14.01.2014, 16:54
Hallo,
weil ich einfach wissen wollte, was dahinter steckt, habe ich letzte Woche ein paar der SHX-Kassetten von Tyrolis Advanced Media Products in Österreich bestellt. Bei 1,49 € pro Stück (C-60) ist der Verlust wohl zu verschmerzen... Heute sind die Kassetten angekommen und wurden sofort einem Testlauf auf meinem Pioneer CT-959, verbunden mit dem CD-Player Technics SL-PS 740A, unterzogen.
Aber zunächst zu den Äußerlichkeiten.
Die Kassetten kommen in einer normalen Klappbox, eingeschweißt in Klarsichtfolie. Auf dem Einleger befinden sich Angaben wie "Position IEC Type II High/Low Noise/High Output/High Precision Cassette Mechanism", sowie "Made in Austria by TYROLIS..."
Nach dem Öffnen findet man einen Bogen mit vier Klebeetiketten (bei einer waren zwei Bögen drin) und einen normalen Einleger, dessen Innenseite zum Eintragen des Bandinhalts liniert ist.
Die Kassette selbst besteht aus Klarsicht-Kunststoff, der leicht violett/rauchfarbig eingefärbt ist. Im Inneren befindet sich ein relativ kleiner Bandwickel, der darauf schließen lässt, dass hier eine Bandsorte konfektioniert wurde, die eigentlich für C-90-Kassetten gedacht ist. Zwei durchsichtige Gleitfolien erleichtern dem Wickler die Arbeit.
Die Kassette ist fünffach verschraubt und trägt hinter der Andruckfeder mit Filz ein anständiges Abschirmblech. Die Bandwickel lassen sich leichtgängig drehen.
Alles in Allem ist optisch nichts Besonderes festzustellen. Kein hochwertiges "Antiresonanz-Gehäuse", aber eine ordentliche Ausführung. Das in der Kassette sichtbare Tape ist von nahezu schwarzblauer Färbung. Was bei näherer Betrachtung noch ins Auge fällt, ist die Bedruckung der Kassette:
Made in Austria? Na, da ist wohl eher die Verpackung gemeint. Das Tape scheint aus Uganda in Ostafrika zu stammen. Aber egal. Wenn die Qualität einigermaßen stimmt, soll mir das wurscht sein!
Also ins Deck damit. Ich teste es zunächst mit der Einmessung für TDK SA; einer der meistverwendeten Quasi-Standards. Das Ergebnis ist schlecht: Der Pegel hinter Band ist etwa 2 dB niedriger, die Höhenwiedergabe völlig überzogen. Es rauscht vernehmlich, es "dropt out" und es klirrt. Das hört man schon bei einem Musiksignal. Umso deutlicher werden diese Mängel, wenn man ein 400 Hz Sinussignal einspeist. Na gut, man kann die SHX also offenbar nicht auf Decks benutzen, die auf das TDK SA, bzw. das hierzu dienende IEC II-Referenzband BASF U 564 W, eingemessen sind. Der Aufdruck mit dem IEC II ist damit schon mal gelogen.
Ich starte also die Einmessprozedur und staune: Der Biassteller muss fast an den rechten Anschlag gedreht werden (4 von 5 Uhr), der Pegelsteller etwa auf 3 Uhr. In dieser Einstellung ist der Pegel Vor-/Hinterband gleich. Der Hörtest ergibt, dass der 400 Hz-Sinus nun sauberer tönt als zuvor, aber der Klirrfaktor ist immer noch erheblich! Während man mit einer Sony UX-S oder TDK SA bei korrekter Einmessung erst nahe 0 dB ein zunehmendes Klirren wahrnimmt, das aber erträglich ist, hört man bei dem österreichisch-afrikanischen Medium schon ab -10 dB ein deutliches Klirren im Sinus, das sich bei höherem Pegel nur unwesentlich verstärkt. Wirklich schlimm wird es erst bei mehr als +6 dB.
Das bei dem auf TDK SA eingestellten Gerät mit der SHX überdeutliche Bandrauschen nimmt bei korrekter Biaseinstellung doch etwas ab, erreicht dabei aber nicht ganz ein Niveau, das mit einer "Qualitätskassette" vergleichbar ist. Die Aussteuerung würde ich tunlichst unterhalb +4 dB halten.
Der Musikaufnahme-Test ergibt einen über Band erfreulichen Frequenzgang, der wirklich kaum vom Vorbandsignal zu unterscheiden ist. Vielleicht sind die tiefen Frequenzen eine Spur zurückhaltender, aber das liegt dann sicher im Bereich um 1-2 dB. Es sind gehörmäßig auch keine Senken oder Dellen in der Kurve zu merken, das Tape klingt mit oder ohne Dolby prinzipiell einwandfrei und neutral! Bei Aufnahmen von Sprache ist allerdings dann doch der erhöhte Klirr zu hören, der bei einem Musiksignal aber nur bei sehr empfindlichen Ohren (die ich nicht habe) wirklich auszumachen ist.
Ich habe dann eine komplette Kassette mit diverser Rock- und Popmusik ohne Dolby bespielt und sie hinterher abgehört. Irgend welche Dropouts oder Pegelschwankungen, die auf Fehler der Bandbeschichtung zurückzuführen wären, habe ich dabei nicht festgestellt.
Die Aussage "Low Noise/High Output" ist hier jedenfalls eindeutig ziemlich unbegründet aufgedruckt worden.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Band seine Einsneunundvierzig wert ist, sofern man ein Deck mit Einmessmöglichkeit besitzt und nicht gerade unwiederholbare Liveaufnahmen damit anfertigen will. Ein einfacher Recorder oder ein Zweikopfdeck ohne Möglichkeit auf Vormagnetisierung oder Aufsprechpegel Einfluss nehmen zu können, wird mit dem verwendeten, unempfindlichen Chromsubstitut-Band wohl nicht recht klar kommen!
Für Hintergrundmusik oder Autobeschallung (sofern noch jemand ein Kassettenteil im Auto hat?!), vornehmlich mit "leichter" Musik ist die SHX mit Einschränkung zu verwenden, wobei natürlich die Eigenschaften des Gehäuses bei Hitze noch fraglich sind. Auf einer Punkteskala von 0 bis 10 würde ich der SHX mechanisch 8 und magnetisch 4 Punkte verleihen.
Ich habe sie nun getestet. Und ich muss sagen, ich brauche sie nicht wirklich! Zu sehr muss man den Recorder aus dem normalen IEC II-Arbeitspunkt verdrehen.
Ich bleibe lieber bei meinen Vintage-Kassetten von Sony, TDK und Maxell, von denen ich Gott sei Dank auch noch ein paar Kartons fabrikneue Exemplare besitze...
Gruß
Holgi
P.S.: Nach Internetrecherche hat sich ergeben, dass die Dinger womöglich doch in Österreich hergestellt werden. Die Firma Tyrolis besitzt dort ein Werk für Kassettenfertigung. Vielleicht sind die Kassetten FÜR Ostafrika produziert worden, wer weiß!? ?(
weil ich einfach wissen wollte, was dahinter steckt, habe ich letzte Woche ein paar der SHX-Kassetten von Tyrolis Advanced Media Products in Österreich bestellt. Bei 1,49 € pro Stück (C-60) ist der Verlust wohl zu verschmerzen... Heute sind die Kassetten angekommen und wurden sofort einem Testlauf auf meinem Pioneer CT-959, verbunden mit dem CD-Player Technics SL-PS 740A, unterzogen.
Aber zunächst zu den Äußerlichkeiten.
Die Kassetten kommen in einer normalen Klappbox, eingeschweißt in Klarsichtfolie. Auf dem Einleger befinden sich Angaben wie "Position IEC Type II High/Low Noise/High Output/High Precision Cassette Mechanism", sowie "Made in Austria by TYROLIS..."
Nach dem Öffnen findet man einen Bogen mit vier Klebeetiketten (bei einer waren zwei Bögen drin) und einen normalen Einleger, dessen Innenseite zum Eintragen des Bandinhalts liniert ist.
Die Kassette selbst besteht aus Klarsicht-Kunststoff, der leicht violett/rauchfarbig eingefärbt ist. Im Inneren befindet sich ein relativ kleiner Bandwickel, der darauf schließen lässt, dass hier eine Bandsorte konfektioniert wurde, die eigentlich für C-90-Kassetten gedacht ist. Zwei durchsichtige Gleitfolien erleichtern dem Wickler die Arbeit.
Die Kassette ist fünffach verschraubt und trägt hinter der Andruckfeder mit Filz ein anständiges Abschirmblech. Die Bandwickel lassen sich leichtgängig drehen.
Alles in Allem ist optisch nichts Besonderes festzustellen. Kein hochwertiges "Antiresonanz-Gehäuse", aber eine ordentliche Ausführung. Das in der Kassette sichtbare Tape ist von nahezu schwarzblauer Färbung. Was bei näherer Betrachtung noch ins Auge fällt, ist die Bedruckung der Kassette:
Made in Austria? Na, da ist wohl eher die Verpackung gemeint. Das Tape scheint aus Uganda in Ostafrika zu stammen. Aber egal. Wenn die Qualität einigermaßen stimmt, soll mir das wurscht sein!
Also ins Deck damit. Ich teste es zunächst mit der Einmessung für TDK SA; einer der meistverwendeten Quasi-Standards. Das Ergebnis ist schlecht: Der Pegel hinter Band ist etwa 2 dB niedriger, die Höhenwiedergabe völlig überzogen. Es rauscht vernehmlich, es "dropt out" und es klirrt. Das hört man schon bei einem Musiksignal. Umso deutlicher werden diese Mängel, wenn man ein 400 Hz Sinussignal einspeist. Na gut, man kann die SHX also offenbar nicht auf Decks benutzen, die auf das TDK SA, bzw. das hierzu dienende IEC II-Referenzband BASF U 564 W, eingemessen sind. Der Aufdruck mit dem IEC II ist damit schon mal gelogen.
Ich starte also die Einmessprozedur und staune: Der Biassteller muss fast an den rechten Anschlag gedreht werden (4 von 5 Uhr), der Pegelsteller etwa auf 3 Uhr. In dieser Einstellung ist der Pegel Vor-/Hinterband gleich. Der Hörtest ergibt, dass der 400 Hz-Sinus nun sauberer tönt als zuvor, aber der Klirrfaktor ist immer noch erheblich! Während man mit einer Sony UX-S oder TDK SA bei korrekter Einmessung erst nahe 0 dB ein zunehmendes Klirren wahrnimmt, das aber erträglich ist, hört man bei dem österreichisch-afrikanischen Medium schon ab -10 dB ein deutliches Klirren im Sinus, das sich bei höherem Pegel nur unwesentlich verstärkt. Wirklich schlimm wird es erst bei mehr als +6 dB.
Das bei dem auf TDK SA eingestellten Gerät mit der SHX überdeutliche Bandrauschen nimmt bei korrekter Biaseinstellung doch etwas ab, erreicht dabei aber nicht ganz ein Niveau, das mit einer "Qualitätskassette" vergleichbar ist. Die Aussteuerung würde ich tunlichst unterhalb +4 dB halten.
Der Musikaufnahme-Test ergibt einen über Band erfreulichen Frequenzgang, der wirklich kaum vom Vorbandsignal zu unterscheiden ist. Vielleicht sind die tiefen Frequenzen eine Spur zurückhaltender, aber das liegt dann sicher im Bereich um 1-2 dB. Es sind gehörmäßig auch keine Senken oder Dellen in der Kurve zu merken, das Tape klingt mit oder ohne Dolby prinzipiell einwandfrei und neutral! Bei Aufnahmen von Sprache ist allerdings dann doch der erhöhte Klirr zu hören, der bei einem Musiksignal aber nur bei sehr empfindlichen Ohren (die ich nicht habe) wirklich auszumachen ist.
Ich habe dann eine komplette Kassette mit diverser Rock- und Popmusik ohne Dolby bespielt und sie hinterher abgehört. Irgend welche Dropouts oder Pegelschwankungen, die auf Fehler der Bandbeschichtung zurückzuführen wären, habe ich dabei nicht festgestellt.
Die Aussage "Low Noise/High Output" ist hier jedenfalls eindeutig ziemlich unbegründet aufgedruckt worden.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Band seine Einsneunundvierzig wert ist, sofern man ein Deck mit Einmessmöglichkeit besitzt und nicht gerade unwiederholbare Liveaufnahmen damit anfertigen will. Ein einfacher Recorder oder ein Zweikopfdeck ohne Möglichkeit auf Vormagnetisierung oder Aufsprechpegel Einfluss nehmen zu können, wird mit dem verwendeten, unempfindlichen Chromsubstitut-Band wohl nicht recht klar kommen!
Für Hintergrundmusik oder Autobeschallung (sofern noch jemand ein Kassettenteil im Auto hat?!), vornehmlich mit "leichter" Musik ist die SHX mit Einschränkung zu verwenden, wobei natürlich die Eigenschaften des Gehäuses bei Hitze noch fraglich sind. Auf einer Punkteskala von 0 bis 10 würde ich der SHX mechanisch 8 und magnetisch 4 Punkte verleihen.
Ich habe sie nun getestet. Und ich muss sagen, ich brauche sie nicht wirklich! Zu sehr muss man den Recorder aus dem normalen IEC II-Arbeitspunkt verdrehen.
Ich bleibe lieber bei meinen Vintage-Kassetten von Sony, TDK und Maxell, von denen ich Gott sei Dank auch noch ein paar Kartons fabrikneue Exemplare besitze...
Gruß
Holgi
P.S.: Nach Internetrecherche hat sich ergeben, dass die Dinger womöglich doch in Österreich hergestellt werden. Die Firma Tyrolis besitzt dort ein Werk für Kassettenfertigung. Vielleicht sind die Kassetten FÜR Ostafrika produziert worden, wer weiß!? ?(