Siemens Protos
#1
Hallo,

beim Kramen in Unterlagen meiner Eltern ist mir die Rechnung meines allerersten Tonbandgeräts, des Siemens Protos, das ich schon mehrfach erwähnt habe, in die Hände gefallen. Das Gerät habe ich offenkundig zu meinem 17. Geburtstag bekommen, und 372 Mark hat mein Vater damals nicht aus der Portokasse bezahlt. Radio Zieringer - oft besucht, mal wegen Kabeln, mal wegen neuester Schallplatten - hat seinen Laden noch vor dem Volksempfänger aufgemacht. Der Sohn hat, wenn ich das im Web richtig sehe, den Laden - allerdings nach einem Umzug - 2007 zugemacht. 86 Jahre ist eine stolze Leistung für so einen kleinen Familienbetrieb.

Gruß, Anselm

   
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#2
Respekt. Daß ein 56 Jahre alter Kaufbeleg noch vorhanden ist, zeugt von einer ordentlichen Privatbuchhaltung. Smile

Aber das dazugehörige Gerät hast Du vermutlich nicht mehr, oder?

Hattest Du das Protos damals bewusst ausgesucht, oder war das mehr eine Frage der Verfügbarkeit bei diesem Händler?
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#3
Bei mir es vor 56 Jahren so, da wurde nichts ausgesucht.
Es wurde das gegessen was auf den Tisch kam.
Im übertragenen Sinne gemeint.
So kam ich jedenfalls einige Jahre später zu meinem 724.

Gruss Hardy
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#4
Hallo Anselm!

1959 gab es für mich den Begriff "Tonbandgerät" noch nicht
in meinem Wortschatz. Geschweige denn, war daran zu denken,
mein Vater würde für uns solch´ einen Luxusgerät erwerben.
Für ihn stand an den ersten 5 Stellen immer der Erhalt/Ausbau
seiner Drogerien. Was wenig verwunderlich war. Davon lebten
wir schließlich.

Wie schön, daß Dein Vater Dich zum 17. Geburtstag mit dem
Siemens/Protos beglückt hat. Prima, daß wenigstens noch die
Rechnung vorliegt.

Leider ist die Rechnung meines Erstkaufes (4000 Report) in 1962
in den Wirren von Umzügen und privaten Einschnitten verloren
gegangen. Gerät, BDA und Plan gibt´s aber noch.

Rechnung von meinem (selbst erfüllten) Weihnachtsgeschenk 1965,
Gerät (UHER Royal 784E, funktionsfähig), BDA und Plan sind dagegen
komplett erhalten.

   

Den Laden gibt´s m. E. unter anderem Namen noch in Hannover.

Gruß
Wolfgang
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#5
Ich bin zwar ein ziemlich ordentlicher Mensch, aber Belege von vor 56 Jahren habe ich normalerweise nicht mehr. Bei der Auflösung der Wohnung meiner Eltern musste ich buchstäblich jeden Zettel umdrehen und habe aufgehoben, was mir aufhebenswert erschien. Der Beleg gehörte offenkundig dazu, aber ich hatte ihn völlig vergessen, bin jetzt erst auf einer anderen Suche darauf gestoßen.

Tonbandgeräte eroberten in den 1950er Jahren ja den Heimbereich. Mein Vater hatte persönlich kaum Interesse daran. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass ich mich selbst nach einem (nach damaligen Maßstäben) qualitativ möglichst hochwertigen und möglichst erschwinglichen Gerät umgesehen habe. Eine Rolle mag gespielt haben, dass mein Vater vermutlich bei Zieringer als Siemens-Angestellter Siemens-Rabatt erhielt.

Was aus dem Protos geworden ist, weiß ich nicht mehr. Vielleicht verkauft, vielleicht war es auch irreparabel geworden, denn ich habe es wirklich ständig benützt. Nachfolger war dann wohl das Report, das ich auf einer UHER-Weihnachtsfeier gewonnen habe.

Gruß, Anselm
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#6
Hallo Wolfgang,

es war noch Nachkriegszeit. Meine Eltern standen nach dem Krieg mit so gut wie nichts da. Die neue Siemens-Werkswohnung nach dem Umzug nach München musste erst mal auf Abstottern eingerichtet werden. An ein Auto war überhaupt nicht zu denken. Aber bei der Erfüllung solcher Herzenswünsche hatte ich immer gute Chancen. - Als Ergänzung zu meinem Report habe ich tatsächlich auch noch ein 724 bei einer Weihnachtsfeier gewonnen. Das habe ich dann allerdings (nicht essend, was auf den Tisch kam, Hardy Wink ) verkauft und - gegen Aufpreis natürlich - eine Royal gekauft. Da waren meine Ansprüche schon etwas gestiegen.

Nostalgie, seufz. :S

Gruß, Anselm
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#7
Anselm Rapp,'index.php?page=Thread&postID=179656#post179656 schrieb:Was aus dem Protos geworden ist, weiß ich nicht mehr. Vielleicht verkauft, vielleicht war es auch irreparabel geworden, denn ich habe es wirklich ständig benützt.

Oder irgendwann mal schnell verschwinden lassen, als Baron Hornstein vor der Tür stand, um die "Mitarbeiter des Monats"-Urkunde persönlich zu überbringen? Smile
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#8
Das Protos hat die UHER-Schwelle nie übertreten. Und "Mitarbeiter des Monats" gab es auch nicht. Ich vermute, dass das immer unser Chef geworden wäre ... Huh

Gruß, Anselm
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#9
Lieber Anselm, solltest Du etwas protossen wollen, könnte ich Dir mein Gerät leihen. Es sieht allerdings ziemlich besch...eiden aus.

Zurück ins Jahr 1982. Müllkippe im Teutoburger Wald (ja, IM Wald), unweit der heutigen Tennishochburg bei Halle/Westf.
Man fuhr an (der Mann am Häuschen guckte nur nach gewerblichen Anhängern),setzte mit seinem Auto bis vor die Kante und zack!. Alles koppheister runter in die Kuhle. Egal was. Autobatterien, alte Farbe,
Fernseher, Gartenabfälle, alles halt. Eine riesige Schweinerei aus heutiger Sicht. Der ganze Kack liegt da heute noch. Vielleicht wird er in ferner, rohstoffknapper Zukunft mal im Rahmen von "urban mining"
wieder hervorgewühlt.
Zum Thema:
Da lag ein zerschelltes Protos, gerade noch in Griffweite, noch weit genug von dem verwarzten Glibber nabenan entfernt. Habe es damals gefischt, wollte es immer mal heilemachen, bin nie dazu gekommen.
Bis auf Farbgebung und "Protos" Schriftzug entspricht es genau dem Grundig TK 20.

Hier, ich habe auch eine Quittung, vielmehr Garantiekarte gefunden. Anderes Ende der Preisskala. Den Namen habe ich unkenntlich gemacht:

   

Gruß
Peter S.
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#10
Hallo Peter,

dass ich nicht zum Entsorgen in den Teutoburger Wald gefahren bin, bin ich absolut sicher. Es war grundsätzlich bestimmt eine weniger barbarische Methode der Entsorgung.

So ausgeprät ist meine Nostalgie nicht, dass ich noch mal ein Protos anwerfen möchte. Aber Deine Beschreibung passt exakt. An die Kontrollkarte erinnere ich mich ganz dunkel. Sicher war der Siemens-Adler obenan.

Das grüne Aussteuerungsauge blickt mich aus der Erinnerung an ... Smile

Gruß, Anselm
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#11
Hat jemand hier so ein Gerät? Mir ist diese 15er Spule zugeflogen:

   

Zustand "na ja", beschriftet. Über das Bandmaterial kann ich nichts sagen.

Da sie gefühlt am meisten Sinn auf der passenden Maschine macht, biete ich sie kostenlos bei Abholung oder gegen Versandkostenerstattung an (letztes kann aber dauern, bin gerade etwas versandmüde).
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#12
Nicht nur das Gerät, auch die Spule ist zu 100 Prozent Grundig, entspricht perfekt der damaligen Grundig-Spule, eben bis auf die Farbe und dem Schriftzug PROTOS. Wie beim Gerät auch.
Es wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben, warum die seltsame Siemens-Tochter Protos ein einziges Mal unbedingt ein Tonbandgerät im Programm haben musste. Umgekehrt kenne ich keinen anderen Fall, bei dem Grundig in dieser Zeit als OEM-Hersteller auftrat und einem anderen Unternehmen Geräte lieferte, wie hier ein TK 20 in anderer Farbgebung.
Erst Mitte der 60er Jahre wurde Grundig in dieser Hinsicht rührig und lieferte auch an andere, vorrangig an Quelle - okay, die saßen ja auch in Fürth. Grundigs und Schickedanzens haben bestimmt regelmäßig zusammen Champagner getrunken.
VG Stefan
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#13
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=261609#post261609 schrieb:Es wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben, warum die seltsame Siemens-Tochter Protos ein einziges Mal unbedingt ein Tonbandgerät im Programm haben musste.
War Protos wirklich eine Siemens-Tochter? Ich hielt es für eine Typbezeichnung.

Gruß, Anselm
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#14
Das hier erklärt die Protos-Tonbandgeräte aus den 1950ern jedenfalls nicht. Aber dass es ein Siemens-Markenname war.

Edit: Das Tonbandmuseum weiß noch was.

Anselm
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#15
[quote='Vollspurlöschkopf','index.php?page=Thread&postID=261609#post261609'
Erst Mitte der 60er Jahre wurde Grundig in dieser Hinsicht rührig und lieferte auch an andere, vorrangig an Quelle
VG Stefan[/quote]

Und hier wird es interessant, welche Grundig-TKs wurden denn über Quelle vertrieben ? Das ist mir in der Tat völlig unbekannt.

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#16
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=261609#post261609 schrieb:Es wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben, warum die seltsame Siemens-Tochter Protos ein einziges Mal unbedingt ein Tonbandgerät im Programm haben musste.

Find' ich jetzt gar nicht so überraschend. Für mich sieht das nach einem fehlgeschlagenen Experiment aus. Man wollte prüfen, ob man mit dem guten Namen Siemens auch im wachsenden Markt für Tonbandgeräte mitspielen kann. Nachdem der Erfolg allerdings bescheiden war (vermute ich zumindest aufgrund der geringen Zahl der heute noch existierenden Protos-Geräte), wurde der Versuch nach kurzer Zeit wieder beendet, und es blieb bei dem einen Modell.

Seltsamer finde ich da beispielsweise die Tonband-Ambitionen der Firma Metz, die ja sogar eigene Geräte entwickelt und über einen vergleichsweise langen Zeitraum vertrieben hat, obwohl die Stückzahlen vermutlich auch nur sehr gering waren.
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#17
Ich kannte unter dem Namen Siemens Protos vor diesem Thread jedenfalls nur Staubsauger aus der Zwischenkriegszeit!
Braune Ware von Siemens ist hierzulande überhaupt eher eine Kuriosität und eher vereinzelt zu finden. Ich besitze ein Röhrenradio von Siemens Austria und einen Siemens Videocord FM-304 (Video 2000). Die Videocords (Grundig-OEM) sieht man alle heiligen Zeiten, andere Geräte von denen kaum.
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#18
@ Anselm: Das Tonbandmuseum "weiß" noch was, und wie immer ist es Unfug...
Protos war eine Siemens-Marke. VOrwiegend Haushaltsgeräte.
@ Thomas: Tonbandgeräte sind mit nicht bekannt, aber etliche Fernseher. Sogar ein kleines Portable (28 oder 31cm), eine Konstruktion NUR für Quelle, um 1965, als Grundig selber noch kein Gerät in dieser Größenklasse im Programm hatte. Sehr erstaunlich.
@ Ragnar: Siemens Radio- und TV-Geräte waren in der BRD jahrzehntelang sehr bekannt und verbreitet. Ab den frühen 60ern wurde allerdings alles zugekauft und nichts mehr selbst produziert (vorher Radios bei Siemens Werk Karlsruhe und Fernseher von Nora Berlin, eine Siemenstochter, hergestellt).
Von ca 1962 waren Siemens Radios- und TV-geräte ganz überwiegend von Loewe-Opta, von 1967 bis etwa 1984 fast alles Blaupunkt (und ein wenig Körting), danach Grundig (TV) und Fernost (Hifi) bis ca. Anfang der 90er.
VG Stefan
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#19
Vollspurlöschkopf,'index.php?page=Thread&postID=261746#post261746 schrieb:@ Thomas: Tonbandgeräte sind mit nicht bekannt, aber etliche Fernseher. Sogar ein kleines Portable (28 oder 31cm), eine Konstruktion NUR für Quelle, um 1965, als Grundig selber noch kein Gerät in dieser Größenklasse im Programm hatte. Sehr erstaunlich.

Das ist gar nicht so ungewöhnlich. Quelle haben Anfang der 1990er Jahre für ihre Eigenmarke "Unversum Senator" auch ein 3-Kopf-Kassettendeck von Telefunken bezogen, obwohl Telefunken selbst nie ein solches im Angebot hatte.
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