Zitat:Frank postete
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Heute morgen hat man mir gerüchtweise erzählt, ein Kalifornier habe das Emtec - Werk in München gekauft. Ob die komplette Immobilie oder nur die Fertigungsanlagen, war - gerüchteüblich- nicht zu erfahren.
Falls es stimmt, wenn jemand ein Bandwerk kauft, dann sicher nicht um eine Stehbierhalle draus zu machen. Aber womöglich kann man auf den Mascinen auch Isolierband, Küchenfolien oder Plastiktüten herstellen.
Das solltest du schnell vergessen, lieber Frank.
Letzten Freitag war ich noch einmal vor Ort. So wie es dort aussieht, kann das kein Kalifornier kaufen -nicht einmal der aus Graz; na ja, vielleicht bezahlt er es ja mit seiner 'anderen' Staatsbürgerschaft, 'ohne mit' der wird man ja "Gavana" und liebäugelt schon mit des Texaners Nachfolge. Die nötigen Muskeln hatte der Grazer ja schon immer. "Olläs bloß Fäntäsi..."
Unsinn beseite: Der Perutz-AGFA-BASF-EMTEC-Schuppen ist abbruchreif, die Banken besitzen den Laden noch immer, der Entkerner ist drin und räumt 'mit dem Scraper' auf. Das Gebäude wird nach Aussage derer, die es wirklich wissen müssen, weil sie damit noch alltäglich zu tun haben, sicher abgerissen, um das riesige Grundstück in durchaus nicht billiger Lage veräußern zu können.
Es gab seit 2003 durchaus Interessenten, denen aber die Weigerung der Banken, eine Anschubfinanzierung zu gewähren, Grund genug war, von einer Übernahme abzusehen. Jetzt ist es zu spät.
Ein gezielt erworbener Teil der Fertigungsanlagen ging definitiv nach Holland, wo man sich auch der Hilfe kundig unterstützenden Personals versicherte, weil man sichtlich Cassetten fertigen will. Nachdem durch den Zusammenbruch von Quantegy jetzt eine neue Lage entstanden ist, wurden auch -erfolgreiche- Versuche angestellt, klassisches Magnetband herzustellen.
Inwieweit das hinreicht, wird man sehen müssen, umso mehr als jeder Tag, den kein Band -in gewohnter Qualität- mehr verfügbar ist, gegen eine Marktetablierung neuer Bandsorten arbeitet und auch noch den letzten Analogbandnutzer auf den Computer zutreibt. Die größte zu überwindende Schwierigkeit besteht -wenn alles läuft- sicher in der Lieferung konstanter Qualität. Nachdem man sich zweifellos an einen professionellen Markt wenden wird, könnten sich genau an diesen zu gewärtigenden Problemen die Geister scheiden.
Wenn man in Friedrichs Buch von den in der Magnetbandgeschichte überaus zahlreichen, zunächst fast immer aus dem Nichts auftauchenden Problemen bei der Bandfertigung liest, wird man meine Besorgnis verstehen. Denn 'damals' geschah dies in Werken, in denen erhebliche, langjährige Kompetenz und Erfahrung gesammelt waren, die ein 'Junghersteller' weitab vom ehemaligen Schuss erst einmal ansammeln muss.
Die Beschichtungs- und Fertigungsanlagen in München (teilweise drei Etagen hoch und 80 m lang) sind zum Teil gar nicht abbaubar, ein beachtlicher Teil (nur) der Trennungsanlagen stand noch vergangenes Wochenende am Ort. Für Isolierband eignen sich die Anlagen ebensowenig wie für Aldi-Tüten, denn schon die Folie, die man als Trägermaterial nützte, stammte von Fremdfirmen. Allein den 'Bapp' hierzulande aufs Isolierband aufzutragen, dürfte unserer Management-Soldateska allemal zu teuer sein. Und wer braucht heute noch Isolierband?
DAT kam für EMTEC aus Japan, was dort diesbezüglich vorgeht, weiß ich aber nicht. In München sah ich fast fertig konfektioniert (in Cassettengehäusen betriebsfähig) angeliefertes Roh-Material, das nur noch nicht mit EMTEC gelabelt war und ohne Inlaycards und Aufkleber in den Snap-Boxen steckte.
In Opelika, AL gibt es einen Interessenten für Quantegy, "wenn der Preis stimmt". In Münchens Kistlerhofstraße aber ist der Zug abgefahren und hat eine schlimme Spur der Verwüstung hinterlassen.
Verbrannte Erde, ehedem staubfrei...
Hans-Joachim