Vorstellung Tandberg 10X
#1
Sehr geehrtes Forum,

hier möchte ich meine neuestes Baby vorstellen und da ich diesbezüglich hier schon kritisiert wurde, habe ich diesmal alles genauestens dokumentiert. Vor einiger Zeit bekam ich eine Tandberg 10X in der 4-Spur Version. Das Bemerkenswerte an dieser Maschine ist vielleicht einmal die Bandgeschwindigkeit 38 cm/s (OK bei 4-Spur ziemlich sinnfrei, aber man kann Bänder ja auch nur einseitig bespielen) und die Crossfield Technologie. Das heisst bei der Aufnahme wird die Vormagnetisierung nicht dem Nutzsignal zugemischt und über den Aufnahmekopf zugeführt sondern es gibt einen separaten Crossfieldkopf der nur die Vormagnetiesierung von der Bandrückseite aus zuführt. Und so sieht das Schätzchen aus.

[Bild: jWKk3.jpg]

Ein erster Test ergibt folgendes Bild: Die Maschine lässt sich einschalten. Vor-und rückspulen funktioniert, allerdins wird beim Stoppen das Band fast zerrissen (Mal was Anderes sonst sind die Bremsen ja meist ziemlich runter). Das Zählwerk funktioniert nur sporadisch. Bei Vorlauf läuft das Band ziemlich ruckelig, beim Drehen des linken Bandtellers mit der Hand ist schon zu merken, dass er ziemlich unrund läuft. Also mal nachsehen. Da die Bremsen ja offensichtlich auch einer Wartung bedürfen erstmal die Frontplatte abmachen. Diese ist mit 2 Schrauben am Köpfträger und mit je 2 Klammern links und rechts am Chassis befestigt d.h. es ist zwingend nötig die Maschine aus dem Gehäuse zu nehmen.

   

Ausserdem muss der Bandfänger verdreht werden um die Frontplatte abnehmen zu können.

   

   

Erste Diagnose, der Zählwerksriemen ist ausgeleiert (darum werde ich mich später kümmern, falls jemand einen abzugeben hat bitte melden)
Danach die Bremsen nach Servicemanual eingestellt was ziemlich gut beschrieben ist und sich auch recht einfach machen lässt.
Danach ist das Geruckel aber immer noch nicht weg, das liegt an der sogennanten Servobremse die nicht richtig löst. (Der linke Bandteller hat neben der Betriebsbremse noch ein zweites Bremsband das nur auf ca. 1/4 des Umfangs der Bremstrommel anliegt, keine Ahnung wozu das gut ist)
Also die Servobremse (das vordere Bremsband auf dem Bild) etwas nachjustiert, danach läuft Alles wie geschmiert.
Die Bremsbänder sind übrigens aus so einer Art Kunstleder und scheinen, im Gegensatz zu so manch andere Maschine, ziemlich langlebig zu sein (oder sie wurden schonmal ausgewechselt?).

   

Danach wieder zusammengebaut und mal ein Band abgespielt, natürlich zuvor den Bandpfad gründlich gereinigt und es klingt ziemlich gut.
Auch die Bremsen arbeiten jetzt etwas schonender.
Als nächstes versuche ich ein Band zu löschen bzw. etwas aufzunehmen, aber welche Enttäuschung, kein Löschen und kein Aufnehmen möglich.
Bei genauerer Betrachtung stelle ich fest, dass das Band gar nicht am Aufnahmekopf und am Löschkopf anliegt sondern von einem Bandabheber von den Köpfen weggehalten wird.
Also das Band mal vor dem Abheber eingefädelt und siehe da es löscht.
Also offensichtlich ein mechanisches und kein elektrisches Problem.
Das mit dem Crossfieldkopf kannte ich ja schon von der Akai X-201 allerdings ist er bei der Akai immer senkrecht gegenüber dem Aufnahmekopf, hier wird er bei Stopp um ca. 45° vom Aufnahmekopf weggeklappt und leider bleibt das auch im Aufnahmebetrieb so.
Kein Wunder das das Aufnehmen auch nicht funktioniert.
Im Bild (hier schon nach der Reparatur) ist der Bandabheber und der abgeklappt Crossfieldkopf zu sehen.

   

Also alles wieder auseinander diesmal auch das untere Bedienfeld, welches mit gefühlten 30 Schrauben am Chassis befestigt ist.

   

   

   

Jetzt den Kopfträger ab (3 Schrauben). Die Andruckrolle habe ich zuvor schon demontiert, beim Zusammenbau die Gleitscheiben nicht vergessen.
Ich hoffe es ist zu erkennen welche Schrauben gelöst werden müssen.

   

Als nächstes den Splint entfernen der die Mechanik, die vom Andruckmagneten kommt, sichert.

   

Danach lässt sich der gesamte Kopfträger um ca. 90° nach oben klappen und mir wird so langsam klar wie die ganze Mimik funktioniert bzw. warum sie nicht funktioniert.
Die ganz Harten können natürlich auch alle Kabel ablöten, dann lässt sich der Kopfträger komplett herausnehmen und das Arbeiten ist sicher angenehmer aber das habe ich mir erspart.

   

Bei genauerer Betrachtung stellt sich heraus, dass die Mechanik die den Bandabheber bewegen soll nur mit roher Gewalt dazu zu überreden ist.
Also abbauen.
Das ist einfacher gesagt als getan. Zunächst muss noch das davor sitzende Blech demontiert werden. Danach stellt sich heraus, dass sich die Mechanik keinen Millimeter von der Welle bewegt.
Ich muss sie mit roher Gewalt unter Zuhilfenahme eines kräftigen Schraubendrehers Millimeter für Millimeter herunterhebeln.

   

   

Das ist die Feder die den Crossfieldkopf anklappen soll, kein Wunder dass sich hier nichts bewegt.

   

So muss das.

   

Der war vorher weiss.

   

Nochmal kontrollieren, auch die Rückseite.

   

Danach alles leicht einfetten und wie es in Handbüchern immer so schön heisst, in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammenbauen.
Falls sich der Eine oder Andere wundern sollte warum es so schön sauber aussieht, ich habe die Bilder beim Zusammenbau aufgenommen (sieht einfach besser aus).
Danach sieht der Bandpfad so aus, wie man sieht liegt das Band jetzt am Aufnahmekopf an und auch der Crossfieldkopf ist hochgeklappt.

   

Eine kleine Enttäuschung musste ich dann allerdings auch noch verkraften, denn was ich anfänglich für ein tolles Feature der Maschine gehalten hatte entpuppte sich als schlichter mechanischer Defekt.
Auch bei dieser Maschine liegt, wie bei allen (mir bekannten) Maschinen das Band bei Abspielbetrieb auch am Löschkopf und am Aufnahmekopf an.
Nichts mit Schonung der wertvollen Magnetköpfe...Blöd!
Ich hoffe das war jetzt nicht zu ausführlich.
Schönen Abend ich gehe jetzt erstmal Bier holen. Big Grin
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#2
Mist,
warum sind die Bilder jetzt nicht dort wo ich sie eigentlich einfügen wollte?
Also wenn mir mal jemand die Bedienung des Editors erklären könnte wäre ich sehr dankbar.
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#3
Hallo "dreadlock"

Danke für Deinen Bericht über eine, im Forum wenig verbreitete Bandmaschine von Tandberg.

Wie Deine Bilder an die richtige Stelle kommen, daß hat Jörg (Baruse) m. E. sehr ausführlich
in seiner ausführlichen Anleitung in Wort und Bild beschrieben:

Bilder hier richtig einfügen

Viel Erfolg & Gruß
Wolfgang
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#4
Soo,

sieht doch gleich viel übersichtlicher aus.
Vielen Dank an Wolfgang der mir geholfen hat die Bilder an den gewünschten Stellen einzufügen.
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#5
Danke für die Vorstellung! Smile

Ich hatte 1993 mal ein halbes Jahr lang die Kleinspuler- und Dolby-Version der Maschine, 9200 XD, die mich damals ziemlich begeistert hat. Ich ärgere mich heute noch, daß ich sie (zugunsten einer TD 20 A) abgegeben habe.
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#6
Hallo "dreadlock"!

Nein, der Dank gebührt ganz allein Jörg (Baruse), der sich die Mühe gemacht hat,
uns eine prima Anleitung zu verfassen.
Ich habe Dich nur darauf hingewiesen, mehr nicht.

Nach der "Behandlung" sieht Dein Bericht so aus, wie Du es Dir vorgestellt hast.

Gruß
Wolfgang
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#7
Guten Tag,

ich bin jetzt inzwischen mit der Maschine etwas weitergekommen und habe zur Bestandsaufnahme mal den Frequenzgang für alle drei Geschwindigkeiten aufgezeichnet.
Die Aufzeichnung erfolgte mit dem Bandtyp 122 von ORWO.
Die Bilder zeigen von oben nach unten die Frequenzgänge bei 9,5, 19 und 38 cm/s.
Ich finde, dafür das an der Maschine elektrisch noch nichts gemacht wurde sieht es doch gar nicht so schlecht aus.

   

   

   
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#8
Hallo dreadlock,

ein gut gemachter Beitrag!

Für den Start sehen die Frequenzgänge schon mal nicht schlecht aus. Da gibt es schlimmeres Big Grin .

Gruß und bin auf weitere Infos gespannt, wenn das Gerät eingemessen ist.

Jürgen
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#9
Hi,

warum wurden die Messungen bei -30 dB gemacht und nicht wie üblich bei 20 dB unter Vollaussteuerung?

Mache die Messungen mal bei -20 dB und Du wirst sehen, da ist dringender Nachholbedarf.
Und dann würde ich ein LH Band verwenden auf der 10X, sie wurde von Hause aus auf Maxell UD-Band eingemessen und dieses gehörte auch schon zu den LH-Bändern.

Jedenfalls sehen die Frequenzgänge meiner 10 XD (¼-Spur) mit Maxell UD sauberer...... z.B. 9,5 cm/s 40 Hz - 16 kHz ± 2,5 dB bei -20 dB unter Vollaussteuerung =370 nWb/m=775 mV bei eingeschaltetem Dolby B über Band gemessen.

Gruß
Jürgen
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#10
Hallo Jürgen,

das die Frequenzgänge nicht optimal sind ist mir natürlich klar.
Ich habe vor, die Maschine noch weiter instand zu setzen und dann neu einzumessen.
Die Messungen sollten lediglich eine Bestandsaufnahme darstellen und ich finde für eine mindestens 35 Jahre alte Maschine mit willkürlich gewähltem Bandmaterial sieht es jetzt nicht soo schlecht aus.
Auf welches Band die Tandberg original eingemessen war, war mir noch nicht bekannt.
Danke für die Info.
Was mir nicht ganz klar ist, welchen Unterschied macht es ob ich die Messungen jetzt bei -20 oder -30db durchführe, die Abweichungen sollten doch die gleichen sein oder nicht?
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#11
... bitte löschen...
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#12
Hi (ein Vorame an der Stelle wäre schon schöner, doch woher nehmen..... ) ,

Zitat:Was mir nicht ganz klar ist, welchen Unterschied macht es ob ich die Messungen jetzt bei -20 oder -30db durchführe, die Abweichungen sollten doch die gleichen sein oder nicht?

Desto höher ich bei einer Frequenzgangmessung mit dem Gesammtpegel Vorband gehe, desto größer wird der Abfall an den beiden Enden des Frequenzganges sein.
Bei Dir im umgekehrten Fall sieht der Frequenzgang besser aus als er tatsächlich ist.

Hast Du eigentlich eine ½-Spur oder ¼-Spur Ausführung der 10 X?

Gruß
Jürgen
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#13
Aus den Angaben der y-Achse des Digramm vom Audiotester, kann doch überhaupt nicht entnommen werden, bei welchen Pegel, bezogen auf die Bandmaschine, aufgezeichnet wurde bzw. die Kurve erstellt wurde. Das sind doch alles unabhängige Relativwerte oder übersehe ich da etwas?

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#14
Hallo Thomas,

sehe ich genauso. dBFS kann irgendwas sein. Prinzipiell hat Jürgen aber schon recht.

@dreadlock: Hast Du den Pegel der Messung ggf. auch in mV oder dB parat ? Wäre mal interessant.

Gruß

Jürgen
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#15
Hallo,

die Messung habe ich nur mit dem Audiotester durchgeführt, somit habe ich keine absoluten Pegel in mV.
Üblicherweise gehe ich dabei so vor, dass ich zunächst einen Ton z.B. 1000Hz einspeise und am Line Out per Pegelmesser die Ausgangsspannung für 0dB lt. Servicemanual (falls vorhanden) einstelle.
Für die Tandberg also 1,5V danach senke ich den Pegel per Lautstärkeregler vom PC auf -20dB ab und zeichne dann die Kurven auf.
Ich hoffe das Vorgehen ist soweit korrekt.
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