Straßenbahn, Eisenbahn und Bus
#1
(Verzweigt von hier)

Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=175376#post175376 schrieb:Bei uns gibt es seit Jahrzehnten um solche Eisenbahnkreuzungen ein gigantisches Gezeter, weil irgendwo (ich vermute Eisenbahngesetz) steht, dass Kreuzungen von Straßenbahnen mit anderen Eisenbahnen verboten sind.

Hallo Ragnar,

ist das nur in Österreich so? Bis ich diesen Beitrag in der Drehscheibe gelesen habe, war mir gar nicht bewusst, daß das so außergewöhnlich und inzwischen auch selten ist. Die Bogestra-Straßenbahnlinie 301, die auf dem verlinkten Foto zu sehen ist, kreuzte früher auf ihrem Linienweg allein drei mal eine Eisenbahnstrecke (hier ist eine weitere Kreuzung zu sehen, von der dritten finde ich leider kein Foto).

Heute ist davon aber nur noch der bereits gezeigte Übergang erhalten. Einer fiel mir der Stillegung der "Hugobahn" (Zeichenbahn) weg, bei dem anderen (dem auf dem zweiten Bild) fährt die Straßenbahn seit zwanzig Jahren unterirdisch.

Gruß,
Timo
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#2
Über die internationale Rechtslage weiß ich da viel zu wenig. In Wien
gab es früher ein paar solcher Kreuzungen, die wurden aber immer weiter
reduziert. Die Linie 62 kreuzte in der Breitenfurter Straße die
"Oswaldschleife" der Bahn, ein mäßig befahrenes Verbindungsgleis
zwischen Südbahn und Pottendorfer Linie wenn mich nicht alles trügt.
Diese Kreuzung wurde schon in den 50ern oder 60ern durch eine
Unterführung ersetzt.

Der 58er kreuzte in Unter-St.-Veit die
Verbindungsbahn, das wurde schon 1914 so gelöst, dass die Linie in 58 und 158 geteilt wurde,
wobei am Teil außerhalb der Bahn nur ein Wagen pendelte, der den ganzen
Tag dort verblieb. Somit musste die Bahn nur mehr zweimal am Tag und
ohne Fahrgäste gequert werden. Da immer der Schaffner aussteigen und
vorgehen musste, war das Kreuzen recht mühsam, und in der Endphase war
das so konstruiert, dass die Schienenköpfe der Eisenbahn durchgängig
waren und die Straßenbahn mit den Spurkränzen darüberrumpeln musste. Der 158er wurde dann 1958 auf Bus umgestellt.

Der 11er hatte noch bis 1974 eine Kreuzung mit einem nur im Güterverkehr befahrenen Bahngleis (Verbindung von der Donauländebahn zum Nordwestbahnhof), dann wurde er auf Autobus umgestellt.

Auch die Kreuzung des 360ers nach Mödling mit der Kaltenleutgebner Bahn erübrigte sich mit der Einstellung der Linie 1967.

Am 331er (heute 31) nach Stammersdorf gab es auch eine Kreuzung, die schon recht früh durch Höherlegung der Bahn und Bau einer Brücke entschärft wurde.

Vor ein paar Jahren gab es im Fan-Bereich und in der Bezirkspolitik Überlegungen, den 11A wieder durch eine Straßenbahn zu ersetzen, was garantiert an dieser Kreuzung gescheitert wäre. Mittlerweile ist die Bahnstrecke stillgelegt und der Nordwestbahnhof soll mittelfristig lukrativ verscherbelt werden, aber das Hauptproblem ist in Wirklichkeit sowieso der Unwille des Bezirksvorstehers der Brigittenau, der um jeden Parkplatz entlang der Strecke zittert. Da kann sich die Leopoldstadt auf den Kopf stellen, es geht nichts weiter. Theoretisch haben die Bezirksvorsteher (Bürgermeister der 23 Bezirke) bei überregionalen Verkehrsverbindungen absolut nichts zu melden, in der Realität haben sie leider ein nahezu unbeschränktes Vetorecht, insbesondere wenn sie der Stadtregierungspartei angehören. Langsam scheint das aber gerade in der Brigittenau zu wackeln, besagter "Bezirkskaiser" bekämpfte jahrelang vehement die Öffnung einer ruhigen Seitengasse für Radfahren gegen die Einbahn (und beschimpfte lieber Radfahrer, die auf dem völlig unbrauchbaren Radweg direkt an Parktoren vorbei in Konflikte mit Fußgängern kamen), und dem wurde jetzt aus dem Rathaus mitgeteilt, er möge sich bitte brausen gehen, die Änderung werde umgesetzt, egal was er dazu meint. Da spürt man wohl doch die Wirkung der rot-grünen Gemeindekoalition, so schwer es die Grünen als Juniorpartner sonst haben.
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#3
Hallo zusammen.

Ist ja interessant, daß es hier im Forum auch Querverbindungen zum Hobby Schienenverkehr gibt.

Ich bin auch so einer, der sich für beides Interessiert und habe, wie Martin, das Hobby 'Bahn' zum Beruf gemacht.

Wer sich an mich nicht erinnern kann: Ich hatte in den ersten Teilen der Cassetten-Schätze ein bißchen mitgemischt und ein paar Seltenheiten aus meiner frühen Cassettenzeit präsentiert, leider ging mir aber dann das Material aus bzw. habe ich noch nicht die Zeit gefunden (und es zugegebenermaßen auch immer wieder hinausgeschoben), mal auf dem Dachboden nach weiteren Raritäten zu suchen und diese hier einzustellen. Mittlerweile dürfte aber auch mein ganzes Pulver hier im Forum bereits verschossen sein; große Neuigkeiten kann ich - glaube ich - nicht mehr bieten. Muß doch mal wieder auf den Speicher...

Aber egal. Ich lese jedenfalls regelmäßig mit und bin jetzt durch den Querverweis zu Drehscheibe Online inspiriert worden, mal wieder zu schreiben.
Interessiere mich für Straßenbahn- (hauptsächlich meines "Heimatvereines", der Rheinbahn Düsseldorf) und für den Eisenbahnbetrieb (DB, ÖBB, SBB, 70er Jahre bis heute, E- und V-Traktion und "Bahn und Landschaft") und arbeite bei DB Netz.

Und jetzt zu der ungewöhnlichsten Eisenbahn- / Straßenbahnkreuzung, die mir gerade einfällt: Posten 3 in Dortmund.

Hier kreuzt die U47 der Stadtbahn Dortmund (eingleisig, E-Betrieb) niveaugleich mit der Güterzugstrecke Dortmund Huckarde süd - Deusen (zweigleisig, E-Betrieb).

http://www.drehscheibe-online.de/foren/read.php?4,5323301.
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#4
Ah, dort wird noch die Methode mit durchlaufenden Schienen bei der "großen" Bahn verwendet!

In Polen und Ungarn sieht man solche Kreuzungen verschiedener Bahnen recht oft, in Budapest fahren soweit ich weiß sogar Vollbahnlokomotiven teilweise auf Straßenbahngleisen. In Wien wäre das dank der Radreifenprofile und der geringen Rillenbreite bei der Straßenbahn unmöglich.

Die Anzahl unterschiedlicher Radsatzprofile ist ja sowieso beeindruckend, wenn mich nicht alles täuscht gibt es in Wien das Straßenbahnprofil, das Übergangsprofil der Lokalbahn Wien - Baden, das alte Stadtbahnprofil auf der heutigen U6 und das U-Bahn-Profil auf U1-U4.

Bei mir ist die Bahn, besonders der Stadtverkehr in Wien, nur Hobby. Letzte Woche war ich in Tschechien unterwegs, sehr bunte Bahnlandschaft! Von Prag nach Karlsbad über Nebenstrecken erst mit einem ehemaligen Dieseltriebwagen (heute mit "Taucherbrille" statt Triebkopf), dann ab Rakovnik mit einem zweiachsigen 810er-Schienenbus in Originalausstattung mit Brettsitzen und zuletzt mit einem Regionova (zwei 810er fix zusammengebaut, modernisiert und teilweise niederflurig). Rückfahrt ab karlsbad dann im 8er-Abteil, VEB Waggonbau Bautzen. Sehr bequem! Ab Prag dann ÖBB Failjet (auch Quäljet genannt), dank Bauarbeiten +20 Abgangsverspätung, Ankunft mit +64 gegen Mitternacht.
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#5
Hallo in die Runde,
auch ich betreibe(seit 50 Jahren)das Hobby Eisenbahn,genaugenommen habe ich mir 1973 ein gebrauchtes Uher Report 4200 gekauft um Dampfzüge im Neckartal und anderswo aufzunehmen un d mir Cassettenrecorder damals zu schlecht waren.(Bei meinenEltern sanden damals nur ein Royal de luxe und ein Uher 502,beides Netzgeräte und dafür nicht zu verwenden.Zur Eisenb./Strab.kreuzung:Auch in Reutlingen gab es bis 1973 eine Kreuzung
auf der Strecke Reutl.-Honau mit der Reutlinger Straßenbahn.
Gruß
Ralf

Nachtrag:das Report 4200 und das Royal de luxe verwende ich noch heute.
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#6
Köln Aachener Str

Hier kreuzt die "Braunkohlebahn" der RWE die Straßenbahnschienen der KVB. Früher ein Ort für "sich die Beine zu verteten" wenn man mit dem Auto hineingeriet.
Ich weiß nicht, wie das Aufkommen heute ist, war lange nicht mehr da

Es waren auch Schranken da und das auf dem Bild zu sehende Schrankenwärterhäuschen war besetzt.

   

@ google earth

Gruß
Frank
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Besser von vielem nichts zu wissen, als vorzugeben von allem was zu wissen.
Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#7
frank1391,'index.php?page=Thread&postID=175494#post175494 schrieb:Es waren auch Schranken da und das auf dem Bild zu sehende Schrankenwärterhäuschen war besetzt.
Hallo Frank,

sind da in dem Bereich nicht sogar zwei Kreuzungen? Ich bin nämlich vor etwa 1,5 Jahren noch da von Junkersdorf kommend mit dem Rad Stadteinwärts gefahren und mußte dann an einer Halbschranke auf dem Radweg warten, bis eine HGK Lok mit Kesselwagen durch war.
Auf dem Bild sehe ich aber keine Schranke und ich meine es gäbe einmal die Rheinbraun Kreuzung als auch eine andere der Frechen-Bentzelrather Eisenbahn.
An die Zeit mit dem besetzten Schrankenwärterhäuschen kann ich mich noch erinnern, schließlich fuhr man als Kind ja mit der KVB zum Schwimmen ins Stadion.

Gruß Tom
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#8
Und dann gibts noch eine Kreuzung in Köln Poll:

https://www.google.de/maps/place/50%C2%B...!1s0x0:0x0

Da komm ich so oft vorbei, daß ich die glatt vergessen habe.

Gruß Tom
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#9
Hallo Tom,
auf der Aachener 2 Schienenkreuzungen? Ich glaube nicht. Vielleicht meinst Du die Ecke Dürener / Militärring. Da gibt es Schranken, aber keine direkte Bahnschienenkreuzung. Wohin die Straßenbahn da fährt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Da kommt ja der gleiche HGK/RWE-Zug, der die Aachener Str quert.

Gruß
Frank
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Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#10
Gestern zufällig entdeckt: Hier sind noch mehr und bessere alte Fotos der Straßenbahn-Eisenbahn-Kreuzung am Bahnhof Buer-Süd. Und auf Bild 4 ist auch der Elektro-Laden "Meyza" mit den Teleropa-Kassetten komplett zu sehen, durch den wir auf das Thema kamen.
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#11
timo,'index.php?page=Thread&postID=175732#post175732 schrieb:Gestern zufällig entdeckt: Hier sind noch mehr und bessere alte Fotos der Straßenbahn-Eisenbahn-Kreuzung am Bahnhof Buer-Süd. Und auf Bild 4 ist auch der Elektro-Laden "Meyza" mit den Teleropa-Kassetten komplett zu sehen, durch den wir auf das Thema kamen.
Hübsch! Aber hieß die Firma nicht Meybaum? Wirkt mir auf dem Foto so.

Heute gab es in Wien übrigens eine "hübsche" Eigenkollision auf einer Weiche (tschuldigung für den Sarkasmus) mit 13 Verletzten. Den vorliegenden Infos nach hätte die Weiche automatisch in die Gerade zurückstellen sollen (das ist eine Spezialform, die nur händisch in die Ablenkung stellbar ist und nach dem Befahren automatisch zurückstellt, dem Gegenzug wird die Geradeausstellung und Verriegelung mit dem Signal F wie "Flankenschutz" angezeigt. Tatsächlich tat sie das offenbar nicht und der Fahrer von ULF B 613 befuhr in gutem Glauben die in der Ablenkung stehende Weiche, wobei er den von E1 4859 gezogenen c4-Beiwagen 1355 rammte. Vermutlich übersah er das Weichensignal, das nach den vorliegenden Informationen korrekt funktionierte und ihm sagen hätte müssen, dass die Weiche nicht in der Geraden stand.

Der Beiwagen ist vermutlich schrottreif (Fristablauf 2016, also auch keine große Motivation zu Reparaturen), eventuell erhält stattdessen ein andere c4 eine neue Hauptuntersuchung, mit der er wieder 8 Jahre oder 500 000 km eingesetzt werden könnte. Da an sich starker Beiwagenmangel herrscht, ist das nicht völlig auszuschließen.

http://www.tramwayforum.at/index.php?topic=5896.0
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#12
Hallo!

Nach 1945 gab es in Hannover eine O-Bus-Linie.
Dessen Streckenlänge war 1949 verlängert worden, denn sie
fuhr ab 1937 nur in Langenhagen.
Aus der hannoverschen Oststadt fuhr sie bis nach Langen-
hagen Pferdemarkt. Es mußten spezielle Fahrscheine ge-
löst werden, die nicht im übrigen Verkehrsnetz (Bus/Bahn)
gültig waren.
1958 kam das Aus für den O-Bus. Ich fand das sehr schade.
Denn ich bin immer gern damit gefahren. Vor allem im An-
hänger, der nur sporadisch vom Schaffner zur Fahrschein-
kontrolle aufgesucht wurde.

Zwei Bilder, die mein Vater aufgenommen hatte, habe ich
gefunden. Auf Bild 1 (ca. 1951) stehen mein älterer Bruder
(links9 und ich.

   

Das Bild entstand ca. 1952 aus dem Eingang zu unserer Drogerie heraus.
Ganz links steht meine Mutter, die sich mit einer Kundin unterhält. Die
Tochter steht gelangweilt daneben...

   

Gruß
Wolfgang
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#13
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=177250#post177250 schrieb:
timo,'index.php?page=Thread&postID=175732#post175732 schrieb:Gestern zufällig entdeckt: Hier sind noch mehr und bessere alte Fotos der Straßenbahn-Eisenbahn-Kreuzung am Bahnhof Buer-Süd. Und auf Bild 4 ist auch der Elektro-Laden "Meyza" mit den Teleropa-Kassetten komplett zu sehen, durch den wir auf das Thema kamen.
Hübsch! Aber hieß die Firma nicht Meybaum? Wirkt mir auf dem Foto so.

Hallo Ragner,

ich hatte die Frage völlig übersehen: Nein, der Laden hieß und heißt Meyza. Maybaum war ein Küchengeräte-Hersteller aus dem Sauerland (ist irgendwann in den 1980ern in die Insolvenz gegangen), dessen Geräte bei Meyza verkauft wurden. Hier auf Bild 4 kann man es besser sehen.

(Virtuelle Webseite der Fa. Maybaum.)

Gruß,
Timo
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#14
Man lernt ja nie aus!
Timo, um mit Professor Bömmel ("Da stelle m´r uns emal janz dumm an") zu fragen:

Wat is en wirtuelle Weppseit? Big Grin

Gruß
Frank
Tagesfavorit:
Pink Floyd - One Of These Days

Besser von vielem nichts zu wissen, als vorzugeben von allem was zu wissen.
Ich bin lernfähig aber nicht belehrbar.
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#15
frank1391,'index.php?page=Thread&postID=177255#post177255 schrieb:Wat is en wirtuelle Weppseit? Big Grin

Der Begriff ist auf meinem Mist gewachsen. Ich meinte: Die Seite tut (zumindest im Ansatz) so, als sei sie ein Web-Auftritt der Firma, aber ist natürlich erst posthum an's Netz gegangen.
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#16
Danke für die Erklärung bezüglich der Firmennamen!

Der Unfall scheint soweit geklärt. Weiche stellte nicht automatisch zurück und Fahrer übersah das korrekt anzeigende Weichensignal. Der Niederflurtriebwagen dürfte für einige Zeit vom Gleisnetz verschwunden sein, der Rahmen ist verzogen.
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#17
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=177251#post177251 schrieb:Hallo!

Nach 1945 gab es in Hannover eine O-Bus-Linie.
Dessen Streckenlänge war 1949 verlängert worden, denn sie
fuhr ab 1937 nur in Langenhagen.
Aus der hannoverschen Oststadt fuhr sie bis nach Langen-
hagen Pferdemarkt. Es mußten spezielle Fahrscheine ge-
löst werden, die nicht im übrigen Verkehrsnetz (Bus/Bahn)
gültig waren.
1958 kam das Aus für den O-Bus. Ich fand das sehr schade.
Denn ich bin immer gern damit gefahren. Vor allem im An-
hänger, der nur sporadisch vom Schaffner zur Fahrschein-
kontrolle aufgesucht wurde.

Zwei Bilder, die mein Vater aufgenommen hatte, habe ich
gefunden. Auf Bild 1 (ca. 1951) stehen mein älterer Bruder
(links9 und ich.

[attachment=7160]

Das Bild entstand ca. 1952 aus dem Eingang zu unserer Drogerie heraus.
Ganz links steht meine Mutter, die sich mit einer Kundin unterhält. Die
Tochter steht gelangweilt daneben...

[attachment=7159]

Gruß
Wolfgang
wenn Du so was noch mal erleben willst - in Solingen fahren noch O-Busse, und es gibt einen sehr rührigen Förderverein, der schon länger einen Oldtimer O-Bus aus den Fünfzigern solo betreibt - vor einigen Monaten ist dann der seit langer Zeit in Arbeit befindliche Anhänger endlich fertig geworden:

http://www.solinger-tageblatt.de/rhein-w...55392.html

So weit ich weiß, fährt der Oldtimerbus an einem Sonntag im Monat auf der Strecke zwischen Solingen und Schloss Burg im Linienverkehr, und man kann kostenlos mitfahren. Bei Schloss Burg hat man sogar noch eine O-Bus Drehscheibe erhalten, weil die alten Busse keine Hilfsantriebe zum wenden haben. Die modernen O-Busse fahren mit einem kleinen Hilfsdiesel die letzten zwei oder drei Stationen ohne Oberleitung, drehen dort und fahren wieder zurück. Die Drehscheibe ist seitdem eigentlich überflüssig, wird aber für den Museumsverkehr in Betrieb gehalten.

Wenn wir uns die O-Bus Fahrt in Solingen gelegentlich gönnen, fahren wir vom Ruhrgebiet erst nach Wuppertal Oberbarmen, steigen da in die Schwebebahn, fahren bis zur anderen Endstelle Vohwinkel, und steigen da in den O-Bus nach Solingen. Da der Oldtimer erst ab Solingen Stadtmitte fährt, steigen wir noch einmal in den Oldie-Bus um, und fahren bis zum Schloss Burg. Da gibt es von Frühling bis Herbst noch eine Gondelseilbahn rauf zum Schloss, für die man schwindelfrei sein sollte. Die Schlossanlage selber ist absolut sehenswert, und zusätzlich gibt es eine Nostalgie-Modellbahn aus der Blechspielzeug-Ära, die immer Samstags Fahrtag hat. Wir haben über die skurrilen Nahverkehrsmittel entdeckt, was für eine Perle das Niemandsland zwischen Ruhrgebiet und Rheinland eigentlich ist.

Ach ja - in Wuppertal gibt es auch noch ein richtiges Strassenbahnmuseum, wo man zwei mal im Monat mit Nostalgiebahnen von 1900 bis in die sechziger Jahre durch den Wald fahren kann.

Gruß Frank
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#18
Hallo Frank!

Danke für Deine Info über O-Bus-Fahrten in Solingen und das Straßenbahmuseum Wuppertal.

Mit Letzterem kann das Umland Hannover auch dienen. Im Wehmingen auf dem alten Zechen-
gelände kann man diverse Bahnen ansehen und auch damit eine Runde drehen.

http://www.tram-museum.de/

Es gibt noch einige Orte, wo der O-Bus noch im Regelbetrieb unterwegs ist (z. B. Esslingen)...

Gruß
Wolfgang
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#19
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=175376#post175376 schrieb:Bei uns gibt es seit Jahrzehnten um solche Eisenbahnkreuzungen ein gigantisches Gezeter, weil irgendwo (ich vermute Eisenbahngesetz) steht, dass Kreuzungen von Straßenbahnen mit anderen Eisenbahnen verboten sind.

Um nochmal auf diese Gleiskreuzungen zurückzukommen: Die rechtliche Situation war wohl auch in Deutschland nicht so ganz eindeutig. Ein paar hundert Meter von dem Bahnübergang auf dem Foto entfernt gab es (lange vor meiner Zeit) eine Straßenbahnbrücke über eine Zugstrecke - angeblich wegen eines Gleiskreuzungs-Verbots vom Kaiser persönlich.

Gelsenkirchener Geschichten: Todesbrücke

Ob das weniger gefährlich war, sei mal dahingestellt. Ihren Spitznamen erhielt die Brücke wohl, weil mal ein Straßenbahn heruntergestürzt ist.
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#20
timo,'index.php?page=Thread&postID=186372#post186372 schrieb:
Ragnar_AT,'index.php?page=Thread&postID=175376#post175376 schrieb:Bei uns gibt es seit Jahrzehnten um solche Eisenbahnkreuzungen ein gigantisches Gezeter, weil irgendwo (ich vermute Eisenbahngesetz) steht, dass Kreuzungen von Straßenbahnen mit anderen Eisenbahnen verboten sind.

Um nochmal auf diese Gleiskreuzungen zurückzukommen: Die rechtliche Situation war wohl auch in Deutschland nicht so ganz eindeutig. Ein paar hundert Meter von dem Bahnübergang auf dem Foto entfernt gab es (lange vor meiner Zeit) eine Straßenbahnbrücke über eine Zugstrecke - angeblich wegen eines Gleiskreuzungs-Verbots vom Kaiser persönlich.

Gelsenkirchener Geschichten: Todesbrücke

Ob das weniger gefährlich war, sei mal dahingestellt. Ihren Spitznamen erhielt die Brücke wohl, weil mal ein Straßenbahn heruntergestürzt ist.
Hmmm... wie das wohl passiert ist? Die Brücke wirkt eigentlich recht gerade, nicht unbedingt die entgleisungsgefährdetste Stelle.

Das Kreuzungsverbot wird aber wohl schon eher von der Eisenbahnbehörde gewesen sein und nicht vom Kaiser.

In Wien gab es ab etwa 1900 eine linienmäßig befahrene Kreuzung Eisenbahn/Straßenbahn (eine von vielen eigentlich), die aber schon sehr früh als Betriebshindernis galt, mit der Folge, dass die Linie 58 schon um den 1. Weltkrieg in 58 und 158 geteilt wurde, wobei die zwei Züge für das kurze äußere Stück 158 immer nur zweimal täglich (beim Ausrücken und Einziehen) die Bahnstrecke querten. Die Außenstrecke war meiner Erinnerung nach eingleisig und hatte definitiv keine Schleife am Ende, sie wurde dann in den 60ern auf Busbetrieb umgestellt. So richtig viel los ist in diesem Villenviertel auch heute nicht, dementsprechend ist eine Wiederverlängerung unwahrscheinlich, auch wenn in einigen Jahren die Bahn dort auf Hochlage umgebaut werden soll.
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#21
In Radebeul in der Nähe von Dresden gibt es eine Kreuzung zwischen der Dresdner Straßenbahn und einer schmalspurigen Dampfbahn.

https://de.wikipedia.org/wiki/Haltepunkt...s_Ro%C3%9F

Die Kreuzung wurde erst vor ein paar Jahren erneuert und wird von beiden Verkehrsträgern im täglichen Planbetrieb befahren.
Viele Grüße,

Matthias
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#22
timo,'index.php?page=Thread&postID=175378#post175378 schrieb:Heute ist davon aber nur noch der bereits gezeigte Übergang erhalten. Einer fiel mir der Stillegung der "Hugobahn" (Zeichenbahn) weg, bei dem anderen (dem auf dem zweiten Bild) fährt die Straßenbahn seit zwanzig Jahren unterirdisch.

Bild 3 hier

http://www.drehscheibe-online.de/foren/r...17,7141516

zeigt eine weitere (die vierte!) ehemalige Kreuzung von Straßen- und Eisenbahn auf Gelsenkirchener Stadtgebiet. Die Straßenbahnstrecke (betrieben von der Vestischen Straßenbahnen AG, die entgegen Ihres Namens schon sehr früh komplett komplett auf Omnibusse umgestellt hat) verschwand allerdings schon um 1980. Die Eisenbahnstrecke gehörte meines Wissens zur Kokerei Westerholt und dürfte noch bis 1998 existiert haben.
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#23
Hallo!

Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herrn.
Und als "Wiedergutmachung für meine Entgleisung" in den Auto-Beitrag :S

Wehmingen, am 14. Aug. 2016:

   

   

   

   

   

Gruß
Wolfgang
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#24
Hallo!

Im "Auto-Beitrag" zeigte ich dieses Bild:

   

...und vergaß, die Auflösung zu zeigen...

   

   

Gruß
Wolfgang
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#25
Ah, die Filderbahn Lok 1, einfach schön. Die rote Lok 2 steht ja inzwischen wieder in Stuttgart beim SHB und wird wieder aufgearbeitet.

Grüße
Ralf
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#26
Oh, mit einem Omnibusanhänger hätte ich bei Deinem Rätselbild damals spontan nicht gerechnet. Diese Spezies war und ist ja ziemlich selten, obwohl seit etwa 10-15 Jahren sgar wieder im Fahrgastbetrieb erlaubt.

Wenn ich das auf Deinen Bildern richtig sehe, wurde der Anhänger von Kässbohrer gebaut, ist aber noch keine SE(lbst)TRA(gende) Konstruktion?

Viele Grüße,
Martin
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#27
Hallo in die Runde,
noch ein Nachtrag zur Eisenbahn/Straba Kreuzung:In Heidelberg kreuzte die Straßenbahn bis 1955(Stillegun alter/Inbetriebnahme neuer Hbf)am alten Hbf die Gleise der Neckartalbahn(2 gleisige Hauptstrecke),und zwar die Linie 8-Heidelberg-Wiesloch.Das war damals schon ein Verkehrshindernis ersten Ranges durch die oft geschlossenen Schranken,die Linie war deshalb die letzten Jahre unterbrochen und die Gleiskreuzung Rohrbacherstr./ Neckartalbahn wurde nur für Betriebsfahrten benutzt.
Viele Grüße
Ralf
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#28
Bandzugkomparator,'index.php?page=Thread&postID=192955#post192955 schrieb:noch ein Nachtrag zur Eisenbahn/Straba Kreuzung

Und mir fiel dazu ein, daß es in meiner alten Heimat Gelsenkirchen neben den vier schon erwähnten derartigen Kreuzungen sogar noch eine fünfte gab:
  • Horster Straße, Höhe Bahnhof Buer-Süd: Straßenbahn 301 / Emschertalbahn RB 43 (existiert noch)
  • Horster Straße, Höhe Bergstraße: Straßenbahn 301 / Zechenbahn (Zechenbahn inzwischen stillgelegt, heute Radweg)
  • Bismarckstraße, Höhe Hohenzollernstraße: Straßenbahn 301 / Güterbahn (Straßenbahn fährt inzwischen unterirdisch)
  • Polsumer Straße, zwischen Gustav- und Brennackerstraße: Straßenbahn 11 / Zechenbahn (erst Straßen-, dann Zechenbahn stillgelegt, Zechenbahn ist heute Radweg)
  • Bochumer Straße, zwischen Gedingeweg und Markgrafenstraße: Straßenbahn 302 / Zechenbahn (Zechenbahn inzwischen stillgelegt, heute Radweg)
Ich glaube, das waren sie jetzt aber wirklich.

Da merkt man erst Jahre später, daß man in der vermutlichen Welthauptstadt der Straßenbahn-Eisenbahn-Kreuzungen aufgewachsen ist. Smile
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#29
timo,'index.php?page=Thread&postID=192964#post192964 schrieb:Ich glaube, das waren sie jetzt aber wirklich.

Heute früh hab' ich noch mal anderswo gefragt, und die Resonanz war groß. Neben zahlreichen weiteren Kreuzungen (allerdings weit vor meiner Zeit) gab es auch Videos und Bilder der schon genannten. Und siehe da: Das Gleiskreuz der Nr. 2 in der obigen Liste wurde sogar gerettet und ist heute ein paar Meter von seinem ursprünglichen Standort zu bestaunen. Smile

http://www.gelsenkirchener-geschichten.d...p?p=458443
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#30
Hallo!

Noch ein paar Impressionen vom Wehminger Straßenbahnmuseum
kommen nachgekleckert. Den Film habe ich heute erst abholen
können...

   

   

Hier ist leider beim Rückspulen das Kameragehäuse versehentlich aufgegangen...
   

   

Pferdebahn-Anhänger
   

Diese Linie fuhr bis nach Hildesheim. Es gab sogar einen minimalen "Bordservice"...
   
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#31
Hallo!

Diese Woche auf Norderney im vollen Arbeitseinsatz gesichtet:

   

   

Viele Kilometer wird der DB-Kurzhauber mangels Auslauf noch nicht zurückgelegt haben...

Gruß
Wolfgang
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#32
Hallo!

Es wird so langsam wärmer.
Zeit für eine Bustour.
Vielleicht damit?

   

Gruß
Wolfgang
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#33
Hallo!

Aktuell in der Fußgängerzone von Hannover (Georgstrasse) gesichtet:

Ein seltener LKW aus den Kölner Fordwerken. Und dann noch mit Rot-Kreuz-Ausbau!

   

   

   

Es fuhren früher nicht sonderlich viele LKW von Ford in Westdeutschland herum.
Es waren und sind sehr durstige Gesellen. Da laufen locker 25l - 30l durch den/die Vergaser...

Gruß
Wolfgang
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#34
Hallo!

Am 27. August habe ich in Celle "fette Beute" aller Art gemacht.
Mit Bussen geht´s los (in alphabet. Reihenfolge):

   

   

   

   

   

   

   

EDIT (vergessen...):

   

   

   

Weitere Schwergewichte der Landstraße (LKW) werden folgen...

Gruß
Wolfgang
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#35
Hallo!

Es folgt der erste Schwung LKW...

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

   

Weitere LKW/Sonderfahrzeuge folgen...

Gruß
Wolfgang
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#36
Geiel!
Bei dem MAN hätte ich Angst, dass ich mir eine Sprungfeder in den A....llerwertesten piekse!

Hatte Coca Cola Deutschland früher nicht diese kleinen Ford-Laster aus #33 im Einsatz? Anfangs noch in Dottergelb, später rot lackiert? Mir ist so....

LG Holgi
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#37
Hallo Holger!

Jawoll - stimmt haargenau!
Gelbe CocaCola-Ford-Leichtlastwagen fuhren in den 50ern in und um Hannover
Cola und Sinalco aus.
Die "Roten" waren m. W. nicht mehr von Ford. Ob sie von OPEL, HANOMAG
oder BORGWARD waren, ist mir entfallen.

Die Ladefläche war wie ein flaches V ausgebildet, damit die Kästen leicht
schräg nach innen standen, um bei Kurvenfahrt nicht koppheister zu gehen.
Trotzdem, zu forsch durfte der Fahrer am Volant nicht um die Ecke brettern...

Für größere Lieferungen gab es auch Mercedes "Schnauzer" in Knattergelb.
Auch hier war die Ladefläche in der Mitte abgesenkt. In Längsrichtung war
zwischen Vorder- und Heckspriegel ein großes Cola-Reklameschild verbaut.
Funktion (Stabilität) und Werbung in Einem.
Der CocaCola-Service benutzte als Einsatzfahrzeug z. B Opel Olympia Caravan,
um Automaten(?) zu servitieren. Die späteren roten Service-Fahrzeuge waren
u. a. FORD FK1000...

Gruß
Wolfgang
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#38
Hallo,

wie wär's mit einem LKW-Thread? Ich find das Thema hier nicht so richtig passend. Smile

Gruß,
Timo
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#39
Hallo Timo!

In der Beitrags-Überschrift (Neudeutsch: thread-headline) fehlt in der Tat "LKW".

Trotzdem habe ich hier welche abgeladen, nachdem ich im "Auto-Beitrag" freundlich
auf diesen Beitrag hingewiesen wurde, wo ich vorher Schwergewichtiges gepostet
hatte.

Natürlich kann man für LKW einen separaten Beitrag eröffnen. Das wäre dann für
mich die 3. Abladestation. Aber, warum nicht? Dann bitte schön, mit allen Sonder-
formen (Feuerwehr/Militär/THW/etc.)...

Gruß
Wolfgang

PS.: Willst Du? Oder soll ich? Oder...
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#40
Aber "Eisenbahn" gibt es doch!?
Da habe ich gerade kürzlich ein Dia eingescannt, das den blutjungen Holgi im Jahre 1983 auf "seiner" Dampflok zeigt, der "Graf Bismarck XVI" (DEW Lok 6) bei der Dampfeisenbahn Weserbergland in Rinteln!

   

Damals standen Bandmaschinen etc. noch nicht so hoch im Kurs bei mir (ich hatte aber eine). Meine Wochenenden und Urläube wurden meist in Rinteln verbracht. Das war so von 1977 bis 1999. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war ich noch Heizer, ein Jahr später folgte dann die Reglerberechtigung und im Frühjahr 1985 hatte ich dann mein Patent als Dampf- und Diesellokführer in der Tasche! Noch zehn Jahre zuvor hätte ich nicht zu träumen gewagt, dass ich mal selbst am Regler stehen würde. Da war ich noch "normaler" Dampflokfan, der sich mit Fotos und Super 8-Filmen zufrieden gab.

Es war die schönste Zeit meines Lebens, in der ich immer das Gefühl hatte, meine Freizeit wirklich sinnvoll zu verbringen, indem ich meinen Teil dazu beitrug, alte Eisenbahntechnik für die Nachwelt zu erhalten. Und wir waren eine tolle Truppe aus lauter prima Jungs und Mädels, die nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch ausgiebig gefeiert haben! Auch meine jetzige Frau habe ich bei der DEW kennengelernt.

Mein(e) Planheizer(in) von 1985 bis 1989 war übrigens tatsächlich ein Mädel, die damals 19-jährige Kirsten, mit der ich niemals wegen Dampfmangels liegengeblieben bin; wohl aber mit dem einen oder anderen männlichen Heizer, der sich für eine Koryphäe hielt. Davon abgesehen, dass der Dienst mit einer Frau auf dem Führerstand natürlich wesentlich "anregender" ist, als mit einem Kerl, sofern man nicht schwul ist. Es war immer so eine leicht knisternde Atmosphäre, und dieses Knistern kam nicht vom Feuer! Wink :love:

Genützt hat es letztlich alles nix; die Graf Bismarck XVI fährt jetzt, erheblich umgebaut, ihres Mischvorwärmers beraubt und kornblumenblau lackiert, bei einer französischen Touristenbahn... ;(
Die damals noch komplett erhaltenen Anlagen des Kleinbahnhofs Rinteln Nord der Rinteln-Stadthagener Eisenbahn (RStE), incl. Werkstatt mit Schmiede und originalen Maschinen von 1900, Bahnmeisterei, Triebwagenschuppen, Ladestraße, Gleiswaage und etlichen Gleisen, sind vor wenigen Jahren einem unbedingt nötigen Einkaufszentrum geopfert worden. Lediglich der denkmalgeschützte Lokschuppen (und ein paar Restgleise) ist erhalten und zum Glück in der Hand eines kleinen Vereins, der ihn hegt und pflegt. Die Strecke und ihr umkämpftes Schicksal ist eine andere Geschichte, die ich hier nicht vertiefen möchte. Sie liegt aber noch und wird ab und zu von einem Schienenbus und einmal im Monat vom Dampfzug befahren.

Vor 35 Jahren qualmte jedenfalls noch unsere Lok beim Anheizen neben dem historischen Wasserturm in der winterlichen Morgensonne:

   

Das sind so bestimmte Stimmungen, Erfahrungen und Momente, die man sein Leben lang nicht mehr vergisst.

Morgens um vier das Anheizen, wenn alles ringsum noch schläft. Schlaftrunken und frierend klettert man auf den Führerstand, schafft das schon am Vortag zerkleinerte Anheizholz hinauf, wirft eine brennende, in zwei oder drei Teile gebrochene Wachsfackel auf die gut 2 m² Rostfläche und verteilt das Holz darauf. Ein prüfender Blick zum Wasserstandsanzeiger: alles klar, Wasser zwei Finger breit über der "NW"-Marke, das reicht! Knisternd fressen sich die Flammen durch die zerkleinerten Paletten auf dem Rost.
In der ersten Stunde kann man vor beißendem Qualm nicht aus den Augen kucken und verbringt die Zeit meist aus dem Fenster hängend auf der Lok, bis der Rauch endlich seinen Weg durch die Heizrohre des Kessels zum Schornstein findet. Dann wird es Zeit, die ersten zehn Schippen Steinkohle aufzuwerfen, gut faustgroße Knabbeln aus dem Ruhrpott, später aus Polen. Nicht zu viel, sonst quiemt man die ganze Gegend ein; in geringer Entferung stehen ja Wohnhäuser!

   

Gegen fünf Uhr. Bodennebel liegt über den nahen Wiesen, es ist still. Ab und zu knackt es im Feuer, sonst hört man nichts. Träge wälzt sich der Rauch aus dem Schlot; noch zieht der Hilfsbläser nicht, der die Verbrennung anfachen könnte. Der Heizer hat etwas Muße, kann über dies und jenes nachdenken.
Dann kümmert man sich um die sonstigen Bedürfnisse der Maschine. Die Zentralschmierpumpen für die Zylinderschmierung und die Achslager bekommen ihre Ölration und werden durchgekurbelt, ebenso die Schmierpresse der Luftpumpe. Ein Blick in die Rauchkammer zeigt, dass der Funkenfänger vorhanden, eingebaut und in einwandfreiem Zustand ist. Fein. Nach dem erneuten Aufwerfen von fünf, sechs Schaufeln Kohle (es sind jetzt etwa 1,5 Stunden seit dem Anstecken vergangen) zeigen sich die ersten gähnenden Gesichter an den Fenstern des Übernachtungswagens. Auch ich als Anheizer frühstücke schnell eine Scheibe Brot, eine Tasse dünnen Kaffees.

Es wird Zeit zum Abschmalzen! Alle Schmiergefäße an Triebwerk und Steuerung werden mit Achsöl befüllt, die Schmiernadeln auf leichten Sitz und die Dochte auf Vorhandensein überprüft. Ein paar Ölbohrungen ohne Vorratsgefäße gibt es auch noch, etwa an den Brems-Hangeisen. Auch die bekommen ein paar Tröpfchen des goldenen Stoffes. Aus dem großen Fass im Lokschuppen werden die Ölvorräte nachgefüllt.
Danach wird, meist mit der Assistenz von ein paar jungen Hiwis, die Putzwolle geschwungen, um die Lokomotive in einen ansehnlichen Zustand zu versetzen. Ein Gemisch aus heißem Wasser und etwas Heißdampföl wird in einen Eimer gefüllt und damit Kessel und Zylinder abgewischt, bis alles glänzt wie eine Speckschwarte! Triebwerk, Führerhaus und Wasserkästen werden trocken oder mit etwas Petroleum abgewischt. Aber nicht vergessen, zwischendurch immer wieder ein Blick ins Feuer, zum Wasserstand und aufs Manometer zu werfen.

       

Kurz nach sechs Uhr, jetzt beginnt der Kessel in seinem Inneren leise zu singen! Millionen von Siedekeimen steigen aus dem Wasser auf und zeugen von zunehmender Wassertemperatur. Ab und zu knackt es, wenn sich der stählerne Hohlkörper in seinen Gleitschuhen am hinteren Ende streckt. Immerhin wird er im warmen Zustand bei vollem Druck (Wassertemperatur dabei ca. 180 °C) gut einen Zentimeter länger! Die Gleitschuhe brauchen daher auch ab und zu mal 'n büsch'n Öl.
Dann ist es soweit, das Manometer zeigt die ersten Regungen. Nun wird es nicht mehr lange dauern, bis die Lok selbstständig fahren kann... Bei rund 3 bar kann endlich der Hilfsbläser angestellt werden, der über einen an der Oberseite gelochten Ring, der um den Blasrohrkopf liegt, einen Unterdruck in der Rauchkammer erzeugt und dadurch mehr Luft durchs Feuerbett saugt. Es qualmt nur noch aus dem Schornstein, nicht mehr aus der Feuertür! Nach drei Stunden steht der Zeiger auf fünf, sechs "Dingern" und nun werden die Wasserstände geprüft und durchgeblasen. Alles paletti. Eine Stopfbuchse des oberen Wasserstandsventils muss etwas nachgezogen werden, das erledigt man ruckzuck mit dem 36er Schlüssel.

Acht Uhr. Der Zeiger des Kesselmanometers ist nun nicht mehr aufzuhalten. 9 bar. Vorausgesetzt, man hat das Glas des Druckmessers immer schön im Uhrzeigersinn geputzt, bewegt sich auch der Zeiger in diese Richtung (alter Lokführerschnack! ^^ ).

   

Auf dem Gelände vor dem Lokschuppen finden sich die ersten Schaulustigen und Fotografen ein, bis zur Abfahrt des ersten Zuges verbleiben noch rund 80 Minuten. Der Kesseldruck muss jetzt etwas gebremst werden, sonst wird die überschüssige Energie über die Sicherheitsventile in den Himmel geblasen. Und das bei Kohlepreisen um 250 DM/Tonne! Das muss unbedingt vermieden werden. Zuerst wird daher der Bläser auf das Mindestmaß gedrosselt, so dass der Qualm gerade noch nicht aus den Ritzen und Luftlöchern der Marcotti-Feuertür quillt. Dann Luftklappen am Aschkasten zu, das drosselt die Sauerstoffzufuhr ebenfalls. Der rote Strich am Manometer befindet sich bei 14 kg/cm², der Zeiger steht jetzt auf 11. Aber es müssen ja sowieso noch ein paar Sachen geprüft und in Betrieb genommen werden, bevor die Reise beginnt, die wiederum etwas Dampf verbrauchen: die Turbine der Lichtmaschine wird angelassen. Das muss langsam und vorsichtig geschehen, damit die empfindlichen Turbinenschaufeln keinen Wasserschlag erleiden. Zwischendurch noch mal kurz zudrehen, damit das Kondenswasser durch das automatische Entwässerungsventil entfleuchen kann.
Wenn der Generator gleichmäßig vor sich hin brummt und seine geregelten 24 V/500 W für die Lokbeleuchtung liefert, werden die Speiseeinrichtungen gecheckt. Die relativ moderne (Bj. 1949) Graf Bismarck hat dafür eine saugende Dampfstrahlpumpe mit 180 l/min Förderleistung auf der Lokführerseite und eine 180er Turbo-Kreiselpumpe mit Henschel-Mischvorwärmer Bauart MVT auf der Heizerseite. Die wird nur kurz angestellt, da das Wasser im Mischvorwärmerkasten noch fast kalt ist. Das mag der Kessel nicht (Materialspannungen!). Sie kommt erst während der Fahrt und bei den Unterwegshalten zum Einsatz, wenn der Abdampf der Maschine das Vorwärmerwasser auf 90-100 Grad erhitzt hat.

   

Saugende Strahlpumpen machen manchmal "Menkenke", wenn sie wegen eines undichten Rückschlagventils durchgewärmt sind; dann saugen sie nicht an. Hier hilft dann nur ein Schwall kaltes Wasser über das Pumpengehäuse. Dann: Wasserhahn halb auf, Dampfventil erst nur wenig öffnen, und wenn das Schlabberventil "pling" macht, Dampfventil schnell weit auf. Ein Blick zum Schlabberrohr unter dem Führerhaus: kein Wasser, also arbeitet der Injektor korrekt. Alles klar, die Pumpe drückt nun mit dem typischen rauschenden Geräusch das Wasser in den Kessel, wobei sie das vermeintliche Kunststück schafft, den Kesseldruck zu überwinden, aus dem sie selbst gespeist wird! Wunder der Physik... Wink Erfreulicher Nebeneffekt: durch das Speisen sinkt der Kesseldruck wieder um ein, zwei Striche.
Der Führerstand wird mit dem Spritzschlauch von Kohlenstaub gereinigt, damit das Personal bei Dienstschluss nicht aussieht, wie die Bergleute. Auch der Stehkessel und die Armaturen werden mit dem Lappen abgewischt; man möchte ja einen Arbeitsplatz haben, auf dem man einigermaßen sauber bleibt und sich nicht wie ein wandelnder Ölkanister vorkommt!

Inzwischen ist der 'Meister' eingetroffen, wie der Dampflokführer traditionell genannt wird und nach Begrüßung und einem kurzen Schnack fragt ihn der Heizer, ob er ihm die Wasserstände vorführen soll (ist so vorgeschrieben, wenn ein Vorgesetzter den Führerstand entert), was der Kollege aber lachend ablehnt: "Wenn der Kessel in die Luft fliegt, weil kein Wasser drauf ist, gehst du ja mit drauf!" Da hat er recht und deshalb wird sicher auch kein Heizer beim Überprüfen der Wasserstandsanzeiger schlampen. ^^

Der Meister dreht als erstes das Anstellventil der zweistufigen Luftpumpe auf. Die nimmt daraufhin emsig ihre Arbeit auf, wobei bei jedem Hub ihrer schwungradlosen Dampfmaschine ein knallender Abdampfstrahl aus dem Rohr hinter dem Schornstein entweicht. Wenn der Hauptluftbehälter auf 8 bar aufgepumpt ist und die Pumpe, gesteuert durch den Pumpendruckregler, abschaltet, was so um die zwei, drei Minuten dauert, werden die Bremsen und der Sandstreuer überprüft. Dafür muss der Heizer noch mal runter und nachsehen, ob alle Bremsklötze anliegen und unter allen Sandfallrohren ein kleines Häufchen Bremssand liegt. Wenn nicht, muss die Sandtreppe am Sanddom auf dem Kesselscheitel mit dem Hammer bearbeitet werden. Oder das Rohr, je nachdem, wo die Verstopfung sitzt.

Um die Geschichte nicht zu einem Roman expandieren zu lassen, beende ich meine Schilderung an dieser Stelle. Die Zylinder werden vorgewärmt und die Lokomotive setzt sich dann bald an den Zug, den die Rangier-Köf schon am Bahnsteig bereitgestellt hat und pünktlich um 9 Uhr 30 hebt der Zugführer die Kelle. Ab durch die Mitte!
Wenn der Heizer bis dahin gute Arbeit geleistet hat, sind die Sicherheitsventile in diesem Moment schon am Vorblasen und der Zug fährt mit vollem Kesseldruck von 14 atü in die Steigung nach Steinbergen ein....

           

Und diesen Moment, wenn man den Reglerhebel nach links schiebt und die ersten Auspuffschläge in den blauen Himmel schießen und man anschließend mit 40 % Zylinderfüllung die Steigung nach Steinbergen raufkracht, vermisse ich am meisten. Das ist unbeschreiblich. Da lief mir auch nach Jahren noch eine Gänsehaut den Rücken runter. Sending chivers down my spine.... Droge Dampf.

Und das ist der Unterschied zu allen modernen Triebfahrzeugen und der Grund, warum viele alte Dampflokmänner in vergangenen Jahrzehnten mit Tränen in den Augen von ihren Rössern Abschied genommen haben. Die Dampflok hatte etwas von einem Lebewesen, sie war bei allem Dreck und Krach, trotz polierter Knochen und Brandblasen, eine 'menschliche' Maschine, die ihre Macken und Eigenheiten hatte, die man aber kannte und durchschauen konnte und die ein guter Lokführer wie selbstverständlich zu beherrschen wusste.
Sie war mehr als nur ein Arbeitsplatz. Ein Arbeitsplatz freilich, den heutzutage kaum noch jemand zum Broterwerb haben möchte. Zu bequem sind die Menschen geworden, zu verwöhnt sicher auch. Deshalb sucht zum Beispiel die Harzer Schmalspurbahn händeringend Lokpersonale. Schon jetzt werden einzelne Dampfzüge durch Diesel ersetzt. Wer weiß, wie lange es im Harz noch dampft...?

Entschuldigt bitte, aber es hat mich überkommen. Ich wollte das einfach mal so aufschreiben, wie der Dienstbeginn auf einer Museumsbahndampflok so abläuft. Und wie es früher war. Und wie es nie mehr sein wird.
Ich hoffe, es hat euch nicht gelangweilt! Huh


LG Holgi
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#41
Hallo Holger!

Ich kann ja nur für mich sprechen.
Mir gefällt es, daß Deine "Dampf-Pferde" mit Dir durchgegangen sind.
Und ich so ein wenig an Deinen Eisenbahnaktivitäten teilhaben kann.

Als Kind bin ich immer auf jede Eisenbahnbrücke gelaufen, wenn sich ein
Dampfzug näherte. Ich liebte es, im Dampf unsichtbar zu werden und
den Geruch einzuatmen. Doch die Freude währte meist nur kurz. Meine
Mutter, bzw. Großmutter meckerten mich aus: "Wie Du schon wieder
riechst. Und die Klamotten müssen auch schon wieder in die Wäsche."
Das Ganze wurde tatkräftig mit ´ner Kopfnuß oder Ohrfeige unter-
stützt. Hat mich nicht davon abgehalten, bei passender Gelegenheit
mich wieder "volldampfen" zu lassen...

Gruß
Wolfgang
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#42
Hallo Holger,

so wie Du das Anheizen der 1:1 Lok beschrieben hast, geht es auch bei unseren Modelldampfloks in 1:8 und 1:11(1:10).
Unter einer Stunde bekommt man die auch nicht ans laufen. Es müssen fast alle gleichen Arbeiten erledigt werden.
Vielen Dank für Deinen Bericht. ( er hätte ruhig länger sein können. thumbsup )

Gruß
Friedhelm
der ab Januar 2009 zur A77Hs , 3x 4400 Report Monitor und TK46 sowie Tk47 noch eine M15a in sein Pflegeprogramm aufgenommen hat. Nicht zu vergessen 2 Uher CR1600, 1 Uher CR1600TC und die 2 Thorens TD 124 II :-)
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#43
Soundboss,'index.php?page=Thread&postID=209960#post209960 schrieb:Vielen Dank für Deinen Bericht. ( er hätte ruhig länger sein können. thumbsup )
Ich kann den Bericht gern noch mit einer Schilderung der Fahrt aus Sicht des Lokpersonals fortsetzen, wenn gewünscht. Allerdings ist die Schreiberei und das Raussuchen der Fotos doch recht zeitaufwändig. Und wenn du und Wolfgang die Einzigen seid, die darauf Wert legen....
Aber auf jeden Fall fahren wir morgen erst mal für 14 Tage nach Ostfriesland in Urlaub und so lange müsst ihr euch gedulden! ^^

LG Holgi
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#44
hier ist die Bahn noch richtig ausgelastet

https://youtu.be/Ql1aqTE3RVc
Gruß Ulf

TF-Berlin
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#45
Hallo zusammen,

die Inbetriebnahme der Dampflok ist der, sorry, geilste Post überhaupt. Ich hab mich beim lesen so richtig in einer Dampflok gefühlt. Das geht nicht besser und kommt einem vor als wäre es gestern.
Danke Holger für diesen Bericht..... Gerne noch mehr.

Lieben Gruss Andre
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#46
Hallo Holgi,


danke für den netten Bericht. Interessant fand ich die vielen technischen Details, die erwähnt wurden. Für einen Laien ist so eine schwarze Lok doch eher nur eine Black Box.

Ich bin in Heide/Holstein aufgewachsen, mein Großvater war Eisenbahner. In der Nähe war ein beschrankter Bahnübergang. Dorthin bin ich als Kind häufig gelaufen, um die vorbei donnernden Dampfzüge zu sehen.

Gruß von Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
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#47
Hallo!

Ein Bus stand im Walde, und rottete (seit >50 Jahren) vor sich hin (Bildquelle: http://www.bavarian-pickers.com)

   

   

Hier gibt´s ein schönes Video über die Bergung dieses Mercedes O3500 zu sehen:

https://www.bavarian-pickers.com/videos/

Gruß
Wolfgang
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#48
Danke, für das sehr interessante Video
M.f.G.
justus



 Onkyo TX8050; TA2760; Philips N4520;  2x Grundig TS1000; TK19;24;27 ; 2x Pioneer RL1011L; Telefunken M3000;  M3002L;  Uher 4000 Report L; Report 4400; Report Monitor 4200;  Tesla B41; Mikro Seiki DQ44; Heco Victa 601 

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#49
...immer diese Falschparker... Big Grin

....einfach irre, toll gemacht thumbup
Gruß André
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#50
Vielen Dank für das tolle Video thumbup

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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