04.02.2017, 23:20
Moin, moin.
Sie läuft!
Zumindest drehen sich die Spulen, zumindest zählt das Zählwerk und zumindest schlagen die VU-Meter aus.
Schon allein das ist im Kontext der Information, dass es um eine neue Bandmaschine geht, eine Sensation!
Und die wird an diesem Wochenende das erste mal auf den Norddeutschen HiFi-Tagen einer größeren Öffentlichkeit präsentiert.
Und ein vorbespieltes Band spielt sie auch ab. Bernhard und ich durften ihr dabei zuhören.
Roland Schneider meint, es wäre einfach schade gewesen, würde diese Technik vergessen werden. Schneider?
Als ein Besucher der Messe fragte, wer denn Herr Ballfinger sei und ich auf Herrn Schneider zeigte, grinste der nur.
Und die These mancher Besucher, „Ballfinger“ klinge nach „Schweiz“, hat vielleicht etwas mit Vorurteilen über die Herkunft luxuriöser Bandmaschinen im Allgemeinen zu tun: Perfectone, Nagra, Stellavox, Studer, Revox …, aber nichts mit der Herkunft der feinen Düsseldorferin.
Denn „Ballfinger“ will eigentlich englisch ausgesprochen werden. Der Name repräsentiert den berühmtesten, zumindest den ersten „berühmtesten“ Entwurf des Produktdesigners Roland Schneider aus dem Jahre 2004.
Und dessen Gestaltung, die Konzepte bekannter Designer aufgreift, macht einen Faible ihres Schöpfers Schneider für das Klassische und für das Greifbare deutlich, was sich auch in seinen Entwürfen für mechanische Uhren spiegelt.
„… bei allen technischen Möglichkeiten heute und in Zukunft: Es ist davon auszugehen, dass wir Menschen noch lange die Körperlichkeit der Dinge immer der weitergehenden, durch technischen Fortschritt möglichen, Reduktion vorziehen werden. Denn so komfortabel und verlockend neue Technologien am Anfang immer sind: Wir wollen sehr wohl zwischen beliebiger Benutzeroberfläche und realer Substanz wählen können. Die Indizien dafür sind unübersehbar: So wird beispielsweise das gedruckte Buch immer in unseren Regalen stehen und all ihren Unzulänglichkeiten zum Trotz: Die Schallplatte als haptisches Speichermedium erfreut sich wieder höchster Beliebtheit, ohne dass der Industrie anfänglich daran eine Beteiligung nachgewiesen werden kann. ...“ (Quelle: s. Link "Entwurf")
Und so hat Roland Schneider bereits 2013, als bereits „… alles tonale und visuelle in ein Telefon ...“ passte, begonnen einen Plattenspieler und ein Tonbandgerät zu entwerfen.
Es geht bei der Ballfinger also nicht um die Frage, ob sie etwas „Neues“ bietet. Ein Wettstreit darum hätte möglicherweise zu einem Spulentonbandgerät für PCM-Aufzeichnungen geführt. Es geht vielmehr darum, die Tonbandtechnik am Leben zu erhalten, vielleicht neu zu entdecken, und es geht darum, dies auf hohem Niveau aber eben auch angemessen zu tun. Denn eine „neue Aufnahmetechnik“ gibt es ja schon. Dafür braucht es kein „neues“ Spulen-Tonbandgerät.
Die Ballfinger M-063 der Roland Schneider Feinwerktechnik, Düsseldorf, ist ein analoges Tonbandgerät für das 1/4“-Format, für Spulengrößen bis 26,5 cm Durchmesser (offene Wickel bis 30 cm) und für 2-Spur Stereo Aufnahmen und Wiedergabe. Bandgeschwindigkeiten von 9,5, 19 und 38 cm/s sind möglich. Dabei sorgen zwei drehbar gelagerte Bandfühlhebel und eine ausgefeilte Steuer-Elektronik für die drei Motoren für ein Höchstmaß an Bandschonung.
Zwei VU-Meter aus England, drei Tonköpfe aus Belgien, dazu ein rotes LED-Display, das die Betriebsart und das Bandzählwerk anzeigt, eine zumindest gestalterische Trennung von Laufwerk und Bedien-Einheit, leichtgängige Tipptasten mit Funktions-Rückmeldung über rote LEDs und metallene Drehregler, machen eine Haptik im Stile klassischer Heim-Tonbandgeräte perfekt.
Sie sieht elegant aus, nicht protzig. Die Verarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck. All die Laut-Äußerungen, die wir von ihren Ahnen schon nach dem Anschalten kennen, sind ihr weitgehend fremd.
Die Bedienung ist vertraut: Die Möglichkeit, Ein- und Ausgangspegel voreinzustellen und über die Uncal-Tasten ein- oder auszuschalten (PR99), die variable Geschwindigkeit (TS1000), die vielfältigen Anzeigefunktionen (MPK-005S) usw. Aber die Ballfinger ist eben auch eine weitgehende Neuentwicklung, die keine unmittelbare Vorgängerin hat, von der sie etwas hat erben müssen, weil es halt da war. So konnten selbst die Motoren neu entwickelt werden.
Auch wenn der Entwickler in seinem Prospekt meint, „... die M 063 wurde sowohl für den professionellen also auch für den ambitionierten Musikliebhaber entwickelt“, wird der 28.000 Euro-Bolide seine Liebhaber wohl eher in privaten Haushalten finden, deren Besitzer nicht mehr auf den Pfennig oder auf den Cent schauen müssen, als im professionellen Einsatz. Denn um die Ballfinger auf das gewünschte Bandmaterial einzumessen, muss halt erst die Frontplatte abgenommen und die Elektronik ausgeklappt, alternativ müsste die Rückwand abgeschraubt und dort mit einem extra langen Schraubenzieher gearbeitet werden. Eher nicht Studio-kompatibel, weil für den Alltag dann doch nicht schnell genug.
Das und die Tatsache, das erst zwei Geräte existieren und wohl nur fünf Exemplare in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken sollen, sie also kaum als „ausgereift“ erprobt ist, wird ihr den Einsatz im Studio eher verwehren. Zumindest vorerst. Aber ihr Schöpfer beschreibt die M063 ja auch als „:.. Anfang einer ganz neuen Generation von Magnetofonen.“
Und wenn man das durchschnittliche Preisniveau von Plattenspielern oder Lautsprecherboxen auf den Norddeutschen HiFi-Tagen berücksichtigt, sollte der Absatz einer solchen kleinen Serie am Preis nicht scheitern.
Bereits jetzt, so der Entwickler, haben zahlreiche Interessenten vorgeschlagen, die neue Bandmaschine auf verschiedenen Messen in Deutschland und auch in den USA zu präsentieren. Interesse ist also vorhanden. Ob und wann sie wieder zu sehen sein wird, ist hingegen noch nicht entschieden.
Vielleicht wird sich die Zukunft der Ballfinger eher an der Frage entscheiden, ob die beiden verbliebenen Hersteller neuen Bandmaterials im „Westen“ dem Kaufinteressenten Hoffnung machen werden, dass sie ihn über die Lebenszeit der M063 mit Nachschub ausstatten werden.
Vielleicht wird sich ihre Zukunft auch an der Frage beanworten, ob der Hersteller sich entscheiden wird, den eigenwilligen Schraubmechanismus für die Spulenbefestigung gegen einen „üblichen“ Dreizack oder Bobby-Aufsatz auszutauschen. Auch wenn die Fertigung dieses speziellen Teils bislang an den Kosten für die Produktion gescheitert ist. Das Gros der Bänder auf dieser Welt beherbergen halt alte Spulen.
Ob es jemals ein 4-Spur, ein Vollspur- oder gar ein Mehrspur-Gerät geben wird, ist heute zumindest nicht absehbar. Vielleicht, wenn wir einige Tausend Exemplare bestellen.
Zumindest Autoreverse wird die Ballfinger können, kann sie eigentlich schon heute. Jedenfalls läuft sie in der „Editier-Funktion“ in beide Richtungen. Und das in mehr oder weniger beliebiger Geschwindigkeit. Da ist also schon heute eine Menge Spielraum für die Zukunft.
Technische Daten (Prospektangabe)
Laufwerk.
Prozessorgesteuertes und direkt angetriebenes 3-Motoren-Laufwerk mit 1/4″ Bandlauf und 2 Kanälen
Wickelmotoren: 2 bürstenlose DC- Scheibenläufermotoren mit feldorientierter Sinuskommutierung. Elektrische Bremsen, geregelt über Bandzugsensoren.
Capstanmotor: 1 bürstenloser DC-Scheibenläufermotor mit feldorientierter Sinuskommutierung. Drehzahlregelung mittels hochfrequenter PLL (Phase Locked Loop), theoretische Hochlaufzeit bei 19cm/s: 0,08 s
3 Schrittmotoren für mechanische Bremse und Kopfblock
Andruckrolle über Servoantrieb angetrieben
Betriebsstundenzähler optional
Betriebslage
Beliebig zwischen horizontal und vertikal
Bandlauf
Rillenkugellager links und rechts vom Kopfblock, je eine Bandberuhigungsrolle links und rechts, Dämpfungselement mit Umlenkrolle links und rechts außen. Kopfblock angetrieben für variablen Band- Kopfkontakt bei Wiedergabe und Aufnahme.
Bandgeschwindigkeiten
9,5 cm/s, 19 cm/s und 38 cm/s
Toleranz der Sollgeschwindigkeit: 0,05 %
Variable Geschwindigkeit: +/- 10 % bei 9,5, 19 und 38 cm/s
Variable Geschwindigkeit beim Editieren: -125 cm/s bis 125 cm/s
Tonhöhenschwankungen
> 0,04 %
Schlupf
> 0,08 %
Wickelgröße
Bis maximal 30 cm Offenwickel, Befestigung über Schraubklemmen
Umspulzeit
2 Geschwindigkeiten einstellbar: 5 m/s, 10 m/s
Kleine Geschwindigkeit für Archivwickel bei erhöhtem Gegenzug
Laufwerkssteuerung
9 Mikroprozessoren, 2 Drucksensoren für Bandzug, 3 Drehzahlgeber an Wickelmotoren und Umlenkrolle
Fernbedienbar mit Infrarotbernbedienung
Echtzeitzählwerk im Zeitformat Std/Min/Sec, 100/Sek, Autolocatorfunktion
Automatisches Einfädeln bis Bandanfang, Autostop bei Play und Wickeln abschaltbar, Automatische Wiederholfunktion programmierbar
Audioelektronik
Je eine Hauptplatine für Aufnahme und Wiedergabe, Alle Verstärker sowie Löschoszillator auf separaten Steckkarten. Kopfhörerverstärker über Motorpotentiometer regel – und fernbedienbar.
Tonköpfe
3 Tonköpfe- Löschkopf, Schreibkopf, Wiedergabekopf in 2- Kanal mit 2 mm Trennspur. Vollspurlöschkopf optional
Entzerrung Wiedergabe
9,5 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 130 µs
19 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 70 µs
38 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 35 µs
Entzerrung Aufnahme
9,5 cm/s: CCIR 130 µs
19 cm/s: CCIR 70 µs
38 cm/s: CCIR 35 µs
Frequenzgang (Gemessen mit Pyral SM 911)
9,5 cm/s: 30 Hz – 16000 Hz +/- 2 dB
19 cm/s: 30 Hz – 20000 Hz +/- 2 dB
38 cm/s: 30 Hz – 22000 Hz +/- 2 dB
VU-Meter
35 mm x 60 mm nach ASA-Norm, Vorlauf 1,5 %
Klirrfaktor (über Band gemessen)
Bei 0 VU < 0,3 %
Geräuschspannungsabstand
> 70 dB bei Bandfluss 1020 nWb/m bei 19 cm/s
Übersprechdämpfung
> 43 dB bei 1000 Hz
Löschdämpfung
>75 dB bei 1000 Hz, 19 cm/s
Eingänge
Eingänge symmetrisch auf XLR oder umschaltbar auf unsymmetrisch auf Chinch, kalibriert umschaltbar auf unkalibriert +6 dB über Stellregler
Je ein großer Stellregler für Eingangsemfindlichkeit pro Kanal + ein Master mit Tandempotentiometer 2-Kanal
Ausgänge
Ausgänge symmetrisch auf XLR über Spindeltrimmer -10 dB bis + 25 dB einstellbar + unsymmetrisch auf Chinch, kalibriert umschaltbar auf unkalibriert +12 dB über Stellregler
Zusätzlich ein unsymmetrischer Ausgang auf Chinch mit Pegelsteller über Motorpotentiometer mit Infrarotfernbedienung
Stromversorgung
240V AC über Kaltgerätestecker 3-polig, Schutzklasse 1
Leistungsaufnahme
Max. Leistungsaufnahme: 90 Watt (Wickelbetrieb)
Bei Play: 16 Watt
Standby: 4 Watt
Maße
480 mm x 520 mm x 200 mm (B x H x T)
Holzseitenteile abnehmbar für Einbau in 19″ Rack
Gewicht
27,5 Kg
Tschüß, Matthias
Sie läuft!
Zumindest drehen sich die Spulen, zumindest zählt das Zählwerk und zumindest schlagen die VU-Meter aus.
Schon allein das ist im Kontext der Information, dass es um eine neue Bandmaschine geht, eine Sensation!
Und die wird an diesem Wochenende das erste mal auf den Norddeutschen HiFi-Tagen einer größeren Öffentlichkeit präsentiert.
Und ein vorbespieltes Band spielt sie auch ab. Bernhard und ich durften ihr dabei zuhören.
Roland Schneider meint, es wäre einfach schade gewesen, würde diese Technik vergessen werden. Schneider?
Als ein Besucher der Messe fragte, wer denn Herr Ballfinger sei und ich auf Herrn Schneider zeigte, grinste der nur.
Und die These mancher Besucher, „Ballfinger“ klinge nach „Schweiz“, hat vielleicht etwas mit Vorurteilen über die Herkunft luxuriöser Bandmaschinen im Allgemeinen zu tun: Perfectone, Nagra, Stellavox, Studer, Revox …, aber nichts mit der Herkunft der feinen Düsseldorferin.
Denn „Ballfinger“ will eigentlich englisch ausgesprochen werden. Der Name repräsentiert den berühmtesten, zumindest den ersten „berühmtesten“ Entwurf des Produktdesigners Roland Schneider aus dem Jahre 2004.
Und dessen Gestaltung, die Konzepte bekannter Designer aufgreift, macht einen Faible ihres Schöpfers Schneider für das Klassische und für das Greifbare deutlich, was sich auch in seinen Entwürfen für mechanische Uhren spiegelt.
„… bei allen technischen Möglichkeiten heute und in Zukunft: Es ist davon auszugehen, dass wir Menschen noch lange die Körperlichkeit der Dinge immer der weitergehenden, durch technischen Fortschritt möglichen, Reduktion vorziehen werden. Denn so komfortabel und verlockend neue Technologien am Anfang immer sind: Wir wollen sehr wohl zwischen beliebiger Benutzeroberfläche und realer Substanz wählen können. Die Indizien dafür sind unübersehbar: So wird beispielsweise das gedruckte Buch immer in unseren Regalen stehen und all ihren Unzulänglichkeiten zum Trotz: Die Schallplatte als haptisches Speichermedium erfreut sich wieder höchster Beliebtheit, ohne dass der Industrie anfänglich daran eine Beteiligung nachgewiesen werden kann. ...“ (Quelle: s. Link "Entwurf")
Und so hat Roland Schneider bereits 2013, als bereits „… alles tonale und visuelle in ein Telefon ...“ passte, begonnen einen Plattenspieler und ein Tonbandgerät zu entwerfen.
Es geht bei der Ballfinger also nicht um die Frage, ob sie etwas „Neues“ bietet. Ein Wettstreit darum hätte möglicherweise zu einem Spulentonbandgerät für PCM-Aufzeichnungen geführt. Es geht vielmehr darum, die Tonbandtechnik am Leben zu erhalten, vielleicht neu zu entdecken, und es geht darum, dies auf hohem Niveau aber eben auch angemessen zu tun. Denn eine „neue Aufnahmetechnik“ gibt es ja schon. Dafür braucht es kein „neues“ Spulen-Tonbandgerät.
Die Ballfinger M-063 der Roland Schneider Feinwerktechnik, Düsseldorf, ist ein analoges Tonbandgerät für das 1/4“-Format, für Spulengrößen bis 26,5 cm Durchmesser (offene Wickel bis 30 cm) und für 2-Spur Stereo Aufnahmen und Wiedergabe. Bandgeschwindigkeiten von 9,5, 19 und 38 cm/s sind möglich. Dabei sorgen zwei drehbar gelagerte Bandfühlhebel und eine ausgefeilte Steuer-Elektronik für die drei Motoren für ein Höchstmaß an Bandschonung.
Zwei VU-Meter aus England, drei Tonköpfe aus Belgien, dazu ein rotes LED-Display, das die Betriebsart und das Bandzählwerk anzeigt, eine zumindest gestalterische Trennung von Laufwerk und Bedien-Einheit, leichtgängige Tipptasten mit Funktions-Rückmeldung über rote LEDs und metallene Drehregler, machen eine Haptik im Stile klassischer Heim-Tonbandgeräte perfekt.
Sie sieht elegant aus, nicht protzig. Die Verarbeitung macht einen hervorragenden Eindruck. All die Laut-Äußerungen, die wir von ihren Ahnen schon nach dem Anschalten kennen, sind ihr weitgehend fremd.
Die Bedienung ist vertraut: Die Möglichkeit, Ein- und Ausgangspegel voreinzustellen und über die Uncal-Tasten ein- oder auszuschalten (PR99), die variable Geschwindigkeit (TS1000), die vielfältigen Anzeigefunktionen (MPK-005S) usw. Aber die Ballfinger ist eben auch eine weitgehende Neuentwicklung, die keine unmittelbare Vorgängerin hat, von der sie etwas hat erben müssen, weil es halt da war. So konnten selbst die Motoren neu entwickelt werden.
Auch wenn der Entwickler in seinem Prospekt meint, „... die M 063 wurde sowohl für den professionellen also auch für den ambitionierten Musikliebhaber entwickelt“, wird der 28.000 Euro-Bolide seine Liebhaber wohl eher in privaten Haushalten finden, deren Besitzer nicht mehr auf den Pfennig oder auf den Cent schauen müssen, als im professionellen Einsatz. Denn um die Ballfinger auf das gewünschte Bandmaterial einzumessen, muss halt erst die Frontplatte abgenommen und die Elektronik ausgeklappt, alternativ müsste die Rückwand abgeschraubt und dort mit einem extra langen Schraubenzieher gearbeitet werden. Eher nicht Studio-kompatibel, weil für den Alltag dann doch nicht schnell genug.
Das und die Tatsache, das erst zwei Geräte existieren und wohl nur fünf Exemplare in diesem Jahr das Licht der Welt erblicken sollen, sie also kaum als „ausgereift“ erprobt ist, wird ihr den Einsatz im Studio eher verwehren. Zumindest vorerst. Aber ihr Schöpfer beschreibt die M063 ja auch als „:.. Anfang einer ganz neuen Generation von Magnetofonen.“
Und wenn man das durchschnittliche Preisniveau von Plattenspielern oder Lautsprecherboxen auf den Norddeutschen HiFi-Tagen berücksichtigt, sollte der Absatz einer solchen kleinen Serie am Preis nicht scheitern.
Bereits jetzt, so der Entwickler, haben zahlreiche Interessenten vorgeschlagen, die neue Bandmaschine auf verschiedenen Messen in Deutschland und auch in den USA zu präsentieren. Interesse ist also vorhanden. Ob und wann sie wieder zu sehen sein wird, ist hingegen noch nicht entschieden.
Vielleicht wird sich die Zukunft der Ballfinger eher an der Frage entscheiden, ob die beiden verbliebenen Hersteller neuen Bandmaterials im „Westen“ dem Kaufinteressenten Hoffnung machen werden, dass sie ihn über die Lebenszeit der M063 mit Nachschub ausstatten werden.
Vielleicht wird sich ihre Zukunft auch an der Frage beanworten, ob der Hersteller sich entscheiden wird, den eigenwilligen Schraubmechanismus für die Spulenbefestigung gegen einen „üblichen“ Dreizack oder Bobby-Aufsatz auszutauschen. Auch wenn die Fertigung dieses speziellen Teils bislang an den Kosten für die Produktion gescheitert ist. Das Gros der Bänder auf dieser Welt beherbergen halt alte Spulen.
Ob es jemals ein 4-Spur, ein Vollspur- oder gar ein Mehrspur-Gerät geben wird, ist heute zumindest nicht absehbar. Vielleicht, wenn wir einige Tausend Exemplare bestellen.
Zumindest Autoreverse wird die Ballfinger können, kann sie eigentlich schon heute. Jedenfalls läuft sie in der „Editier-Funktion“ in beide Richtungen. Und das in mehr oder weniger beliebiger Geschwindigkeit. Da ist also schon heute eine Menge Spielraum für die Zukunft.
Technische Daten (Prospektangabe)
Laufwerk.
Prozessorgesteuertes und direkt angetriebenes 3-Motoren-Laufwerk mit 1/4″ Bandlauf und 2 Kanälen
Wickelmotoren: 2 bürstenlose DC- Scheibenläufermotoren mit feldorientierter Sinuskommutierung. Elektrische Bremsen, geregelt über Bandzugsensoren.
Capstanmotor: 1 bürstenloser DC-Scheibenläufermotor mit feldorientierter Sinuskommutierung. Drehzahlregelung mittels hochfrequenter PLL (Phase Locked Loop), theoretische Hochlaufzeit bei 19cm/s: 0,08 s
3 Schrittmotoren für mechanische Bremse und Kopfblock
Andruckrolle über Servoantrieb angetrieben
Betriebsstundenzähler optional
Betriebslage
Beliebig zwischen horizontal und vertikal
Bandlauf
Rillenkugellager links und rechts vom Kopfblock, je eine Bandberuhigungsrolle links und rechts, Dämpfungselement mit Umlenkrolle links und rechts außen. Kopfblock angetrieben für variablen Band- Kopfkontakt bei Wiedergabe und Aufnahme.
Bandgeschwindigkeiten
9,5 cm/s, 19 cm/s und 38 cm/s
Toleranz der Sollgeschwindigkeit: 0,05 %
Variable Geschwindigkeit: +/- 10 % bei 9,5, 19 und 38 cm/s
Variable Geschwindigkeit beim Editieren: -125 cm/s bis 125 cm/s
Tonhöhenschwankungen
> 0,04 %
Schlupf
> 0,08 %
Wickelgröße
Bis maximal 30 cm Offenwickel, Befestigung über Schraubklemmen
Umspulzeit
2 Geschwindigkeiten einstellbar: 5 m/s, 10 m/s
Kleine Geschwindigkeit für Archivwickel bei erhöhtem Gegenzug
Laufwerkssteuerung
9 Mikroprozessoren, 2 Drucksensoren für Bandzug, 3 Drehzahlgeber an Wickelmotoren und Umlenkrolle
Fernbedienbar mit Infrarotbernbedienung
Echtzeitzählwerk im Zeitformat Std/Min/Sec, 100/Sek, Autolocatorfunktion
Automatisches Einfädeln bis Bandanfang, Autostop bei Play und Wickeln abschaltbar, Automatische Wiederholfunktion programmierbar
Audioelektronik
Je eine Hauptplatine für Aufnahme und Wiedergabe, Alle Verstärker sowie Löschoszillator auf separaten Steckkarten. Kopfhörerverstärker über Motorpotentiometer regel – und fernbedienbar.
Tonköpfe
3 Tonköpfe- Löschkopf, Schreibkopf, Wiedergabekopf in 2- Kanal mit 2 mm Trennspur. Vollspurlöschkopf optional
Entzerrung Wiedergabe
9,5 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 130 µs
19 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 70 µs
38 cm/s: NAB 90 -3180 µs, CCIR 35 µs
Entzerrung Aufnahme
9,5 cm/s: CCIR 130 µs
19 cm/s: CCIR 70 µs
38 cm/s: CCIR 35 µs
Frequenzgang (Gemessen mit Pyral SM 911)
9,5 cm/s: 30 Hz – 16000 Hz +/- 2 dB
19 cm/s: 30 Hz – 20000 Hz +/- 2 dB
38 cm/s: 30 Hz – 22000 Hz +/- 2 dB
VU-Meter
35 mm x 60 mm nach ASA-Norm, Vorlauf 1,5 %
Klirrfaktor (über Band gemessen)
Bei 0 VU < 0,3 %
Geräuschspannungsabstand
> 70 dB bei Bandfluss 1020 nWb/m bei 19 cm/s
Übersprechdämpfung
> 43 dB bei 1000 Hz
Löschdämpfung
>75 dB bei 1000 Hz, 19 cm/s
Eingänge
Eingänge symmetrisch auf XLR oder umschaltbar auf unsymmetrisch auf Chinch, kalibriert umschaltbar auf unkalibriert +6 dB über Stellregler
Je ein großer Stellregler für Eingangsemfindlichkeit pro Kanal + ein Master mit Tandempotentiometer 2-Kanal
Ausgänge
Ausgänge symmetrisch auf XLR über Spindeltrimmer -10 dB bis + 25 dB einstellbar + unsymmetrisch auf Chinch, kalibriert umschaltbar auf unkalibriert +12 dB über Stellregler
Zusätzlich ein unsymmetrischer Ausgang auf Chinch mit Pegelsteller über Motorpotentiometer mit Infrarotfernbedienung
Stromversorgung
240V AC über Kaltgerätestecker 3-polig, Schutzklasse 1
Leistungsaufnahme
Max. Leistungsaufnahme: 90 Watt (Wickelbetrieb)
Bei Play: 16 Watt
Standby: 4 Watt
Maße
480 mm x 520 mm x 200 mm (B x H x T)
Holzseitenteile abnehmbar für Einbau in 19″ Rack
Gewicht
27,5 Kg
Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch