Die TK5 - Grundigs erster rotierender Bestseller
#1
Moin, moin,

das Räumen geht weiter. im Januar habe ich an einigen Grundigs herum geschraubt und mir ein paar Fragen gestellt ...


Aufnahmegeräte für den privaten Anwender hatte es im Deutschen Reich, vielleicht abgesehen von dem Drahttonbandgerät der Firma Lorenz, nicht wirklich gegeben. Recorder für Wachswalzen, Wachsplatten, Acetat-Discs oder andere Medien werden zu Zeiten von Diktatur und Krieg nicht eben reißenden Absatz gefunden haben.
In Zeiten von Zerstörung und beginnendem Wiederaufbau in Deutschland dann auch nicht. Ganz egal, was die Technik gekonnt hatte.

   

Da das Magnetophon als Studioausführung allen Anforderungen hinsichtlich Qualität entspricht, so setzt sich die heutige Entwicklung zum Ziele, neben dieser kostspieligen Ausführung billigere Heimmagnetophone herzustellen, die ohne wesentliche Qualitätseinbuße einem breiteren Publikum erschwinglich sein sollen. ...“ [1]
Denkbare Anwendungen so eines „Heimmagnetophons“ mochte der Herr Dipl.-Ing. Dr. techn. Friedrich Krones, später bei den Wiener Radiowerken und Entwickler bei Agfa, in seinem Anfang 1952 erschienenen Buch jedoch nicht nennen. Er beschäftigte sich mit den Themen Zeitverzögerung, künstlicher Nachhall, Sprachverschleierung, Schallplattenherstellung, Aufzeichnung von Ausgleichsvorgängen, Kurzzeitmessung, Ankündigungszwecke, Telephonie und Telegraphie, Diktiergeräte und Film.

Es mag die reine technische Faszination gewesen sein, die die ersten privaten Käufer von Magnettonbandgeräten animiert hatte, viel Geld für ein frühes Gerät auszugeben, viel Geld für Bänder auszugeben. „Viel Geld“ jedenfalls im zeitgenössischen Kontext.
Beispielsweise hatte der Hörspielautor Christian Bock um 1950 bald 3.200 Mark für eine AEG AW 1 samt Siemens-Mikrofon investiert und dem NWDR im Jahre 1951 von seinem Aufwand für die Herstellung einer 20-Minuten-Sendung berichtet: „Abgesehen von der Arbeit für über 200 Schnitte verbrauchte ich allein für 240 DM Bandmaterial“ [2].
Der durchschnittliche Monatslohn hatte 1951 noch bei 141 D-Mark gelegen.

Und so konstatierte Karl Tetzner für DIE ZEIT in einem Bericht über „Die große Radio- und Fernsehschau in Düsseldorf“ noch vom 3.09.1953, „... Für den Liebhaber, der sie bezahlen kann, stehen technisch hochinteressante Fernseh-, Rundfunk-, Plattenspieler-, Tonbandkombinationen bereit. …“ [3]

... der sie bezahlen kann ...“ Herr Bock hatte für seine 20-Minuten-Sendung 1.500 Mark Honorar erhalten. Was hätten Käufer, die ihre Ausrüstung nicht zum Geld-Verdienen einsetzen konnten, anders motivieren können, als die Faszination an sich? Denn welches Orchester, welche Band kam schon, in hinreichender Nähe zur nächsten Steckdose, zum privaten Tonbandgeräte-Besitzer, um ihr Repertoire vorzustellen? Und vorbespielte Bänder hatte es in Deutschland noch nicht gegeben. In der ersten Hälfte der fünfziger Jahre hatte es nicht die Möglichkeit gegeben, Magnetbänder industriell - also anders als Stück für Stück - zu kopieren [4].
Das änderte sich erst als 1954 in England vorbespielte His Masters Voice-Bänder auf den Markt kamen. Allerdings entsprach deren Spurlage der British Standard Specification (B.S. 1568:1953 und B.S. 2478:1954 „Magnetic Tape for Domestic and Commercial Recording“), die, wollte man nun nicht mehr nur die eigenen Aufnahmen abspielen, vom Abspielgerät eingehalten werden musste. Beispielsweise ältere Truvox Mark. III- oder Grundig 500L- und 700L-Tonbandgeräte hätten für umrum 50 Mark umgerüstet werden müssen. Erst beispielsweise die neuen TK9 und TK819 waren, so berichtete WIRELESS WORLD im Oktober 1954 [5], für das im Vorjahr verabschiedete Format eingerichtet gewesen.

Was dem Privatmenschen blieb war das Kopieren von Schallplatten, der Mitschnitt aus dem Radio, die Aufnahme der Stimmen der Kinder oder von Hausmusik. Und das, Anfang der fünfziger Jahre, zu einem Preis, der heute einem Gegenwert von sicher deutlich mehr als hundert Euro pro Stunde nur an Kosten für das Bandmaterial entsprechen würde.

Freilich kursierten professionelle Aufnahmen aus geplünderten Archiven: Auch deren Verwalter hatten in schlechten Zeiten Geld gebraucht. Doch waren solche Bänder meist in die zahlungskräftigeren USA gegangen, wo sie als Programm für die vielen Radiostationen und als Grundlage für billige Schallplatten-Pressungen dienten. Und genug Material, einen Massenmarkt zu versorgen, schafften solche Plünderungen nicht. Zudem der „Verleih-Preis“ von fünfzig Mark pro Band und Nacht, mit dem sich 1953 beispielsweise ein Archiv-Mitarbeiter des NWDR einen Zusatzverdienst beschert hatte [6], für einen Durchschnittsbürger mit 157 D-Mark Einkommen kaum zu bezahlen gewesen sein dürfte.

Zudem bestand das Problem, dass Anfang der fünfziger Jahre die GEMA die Frage aufgeworfen hatte, ob das Kopieren von Schallplatten oder das Aufzeichnen von Radiosendungen nicht die Existenzgrundlage ihrer Künstler zerstören würde [4].
In Zeiten, in denen die Hersteller und der Handel, per Gerichtsentscheid, genötigt werden sollten, die Adressen der Tonbandgeräte-Käufer an die GEMA weiter zu geben und Zusatz-Verträge mit dem Kunden abschließen sollten, dass die ihre Geräte keinesfalls für Aufnahmen für Musik von GEMA-Mitgliedern verwenden dürften, hatte das Tonbandgerät sicher noch kein Massenartikel werden können. In Zeiten, in denen diskutiert wurde, nicht nur jedes verkaufte Gerät mit einer Gebühr zu belasten, sondern ebenso jede Aufnahme- und zusätzlich jede abgespielte Minute pauschal zu „besteuern", dürfte es schwierig gewesen sein, hinreichend Käuferinteresse für ein Massengeschäft zu wecken.
Wer hatte sich unter solchen Bedingungen gar für Hi-Fi-Bandgeräte interessieren sollen?

Und selbst noch 1957 musste Grundig in die Einleitung der Bedienungsanleitung einer TK 5 folgenden Text einstellen: „Wenn Sie mit diesem Gerät in der Bundesrepublik oder in West-Berlin aber Rundfunksendungen aufnehmen und wiedergeben wollen, die Werke des Repertoires der Gesellschaft für musikalische Aufführungsrechte, Berlin, (GEMA) enthalten, bedarf es hierzu, auch wenn die Aufnahme für den persönlichen Gebrauch geschieht, der Einwilligung der GEMA. Falls Sie Schallplatten im Gebiet der Bundesrepublik oder West-Berlin aufnehmen oder wiedergeben wollen, bedarf es der Einwilligung der betreffenden Schallplattenfirma. ...“ [7]
Die Sache mit dem „persönlichen Gebrauch“ war noch nicht wirklich geklärt gewesen.


Was blieb war also selbstgemachtes Programm, die „Tonjagd": „Tonjäger ist die wörtliche Übersetzung des französischen „chasseurs de sons". (...) Die Besitzer von Tonaufnahmegeräten - mit Mikrophon und Band - machen auf alles Jagd, was ihnen eine Aufnahme wert erscheint. …“ [8]
Im Mai 1953 berichtete DER SPIEGEL weiter, „... Die „Tonjägerei", dieses Hobby, akustische Schnappschüsse zu sammeln, ist in Frankreich schon seit gut fünf Jahren im Schwange. In Deutschland hat erst in den letzten sieben Monaten Walter Schorsch-Oberhausen, im Zivilberuf Direktor der französischen Bibliothek der deutschfranzösischen Gesellschaft, begonnen, die „Zünftigen“ im Deutschen Tonjägerverband, Sitz Nürnberg, zu sammeln. Aus der Zahl der deutschen Besitzer von Heimtonbandgeräten, die Schorsch-Oberhausen auf 10 000 schätzt, sind 4000 Interessenten beim Verband eingetragen; die Mitgliederzahl liegt allerdings noch niedriger. Immerhin haben die Tonjäger bereits eine eigene Zeitung und eigene Ausweise. …“ [8]

Und da wo der „Aufnehmende", der Jäger, sicher eine Faszination bei jeglicher „Tonjagd“ empfunden haben mag, wird diese Freude nicht unbedingt von jedem „Aufgenommenen", dem Opfer, geteilt worden sein. Insbesondere die französischen Tonjäger waren dafür bekannt, wenig Privatsphäre zu respektieren, und hatten zudem die Möglichkeit gehabt, jeden Samstag Nachmittag die Produkte ihrer Arbeit auch noch über das Pariser Radiodiffusion zu veröffentlichen. Ihre „Opfer“ konnten sich also im Radio hören. Und alle anderen auch.
Zudem hatte es in der ersten Hälfte der fünfziger Jahre in Deutschland viele Enthüllungen gegeben, an denen Tonbandaufzeichnungen beteiligt gewesen waren. So mancher Befragte, der es bisher gewohnt gewesen war, dass ein Reporter sich seine Antworten nur merkte, bestenfalls mitschrieb, war „... peinlich berührt, als er abends im „Echo des Tages“ hörte, was er mittags freimütig in die Fernsprechmuschel geäußert hatte ...“ [9]. Auch probierten Radiomacher die neue Technik in durchaus indiskret scheinender Weise aus: So dürften die „Bocksprünge“ [2] des erwähnten Hörspielautors Christian Bock, in denen er 1951 auch heimliche Mitschnitte aus dem Mehrfamilienhaus, in dem er wohnte, zu Sendungen montiert hatte, hier und da bei den Zuhörern die Befürchtung geweckt haben, sie könnten vielleicht auch bald ungewollt im Radio auftreten. So wie in Frankreich.
"Nach der bekannten Stuttgarter Tonbandaffäre hat der Abgeordnete Dr. Bucerius 1953 einen Antrag eingebracht, wonach mit Gefängnis bestraft werden sollte, wer das gesprochene Wort eines Menschen ohne dessen Zustimmung auf einem Tonwiedergabegerät aufnimmt oder von einer solchen Aufnahme Gebrauch macht. Das war ein dankenswerter Versuch, einer gefährlichen Unsitte zu steuern.“ [10] schrieb Michael Freund anlässlich einer neuen Tonbandaffäre. Für DIE ZEIT fasste er die empfundene Situation Ende 1956 zusammen: „Das Tonband kann zur Teufelszange werden, die dem Menschen das Innerste und Privateste, das, was er „laut gedacht hat“, entreißt.“ [10] Auch Karl Nils Nicolaus sah das nicht viel anders: „Hat der Teufel überall seine Mikrophone?“ [11]
DER SPIEGEL berichtete beispielsweise im April 1957 von einer Folge solcher Befürchtungen der Abgehörten, somit von der Stimmung Mancher der Tonjagd gegenüber: „Der Lehrrat“ eines Stuttgarter Gymnasiums hätte in der ungefragten Aufzeichnung einer Unterrichtsstunde durch einen Schüler, mit Hilfe der Stenorette des Vaters, sogar „... eine Bedrohung der Freiheit des Lehrens und Unterrichtens ...“ gesehen! [12]. Heute werden Vorlesungen im Internet übertragen. Damals war die Aufnahme vernichtet und der Schüler der Schule verwiesen worden.
Schließlich hatte der BGH im Juli 1958 geurteilt: „Tonbandaufnahmen von Privatgesprächen sind widerrechtlich. (…) Zwar muß jeder Gesprächspartner die Verantwortung für seine Worte tragen … doch bedeutet es eine entscheidende Verkümmerung des Menschen in der Entfaltung seiner Persönlichkeit, wenn er als Gesprächsteilnehmer befürchten muß, ohne sein Wissen auf jede Wendung eines Gesprächs, ja auf den Klang seiner Stimme mit allen Besonderheiten und Unvollkommenheiten festgelegt zu werden.“ DIE ZEIT sah in dem Urteil eine Reaktion auf die „grassierende Tonbandseuche“, auf die zu reagieren „... der Bundestag bislang versäumt hat.“ [13]

Was blieb war tatsächlich die Jagd auf Geräusche, die DIE ZEIT im September 1957 beschrieb: „Den zahlreichen Münchner Jugendklubs hat sich jetzt ein neuer hinzugesellt: die 'Junge Welle', deren zwei Dutzend Mitglieder sich vorwiegend mit dem Sammeln seltsamer Geräusche beschäftigen. Isarrauschen und Grillengezirp, den Lärm des Straßenverkehrs oder den Glockenschlag der Frauenkirche bannen die Klubmitglieder – meist Schüler im Alter von 13 bis 20 Jahren – auf Tonband. Ein Prachtstück ihrer Sammlung: das unnachahmliche Geräusch, das beim Anzapfen eines Bierfasses entsteht. ...“ [14]
War es also vor allem eine neue, junge Generation gewesen, die sich für das Tonbandgerät hatte begeistern können, als es dann begann erschwinglich zu werden?
Doch auch jene, die derart rücksichtsvoll auf Tonjagd gewesen waren, sich auf interessante Geräusche beschränkt hatten, die wollten ihre Erfolge am Ende nicht nur archivieren. Doch, „... the only people content to keep still long enough to listen to collections of interesting sounds were coma victims ...“ [15], wird von der britischen Radio-Ikone Kenny Everett überliefert.


Wer also war der Nutzer des Tonbandgerätes, abseits der Tonstudios, in den fünfziger Jahren gewesen?
Die Bundespost hatte im Sommer 1957 dem Unternehmer Helmut Epperlein die erste Telefon-Reklame mit einem Tonband genehmigt. Wer die Rufnummer der Pforzheimer Uhrenfabrik angewählt hatte, der bekam zuerst eine aufgezeichnete Ansage vorgespielt: „Der Name ist Epperlein - die Armbanduhr ist elektrisch. Einen Augenblick bitte, Sie werden sofort verbunden.“ [16] Erst dann ging ein Mensch ans Telefon. Epperlein hatte im Juli 1958 die erste elektrische Armbanduhr einführen wollen. Doch waren solche Anwendungen eben kein Massenmarkt gewesen.

Allerdings konnte Dr. Dieter H. Meyer in seiner „Geschichte der Sprachlabore an der Universität Erlangen-Nürnberg“ berichten, „... bis Mitte der fünfziger Jahre waren diese Geräte so weit entwickelt, daß sie zu 'publikumsfreundlichen Preisen' in den Handel kommen konnten. Das Fürther Unternehmen Grundig ... brachte um 1955 das erste Tonbandgerät für weniger als 500 DM auf den Markt.“ [19]
Gemeint ist das erst „komplette“ Tonbandgerät zu diesem Preis, also mit eingebautem Verstärker und Lautsprecher.

Auch wenn der niedersächsische Pastor, der mit seiner TK 5 einen Gottesdienst aufgezeichnet hatte, um seiner Gemeinde quasi selber predigen zu können, obwohl er zeitgleich „anderwärts dienstlichen Pflichten“ [17] hatte nachkommen müssen, anno 1956 ebenso wenig den Normalbürger repräsentiert hatte, wie die Rosemarie Nitribitt, der man nachgesagt hatte, sie würde ihre Freier mit Hilfe eines Grundig TM5 abhören, das in ihrer Ilse-Musiktruhe verbaut gewesen war [18], wurden die Tonbandgeräte mit diesem Modell doch langsam auch für den Normalbürger bezahlbar.
So für die bereits erwähnten Jugendlichen. So vielleicht auch für den jungen Carl-Dieter Heckscher, der mit Hilfe solch einer Bandmaschine seinem Stottern Herr zu werden versucht hatte. „Er sprach irgendwelche Sätze auf sein TK-5-Tonbandgerät von Grundig um die Fehler zu analysieren ...“ [20]. Ob das TK5 Herrn Heck am Ende geholfen hat? Stottern habe ich ihn bei der „Schlagerparade“ jedenfalls nie gehört.

   

Die Grundig TK-5 war also wohl das erste wirklich bezahlbare Bandgerät gewesen, das zudem in einer Zeit debütiert hatte, als die Löhne der Bevölkerung langsam stiegen, als [url='https://de.wikipedia.org/wiki/40-Stunden-Woche']Arbeitszeitverkürzung[/url] und damit etwas mehr Freizeit langsam erreichbar schien.
Zudem war die Grundig vergleichsweise klein und leicht gewesen. Zehn Kilo Lebendgewicht und für Spulen von 15 cm Durchmesser geeignet. „15cm“ bedeutet, solche Spulen waren preiswerter gewesen, als die der 18 cm-Grundig-Bandgeräte. Wer erinnert sich nicht an die ersten eigenen Cassetten-Käufe in den Siebzigern? Hatten wir als Schüler BASF-Cassetten gekauft, oder doch lieber einige mehr von den preiswerteren „Weltfunk"?
Und die Grundig sparte das Band mit nur einer Bandgeschwindigkeit: Die 9,5 cm/s waren das damals minimal Machbare für einen universellen Einsatz.
Und eine Grundig bot, trotz der nur 9,5 cm/s Bandgeschwindigkeit in monophoner Halbspurtechnik, eine anhörbare Qualität, die zumindest nominell dem entsprochen hatte, was nur wenige Jahre zuvor Studiomaschinen bei Vollspur und 77 cm/s vorbehalten gewesen war.

Und so erklärt sich die Beschreibung, mit der die britische WIRELESS WORLD die neue TK 5 angekündigt hatte: „A new Grundig model (TK5) is a single-speed machine (3 3/4 in/sec) designed to give a performance comparable to the earlier TK9 at a reduced price. …“ [21]

   
(Grundig TK9)

Und dieses Versprechen hatten die Fürther auch tatsächlich eingehalten, wie die Autoren James Hogg und Robert Sellers in einer Biographie bemerkten. Für die beiden Briten war die TK5 … one of the first really good reel-to-reel tape recorders made for the domestic market.“ [22]


Nebenbei war das im Mai 1955 erschienene TK 5 wohl das erste Tonbandgerät gewesen, das gänzlich im Hause Grundig entwickelt worden war. Sie war die erste Grundig-Bandmaschine, die nicht von Curt Bier ersonnen worden war oder in dem Ruf steht, ein Plagiat auf der Basis der Ideen von Herrn Bier gewesen zu sein. Für die Firma Grundig ein Meilenstein.

Grundig hatte zu den ersten Firmen gehört, die in den frühen fünfziger Jahren mit dem Verkauf von Tonbandgeräten begonnen hatte, die nicht für den Studio-Betrieb oder den professionellen Reportage-Bedarf konzipiert gewesen waren. Und die Firma Grundig hatte quasi von Beginn an den Massenmarkt im Blick gehabt: In ihrem Buch über die Geschichte des Copyrights schreibt Frau Prof. Dr. Monika Dommann, „Grundig's Geschäftsphilosophie folgte dem Ford'schen Prinzip: Durch die Entwicklung von immer günstigeren Geräten neue Käuferschichten zu erschließen. Auf das erste Tonband im Jahr 1951, das weniger als 1.000 Mark kostete, folgte 1955 der Grundig TK5 (unter 500 DM) und schließlich 1957 TK20 (380 DM) der zum Bestseller wurde.“ [23] Also war die Entwicklung, hin zu der TK5, konsequent gewesen.
Konsequent, zumal der Radiomarkt Mitte der fünfziger Jahre irgendwann gesättigt schien und Fernsehen noch immer teuer war: Anfang 1955 berichtete DIE ZEIT, in der zweiten Jahreshälfte 1954 war die Geräteproduktion in Deutschland gedrosselt worden. „... Aus dem Großhandel verlautet, daß, im Durchschnitt gesehen, die Umsätze in „Heimgeräten“ (Tischempfänger) im Wert um etwa 15 v. H. abgesunken sind …“ [24], stattdessen wären mehr Plattenspieler oder Kombinationen mit Plattenspielern verkauft worden.

Noch 1953 hatte der oberste Tonjäger, Walter Schorsch-Oberhausen, konstatiert, im Ausland wäre man an den deutschen Tonbandgeräten interessiert gewesen, hätte sie jedoch nicht bekommen können. Der Industrieverband hätte sich allerdings nicht interessiert gezeigt, an dem Jahrestreffen der Tonjäger in Paris teilzunehmen, obwohl doch beispielsweise die US-amerikanischen Anbieter schon auf der Veranstaltung in Basel mit Delegation vertreten gewesen waren.

Grundig hatte, so die Unternehmensmeldungen vom 12.03.1953 in DIE ZEIT, „... im Geschäftsjahr 1952 ... insgesamt 539 026 Radiogeräte aller Serien hergestellt, darunter 507 538 Super mit UKW-Teil, 11 497 Musikschränke, 19 792 Tonbandgeräte und 379 Fernsehempfänger.“ [25]
Noch 1952 hatte Grundig also im ganzen Jahr keine zwanzigtausend Geräte gefertigt gehabt. Schon 1957 weihte Max Grundig, so DIE ZEIT am 31.10. jenes Jahres, seine siebte Fertigungsstelle, „... ein für eine 1000-Stück-Tagesproduktion von Tonbandgeräten auf die grüne Wiese gesetztes Werk in Bayreuth …“ [26], ein.


Von Beginn an hatte Grundig einen bedeutenden Export-Anteil gehabt. In den europäischen Ländern war man mit eigenen Büros und Tochterfirmen vor Ort. In den USA war Majestic Distributor gewesen, verkaufte nach eigenen Angaben mehr „Grundig AM-FM Sets“ [27] als alle anderen europäischen Marken zusammen, und hatte auch die großen Bandmaschinen unter dem „Grundig-Majestic“-Label angeboten gehabt. Am 12 Februar 1955 meldete Steve Schickel in den HiFi-Nachrichten in der BILLBOARD, „DeJur-Amsco Corporation, New York, ... was slated to handle the Grundig line of tape recorders in this country. (..) It was not learned whether the tape recorders carry the Grundig or the DeJur label.“ [28] Zumindest was die Stenorette anging, wurde es wohl „DeJur". Eine DeJur TK-5 ist mir allerdings nicht untergekommen, eine Majestic TK5 hingegen schon.

Schon 1955, so berichtete der Fürther Stadtheimatpfleger Alexander Meyer in seinem Buch (S.58), war „... Grundig der größte Tonbandhersteller der Welt und produzierte in Deutschland 92 Prozent der Tonbandgeräte …“ [29].
Am 9.8.1956 berichtete DIE ZEIT über Grundig, „Der Bedarf an Tonbandgeräten, die vor allem von den USA, England und Schweden gut gekauft werden, könne nicht gedeckt werden.“ [30] Solche Tonbandgeräte waren nicht mehr die Boliden vom Schlage der Reporter gewesen, sondern die Grundig TK5, die 1955 in Deutschland und zum Beispiel 1956 in England eingeführt worden war.

Peter Frame erwähnte in seinem 2007 erschienenen Buch „The restless Generation“ unter anderem auch die Bedeutung dieser Bandmaschine für die britische Jugend in den fünfziger Jahren: „a Grundig TK 5 on a wooden chair, on a wooden floor, in a sparsely populated ballroom, captured the 17-year-old kid who wanted to be famous. He could sing every song that Elvis had ever recorded, and did, from Heartbreak Hotel to Hard Headed Women, Milk Cow Blues to Money Honey. All Jerry Lee, much of the Gene and Little Richard, ...“ [31, S.334]

Einer dieser Jugendlichen war Maurice James Christopher Cole (1944-95) gewesen, der im Alter von dreizehn Jahren, beim Besuchen eines Freundes, Gelegenheit gehabt hatte dessen älteren Bruder bei der Arbeit mit einer TK 5 zu beobachten. So eine musste er auch haben. Doch sein Vater hatte dem Jungen keine Grundig kaufen wollen. [22]
In 1956, an entry level Grundig, the TK 5, costs 52 guineas (54,60 GBP). The national average wage was about 15 GBP a week.“ [15] Cole hatte später immer wieder behauptet, das Geld für das Bandgerät mit Zeitungs-Austragen verdient zu haben. In den Fünfzigern hätte man damit allerdings pro Woche kaum „5s (25p)“ verdienen können. Woher auch immer, er bekam seine Grundig.
Nachdem er sein Bandgerät ausprobiert hatte, ging er in die Welt hinaus, um interessante Klänge aufzuzeichnen. Das reichte ihm nicht lange: Wegen der seltenen „coma victims“ [15]. Nach dem Vorbild des Band Leaders und Radio-DJ's Jack Jackson begann Cole mit dem Tonbandgerät zu experimentieren um neue Formen von Ansagen und Jingles zu erfinden. Doch um eigene Shows, wie die Musiksendungen von Jackson oder so etwas wie The Goon Show zu produzieren, reichte eine TK5 nicht aus. „... in other words, you need two Grundigs.“ [15]
Mit Fünfzehn verließ er die Schule, begann zu arbeiten, verdiente 7,10 GBP die Woche. „The job did, however, provide him with the means at least partly to subsidise his escalating Grundig habit. He acquired his second tape recorder and, by fiddling with wires, hooking in the family grammophone and soundproofing the odd spot of wall with egg-boxes, figuered out how to be Jack Jackson. There is, in fact, no end of stuff you can do with two tape recorders.“ [15]
Das, so seine Biographen, war der Grundstein für die Karriere der britischen Radio- und Fernseh-Ikone Kenny Everett gewesen. ...
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
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"Der Grundig Tonbandkoffer TK 5 ist ein hochwertiges magnetisches Schallaufzeichnungs- und Wiedergabegerät. Er versetzt Sie in die angenehme Lage, Schalldarbietungen jeder Art selbst aufzunehmen und beliebig oft wiederzugeben. Das Abhören kann über den eingebauten Lautsprecher, über einen Außenlautsprecher oder durch Kopfhörer erfolgen. Weiter ist es möglich, mit diesem Gerät normale Rundfunkempfänger und Kraftverstärker auszusteuern. Entspricht eine Bandaufnahme nicht ihren Erwartungen oder hat sie im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren, können Sie diese „löschen“ und das Tonband ohne Qualitätseinbuße wieder für Neuaufnahmen verwenden. …“ [7]

   

Im Vergleich zu der kürzlich vorgestellten Uher 95 ist die auf der Hannover-Messe 1955 [32] präsentierte Grundig TK 5, trotz gleicher Spulengröße und gleicher Arbeitsgeschwindigkeit, größer, schwerer und sicher weniger elegant. Für den Kunden dürfte der um hundert Mark günstigere Preis ein Argument für die Grundig gewesen sein.
Insbesondere die erste Version kam in dem bestens eingeführten Design der früheren Reporter- und Recorder-Geräte daher, die hochpreisig gewesen waren, die aber dementsprechend auch ein besonderes Image gehabt haben dürften: „Mann mit Tonbandgerät entspricht dem altmodischen Witwer mit Kind.“ [33], schrieb DIE ZEIT noch am 26.06.1959. Für teure Geräte dürfte das um so mehr gegolten haben. Ebenso für durchaus preiswerte Geräte im Design von Papas oder Opas Recorder.
Kein Wunder, dass Grundig in der Serie bald eine viel buntere, modernere, jüngere Farbgebung eingeführt hatte, um zu versuchen, eben nicht nur die gut situierten „Witwer“ zu erreichen. Das widerfuhr übrigens auch der 18cm-Schwester TK9.

   
(Grundig TK9)

Ohne großen Pomp stelle Grundig 1955 die neue „kleine“ in der „3D-Revue“ [34] vor:
Tonbandkoffer TK 5
Das lange erwartete preisgünstige Qualitäts-Tonbandgerät. Spieldauer 2 Stunden. Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sek. Automatische Ausschaltung am Bandende. Mithörregler bei Aufnahme. 2,5-Watt-Endstufe. Abschaltbarer Multi-Oktav-Lautsprecher. Eleganter Koffer.
Abmessungen: 36 x 30 x 19 cm
DM 468,-- einschl. Leerspule und Verbindungskabel. Mikrofon und Tonband nach Listenpreis.

Tonbandgerät TM 5
Das gleiche Gerät wie oben, jedoch ohne Koffer, Lautsprecher und Verstärker-Endstufe
DM 375,--


Bereits im Folgejahr fand der interessierte Tonbandgeräte-Freund im Prospekt zur „Hi-Fi-Wunschklang-Serie“ [35] eine weitere Version, das „preisgünstige Tonband-Tischgerät“ TR 5.
In dem im Juli 1956 gedruckten Prospekt war der Preis für das neue Tischgerät noch nicht bekannt gegeben worden, die Preise für die anderen Varianten waren um etwa zwanzig Mark gestiegen.

Drei Drucktasten, zwei Drehschalter, ein doppelter Dreh-Poti und ein Schiebeschalter. Allein die größeren Schwestern aus der „Grundig 3-D-Revue“ [34] von 1955 waren mit sieben Drucktasten ausgestattet gewesen, boten zwei Arbeitsgeschwindigkeiten. Die preiswerteste, zeitgenössische Alternative, die TK 15, kam um ganze 50% teurer als die TK 5.


Technische Daten

Das Handbuch des Rundfunk- und Fernsehgroßhandels nennt in der Ausgabe für 1955/56 [36] einige Daten für die TK 5:
Röhren-Bestückung mit EF804, ECC81, EL42, EL42 und EM85
Selengleichrichter mit B250C90 und E052/2
Preis: 460 DM
zwei Magnetköpfe, 1x Löschen, 1 x Kombi
Frequenzgang 50 - 10.000 Hz +/- 3 dB
Dynamikumfang >= 48 dB
kombinierter Aufsprech- und Wiedergabe-Verstärker in drei Stufen plus HF-Generator für Aufnahme, in vier Stufen für die Wiedergabe
Eingänge: 2 MOhm (70 mV), 500 kOhm (1,7 mV) und 50 kOhm (1,7 mV)
regelbarer Höhen- und Tiefenentzerrer für Wiedergabe
Lautstärkeregler für Aufnahme und Wiedergabe
Bedienung: 3 Drucktasten für Mikrofon, Radio und Platte, 1 Betriebsartenschalter für Aus, Umspulen, Wiedergabe und Aufnahme, 1 Rangierschalter
Lautsprecher: 1 permanent-dynamischer Lautsprecher 100 mm Durchmesser
Besonderheiten: Mithörregler bei Aufnahme, eingebauter Lautsprecher abschaltbar, hochohmiger Ausgang vor Endstufe, Anschluß für Außenlautsprecher (5 Ohm)
Stromversorgung: 2A, 1A, 120mA
Ausführung und Gewicht: Luxuskoffer 360 x 190 x 300 mm; Gewicht 10 kg


Für die TM 5 gibt es zudem folgende weiterführende Informationen:
Röhrenbestückung: EF804, ECC81, EL42, EM85
Ausgangsspannung des Vorverstärkers: 1,5 V an 10 kOhm oder 15 V an 100 kOhm
Ausführung und Gewicht: Chassis mit Holzrahmen; 360 x 170 x 300 mm, Gewicht: 11 kg


In der Kombination der Hersteller-Daten aus dem Prospekt vom Juli 1956 [35] und der Bedienungsanleitung vom Januar '57 [7] ergeben sich folgende Informationen:
Röhren-Bestückung: EF86 oder EF 804, ECC81, EL42, EL42, EM85, sowie zwei Trocken-Gleichrichter
Antrieb: Präzisions-Außenläufermotor, 105 mm Durchmesser
Gleichlaufabweichungen: < 0,5% (direkter Bandantrieb mit hoher Schwungmassenwirkung des Motors)
max. Spieldauer: 2 Stunden (2x 45 Minuten bei Normalband, 2x 60 min bei Langspielband)
Umspulen einer vollen Bandspule: ca. 2 Minuten
max. Spulendurchmesser: 15 cm
geeignetes Bandmaterial: Standard- oder Langspielband, empfohlen Grundig-BASF-LG „für Grundig-Tonbandgeräte mit Ausschalter"
Bandgeschwindigkeit 9,5 cm/sek.
Bandspurlauf: Doppelspursystem mit internationaler Spurlage
Frequenzumfang: 50 - 10.000 Hertz
Vormagnetisierung: Hochfrequenz ca. 40 kHz
Löschdämpfung: > 60 dB (Ferrit-Löschkopf)
Bandzählwerk mit Nullsteller
Aussteuerungskontrolle durch Magischen Fächer
Schnellstoptaste mit Arretierung
Tasten-Eingangswähler für Mikrofon, Rundfunkempfänger und Schallplattenspieler (von links nach rechts)
Automatische Abschaltung am Bandende (Metall-Folie)
Ausgangsleistung: 2,5 Watt
Mithörregler und Klangregler
Lautsprecher: permanent-dynamischer Frontlautsprecher
Anschlüsse: Eingänge: Platte (100 mV / 2 MOhm), Mikrofon (2 mV / 500 kOhm), Rundfunk (Diode, 2mV / 50 kOhm) oder Telefon-Adapter 243T, Ausgang (Wiedergabe)
Anschlüsse lt. Schaltplan: Platte: 70 mV an 2 MOhm, Mikrofon 1,7 mV an 0,5 MOhm, Rundfunk 1,7 mV an 50 kOhm (1), Ausgang: Rundfunk 0,8 V an 10 kOhm (3), Ausgang 2 V an 5 Ohm (1) und 0,8 V an 10 kOhm (3)
Stromart: Wechselstrom 110, 125, 145, 165, 220V
Leistungsaufnahme: ca. 50 Watt, ca. 90 Watt beim Umspulen
Sicherungen: träge, 5 x 20 mm, 1A und 2A
Abmessungen 34 x 29 x 15 cm (TR 5)


Zusatz-Ausstattung Koffer-Modell TK 5
Eleganter Koffer
Preis: 485 D-Mark
Abmessungen 36 x 30 x 19 cm (TK 5)


Tonbandgerät TM 5
ohne Koffer, Lautsprecher und Verstärker-Endstufe
Preis: 395 D-Mark



In der Ausgabe der Anleitung vom Mai 1957 [37] ändert sich die aufgelistete Röhrenbestückung: EF 86 - ECC 81 - EL 42 - EL 42 - EM 85 - 2 Trockengleichrichter
Tatsächlich ist die EF804 bereits im Schaltplan vom Oktober 1956 [38] nicht mehr aufgeführt.


Das findet sich auch in der Ausgabe des Großhandelskatalogs für 1957/58 [39] wieder, in der sich einige der Daten der TK 5, im Vergleich zur vorherigen Ausgabe, geändert haben:
Röhrenbestückung: EF86, ECC81, EL42, EL42, EM85
Störabstand > 40 dB
Gleichlaufabweichungen < +/- 0,3 %
Preis: 485 DM


Entsprechend ist das TM 5 mit folgenden Röhren bestückt: EF86, ECC81, EL42, EM85.
Preis: 395 DM


Ob es so etwas wie eine offizielle Versionierung gegeben hatte, ist mir nicht bekannt. Tim Pullin schrieb 2004 auf vintage-radio.com, anlässlich der Überholung einer TK-5, „Using the Service-Information from „Radio- and TV-servicing“ 1958-59, the machine was identified as a very late Mk.1, in fact is was only 102 machines short of being a Mk.2. There are slight differences between the two marks in switching, my machine looked very similar to the Mk.2 diagram.“ [40]
Ob die Unterschiede zwischen möglicherweise offiziellen Mk.1- und Mk.2-Modellen wirklich nur in der Schaltung, oder auch an anderen Merkmalen erkennbar sind, ist mir nicht bekannt. Das genannte Buch habe ich noch nicht einsehen können. Ich glaube nicht, dass der Umstieg in der Röhren-Ausstattung, von EF 804 auf die EF 86, diesbezüglich von Bedeutung ist. Denn dieser Umstieg dürfte spätestens im zweiten Halbjahr 1956 erfolgt sein.

Aus den Abweichungen in den Anleitungen geht jedenfalls lediglich ein kleiner Unterschied bei den Zugaben der Grundig hervor. So hatte sich wohl bei den zeitgenössischen Plattenspielern der Anschluss-Standard verändert gehabt, was auch Einfluss auf die Buchsen-Bestückung der Grundig-Rundfunkgeräte gehabt haben wird.
In der Anleitung vom Januar 1957 kann man noch lesen, „... Zur Verbindung mit der Tonabnehmerschnur des Plattenspielers wird das mitgelieferte Verbindungskabel Nr. 233 benutzt.“ Und weiter im Abschnitt „Die Ausgangsbuchse“: „Der gelbe und der schwarze Bananenstecker dienen zur Verbindung mit den TA-Buchsen nachgeschalteter Geräte, der rote und der schwarze Stecker zum Anschluß eines Außenlautsprechers oder Kopfhörers.“ [7]
Laut der Anleitung vom Mai 1957 hatte das Verbindungskabel Nr. 233 dann nicht mehr beigelegen, war noch optional erhältlich gewesen. Stattdessen „... besteht über das mitgelieferte Verbindungskabel Nr. 237 zugleich der Anschluß für Aufnahme und Wiedergabe.“ [37] Das Rundfunk-Anschluß-Kabel 237 war bislang ein kostenpflichtiges Zubehör gewesen. „Dieses Kabel mit Tuchelstecker ist für die neuen Rundfunkgeräte vorgesehen, welche über eine dreipolige Tonband-Anschlußbuchse verfügen. Es stellt zugleich die Verbindung für Aufnahme und Wiedergabe her.“ [37]

   

Allerdings ist am Design und an den Typenbezeichnungen der verschiedenen Geräte eine Änderung erkennbar.
Hierzu habe ich sechs TK5 etwas genauer angesehen: Das älteste Modell, eine braune Version, ist mit einer Datierung des Motors aus dem Jahre 1955 kenntlich.

   

Hier ist der Griff ein Lederband, hier weist der Koffer oben und unten Lüftungs-Durchlässe auf, hier ist die Lüftung auf der Unterseite in Form von fünfzehn runden, vergitterten Löchern ausgeführt, hier besteht die mittlere Bespannung des Korpus aus einem Blech mit quadratischen Löchern und hier sind die Türen auf der hinteren Seite mit einem fast Hammerschlag-artigen Lack eingefärbt. Die Frontplatte ist einfarbig, mit einer Farbe mit rauher Oberfläche lackiert.
Die Seriennummer beginnt mit einer Codenummer „0629", gefolgt von einem Leerzeichen, einem „l“ und wiederum einer Leerstelle, um dann mit der eigentlichen laufenden Nummer fortgesetzt zu werden. An meinem Gerät ist diese vierstellig.

   

Das nächste Modell, eine lindgrüne Version, ist mit einer Datierung des Motors aus dem Herbst 1956 kenntlich. Das Griffband besteht bereits aus Vinyl in einer Gestaltung, die die Serie bis zum Ende beibehalten sollte. Das Lochblech ist nun in einem hellen grau lackiert; diese Farbe sollte bis zum Ende beibehalten werden. Die Lackierung der rückwärtigen Deckel ist nun glatt, was ebenfalls bis zum Ende so weiterführt wurde.

   

Die runden Lüftungs-Durchlässe an der Unterseite des Koffers haben einem großen, rechteckigen Ausschnitt Platz gemacht, in den ein einziges Kunststoff-Gitter eingepasst ist. Von dem hat es übrigens mindestens zwei Designs gegeben, die sich immer wieder abgewechselt haben. Die Messing-farbenen Füße sind etwas schlanker und höher, die Gummi-Füße auf der Unterseite bauen ebenfalls höher und zeigen deutlich weiter versenkte Befestigungs-Schrauben.

   

Die Frontplatte zeigt sich nun im glatten Finish, einfarbig lackiert. Der Schieber für „Pause“ ist nun zweiteilig, damit arretierbar geworden und das gezahnte Rad für die Einstellung des Zählwerks ist nicht mehr in der Farbe der Schalter, sondern in dem Altweiß der Drucktasten gehalten.

   

Unter der Frontplatte wird erkennbar, dass sich die Farbe und damit vielleicht auch das Material der Zwischenräder und des Zählwerk-Riemens geändert hat.

   

Außerdem befindet sich auf dem Trägerarm der Andruckrolle von nun an, in der Längsrichtung, ein zentraler Grad, der eine versteifende Funktion haben könnte.

   

Die Seriennummer beginnt mit der gleichen Code-Nummer, verzichtet jedoch auf das trennende „l“ und setzt mit einer fünfstelligen Nummer fort.

   

Das dritte Modell, ebenfalls eine lindgrüne Version, ist mit einer Datierung des Motors aus dem Januar 1957 kenntlich. Der Holzkoffer ist nun in industrieller Güte verarbeitet und hat nur noch auf einer Schmalseite eine Lüftungsöffnung. Das quadratische Gitter im Boden ist geblieben. Der zentrale Bezug des Korpus ist nun in einem Kunststoff ausgeführt und durch seine runde Lochung identifizierbar.

   

Die beiden oberen Verschraubungen der Frontplatte waren bei den ersten beiden Modellen jeweils über der Achse der Bandteller gelegen; ab dem dritten Modell liegen die Schrauben weiter auseinander.

   

Unter der Frontplatte ist eine Änderung der Form des Guß-Rahmens erkennbar, der nun vorne links einen weiteren Säulen-förmigen Aufwuchs zeigt, in den die Frontplatte geschraubt werden kann. Vorn rechts sind gleich zwei nebeneinander liegende Säulen aufgesetzt, die das obere Halteblech des Betriebswahlschalters tragen. Sowohl dieses Halteblech, als auch das Gegenüberliegende für den Lautstärke-Poti haben nun eine veränderte Form bekommen.

   

Zudem ist die Riemenscheibe für das Zählwerk nun schwarz gefärbt und die Kupplungsscheibe unter dem linken Bandteller mit einer zweiten Ebene ausgestattet. Außerdem wurde offensichtlich ein anderes Löschkopf-Modell verwendet.

   

Die Seriennummer beginnt mit der gleichen Code-Nummer, verwendet jetzt wieder das trennende „l“ und setzt mit einer fünfstelligen Nummer fort. Diese scheint nun standardisiert zu sein, was ich daraus schließe, dass diese bei dem Modell vom Januar mit einer „0“ beginnt, während die beiden anderen Geräte aus dieser Generation (bereits?) ein „3“ als zehntausender-Stelle haben.

Das jüngste Modell aus meiner Herde, eine blaue Version, ist mit einer Datierung des Motors aus dem Januar 1958 kenntlich. Von außen unterscheidet sich dieser Koffer nur in dem veränderten, nun drehbaren Verschluss von den 57er Geräten.

   

Unter der Haube wird die Generations-Änderung an der nun zweifarbigen Lackierung der Frontplatte sofort sichtbar: Die Farbe der Kopfträgerabdeckung findet sich in einer farbigen Unterlegung des Bedienfeldes wieder. Die Markierungskeile über den Schaltern sind zudem nicht mehr in der Farbe der Drehschalter ausgeführt, sondern, hier, in rot. Dafür haben die Drehknöpfe und -Schalter nicht mehr die Farbe der Tonkopfabdeckung, sondern sind weiß gefärbt.

   

Unter der Frontplatte habe ich als einzige, offensichtliche Unterschiede zur Vorversion die Rückkehr zur linken Kupplungsscheibe mit nur einer Ebene und eine einfachere Lampenfassung festgestellt. Außerdem ist die Befestigung der Bremsbeläge nun geschraubt und nicht mehr gebogen. Als Netzkabel ist hier ein gedrehter Typ zum Einsatz gekommen.

   

Die Seriennummer unterliegt nun offensichtlich einem anderen Schema: Sie besteht aus einer fortlaufend acht-stellige Ziffernfolge, die zudem nicht mehrfach auf dem Chassis per Aufkleber aufgebracht, sondern lediglich an einer Stelle in eine Metallfahne eingeschlagen ist. ...
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#3
...
Mal abgesehen von den abgerundeten Ecken und Kanten zeigt sich der Grundig-Koffer von außen als regelmäßiger Quader, ohne formale Besonderheiten. Der Koffer war immer zweifarbig, mit goldfarbenen Beschlägen und wenigen Verzierungen versehen. Die erste Version ist braun in braun ausgeführt. Die anderen mir bekannten TK5 zeigen einen genarbten Kunststoff-Bezug von Unterseite und Deckel in einem hellen grün oder blau; der Bezug des restlichen Gehäuses ist dann in einer grauen Loch-Optik gehalten.

   

An einer Schmalseite ist ein Vinyl-Band als Griff angebracht; in der ersten Version war der Griff noch ein Leder-Band gewesen. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite sind vier goldfarbene Metall-Füße mit dem Koffer verschraubt. Von innen waren die Muttern zuerst sogar verlackt gewesen, so dass die Füße nicht versehentlich verloren gehen können sollen. An der Unterseite des Koffers befinden sich vier Kunststoff-Füße.

   

Zierelemente der TK5 sind der Grundig TK5-Schriftzug auf dem Gehäusedeckel, der Grundig-Schriftzug auf dem Kopfträger-Deckel und, darunter gelegen, das Grundig-Emblem auf der Abdeckung der Bandführung. Weitere Zierelemente sind die in goldener Farbe gehaltenen Scharniere und der Verschluss des Deckels, zwei horizontal, übereinander angeordnete umlaufende goldfarbenen Metall-Bänder, die vier goldfarbenen Füße, sowie ebenfalls goldfarbene Schraubenköpfe, die die beiden Drehschalter krönen.

   

Der Deckel-Verschluss ist deutlich solider, massiger ausgeführt als jener der zeitgenössischen Uher
. Insbesondere die Mechanik der ersten Generation, bei dem, neben dem Schloss, bewegte Elemente verbaut sind, könnte die Gefahr bergen, dass der Verschluss hakelig wird. Das ist mir tatsächlich noch nicht passiert. In einer späteren Generation ist der Verschluss etwas einfacher ausgeführt, drehbar gelagert. Auch hier kenne ich keinen Fall, bei dem er seine Funktion eingestellt hätte.
In den mir vorliegenden Bedienungsanleitungen von 1957, aber auch in Prospekten der verschiedenen Jahrgänge, ist übrigens immer die selbe andere Form von Koffer-Verschluss an einer TK 5 mit einfarbiger Frontplatte und mit Vinyl-Griff abgebildet, die ich live noch nicht gefunden habe, bei der die gesamte Mechanik verdeckt eingebaut ist. Solche Verschlüsse kenne ich von Schreibmaschinen- oder Dia-Projektoren-Koffern. Ob das jemals Eingang in die Serie gefunden hat, ist mir nicht bekannt. In der 3D-Revue [34] von 1955 ist er jedenfalls auch abgebildet, ebenso im Prospekt der „Hi-Fi-Wunschklang-Serie“ [35] von 1956.

Die beiden rückwärtigen Scharniere sind gesteckt, so dass sich der offene Deckel abnehmen lässt. Hingegen ist es kaum möglich, den geöffneten Deckel am Scharnier hängend zu belassen: Ziemlich sicher rutscht der dann aus seiner Halterung.

Der Deckel ist aus Holz geformt, ebenso das einteilige Koffer-Gehäuse: der Boden lässt sich also nicht abnehmen. Auch hier ist die Grundig-Lösung etwas einfacher gestrickt, als die von Uher.

Der eigentliche Koffer besteht aus unbehandelten Fertigteilen, die mit Hilfe von Klebstoff, Krampen und von Nägeln zusammengefügt wurden. Der frühen Version mit dem Blech-Bezug sieht man hier und da die Handarbeit in der Holz-Verarbeitung an. Im „Normalbetrieb“ ist das Konstrukt, hier wie da, solide und ausreichend; wird der Koffer - zum Beispiel heute im Versand - fallen gelassen, birgt die Konstruktion, ganz im Gegensatz zum Metallgehäuse der Uher 95
, die Gefahr, das der Koffer sich in seine Einzelteile auflöst. Aber das halt nur unter Bedingungen, für die er nicht konzipiert worden war.

   

Nach vorn hat das Gehäuse eine Öffnung, hinter der sich der Montagerahmen für den Lautsprecher verbirgt. An der daneben liegenden Seitenwand befinden sich zudem, zwischen den Gehäuse-Füssen zwei Aussparungen, die einerseits als Schallöffnungen dienen, andererseits die Belüftung des Koffers ermöglichen; die frühen Versionen hatten solche Öffnungen zusätzlich auf der Griff-Seite gehabt.

   

Nach hinten ist die Holzkonstruktion ebenfalls offen; hier ist ein selbsttragender Kunststoff-Rahmen eingelassen, in dem die beiden Metall-Türen verankert sind, hinter denen das Netzkabel eingelegt und zwei Sicherungen, sowie der Spannungswähler verborgen sind. Zwischen den Türen sind in diesem Rahmen Durchbrüche für das Anschlussterminal mit vier Buchsen gelassen.
Die dritte Geräte-Sicherung ist übrigens nur bei ausgebautem Chassis erreichbar.

   

Das Kabelfach wird von innen lediglich durch eine feste Pappe gebildet, die an ihrer oberen Seite mit einer Schraube samt Unterlegscheibe mit dem Gehäuse verbunden ist, so dass sie sich, soweit sie dort nicht sowieso schon ausgerissen ist, einfach lösen lässt, damit das komplette Netzkabel, samt Stecker, nach innen geschoben werden kann, wenn das Chassis entnommen werden soll. Letztlich steht diese Pappe so wenig unter Last, dass dieses Material tatsächlich ausreicht, um das Kabelfach auch noch nach sechzig Jahren mechanisch sicher von dem Chassis abzutrennen. Selbst dann, wenn das Schraubenloch bereits ausgerissen sein sollte. Selbst dann, wenn, wie es häufig scheint, der originale Stecker irgendwann gegen einen größeren Schuko-Stecker getauscht worden ist.

   

Am Kofferboden zeigt sich der Versions-Unterschied zwischen frühen Modellen und der Serie von außen am deutlichsten: Die ersten Grundig TK5 haben hier drei parallel liegende Reihen mit jeweils fünf runden Löchern, in die einzelne Kunststoff-Gitter eingesetzt sind. Bei allen anderen mir bekannten Koffern hat der Boden einen rechteckigen Ausschnitt, in den ein großes Kunststoff-Gitter eingelassen ist. Von diesem Gitter hat es mindestens zwei geringfügig unterschiedlich gestaltete Versionen gegeben, die jedoch zeitlich nicht zuzuordnen sind, scheinbar gemischt verwendet worden waren. Auch dies Gitter dient der Belüftung und natürlich als Schall-Öffnung. Das Kunststoff-Element ist von innen, mit Hilfe von metallenen Klemmfedern auf vier Kunststoff-Bolzen, die Teil des Werkstückes sind, befestigt. Das Gitter lässt sich also nur von innen lösen. Der Produktions-Aufwand für nur eine, rechteckige Öffnung und nur ein herzustellendes und einzufügendes Gitter war natürlich viel niedriger gewesen.


Kurz unter der Ebene der Oberseite der Seitenwände des Koffers ist innen an beiden Schmalseiten je ein Schemel befestigt, in die je zwei Stehbolzen eingelassen sind. Diese Bolzen enden an ihrer im Gehäuse befindlichen Seite in einem seitlich abgewinkelten Bügel, der von unten auf der Querlatte aufliegt, und der verhindert, dass seine Verschraubung den Bolzen nach oben aus dem Loch ziehen kann. Von oben war der Bolzen bei den ersten beiden Generationen mit einem Sprengring gesichert, so dass er bei abgenommenem Chassis nicht nach unten durch das Loch rutschen kann. Diese Sicherungsklammer scheint später verschwunden, was die Herstellung preiswerter gemacht haben wird.

   

Auf die Schemel wird das Chassis gelegt. An seiner Unterseite befinden sich an dessen „Ecken“ vier Aussparungen, in die jeweils recht massive Gummiblöcke eingelegt sind, auf die die gesamte Platine mit sämtlicher Mechanik und Elektronik aufliegt und sie also abdämmen. Die Schwingungsübertragung wird reduziert, damit das Betriebsgeräusch der Grundig leiser.
Durch die Blöcke sind jeweils kurze Metallhülsen gesteckt, durch die die erwähnten Stehbolzen geführt werden. Über das Stück der Hülsen, das über die Ebene des Chassis hinaus ragt, ist jeweils ein Gummiring gelegt und auf den wiederum eine Metallscheibe, auf die die Mutter zu liegen kommt, mit der das Chassis über die Stehbolzen verschraubt wird. Auch diese Gummiringe dienen der Entkopplung.

   

Wer bei der Grundig den Deckel erfolgreich geöffnet hat, der sieht eine lackierte Metall-Platte mit einigen Kunststoff-Elementen vor sich.
Die erste TK 5 hatte sich von oben einheitlich braun, im Design der älteren Reporter- oder Recorder-Bandgeräte gezeigt. Diese Farbe, die heute eher mit einer gesunden Darmtätigkeit in Verbindung gebracht wird, weist eine leicht rauhe Oberfläche auf und bedeckt die gesamte Frontplatte. Die späteren TK5 waren bunter und in glattem Finish lackiert gewesen.

   

Die braune Version der TK5 zeigt vier fest mit der Frontplatte verbundene, ebenfalls braune Kunststoff-Elemente, die sich nicht unzerstört lösen lassen; sie sind nicht geklebt oder nur gesteckt, sondern eingesteckt und rückseitig angeschmolzen, also verschweißt: zentral gelegen die Abdeckung des Kopfträgers; links daneben der Rahmen für das Aussteuerungs-Instrument, über den Durchbrüchen für die beiden Dreh-Schalter jeweils ein Zierkeil, der auf die aktive Funktion beziehungsweise den eingestellten Pegel weisen soll.

   

Außerdem befindet sich linksseitig ein Loch, das mit einer roten Folie hinterklebt ist und ist ein Kunststoff-Sichtfenster für das Bandlängen-Zählwerk von hinten gegen das Metall geklebt.

   

Ein funktionaler Unterschied zwischen der frühen und den späteren Modellen habe ich in dem Schnellstop-Schieber gefunden. In der braunen TK5 ist dieser einteilig, in den blauen und grünen Modellen zweiteilig und damit arretierbar ausgeführt.

In allen Serien weist die Frontplatte vier kleine Löcher, zwei auf jeder Seite des Ausschnitts für die Bandführung auf. Hinter den unteren beiden Löchern, die mit einer Metallhülse gesichert sind, ist je ein Federdraht gespannt. Hier lässt sich die Kunststoff-Abdeckung der Bandführung einstecken. In das obere Lochpaar greifen zwei Führungsnasen aus Kunststoff ein, in das untere zwei Metallspitzen mit einer Nut, in die die Federdrähte einrasten und das Bauteil fixieren.

   

Der in allen Versionen immer gold eingefärbte Grundig-Schriftzug ist ein Metall-Teil, dessen Befestigungsstifte durch die Kopfträgerabdeckung hindurch gesteckt und rückseitig umgebogen sind; Klebstoff wurde hier nicht verwendet. Das Grundig-Emblem wurde auf die Abdeckung der Bandführung geklebt und fehlt daher heutzutage häufig.

Zeittypisch ist die Frontplatte so geformt, dass der Bereich unter den Spulen etwas eingezogen ist, die Bandteller über diese Ebene hinaus stehen und somit die bewegten Spulen keinen Kontakt zum Metall bekommen sollen. Zwischen den Spulen, oberhalb der Achse der Bandteller, liegt das Bandlängenzählwerk mit einer dreistelligen Anzeige von übereinander liegenden Zahlentrommeln. Über der Anzeige bricht ein gezahntes Rad durch die Frontplatte, mit dessen Hilfe sich das Zählwerk verstellen lässt.

   

Links und rechts neben der Abdeckung der Bandführung liegen ovale Bohrungen für das Aussteuerungsinstrument und den Schnellstop-Schieber.
Auf der gleichen Ebene liegt links daneben ein Pegelregler mit Knauf, gekrönt von einem geriffelten Drehknopf. Im selben Design, aber einteilig, befindet sich ganz rechts ein Knebelschalter für die Betriebswahl.

   

Wem die Beschreibung bekannt vorkommt: Das ältere, größere TK9-Chassis sieht nicht nur nahezu genau so aus, wie die TK5, es waren teils auch die gleichen Anbauteile verendet worden, was die Produktion erheblich vereinfacht haben dürfte. ...
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#4
Mehr oder weniger die gesamte Mechanik der Grundig liegt auf der Oberseite des Rahmens. Nur der Motor hängt darunter.

   

Auch hier der Hinweis auf die große Schwester TK9: abgesehen von der notwendigen Größe – das ältere Modell kann schließlich 18 cm-Spulen – sind in beiden Serien baugleiche Bestandteile verwendet worden.

   
(Grundig TK9)

Alles ist extrem solide ausgeführt: Geradezu eine Pracht ist das Reibrad-Getriebe der TK5. Die Lager der beiden Reibräder haben jeweils die Dimension eines Wickelmotors eines 70er-Jahre Philips-Großspulers.

   

Fast. Die Schieber, mit denen das Getriebe in den jeweiligen Betriebszustand gesetzt wird, ebenso die Achsen der Schalter, die Nocken und die Steuerscheiben, könnten aus dem Maschinenbau stammen. Wer einmal eine 200er Telefunken von innen gesehen hat, mag so eine Grundig nie wieder aus der Hand legen

Der Vortrieb des Bandes wird über die Bewegung der Bandteller und eine Tonwelle realisiert. Das Anhalten - Überraschung! - mit Hilfe von Bremsen. Zumindest manchmal.

Der Antrieb entspricht in Teilen einer jüngeren Patentanmeldung des Fabrikanten Max Grundig vom 12.07.1956, die (in den ausgelassenen Teilen) wohl bereits eine Fortentwicklung des im TK5 verwendeten Antriebs darstellt: Sie „... betrifft eine Antriebsvorrichtung für ein Magnetbandgerät mit einem, auf einer Reibungskupplung des Aufwickeltellers gewichtsabhängig aufsitzenden Spulenwickels und mit einem einzigen immer in gleichem Sinne drehenden Motor, der dauernd die Tonrolle und Aufwickelteller-Spulenkupplung antreibt, wobei zum schnellen Vor- und Rücklauf Reibräder zwischen Motor und jeweiligem Wickelteller einschaltbar sind.. ...“ [41]

   

Der linke Wickelteller, also der Abwickelteller, ist einteilig, der rechte, also der im Wiedergabebetrieb Aufwickelteller, ist zweiteilig realisiert.

Der linke Bandteller wird mit Hilfe eines Reibrades angetrieben, das nur im Rückspulbetrieb gegen die unter dem Teller sitzende Kupplungsscheibe läuft. Kupplungsscheibe und Bandteller sind mit Hilfe eines Federrings fest miteinander verklemmt.
Der rechte Bandteller ist ebenso fest mit einer oberen Kupplungsscheibe verbunden, die durch ein Reibrad angetrieben werden kann, das, als nicht direkt angetriebenes Zwischenrad, wiederum durch das Antriebsrad des linken Wickeltellers motiviert werden wird, sobald die Betriebsart „Vorlauf“ eingestellt ist. Die untere Kupplungsscheibe, die lediglich durch eine Rutschkupplung mit der oberen Kupplungsscheibe verbunden ist, wird durch einen Treibriemen bewegt, wann immer der Motor eingeschaltet ist.
Die Bremsen des linken wie des rechten Wickeltellers arbeiten jeweils gegen die oberen Kupplungsscheiben, die ja fest mit ihrem Wickeltellern verbunden sind.

Der Capstan-Antrieb besteht aus der Motorachse, die hier als Tonwelle fungiert, und aus einer Andruckrolle, die im Aufnahme- und im Wiedergabebetrieb das Band gegen die im Drehen befindliche Welle presst. Die Grundig ist also direkt getrieben!
Die hohe Masse der sich drehenden Motor-Glocke des Außenläufers ersetzt eine Schwungscheibe und soll dennoch für einen stabilen Gleichlauf sorgen.

   

Auf der selben Motorachse befinden sich zwei Riemenscheiben. Auf der einen läuft ein Treibriemen, der das linke Reibrad antreibt, auf der anderen läuft ein Antriebsriemen, der die untere Kupplungsscheibe des rechten Wickeltellers bewegt. Diese drei Antriebe sind immer aktiv, wann immer der Motor läuft.

Die Kraftübertragung auf das Band wird ausgelöst, indem es von der Andruckrolle gegen die Tonwelle gepresst wird oder indem das per Riemen angetriebene Reibrad an den linken Bandteller angefahren wird oder indem beide Reibräder aneinander angefahren und gleichzeitig das Zwischenrad an den rechten Bandteller angedrückt wird.
In diesem Falle treibt das Riemen-getriebene Reibrad das Zwischenrad zu einer gegensinnigen Bewegung an, das wiederum die Kupplungsscheibe zu einer gegensinnigen Drehung veranlasst. Da das Riemen-getriebene Reibrad die linke Kupplungsscheibe natürlich auch gegensinnig antreibt, werden beide Bandteller bei dieser Konstruktion notwendig gegenläufig bewegt, obwohl sie letztlich von dem selben Riemen, von der selben Riemenscheibe auf der Motorachse angetrieben werden.

Im Aufnahme- und im Wiedergabebetrieb zieht die Tonwelle das Bandmaterial in gleichbleibender Geschwindigkeit von 9,5 cm/s an den Tonköpfen vorbei. Der Riemenantrieb der Aufwickelspule sorgt dafür, dass diese das Band aufnehmen kann, anstatt dass es irgendwo rechts des Capstan Knäule bilden würde.
Die Übersetzung für die Aufwickelspule ist so bemessen, dass diese zunächst, bei leerer Spule, das Band mit knapp über den 9,5 cm/s aufnehmen würde. Desto größer der Durchmesser des Wickels, desto höher wäre, bei gleichbleibender Drehzahl des Antriebes der Aufwickelspule, die Kreisbahn-Geschwindigkeit am Außenrand des Wickels: Die auf das Band wirkende Zugkraft nähme also zu.

   

Die Verbindung zwischen der oberen und unteren Kupplungsscheibe des rechten Wickels über eine Rutschkupplung, die aus einem Filzring zwischen den Scheiben besteht, sorgt nun dafür, dass der Kraftschluss unvollständig bleibt, also der Capstanantrieb die Geschwindigkeit des Wickeltellers, unabhängig von der gleichbleibenden Drehung der unteren Kupplungsscheibe, bremsen kann. Andernfalls würde die Geschwindigkeit des Bandmaterials an den Köpfen, mit zunehmendem Wickel-Durchmesser an der Aufwickelspule, immer weiter ansteigen.

Für den normalen Vortrieb kennt die Grundig keine Bremsung der Wickelteller. ... Nächstes Bandgerät.
Wird aus der Wiedergabe oder Aufnahme „Stop“ ausgelöst, wird der Vortrieb durch den Capstan-Antrieb unterbrochen, hebt der Andruckfilz vom Wiedergabekopf ab, drückt aber der zweite Filz-ummantelte Hebelarm das Band fest gegen den Löschkopf. An dieser Stelle muss jetzt mehr Kraft auf das Band ausgeübt werden, als die Adhäsionskräfte zwischen Filz und Kupplungsscheibe übertragen können. Denn der Riemenantrieb der Aufwickelspule zieht ja weiter.

Im Umspulbetrieb ist die Andruckrolle von der Tonwelle gelöst, läuft jedoch der Riemenantrieb der unteren Kupplungsscheibe des rechten Bandtellers immer weiter. Befindet sich das Gerät im Vorspulbetrieb, addieren sich somit die Antriebe der oberen und unteren Kupplungsscheibe, was das Drehmoment steigert. Befindet sich das Gerät im Rückspulbetrieb, zieht der Antrieb der unteren Kupplungsscheibe entgegen der Drehrichtung der von dem Reibrad bewegten oberen Kupplungsscheibe des linken Wickeltellers. Dessen Drehzahl reduziert sich um so mehr, desto voller der rechte Wickelteller ist, also um so mehr Druck auf der Rutschkupplung liegt. Da der Reibrad-Antrieb mit einer höheren Kraft gegen die linke Kupplungsscheibe drückt, als dies der flexible Riemen gegen die rechte untere Kupplungsscheibe tun kann, ist die Effektivität der Kraftübertragung, auch bei voller Spule auf dem rechten Wickelteller, gegeben. Im Zweifel rutscht der Riemen durch.

Zu dem Zeitpunkt, an dem die beiden aufgelegten Spulen nicht den gleichen Füllstand haben, sind sie also von unterschiedlichem Gewicht und gleichzeitig besteht in der Folge der sich stetig ändernden Übersetzung der durch das Band miteinander verbundenen Spulen eine unterschiedliche Drehgeschwindigkeit der Wickelteller. Damit die stetig leerer, leichter und damit schneller werdende gezogene Spule gegenüber der stetig voller, schwerer und damit langsamer werdenden, ziehenden Spule nicht überdreht, benötigt es einer Gegenkraft.
Beim Rückspulen bleibt „... zwecks Aufrechterhaltung der notwendigen Bandspannung ... die Reibungskupplung des sich entgegengesetzt drehenden Aufwickeltellers wirksam. ...“ [41] Es wirkt also der Antrieb der unteren Kupplungsscheibe des rechten Bandtellers als eben solche Gegenkraft. Beim Vorspulen wirkt die Trägheit der Mechanik des Zählwerks, das mit Hilfe eines Treibriemens mit der Kupplungsscheibe der linken Spule verbunden ist, als Gegenkraft.
Zudem lässt sich im Umspulbetrieb eine Bremse, die auf die obere Kupplungsscheibe des gezogenen Wickeltellers wirkt, bei gleichzeitig herabgesetztem Anpressdruck des jeweils treibenden Reibrades, anfahren. Diese Bremse ist sowohl unmittelbar bevor der Kraftschluss zwischen Reibrad und dem aufwickelnden Teller hergestellt wird, als auch nachdem er wieder gelöst wurde im Andruck. Somit wird der Umspulbetrieb langsam eingeleitet und wird Schlaufenbildung verhindert, sowie ebenso abgebremst und auch dabei eine Schlaufenbildung des Bandmaterials unterbunden.

   

Übrigens wird der angetriebene Teller nie automatisch abgebremst. Hat also das Band die abwickelnden Spule vollständig verlassen, dreht sich die jetzt volle Spule so lange weiter, wie ihre Massenträgheit es für nötig hält. Nur das Einleiten des Umspulens in die Gegenrichtung würde die Bremse der nun vollen Spule anfahren lassen.
Für den Fall dass eine Schaltfolie durch die Bandführung läuft, schaltet die automatische Endabschaltung zumindest den Antrieb ab: Die Schaltfolie stellt einen elektrischen Leiter dar, der beim Vorbeilaufen an der Bandführung einen Stromkreis schließt, der somit den Motor abschaltet.

Jedem, der diese Zeilen gelesen hat, ist klar, das eigentliche Bandmaterial steht im Betrieb einer Grundig TK5 immer unter Zuglast, dient sogar quasi als Antriebsriemen. Damit ist sie nicht für besonders dünne Bänder, vor allem aber nicht für brüchiges Bandmaterial und auch nicht wirklich für Bänder mit alten Klebestellen geeignet.

Wirklich eigenwillig finde ich die Lösung, dass beim Abschalten des Vortriebs aus dem Aufnahme- oder Wiedergabebetrieb nur der Antrieb abgeschaltet, die Bandteller jedoch nicht abgebremst werden. Eine Sparmaßnahme?



Ist die Grundig ausgeschaltet, ist die Grundig ausgeschaltet. Sie verfügt über zwei kaskadierte Netzschalter. Man kann sie also doppelt ausschalten. Ist sie dann aus'ser, als nur einmal abgeschaltet?
Tatsächlich soll man sie sogar doppelt abstellen! Der Hauptschalter stellt das gesamte Gerät stromlos beziehungsweise setzt die Elektronik in Betrieb. Der zweite Netzschalter schaltet nur den Motor ein oder aus. Einschalten lässt sich der Motor nur dann, wenn der Hauptschalter eingeschaltet ist.
Wenn also der Hauptschalter ausgeschaltet würde, während der Motorschalter noch eingeschaltet ist, läuft der Motor ungebremst aus und setzt sich sofort wieder in der eingestellten Betriebsart in Bewegung, in der der Betriebsarten-Schalter belassen worden war, sobald die Maschine denn wieder über den Hauptschalter eingeschaltet wird. War diese Stellung „Vortrieb", läuft das Band los; war die gewählte Betriebsart „Umspulen", läuft der Motor zumindest unter gesteigerter Stromzufuhr und also Drehzahl los, selbst wenn der Umspulhebel in Ruheposition steht und somit die Bandteller unbewegt verharren.
Aufgrund der höheren Stromzufuhr entsteht eine gesteigerte thermische Belastung, welcher der Antrieb keinesfalls längere Zeit ausgesetzt werden sollte!
Auch das Belassen in der Betriebsart Wiedergabe oder Aufnahme über längere Zeit ist nicht ratsam, weil dann die Andruckrolle mit fast einem Kilo Last gegen die Tonwelle drückt, was früher oder später dazu führen kann, dass sich das Gummi der im ausgeschalteten Zustand ja einseitig belasteten Rolle verformen wird. Das würde zu Rumpeln und könnte zu Gleichlauf-Problemen führen.

   

War die TK5 ordnungsgemäß ausgeschaltet worden und wird sie per Hauptschalter eingeschaltet, dann zeigt die Anzeigeröhre durch ihr Aufleuchten an, dass die Grundig unter Strom steht.

   

Der Betriebswahl-Schalter hat vier Raststellungen; auf seiner Unterseite ist er mit einer Führung ausgestattet, in die eine Metall-Nase hinein greift, die aus dem Rahmen wächst, und die die Drehweite des Schalters begrenzt, ohne dass der Schalter an seinen Endpositionen belastet würde. Gleichzeitig bildet diese Kulisse ein Hindernis für die Drehung des Schalters in die Aufnahme-Position.

Der geschlossene Kreis bedeutet „aus", das heißt der Motor ist stromlos gestellt, die Andruckrolle und die Andruck-Filze gegenüber den Köpfen in Ruheposition gefahren. Sämtliche Bremsen sind in dieser Position gelöst!

Wird der Betriebswahl-Schalter in die Position „Umspulen“ (nach oben offener Halbkreis mit Pfeilen an den Enden) gestellt, wird ein elektrischer Kontakt geschlossen und der Motor läuft an, läuft in Position „Umspulen“ unter höherer Stromzufuhr an. Gleichzeitig schließt die Drehung in diese Position einen elektrischen Kontakt, der ein kleines Glühlämpchen in Betrieb setzt. Der Arm der Andruckrolle steht in Ruheposition.
Außerdem zieht die Betätigung des Schalters einen Schubhebel aus der Einkerbung einer Steuerscheibe unterhalb des Umspulschalters heraus und gibt ihn somit frei. Nur in der Position „Umspulen“ des Betriebsartenschalters lässt sich nun der Umspul-Hebel bedienen und aus der Mittelstellung heraus drehen.
Der Umspulschalter kennt beiderseits der Ruhestellung ("Halt") drei Rastungen paarweise gleicher Funktion, die lediglich für die beiden unterschiedlichen Umspulrichtungen vorgesehen sind.
In der ersten Rastung wird die Bremse der im angewählten Umspulbetrieb als Abwickelspule fungierenden Seite an die entsprechende Kupplungsscheibe angefahren. Der Kraftschluss zwischen den Reibrädern ist ebenso wenig hergestellt, wie der zwischen einem der Reibräder und einer der Kupplungsscheiben. Der Riemenantrieb läuft.
In der zweiten Rastung verbleibt die eine Bremse angefahren und gibt eine Steuerscheibe, direkt unterhalb des Hebels, eine Nut frei und die Feder, die zwischen den beiden Armen der Reibräder gespannt ist, kann die beiden Tragarme so zusammen ziehen, dass der Kraftschluss zwischen Reibrad und Zwischenrad hergestellt wird. Gleichzeitig schwenkt das Räderpaar leicht in die Richtung des anzutreibenden Wickeltellers und das Reibrad stellt einen leichten Kontakt zur Kupplungsscheibe her.
In der dritten Rastung wird die Bremse zurückgefahren, gibt also den Wickelteller frei, und das Reibrad wird fest an die Kupplungsscheibe angedrückt.

Nur durch die Bewegung des Umspulschalters in das erste oder zweiten Rasten-Paar werden die Hebelarme der Bremsen durch die Steuermechanik freigegeben, so dass die eine oder andere, motiviert durch eine Zugfeder, an eine Kupplungsscheibe angedrückt werden kann.
Nur wenn der Umspulschalter wieder in Halt-Position steht, lässt sich der Betriebsarten-Schalter in eine andere Position als Umspulen drehen.

Wenn der Bertriebsarten-Schalter in die Position „Wiedergabe“ (Kreis mit Punkt) gedreht wird, fährt die Schubstange wieder aus und arretiert den Umspulschalter in der Lage „Halt", wodurch die Reibräder und die Bremsen ohne Kraftschluss festgestellt sind. Gleichzeitig wird die Stromzufuhr zu dem Motor auf das normale Maß reduziert und das Lämpchen abgeschaltet. Der linke, untere Regler wird in die Funktion „Lautstärkeregler“ geschaltet, der linke kleine Regler in die Funktion „Klangregelung“.
Gleichzeitig bewegt sich der Arm mit der Andruckrolle in Betriebsposition, wodurch die Rolle an die Tonwelle und das Band mit Hilfe einer Filzbacke federnd an den Kombikopf angedrückt wird. Der Andruckarm für den Löschkopf bleibt in Ruhestellung.

Wird in der Position „Wiedergabe“ des Betriebsarten-Schalters der Stop-Schieber betätigt, bewegt dieser einen Hebelarm um eine Achse, an dessen Ende zwei Schieber sitzen. Der eine Schieber zieht den Arm der Andruckrolle etwas aus der Betriebsposition, wodurch der Kraftschluss unterbrochen wird, der andere Schieber drückt das Band mit der zweiten Filzbacke fest gegen den Löschkopf.

In der Urversion, mit dem einteiligen Schieber, war dieser nicht feststellbar und musste also so lange von Hand gehalten werden, bis die Pause wieder ausgelöst werden sollte. In der Version mit dem zweiteiligen Schieber lässt sich das creme-weiße Segment etwas herunterdrücken, wodurch es sich in dem Durchlass in der Frontplatte verkeilt und damit die Schalterstellung arretiert.
Indem der Schieber bis zum Anschlag nach unten gezogen wird, kommt der weiße Taster wieder frei und kann durch eine rückwärtig angebrachte Feder nach oben gedrückt werden, was die Arretierung löst. Er kann nun per Federtrieb des darunter liegenden Armes wieder in die Ruheposition gezogen werden, während gleichzeitig der Schwenkarm wieder in Betriebsposition fährt.

Um den Betriebsarten-Schalter in die Position „Aufnahme“ (roter Kreis mit Punkt) drehen zu können muss erstens der Stop-Schieber betätigt und muss zweitens der Betriebsartenschalter an dem geriffelten Griffstück angehoben werden. Nur so wird die Metallnase auf dem Rahmen aus der Kulisse auf der Rückseite des Schalters heraus gehoben und kann eine Führung „übersprungen“, kann damit die Aufnahme-Position erreicht werden.
Mit dem Drehen des Schalters bleibt der Arm mit der Andruckrolle in Betriebsposition, wodurch die Rolle an der Tonwelle und das Band mit Hilfe der größeren Filzbacke flexibel an den Kombikopf angedrückt bleibt. Der Andruckarm für den Löschkopf wird ebenfalls in die Betriebsposition geschoben, wo der Filz das Band flexibel an den Löschkopf drückt.
Der linke untere Poti erhält nun die Funktion des Aussteuerungsreglers und der obere Knopf die Funktion des Lautstärke-Reglers für die Mithör-Kontrolle.

Wird in der Position „Aufnahme“ des Betriebsarten-Schalters der Stop-Schieber betätigt, bewegt dieser wiederum den Hebelarm um seine Achse, an dessen Ende die zwei Schieber sitzen. Der eine Schieber zieht den Arm der Andruckrolle aus der Betriebsposition, der andere Schieber presst das Band mit der zweiten Filzbacke fest gegen den Löschkopf. ...
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#5
Wenn die Grundig in Betrieb gesetzt werden soll, muss zunächst der Hauptschalter, der kleine geriffelte Knopf auf dem linken großen Schalthebel, aus der Nullstellung am rechten Anschlag heraus, nach links gedreht werden. Nach kurzer Zeit sollte die Anzeige-Röhre zu leuchten beginnen.
Mit Hilfe des rechts neben dem und des oberhalb des Kopfträgers liegenden Schalthebels kann nun die gewünschte Laufwerks-Funktion ausgewählt werden. Der Zierkeil über dem Schalter weist auf die aktive Funktion. Wichtig ist, dass der Betriebswahlschalter, vor allem aber der Umspulschalter LANGSAM bedient wird!

Wird der Betriebarten-Schalter in die Funktion Wiedergabe gedreht, läuft das Band an und der Lautsprecher gibt das auf dem Band befindliche Programm aus. Soll er zumindest. Der linke große Schalthebel dient dabei der Lautstärkeregelung, der Knopf des Hauptschalters bedient die Klangblende. Wird der kleine Knopf nach oben gezogen, schaltet man damit den Lautsprecher ab.

Soll die Grundig in den Aufnahme-Modus versetzt werden, muss zunächst der Stop-Schieber heruntergezogen, dann der Betriebsarten-Schalter angehoben und dabei in die Aufnahmeposition gedreht werden. Der Vortrieb beginnt, wenn der Stop-Schieber wieder losgelassen beziehungsweise gelöst wird.
Mit Hilfe der drei mittig angeordneten Drucktasten kann die Quelle, das heißt der Eingang, über den aufgenommen werden soll, aktiviert werden (von links nach rechts: Mikrofon, Rundfunk, Schallplatte). Die Quellwahl erfolgt mit Hilfe elektronisch übertragener Steuerbefehle, die durch Tastendruck ausgelöst werden. Die Tasten lösen einander mechanisch aus; durch leichtes Antippen einer nicht gedrückten Taste kann die gedrückte Taste gelöst werden ohne eine andere einzurasten.
Sobald die Quelle angewählt ist und der Betriebsarten-Schalter in der Position Aufnahme steht, lässt sich die Grundig mit Hilfe des linken großen Hebels aussteuern. Das funktioniert auch in Pause-Schaltung.
Der magische Fächer, der den Pegel anzeigt, sollte bei lauten Passagen so weit wie möglich aktiv, jedoch nie ganz geschlossen sein. Natürlich zeigt die Röhre das Vorband-Signal an. Mit Hilfe des kleinen Knopfes lässt sich die Mithör-Lautstärke, selbstverständlich ebenfalls vorband, einstellen. Zieht man den Knopf nach oben, wird auch hier der Lautsprecher abgeschaltet, so dass kein Echo aufgenommen wird und keine Rückkopplung entstehen kann.


Um das Umspulen einzuleiten, muss der Betriebswahlschalter in der Position „Umspulen“ stehen. Nur dann ist der Umspulhebel frei und kann bewegt werden. Gleichzeitig leuchtet oberhalb des Betriebsarten-Schalters ein rotes Lämpchen auf, dass die Betriebsart anzeigt und dadurch „... vor dem Stehenlassen des Schalters in dieser Stellung ... warnt.“ [7, 37]
Der Knauf des Umspulschalters lässt sich in zwei Richtungen bewegen und hat dann jeweils drei Raststellungen. Nach links wird der Rücklauf, nach rechts der Vorlauf angewählt.
Die erste Rastung bedeutet „Stop“ und löst die Bremsfunktion an der Abwickelspule aus. Bei der nächsten Rastung bleibt die Bremse noch aktiv, beginnt aber langsam der Vortrieb. In der dritten Rastung ist die Bremse gelöst und zieht der Wickel mit voller Kraft an dem Band.
Schon in dieser Richtung ist es wichtig, die Schalter-Position langsam zu wechseln, damit beim Anfahren keine Schlaufen entstehen und das Band nicht durch ein plötzliches Anrucken zu hoch belastet wird. In Gegenrichtung ist es noch wichtiger, die Stellung langsam zu wechseln, da die Wickel erst einmal vollständig abgebremst werden sollen, bevor die Bremse in der Ruhestellung des Schalters wieder gelöst wird.

In jeder Laufwerksfunktion zählt das Bandzählwerk mit. Da das Zählwerk über den linken Wickelteller betrieben wird, läuft es bei Vorlauf, Aufnahme oder Vorspulen nur mit, wenn auch ein Band eingelegt ist. Mit Hilfe des Rädchens lässt sich das Zählwerk wieder auf „000“ stellen.
Bei der Verwendung eines Standard-Bandes mit 45 Minuten Spielzeit pro Seite sollte das Zählwerk die maximale Anzeige „700“ erreichen. Da die linke Spule zu Beginn mit höherer Drehzahl gezogen wird, als am Ende, lässt sich durch das Dividieren der beiden Werte durch den gleichen Nenner kein passendes Ergebnis erzielen. Das gilt ebenso für den Betrieb mit Langspielband, das bei 60 Minuten Spielzeit die Anzeige „900“ erreichen soll.
Eine Tabelle für die Übersetzung der Zählwerkstände in Minuten ist in der Anleitung [7, 37] abgedruckt.


Das automatische Abschalten (am Bandende) erfolgt bei der Grundig mit Hilfe einer Schaltfolie, die in das Band eingefügt ist. Üblicherweise sitzt so eine Folie zwischen Magnetband und Vorlauf- oder Nachlaufband. Natürlich lässt sich solch eine Folie auch an jeder beliebigen anderen Stelle einfügen.

   

Rückseitig ist die Grundig mit insgesamt vier Tuchel-Buchsen ausgestattet:
Platte (Eingang, links oben): „An diese Buchse kann ein Plattenspieler oder ein zweites Tonbandgerät zwecks Überspielungen angeschlossen werden.“ [7, 37] Gemeint war damals natürlich ein Schellack-Plattenspieler und keiner mit Magnet-System.
Mikrofon (rechts oben): „Es können sowohl dynamische als auch Kondensatormikrofone angeschlossen werden.“ [7, 37] Außerdem ist die Buchse für den Anschluß des Mischpult 606 vorgesehen.
Rundfunk (links unten): „Diese Buchse wird mit den Buchsen des Diodenausganges moderner Rundfunkgeräte verbunden und dient zur hochwertigen Aufzeichnung von Rundfunksendungen. (...) Bei neueren Rundfunkgeräten (ab 1955/56) mit gleichartiger Tonband-Anschlußbuchse besteht ... zugleich der Anschluß für Aufnahme und Wiedergabe. (...) Ferner kann hier ein Telefonadapter angeschlossen werden.“ [37]
Ausgang (rechts unten): Hier lässt sich sowohl ein nachgeschalteter Verstärker, als auch ein Kopfhörer anschließen. Hier wirkt der Lautstärkeregler auf den Ausgangspegel.

   

Um die Bandführung und um die Köpfe zu reinigen, lässt sich die untere Abdeckung, für die Bandführung, einfach nach oben abziehen. Danach ist das gesamte System hervorragend zugänglich.
In Halt-Position des Betriebswahl-Schalters sind auch die Andruck-Filze weit von den Köpfen abgeschwenkt, so dass deren Laufflächen gut erreichbar sind. Außerdem wird in dieser Position der Motor abgeschaltet und die Andruckrolle in Ruheposition geschwenkt. ...
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#6
Die obere Kunststoff-Kopfträger-Abdeckung ist fest mit der metallenen Front des Tonbandgerätes verbunden; wer diese abzunehmen versucht, macht sie kaputt. Die untere Abdeckung der Bandführung ist in die Frontplatte eingesteckt, braucht aber zum Abnehmen der Frontplatte ebenfalls nicht gelöst zu werden.
Der Umspulschalter, der über der Kopfträger-Abdeckung sitzt, ist nur aufgesteckt und kann einfach nach oben abgezogen werden. Die anderen beiden Drehschalter beziehungsweise -Knöpfe, links und rechts neben der Kopfträgerabdeckung, sind von oben mit je einer Schraube gesichert; deren breiter Schlitz verlangt nach einem großen Schraubendreher oder besser nach einem schmalen Geldstück (ein oder zwei Cent), um los gedreht werden zu können; wer einen schmalen und kurzen Dreher verwendet, der beschädigt den Spalt. Ist die Schraube ab, lässt sich der entsprechende Knopf ebenfalls nach oben abziehen. Der rechte ist ein- der linke zweiteilig. Bei dem zweiteiligen Knopf gehört zwischen den Knebel und den kleinen Knopf ein Filzring.

   

Alle drei Schalter stecken auf sehr massiven Vierkant-Achsen. Beide Knebelschalter sind extrem solide gemacht. Das Kunststoff-Ambiente ist nur Schein: darunter verbirgt sich bei den Schaltern ein massives Spritzguss Metall-Teil. Nur der linksseitige Regelknopf ist ein reines Kunststoff-Element, das nicht etwa seine Achse dreht, sondern außen einen Zahnbogen hat, der ein unter dem Knopf, exzentrisch angeordnetes Zahnrad bewegt, das einen Poti dreht.

   

Das Design der Knöpfe ist in den verschiedenen Generationen der Grundig leicht unterschiedlich gestaltet, jedoch funktional austauschbar.

Nun wird die Metallplatte, samt sämtlicher Anbauteile, nur noch von vier Schrauben gehalten und kann, wenn diese gelöst sind, abgehoben werden. Der aufgesteckte Stop-Schieber, rechts neben dem Kopfträger, löst sich automatisch mit, ist dann aber lose und könnte weg fallen, wenn man den Deckel schräg hält.

Nun braucht man nur noch die vier Muttern auf den Stehbolzen zu lösen und darf anfangen sich zu überlegen, durch welche Fachung des Rahmens man welchen Finger stecken könnte, um das nun lose Chassis anzuheben.
Beim Anheben zieht sich „automatisch“ das Netzkabel nach innen; damit es sich vorher nicht verknotet und im Tür-Durchlass hängen bleibt oder die Pappe beschädigt, sollte man es rechtzeitig lang ziehen. Außerdem hängt das Chassis noch an der Zuleitung für den Gehäuse-Lautsprecher, die jedoch lang genug sein sollte, so dass das Chassis entnommen und neben dem Gehäuse abgelegt werden kann.

   

Auf den ersten Blick ist dieses Tonband-Chassis eine Freude. Auf den zweiten Blick ahnt der Grundig-Bastler, dass es noch einige Jahre hatte dauern sollen, bis sich bei dem Gros der deutschen Hersteller der modulare Aufbau der Elektronik durchgesetzt hatte. „Service-freundlich“ ist diesbezüglich zumindest nicht notwendig eine Übersetzung von „klein“ oder „kompakt".
Wobei eine TK5 nach ihrem Striptease tatsächlich nicht mehr relevant größer scheint, als die bereits erwähnte Uher 95 . „Klein“ und „kompakt“ stimmt nun also vergleichsweise wirklich.

   

Wo sich bei vielen Tonbandgeräten die Frage stellt, wie man das ausgebaute Chassis abstellt, ohne irgendetwas zu beschädigen, ist das bei einer TK5 kein Problem: Auf einen glatten Untergrund.
Wer das TK5-Chassis nicht aus mehreren Metern Höhe und gleichzeitig mit hoher Geschwindigkeit abstellen will, der kann es auf seine Rückseite legen, auf die Anschluss-Seite, auf die Trafo-Seite oder auf die Elektronik-Seite stellen, ohne dass irgend ein Bauteil gefährdet würde; es bleibt dann von selber stehen. Die anderen beiden Möglichkeiten wären für die Grundig zumindest nicht gesund.

   

Insbesondere der Blick auf die (original erhaltene) Unterseite macht Freude: Diese ist fast komplett geschlossen. Eine Millimeter-starke Abschirmung reiht sich an die nächste. Der Verstärker ist in einem soliden Metall-Gehäuse verborgen. Unser ehemaliges Forenmitglied Hans-D. Pizonka, selbst Ende der Sechziger in der Entwicklung und Herstellung von ELA-Technik beschäftigt, nannte solche Konstruktion „Stabilbaukasten". Löhne waren halt noch vergleichsweise niedrig und niemand musste die Schrauben zählen, die während der Fertigung hatten angezogen werden müssen. Heute fehlt hingegen meist die eine oder andere davon.

   

Wer hingegen das Elektronik-Gehäuse öffnet und unter dessen Deckel schaut, der beginnt sich über die Folgen von Arbeitszeitverkürzung, Lohnsteigerung und Automatisierung zu freuen. Eine Grundig-Werkerin hatte da schon eine Menge Erfahrung haben müssen, um am Ende zu einem tatsächlich funktionierenden Gerät zu kommen; kein Wunder, dass bei Grundig in diesen Zeiten noch, nach jedem dritten Arbeitsschritt der Fertigung, eine Funktionsprüfung üblich gewesen war. Meine „Braune“ zeigt sogar einen eingeklebten Kontroll-Zettel im Gehäuse. Ende der Siebziger war dann, zumindest bei Cassette Decks, sogar die End-Prüfung abgeschafft worden.

   

Selbst die seitlichen Röhren sind mit Metall-Hülsen abgeschirmt. Jeder Deckel dieser Hülsen, der einen kleinen Durchlass für die Glasspitze der Röhre bietet und sie so zentriert, gleichzeitig in ihre Fassung drückt, ist mit zwei Zugfedern mit dem Röhrensockel verbunden, so dass nicht zu viel Last auf dem Röhrenkörper liegt, die Röhre aber auch nie ganz ohne Führung herumwirbeln kann. Die Anzeigeröhre wird an ihrer Spitzen von einer Metall-Öse fixiert.
Der Trafo ist natürlich ebenfalls in eine rundum-Abschirmung eingebaut. Der Grundig-Übertrager ist zwischen zwei Abschirmblechen gelegen und zudem sitzt auf seinem Bügel ein profiliertes Abschirmblech. Mehr geht kaum.

   

Gefühlte 50% der Unterseite des Chassis werden von dem Papst-Außenläufer-Motor eingenommen, der den alleinigen Antrieb bildet. Mehr-Motoren-Antriebe hatte es natürlich bereits gegeben, dürften in Deutschland allerdings durch ein AEG-Patent geschützt gewesen sein. Im Rest der Welt waren die deutschen Patente zu Kriegszeiten aufgehoben worden und standen in der Kongress-Bibliothek der USA für Jedermann zur freien Einsicht zur Verfügung; in Deutschland galten die Patente weiter.
Zudem bedeuteten mehrere Antriebe auch mehr Gewicht und mehr Volumen. Für ein Studio-, zumindest für ein Standgerät kaum ein Problem. Für eine als „tragbar“ konzipierte Maschine natürlich schon. Zudem bedeuten mehrere Motoren natürlich auch höhere Herstellungskosten.
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#7
Die relevanten Service-Arbeiten an der Mechanik der Grundig können nahezu alle, bei eingebautem Chassis, von oben durchgeführt werden. Das hat den Vorteil, dass kein empfindliches Bauelement einer Last ausgesetzt werden und sich der Techniker keine Gedanken darüber machen muss, wie er das Chassis so hält, dass er Schrauben mit Kraft lösen kann, ohne etwas an der Unterseite zu beschädigen.

   

Um an die Elektronik, den Motor, an die Innen-Sicherung, oder um an die untere Hälfte des Betriebswahl-Schalters heran zu kommen, muss das Chassis jedoch entnommen werden. Dieses extrem solide und aufwendig geschirmte TK-5-Chassis ist vergleichsweise schwer und hat von seinen Entwicklern nicht wirklich Handgriffe spendiert bekommen. Wer es etwas häufiger entnehmen möchte, der wird sich zwei Haken besorgen, mit denen er unter den Druckguss-Rahmen fassen und ihn sicher halten kann, ohne dabei Last auf die Röhren auszuüben. Wer so etwas noch häufiger macht, der baut sich zwei Bügel, die an den Befestigungsbohrungen der Frontplatte verschraubt werden können und es zudem erlauben könnten, dann als Füße zu dienen, wenn das Chassis auf „die Nase“ gelegt werden muss, falls an der Unterseite gearbeitet werden soll.

   

Der Rundriemen für den Zählwerkantrieb lässt sich jedoch bei eingebautem und auch bei vollständig zusammengebautem Chassis einspannen, sobald die Frontplatte abgehoben ist. Es muss nichts weiter demontiert werden und es braucht kein weiteres Werkzeug.

   

Nahezu das gleiche gilt für die Einstellung oder den Ersatz der Bremsbeläge. Interessant ist die Lösung der Fürther, vergleichsweise lange Bremsbelege in Hülsen einzuklemmen, so dass sie sich bei fortlaufender Abnutzung immer weiter nach vorn verschieben und wieder festklemmen lassen.

Auch der Wechsel der Andruckrolle fällt relativ leicht. Sie ist mit einer Schraube in einem massiven Träger fixiert, die sich bei abgehobener aber auch bei noch aufgelegter Frontplatte leicht erreichen und lösen lässt. Der Arm, auf den die Rolle sitzt, hält jede Art von Reparatur-bedingter Belastung problemlos aus. Nach dem Wechsel der Rolle muss nichts justiert oder neu eingestellt werden. Ganz im Gegensatz zu der erwähnten Uher 95.

Um die beiden größeren Rundriemen, die ebenfalls beide oberhalb des Rahmens laufen, auflegen zu können, ebenso um die nur aufgesteckten Reibräder zu tauschen, muss hingegen ein Gros der Mechanik demontiert werden.
Als erstes wird der Schwenkarm, auf dem die Andruckrolle und die Andruck-Filze der Bandführung sitzen, entnommen. Dazu wird zunächst die Zugfeder, ganz rechts, an dem Arm ausgehakt. Dann wird die Schraube samt Unterlegscheibe auf der Lagerachse entfernt, der Schwenkarm in Ruheposition gedreht und nach oben abgehoben.
Die beiden Arme der Reibräder sind mit jeweils einer Zugfeder mit der Abdeckplatte der Schubmechanik verbunden. Diese auszuhaken muss jeweils ein Sprengring abgenommen werden; das Aushaken wird gerne vergessen, was sich meist am Zustand der Federn zeigt.

   

Ein Wort zu Federn: Diese federn. Und wenn sie nicht mehr richtig befestigt sind, beispielsweise weil man sie gelöst hat, federn sie gerne irgendwohin, wo man sie im glücklichsten Fall finden kann. Oder eben nicht. Ich habe mir daher angewöhnt, so eine Feder mittig mit einem Bindedraht an irgend einem Bauteil, das nicht lose ist, zu fixieren und erst dann die Feder (nicht das Bauteil) zu lösen.

   

Die Tastenmechanik hängt in einer Metall-Maske, die mit zwei Schrauben mit der Abdeckplatte der Schubmechanik verbunden ist. Sind die beiden Schrauben entnommen, lässt sich die Tastatur, samt der darunter hängenden Elektronik, nach vorn schieben, bis die Maske die Abdeckplatte frei gibt.
Die Abdeckplatte der Schubmechanik ist mit vier Schrauben mit dem Rahmen verbunden. Werden die entnommen, kann die Platte, samt der darunter hängenden Mechanik, nach oben abgenommen werden. Sie ist jetzt nur noch durch den Kabelbaum der Tonköpfe mit dem Rest des Chassis verbunden, der jedoch lang genug gehalten sein sollte, dass sich die Platte nach oben abnehmen und um 90° drehen lässt, so dass die Unterseite zugänglich wird. Soll die Mechanik intensiver bearbeitet werden, macht es Sinn diese Kabel ebenfalls zu lösen. Wer über keinen regelbaren Lötkolben verfügt oder keine Lust hat die Temperatur anzupassen, der löst solche Kabel nicht an den Köpfen, sondern an der Platine.
Das Abheben der Mechanik ist teils etwas hakelig. Das liegt daran, das die Kraftübertragung teils über Stoß-Stangen erfolgt, also Nocken in Aussparungen greifen sollen. Die Solidität der Konstruktion sorgt aber dafür, dass hier wenig Gefahr besteht, dass etwas verbiegt. Ganz anders als bei der schon beschriebenen Uher 95!

Und wenn etwas verbogen ist, was anscheinend bei den Trage-Armen der Bremsen schon einmal passiert, dann lässt sich das dicke Grundig-Blech wieder in Position bringen, ohne dass der Freizeit-Bieger befürchten müsste, das etwas spröde würde oder gar brechen könnte.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#8
Wer die beiden von mir in diesem Forum vorgestellten Bandgeräte, die Uher 95 und diese Grundig TK 5 gegenüber stellt, könnte auf die Idee kommen, hier träten Feinmechanik gegen Grobmotorik an. Unterschiedliche Prinzipien sind offensichtlich. Ob sie allerdings unterschiedliche Auswirkungen auf die Nutzbarkeit der Geräte für ihre ersten Besitzer gehabt haben, darf ich in Frage stellen.

Grundig war, trotz aller Handarbeit, bereits ein Massenhersteller gewesen, der schon über eine vergleichsweise moderne Bauteile-Produktion verfügt hatte. Die SMW realisierte zwar ebenfalls eine hohe Fertigungstiefe, dürfte jedoch bei den Vorprodukten einen viel höheren Anteil an Handarbeit geleistet haben müssen.
Die Kosten eines Mehr an Materialeinsatz dürfte Grundig durch größere Einkaufsmengen, damit billigere Einkaufspreise, und durch die Massenproduktion aufgefangen haben können; viele Teile der TK 5 waren beispielsweise auch in andere Grundig-Bandgeräten zum Einsatz gekommen.
Dagegen konnte Uher nur mit einer im Detail intelligenteren Konstruktion ankommen: Sichtbar zum Beispiel an der universelleren Endabschaltung, ohne Alu-Folie, vor allem aber an der Bremsung.
Der „Stabilbaukasten“ Grundig ist in viel höherem Umfange für die Produktion optimiert. Das wird insbesondere an dem Justage-Aufwand sichtbar, der sich in den Biege-Elementen der Uher und in der Notwendigkeit, selbst beim Andruckrollen-Wechsel den Motor lösen und hinterher wieder die Abstände einstellen zu müssen. Bei Grundig hingegen war manches einfacher gewesen. So berichtet Alexander Meyer in seinem Buch (S. 60) beispielsweise, die Spurlage wurde „... mittels eines Oszillografen kontrolliert. Vertiefte technische Kenntnisse waren dafür nicht erforderlich, der Abgleich geschah über die Interpretation von Mustern.“ [29]

Was die Funktionalität angeht, reicht die Grundig nicht an die Uher heran. So lassen sich alle Laufwerksfunktionen der Uher direkt, per Drucktasten ansteuern: Ein erheblicher Komfort-Vorteil und nebenbei schneller. Auch was die Elektronik angeht, kann die Uher, zumindest einige von ihnen, mehr: zum Beispiel Muting, das nachträgliche Einfügen von Aufnahmen oder das Aufnehmen ohne vorheriges Löschen.

Die automatische Abschaltung ist bei der Uher komfortabler, benötigt keine Schaltfolie. Dafür ist das Bandlängenzählwerk der Grundig moderner, besser ablesbar. Hingegen ist das Zählwerk der Uher beleuchtet, was für den Einsatz unterwegs einen echten Vorteil bietet.


Meine älteste TK 5 zeigt Produktionsdaten des Elkos vom September 1955 und des Motors vom 17.10.1955; die jüngste Grundig TK 5 aus meiner kleinen Herde weist ein Produktionsdatum des größten Elkos vom Dezember 1957, eines des Motors vom Januar 1958 auf; diese Maschine wird also Anfang 1958 gebaut worden sein. Teletape in London, „Britain's lagest tape recorder specialist“ [42], bot die Grundig im Januar 1958 noch für 53 guineas (entspricht 55,65 GBP) an und noch im Mai 1958 hatte Grundig die TK5 auf der britischen Audio Fair [43] präsentiert. Sonoprodukter aus Stockholm zeigte die TK5 ebenfalls noch 1958 im schwedischen Katalog [44].

   
(Grundig TK20)

Der im Sommer 1958 gedruckte Katalog „Grundig Tonbandgeräte ... ganz grosse Klasse!“ [45] zeigte das Modell 5 nicht mehr. Die TK 5 war durch die etwas Preis-günstigere und etwas kleinere TK 20 ersetzt worden. Ihr augenfälliges Merkmal waren die drei kleinen runden Drucktasten für die Eingangswahl an der rechten Seite des Bedienfeldes, die die großen, zentral gelegenen Drucktasten im Radio-Stil ersetzt hatten Auch die Trennung der Bedienelemente für das Umspulen war verschwunden. Das Bandlängenzählwerk war nun „dekadisch", der „Frequenzumfang entspricht guter Hi-Fi-Qualität". Beides hatte Grundig vorher zumindest nicht erwähnt gehabt, Letzteres nun jedoch noch immer nicht präzisiert. Die TK 20 sollte es auf über eine viertel Million Exemplare bringen und galt beim Ausverkauf von Radio RIM, im Jahre 1961, als das bis dato „meistgekaufte Tonbandgerät der Welt“.
In der Ausgabe des Großhandelskataloges für 1958/59 ist die TK 5 ebenfalls nicht mehr enthalten. Kein Wunder, präsentierten nahezu sämtliche Hersteller auf der Großen deutschen Rundfunk-, Fernseh- und Phono-Ausstellung im August des Jahres 1959 ihre 4-Spur-Geräte. Die britische WIRELESS WORLD (9/59) berichtete von der Frankfurter Messe, „... By doubling the playing time this system goes far to reduce the cost of running a tape recorder and the manufacturers hope thereby to induce more people to take up home recording as a hobby. ...“ [46] Das Tonbandeln konnte nun immer mehr zum Hobby der Massen werden.

   

... Begonnen hatte die Firma Grundig im Mai 1955 mit dem Tonbandkoffer TK 5, der nach anderthalbjähriger Produktionszeit die Stückzahl von 100.000 erreicht hatte. ...“ [47] berichtete Axel Schildt. Insgesamt hatte Grundig, so Alexander Meyer in seinem Buch (S. 58), von der TK 5... mehr als 200.000 Stück verkauft …“ [29]
DIE ZEIT berichtete am 22. April 1960: „Stark zugenommen hat die Herstellung von Tonbandgeräten von 400 000 (i. J. 1958) auf 360 000 im letzten Jahr. Auch hier ist die Tendenz zum Gerät der Mittelklasse zu beobachten. Die Nachfrage wird begünstigt von dem Wunsch vieler Photofreunde, ihre Schmalfilme und Dias zu 'vertonen'.“ [48]

Und da glauben HiFi-Fans späterer Generationen, „das Tonbandgerät“ hätte sich erst in Form japanischer Tape Decks der Siebziger durchgesetzt, damit man in hoher Qualität Musik hören könne ...



Quellen:
[1] „Die magnetische Schallaufzeichnung in Theorie und Praxis“ von Dipl.-Ing. Dr. techn. Friedrich Krones, Technischer Verlag B. Erb, Wien c 2/1952
[2] „Mikrofon am Stillen Ort", Der Spiegel 30/1951 vom 25.07.1951
[3] „Die große Radio- und Fernsehschau in Düsseldorf“ von Karl Tetzner, Die Zeit vom 3.09.1953
[4] „Lauschen an der Wand“, Der Spiegel 22/1953 vom 27.05.1953
[5] „World of Wireless – Tape Sense“, Wireless World 10/54, S. 474
[6] „Klassiker zu Vorzugspreisen“, Der Spiegel 6/1953 vom 4.02.1953
[7] TK5-Bedienungsanleitung G.Nr. a637/I, Ausgabe #11157
[8] „Jagd auf Geräusche“, Der Spiegel 19/1953 vom 6.05.1953
[9] „Mikrophon in der Hosentasche“, Der Spiegel 34/1951 vom 22.08.1951
[10] „Das Recht auf Geheimnis“ von Michael Freund, Die Zeit vom 25.10.1956
[11] „Des Teufels Mikrophone“ von Karl Nils Nicolaus , Die Zeit vom 6.01.1955
[12] „Stenorette unterm Pult“, Der Spiegel 16/1957 vom 17.04.1957
[13] „Tabu fürs Tonband“, Die Zeit vom 31.07.1958
[14] „Münchens junge Tonfänger“, Die Zeit 12.09.1957
[15] „Cupid stunts: The Live & Radio Times of Kenny Everett“ von David & Caroline Stafford, ISBN 978-1-7803-8708-6
[16] „Batterie am Arm“, Der Spiegel 28/1958 vom 9.07.1958
[17] „Tonband-Predigt“, Der Spiegel 23/1956 vom 6.06.1956
[18] „Rosemarie Nitribitt: Recherchen und Theorien“ von Dr. Guido Golla, BoD, ISBN 978-3-7322-5384-3
[19] Dr. Dieter H. Meyer - „Geschichte der Sprachlabore an der Universität Erlangen-Nürnberg"
[20] „Der Parade-Deutsche“ von Christoph Scheuring, Spiegel Special 8/95 vom 1.08.1995
[21] „Developments in Sound Reproduction“, Wireless World 7/56
[22] „Hello Darling: The authorized Biography of Kenny Everett“, Kapitel 2. „Heaven Calling“ von James Hogg und Robert Sellers, Random House c2013, ISBN 978-1-4481-6831-6
[23] „Autoren und Apparate: Die Geschichte des Copyrights im Medienwandel“ von Prof. Dr. Monika Dommann, Verlag S. Fischer Wissenschaft, ISBN 978-3-10-015343-2
[24] „Rundfunkwirtschaft nicht unzufrieden“ von W.O. Reichelt, Die Zeit vom 10.02.1955
[25] „Unternehmungen“ in Die Zeit vom 12.03.1953
[26] „Am erfolgreichsten ist der Erfolg …“, Die Zeit vom 31.10.1957
[27] Billboard, Ausgabe vom 30.3.1957
[28] Billboard, Ausgabe vom 12.2.1955, S. 34
[29] „Grundig und das Wirtschaftswunder“ von Alexander Meyer, Sutton Verlag c2008, ISBN 978-3-86680-305-3
[30] „Starke Nachfrage bei Grundig“, Die Zeit 9.8.1956
[31] „The restless Generation. How Rock Music changed the face of 1950s Britain“ von Peter Frame, Rogan House c2007, ISBN 978-0-9529-5407-1
[32] „Musica: Musikzeitschrift für alle Gebiete des Musiklebens“, Band 18 1964
[33] „Zärtliche Bänder“, Die Zeit vom 26.06.1959
[34] Grundig 3-D-Revue 1955 (wegavision.de)
[35] Grundig Hi-Fi-Wunschklang-Serie 1956 (wegavision.de)
[36] Handbuch des Rundfunk- und Fernsehgrosshandels des VDRG, Sonderausgabe Nr. 6 der Zeitschrift des Rundfunk- und Fernsehgroßhandel, 1955/56, S. 206 (magnetofon.de)
[37] TK5-Bedienungsanleitung G.Nr. a637/I, Ausgabe #6557 (wegavision.de oder magnetofon.de, beide leider unvollständig)
[38] TK5-Schaltplan GNr. a 635/III, Ausgabe #231056
[39] Handbuch des Rundfunk- und Fernsehgrosshandels des VDRG, Ausgabe für 1957/58, S. B62 (magnetofon.de)
[40] „Grundig TK-5 Tape Recorder“ von Tim Pullin, c2004 (vintage-radio.com)
[41] Patentanmeldung für ein „Magnettongerät für band- oder drahtförmige Tonaufzeichnungsträger“ vom 12.07.1956, eingetragen am 22.05.1958 als „Antriebsvorrichtung für ein Magnettonbandgerät“ unter Nr. 1767225 (depatisnet.de)
[42] Tape Recording UK 1/1958 (S.4, Kleinanzeige)
[43] Tape Recording UK 5/1958 (S.28, Messebericht)
[44] Grundig en högtidsstund med Grundig 1958 (radiomuseum-bocket.de)
[45] Grundig Tonbandgeräte 1958 (wegavision.de)
[46] „The German Radio Show – Highlights and Trends seen at Frankfurt“, Wireless World 9/59
[47] „Moderne Zeiten: Freizeit, Massenmedien und Zeitgeist in der Bundesrepublik der 50er Jahre“ von Prof. Dr. Axel Schild, Hamburger Beiträge zur Sozial- und Zeitgeschichte, Bd. 31, Christians Verlag, c1995
[48] „Neuheiten für Jedermann“, Die Zeit vom 22. April 1960

außerdem Inhalts-gleich:
Grundig Tonbandgeräte – Diktiergeräte 1956, Druckstück 4.56.30
http://bandmaschinen.jimdo.com/tonbandge...ndig-tk-5/
http://www.dampfradioforum.de/viewtopic....31&t=13405

Geräte in Ansicht:
0629 l 9825 (braun, Motor-Datierung 17.10.1955)
0629 78696 (grün, Motor-Datierung 12.09.1956)
0629 l 04476 (grün, Motor-Datierung 29.1.1957)
0629 l 31403 (grün)
0629 l 32087 (blau)
29187385 (blau, Motor-Datierung 2.1.1958)

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#9
Hallo,
toller Bericht, gute Zitate, großer Umfang. Hab nicht mal einen Block geschafft bisher, allerdings vorgemerkt auf jedenfall Smile

Gruß
Andreas
Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#10
Eine Frage:
Wieso steht da dauernd "DIE" Grundig TK 5?
Müsste es nicht "DER" Grundig Tonband Koffer (TK) 5 heißen?
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#11
"Die" steht für das Wort "Bandmaschine" im Geiste. Ansonsten müsste es bei Grundig tatsächlich "der TK", "die TS" und "das TM" heißen.

Aber was macht man mit "A77", "N-4504" oder "GX-210 D"? Da ist man dann zwangsläufig doch wieder bei "die", weil die Abkürzungen für keinen Begriff stehen, der das Gerät selbst beschreibt. Also warum nicht gleich einheitlich "die"?
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#12
Es kann nur d a s heißen, weil es in allen Fällen um Tonbandgeräte (manchmal auch Magnetophone) handelt.

Trotzdem Danke für den tollen Bericht über das Grundig Tonbandgerät TK 5 an Matthias thumbup


Gruß Bernd

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#13
Nach dem Uher 95 innerhalb kurzer Zeit schon die zweite umfassende Vorstellung eines Geräts. Da stecken viele Stunden Arbeit drin. Auch von mir ein Dankeschön dafür!

Zwei kleine Anmerkungen:
Das zweiteilige Plastikstück auf dem Pausenschieber gab es auch schon bei einigen Exemplaren des braunen Modells.
Ist das, was als TK9 präsentiert wird, nicht eher ein TK8?

Gruß
TSF
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#14
Würde ich auch denken. Es gab auch noch den TK 7, ebenalls 15er Spule, jedoch zwei Geschwindigkeiten, 9,5 und 19. Und im gleichen, nur kleineren Kofferdesign wie TK 8.

Eine unglaubliche Arbeit mag in dieser Gerätevorstellung liegen, unglaublich, vielen vielen Dank dafür. Der Bericht ist es wert, mehrmals durchgelesen zu werden, vor allem, wenn man einen solchen Koffer besitzt oder im Begriff ist, sich einen solchen zuzulegen.

Mir jedenfalls hat der Bericht "den Mund wässrig" gemacht, einfach klasse !
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#15
Dann darf man sicher genauer definieren, wo das Tonbandgerät aufhört und die Tonbandmaschine anfängt...
Für mich ist das ( Big Grin ) TK5 jedenfalls keine Tonbandmaschine. Ok: Nach meiner Definition sind professionelle Studiogeräte Band-Maschinen.
Alles für den Amateur sind Band-Geräte.

Obwohl: Studer hat seine professionelle A 27 auch Magnetton-Gerät genannt... 8)

Der Bericht über der,die,das TK5 ist jedenfalls super. Hatte ich auch mal und lief problemlos. thumbsup
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#16
Moin, moin,

danke für die Blumen.

"die Grundig", "die Bandmaschiene", "das Tonbandgerät", "der Tonbandkoffer", "das Tonband-Chassis", "das Tonband-Modul", "die Tonband-Schatulle" ... Wie auch immer: Ändern kann ich nicht mehr, wegen der beschränkten Editier-Rechte.

Bisher hatte ich nicht den Eindruck, der Begriff "Bandmaschine" sei eindeutig definiert. Solange wäre eine Beschränkung der Verwendung eher eine Wertung, die im Auge des Betrachters liegt.
Der Unterscheidung zwischen Amateur- und Studio-Geräten mag ich dabei nicht vorbehaltlos zustimmen, weil es auch hier breite Überschneidungen gibt: Was ist z.B. mit einer Revox PR 99 oder einer Ferrograph SP-7, was ist mit den britische ASC-Umbauten der diversen Revoxe, was ist mit Geräten wie der M23 oder den frühen Carad usw.? Letztlich liegt es in der Entscheidung des Verwenders, ob so ein Bandgerät professionell oder eben nicht professionell zum Einsatz gekommen war. Hat die Einfluß auf das Gerät?

Ich glaube, der Begriff "Bandmaschine" ist ein Kunstwort der Nachgeborenen, mit dem sie ihre Geräte (und sich) von einfachen Koffern absetzen wollten. Objektiv gibt es im Deutschen nur einen richtigen Begriff ... "... Bereits 1935 entwickelte Dipl.-Ing. E. Schüller ... das erste Tonbandgerät der Welt. Schon damals wurde hierfür die Marke Magnetophon gewählt. ..." ("Telefunken Tonbandgeräte Magnetophon", 1959).
Begriffe wie "Tonband-Koffer", "Tonband-Schatulle" oder "Tonband-Chassis" bezeichnen Gehäuse- und Ausstattungs-Varianten, sagen aber nichts über einen technischen Anspruch aus.
Aber auch das mag jeder handhaben, wie er es will ... Außer jemand hat eine Quelle, wo die "Maschine" bei Aufzeichnungsgeräten anders definiert ist, als bei Spielzeug Dampf-Erzeugern.

Das mit den TK8 bzw. TK9 ist tatsächlich ein Fehler. Da habe ich was durcheinander bekommen ... (obwohl die gezeigten Bilder auf meiner Festplatte mit TK8 abgelegt waren!) Lässt sich leider nicht mehr ändern.

Das dürfte eine TK9 sein.
   

Und die ist natürlich nicht die "grosse Schwester" der TK5; das wäre die gezeigte TK8.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#17
Lieber Matthias,

auch von mir Herzlichen Dank für den wieder mal superben Bericht; auch wenn ich kein Zeitzeuge bin, kann ich den Zeitkontext ein wenig erahnen. :-)

Besonders spannend finde ich die mir bislang unbekannten HMS-Bespieltbänder der 50er.

Auch von der "britischen Schichtlage" habe ich bislang nie gehört. Wie kann es neben außen (dt.) und innen (int'l) denn noch eine dritte geben? Oder war vielleicht Spurlage gemeint?

Edit: Tomaten auf den Augen...Du hattest ja Spurlage geschrieben... :whistling: ...hat die Britische dann Spur I in Laufrichtung rechts?

Schöne Grüße
Frank
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#18
Hallo Matthias,
vielen Dank für diesen Bericht! Besonders der kleine archäologische Fitzelkram inteerssiert mich, da hast Du super die Unterschiedchen gefunden,
die mir zum Teil noch nie aufgefallen waren. Dankedanke.

Ich finde fast, das TK 5 ist das stabilste Heimtonbandgerät der Erde.
So leicht bekommt man das nicht kaputt, in 200 Jahren spielen von denen bestimmt immer noch welche.

Nochmal vielen Dank und Gruß
Peter S.
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#19
Matthias M,'index.php?page=Thread&postID=185274#post185274 schrieb:Und da glauben HiFi-Fans späterer Generationen, „das Tonbandgerät“ hätte sich erst in Form japanischer Tape Decks der Siebziger durchgesetzt, damit man in hoher Qualität Musik hören könne ...
für HiFi-Fans beginnt die Zeitrechnung so um 1963, und ist von Anfang an sehr stark mit dem Plattenspieler verbandelt. Die Fans weigern sich bis heute standhaft, sich mit der Ära davor auseinanderzusetzen, und zu akzeptieren, dass keine HiFi-Stereoanlage je gebaut worden wäre, wenn es die Entwicklungen davor nicht gegeben hätte.

Leute, die sich mit der Phono- und Magnetbandtechnik der Zeit von etwa 1948 bis 1960 beschäftigen, sitzen immer zwischen den Stühlen. Wenn man sich mal die Unterhaltungselektronik-Geräte bis etwa 1955 ansieht, stellt man schnell die Radiolastigkeit fest. Selbst Spitzenmusiktruhen mit riesigen Radios und Lautsprecherwänden hatten meist nur den Zugabe-Standardplattenspieler für die Weihnachts- und Karnevalsplatte verbaut, ein Fach für ein Tonbandgerät war schon was Exklusives. Witzigerweise war es ausgerechnet Grundig, der in dieser Zeit als einziger deutscher Hersteller in seine Spitzentruhen auch adäquate Plattenspieler und Tonbandgeräte eingebaut hat. Das erste frühe Beispiel hierfür ist das "Dreiergespann" Spitzenmusikschrank, 9009 und 9010:

http://www.radiomuseum.org/r/grundig_spi...guage_id=2

http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mus...9009w.html

http://www.radiomuseum.org/r/grundig_mus..._9010.html

das erste Modell soll mit einem ( amerikanischen ? ) Plattenwechsler ausgestattet gewesen sein, der beide Plattenseiten ohne Umdrehen abspielen kann - dazu gab es ein amerikanisches Drahttongerät . Die 9009 war meines Wissens die erste Musiktruhe in Deutschland mit eingebautem Tonbandgerät, und die 9010 würde ich schon als frühe HiFi-Anlage bezeichnen - als einziger deutscher Hersteller verwendete Grundig hier als Plattenspieler den PE Rex Sonderklasse mit Magnetsystem und integriertem Entzerrer Vorverstärker. Daneben gab es das Tonbandgerät 500 oder 700, das zu seiner Zeit moderner und "rundgedachter" war, als alles andere, was an Heim- und semiprofessionellen Tonbandgeräten auf dem Markt war. Dass die Grundig 9010 bis heute nicht als Meilenstein in der HiFi-Geschichte wahrgenommen wird, dass ist dem Markenimage von Grundig geschuldet, das durch Geräte wie dem TK5 entstanden ist.

Bis zum Ende in den achtziger Jahren hat es von Grundig immer hervorragende Audiogeräte gegeben - wahrgenommen wurde das erst, als man Gehäuseteile vergoldet und "Fine Arts" draufgeschrieben hat - frei nach dem Motto, nur wo HiFi draufsteht, ist auch HiFi drin. Die Ära zwischen der Währungsreform und dem Beginn der "offiziellen" HiFi-Ära ist eine hoch innovative Zeit, mit der sich kaum jemand in Gänze beschäftigt.

Gruß Frank
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#20
Man könnte hier auch trefflich streiten, was unter massentauglich zu verstehen ist. Richtig explodiert sind die Verkaufszahlen meiner Meinung nach erst mit der CC und da besonders mit den relativ günstigen Radiorecordern. Mit genauen Zahlen untermauern kann ich das nicht, aber mein Eindruck ist, dass das Spulenband im Vergleich zur CC eigentlich die meiste Zeit deutlich hinten lag bzw. eine gewisse Nische war. Ja, es gab Jugendliche wie meine Mutter, die ein Grundig TK 145 hatten und damit Radio Luxemburg konservierten, aber das waren eher wohlhabendere Ausnahmen. Das kommt auch in Büchern der Zeit ganz gut raus, in den ersten Schreckenstein-Romanen von Oliver Hassencamp (Mitte der 60er) gibt es in der ganzen Schule einen versnobten Tonbandgeräte-Besitzer.

Da rede ich nicht von HiFi-Jüngertum, sondern von schieren Stückzahlen. In den 80ern hatte dann wirklich schon fast jeder ein CC-Gerät und die waren teilweise lächerlich billig. Ich sage nur Tchibo für 10 DM. Natürlich war die Qualität unter aller Kanone, aber Käufer gab es. Unzählige sogar, die Geräte tauchen bis heute immer wieder auf Flohmärkten auf.
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#21
nick_riviera,'index.php?page=Thread&postID=185354#post185354 schrieb:... Wenn man sich mal die Unterhaltungselektronik-Geräte bis etwa 1955 ansieht, stellt man schnell die Radiolastigkeit fest. ...

Hallo Frank,

was natürlich einen Grund hat! Das Radio war in der Frühzeit der Elektroakustik das wichtigste Medium gewesen und ab den Krisen-Zeiten, beginnend umrum 1930, als die Plattenumsätze wegen der Wirtschaftskrise einbrachen, war das Radio für viele der einzige Weg an mehr oder weniger hochwertige Musik-Konserven zu kommen. Mitte der dreißiger Jahre hatte es in den USA sogar ein "HiFi-Radio" auf der Mittelwelle, mit erweitertem Frequenzumfang bis 16.000 Hz, gegeben!
Kein Wunder, dass der erste offizielle HiFi-Standard der von Verstärkern, also von Radio-Receivern gewesen war. Auch der Standard der IHFM war ein Verstärker- und Radio-Standard gewesen. Für Schallplatten hatte es "HiFi" offiziell nur in Deutschland gegeben.

Insbesondere in den USA waren Schallplatten ab den dreißiger Jahren Massenprodukte von eher geringem Anspruch gewesen. Neidisch hat man bis in die fünfziger Jahre hinein nach England geschaut. So etwas, wie den Telefunken TO-1001, der in Kriegszeiten als bestes Tonabnehmersystem der Welt gegolten hatte, hatte es in den USA nicht gegeben. Und die Garrard-Plattenspieler, die in den USA in allen hochwertigen Truhen verbaut gewesen waren, kamen in diesen Zeiten auch nicht mehr nach ...
Trotzdem gilt in den USA The Philharmonic Futura als das erste HiFi-Set und ein von Victor Brociner aus professionellen Geräten in den dreißiger Jahren zusammengestelltes Übertragungssystem als die erste HiFi-Anlage.

Die Sache ist halt die: Während die Plattenfirmen sich noch einem Standard verwehrten und insbesondere in den USA billig und noch billiger produzierten, hatten Verstärker und Radiogeräte bereits einen vernünftigen Standard gehabt. Ein Imperial All Wave HiFi-Receiver (AM) von E.H. Scott aus Chicago (nicht H.H. Scott!) aus der Mitte der Dreißiger Jahre galt noch im Testbericht der amerikanischen AUDIO in den Siebzigern und einem ELA-Magazin aus den Neunzigern als Vorbildlich!
Wir machen heute den Fehler "HiFi" unter falschen Voraussetzungen zu betrachten und vergessen, dass unsere heutigen Übertragungsanlagen beispielsweise im Tieftonbereich weniger können, als das mit Wachsplatte und Schallwand in den Vierzigern möglich gewesen war!

In Kriegszeiten waren die teuren Truhen in Deutschland natürlich mit einem TO-1001 ausgestattet gewesen, weil damit eine höhere Qualität möglich gewesen war, als mit dem Mittelwellen-Radio, das technisch nur einen begrenzten Übertragungsbereich ermöglicht hatte (der heute kaum noch erreicht wird).
Mit der Umstellung auf UKW war in Deutschland - weit vor allen anderen Ländern - im Radio eine höhere Qualität möglich gewesen, als das die Schallplatten praktisch konnten. Also waren die Truhen in erster Linie Radio-Analgen gewesen.
Zudem man natürlich für das Radio sowieso bezahlt hatte, die Platten aber kaufen musste. Nicht vergessen: Wiederaufbau war wichtiger, Auto war wichtiger, Fernsehen war wichtiger, Urlaub war wichtiger als HiFi. Foto und Film auch ...

HiFi war eigentlich erst für eine neue Generation von Bedeutung. Und die musst erst einmal aufwachsen und Geld verdienen ...

Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=185360#post185360 schrieb:Man könnte hier auch trefflich streiten, was unter massentauglich zu verstehen ist....

Da allein die Deutschen Hersteller Millionen Tonbandgeräte gebaut haben, würde ich schon von einem Massenmarkt sprechen. Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Millionen Geräte war zu damaliger Zeit zudem nicht geringer gewesen, als die mehr-Millionen Cassettenrecorder in späteren Zeiten. Immer eine Frage des Kontext.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#22
Es war definitiv ein Massenmarkt.
Man darf sich von den relativ geringen Verkäufen bei Revox in den 50er Jahren nicht täuschen lassen.
Grundig und alle anderen deutschen Hersteller haben Tonbandgeräte in sehr großen Stückzahlen gebaut. Und der Absatz lief auch in den 60er Jahren -trotz Cassette- immer noch super. Der Wechsel zur Cassette begann in den 70er Jahren. Damals begannen die Hersteller, immer hochwertigere Cassettengeräte zu bauen. Außerdem lancierte BASF die Chromdioxid-Cassette, die einen erheblichen Klanggewinn brachte und Ray Dolby warf sein Amateursystem "Dolby B" auf den Markt.
Damit schwand der bisherige Klangvorsprung der offenen Spuler und die superpraktische Cassette übernahm langsam den Massenmarkt.
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#23
maddin2,'index.php?page=Thread&postID=185371#post185371 schrieb:... Damit schwand der bisherige Klangvorsprung der offenen Spuler...

Selbst an dieser Stelle befürchte ich, haben wir jungen Leute einen sehr von den eigenen Vorlieben geprägten Blick auf die Sache ... Ging es in den fünfziger und sechziger Jahren wirklich um den Klang?
Das war, so meine ich, eine Entwicklung im Studio-Bereich, bei den Braun- und Revox-Kunden gewesen. Das war aber nicht das angesprochene Massengeschäft. "Guten Klang" hat die Masse mit gekauft und hat man genommen, wenn er geboten wurde und wenn man ihn sich hatte leisten können. Klang als Zweck dürfte eine absolute Minderheit angestrebt haben. Wäre das anders gewesen, hätten die verbreiteten Geräte anders ausgesehen.

Das stellt sich so auch in den Ankündigungen in den Medien dar: Dabei ging es um die Verlängerung der Spielzeit, die Steigerung der Portabilität usw., selten war die Klangqualität auch nur erwähnt worden.
Das stellt sich so auch in der Hobby-Literatur dar: Dabei ging es um die Frage, wie handhabe ich das Gerät, um es mit dem Filmprojektor zu synchronisieren, nicht darum, was tue ich um die Klangqualität zu optimieren.
Das stellt sich selbst in den Berichten der Stiftung Warentest selbst noch in den Siebzigern dar. Dabei ging es um technische Sicherheit, um Ergonomie usw., selten um den Klang ... was ja selbst hier kritisiert worden ist. Aber das war eben das Massengeschäft und deshalb hat die Cassette das Bandgerät ablösen können. Denn auch das Spulen-Tonbandgerät hätte man mit Chrom-Material füttern, mit Dolby oder Highcom kombinieren und mit Einmeß-Vorrichtungen ausstatten können ...

Wie Du schon richtig erwähnt hast, war Revox kein Massenhersteller gewesen. In Massen wurden zum Beispiel Grundig niki oder Telefunken M300 gekauft. Aber nicht wegen des Klanges ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#24
Matthias M,'index.php?page=Thread&postID=185395#post185395 schrieb:Ging es in den fünfziger und sechziger Jahren wirklich um den Klang?
Nein. Um den Klang ging es noch nie und heute auch nicht. Es ging immer darum, die eigene Musik zu hören. Das möglichst simpel und einfach, wenn möglich portabel. Heute macht man das per www und Smartphone. Die Cassette war im Vergleich mit den Spulengeräten eine wahre Offenbarung. Endlich konnte man "seine" Musik in der Tasche überallhin mitnehmen.
DAS war der Grund für den Erfolg der Cassette. Nicht der Klang. Dennoch klangen die ersten Cassetten grottenschlecht. Ferroband mit winzigen Spuren bei 4.75cm/s klingt nun mal schei**e und rauscht wie die Niagarafälle. Halbwegs vernünftig ging es erst gegen Ende der 60er Jahre zu. Und dann kam wie gesagt die Chromcassette. Damit konnte dann "jeder" zufrieden sein, auch derjenige, der des "Klanges" wegen noch immer am Offenspuler festhielt. Und damit wars mit den Spulengeräten als Massenmedium dann recht zügig vorbei.
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#25
Hallo Matthias,

auch von mir Glückwunsch und Anerkennung zu dieser hervorragenden Abhandlung! Klasse!
Eine kleine Korrektur sei noch erlaubt: Die Urversion des TK 5 ist an der noch nicht vorhandenen Warnlampe zu erkennen. Offenbar gab es damit zu viele Reklamationsfälle wegen durchgebrannter Motoren, so dass die Lampe eingeführt wurde. Bild anbei.
Nach der Version mit Deckplatte im braunen Kräusellack und vor der Umstellung auf lindgrün gab es noch eine braune Version mit Deckplatte in braunmetallic.
Der große Bruder war zunächst der TK 7-3D (erschienen im Januar 1956, bot zusätzlich Tempo 19 und zwei Hochtöner, siehe Bild anbei), ab Sommer 1956 dann der TK 8 (vergrößert auf 18cm-Spulen).

Zuletzt als Goodie ein Originalverpacktes TK 5 (in lindgrün) aus meiner Sammlung. Bilder anbei.

Beste Grüße

Stefan


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.jpg   tk 7 3d.JPG (Größe: 8.8 KB / Downloads: 36)
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#26
Hallo Stefan,

vielen Dank für die Ergänzung!

Hast Du irgendwo mal eine TK5 gefunden, die den Kofferdeckel-Verschluß aus der Werbung bzw. Anleitung gehabt hatte?

Tschüß, Matthias

P.S.: Inzwischen habe ich die komplette Anleitung gescannt und an Michael geschickt, auf dass sie im Download-Bereich veröffentlicht werden kann. Ein weiterer Prospekt geht auch auf die Reise.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#27
maddin2,'index.php?page=Thread&postID=185412#post185412 schrieb:
Matthias M,'index.php?page=Thread&postID=185395#post185395 schrieb:Ging es in den fünfziger und sechziger Jahren wirklich um den Klang?
Nein. Um den Klang ging es noch nie und heute auch nicht. Es ging immer darum, die eigene Musik zu hören. Das möglichst simpel und einfach, wenn möglich portabel. Heute macht man das per www und Smartphone. Die Cassette war im Vergleich mit den Spulengeräten eine wahre Offenbarung. Endlich konnte man "seine" Musik in der Tasche überallhin mitnehmen.
DAS war der Grund für den Erfolg der Cassette. Nicht der Klang. Dennoch klangen die ersten Cassetten grottenschlecht. Ferroband mit winzigen Spuren bei 4.75cm/s klingt nun mal schei**e und rauscht wie die Niagarafälle. Halbwegs vernünftig ging es erst gegen Ende der 60er Jahre zu. Und dann kam wie gesagt die Chromcassette. Damit konnte dann "jeder" zufrieden sein, auch derjenige, der des "Klanges" wegen noch immer am Offenspuler festhielt. Und damit wars mit den Spulengeräten als Massenmedium dann recht zügig vorbei.
ganz so war es nicht. Der Wunsch nach gutem Klang war schon vorhanden, er hatte nur eine geringere Priorität, wenn es darum ging, ein Bedürfnis überhaupt erst mal zu befriedigen.

Als das TK5 auf den Markt kam, war ein Gerät zur Tonaufzeichnung für die Masse der Bevölkerung etwas, was in Tonstudios oder zuhause bestenfalls bei reichen Bonzen zu finden war. Und plötzlich reichte ein Monatslohn aus, um sich so ein Gerät nach Hause holen zu können. Abgesehen davon, dass auch die einfachen Tonbandgeräte von Anfang an ganz brauchbar klangen, spielte das auch zunächst mal keine Rolle, das hieß aber nicht, dass der Wunsch nach gutem Sound nicht vorhanden war - er ließ sich nur im Moment nicht bezahlen, und die Faszination, überhaupt die Möglichkeit zu haben, Töne selber aufzuzeichnen, reichte erstmal aus. Das selbe Phänomen hatte man in den siebziger Jahren, als sich die Leute bei Video mit einer heute unvorstellbar schlechten Bild- und Tonqualität abfanden, hauptsache man konnte den illegal abgefilmten Kinofilm oder den pupsenden Sprössling zuhause im Fernsehen angucken.

Der Erfolg der Cassette kam daher, dass Philips aufgrund unklarer Konkurrenzverhältnisse genötigt wurde, die Lizenzen an der Compact Cassette kostenfrei bereitzustellen, und dadurch eine Unmenge an billigen Fernost-Recordern auf den deutschen Markt kamen. Dies zusammen mit den billigen Preisen für Bandmaterial öffnete den Markt der jungen Leute, für die ein Tonbandgerät in der Anschaffung und bei den Verbrauchsmaterialien unbezahlbar war. Da war es auch erst mal egal, wie das Ding klang. Der Wunsch nach gutem Sound war aber dennoch vorhanden, und führte dazu, dass a) die eigene Stereoanlage später ganz oben auf der Liste der Dinge stand, die zuerst vom Lehrlingslohn gekauft wurden, und b) die japanischen Hersteller bei den jungen Leuten von Anfang ein besonders gutes Image hatten. Die Cassette war in den Jahren massiv weiterentwickelt worden, und auch in hifi-tauglicher Ausführung gegenüber dem Tonband noch spottbillig. Ich glaube, der größte Feind des Spulentonbandgerätes waren bis zuletzt die hohen Preise für Bandmaterial. Genau diesen Kostenfaktor hat man bei der Cassette minimiert, und deshalb ist sie so ein großer Erfolg geworden.

Gruß Frank
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#28
nick_riviera,'index.php?page=Thread&postID=185722#post185722 schrieb:...ganz so war es nicht. Der Wunsch nach gutem Klang war schon vorhanden, ...


Hallo Frank,

da liegen wir etwas auseinander. Ich glaube nicht, dass es ein allgemeines Bedürfnis nach "gutem Klang" gibt. Und da, wo es das gibt, da ging man früher ins Gewerkschaftshaus, in die Kirche, ins Operettenhaus oder, später, in den Musik-Club und hörte Live-Musik.
Das "Bedürfnis" nach Musik aus der Konserve hat man uns beigebracht. Von "Klang" war dabei nie die Rede, bestenfalls von "Sound".

Wie auch immer ... die Japaner haben nicht von "Anfang an" ein gutes Image gehabt. Den Anfang hast Du nicht mit erlebt. Es ist kein Zufall, das auf vielen Geräten kein "Made in Japan" drauf gestanden hatte.
Das gute Image ist Folge jahrelangen Erfolges der japanischen Unternehmen in den USA, bevor die überhaupt endeckt haben, dass es einen deutschen Markt für sie gibt; zu Beginn hatten die japanischen Hersteller nämlich, insbesondere in Deutschland, keine Chance gesehen. Das lässt sich zumindest aus der Biographie von Akio Morita so entnehmen.

Den Erfolg hatten die japanischen Firmen unter anderem - und das ist eine Grundlage des späteren Image - weil sie es als ihre Pflicht angesehen hatten, im Rahmen des ökonomisch und des technisch Machbaren hochwertige Produkte auch für den Massenmarkt zu liefern. Ganz im Gegensatz zu der amerikanischen Ideologie, wo die Massenhersteller gern sogenannte "Junk Sets" geliefert hatten. Frei übersetzt: Elektroschrott.

Das gute Image hierzulande ist auch Folge einer anderen Ausrichtung: Die Japaner haben für den Weltmarkt auch "Anlagen" gemacht; das auch noch als die verbliebenden amerikanischen Anlagen nicht bezahlbar gewesen waren und als die deutschen Hersteller, die das Gros der europäischen Konkurrenten bereits abgeräumt hatten, selber eigentlich (zwischenzeitlich) aus dem "Anlagen-Markt" ausgestiegen gewesen waren.
Wenn Du Kaufinteressent eine Anlage willst und einen Anlage-Hersteller mit einem Radio- oder Fernseher-Hersteller vergleichst, dann hat der Anlagen-Hersteller ein gutes Image. Vor allem bei jungen Leuten, die die Anlagen-Hersteller schon aus anderen Marktsegmenten (so Radiorecorder usw.) kennen, die die Radio-Hersteller nicht (mehr) besetzen. Das hat nichts damit zu tun, dass der eine "besser" und der andere "schlechter" gewesen wäre oder die einen "es gekonnt" und die anderen "es nicht gekonnt" hätten.


Ich will nicht in Abrede stellen, dass Du Dir vom Taschengeld oder vom Lehrlings-Lohn ein Cassetten-Gerät und "billige Cassetten" gekauft hast. Keine Ahnung, wann das gewesen ist.
Aber die "billige Cassette" war ein Phänomen der spätesten Siebziger und der Achtziger gewesen.

Noch in der Mitte der Siebziger hat die HiFi-Stereophonie ihren Lesern vorgerechnet, dass eine A77 viel preiswerter und zudem klanglich besser gewesen sei, als ein hochwertiges Tapedeck. AUCH was die Verbrauchskosten angeht.
Noch Ende der Siebziger war eine BASF-Cassette nicht billiger gewesen, als eine 15cm Spule von BASF. Entsprechend der Vergleich: Weltfunk-Cassette gegen Shamrock-Band.

Auch Philips wurde nicht genötigt, sondern hat eine geniale Entscheidung getroffen. Ich unterstelle, die Niederländer haben als eine der wenigen Firmen den Markt und die Entwicklung des Marktes, hin nach Asien, richtig eingeschätzt. Nicht zuletzt deshalb lebt Philips noch.
Nur ändert das nichts an der Tatsache, dass die Cassetten-Technik zu Beginn und über Jahre teurer und im Ergebnis nicht besser gewesen war, als die Bandmaschine. Der Unterschied ist, dass das Philips-Konzept im preiswerten Marktsegment gestartet war und zunächst gar nicht versucht worden war, die Spulen-Geräte im Bereich Qualität anzugreifen. Das bedeutet, man konnte ein preiswertes und einfach zu bedienendes Cassettengerät kaufen, wenn man sich mit geringer Qualität, mit recht hoher Fehlerrate (Bandsalat) und mit hohen Verbrauchskosten pro Stunde abfand.
Der geniale Schachzug von Philips hatte darin bestanden, dass das Kassettengerät mit Ein-Stunden-Cassette mit den kleinen transportablen Bandgeräten konkurrierte, wo sie auch von der Stückzahl Band und Spielzeit Band im Preisvergleich mithalten konnte, teils sogar mehr Spielzeit am Stück bot.
Im Vergleich zu einer 18cm-Spule war die Compact Cassette teuer gewesen. Aber eben nur teuer bemessen an der Spielzeit, nicht an dem Stückpreis. DADURCH wurde die Cassettentechnik für den Jugendlichen bezahlbar: Er bezahlte pro Stunde mehr, aber er konnte sich vom Taschengeld immerhin ein Stück Cassette leisten. Und das wiederum hat die Gewinnspanne der Hersteller befördert, die ja weniger Band pro D-Mark hatten liefern müssen. Das haben die Band-Hersteller gut gefunden. Deshalb haben die Band-Hersteller gern auf die Cassette gesetzt.

Das "spottbillig" kam bei den Cassetten erst, im Vergleich zum Tonband, als die Tonbandzeit eigentlich schon zuende gewesen war. ASC AS6000 oder Teac X2000, Akai GX747 sind Zombies gewesen. Schau mal, wann die Amerikaner, z.B. Braun, aus dem Markt ausgestiegen sind. Mitte der Siebziger Jahre war Tonband für die Masse zuende. Nordmende war schon lange raus, Saba oder Grundig änderten nur noch die Farbe vorhandener Modelle.
Und "Highend" Fans lassen sich mit hohen Medien-Preisen gerne ausnehmen. Für einen Schüler ist selbst eine TS1000 nicht gebaut worden. und die 900er Grundig waren keine Fortentwicklung der TK248, sondern sollten eine Einstiegsdroge für Highend-Fans sein. Ebenso eine Akai GX77. Masse war in diesen Zeiten im Tonband-Markt kein Thema mehr gewesen.

Insofern ist Dein Vergleich von Cassette und Tonband neben der Sache. Die haben in den für die Hersteller relevanten Märkten eigentlich nie konkurriert. Das glaubt nur der HiFi-Fan.
Das Heim-Tonbandgerät ist nicht entstanden, um dem privaten Anwender bestmögliche Aufnahmen zu ermöglichen, sondern um ihm Aufnahmen zu ermöglichen. Insbesondere in Deutschland hat es nie einen relevanten Markt für vorbespielte Tonbänder gegeben, weswegen das Tonbandgerät nie für die bestmögliche Musikwiedergabe, als Konkurrent für die Schallplatte, gedacht gewesen war.
Die Cassette hat das Tonbandgerät als Massenartikel abgelöst. Es hat dabei nur noch zum kleinen Teil die Tonjagd zum Ziel gehabt, dafür zum wesentlich größeren Teil das Transistor-Radio als unterwegs-Musikbeschallung abgelöst. Die Cassetten-Absätze sind vor allem vom Auto befördert worden. Da war die Spule nie verbreitet gewesen (Wolfgang und andere Besitzer von Report-Autohalterungen mögen mir den Spruch verzeihen).
Du und ich mögen als Jugendliche die Zeit aufgewendet haben, eigene Mix-Tapes zusammenzustellen. Aber glaube bitte nicht, dass das ein relevanter Markt oder Ziel der Hersteller gewesen war: Plattenfirmen haben das nie gut gefunden. Der Selbst-Verdiener hat seine Zeit anders verbracht, als in relevanter Menge einzelne Titel zusammen zu schneiden. Bestenfalls wurden Radiosendungen oder komplette Platten auf Cassette überspielt, um sie zu konservieren oder um sie im Auto bzw. unterwegs hören zu können. Und dabei hatte die Qualität akzeptabel zu sein (s. DIN 45500), war aber nie in relevanter Größe Selbstzweck gewesen. HiFi war immer ein Thema mengenmäßig unbedeutender Minderheiten. Wäre das anders, hätte die Geräte anders ausgesehen.
Wir dürfen nicht den Fehler machen, von einer geschlossenen Gruppe Bandmaschinen- oder gar HiFi-Fans auf die Weltbevölkerung und auf die Motivation der Hersteller zu schließen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#29
Dem, was ich oben bereits formuliert habe, ist nur noch wenig hinzuzufügen:
Der Faktor "praktisch" bezogen auf die Cassette wird hier nicht genügend gewürdigt.
Jedes noch so schäbige Batteriegerät war in der Lage, Cassetten -egal wo- abzuspielen.

DAS ist imho einer der Hauptgründe für den Erfolg der Cassette.
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#30
Hallo!

Muß hier mal OT werden...

Zitat: "Jedes noch so schäbige Batteriegerät war in der Lage, Cassetten -egal wo- abzuspielen."

Na und?

Das kann ein UHER Report auch. Oder warum waren diese fast unverwüstlichen Geräte bei Expeditionen
aller Art ständiger Begleiter?

Ich habe zwei Report, die aussehen, als wäre sie gepökelt. Laufen und schalmeien tun sie trotzdem.

Ein Extrembeispiel war mein 4000-S, was meine Mutter bei Putzen aus dem 1. Stock auf die geflieste
Terrasse beförderte. Danach sah es ziemlich schlimm aus. Gespielt hat es trotzdem noch (wenn auch etwas geqält).
OT-Ende

Gruß
Wolfgang
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#31
nur mal ein Beispiel - ich habe 1972 mein erstes Tonbandgerät zu Weihnachten bekommen. Zu dieser Zeit gab es keine Spulengeräte unter 300 DM, selbst bei Quelle und Neckermann nicht. Ein 15cm Band mit der Spieldauer einer C90 bei 9,5cm/sek kostete je nach Modell zwischen 15 und 25 DM - jeder kann sich selber ausrechnen, welchem Realbetrag das heute entsprechen würde.

Cassettenrecorder der Einstiegsklasse gab es 1972 als Kaufhausmodell aus Fernost schon für unter 100 DM, die bunte Agfa Standardcassette kostete als C90 etwa 5 DM. Gemessen an heute ist das immer noch furchtbar teuer, nur gemessen am Spulentonbandgerät war es spottbillig, und eigentlich bestreitet auch kaum jemand die Tatsache, dass der Preis die Cassette so beliebt gemacht hat. Weiterhin ist es eine Tatsache, dass der Cassettenrecorder die erste massentaugliche Geräteart war, die in Deutschland von Anfang an zu großen Teilen aus Fernost kam, und made in Japan in Deutschland salonfähig machte. Bis auf Grundig und Philips stiegen eigentlich fast alle Hersteller schnell darauf um, die Cassettenrecorder in Fernost fertigen zu lassen.

Ausserdem war das Ganze ein Generationending. Als das TK5 auf den Markt kam, kamen die potentiellen Kunden aus der Vorkriegs- und Kriegsgeneration, und für die war das Tonbandgerät ungefähr so, wie für uns heute das Smartphone - nur technisch besonders Interessierte gaben einen ganzen Monatslohn für so ein Gerät aus, an den Verkaufszahlen kann man aber erkennen, dass man an so eine "Randgruppe" trotzdem eine Menge Geräte verkaufen kann, für eine Massenbewegung reichte das aber nicht aus. Gemessen am Reallohn kosteten die ersten Cassettenrecorder nur noch einen Bruchteil des TK5, und rutschten in die Geräteklasse, die man sich auch "mal so" kaufte. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute sich für die Küche einen Radiorecorder gekauft und die Cassette nie benutzt haben.

Die Mobilität der Cassette wurde erst viel später relevant - als hochwertige Cassettenradios fürs Auto bezahlbar wurden, und der Walkman aufkam. Da war die Cassette aber schon hifi-tauglich.

Beim Wunsch nach gutem Klang ist die Frage, was für einen Massstab Ihr anlegt. Der Klang früher Mono-Tonbandgeräte war sicher nicht genug, genau wie der Klang der frühen Cassettenrecorder. Woran man gut erkennen kann, dass brauchbare Klangqualität sehr wohl wichtig war, ist die Angriffsstrategie der Japaner in den siebzigern. Die rollten den deutschen Unterhaltungselektronik Markt fast alleine damit auf, dass sie hochwertige Musikgeräte an diejenigen verkauften, die mit dem Cassettenrecorder angefangen haben und jetzt vom Lehrlingslohn die erste HiFi Anlage anschafften. HiFi-Studios schossen wie Pilze aus dem Boden, und verdienten bis in die späten achtziger Jahre recht gut - Ihr könnt nicht sagen, dass das nur ein Geschäft für eine Hand voll Spinner war.

Gruß Frank
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#32
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=185793#post185793 schrieb:Das kann ein UHER Report auch. Oder warum waren diese fast unverwüstlichen Geräte bei Expeditionen
aller Art ständiger Begleiter?
Weil sie eine ungleich bessere Aufnahmequalität abliefern, als ein tragbarer Cassettenrecorder! 8)
Und genau an diesem Punkt waren wir ja schon: Die Klangqualität war nicht das Entscheidende, sondern die praktische Anwendbarkeit. Ein Uher Report in allen Ehren. Aber wir vergleichen Äpfel mit Birnen. Der Radiorecorder mit Cassette ist für den Baggersee ungleich einfacher und unkomplizierter zu bedienen, als ein Uher Report.
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#33
maddin2,'index.php?page=Thread&postID=185891#post185891 schrieb:
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=185793#post185793 schrieb:Das kann ein UHER Report auch. Oder warum waren diese fast unverwüstlichen Geräte bei Expeditionen
aller Art ständiger Begleiter?
Weil sie eine ungleich bessere Aufnahmequalität abliefern, als ein tragbarer Cassettenrecorder! 8)
Und genau an diesem Punkt waren wir ja schon: Die Klangqualität war nicht das Entscheidende, sondern die praktische Anwendbarkeit. Ein Uher Report in allen Ehren. Aber wir vergleichen Äpfel mit Birnen. Der Radiorecorder mit Cassette ist für den Baggersee ungleich einfacher und unkomplizierter zu bedienen, als ein Uher Report.
Außerdem leichter (zumindest spätere Modelle) und preislich bei Verlust/Defekt erheblich leichter verschmerzbar. Preise aus den 70ern kenne ich zu wenig, aber aus der Spätzeit habe ich Preise von 3000 DM für ein Report in Erinnerung und billigste CC-Geräte gab es wie schon erwähnt für einen Zehner (Tchibo & Co.).
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#34
also doch der Preis Tongue . Ich glaube, kaum jemand hätte den Radiorecorder mit zum Baggersee genommen, wenn er auch nur die Hälfte eines Uher Report gekostet hätte, egal wie mobil er auch gewesen ist.

Gruß Frank
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#35
Also zu meiner "Baggerseezeit" hat man an anderen Geräten geschraubt, als an Radiorekordern thumbsup

Gruß Bernd

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#36
Hallo Frank & alle,

eigentlich will ich hier nicht als der Oberlehrer auftreten. Auf der anderen Seite möchte ich auch nicht persönliche Erinnerungen als allgemeingültige Fakten zementiert sehen.

Natürlich hat es auch anno 1973 Bandgeräte unter 300 DM gegeben. Einfach mal bei Wegavision z.B. in die Nackermann-Seiten schauen und prüfen. Das 2-Spur Tonbandgerät 823/600 für 18cm Spulen war für 199 DM zu haben. Das nächst-bessere kostete 379 DM. Im gleichen Katalog findet man diverse Cassetten-Geräte, natürlich mit Henkel und auch für Batteriebetrieb geeignet, ab 75 DM. Auto-Cassettengeräte hatte es ab 329 DM gegeben.
Die BASF C60-Cassette gab es für 3,50 DM angeboten, die Chrom-Cassette für 6,50 DM. Das dürfte in etwa der Preis gewesen sein, den man für ein 18cm-Handelsmarken-Band auszugeben hatte. Zumindest habe ich diverse Shamrock-Kartons mit Preisaufklebern von 5,90 bis 6,50 DM.

Im Katalog von 1971 waren die gleichen Recorder ab 89 DM zu haben, Heim-Tonbandgeräte für die 18cm Spule für 179 DM. Das kleinste Batterie-Tonbandgerät hatte es für 49,50 DM gegeben.

Das Problem ist wohl, aus heutiger Sicht interessiert es in der Rückbetrachtung niemanden, dass die genannten billigen Cassettengeräte aus Japan (oder Österreich - da kamen nämlich viele Kaufhaus-Geräte her) Meilen von "Hi-Fi"-Qualität weg gewesen waren. Die preiswerten Bandgeräte "ohne HiFi" werden hingegen als nicht akzeptabel abgelehnt, nicht einmal zur Kenntnis genommen.

In diesem Zusammenhang lohnt auch ein Blick in den Philips-Katalog von 1964, in dem auf einer Seite ein Batterie-Tonbandgerät und das erste Cassettengerät präsentiert worden waren - natürlich beide mobil ausgelegt - und zu Preisen, die sehr nahe beieinander liegen. Das 8cm-Band für 4x 22,5 min Laufzeit war etwa halb so teuer gewesen, wie die C60-Cassette.

Ich glaube nicht, dass Anfang der siebziger Jahre auf all zu vielen hierzulande verkauften Cassetten- oder Radiorecordern japanische Markennamen geprangt hatten, die dem Image der Firmen zuträglich gewesen waren. Das kam später!
In der ersten Hälfte der siebziger Jahre war hierzulande kaum ein japanischer Anbieter mit den eigenen Marken präsent gewesen. Selbst Nakamichi hatten noch "Elac" geheißen. Eine Firma wie Matsushita war als National unterwegs und hatte "Technics" noch nicht erfunden. Sanyo hatte den eigenen Markennamen sogar um 1974 eingemottet und tauchte nur noch unter fremden Marken und als Fisher auf. Warum wohl?
Natürlich hatte es eine Menge asiatischer Transistor-Radios, s/w-Fernsehgeräte und Cassettengeräte gegeben. Die aber zum großen Teil unter irgendwelchen Phantasie-Namen oder unter den Marken der hierzulande eingeführten Firmen. Und das hatte für das positive Image der japanischen Hersteller wenig getan.

Zur Zielgruppe der Cassette nochmal zwei Aspekte:
Carl Breh berichtete Ende der sechziger Jahre in der HiFi-Stereophonie von einem USA-Besuch. Insbesondere die Plattenfirmen hatten das Ziel geäußert, verstärkt junge Kundschaft zu erschließen, wozu es preiswerte Abspielgeräte bräuchte. im Gegensatz zum tonband kamen schon Ende der Sechziger auch hierzulande industriell vorbespielte Cassetten auf den Markt.
Außerdem hilft ein Blick in die zeitgenössische Werbung. Einfach mal schauen, wie die Firmen, z.B. in ihren Prospekten frühe Cassettengeräte beworben hatten: "Blaupunkt Cassetten-Tonbandgeärte werden immer tragbarer. Im Gewicht, im Preis ..." dazu Bilder von hübschen Mädchen in der Natur mit Cassettengerät. Und auf der nächsten Seite, das Blaupunkt Auto-Cassettengerät ( (Prospekt von 1970). Das Jahr davor? "Das preisgünstige Reporter-Tonbandgerät für alle Tonjäger ..." Auch die Grundig Cassetten-Tonbandgeräte von 1968 hatten natürlich alle einen Henkel gehabt. Und im Katalog von 1972 wird der Grundig C401 gezeigt, wie ihn ein hübsches Mädchen am Henkel trägt. In der folgenden Grundig-Revue ist so ein Gerät NUR draußen zu sehen: meist in der Hand von jungen Leuten.

Das "Aufrollen" des Unterhaltungselektronik-Marktes war in den USA durch die Europäer, vor allem durch die Deutschen, im Mittelklasse-Sektor durch bessere Verarbeitung und guten Sound bei günstigen Preisen erfolgt. Das Aufrollen des amerikanischen HiFi-Marktes war durch die Japaner durch hohe Verarbeitungsqualität und technischen Vorsprung bei gleichzeitig günstigem Preis erfolgt. Das Aufrollen des US-Fernsehmarktes war von den Japanern durch bessere Qualität bei kleinerem Preis, das Aufrollen des "Transistor"-Marktes schon in den fünfziger Jahren durch die Japaner vor allem durch die Schlafmützigkeit der amerikanischen Hersteller erfolgt, die ihren technologischen Vorsprung verpennt und dann verloren hatten.
In Deutschland hatte es, abgesehen von Dual und Braun, in der ersten Hälfte der siebziger Jahre keine deutsche Firma gegeben, die den HiFi-Markt ernsthaft zu besetzen versucht hatte. Da hatte es nichts "aufzurollen" gegeben. Es hatte keine relevante Nachfrage gegeben. Und das Standard-Wirrwarr hatte dafür gesorgt, dass niemand Interesse gehabt hatte, zu investieren.
Die "Japaner" haben den Markt nicht mit "besserer" Technik "aufgerollt"; sie haben Geräte geliefert, die sie in den USA, nicht mehr los wurden und sie haben das zu Preisen getan, zu denen der hier einheimische Käufer solche Geräte nicht produzieren hatte wollen.

Das gute Image haben die Japaner in Deutschland, weil sie in dieser Zeit etwas zu bezahlbaren Preisen angeboten hatten, dass es nicht gegeben hatte, das die einheimischen Firmen nicht angeboten hatten. Hätten sie es gekonnt? Natürlich hätte sie. Nur war man der Meinung gewesen, es hat nicht gelohnt.
War das eine Fehl-Einschätzung gewesen? Nein, war es nicht.
Das gute Image haben die auswärtigen Hersteller aber auch, weil der Käufer hierzulande ein dummer ist. Denn die Methoden, mit denen die "tollen2 hierzulande in den Markt gedrückt worden sind, sind eigentlich nicht geeignet gewesen, ein gutes Image zur rechtfertigen. Was nicht heißen soll, dass andere besser gewesen wären. Aber, dass ein Arbeiter bei beispielsweise AEG (willkürlich gewählt) ein Produkt "Made in Ausland" kauft, anstatt das eigene, ist schon grenzenlos dumm, oder?

HiFi-Studios als Pilz-Ersatz hatte es nur wenige und für kurze Zeit gegeben. Die meisten von denen haben von Beginn an oder irgendwann angefangen, auch andere Dinge zu machen: Fernsehen, Auto-HiFi usw. Oder sie sind verschwunden. Leben von HiFi konnten die, die teure Systeme verkauft haben.
Insbesondere in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre hat auch im Handel ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb eingesetzt, befeuert von eben den asiatischen Herstellern, mit immer neu und immer billiger. Die Margen schrumpften und der Großhandel, der bisher den Einzelhandel finanziert gehabt hatte, ging kaputt.
Insbesondere die sogenannten HiFi-Händler sind dadurch aufgefallen, dass sie sich neuer Beschaffungs-Konzepte bedient haben: Man hat selber importiert oder direkt bei den Distributoren gekauft. Die Folge war, man musste verkaufen, was da war, und man konnte nicht (mehr) für den Kunden beschaffen, was der hatte haben wollen.
Es gibt ein nettes Interview mit Herrn Hansen, der erklärt warum er bei Schauland ausgestiegen ist und Phonosophie gegründet hat. Man kann aber auch mal schauen, wer von den großen HiFi-Händlern übrig geblieben ist (nicht die drei oder vier aufzählen, die bundesweit überlebt haben).

Am Ende reicht ein Blick in die Statistiken, die zum Beispiel regelmäßig in der Funkschau veröffentlicht worden sind. Im gesamten UE-Bereich ist HiFi immer eine Nische gewesen.

Für eine Grundig TK5 ist das aber aber ohne Bedeutung.

@ "Baggersee"
Ihr lasst den Komfort außer Acht. Wer nicht wirklich auf die Qualität achtet, der ist auch nicht notwendig bereit, ein Band einzufädeln, wenn er einfach eine Cassette einlegen könnte. Auch darauf hob die Werbung, insbesondere der späten Sechziger, massiv ab.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#37
hallo Matthias und die Moderatoren,

vielleicht sollten wir diese Diskussion von dem Thema "Vorstellung TK5" abhängen und in den OT-Bereich verschieben. Ich fänd es einerseits schaden, die Diskussion zu beenden, andererseits finde ich es auch nicht ok, wenn die tolle TK5-Vorstellung von Matthias kaputtgemacht wird.

Gruß Frank
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#38
Super Vorstellung und Super Diskussion.

Nur kurz zu AEG Mitarbeitern. Bin selber Bj. 1964. Mein Onkel stand sein (Arbeits)leben lang an der Werkbank von AEG der andere beim Fahradhersteller Hercules. Die gingen in den 60ern einmal die Woche bei Quelle vorbei um die neuesten Singles zu stöbern. Waren also genau die Nachkriegsgeneration für die ausgehenden TK5 u.ä. gebaut wurden. Bei denen hast du nichts Japanisches gefunden. Maximal wurde Neckermann und Quelle akzeptiert. Für mich begann die Musikberieselung Mitte 70er mit CC von Universum. Also Zeug von dem man heute weiss das es großteils in der DDR produziert wurde.

Nach Klang habe ich zumindest in meiner Jugendzeit nicht gefragt. Mir genügte das was da rauskam in den 70ern vollkommen. Kataloge habe ich auf der Suche nach meiner ersten selbstgekauften Anlage erst Mitte der 80er gewälzt. Da habe ich mich nach meiner Erinnerung schon sehr stark von div. Klangtestzeitschriften leiten lassen. Da gab es aber fast auch nur noch Japaner. Zumindest wurde denen die größere Klangkompetenz zugestanden. Ich denke Klang ist zu allererst eine Diskussion der Retro-HiFi Zeit besonders geführt von Leuten meiner Generation. Also im Sinne "Mein Gerät ist toller als Deines". Ich weiss gar nicht wie oft ich im den einschlägigen Foren schon gehört habe das man sich keine Meinung bilden könnte wenn man nicht schon mal dieses oder jenes meist sünhaft teure Teil besessen hätte. Gut, nun hab ich mir auch eine Nagra 4.2 zugelegt. Aber eigentlich nur weil zu klein ist und ich nicht soviel Platz habe.

Deshalb finde ich Gerätevorstellungen von solch alten Gerätes auch so wichtig. Damit eines nicht in Vergesenheit gerät. Klang ist eine Erfindung der ausgehenden 70er Jahre und beginnenden 80er Jahre als im Grunde bereits nicht mehr weiter entwickelt wurde sondern nur noch Kosteneffekte genutzt wurden. Dazu musste das Marketing optimiert werden. Ich bin mir sicher das ein TK5 eine Tonkonserve bereits so abspielt das man Spaß beim hören hat. Sonst wären die Dinger damals nicht gekauft worden. Ich kann mir nicht vorstellen das man die Musik der Elvis, Beatles, Stones, Kinks u.ä. nicht mehr gut findet den die Klänge einem TK5 und nicht einem Revox a 700 entstammen.

Mit Klang hat man besonders meine Generation verseucht. Und aus dieser Generation ist es direkt in die Retro HiFi Welle eingefloßen. Es hat sich jedoch alles wieder normaliesiert. Mein Töchter interessieren sich z.B. nicht die Bohne für Klang. Und wenn man ehrlich ist. So schlecht ist das was aus den heutigen Smartphones kommt ja auch nicht....

VG Martin


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#39
Nunja, gut ist das was aus dem Smartphone kommt nun auch nicht. Kommt aber immer darauf an mit was man es vergleicht.

Ich habe auch ein TK 5. Klang nunja sagen wir mal der Zeit angemessen ( zumindest über den eingebauten Lautsprecher). Das TK 8 war da schon ein ganz anderer Kaliber. Aber egal ob TK5 oder TK8 diese haben beide die selben Laufwerke und das ist unkaputtbar. Vor allem, und das finde ich das wichtigste ,auch trotz des hohen Alters ist das Laufwerk noch Alttagstauglich was man von dem Laufwerk des TK 830 nun nicht behaupten kann.

Leider findet man heute das TK5 sowie das TK 8 meißtens nur mit abgebrochenem Spulhebel aufgrund Bedienfehlers bzw Unwissenheit. Ok wer es nicht weiß und kennt ist die Bedienung der Knöpfe und Hebel etwas gewöhnungsbedürftig.

Gruß

holger
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#40
die Vorgängergeneration des TK5, zu der das TK830 gehört, hatte eine Achillesferse, und zwar die Schlingfedern. Wenn man diese im Griff hat, ist das Laufwerk das solideste, was Grundig je gebaut hat.

Um den Betrieb in zwei Richtungen zu ermöglichen, haben diese Laufwerke zwei Kupplungen eingebaut, die in jeweils eine Richtung als Freilauf wirken und in die jeweils andere Richtung Kraftschluss haben. Dies wird mit einer längs aufgewickelten Feder erreicht, die sich in eine Richtung etwas abwickelt, und dadurch einen größeren Aussendurchmesser bekommt. In die andere Richtung wickelt sie sich auf, der Durchmesser wird kleiner. Um den ganzen Mechanismus befindet sich eine hohle Achse - wenn die Feder aufgeweitet ist, wird die Hohlachse mitgenommen, ist sie zusammengewickelt, läuft das innere Teil frei.

Jede Feder ist unten an der Achse mit einem Stellring und zwei Schrauben befestigt. Diese Schrauben sind nur mit etwas Lack gesichert, und fangen mit der Zeit an, sich zu lockern. Zuerst hat die Feder in Drehrichtung keinen Halt mehr, der Antrieb rutscht durch. Wenn sich die Schrauben weiter lockern, fällt der Stellring irgendwann nach unten, die Feder wickelt sich nach unten aus ihrem Gehäuse und reisst ab. Kein Mensch schaut nach diesen Verschraubungen, da aber niemand mehr diese speziellen Federn wickeln kann ( zumindest habe ich bisher niemanden gefunden ), ist bei einer gebrochenen Feder das Gerät Schrott. Leider sieht man den Angeboten bei Ebay auch nicht an, ob die Schlingfedern noch intakt sind.

Bis auf die Verschraubungen sind diese Kupplungen verschleiß- und wartungsfrei, und ersparen in Verbindung mit elektromagnetisch gesteuerten Rutschkupplungen in den Wickeltellern einen großen Teil der Hebelchen und Zwischenrollen, die bei späteren Grundigs so viel Freude gemacht haben. Ich bin ein Fan dieser Uralt-Grundigs, die noch die Handschrift des Konstrukteurs Kurt Bier tragen, mit dem sich Max Grundig leider so früh verkracht hat.

Ich finde, das TK5 darf man nicht an seinen technischen Qualitäten bewerten. Was das TK5 besonders macht, ist, dass es das erste "Volkstonbandgerät" war, das sich jeder leisten konnte, der wollte. Die Geräte davor waren technisch sicher reizvoller, aber auch so teuer, dass sie nur einem kleinen Kreis vorbehalten waren.

Gruß Frank
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#41
Hallo Frank
Sorry aber ich muss dir da wiedersprechen.
Das TK 16 sowie das TK 820 haben das von dir beschriebene Federlaufwerk. Das TK 830 nicht. Das ist etwas anders, hm schwer zu beschreiben. Das TK 830 hat für rechts und linkslauf so eine Art Klinkenlaufwerk. Dort sind Scheiben mit Rasterzahnräder auf desen Rand sich Klinken befinden. Je nach Laufrichtung klinken sich diese in das Zahnrad ein und drehen in Laufrichtung wobei dann das andere nicht einrastet , weil es dann entgegensetzt läuft und dreht frei.
Dieses Klinkenlaufwerk ist aber nicht minder empfindlich. Dieses muß penibel sauber und leichtgängig sein.
Noch ein Schwachpunkt des TK 830 sowie auch TK 16 und TK 820 waren die beiden Andruckrollen für die Tonköpfe. Diese waren in den meißten fällen hart oder unrund abgelaufen wodurch der Ton dumpf wurde.
Ich hatte mal das TK 16 sowie das TK 830 an dem Laufwerk war man ständig dran. Habe dann beide verkauft. Eines kann man aber nicht abstreiten, das TK 830 hat ein Hammer Klang für die damalige Zeit aufgrund der Gegentaktendstufe. Nah dran kam da nur das AEG,bzw Telefunken K85 was ebenfalls eine Gegentaktendstufe besaß.

Gruß
holger
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#42
Hallo ihr beiden,

das Tk 830 gab es mit BEIDEN Kupplungstypen, anfangs die Schlingfedern, später die Sperrklinken. Insofern habt ihr beide Recht.

Ich teile ansonsten Holgers Erfahrungen. Die Reversegeräte sind eine einzige Katastrophe. Die Schlingfederkupplungen sind ein Drama (waren sie damals zu Lebzeiten schon lt. alter Techniker) und auch heute Restaurators Grauen. Funktioniert immer nur eine Zeitlang. Und selbst wenn die Kupplungen Ruhe geben (auch die Klinkenkupplung sind problematisch, sie verlangen klinische Sauberkeit), hängt irgendein Relaiskontakt immer. Auch konstruktiv ist das Laufwerk Blödsinn, denn da der Motor beim Starten immer erst anlaufen muss, kann die Wiedergabe nur verzögert einsetzen. Und wenn eine Feder defekt ist, ist wie du sagst Feierabend.
Neenee, in meiner großen Sammlung sind nur ein TK 16 (habe ich überholt mit dem heiligen Schwur, nie wieder ein Reversegerät aufzuschrauben) und ein 830, eben deshalb unrestauriert und das bleibt es auch. Vielleicht verkaufe ich es auch mal. Welch ein Fortschritt war dann die 30er Serie und später die 40er Modelle! Das sind dann MEINE Lieblings-Grundigs.

Übrigens sind die Reverse-Laufwerke eben nicht mehr das Werk Kurt Biers. Der hatte das Laufwerk konstruiert, auf dem Reporter 300, 500, 700 basierten.

Gruß
Stefan
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#43
Wie ist eigentlich qualitativ das TK 25 einzuschätzen?
Von meinem Opa neu 1958 gekauft.
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#44
Hallo Gemeinde
Na hoppla, das es das TK 830 mit beiden Laufwerken gab wußte ich auch noch nicht. Hatte in meinem Sammlerleben 3 Stück davon.Alle drei hatten bloß dieses Klinkenlaufwerk. ( Aber ich hab es mittlerweile aufgegeben diese Kisten zumindest einigermaßen Alltagstauglich zu bekommen )
@ Frank also wiederspreche ich Dir doch nicht Big Grin Big Grin , sorry

Hm, wobei die 40ziger Serie auch nicht unbedingt als unproblematisch einzustufen ist. Da war gerne mal der Zinkfrass zu Gange.
Besonders das Zwischenrad oben zwischen den beiden Wickeltellern, bzw eher die Halterung dessen.
Das TK 40 was auch als Schultonbandgerät galt ist gar nicht so verkehrt. Die Verstärkerleistung ist bei Anschluß eines externen Lautsprechers gar nicht mal zu verachten, dank Gegentaktendstufe ( wenn ich das so richtig in Erinnerung habe ). Gut auch das man bei dem Gerät schon nur den Verstärker dazu schalten konnte ohne das der Motor mit lief. Der einzige Bock den sie bei diesem Gerät geschossen haben ist ein TB zu bauen für 18ner Spulen aber sind diese drauf geht der Deckel nicht mehr zu, was sich die Konstrukteure sich dabei gedacht haben...... Dabei hätte das TB nicht wesentlich größer sein müssen damit es passt. Nunja, wir werden es wohl nicht mehr erfahren.

Gruß
holger
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#45
Hölger,

alles ziemlich richtig.

Nur eines muss berichtigt werden:
Das Gerät, welches du meinst, nannte sich TK 41. Das war die Kiste mit der 7-Watt-Endstufe, durch eine ELL 80 befeuert und abschaltbarem Laufwerk.
Ansonsten alles korrekt.

Und ja, über die Sache mit nicht aufsetzbarem Deckel bei Spule 18 ärgere ich mich heute noch. Was sollte das bloß ?

Kleiner Hinweis an den TE, wenn auch spät: Es heisst "der TK 5" nicht "die TK 5". Darauf lege ich Wert. Denn TK heißt "Tonbandkoffer". Und der wird mit "der" angesprochen.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#46
Hallo,

die kleinen Geräte der 40er Serie, also 40, 41, 42, wurden auch nur mit 15er Leerspule ausgeliefert. Bei den großen Typen TK 45 bis 47 schließt der Deckel auch mit aufliegenden 18er Spulen. Ich vermute mal, das sollte den "Mehrwert" (und Mehrpreis) der großen Typen unterstützen. Das mit dem Zinkfraß stimmt, betrifft aber glücklicherweise nur die Exemplare bis Frühjahr 1963.

Jetzt sind wir aber schon verdammt weit vom TK 5 weg!

Gruß
Stefan
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#47
TK 240,'index.php?page=Thread&postID=193764#post193764 schrieb:... Kleiner Hinweis an den TE ...

Hallo Wolfgang,

bin ich jetzt ein "TE"? Vorgestern war ich noch Mensch. So schnell kann das gehen.

Du meinst, es wäre "der TK5"? Aber es heißt doch "die 5" ... Oder kann jemandes Geschlecht durch eine Abkürzung eindeutig definiert werden?

Wie dem auch sei: Es steht so wie es steht und ist nicht änderbar. So will es das Forum.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#48
Moin Matthias,

sorry, das war keineswegs böse oder sonstwie gemeint. TE war halt gerade in den Fingern parat.....also bitte nichts hier hinein interpretoeren.

Abgesehen davon hieß ich gestern noch Thomas. Wolfgang ist aber auch ok.

Gruß
Thomas-Wolfgang
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#49
Aber am "der" Tonbandkoffer halte ich fest. Da bin ich genau so unbarmherzig wie Anselm mit seinen Reports ! Jawollja.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#50
und ich hatte das TK830 und schon mehrere andere dieser Bauart bisher nur mit den Schlingfedern auf dem Tisch stehen, und wusste nicht, dass es da noch was anderes gab. Wenn mal jemand so ein Gerät übrig hat, kann er sich gerne bei mir melden, ich würde mir das mal gerne anschauen.

Was die Zuverlässigkeit angeht, kann ich natürlich nur den Liebhaber-Betrieb bewerten, sprich, höchstens ein bis zwei Betriebsstunden pro Monat. Und da sind einmal nachgesehene Schlingfederkupplungen zumindest bei mir völig problemlos. Ausserdem muss man glaube ich auch den allgemeinen Entwicklungsstand des Heimtonbandgerätes in den frühen Fünfzigern berücksichtigen, und sich mal ansehen, was die Konkurrenz in der Zeit vor 1955 zu bieten hatte. In diesem Kontext waren die Grundig Geräte schon ganz weit vorne.

Das mit Kurt Bier stimmt und stimmt auch wieder nicht. Die einzigen Konstruktionen, die reine Bier Kreationen sind, sind das 300 und 500. Dann ging der Streit los, und schon das 700 soll lt. Max Grundig so weit abgewandelt worden sein, dass keine Bier Patente mehr betroffen waren. Der Rechtsstreit bezog dann aber sogar noch die Nachfolgemodelle mit ein, und das waren halt TK9 und folgende. Auch wenn der Betreiber des virtuellen Tonbandmuseums hier nicht den besten Ruf genießt, diese Geschichte hier ist wohl glaubwürdig:

http://www.tonbandmuseum.info/kurt-bier.html

Auch wenn hier nur die erste Seite der Patentschrift abgebildet ist, erkennt man schon beim Lesen die Parallelen zur TK9 Konstruktion. Die nachfolgenden Generationen verzichteten dann z.B. komplett auf elektromagnetische Kupplungen und Servomagneten, wodurch die Grundig Geräte zu diesen Hebelchengräbern wurden. Wieso Max Grundig so lange auf die Mehrmotorenlaufwerke verzichtet hat, das ist ein Rätsel, das wohl niemand mehr ergründen wird.

Gruß Frank
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