Demovideo "analoger Bandschnitt"
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Voelket,'index.php?page=Thread&postID=189044#post189044 schrieb:Sehr sehr einfach aus, aber ich möchte wetten, dass es eben nur so aussieht.
Sagen wir so: Ich habe alles weggelassen, was den Arbeitsablauf komplexer machen würde (und damit schwerer zu verfolgen, wenn man nicht „drinsteckt“). Die Vorkopfschere war nur eine Maßnahme von mehreren. Vorkopfscheren schneiden Band fast immer so, dass „rechts“ noch ein Stück von dem dran ist, was eigentlich „links“ bleiben sollte. Sie schneiden also zu spät, was auch nicht justiert werden kann. Damit genügt sie für den „schnellen Reportageschnitt“, doch meine Hauptbeschäftigung war seit jeher die sog. Ernste Musik. (Auch die zweitschnellste Art, nämlich mit Markierstempel, wäre für diese Zwecke nicht genau genug.)

Statt dessen habe ich für Musikschnitt meist Bleistift (bei schwarzer RSM hellen Fettstift) genommen. Damit geht das Markieren exakt genug. So sehr, dass man am Ende zwei oder mehr kleine Marker im Millimeterabstand auf dem Band wiederfindet und sich dann beim Schnitt für einen davon entscheiden darf 8| . Hätte ich diese Werkzeuge im Video durchweg verwendet, hätten die Schnitte wegen der zusätzlichen Arbeitsschritte unnötig lange gedauert.

Zur größeren Einfachheit habe ich auch ein Cembalo gewählt, ein Instrument, das durch seinen Tonerzeugungsmechanismus sehr leicht einzustellen ist und zudem auf Schnittfehler relativ gutmütig reagiert. Hätte ich statt dessen z.B. Holzbläserensemble, Streichquartett oder gregorianischen Choral (in passend halliger Kirche) ausgesucht, hätte ein Nichteingeweihter kaum Chancen nachzuvollziehen, worum es beim Schneiden überhaupt geht. Denn erstens muss man hierbei äußerst genau arbeiten, damit der Schnitt unhörbar bleibt - bei Klarinetten z.B. werden viel zu leicht Einschwingvorgänge abgeschnitten, weil sie beim Einstellen kaum zu hören sind, und bei einem Streichquartett ist das Timing schneller versaubeutelt als man ahnt -, und zweitens ist das, auf was man beim Suchen & Einstellen solchen Materials am meisten hören muss, für Musikschnitt-Novizen fast nicht zu identifizieren, weil genau das, worauf zu hören wäre, zunächst praktisch erarbeitet sein will.

Vom selben Stück (Bach Partita e-moll, Anfang der Toccata) gibt es auch Klavierfassungen, nur ist Klavier im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Annahme analog mitnichten durchweg einfach zu schneiden. Der Schnittpunkt ist zwar meist schnell gefunden, doch passiert es überraschend oft, dass Takes einfach nicht zusammenpassen wollen. Entweder hört man verräterische Nebengeräusche oder es entstehen Klangeffekte, die mit einem Klavier in natura so nicht möglich sind und deswegen auch nicht plausibel erscheinen.

Ende der 1970er Jahre konnte ich als Tutor bei der Vorbereitung von Schneideübungen für meine Kommilitonen im Tonstudium mitunter ziemlich gemein werden: zum Beispiel durch die Vorgabe eines Schnittes mitten in chromatischen Sechzehntel-Läufen, wo man viel zu leicht die Orientierung verlieren kann, weil beim manuellen Suchen die Tonhöhe schwankt und auch die zugehörigen Harmonien oft nur schwerlich bestimmbar sind. Wer in solchen Fällen nicht eisern zählen kann oder mag, bleibt beim Suchen unweigerlich auf der Strecke. Und auf den simplen Trick, solch heikle Stellen bei halber Geschwindigkeit anzuhören, kommen Anfänger fast nie :whistling:

Voelket,'index.php?page=Thread&postID=189044#post189044 schrieb:Unglaublich, dass man einzelne Buchstaben "editieren" kann.
Digital ist das nun wirklich keine Hexerei mehr - dafür ist es analog umso spannender thumbup


Grüße, Peter
Grüße
Peter


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Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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[Kein Betreff] - von PSMS - 16.03.2016, 05:44
[Kein Betreff] - von Voelket - 22.04.2016, 13:12
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[Kein Betreff] - von Peter Ruhrberg - 22.04.2016, 14:36
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[Kein Betreff] - von 96k - 22.04.2016, 16:04
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[Kein Betreff] - von Peter Ruhrberg - 27.04.2016, 15:16

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