hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=161368#post161368 schrieb:Ach Anselm, wenn wir dich nicht hätten
Dann würde hier niemand dichten, es sei denn, der Wasserhahn tropft. Du hättest seinerzeit wohl besser die Werbeabteilung bereichert....!
Das war nicht nötig, Holgi. Jedes Mal, wenn in der Fertigung irgendeine Festlichkeit anstand, war ich "Dichter vom Dienst". Kostproble zu einem Abschied:
21. Mai 1975
Liebe Frau Erhard,
noch ein Gedicht -
bevor die Stunde des Abschieds anbricht!
Zwar muß ganz ehrlich ich Ihnen sagen,
das Reimen liegt mir in
dem Fall im Magen,
doch will ich versuchen - trotz Abschiedsschmerz -
zu dichten einige Reime im Scherz.
Im Februar vor nun neun Jahren,
da kamen Sie, "soundunerfahren",
und lernten hier die Töne testen.
Inzwischen können Sie's am besten!
Weil Sie das "Spielen" mit den Tasten
und Knöpfen so sehr gut erfaßten,
hab'n Ihre Chefs es bald erkannt:
die wird zur Vorarbeit'rin ernannt!
Als Mutter von dem "Bienenhaus",
da kannten Sie sich bestens aus.
"Frau Erhard, kann man das noch lassen?",
"Frau Erhard, ’s prasselt, kaum zu fassen!",
"Frau Erhard, jetzt muß ich Sie nochmal stören ..."
so konnten Sie es täglich hören.
Doch niemals blieben Sie - geduldig -
jemand die richt'ge Antwort schuldig.
Prüffeld, Labor und die Montage,
die hatten auch so manche Frage:
"Frau Erhard, Sie wisssen's sicher noch,
Ausführung X, wie war das doch?"
Und keiner hat umsonst gefragt,
Sie haben richtig es gesagt.
Nur eine UHER-Werk-Abteilung,
für die gab's öfters keine "Heilung":
die A- und B-Verfehlungs-volle
Qualitätssich'rung - Produktkontrolle.
Doch pflichtbewußt und mit Geduld
tat'n Sie auch hier mehr als die Schuld:
"Dies Laufgeräuschchen ist ein ’A ' ?
Herr Stadtherr, geh, da lach' ich ja!",
so sprachen Sie und er d'rauf: "Es war eh'
ein Schreibfehler: 's muß heißen 'B'."
Auch in der großen UHER-Krise,
da hatten Sie die nöt'ge Prise
von Optimismus und Humor,
und das kam damals selten vor.
Doch jetzt, wo alles ist vorbei,
da sagen plötzlich Sie "Good bye".
Man kann es überhaupt nicht fassen:
Sie wollen wirklich uns verlassen!
Darüber kann man sich entsetzen:
Wer soll denn grade Sie ersetzen?
Für jede Art der Zweifelsfälle,
da waren Sie mit Rat zur Stelle,
und war jemand mal recht erbost,
bei Ihnen holte er sich Trost.
Na und so weiter und so weiter -
dieses Gedicht wird leider doch nicht heiter ...
Recht traurig bleiben wir zurück,
doch wünschen wir recht, recht viel Glück.
Erfolg möge die Zukunft schenken!
Werd'n Sie zurück an uns mal denken?
Doch jetzt brech' ich das Dichtwerk ab.
Sonst wird's noch feucht!
Kollege Rapp
Es hat mir Spaß gemacht, war manchmal allerdings oft auch etwas mühsam. Und richtig lästig wurde es, wenn jemand kam und für des Schwiegervaters 75. Geburtstag oder dergleichen unbedingt ein Gedicht brauchte. Die paar Flaschen Bier waren ein bescheidener Trost.
Gruß, Anselm