ja, trotzdem ich dieser Baureihe immer schon skeptisch gegenüberstand, machte mich ein Modell
doch neugierig, das bis 1969 gebaute Topmodell der 2er Serie, TK 247.
(Den Vorgänger TK 245 hatte ich ja bereits vorgestellt).
Warum? Nun es (oder er, der Koffer) hat echtes Stereo, mit eingebauter Stereoendstufe und vier
eingebauten Lautsprechern, zwei seitliche Breitband und zwei nach vorne guckende Hochtöner.
Aus heutiger Sicht Pipikram, aber damals war es schon etwas Besonderes, besonders bei den Ottonormalverbraucherheimgeräten.
Das Gerät kommt in silbrigem Design, vorn Alu und seitlich schwarze Gitter, keine Holzimitation wie bei den kleineren Modellen.
Schwer ist er, der Blechkasten! Wirkt beim Tragen ziemlich massiv, auch der Griff ist äußerst solide aus Vollalu gefertigt.
Mein Exemplar kam recht gut erhalten an, ist fast noch unversehrt und original, lief nur nicht.
Zunächst mal Gucken:
Sieht aus wie die anderen Geräte dieser Serie, die großen Knöpfe sind allerdings aus
Plastik, links ein Tandemregler (wie beim TK 46) zum Ziehen und Einrasten des Oberteils
für Balance, rechts Klangwaage und Pegel.
Unter der Abdeckung sieht es auch wie gewohnt aus, nur fallen die seitlichen Lautsprecher auf, die anderen Geräte haben nur einen (oder 1+Hochton) vorn.
Die Kopfsektion ist mit der des Vorgängers identisch, die 2er Serie hat sowieso nur Kombiköpfe
Auch von unten Ähnlichkeit, man sieht oben die kleinen Hochtöner
Jetzt die Platinenverkabelung:
Klappt man die Schaltung heraus, was sehr einfach geht, sieht man den Unterschied.
Transistortechnik!
Doch nochmal zurück zum Chassis,
alle Rollen waren noch weich, auch die Textilriemen. Somit lässt sich das Gerät trotz seines Alters
und der kruden Technik zu einem fast geräuschlosen Betrieb hinbiegen. Sind die Rollen aber auch nur etwas hart geht die Rumpelei los, am Zwischenrad zur
Schwungscheibe und am Rädchen, das das Unterteil der Kupplung am rechten Spulenteller antreibt. Geht die Kupplung nämlich altersbeding durch speckig
gewordenes Filz schwer, rutscht diese nicht, sondern das Rädchen rubbelt durch und übernimmt (vom Benutzer zunächst unbemerkt) den Part des Rutschens.
Wie ein kleines Radiergummi nuckelt es sich ab und das Geknurre und Geklöter geht los.
War bei diesem Gerät auch der Fall, man konnte es aber wieder durch Beischleifen des Rades und Reinigen der
Filzteller beheben.
Die Umspulmechanik ist unglaublich. Man glaubt es kaum, aber es funktioniert sogar heute noch.
Kräftig, aber langsam, viel Geduld und Grundigliebe sind dabei nötig...
Zur Funktion: Es war eigentlich alles ok, der Vorbesitzer hatte bloß Schmierklebeband draufgehabt, das
war richtig festgebacken. Alles gereinigt, geht. Aber nur bei Wiedergabe vernünftig, Aufnahme schlecht, sehr "spitz".
Ursache:
Im Gerät lagen wie so oft einige lose Teile herum und am Lautsprecher klebte eine von ihm netterweise eingefangene Kappe. Musste etwas suchen, bevor ich auf den Trichter kam wo sie hingehören.
Da Messing ja unter Belastung zum Kriechen neigt, hat sich nach die unter Spannung stehende
Federscheibe von ihrem Messingnietkragen befreit und ist weggesprungen, die Spulenkappe trieb es in die Arme des Magneten:
Hatte ein Muster zum Spicken:
Wieder zusammengefügt, alles läuft gut. Das TK 247 hat als Tischgerät einen durchaus
passablen Klang. Muss es aber noch ausgiebig testen.
Ganz nette Kiste.
Welches Gerät zum Spicken diente?
Kommt noch, hier ein schwiemeliges Vorschaubild:
Danke für die Vorstellung! Interessantes Gerät mit sehr gelungenem und damals wahrscheinlich sehr modernem Design. Ohne den Beitrag unseres neuen Benutzers Vollspurlöschkopf wäre ich womöglich auf dumme Gedanken gekommen.
ja, ich musste er so klar und deutlich sagen. Weil's so ist. Das Design war natürlich 1967 absolut zeitgemäß und mit dem gebürsteten Alu todschick. Aber die Mechanik. Ein TK 247 war übrigens mein Kindheitsgerät, wie das Bild beweist. Schon damals (Bild ist von 1971) war ich vernarrt in die drehenden Tonbänder und durfte Vaters Gerät sogar bedienen: Start-Stop-Umspulen. Für den Umspulschieber brauchte ich beide Hände. Peter, dein Gerät ist übrigens aus dem letzten Jahrgang 1968/69, erkennbar an der mit Blech belegten Deckplatte (vorher Kunststoff dunkelgrau). Dein Exemplar zieht beim Spulen noch durch? Respekt, Schwein gehabt!
mein Exemplar zieht noch durch, freue mich auch. Kraftreserven gibt es jedoch kaum.
Die ganze Sache funktioniert aber nur, wenn alle Gummiteile ok und die Kupplungen korrekt eingestellt sind.
Bei dem Alter der Geräte wird dies zunehmnd schwieriger werden. Habe auch nicht vor, das Ding für en Dauerbetrieb zu verwenden, da gibt es
andere Optionen. Da ich seit diesem Jahr auch TK 600 Besitzer bin, wäre dies eine dieser. Im Winter dann TK 60 oder 64, heizen dann gleich das Zimmer etwas mit.
Trotzdem möchte ich die 200er Geräte nicht verteufeln. Auch wenn der Herrjehwasistdasdenn-Effekt beim Abnehmen der Abdeckplatte bestehen bleiben wird habe ich etwas Erbarmen mit den Dingern und versuche sie am Leben zu erhalten.
Das Nächste bitte!
Gruß
Peter S.
> Schönes Foto, so ähnlich bin ich auch infiziert worden, bei mir war es das TK35
bin beeindruckt von Deiner Sichtweise und den dazugehörigen Bildern. Da ich selbst solch ein Gerät erworben habe, möchte ich es auch ein wenig aufarbeiten, damit es wieder richtig funktionieren kann. Leider bekomme ich die Abdeckplatte nicht vollständig ab, da die großen Plastikknöpfe nicht abgehen und ich keine Gewalt anwenden möchte, da diese sehr spröde sind.
Kannst Du mir da einen Tip geben, wie diese Plastikknöpfe ohne kaputt zu gehen abgemacht werden können ? Sonst komme ich nicht weiter.
Danke !
die oberen Knöpfe sind mit je einer Madenschraube an der Potiachse befestigt. Wenn du seitlich auf die Achsen schaust und die Regler etwas drehst, siehst du es. Die Regler bestehen aus je drei Einzelteilen, die beiden unteren werden nach dem abschrauben des obersten Teils einfach von der Achse abgezogen. Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge.
Danke für Deine Info. Hab die Dinger jetzt abgezogen und die obere Deckplatte entfernt.Die Antriebsriemen sind Gewebeflachriemen.Wo bekommt man diese her ?
Ist das TK245 Baugleich mit dem TK247 ?
03.07.2023, 11:57 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.07.2023, 11:57 von Arno Karnitz.)
ich muss jetzt mal dazu sagen,das die Flachriemen,die ich bekam nicht aus Deutschland kamen und auch nicht aus Gewebe,wie die originalen Flachriemen,sondern aus Gummi !
Damit erübrigt sich jeder weitere Kommentar. Funktioniert nicht lange genug ! Bei mir jedenfalls und Rückbau ging gar nicht mehr.
Gummiriemen können an dieser Stelle garnicht funktionieren, denn sie dürfen sich ja nicht dehnen. Dafür brauchen sie aber auch keinen Gummi-Grip haben, denn die Räder sind ja schon gummiert.
Glücklicherweise halten diese Textilriemen normalerweise ewig. Die beste Quelle für Ersatz dürfte daher das Ausweiden eines Schrott-Exemplars aus dieser Serie sein.
Also TK 220, 240, 241, 247.
wenn du die Möglichkeit hast, besorge dir unbedingt ein hoffentlich noch irgendwo auftreibbares gutes (!) Reibrad für den Antrieb des rechten Tellers. Diese Saudinger sind praktisch immer ausgehärtet oder es fehlen winzige Gummistücke, dadurch rumpelt und rattert die Kiste bis zur Unsäglichkeit. Diese Teile sind Gold wert, wenn man das Gerät wirklich benutzen möchte. Irgendwelche Versuche, den Gummibelag aufzurauhen, oder sonstwie reparieren zu wollen, hat nach meinem Kenntnisstand noch niemand fertig gebracht. Falls doch, wäre ich für entsprechende Infos extrem dankbar...
Übrigens, TK 247 und 245 sind vom mechanischen Aufbau her komplett baugleich.
(Ich bin nur noch sporadisch eingeloggt und lese daher Beiträge oft mit großer Verspätung, daher erst jetzt meine Antwort auf deine Frage vom 04.04.23, sorry)
Hab nochmal ins TK247 geschaut:
Die Andruckrolle ist nicht mehr vorhanden, aber alle Reibräder rund um den Motor, wenngleich einige davon schon etwas hart sind. Besteht dennoch Interesse?
Versandkosten? Keine Ahnung. Die Riemen allein könnte ich als Brief verschicken. Mit den Reibrädern weiß ich noch nicht, wie ich's machen kann. Wird aber sicher nicht teuer, ist ja nicht schwer. Auf jeden Fall per DHL.
Gruß
TSF
PS: Kann Dir leider auf Deine PN nicht antworten, weil Du PN deaktiviert hast.
05.07.2023, 16:08 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05.07.2023, 16:13 von Arno Karnitz.)
Hallo TSF,
Danke für Deine Angebote ! Die Reibräder werden auch Hart sein, brauche ich dann nicht unbedingt,aber die Feder könnte ich gebrauchen oder auch die zwei eingehängten Federn der Andruckrolle des rechten Laufwerks. Passen ja dann auch in den Umschlag.
Bei der PN muss ich erst nachsehen und aktivieren.
Gruß
Arno
Hallo Thomas,
Danke für Deinen Beitrag. Aber mit der Andruckrolle konnte ich schon einen Erfolg erzielen, mit "Rubber Renue". Läuft wieder weicher, als vorher. Wie lange das anhält kann keiner sagen.
Mit dem rechten Reibrad habe ich auch so meine Probleme !
Da ist die Blechpracht also. Aber, sieht recht aufgeräumt aus.
Um die Platine aufzuklappen, muss der kleine Seilzug ausgehängt werden.
Hier war anscheinend noch niemand "bei":
Da das Gerät beim Einschalten böse knurrte, vermutete ich zunächst einen defekten Elko, gegen den der Gleichrichter anhämmern muss. Schnell wieder aus!
Die dicken Elkos? Durchgemessen, scheinen ok oder zumindestens nicht ganz kaputt zu sein.
Nochmal kurz eingeschaltet...hä? Das Knurren wird weniger...noch weniger...immer mehr weniger...ist weg!
Mussten sich die Elkos erst aus einem langen Dornröschenschlaf wachrütteln?
Das Ding spielt!
Jetzt zwei große aber:
Der Antrieb rappelt und klabastert wie Hölle, das kennen wir! Ist hier nicht anders.
Das Teil stinkt wie der Teufel nach Tabak. Wirklich zum Kot***!
Das Zimmer roch nach der Bastelaktion wie damals in der Kneipe, selbst meine Sachen stanken nachher.
Ihm hat es wohl gehört:
Das kann man auf keinen Fall in der Bude lassen, ekelhaft.
Aus dieser Hinsicht war der Kauf ein Griff ins Klo.
Jetzt muss ich noch irgendwie den Antrieb ruhig bekommen, mach ich die Tage.
19.03.2024, 14:18 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 19.03.2024, 14:19 von PSMS.)
Hallo,
man könnte es mal mit Kaffeepulver versuchen. Ich hätte da aber auch eine Idee, von Goethes Farbkreis abgeleitet, so eine Art Komplementärgeruch. Zwei Extreme, die sich gegenseitig aufheben, nach der Art Minus mal Minus gleich Plus.
Ob das funktioniert wird sich zeigen (vielmehr riechen).
Ach, was seid ihr alle so böse. Vor allem der freche Stefan. Auch, wenn er mir mal zu meinem Avatarbild verholfen hat.
Normalerweise müssten euch alle Geräte der 200-er Liegendserie abgenommen und bei mir eingelagert werden.
Hallo, leider weiß ich aus dem Stegreif nichts zu der Band oder zu dem Titel, die Platte, die ich zuerst im Verdacht hatte, war es nicht, das Band habe ich irgendwann mal aufgenommen. Hilft da die Suchfunktion mit den bekannten Programmen?
Ja, das Suchen über die üblichen Programme wäre auch eine Möglichkeit..
hoffe jetzt noch auf die Schwarmintelligenz des Forums :-)
Finde die Musik wirklich klasse und würde mich freuen, den/die Interpreten zu finden.
Auf jeden Fall schon mal vielen Dank an dich für die schöne Inspiration!!
Beste Grüße,
Wilhelm
Wir lösen ständig nur Probleme die wir ohne uns nicht hätten
(20.07.2015, 11:36)PSMS schrieb: Kommt noch, hier ein schwiemeliges Vorschaubild:
Bei dem Teil ist etwas mehr zu tun...
Hallo Peter,
so ein Grundig TK 2200 habe ich letztes Jahr hergerichtet. Ein schönes Teil im Look eines Grundig Radio- oder Kassettenrekorders dieser Zeit.
Ich hatte in der Bucht ein Riemenset aus Italien bestellt, kein einziger Riemen passte Als Rutschriemen wurde mir ein stinknormaler Gummieriemen geliefert, der zudem noch zu groß war. Der Rutschriemen ist nur schwer oder gar nicht zu bekommen. Seriöse Händler weisen auch darauf hin, dass dieser Riemn nicht in ihrem Set vorhanden ist. In meinem Fall waren die Riemen auch nicht wirklich notwendig, das Teil läuft prima.
@ Thomas:
Ach komm, das Bild war doch wohl der Beweis! Okay, auf jeden Fall eine Steilvorlage. Ich hab das 247 ja irgendwo auch lieb. War ja mein Kindheitsgerät, siehe Post Nr. 3 in diesem Thread.
Ich hätte noch zwei TK 245 im Mannheimer Lager, wenn du willst... eins mit Instrument, eins mit EM 84.