Norddeutsche HiFi-Tage in Hamburg
#1
Moin, moin,

für schnell-Entschlossene ...

am Wochenende finden im Holiday Inn in Hamburg, bei den Elbbrücken (B4 / B75), die Norddeutschen Hifi-Tage statt.

http://www.hifi-studio-bramfeld.de/hifitage.html

150 Aussteller aus den Bereichen HiFi bis Highend, analog und digital, sollen vor Ort sein. Der Eintritt ist frei.

Wer Lust hat ... Ich werde wohl am Samstag mal kucken gehen.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Moin, moin,

eine kleine Nachlese:

Als ich vor einigen Jahren auf einer der ersten Messen dieser Art des Veranstalters gewesen war, waren zwei lokale Händler mit ihrem Programm in zwei oder drei Räumen anwesend. Dieses Jahr sollen um die 150 Marken da gewesen sein. Von den sechs Etagen habe ich an einem Nachmittag die unteren drei geschafft.
Anwesend war "alles", von einem Anbieter von aufsteckbaren Mess-Mikrofonen für ein I-Dingsda, diversen Anbietern hochwertiger Schallplatten und CDs, einem der Fach-Verlage mit Heften und Büchern, über HiFi-Zubehör für mobile Unterhaltungs-Geräte, bis hin zu Breitband-Boxen für 88.000 Euro.

Besonders interessant fand ich ein modulares Set zum Eigenbau von Open Baffle-Lautsprechersystemen oder einen direkt-getriebenen Plattenspieler aus Deutschland, dessen selbst entwickelten Antrieb und Steuerung man auch einzeln kaufen kann, wenn man seine eigene Zarge bauen will.

Überhaupt sind solche Veranstaltungen inzwischen ein Mekka für Fans "großer" Plattenspieler. Fast überall wird zumindest auch mit Vinyl vorgeführt! Die Vorführung von Festplatte war hingegen in der absoluten Minderheit. Glücklicherweise.
Als "Messe" ist zumindest diese Veranstaltung etwas gewöhnungsbedürftig. Viele Türen findet man geschlossen vor, und die Sitzplätze in der Vorführung sind in der Regel schon besetzt. Den bösen Blick des Präsentators muß man halt ertragen; hält man sich an die selten ausgehängten Zeitpläne, dann wird man kaum 10% der Ausstellungen abarbeiten können.

Hauptsächlich wird man Boxen hören. Denn die Elektronik, die gezeigt wird, wird man kaum hörend identifizieren können. Auch da muß man sich durchsetzen und fragen, wenn die Präsentation zuende ist.

Übrigens gewinnt, wer seine gewohnte CD dabei hat. Natürlich wird mit der Musik vorgeführt, die dem Distributor als passend erscheint, die insbesondere beeindruckend zu den Boxen passt. Ob die mit der eigenen Musik dann auch so toll klingen, erfährt man nur, wenn man die dabei hat. Konkret: Yello kommt über Hörner vielleicht anders, als es Anneliese Rothenberger tut.

Auf meiner Weihnachts-Wunschliste sind jedenfalls finnische Nahfeld-Monitore, schwedische Regalboxen mit selbst entwickeltem Diopol-Ribbon Driver und kompakte Kugelwellen-Hörner für das "normal große" Wohnzimmer gelandet. Jetzt suche ich nur noch jemanden, der sie mir verehrt.

Ansonsten macht es einfach Spaß, auch einmal die Dinge zu sehen und zu hören, die man sich eher nicht so schnell kaufen wird: Die Tannoy Canterbury GR zum Beispiel.

Aber auch Spulis habe ich in der Vorführung gesehen: Bei Avantgarde Acoustics stand ein Großspuler und auf dem Partnerstand von AAA und Zeile hat Ulrich Apel die Präsentation vom Notebook mit einer Uher Report Monitor an einem klassischen Luxman Verstärker und einem Paar Ecouton LQL-150 vertont.

Anfang Februar 2015 werde ich also wieder hin gehen. Und vielleicht habe ich ja auch Lust, die eine oder andere Veranstaltung dieser Art in einer anderen Stadt zu besuchen. Vielleicht in Verbindung mit einem Forentreff?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#3
Moin, moin,

am Wochenende (7. und 8.02.2015) sollen wieder ein paar Firmen rund um das Thema Musikreproduktion in Hamburg zu Gast sein: http://www.hifi-studio-bramfeld.de/hifitage.html

Falls einer von Euch sowieso dort hatte hin wollen, könnte man den Anlass dafür nutzen sich irgendwo zu einem Kaffee oder zu einem "was-auch-immer" zu treffen. Nur so eine Idee ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#4
Moin, moin,

die Messe ist zuende und nach zehn Netto-Stunden Herumlaufens, verteilt auf zwei Tage, habe ich tatsächlich keine unmittelbaren Kauf-Zwänge entwickelt.

Verändert hat sich, im Vergleich zum vergangenen Jahr, dass nun fast flächendecken auf das Schlepptop als Zuspieler gesetzt wird. In geringer Menge kommen auch industriell hergestellte Stream-Dosen und analoge Plattenspieler zum Einsatz. Nur Dr. Schwäbe (Eternal Arts) hat seine Ferrograph Logic Seven immer dabei, mit der er Master-Bänder (Kopien) als Vorführmaterial verwendet.
Außerdem waren eine Nagra, eine Revox PR99 und eine Technics RS-1500 im Original (passiv herumstehend), sowie eine Revox im Katalog-Bild zu sehen. Bernhard hat zudem bemerkt: Cassette Decks waren nirgendwo (mehr) aufgestellt. Stimmt.

Nicht ganz so offensichtlich ist der steigende Einsatz von DSP in der Vorführung. Herr Martion, ein Boxen-Hersteller aus Berlin, bezeichnete sie, kurz vor Tore-Schluss, als "eierlegende Wollmilchsau", womit er zweifellos Recht hat. Allerdings frage ich mich, wo beim Einsatz digitaler Filterung usw. die Authentizität des analogen Ausgangs-Klanges bleibt; zugegebenermaßen hätte man (und hat man!) dieses auch schon generell bei der Einführung der Elektro-Akustik oder bei der Einführung der Bandmaschine im Mastering thematisieren können.

Es ist halt eine Frage, in wie weit die digitale Trickkiste in den künstlerischen Gestaltungsprozess eingreift und wie weit das der Verkäufer einer Anlage seinem Kunden verrät. So bietet beispielsweise Herr Martion seine Horn-Boxen inzwischen immer aktiv und samt DSP an. Andere Anbieter erklären immerhin noch, das sie die Vorführung mit digitaler Entzerrung vorgenommen haben. Wieder andere schweigen ob der verwendeten Trickkiste und haben selber auch keine solche im Angebot.


Die Zahl der Plattenspieler in den Vorführ-Räumen und im Angebot ist deutlich größer geworden. Dabei war der Dual CS-600 der kleinste Dreher, den man sehen konnte. Thorens, Clearaudio. Linn und Rega waren natürlich auch da, aber kaum wirklich zu sehen. Dafür stand in fast jedem Zimmer und an prominenter Stelle ein Riemen-getriebener Bolide. Und auch hier hat, im Vergleich zu den Jahren zuvor, die Zahl der Alternativen deutlich zugenommen. Aber nicht nur die Zahl: Ein (schenbar?) Masselaufwerk ist heute, samt Tonarm, schon ab ca. 1.400€ zu haben.

Ebenfalls in höherer Zahl, als in den vergangenen Jahren, waren Vollbereichs-Elektrostaten zu sehen. Und das inzwischen, nicht nur in den technischen Daten sondern hörbar!, mit integrierter Basswiedergabe.
Auf der anderen Seite scheint die Zeit der Boxen-Boliden endgültig vorbei. Nicht, das es keine Boxen mit viel Volumen gegeben hätte, aber die Gehäuse wachsen nicht mehr in die Höhe sondern sind, wie in den Siebzigern üblich, eher breiter und tiefer, als schlank und hoch. Die Titan Aurum war schon die "höchste"; ganz wertfrei gesagt.
So erklärte mir auch einer der Verkäufer, es brauche keine großen Gehäuse mehr. Das ließ sich vorführen.

Allerdings bleibt mir Halbgebildeten die Frage, ob alle Aussagen der anwesenden Entwickler und Verkäufer immer ganz ernst genommen werden dürfen. Denn so manch Klang einer teuren Box (oder der Kette davor) ließ. trotz DSP, "etwas" zu Wünschen übrig. Und das, für meine Ohren, unabhängig von Geschmacksfragen: Nasal ist nasal und für mich falsch.
Und wenn mir dann ein Anbieter einer deutschen Boxenmarke erklärt, man habe vor die größere 2-Wege Box einfach eine etwas ausladende Schallwand gesetzt, damit das voluminöse Gehäuse dahinter nicht so auffällt, während daneben die kleinere 2-Wege Box steht, bei der um die Chassis herum kaum Schallwand zu sehen ist und also die Schallwand-Reflektionen deutlich geringer sein müssen, als bei der mit vorgesetzer Schallwand, dann frage ich mich, ob es jedem Hersteller wirklich und in erster Linie um dem Guten Klang geht.
Aber diese Frage ist ja auch nicht neu.

Wer sich also durch alle sieben Etage geschleppt und in jeden Raum hinein gehört hat, der weiss, Boxen klingen unterschiedlich zueinander und zum Original. Egal ob sie im Paar fünfhundert oder fünfzigtausend Euro kosten und egal, ob das "Original" jemals analog geklungen hat.
Es bleibt also auch die Erkenntnis, wer "Hi-Fi" im Versand kauft und nicht zu Probe hört, und im Ergebnis ein Optimum erwartet, der ist immer noch dumm, egal was Versandhändler und Online-Anbieter erzählen mögen. Trotz der Existenz von DSP.

Die Hamburger HiFi-Tage, und die werden sich darin kaum von den Münchnern oder von den Neuwerkern unterscheiden, sind vor allem ein Spielfeld jener, die sich tatsächlich für Hi-Fi, was auch immer das sein mag, interessieren. Dementsprechend waren keine Raumklang-Lösungen mit mehr als zwei Boxen zu sehen oder zu hören (dafür aber mit weniger! aber ohne Raumklang). Preisliche "Einsteigerlösungen" waren karg und meist eher Design-Objekte, so beispielsweise aktive Lautsprecher-Tischlampen-Kombinationen mit Bluetooth-Übertragung (für's Licht?).
Hi-Fi ist also offensichtlich wieder raus aus dem Massengeschäft, ist also wieder da, wo es in den Fünfzigern und Sechzigern gewesen war. Und das ist ja auch nicht verwunderlich, wenn man sich das Produktions-Niveau heutiger Verbrauchsmusik anhört.

Übrigens werden all jene, die heute immer noch erklären, deutsche Hersteller der Siebziger wären blöd gewesen, weil die so breite Receiver gebaut hatten, endlich den Mund halten müssen. Denn heute sind auch englische, französische oder italienische Verstärker über-groß und passen auf kein Sideboard mehr.


Neben der neuen Generation finnischer Monitor-Boxen haben mir vor allem die vorgeführten kleinen Vollbereichs-Elektrostaten eines Duisburger Herstellers Spaß gemacht. Wahrscheinlich hätten mir auch seine Großen Spaß gemacht, aber die hat er 1. nicht vorgeführt und 2. sind die merklich teurer, was den Spaß bremst.
Lustig fand ich auch die Vorführung eines Distributors (?), der aus Manger und Abacus eine aktive 2-Wege Boxen-Kombination samt DSP macht. "Lustig" wegen dem überzeugenden Klang bei gleichzeitig eigenwilliger technischer Umsetzung der vorgeführten Version.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Moin, moin,

am ersten Februar-Wochenende (6. und 7.02.2016) sollen wieder einige Firmen rund um das Thema Musikreproduktion in Hamburg zu Gast sein: http://www.hifi-studio-bramfeld.de/hifitage.html

Falls einer von Euch sowieso dort hatte hin wollen, könnte man den Anlass dafür nutzen sich irgendwo zu einem Kaffee zu treffen. Nur so eine Idee ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#6
Hallo Matthias,

gute Idee, ich kann nur jetzt noch nicht sagen ob Samstag oder Sonntag.

LG Bernhard
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#7
Hallo!

Würde ja auch gern teilnehmen.
Dumm nur, daß in Bremen die Motor Classic zeitgleich stattfindet.
Das ist ein "Muß" für mich (wenn nichts dazwischen kommt).

So lese ich dann einen Bericht von Euch?

Gruß
Wolfgang
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#8
Eventuell komme ich mit einem Kumpel vorbei. Mal sehen, ob das was wird. Vor ein paar Jahren war ich schon mal dort. Ist ziemlich highendig, aber trotzdem interessant. Auffällig war, dass einige Aussteller ihre Musik einfach von einem iPad in die 20000€-Anlage eingespielt haben. Fand ich irgendwie merkwürdig.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#9
Moin, moin,

würd' mich freuen, wenn es klappt. Voraussichtlich bin ich an beiden Tagen da. Also gibt es von mir keine zwingende Vorgabe: Einfach anrufen, wenn jemand in der Nähe ist, dann können wir einen Treffpunkt vereinbaren.

@ Wolfgang: Schade, aber man muss halt Prioritäten setzen. immerhin. Auswahl haben und dann eine Entscheidung treffen, diese auch noch realisieren, ist doch allein schon etwas wert ...

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#10
Moin, moin,

das Wochenende ist zuende und somit auch die Norddeutschen HiFi-Tage für das Jahr 2016.

Diesmal waren auf der gleichen angebotenen Fläche merklich weniger Aussteller vor Ort gewesen, als im letzten Jahr, was auch daran gelegen haben mag, dass solcherart Veranstaltungen inzwischen in immer größerer Anzahl und damit zeitlicher Enge stattfinden und die Aussteller inzwischen im "Messe-Streß" sind, wie ein "Plattenhändler" am Samstag bemerkte.
Zudem sind vor allem für die einheimischen Hersteller hochpreisiger Produkte die Präsentationen in Asien oft wichtiger, als hierzulande. Liegen die Termine zu eng, geht man halt dorthin. Und wer aus dem Westen kommt, für den ist sowieso Karneval gewesen ...

Zuschauer, so hatte ich den Eindruck, waren vor allem am Samstag weniger da gewesen. Das hat jedoch manch Aussteller anders gesehen.

Auch diesmal waren die Norddeutschen HiFi-Tage richtige "Hi-Fi-Tage" gewesen. Kinoton-Systeme wurden bestenfalls erwähnt und auch Multiroom-Lösungen oder USB-Boxen waren kaum vertreten. Auch die reinen Zubehör-Hersteller schienen mir diesmal in geringerer Zahl teilgenommen zu haben.

Natürlich waren die deutschen Hersteller, wenn auch nicht komplett, so doch dominant anwesend gewesen. Auch die Briten waren wieder in großer Zahl präsent. Hatte ich im letzten Jahr den Eindruck gehabt, es hätten besonders viele Italiener teilgenommen, habe ich die diesmal nicht wahrgenommen. Dafür waren die französischen Firmen deutlich hörbar; mehr, als beispielsweise die Skandinavier.

Die internationalen Serien-Hersteller scheinen wenig Interesse an dieser Veranstaltung zu haben. Zwei japanische Firmen mit ausgesprochenem Qualitäts-Ambiente waren anwesend. Ansonsten kamen auch aus Japan sehr spezielle Angebote. Die USA waren kaum wahrnehmbar, dafür, mit wirklich interessanten Produkten, Hersteller aus Kanada.


Als Zuspiel-Quelle rückt der CD-Player immer weiter in den Hintergrund. Zur Vorführung eines Paares Boxen fragte die Promoterin einen Interessenten, ob der seine Musik mitgebracht habe. Als der eine CD aus der Tasche holte, reagierte sie, sie hätte "nur" einen Plattenspieler angeschlossen. Nachdem sie die Antwort auf ihre Frage, was der Interessent denn gerne hören wolle, zweimal mit "hab ich nicht" hatte beantworten müssen, mussten erst einmal das Smart Phone und ein Streaming Dienst herhalten.


   

Natürlich sind immer noch CD-Player zur Vorführung aufgestellt gewesen, werden sogar neu reine CD-Player angeboten. Doch nehmen die Streaming-Server in der Vorführung genau so zu, wie analoge Quellen: In fast jedem Zimmer stand inzwischen ein Plattenspieler und neben der obligatorischen Ferrograph Logic Seven von Dr. Schwäbe waren diesmal Revox, Teac und eine Nagra zum Vorführ-Einsatz gekommen, waren darüberhinaus weitere Revox, Nagra, Stellavox usw. zumindest als Schaustücke aufgestellt. Als ein Interessent heute danach fragte, holte Dr. Schwäbe dann auch eine Uher Report hervor.


   
   

In diesem Zusammenhang konnte man erfahren, eine komplette Restaurierung einer Studer koste etwa ab 1.600€. Dazu kommt der Anschaffungspreis des gebrauchten Gerätes. Auch das gibt es also noch auf solcher Messe; und nicht nur von einem Anbieter.

Erfreulich übrigens, dass ein Hannoveraner Röhren-Freund, ebenso wie ein niederländisches Musik-Label, inzwischen bespielte Tonbänder zum Kauf im Angebot haben. Der Kurs liegt momentan, hier wie da, bei um 150€ pro Band bei Einzelabnahme.

   

Die Niederländer hatte die Plattenaufnahme direkt neben dem Band liegen gehabt, und das zu einem deutlich niedrigeren Preis. Wer das beanstanden will, der sollte bedenken, solche Tonbandaufnahmen werden nicht auf einer Presse in großer Stückzahl, heute nicht einmal mehr in einer Kopierstraße hergestellt, sondern Band für Band direkt vom Master kopiert.

   


Neben den Plattenspielern in der Vorführung sind inzwischen überall auch Plattenspieler zum Kauf im Angebot. Neben einer zunehmenden Zahl teils exorbitant teurer Geräte nimmt auch die Anzahl von hochwertig aussehenden Plattenspieler zu, die "bezahlbar" erscheinen. Was man so "bezahlbar" nennt.
Preiswerte Dreher, wie man sie zu Hauf in den siebziger und achtziger Jahren gesehen hat, scheint es bestenfalls noch in Form der Technics-Clone aus Fernost zu geben. Ansonsten leben bekannte Namen wieder auf. Neben den neuen PE hat Panasonic das erste mal in Deutschland den neuen Technics-Dreher gezeigt. Natürlich wieder mit Direkt-Antrieb.

Neben den Plattenspielern waren andere Quell-Geräte in der Ausstellung weiterhin von eher untergeordneter Bedeutung geblieben. Digital-Tuner und Internet-"Tuner" waren ebenfalls bestenfalls nur "da" gewesen, ebenso wie CD-Player. Musik-Server waren zwar ein Thema, wurden aber ebenfalls eher defensiv präsentiert. Es scheint, die Branche hat weitgehend vor den Streaming-Diensten und den Smart Phone-Anbietern kapituliert.
Wer das nicht will, der greift zum Plattenspieler.

Die Präsentation kann man im Prinzip in drei Gruppen teilen: ein Viertel machen die Zubehör- und die Medien-Anbieter aus, ein Viertel die reinen Präsentations-Stände für Elektronik, und die verbleibende Hälfte waren hörbare Vorführungen, in denen in der Regel Lautsprecherboxen im Vordergrund standen.
Lediglich an zwei Stellen habe ich Zubehör-Anbieter entdeckt, die versucht haben die positive Wirkung ihrer Produkte zu belegen: Ein britischer Hersteller von Netzfiltern hat auch diesmal wieder A/B-Vergleiche vorgeführt und ein Anbieter von Phono-Racks hat verwunderten Kunden präsentiert, wie sich der Klang eines preiswerten CD-Players, abgehört über Kopfhörer, ändert, wenn man ihn vom Sessel auf das angebotene Rack stellt.
Ob das jedoch bei jeder Aufnahme klappt, oder nur bei bestimmten Referenz-Recordings, von Interpreten die ich nicht kenne und vielleicht auch nicht mag, deren Platten ich mir also wohl nicht kaufen werde, habe ich nicht hinterfragt.

Kabel waren natürlich überall und in üppigen Dimensionen vorhanden. A/B-Tests von Kabeln, Steckern, Kabel-Haltern usw. habe ich jedoch nicht gesehen. Dafür hat ein Zubehör-Händler ein Kontaktspray im Programmm, das den Kabel-Herstellern das Fürchten lehren können soll. Sprüht man mit dem Wundermittel die Stecker und Buchsen ein, würde das hörbare Verbesserungen bringen, die weit über jedem Effekt der Superdupel-Kabel lägen. Ein hübsches Geburtstagsgeschenk für den, der schon alles hat.

Eine mir sympatische "Antwort" hat ein englischer Promoter eines britischen Lautsprecherherstellers gegeben, der in der Präsentation meinte, nicht die Elektronik oder die Kabel seien die Schnittstelle zwischen Musik und Ohr, sondern der Lautsprecher. Nur dort könne man sinnvoll ansetzen, um den Klang zu verbessern. Er setze "ganz normale", sicher vernünftige Kabel ein. Und das Ergebnis war nicht weniger überzeugend, als manch Äußerung mit dicken Kabeln angeschlossener Boxen.

Übrigens haben die Klangschalen, handgedengelte Metall-Resonatoren, die man irgendwo in den Raum stellen kann, inzwischen kleine Geschwister bekommen. Wie die kleinen Würfel noch "klingen" können sollen, ist mir ein Rätsel. Aber wer an das eine glaubt, der glaubt sicher auch an das andere. Noch ein Weihnachtsgeschenk für den, der schon alles hat.

Ebenso die DVD eines HiFi-Magazins, mit hochbit-digitalsierten Aufnahmen der Abspielung von zwölf prominenten Plattenspielern. Wer sich die nicht leisten kann, kann sie sich jetz auf seinem Computer anhören. Ich bin sicher, im kommenden Jahr kommt die Aufnahme auf Schallplatte heraus ...

Apropos Kabel: Spannend fand ich eine Verkabelung, bei denen die Kinderarm-dicken Zuleitungen so lang gewesen waren, dass sie gewunden zwischen Endstufe und Boxen zu liegen gekommen wären ... hätte der weise Techniker nicht Kabelständer zur Hand gehabt, die verhindert haben, dass die Windungen einander berühren. Noch ein Weihnachtsgeschenk für den, der schon alles hat.

Aber solche Dinge waren tatsächlich in der Minderheit und sind für diese Veranstaltung nicht bezeichnend. Sie fallen halt auf, zwischen all den recht gleichartig aussehenden Gehäusen von HiFi-Geräten.


Bezeichnend ist, dass selbst die Hersteller, die echte "Männer-Boxen" im Programm haben, diese nicht mehr präsentieren. Nur ein Hersteller hatte seine "Große" dabei. Ansonsten wurde vielerorts präsentiert, was die ganz Kleinen können. Und das ist beeindruckend.
Allerdings wird nur selten freiwillig Auskunft darüber erteilt, ob die gezeigten Boxen ihre Leistungen nativ erbringen, oder ob immer und zwingend eine spezielle Ansteuer-Elektronik zum Einsatz kommen muss.

Das Elektronik auf dem Vormarsch ist, konstatierte ein deutscher Hornlautsprecher-Hersteller unmissverständlich. Er ist der Meinung, in spätestens zehn Jahren gäbe es nur noch digitale - gemeint sind aktive und elektronisch entzerrte - Boxen; es sein verwunderlich wie viele Firmen in die Entwicklung von Technik von vorgestern investieren. Dem wiedersprach der britische Hersteller, der einen A/B-Vergleich mit und ohne DSP vorführte. Trotz schlechter Akustik im Hotelzimmer favorisiere er die Lösung ohne DSP. Die klänge lebendiger, dynamischer.
Auf meine Frage an einen Anbieter einer solchen DSP-Lösung - der seinen Verstärker damit feil bot, der würde jedes Raumproblem lösen ohne Einfluß auf die Boxen-Charakteristik zu nehmen - wie das funktioniere, wenn er nur den Raum messe und nicht zumindest das Nahfeld, konnte mir der arme Verkäufer keine Antwort geben. Wie soll das gehen?

Was bleibt ist die Erkenntnis, Musik klingt in jedem der Vorführräume, trotz passiver und aktiver Korrektur, anders. Offensichtlich haben auch Mitte des zweiten Jahrzehnts dieses Jahrtausends die Boxen-Entwickler ganz eigene Vorlieben, die sie umsetzen. So habe ich einen Elektrostaten gehört, der überraschend viel Baß kann, der aber im Hoch- und im Tieftonbereich ein deutliches Umgleichgewicht im Punkt "Attacke" zeigt, was zu einem charakteristischen Klangbild führt.
Insbesondere "unten rum" ist die Interpretations-Vielfalt weiterhin groß. Zu meiner fast schon Überraschung kann auch das zu einem druchaus nervigen Klangbild führen. Aber was richtig und was falsch ist, sieht auch hier wohl jeder anders.

Weiterhin gibt es gerichtete Lösungen, weiterhin omnidirektional strahlende Boxen. Weiterhin gibt es Lautsprecherboxen, die richtig alte Aufnahmen noch in der "Wärme" im Grundtonbereich übertreffen wollen und auf eine akzentuierte Impulsdarstellung verzichten, stattdessen Lautsprechermembranen sichtbar schwabbeln lassen.

Eine weitere Boxen-Vorführung hat mir wieder einmal deutlich gemacht, wie der Stand der Dinge ist: Zwei Interessierte lauschten der Vorführung eines Promotors, der eine alte Aufnahme vorführte. Als der eine Interessent dann das Klangbild der teuren Boxen beanstandete, warf der Verkäufer etwas verärgert ein, das sei doch eine Mono-Aufnahme gewesen, und erklärte, die selbe Aufnahme hätte es auch in Stereo gegeben. Nachdem er diese dann sofort von seinem Server abgerufen hatte, begannen die Gesichter der beiden Zuhörer zu strahlen. "Das klingt doch viel besser" ... worauf hin der Promoter reagierte, dass die Stereo-Aufnahme ihm überhaupt nicht gefalle, weil der "Raum" künstlich klänge, am Mischpult erzeugt worden wäre.
Der Stand der Dinge ist also weiterhin, es fehlen bei der Veranstaltung die Aussteller mit den neuen Musikhör-Ohren nach DIN, die man sich zumindest ausleihen kann. Solange die nicht angeboten werden, müssen wir wohl damit Vorlieb nehmen, dass Boxen-Entwickler machen können, was sie wollen, solange es irgendjemandem gefällt oder so lange es sich der Irgendjemand einreden lässt, dass es ihm gefällt.

Kein Wunder, dass die Schar Bandgeräte von Dr. Schwäbe die größte Zahl von Fotografen auf der Veranstaltung angezogen hatte ...

   
   
   


Mir haben ein Paar kanadische Boxen gut gefallen, bei denen ein Breitbänder und ein zusätlicher Hochtöner, ohne Frequenzweiche, eine beeindruckend präzise Stimmenwiedergabe in den Raum gezaubert hatten.
Mir haben ein Paar japanischer Boxen mit nur einem Chassis gefallen, die bei überragender Impulstreue, einen hohen Frequenzumfang hatten abbilden können, dabei, in Folge der speziellen Gehäuse-Konzeption, absolut resonanzfrei sein sollten und das auch andeuten konnten.

Vor allem hat mir das Angebot eines Kieler Herstellers gefallen, meine fünfundzwanzig Jahre alten Bändchen-Hochtöner zu überholen. Das sei überhaupt kein Problem.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#11
Ich war mit einem Bekannten auch da und habe beim Durchgang Matthias 4, oder 5 mal getroffen. Smile

Ich fand es sehr informativ. Schön sind auch immer die Lautsprechervorführungen von Bowers & Wilkins. Vor ein paar Jahren waren es Subwoofer (dazwischen war ich nicht auf der Messe) und diesmal das Topmodell der 800er-Serie. Die gespielten Titel habe ich 'getagt' und bei iTunes erworben. Ein Test zu Hause lief nicht ganz so glanzvoll ab (Heco Superior 840). Wink
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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