene des WDR-Jugendsenders „1Live“ laufen bzw. liefen zwei moderierte Musiksendungen, die ich regelmäßig höre bzw. hörte. Im Februar 2015 fiel mir auf, daß eine von diesen in mono ausgestrahlt wurde. Zunächst dachte ich an einen Defekt meines Tuners. Stereo-Decoder? Nein. Alles in Ordnung. Parallel wurde eine Aufzeichnung via Internet mit dem WDR-Radiorekorder gemacht. Diese war ebenfalls in mono. An der „Übertragungstechnik“ konnte es also nicht liegen.

Es folgte ein erstes Schreiben an einslive:
Olaf an einslive, 12.02.2015, 13:07 Uhr: schrieb:Hallo,
eine Frage zur Sendung 1Live Nieswandt: Warum war die Sendung vom 12.2.15 in Mono? Die Sendung davor, die Nachrichten, alle Stereo. Wenn Hans Nieswandt beginnt, ist alles Mono. Was war der Grund?

Vielen Dank für eure Bemühungen
Die Antwort kam prompt:
einslive, 12.02.2015, 13:58 Uhr: schrieb:Hallo Olaf,
vielen Dank für deine E-Mail und dein Interesse an unserem Programm. ... Wahrscheinlich war das mit der Mono-Übertragung eine Störung. Das geben wir gerne weiter.
Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß mit unserem Programm!

Viele Grüße
Deine 1LIVE Hotline
Ilka
_________________________________

Wir helfen euch weiter!

1LIVE ist ein interaktives Radio. Über die 1LIVE Hotline könnt ihr mit uns
Kontakt aufnehmen, die Rufnummer lautet: 0221 56789 111
Eine provokante Reaktion meinerseits folgte stante pede:
Olaf an einslive, 12.02.2015, 15:26 Uhr: schrieb:… wenn ihr das mit der Mono-Ausstrahlung an die Techniker weiter leiten würdet, wäre ich dankbar. … Bei einslive gibt es noch Techniker? Oder sogar Toningenieure? Ich bin erstaunt. Dachte, da wäre alles weggespart und darum klingt das manchmal recht gruselig. Qualität scheint bei den öffentlich-rechtlichen Sendern keine hohe Priorität mehr zu haben ...

Danke für eure Bemühungen!
Dann geschah erst einmal nichts. Bei 1Live wurde weiterhin monophon ausgestrahlt. Alle Sendungen in der Spätschiene waren betroffen. Zehn Tage später schrieb ich mehrere Mails, die im folgenden zusammengefaßt wurden:
Olaf an mehrere ihm bekannte Mitarbeiter des WDR, außerdem an den Wellenchef und stellvertretenden Hörfunkdirektor und an die Welleningenieurin, 22.02.2015, 23:15 Uhr: schrieb:Hallo,

Folgendes Problem möchte ich schildern:

Zu meinen Standardsendungen gehören auf 1Live die Sendungen "1Live Nieswandt" und "1LIVE Fiehe". Seit dem 11.2.2015 werden diese nur noch in Mono ausgestrahlt. Auf UKW, über Satellit und im Internet. Die Nachrichten und der Wetterbericht vor den jeweiligen Sendungen ertönen noch (unnötigerweise, weil nur dumme Effektgeräusche bzw. bedrohliche Muzak) in Stereo; wenn die genannten Sendungen beginnen, schaltet der WDR auf Mono. Das Sendesignal selbst bleibt Stereo.

Das dieser Mißstand nunmehr seit zwei Wochen besteht, ist für einen Sender wie den WDR ein Armutszeugnis. Wie kann es sein, daß in einem Rundfunkstudio des Sender (scheinbar) das Sendeausgangssignal (oder das Summensignal) auf Mono steht und es niemanden auffällt?

Am 12.2.2015 schrieb ich eine Mail an 1live@wdr.de. Ich erhielt folgende Antwort: „Wahrscheinlich war das mit der Mono-Übertragung eine Störung. Das geben wir gerne weiter.“ Danach passierte nichts mehr. Der Fehler wurde nicht behoben. Wahrscheinlich hat man kein Ohr dafür. ...
Die Antwort der mir bekannten und engagierten Mitarbeiter kam prompt, einer wurde direkt aktiv und sorgte für die Abstellung des Mißstands:
Mitarbeiter des WDR an Olaf, 23.02.2015 10:40 Uhr: schrieb:Hallo Olaf,

ich danke dir für deinen Hinweis! Ich konnte den Missstand, den du in deiner E-Mail schilderst, für die gestrige Fiehe-Sendung nachvollziehen. Bei meinem Kontakt mit den für den 1LIVE-Bereich zuständigen Kollegen habe ich erfahren, dass sie das zugrundeliegende Problem erkannt und behoben haben. Bitte hab Verständnis dafür, dass ich die Angelegenheit nicht kommentiere.
Ich wünsch' dir wieder viel Spaß mit den kommenden stereophonen Sendungen!

Schönen Gruß aus dem WDR-Funkhaus
… meine Antwort ebenfalls:
Olaf an WDR, 23.02.2015 11:20 bis 11:28: schrieb:ich danke Dir für Deine Hilfe. Auch wenn Du nichts kommentieren willst, was ich natürlich verstehe, bleiben bei mir Fragen. Scheinbar trat der Fehler nur bei bestimmten Sendungen auf. Von daher waren nicht alle Studios betroffen. Noch wichtiger für mich: Der Fehler bestand über zwei Wochen und keiner bemerkte es. Weder die Mitarbeiter in eurem Haus, noch die Zuhörer! Das stimmt mich nachdenklich. Was für Zeiten!
Von der Führungsetage hörte ich nichts. Deshalb gab es noch einmal eine aufmunternde Mail meinerseits an den Wellenchef und an die Welleningenieurin:
Olaf an WDR, 25.02.2015, 16:32 Uhr: schrieb:Sehr geehrte Frau XXX, Sehr geehrter Herr XXX,

eigentlich hatte ich auf Stellungnahme ihrerseits zu meinem geschilderten Problem gehofft. Mehrere Musik-Fachsendung über Wochen in Mono auszustrahlen ist ja keine Kleinigkeit. Farb-TV wird ja auch nicht in s/w ausgestrahlt …
Auch danach blieb eine Antwort aus (na ja, freundlich war meine Mail ja auch nicht), dafür kam nun die Antwort von 1Live. Die Ansprache hatte sich geändert. Das "Du" in der Anrede verschwandt und ich wurde zum "Herrn":
Einslive an Olaf, 26.02.2015, 16:29 Uhr: schrieb:Lieber Herr XXX,

erst einmal vielen Dank für Ihre Mail und den wichtigen Hinweis zu unseren DJ-Sendungen.

Die Qualität unserer Sendungen ist uns sehr wichtig.
Wir haben einen hohen Anspruch und versuchen diesen täglich mit den vorhandenen Kapazitäten gerecht zu werden.

Leider haben in dem vorliegenden Fall mehrere Umstände zu diesem Fehler geführt, der nicht hätte passieren dürfen. Keine Frage!
Hinzu kommt, dass Ihre Mail den zuständigen Fachbereich unglücklicherweise erst nach zwei Wochen erreicht hat.

Unabhängig von Ihrem Hinweis war uns ebenfalls aufgefallen, dass sich die Abhörsituation im Sendestudio geändert hat.
Der Umstand, dass unsere DJs die Sendung ohne technische Betreuung fahren und kein Aussteuerungsgerät im direkten Sichtfeld für die Sendesumme haben, führten dazu, dass wir zunächst nach einem anderen Fehler gefahndet haben.
Letztendlich lag der Fehler im DJ-Pult. Er ist inzwischen behoben.

Nochmals vielen Dank für Ihre Mithilfe.

Viele Grüße
1LIVE Produktion
Eine lusitge Mail. Und etwas scheinheilig. Die Tatsachen sahen ja anders aus (was der WDR offiziell ja nicht wußte): Unabhängig von meinem Hinweis wäre dem WDR nichts aufgefallen. Erst nachdem ich meine "Leute" informierte, traten sofort Veränderungen ein. Das war zehn Tage, nachdem 1Live von mir informiert wurde. "Meine" Leute arbeiten nicht bei 1Live. Sie kümmerten sich trotzdem.

An dieser Stelle möchte ich noch einmal feststellen:
- Kein Mitarbeiter des WDR bemerkte diesen gravierenden Fehler!
- Und: Kein Zuhörer bemerkte den Fehler.

… und wir unterhalten uns im BMF über die Qualität tonaler Aufzeichnungen.

Übrigens: Die Sendung "1Live Nieswandt" wurde am 1.4.2015 abgesetzt. Aus Kostengründen. Seit dem läuft Musik vom Rechner. Es ist kein Ersatz! Was die Führungsriege des WDR ganz anders sieht ...

Olaf
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#2
Hallo Olaf,

ich höre mir ganz gern die Jazz-Sendungen auf WDR 3 an.
Allerdings fallen mir dabei oft recht große Pegelunterschiede zwischen verschiedenen Programmbestandteilen unangenehm auf. So ist z.B. bei Live-Konzerten die Moderation aus Studio oder "Üwagen" oft sehr viel lauter als die eigentliche Konzertübertragung. Wenn ich die Musik gut ausgesteuert aufnehmen will, führt die Moderation meist zu Ubersteuerungen. Wenn ich die vermeide durch niedrigeren Aufnahmepegel, verschenke ich Störabstand bei der Musik. Da frage ich mich dann, ob es dort keinen Techniker mehr gibt, der für einen einigermaßen gleichmäßigen Pegel sorgt und der vielleicht damit auch noch beauftragte Moderator es nicht bemerkt oder ob es an der technischen Kompetenz mangelt. Solche Pegelunterschiede treten in vergleichbaren Sendungen von NDR , DLF und DLR nicht auf.
Ich weiß allerdings nicht, ob es nur daran liegt, daß andere Sender Kompressoren und Aussteuerungsautomatiken einsetzen und der WDR die vielleicht auch schon eingespart hat.

MfG Kai
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#3
Sie rechnen überhaupt nicht damit, dass jemand heute noch "qualitativ interessiert" zuhört.

Hatte einen Schriftwechsel mit BR-Klassik:

Ische: Warum unterlegt ihr die letzten Takte einer Sinfonie im Nachtkonzert mit anderer Musik? Soll das eine Überleitung für die Moderation sein? Bei Klassik doch unpassend?

BR: Wir machen sowas doch nicht, haben das geprüft, da ist keine Unterlagemusik....

Ische wieder: Bei Schumann war das so am soundsovielten um soundsoviel Uhr

BR wieder: Stimmt doch nicht, hier ist eine Datei (darf nicht veröffentlicht werden)

Ische wieder: Auf ihrer Datei ist es auch zu hören

BR wieder: Wir rätseln, wir hören nichts.

Ische wieder: Ich benutze hier eine ihrer M15a zur Aufzeichnung an einem normalen Verstärker, es ist deutlich zu hören, machen sie doch mal lauter.

BR abschließend: Ah so.... das ist die Füllmusik bis zu den Nachrichten

Ische: uff.

Effekt: kommt nun seltener bis gar nicht mehr vor.

(sinngemäße Vereinfachung des Schriftverkehrs)

-
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#4
Ja, es wird auch mal was besser.
Vor einigen Jahren wurde beim DLF bei Live-Mitschnitten (z.B. von Blues-Festivals) noch sehr starker Kompressor/Limiter-Einsatz hörbar.
Mich hat es sehr gestört, weil die subjektive Dynamik der Musik dadurch teilweise ins Gegenteil verkehrt wurde: Fortissimi klangen leiser als im Original bekanntermaßen ruhigere Passagen oder man merkte z.B., daß die Musik im Takt der Hihat des Schlagzeugs ab- und wieder aufgeregelt wurde. Ersteres passiert, wenn auf konstanten Spitzenpegel geregelt wird (also Limiter/Leveler-Betrieb) statt noch ein paar dB Restdynamik auf der Kompressionskennlinie übrigzulassen. Das gleiche passiert allerdings auch, wenn aus den Studios zuviel Pegel beim eigentlichen Sender ankommt und der zur Vermeidung von Übermodulation abregelt. Insbesondere beim klassischen FM-Sender mit seiner Pre-Emphasis können dann die Lautstärke-Steuerung per Hihat oder leise Trompeten-Fortissimi auftreten.
Seit geraumer Zeit gab es diesbezüglich aber am DLF nichts mehr zu meckern,
wenn man mal davon absieht, und das ist eigentlich das größere Ärgernis,
daß die Blues-Sendungen eingestellt wurden, nachdem der engagierte Redakteur in Ruhestand gegangen war.

MfG Kai
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#5
kaimex,'index.php?page=Thread&postID=189587#post189587 schrieb:Hallo Olaf,

ich höre mir ganz gern die Jazz-Sendungen auf WDR 3 an.
Allerdings fallen mir dabei oft recht große Pegelunterschiede zwischen verschiedenen Programmbestandteilen unangenehm auf. So ist z.B. bei Live-Konzerten die Moderation aus Studio oder "Üwagen" oft sehr viel lauter als die eigentliche Konzertübertragung. Wenn ich die Musik gut ausgesteuert aufnehmen will, führt die Moderation meist zu Ubersteuerungen. Wenn ich die vermeide durch niedrigeren Aufnahmepegel, verschenke ich Störabstand bei der Musik.
Ist die Sprache auch vom Lautstärkeempfinden lauter als die Musik, oder ist nur die Aussteuerung der Sprache im Pegel größer?


kaimex,'index.php?page=Thread&postID=189587#post189587 schrieb:Hallo Olaf,
Da frage ich mich dann, ob es dort keinen Techniker mehr gibt, der für einen einigermaßen gleichmäßigen Pegel sorgt und der vielleicht damit auch noch beauftragte Moderator es nicht bemerkt oder ob es an der technischen Kompetenz mangelt. Solche Pegelunterschiede treten in vergleichbaren Sendungen von NDR , DLF und DLR nicht auf.
Ich weiß allerdings nicht, ob es nur daran liegt, daß andere Sender Kompressoren und Aussteuerungsautomatiken einsetzen und der WDR die vielleicht auch schon eingespart hat.

MfG Kai
Kompression einzusparen ist doch schon mal was Gutes. ;-)
Bei der Forderung nach gleichmäßigem Pegel entsteht sogleich die Frage, ob damit die empfundene Lautstärke gemeint ist, oder der technische Programmpegel auf dem Peakmeter.
Sprache hat ohne Dynamikkompression extrem kurze Pegelspitzen und gleichzeitig einen geringen Durchschnittspegel, also einen geringen Energiegehalt gegenüber der Spitzenspannung.
Wenn die empfundene Lautstärke zur Musik passt, ihre Aussteuerung aber vielleicht 6 dB über der Musik liegt, ist eigentlich alles in Ordnung. Wurde früher immer so gemacht, bevor der Optimod Einzug gehalten hat.

Ich fand das bei WDR 3 und WDR 5 immer sehr schön gemacht, höre aber nicht mehr so oft Radio. Deshalb die Nachfrage.


Grüße

96k
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#6
Hallo 96k (weiß deinen Vornamen nicht auswendig),

beides war der Fall, also sowohl empfundende Lautstärke als aus die Spitzenpegel waren bei Zwischen-Moderationen deutlich lauter als bei dem worum es eigentlich ging, also der Musik.
Wenn man Pegel-überwachende Tontechniker einspart, kommt man um Aussteuerungsautomatiken eigentlich nicht herum, wenn man die Dynamik eines Übertragungsmediums für das Kulturgut nutzen will. Anderfalls muß man soviel Sicherheitsabstand zur Aussteuerungsgrenze spendieren, daß von der sowieso nicht ausreichenden Dynamik der klassischen analogen Übertragungswege noch weniger übrigbleibt. Ein Kompressor kann durchaus so eingesetzt werden, daß sein Wirken weitgehend unauffällig bleibt. Man muß dazu nur etwas von der Materie verstehen und die Möglichkeiten des Geräts mit Bedacht konfigurieren.

MfG Kai
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#7
Moin, moin,

wir hatten beim NDR mal den Fall, dass bei einem zwei-stündigen Mitschnitt einer im eigenen Aufführungsraum produzierten Live-Sendung die Dateien für die beiden Sendungs-Stunden gleichzeitig gesendet wurden.
Ich rief im Sender an um darauf hinzuweisen und bekam zur Antwort, es sei niemand mehr im Hause, der das Problem beheben könne. Der zuständige Redakteur sei bereits daheim. Offensichtlich war kein anderer NDR-Mitarbeiter in der Lage, dort hin zu gehen, wo die Sendung abgespielt wurde und im Server einen Schalter anzuklicken.
Es blieb für die volle Sendungs-Stunde dabei, dass zwei Programm-Stunden gleichzeitig abgespielt wurden. Erst nach dem Ende der Stunde strahlte der NDR dann ein Ersatzprogramm (nur eines gleichzeitig!) aus.

Mir sagt das, dass es zumindest nicht unüblich ist, dass zumindest im Unterhaltungsprogramm die vorproduzierten Sendungen ohne jedwede Überwachung und ohne menschlichen Einfluss selbstständig ablaufen.
Ich unterstelle, wenn dann das Rohmaterial aus unterschiedlichen Quellen stammt, kommt es nahezu notwendig auch zu Pegel-Unterschieden. Teilsweise sind die ja auch gewollt, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers gezielt zu lenken ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#8
Es geht zwar hier vorrangig um technische Aspekte, aber meine General-Beschwerde möchte ich doch loswerden (betrifft Klassik-Musiksendungen beim SWR, scheint aber beim HR nicht viel besser zu sein):

Einige Sprecher*innen (Redakteure? Ansager?) kaprizieren sich darauf, nach der Ansage mit einer Zehntelsekunde Pause die Musik "abzufahren", dito am Ende des Musikstücks gewissermaßen in den Nachhall hinein die Absage loszulassen. Die (heute sogenannten) Luftpausen, die während meiner Sendungsdienst-Jahre (1965 - 1970) noch selbstverständlicher Respekt vor dem eben Gehörten waren, sind mittlerweile schnurzegal.

Dabei gibt es eine verpflichtende Vorgabe (jedenfalls bei mehrsätzigen Werken): die Länge der Pausen zwischen den Sätzen, die die Musiker*innen / Tonmeister*innen bei Produktion wie bei Aufführung lassen. Wer einmal gesehen hat, wie z.B. Simon Rattle den Zuhörern Ruhe nach dem Musikende abfordert, weiß, was gemeint ist.

Ich habe in dieser Sache vor Jahren an die zuständige Musikabteilung geschrieben, aber außer wohlgesetzten Worten nichts erreicht (provokanterweise hatte ich die ständigen Programmhinweise als Eigenreklame bezeichnet, vielleicht wäre sonst überhaupt nichts gekommen). Der Erfolg war ..., also dermaßen, dass ich mir seither jeden Hinweis verkniffen habe.

F.E.

P.S. Bitte die gender-affine Schreibweise mit "*" nicht zum Gegenstand weiterer Diskussionen zu machen, es schwingt eine ordentliche Portion Ironie mit.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#9
Hallo Friedrich,

Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=190748#post190748 schrieb:P.S. Bitte die gender-affine Schreibweise mit "*" nicht zum Gegenstand weiterer Diskussionen zu machen, es schwingt eine ordentliche Portion Ironie mit.
Keine Diskussion, nur ein Link.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#10
Hallo Friedrich, Hallo Anselm,

nichts hinzuzufügen, einfach nur thumbup thumbup

Grüße, Rainer
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#11
@Anselm,

...ein treffender blauer Brief, den Du da verlinkt hast. Dazu fiel mir spontan folgende (selbst erdachte) Anekdote ein:
-Achtung Offtopic-

Ort: Fachgeschäft für Elektrogeräte aller Art

Verkäufer: Guten Tag, wie darf ich Ihnen helfen?
Kunde: Ich hätte gerne einen Fernseher...
Verk.: Fernseher oder Fernseherin müsste es korrekt heissen... Aber Sie wollen sicher ein Fernsehgerät.
K.: Früher hiess das bei uns immer Fernseher...
V.: Der Fernseher bzw. die Fernseherin sind aber die Personen, die fernsehen - das Gerät dazu ist das Fernsehgerät!
K.: Ich bin verunsichert... Sogar meine Frau hat neulich gesagt, wir brauchen einen neuen Fernseher.
V.: (Schmunzelnd) Vielleicht meinte Ihre Gattin, man müsse den männlichen Fernseher - also Sie - austauschen?
K.: (Nicht schmunzelnd) Erlauben Sie mal.... Nein, nein, sie meinte weder einen männlichen Fernseher noch eine Seherin sondern den Fernseher.
V.: ...also das Gerät?
K.: Ich frage besser noch mal meine Frau oder schaue woanders... (Kunde geht verwirrt).
Zwei Wochen später betritt der selbe Kunde das selbe Fachgeschäft.
V.: Guten Tag, wie darf ich Ihnen helfen?
K. : Ich hätte gerne eine Kopfhörerin.
...
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#12
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=190748#post190748 schrieb:nicht zum Gegenstand weiterer Diskussionen zu machen
Wie immer hoffnungslos. Wink

Zu Anselms link und der darin zu findenden Anmerkung, der Plural sei geschlechtslos:

die Frau - die Frauen
der Mann - die Männer
das bornierte Rindvieh - die bornierten Rindviecher

Na, wer hat statistisch gewonnen? Wink Ich glaube, ich klage mal auf Diskriminierung. Big Grin

duck und wech...
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#13
Pssst! Wink

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#14
Friedrich Engel,'index.php?page=Thread&postID=190748#post190748 schrieb:... Dabei gibt es eine verpflichtende Vorgabe (jedenfalls bei mehrsätzigen Werken): die Länge der Pausen zwischen den Sätzen, die die Musiker*innen / Tonmeister*innen bei Produktion wie bei Aufführung lassen. Wer einmal gesehen hat, wie z.B. Simon Rattle den Zuhörern Ruhe nach dem Musikende abfordert, weiß, was gemeint ist. ....

Hallo Friedrich,

wenn ich das mal so interpretieren darf, ging es in der Antike des Radios um den Inhalt, hier um die Musik. Der Moderator (der wohl noch garnicht so hieß und eigentlich sowieso ein Mann gewesen war, was die Frage nach einer ModeratorIn nicht aufkommen lässt) hatte die Aufgabe anzukündigen, zu erklären, zu bewerten ...

Heute? In der in jedem Jahr neu ernannten Moderne dient der Inhalt als Rahmen für Moderatorinnen und Moderatoren. Deren Aufgabe ist die Selbstdarstellung zwischen den Werbeblöcken samt Vermeidung kostenpflichtiger Inhalte und möglicherweise Zuhörer- oder Werbekunden-verprellender Positionen.

Wie wird man heute Moderator? Hat ein solcher jemals etwas anderes gelernt, als Selbstdarstellung zwischen der Werbeblöcken samt Vermeidung kostenpflichtiger Inhalte und möglicherweise Zuhörer- oder Werbekunden-verprellender Positionen?

Wenn ich mir das veröffentlichte Radioprgramm - auch auf sogenannten Kultursendern - anschaue, dann eher nicht. Hier wird oft nicht die Sendung mit der Musik "a" vom Komponisten "b", sondern die Sendung mit dem Sprecher "C" avisiert.

Wenn ich mir die Netzgemeinde anschaue, nehme ich die Art ihrer üblichen Selbstdarstellung als Hinweis auf die Fähigkeit (samt dem Willen zur Erlangung der Fähigkeit) zur Bewältigung des eigenen Lebens. Zählt das Wissen um die Pausen zwischen Sätzen zu dem, was der "moderne Mensch" lernt, Interesse hat zu lernen? Wenn ich mir die erwähnte massenweise Selbstdarstellung anschaue, dann vermute ich: nein!
Jener Mensch ist aber nicht nur Urspung sondern auch Zielgruppe jener Sprecher (und Sprecherinnen). Es ist der Mensch, der Spiele lieber auf dem Smartphone spielt, denn in der Realität lebt, es ist der Mensch, der lieber Fast Food isst, denn "natürliche" Nahrungsmittel, es ist der Mensch, der nie einen Unterschied zwischen Sound und HiFi erfahren hat, der vollkommen verwundert wäre in einer Konzerthalle zu erleben, dass Musik auch ohne Verstärkung klappt, dem dann aber die Verzerrung und der Bums fehlt.

Das Problem scheint mir, DAS ist der Mensch, der sich artikuliert, dem seine Unwissenheit sch****egal ist, weil er ja lautstark fordern kann, dass sich gefälligst jemand kümmert. Aber nicht er.

Und das ist wohl auch der Mensch, der abstellt oder umstellt, wenn die Pause nach einem Musikstück einmal selbstständig hörbar wird.

Und da solche Menschen schon seit einiger Zeit in Massen ausgebildet - besser: nicht ausgebildet! - werden, ist solch Mensch inzwischen die Gegenwart, auf jeden Fall aber die Zukunft auch des Klassik-Hörers ... und des Rundfunkhöreranimateurs oder -animateuse.

Um so wichtiger wenn mal jemand erwähnt, dass eine Pause einen Sinn haben kann und das ganz abseits von ihrer modernen Funktion als Zeichen für "Ende" und "Umstellen".

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#15
[Spielverderbermodus]Auch in früheren Zeiten war Kommerz ein wichtigeres Kriterium als z.B. Werktreue, Verbeugung vor dem Komponisten etc. ppp. Das, was vorrangig zählte, war bei der Mehrzahl der Tonträger die Spieldauer derselben. Und so wurde gekürzt, schneller gespielt, was auch immer, um die Titel auf die Platte zu bekommen.
Und zum Radio: Ich wette, dass man das früher so handhabte, weil man das so machte. Ohne groß darüber nachzudenken. Und heute macht man das eben so, weil man das so macht. Ohne groß darüber nachzudenken.[/Spielverderbermodus]
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#16
gehen wir mal in die goldenen siebziger zurück, eine Zeit, in der noch der Inhalt und nicht die Selbstdarstellung zählte. Da hörte die Masse des Volkes auf ihrem High End-Plattenspieler Mister Hit so beglückende Werke wie den "Ententanz" oder "Die Wanne ist voll", erfreute sich an intellektuell fordernden Kompositionen wie den 20 Power Hits von K-Tel, und Rockbands wie Genesis oder Supertramp mussten auf jedem Album wenigstens zwei "Air-Play"-taugliche Stücke drauf haben. Da taucht dann z.B. auf einem avantgardistisch abgedrehtem Album wie "The Lamb lies Down Ohn Broadway" die Schnulze "The Carpet Crawl" auf, wird im Radio rauf und runter gedudelt und wird natürlich ein Hit, genau wie Supertramps "Give A Little Bit", oder "My Kind Of Lady" - geistlose Mitschnipp-Songs, damit das Album im Radio überhaupt auftaucht.

Auch in der guten alten Zeit, wo alles noch viel besser war, gab es jedes Jahr zu Weihnachten so Alben wie "Dieter Thomas Heck lässt Andrea Jürgens für die Bildzeitung singen", und jedes Mal wurde das ein Millionenseller, über ZDF-Fernsehshows vermarktet. In jeder Trödelmarkt Plattenkiste findet man diese kulturellen Ergüsse in rauhen Mengen, aus einer Zeit, wo es nur intellektuelle Menschen in Deutschland gab, und nur wahre Werte zählten.

Das Radio war und ist ein Massenmedium und bringt, was die Masse haben will, bzw. was sie haben wollen soll. Das war noch nie anders. Die Blödheit hatte damals nur eine etwas gemütlichere Erscheinungsform als heute.

Gruß Frank
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#17
Hallo Frank,

ich glaube, es ging in diesem Thread doch eher darum, "wie" heutzutage etwas "on air" gebracht wird und nicht so sehr um das "was" (die Musikkonserve). Dass es auch in der vor-digitalen Zeit unendlich niveausloses Zeugs zu kaufen und zu hören gab, ist natürlich unumstritten. Hier allerdings den Song "the carpet crawlers" als leuchtendes Beispiel zu nennen, ist m.E. dann doch verfehlt. Dass dieser Song (der ja bekanntlich Teil eines Konzeptalbums ist) zu einem kleinen Hit wurde, ist wohl totaler Zufall gewesen. Man lese nur mal diesen verdrehten Text (damals Genesis-typisch kaum sinnvoll übersetzbar...) - "Schnulzen" und "Finger-Schnipp-Songs" sind in meinen Ohren etwas anderes... Wie auch immer - alles OT und hat nicht so sehr was mit der Ausgangsfrage (oder Feststellung) zu tun. Macht aber nix - nichts für ungut.

Gruß
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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