15.01.2020, 19:54
Vieles was hier geschrieben wurde, kann ich unterschreiben aber in meiner Erinnerung und mit meinen persönlichen Erfahrungen sehe ich schon Versäumnisse zu Beginn der Hifi-Ära.
In den 60er Jahren standen in den deutschen Wohnzimmern entweder nur ein Radio (oft ergänzt durch einen Plattenspieler oder sehr fortschrittlich schon eine Stereo-Musiktruhe mit 10-Plattenwechsler und eventuell noch mit eingebauten Fernseher, die bei Nichtgebrauch hinter kleinen Schiebetüren verschwanden. Alles war halt kompakt zusammengefasst.
Stereo mit eingebauten Lautsprechern, die nicht einmal einen Meter zwischen sich hatten..
Die Einführung der Transistortechnik ermöglichte den europäischen Herstellern neue und sehr gute Absatzmöglichkeiten für Transistorradios und tragbare Tonbandgeräte. Man brauchte jetzt eben nicht immer eine Steckdose in der Nähe.Während der Transistor die Röhre mehr und mehr verdrängte, setzten die Europäer hauptsächlich auch weiterhin auf kompaktes Design, eben die Kompaktanlagen. Die Lautsprecher sollten auch klein sein, und möglichst im Regal stehen oder hinter den Übergardinen verschwinden.
1967 hatte ich als einziger in meinem Bekanntenkreis schon einen separaten Verstärker (2 x 10 Watt sinus von Neckermann). Als mein Bruder sich dann Ende 1969 einen 100 Watt Verstärker von Quelle kaufte, wollte ich auch solch eine „Kanone“ haben. Also mit der Straßenbahn ab in die Bremer Innenstadt und in das führende Fachgeschäft der Stadt. Auf meine Frage nach einem 100 Watt Verstärker schaute mich der Verkäufer völlig entsetzt an. „Wollen sie Turnhallen beschallen? Bei 30 Watt hört es beim Hausgebrauch ja wohl auf!“ Ich verließ den Laden bevor der Verkäufer die Leute mit den weißen Kitteln rufen konnte...
Das zeigt aber deutlich die damals hier vorherrschende Doktrin. In den einschlägigen Zeitschriften war immer wieder zu lesen, dass man 1 Watt pro Quadratmeter Wohnfläche nicht überschreiten sollte.
In Amerika und Japan hielt man von solchen Empfehlungen nichts und kam mit wesentlich kräftigeren Verstärkern/Receivern und dazu optisch passenden Tunern auf den europäischen Markt.
Kein Plastik, wie bei den Kompaktanlagen, sondern Geräte mit Metallfront, die zunächst auch richtig Geld kosteten. Und die jungen Leute kauften ihre Verstärker nach Wattzahlen
Als die Europäer ihre Marktanteile mehr und mehr schwinden sahen, schwenkten sie auch auf Bausteine um. Aber es war zu spät.
Die Japaner hatten bei den jüngeren Kunden einen hohen Stellenwert erlangt und sie wurden immer preiswerter. Deshalb wurden hier die Aktivitäten zu Beginn der 80er Jahre vermehrt auf den neuen Markt Video-Rekorder verlegt. Mit Video 2000 ist es Grundig und Philips aber nie gelungen, auch andere Firmen mit ins Boot zu holen, was zwingend notwendig gewesen wäre. Und deshalb hat sich international VHS durchgesetzt. Für diesem Standard hatten sich eben weltweit alle anderen Hersteller entschieden. VHS made in Japan verdrängte Betamax und ließ Video 2000 keine Chance.
Ich bin davon überzeugt, dass man zunächst eine internationale Entwicklung verschlafen hat und dann durch die höheren Produktionskosten entscheidend im Nachteil war. Die Kosten hätte man zwar durch größere Produktionszahlen senken können, aber auch dafür war es zu spät. International hatten sich die Japaner inzwischen ein solches Image aufgebaut, dass deutsche Geräte nicht mehr gefragt waren und deshalb ganz einfach die dafür notwendigen Absatzmöglichkeiten fehlten.
Heute haben ja auch die ehemals mächtigen japanischen Firmen Probleme, weil in Korea und China viel kostengünstiger produziert werden kann und es auch in Japan kaum noch Innovationen gibt.
Das war jetzt meine ganz persönliche Sicht und es bleibt abzuwarten, ob die dt. Automobilindustrie zukünftig eine ähnliche Entwicklung befürchten muss.
In den 60er Jahren standen in den deutschen Wohnzimmern entweder nur ein Radio (oft ergänzt durch einen Plattenspieler oder sehr fortschrittlich schon eine Stereo-Musiktruhe mit 10-Plattenwechsler und eventuell noch mit eingebauten Fernseher, die bei Nichtgebrauch hinter kleinen Schiebetüren verschwanden. Alles war halt kompakt zusammengefasst.
Stereo mit eingebauten Lautsprechern, die nicht einmal einen Meter zwischen sich hatten..
Die Einführung der Transistortechnik ermöglichte den europäischen Herstellern neue und sehr gute Absatzmöglichkeiten für Transistorradios und tragbare Tonbandgeräte. Man brauchte jetzt eben nicht immer eine Steckdose in der Nähe.Während der Transistor die Röhre mehr und mehr verdrängte, setzten die Europäer hauptsächlich auch weiterhin auf kompaktes Design, eben die Kompaktanlagen. Die Lautsprecher sollten auch klein sein, und möglichst im Regal stehen oder hinter den Übergardinen verschwinden.
1967 hatte ich als einziger in meinem Bekanntenkreis schon einen separaten Verstärker (2 x 10 Watt sinus von Neckermann). Als mein Bruder sich dann Ende 1969 einen 100 Watt Verstärker von Quelle kaufte, wollte ich auch solch eine „Kanone“ haben. Also mit der Straßenbahn ab in die Bremer Innenstadt und in das führende Fachgeschäft der Stadt. Auf meine Frage nach einem 100 Watt Verstärker schaute mich der Verkäufer völlig entsetzt an. „Wollen sie Turnhallen beschallen? Bei 30 Watt hört es beim Hausgebrauch ja wohl auf!“ Ich verließ den Laden bevor der Verkäufer die Leute mit den weißen Kitteln rufen konnte...
Das zeigt aber deutlich die damals hier vorherrschende Doktrin. In den einschlägigen Zeitschriften war immer wieder zu lesen, dass man 1 Watt pro Quadratmeter Wohnfläche nicht überschreiten sollte.
In Amerika und Japan hielt man von solchen Empfehlungen nichts und kam mit wesentlich kräftigeren Verstärkern/Receivern und dazu optisch passenden Tunern auf den europäischen Markt.
Kein Plastik, wie bei den Kompaktanlagen, sondern Geräte mit Metallfront, die zunächst auch richtig Geld kosteten. Und die jungen Leute kauften ihre Verstärker nach Wattzahlen
Als die Europäer ihre Marktanteile mehr und mehr schwinden sahen, schwenkten sie auch auf Bausteine um. Aber es war zu spät.
Die Japaner hatten bei den jüngeren Kunden einen hohen Stellenwert erlangt und sie wurden immer preiswerter. Deshalb wurden hier die Aktivitäten zu Beginn der 80er Jahre vermehrt auf den neuen Markt Video-Rekorder verlegt. Mit Video 2000 ist es Grundig und Philips aber nie gelungen, auch andere Firmen mit ins Boot zu holen, was zwingend notwendig gewesen wäre. Und deshalb hat sich international VHS durchgesetzt. Für diesem Standard hatten sich eben weltweit alle anderen Hersteller entschieden. VHS made in Japan verdrängte Betamax und ließ Video 2000 keine Chance.
Ich bin davon überzeugt, dass man zunächst eine internationale Entwicklung verschlafen hat und dann durch die höheren Produktionskosten entscheidend im Nachteil war. Die Kosten hätte man zwar durch größere Produktionszahlen senken können, aber auch dafür war es zu spät. International hatten sich die Japaner inzwischen ein solches Image aufgebaut, dass deutsche Geräte nicht mehr gefragt waren und deshalb ganz einfach die dafür notwendigen Absatzmöglichkeiten fehlten.
Heute haben ja auch die ehemals mächtigen japanischen Firmen Probleme, weil in Korea und China viel kostengünstiger produziert werden kann und es auch in Japan kaum noch Innovationen gibt.
Das war jetzt meine ganz persönliche Sicht und es bleibt abzuwarten, ob die dt. Automobilindustrie zukünftig eine ähnliche Entwicklung befürchten muss.
Gruß, Enno