Ein Tag in Holland
#1
Es war wieder so ein Samstag, der in aller Ungewissheit begann und irgendwie doch verplant war. Mit diesen Gedanken stand der Student morgens sehr zeitig auf und rasierte sich nicht, was für sein Vorhaben an diesem Tag auch nicht von Belang war. Außerdem spielte es in dem jugendlichen Alter, in dem sich der Student befand auch keine Rolle, da schließlich alles vertretbar in seiner Generation war. Noch von den Tätigkeiten des letzten Abends erschöpft, begab sich der Student in die Küche und frühstückte, wobei die Aufnahme von zwei Tassen schwarzen Kaffees kaum dieses Wort verdient hätte.

Jugendlichen Schrittes bewegte sich der junge Mann anschließend nach draußen und in Richtung seines Autos. Beim Anblick des selbigen wurde der Entschluss gefasst, es bei Zeiten mal wieder zu waschen. Für den heutigen Einsatz reichte der Zustand aber aus.

Kurz Zeit später bewegte der junge gutaussehende Mann sein Auto auf der Autobahn in Richtung holländische Grenze. Obwohl er Zeit genug hatte und sogar in der Lage war, die Gefahr von Autounfällen auch physikalisch zu begründen, fuhr er in gewohnter Weise gen Holland. Auch nach der wohl 10000 Grenzüberschreitung dachte der Student: „Wieso darf man hier nur 120 km/h fahren ?“ Er hielt sich zwar nicht daran und rechnete in seiner gewohnt großzügigen Art die Tolleranzen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen in den Niederlanden aus. Dieses mathematische und moralische Problem löste sich aber von ganz alleine und zwar in Gestalt eines BMWs mit Dortmunder Kennzeichen. Gönnerhaft machte der Student die linke Spur kurzzeitig frei und ließ den BMW mit dem Gedanken „Super, der wird zuerst geblitzt...“ vorbei, hängte sich aber sofort wieder hinter ihn. Mit deutlich besseren Gewissen und mit noch höherer Geschwindigkeit setzte der junge Mann seine Fahrt fort.

Nach kurzer Zeit lenkte der Student seinen Wagen durch ein extrem gut organisiertes Park-Leit-System, was wiederum durch extrem freundliche Menschen in orange-blauen Uniformen noch unterstützt wurde. Schnellen Schrittes ging es vom Auto dann zur Halle, vor der schon drei lange Menschenreihen standen und sich Eintritt erhofften. Dieser wurde dem charmanten und freundlichen Mann auch nach ca. 10 Min. gewährt. Er betrat eine riesige Halle, in der eigentlich Smokalarm ausgerufen werden hätte müssen..... alleine der Geruch machte deutlich, dass es eine holländische Halle sein musste.
Lässig bewegte er sich nun durch die menschenvollen Gänge und „laserte“ förmlich jeden Stand sorgfältig ab. Eigentlich suchte er nichts bestimmtes, da er sich ja fest auf bestimmte Geräte fokussieren wollte, aber neuen Ideen sammeln kann ja auch nicht schaden. Das dachte er wohl auch, als er für einen Euro eine motorgetriebene Plattenbürste erstand, die sogar noch original verpackt war. Fünf Meter weiter befand sich ein Stand, der nur Plunder verkaufte, für den sich normalerweise kein bildungsnaher Mensch interessiert... dennoch war der Stand total belagert. Zwischen den Füßen und Beinen dieser Horde entdeckte der freundliche Student eine Kiste mit Schallplatten. In seiner höflichen Art verschaffte sich der junge Mann Zugang zu der Kiste und bereute es nicht, war er doch zwei Minuten später Besitzer von 10 englischen Deccas, die sich allesamt im Neuzustand befanden. Durch taktisches Gefühl und mit immer noch blitzender Höflichkeit konnte der Student diese 10 Platten für 8 Euro erwerben.

Im nächsten Gang wurde es noch unübersichtlicher, aber er sah schon aus großer Entfernung zwei silberne Tonbandspulen, an denen offensichtlich auch noch ein Gerät hing. Nach dem Motto „ Was man auf der Autobahn übt, lässt sich auch hier anwenden“ bewegte er sich zu dem Stand, an dem er eine gepflegte Philips N 4450 und einen weniger gepflegten Verkäufer antraf. Da er die Maschine selber nicht haben wollte, erkundigte sich der junge Mann, ob der Verkäufer noch Bänder hätte.... die Kenntnisse des Studenten der Holländischen Sprache reichten dazu mühelos aus. Der Verkäufer präsentierte eine Kiste mit ca. 15 26er Bändern.... allesamt auf Metallspulen interessanter Marken und im guten Zustand. Jetzt nur cool bleiben und nicht zuviel Begeisterung zeigen, da es sonst mit dem Handeln ungünstig wird. Der Verkäufer offerierte, dass er die Bänder nur zusammen mit der Philips abgeben möchte und es daher nur einen Gesamtpreis gäbe. Der geübte Student zog seine Brieftasche aus der Hosentasche und blickte sorgenvoll hinein, anschließend zog er langsam einen 50 Euro-Schein heraus und drückte gleichzeitig mit dem Daumen die andere Scheine etwas tiefer in die Brieftasche. Das wäre leider alles, was er dabei hätte, sagte der Student. Die Antwort des Verkäufers machte es etwas schwer, cool zu bleiben... packte er doch noch ein paar Plastik-Spulen aus einer anderen Kiste dazu und nahm den Geldschein dankend an. Daraufhin ermahnte er noch seine Frau, auf den Stand aufzupassen, da er mir helfen wolle, alles zum Auto zu tragen. Besser ging es nicht, da ich sonst zweimal hätte laufen müssen, was mir natürlich aufgrund meiner Jugend nichts ausgemacht hätte....

5 Minuten später: Ich kramte noch etwas im Kofferraum, um die Philips etwas mit einer Decke zu polstern, nachdem ich mich von dem Verkäufer verabschiedet habe. In dem Moment kam ein Mercedes mit einem Essener Kennzeichen und parkte genau neben mir. Ein älterer Mann um die 45 samt Familie entstieg dem Auto. Mit „Na, auch schon Ausbeute gemacht“ begrüßte mich der Mann lässig und meinte noch „Hier in Holland kann man echt super Schnäppchen machen, wenn man die Augen aufhält und nicht ganz verblödet ist. Ich selber bin Tonbandsammler....“ Meine Antwort: „Da sind wir ja fast in der gleichen Branche“ und deutete auf die Philips. „Ay, genau diese Maschine suche ich echt schon lange. Was willst Du dafür haben ?“ Die Bänder waren schon gut abgedeckt, so dass er sie gar nicht erst sehen konnte. Ich zog meine Stirn in Falten und guckte nachdenklich in den Kofferraum. „Ich gebe Dir 150 Euro bar auf den Hand“ gab der Mann zu „bedenken“.

Ein paar Minuten und mit einer Gewinndifferenz von 100 Euro plus (die Bänder noch nicht mal eingerechnet) begab ich mich wieder in die Halle und steuerte zielstrebig einen Imbisstand an. Das „Frühstück“ ließ nach und es war auch schon fast Mittagszeit. Ich bestellte mir ein paar holländische „Spezialitäten“ sowie nochmals Kaffe und ließ mich damit an einen Tisch nieder. Hat sich ja doch gelohnt, hier hinzufahren, dachte ich bei mir und begann zu essen.
Durch den Qualm und die ohrenbetäubende Lautstärke, die in der Halle herrschte, vernahm ich eine an mich gerichtete Frage, die ich nicht genau verstand, da es laut war und es auf holländisch war. Ich blicke auf und sah ein Tablett, welches wiederum von einer sehr netten (beziehe ich nicht auf die Charaktereigenschaften) Person gehalten wurde. Ich antworte sofort mit „ja“, auch wenn ich die Frage nicht verstanden hatte. Nachdem sich also meine Aussicht beim Essen um 200 % verbessert hatte, kamen wir irgendwie doch ins Gespräch. Da sie so „gut“ deutsch wie ich holländisch konnte, war das „überhaupt“ kein Problem. Um das Gespräch am Laufen zu halten, fragte ich sie, was sie denn hier an Sachen suchen würde. Der Antwort entnahmen ich: 1. keine Tonbandgeräte oder sonstige Hifi-Artikel. 2. keine Schallplatten. 3. Irgendwas aus Porzellan. Charmant bekundete ich Interesse und fragte, ob sie denn schon etwas gefunden hätte. Sie antwortete, dass sie an einem Stand ein paar Sammeltassen gesehen hätte, der Verkäufer aber zu viel Geld dafür haben wollte. Sie würde max. 20 Euro für alle 5 Tassen bezahlen. (Anmerkung: es dauerte etwas länger, bis ich das so für mich übersetzen konnte). Um mich etwas vorteilhaft dazustehen, fragte ich, ob wir nach dem Essen zu dem Stand gehen wollen und ich mal versuchen soll, zu verhandeln. Die vorherige Geschäfte mit der Philips sowohl in der Halle als auch am Auto gaben mir Mut bzw. jugendlichen Leichtsinn. Die Blondine nahm das Angebot erfreut an, was nach dem Essen sofort in die Tat umgesetzt wurde. Kurz vor dem gesuchten Stand, trennten wir uns und sie ging alleine dorthin, um die Tasse etwas „vorzusortieren“, damit ich sie sofort finde. Etwas später stand ich dann vor dem Stand und fragte den Verkäufer, was er für die Tassen haben wollte. „40 Euro“ kam es mir dumpf entgegen. Ich zog abermals meine Stirn kraus und begutachtete äußerst kritisch die Tassen, die an und für sich in einem 1a Zustand waren. Nachdem ich alle Tassen mehrmals gesichtet habe, wandte ich mich an den Verkäufer, der mich die ganz Zeit genau beobachtete. „Sie denken sicher, dass es sich bei diesen Tassen um die zweite extrem seltene Ausgabe dieser Reihe handelt“, begann ich das Gespräch. „Diese Tassen haben aber den und den Schliff und sind somit aus der dritten Serie, die sehr verbreitet und somit nicht selten wären“, „erklärte“ ich weiter. Der Verkäufer machte ein Gesicht, welches verriet, dass er max. nur jedes zweite Wort verstanden hat. Gleichsam wurde er aber auch etwas unsicher und nachdenklich. „Für die Tassen gebe ich ihnen 20 Euro“, sagte ich. Der Verkäufer gab etwas kleinlaut zurück, dass er sich mit den Tassen auch gar nicht so gut auskennen würde und ich verm. bzgl. der unterschiedlichen Serien recht hätte. 20 Euro wären also o.k.. Ich habe zwar null Ahnung von Tassen usw., hatte aber auch nicht das Gefühl, dass ich den Verkäufer über´s Ohr gehauen hätte, da letztlich keiner von uns Ahnung hatte und es von meiner Seite zudem für einen „guten Zweck“ war.
Stolz und übergab ich zwei Gänge weiter die „Beute“ der Blondine, die es kaum glauben konnte, dass ich die Tassen für 20 Euro bekommen habe. Sie umarmte mich und gab mir rechts und links einen Kuss und sagte dann auf halbdeutsch: „Das ist ja sooo lieb von dir!“ Da ich ja noch in Verhandellaune war, fragte ich, ob ich ihr nicht noch etwas kaufen solle, wenn sie sich doch so darüber freut : ) Das hat sie wohl vokabelmäßig nicht ganz verstanden und wiederholte die Prozedur nochmals. Ich überlegte ernsthaft, ob ich meine Frage bezogen auf das Ergebnis vielleicht nochmals wiederholen sollte : ) Aber jetzt hieß es, „geschäftlich“ zu bleiben, was in diesem Falle gar nicht so einfach war. Ein günstiger Spruch wäre z.B. gewesen: „Die 20 Euro brauchst Du mir nicht zu geben, dafür gehen wir dann morgen ins Kino“ Problem 1: Gibt es in Holland überhaupt Kinos? 2. Wenn ja, würde ich davon nichts verstehen 3. Eigentlich wollte ich erst mal Single bleiben, zumal ich meiner letzten Freundin wirklich noch nachtrauerte (bitte kein Mitleid von Seiten der Leser...) und wenn überhaupt etwas ernsthaftes mit Zukunft anfangen wollte... also eigentlich erst nach dem Staatsexamen, da davor sowieso kaum Zeit für eine Beziehung war und man schließlich irgendwann bodenständig werden sollte. Meine Entscheidung beinhaltete immerhin die beiden ersten Probleme: „Ich kann doch von einem Engelchen kein Geld annehmen. Davon könnten wir doch morgen Abend Essengehen... ich kenne hier in der Stadt einen guten Chinesen“. Die Blondine antwortete (verzichte hier auf die genaue Lautsprache): „Das ist eine schöne Idee. Aber ich mag kein chinesisches Essen. Wie wäre es, wenn Du mich morgen Abend besuchst ? Dann koche ich für uns, außerdem könnten wir dann die Tassen einweihen.“

..... hier endet mein Bericht. Überlasse einem findigen Schreiber die Fortsetzung. Die Auflösung schreibe ich später mal irgendwann. Es gibt sogar eine, da die Geschichte tatsächlich auf wahren Gegebenheiten basiert.... auch die Geschäfte mit der Philips!
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#2
Schweissgebadet wachte der alte Mann auf. Nein, 'alt', das war nicht ganz richtig, vielmehr war er in den besten Jahren...oder an deren Ende? Na, egal. Grauenvoll, was er da zusammengeträumt hatte! Er raffte sich auf,. spürte seinen Rücken und dachte mit Schaudern an das Schleppen, welches ihm heute evtl. noch bevorstand. Im Spiegel des Bades entdeckte er beim Zähneputzen wieder einige graue, nein eher weisse Haare. 'Ja, man wird nicht jünger', floskelte er und ergänzte insgeheim 'aber weiser!". Mit einem zarten Grinsen auf dem runzeligen Gesicht schleppte er sich die Treppe hinab in die Küche. Der Pfefferminz-Tee tat ihm gut und auch das Brötchen mit Honig schmeckte ausgezeichnet. So überaus froh gelaunt verlies er das Haus und sein Blick streifte den Wagen 'wie gut, dass ich ein silbernes Auto habe, das sieht immer aus wie neu und man muss es nicht waschen!'. Nur 5 Minuten später war er bereits über die holländische Grenze.

Früher, ja früher, da sauste er mit allem, was seine Wagen hergaben über die Autobahnen, heute war es ihm egal. Sein Wagen fuhr jenseits der 200er Marke, gut zu wissen. Aber warum die Hetze? Entweder es soll heute sein oder nicht.

Wie immer gab es ein ziemliches Gedränge auf dem gewaltigen Parkplatz vor der ebenso gewaltigen Prinz-Bernhard-Halle. 'Ja, ihr Schweinehunde, winkt mich ruhig dahinten hin!', dachte der mittelalterliche Mann bei sich und tatsächlich wurde er, wie alle Deutschen, auf die hinteren Plätze verwiesen.

Nach einer schier endlosen Wartezeit, nicht gut für seinen Rücken, konnte er endlich die 15 Euro Eintritt bezahlen...um in einem Nebel von Qualm schier zu ersticken! Die Halle war ungelogen 2mal so gross wie ein Fussballfeld und nur in der Mitte gab es ein Belüftungssystem, völlig unzureichend für geschätzt 5000 rauchende Menschen.

Wie immer raste er durch die Gänge, schaute auch gern unter die Tische, aber er fand und fand nichts. Als er die Halle zu 3/4 durchkämmt hatte, schweissgebadet und kopfschmerzig vom fehlenden Sauerstoff, erblickte er einen Stand mit einem Tonbandgerät. 'Ach bloss eine 4450, na ja', er wollte auf keinen Fall mit leeren Händen nach Hause. Als er näher kam entdeckt er einen Karton mit Bändern. In Anbetracht des hohen Gewichts der 4450 fragte er den Verkäufer in bestem holländisch, was er sich über die Jahre zwangläufig angeeignet hatte, nach dem Preis für 'die paar Bänder'. Nein, hiess es, nur zusammen mit der Maschine wird verkauft. Im nu war der alte Mann hellwach: aha, ein Dummkopf. Der ist kein Geschäftsmann, kein Profi, sonst hätte er die Bänder verhökert! Vermutlich hat er einen sehr niedrigen Preis. Er sagte den Verkäufer, dass das Tonbandgerät sicher kaputt ist bei den vielen Knöpfen und bekam wie erwartet die ganze Empörung eines Verkäufers zu hören, der sich in seiner Ehre verletzt sah, aber überhaupt nicht beurteilen konnte, was mit der Maschine ist. Nach einigem hin und her rückte der Verkäufer mit dem Preis heraus: 50 Euro für alles! Dem alten Mann war sofort klar, dass hier ein Superschnäppchen zu machen ist und erklärte dem Verkäufer, dass er das schwere Gerät mit seinem kaputten Rücken gar nicht zum Auto bekommt! Der Verkäufer lachte nun und deutete auf eine Sackkarre. Sie gehörte ihm und er kann als Verkäufer die Hintereingänge benutzen, so wäre man in Nullkommanichts beim Auto. Jaaaa, sagte der alte Mann, schon, aber 50 Euro, das sind ja 100 Gulden! 50 Gulden könne er auch gegenüber seiner Frau verantworten. Der Verkäufer schlug erwartungsgemäss ein und so bekam der alte erfahrene Sammler sein Schnäppchen gewissermassen frei Haus für 25 Euro.

Der Verkäufer war gerade gegangen, da hielt ein weiteres Auto mit deutschem Kennzeichen in unmittelbarer Nähe zum alten Sammler. Man begrüsste sich und als es um Sammelthema ging, verblüffte der hinzugekommene durch seine Leidenschaft: er sammelte ebenfalls Tonbandgeräte. Sofort erkannte der alte Sammler seine Chance und zeigte auf die Maschine im Kofferraum. 'Mensch, eine 4450, die suche ich schon so lange!'. Rrrring machte es im Kopf des alten und weisen Sammlers. 'Die steht zum Verkauf, wird heute hier abgeholt für 300 Euro'. Das wäre aber schon ziemlich viel, meinte der andere Deutsche. Ja, eine solche Philips in Topzustand, die ist halt schwer zu bekommen. Kurze Zeit darauf zahlte der zweite Sammler 400 Euro für die Maschine und nochmal 75 Euro für die Bänder. Der alte Sammler war weise genug, dem anderen nicht seine Adresse zu geben...immerhin kann eine 4450 so ziemlich jeden Fehler haben.

Nach diesem schönen Geschäft war es an der Zeit, sich zu stärken. Nach dem Motto 'man gönnt sich ja sonst nichts', orderte er im hauseigenen Schnellrestaurant alles, was gut und teuer war. Er hatte kaum Platz genommen, da fragte ihn eine weibliche Stimme, ob noch Platz am Tisch sei. 'Selbstverständlich', antwortete der alte Sammler im feinsten holländisch. Doch als er sah, was für eine blonde Granate sich da vor ihm hinsetzte, blieb ihm beinahe das Essen im Halse stecken. Der heutige Tag braucht noch einen versöhnlichen Ausgang, dachte der Sammler bei sich und ging sofort in die Offensive. 'Ich suche hier Schälchen, Bilder und Plüschbären' log er. Er wusste schliesslich, was Frauen in diese Hallen trieb. 'Oh', antwortete sie,'das ist ja interessant! Ich sammle nämlich Tassen, Sammeltassen!'. Nach kurzer Zeit schon brachte er in Erfahrung, dass sie an einem bestimmten Set interessiert ist, es aber nur für 20 und nicht für 40 Euro wie es der Verkäufer wollte, erwerben wollte. 'Das haben wir gleich!' sagte er ganz Gentleman und nahm sie beim Arm. Sie zeigte von weitem auf den Stand und erklärte ihm wie das Set aussieht. 'Ach das', log der alte Sammler', 'das war mir vorhin auch schon aufgefallen, wirklich sehr schön'. Sie strahlte. Er schritt zur Tat. Was kosten diese Tassen, fragte er den Verkäufer, der mürrisch '40 Euro' antwortete. '40 Euro, das sind 80 Gulden! Für 5 Tassen? 5 gebrauchte Tassen für 80 Gulden? Hallo, ich will hier nicht den Stand kaufen! Ich gebe dir 5 Euro!'. Der Verkäufer war ziemlich schockiert ob dieses frechen Angebotes, doch bevor er antworten konnte, erhöhte der Sammler auf 7 Euro, das wäre das äusserste!. Der Verkäufer war besorgt um sein Geschäft, denn der Sammler sprach sehr laut und schockierte die Kundschaft. 'Dann nehmen Sie die Tassen eben, sowas ist mir noch nie passiert!'. Nur wenige Minuten dauerte dieses Geschäft und der Sammler eilte zu seiner neuen Flamme zurück. 'Hier, habe ich ihm für 2 Euro abgekauft, da muss man mit viel Fingerspitzengefühl rangehen!' log er ihr vor. Sie war begeistert. Nicht nur von den Tassen, sondern auch von diesem herrlich aufregenden, starken Mann! Der Sammler ging in die Offensive und verkündete ihr, dass er nun fertig sei und die Heimfahrt antreten müsse, weil er heute Abend noch neue Daten für ein NASA-Projekt über das Internet verschicken müsste, sonst könnten die Japaner nicht weiterarbeiten. Der blonde Engel war ihm völlig verfallen und bot ihm sofort an, doch noch, gewissermassen als Belohnung, bei ihr eine Tasse Tee zu trinken, ganz freundschaftlich natürlich, man wolle nur die Tassen einweihen. Der alte, lebenserfahrene Sammler sagte hierzu nicht nein. Während die Blondine an seiner Seite auf Wolke 7 schwebte entdeckte er beim Rausgehen noch das Gerät seiner Träume: die Marantz. Aber man muss halt Prioritäten setzen... Es kam übrigens nicht mehr zum Teetrinken, die beiden hatten anderes vor Smile

Erfahrung - separates the men from the boys
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