Prüfung und Reparatur von Frequenzweichen
#1
Moin, moin,

hin und wieder erreichen mich Lautsprecherboxen, die der Beschreibung des Verkäufers "alles super...." nicht ganz entsprechen. Häufig sind beispielsweise die Hochtöner durch und dann auch oft die "dahinter liegenden" Bauteile.

Es ist mir auch schon passiert, das die Weichen mehr abbekommen hatten, als nur eine knappe Überlast und nach dem Ausbau ein wahres Schmor-Festival erkennbar wird.

Vielleicht kennt sich ja der eine oder andere von Euch damit aus und lassen sich hier Tipps sammeln, die helfen, unsere Boxen wieder herzustellen und zu erhalten. Vielleicht läßt sich auch mit der einen oder anderen Mär aufräumen ...



Mein aktuelles Problem ist bei einer Heco Interior Reflex 35 Mk.II deutlich geworden, die ich im Frühling auf einem Flohmarkt gefunden habe. Es sind kleine 3-Wege Baßreflex-Standboxen mit je einem 19 mm-Kalotten-Hochtöner und je zwei 175 mm TMTs, von denen der eine als Mittel- der andere als Hochtöner angesteuert wird.
Der erste Blick auf die Metall-Kalotten zeigte: die sind kaputt. Den Preis hat es gedrückt.

Zuhause angekommen habe ich die Kalotten gegen entsprechende Philips ausgetauscht und hörte aus den Hochtönern ... nichts. Also ein Fehler in der Weiche?
Sicherheitshalber habe ich eine der Heco-Weichen gegen eine ITT aus einem Bausatz getauscht: Aus allen drei Chassis kamen daraufhin Töne, so daß ich davon ausgehe, die nun eingesetzten Lautsprecher sind heil.

Was also passiert in der Heco-Weiche?

Ein 12R-Lastwiderstand zeigte sich angeschmort. Aha? An den anderen Bauteilen kann man äußerlich keine Abweichung von der Norm erkennen.

Bevor ich jetzt zum Händler laufe und mir zwei Widerstände kaufe, danach feststelle, das das nicht reicht und wieder laufen darf, habe ich die Spulen ausgelötet und von jedem Widerstand und Elko ein Beinchen von der Platine abgehoben, um sicher messen zu können.

Bestückung:
Lastwiderstände: 12R 5% + 4,7 Ohm J 4W + 6,8 Ohm J 5W
Elko rauh, bipolar: 6,8 µF 63V- ATBI D0 + 8,2µF 100V- ATBI D0 + 22µF 63V- +/- 5% ATBI DN
Elko glatt, bipolar GPF, 23VAC, TFZ/M: 8,2µF D11 + 10µF D10
PTC-Element: HD3B 50V XII0
Spule (BLM): 5179 (Glockenkern) + 5335 (Ferrit-Kern) + 5514 (?) (Daten bei BLM angefragt)

Alle drei Lastwiderstände zeigen einen Wert, wenn auch einen, der deutlich, mehr als 5%, über dem aufgedruckten liegt (12R: 17 Ohm + 4,7 OhmJ: 8-10 Ohm + 6,8 OhmJ: 11 Ohm)
Von den Elkos zeigen alle fünf in eine Richtung Durchgang, in die andere nicht. Der Meßbereich für die Kapazitätsmessung (max. 10µF mit 1,8mA/18mV/26kHz) an meinem Goertz-Metrawatt Unigor A43 reicht leider nicht, um alle Elkos zu messen. Allerdings stimmen die ermittelten Werte bei keinem der Kondensatoren mit dem Aufdruck überein.
Die drei Spulen und das PTC-Element zeigen alle Durchgang bei einem Wert zwischen 1,5 und 2 Ohm Widerstand.

Was sagt mir das?

Die erste Frage, die ich Euch stellen möchte: Wer hat Erfahrung mit solch Temperatur-abhängigen Widerständen (PTC-Element)? Kann es sein, trotz Durchgang bei der Gleichstrommessung macht es im Wechselstrom-Betrieb mit höheren Spannungen, als der Mess-Spannung, dicht?

Ich bin gespannt auf Eure Antworten.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Mahlzeit :-)

Der PTC macht bei erhoehter Temperatur dicht, sprich sein Ohmwert steigt bei erwaermung und faellt wieder ab wenn er sich abkuehlt.

Die Spulen ansich sind recht niederohmig ausgelegt, da ist wichtiger die induktivitaet in mH und das diese kein windungschluss haben.

Die Widerstaende sind meist die ersten Opfer die sterben auf der Weiche. Stimmen deren werte absolut nicht wurden die wohl schon gebraten!

Das die Kondis durchgang haben liegt wohl eher daran das die aufgeladen wurden bei der ersten Messung und nun umgepolt beim messen Spannung abgeben und sich uebers Ohmmeter entladen und daher die Falsche Beurteilung kommt das die durchgang haben.
Ich putze hier nur...
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#3
Hallo Matthias,

wieder grinsende Hamster Wink schon ganz richtig schrub, wird ein PTC bei steigender Temperatur hochohmig und bei fallender dann wieder niederohmig. Das dauert aber ein paar Sekunden, er hat also nicht etwa eine Charakteristik wie eine Sicherung!

Die Sache mit den Elkos wäre mir zu unsicher. Aufs Geratewohl neue einzubauen ist eine Möglichkeit, die andere ist ein preiswertes, aber recht genaues Kapazitätsmessgerät wie DIESES. Für unter 15 Euro kannst du da nicht meckern. Ich habe so ein Ding schon seit Jahren eifrig in Benutzung. Es misst immerhin bis 20000 µF und hat im kleinen Bereich nur ±0,5% Toleranz.

Viel Erfolg bei der weiteren Reparatur.

LG Holgi

P.S.: In deinem Eröffnungsfred hat sich ein Fehler eingeschlichen... Einer der beiden 175er Speaker ist sicher als TIEFtöner, der andere als Mitteltöner geschaltet!
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#4
Moin, moin,

die Funktionsweise eines PTC hatte ich schon begriffen. Die Frage war, ob so einer auch kaputt gehen kann und wie sich das äußert: Sperrt er dann dauerhaft oder sperrt er dann gar nicht mehr, oder läuft er einfach nur rosa an?

Um das Thema kurz zu beenden: Die Weiche hatte tatsächlich einen Schuß. Ein angebruzzelter Lastwiderstand vor dem Hochtöner zeigte dem Meßgerät zwar einen Wert, leistete den aber wohl nicht mehr stabil und sperrte (bzw. reduzierte) bei Signalbelastung so weit, daß eben nichts mehr aus dem HT heraus kam.

Widerstand gewechselt, Hochtöner läuft.
Um ehrlich zu sein, habe ich einfach alle Widerstände und Elkos gewechselt. Defekt war aber nur der 12R. Wink

Danke übrigens für den Hinweis mit dem Meßgerät. Werde ich mir bei Gelegenheit beschaffen.

Beim Testlauf zeigte sich dann noch eine "Rauschfahne" aus drei der vier TMTs. Der Gleichstromwiderstand lag bei allem betroffenen Chassis deutlich über den Soll. Die wollten also auch gewechselt werden. Sind sie. Nun laufen die Heco's wieder.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Der PTC ist normalerweise niederohmig, dein Messgerät sollte zwischen 50 und 100 Ohm anzeigen. Im Fehlerfall kann er hochohmig werden, muß aber nicht. Manchmal funktioniert einfach die temperaturabhängige Änderung nicht mehr. Deshalb einfach mit einem Fön anblasen und mit dem Meßgerät schauen ob der Widerstand hoch geht.
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