Einschaltstrom-Begrenzung
#1
Moin, moin,

gestern kam mal wieder eine "neue" Endstufe bei mir an, die mich beim zweiten Versuch des Einschaltens motivierte, über eine Einschaltstrom-Begrenzungnachzudenken.
Ich fing also an zu suchen, was der Markt so her gibt.

Ein virtueller Hopser ins HiFi-Forum sorgte dafür, das sich bei mir diverse Nackenhaare aufstellten: Da wird beispielsweise empfohlen, vor ein Gerät, das beim Einschalten viel Strom zieht, eine Kabeltrommel mit aufgewickelter langer Netzleitung zu setzen. Andere schreiben von selbst gebauten Begrenzern. Auch der Vorschlag, den flinken Sicherungsautomaten gegen einen trägen zu tauschen, wird angesprochen.

Da es hier um die 230 Volt Netzspannung geht, sollte eine Lösung eine professionelle sein!
Entspräche die nicht den Regeln der VDE, wurde daran möglicherweise sogar selber gebastelt, kann die Konstruktion nicht nur Lebens- und Brand-gefährlich werden: eventuell ist sie auch nicht mehr versicherbar und kann ihren "Konstrukteur", wenn sie denn einen Schaden verursacht, im Extremfall ins Gefängnis bringen.

Der eine oder andere Mitleser wohnt möglicherweise in einem Neubau mit meisterlich verdrahteten Stromleitungen. Glückwunsch! Das Gros der Betroffenen will wahrscheinlich eher nicht, das ein Kenntnisreicher die alten Verkabelungen, vor Anschlüssen überquellenden Unterputzdosen oder die sich türmenden, hintereinander geschalteten Mehrfachsteckdosen im Hobbykeller zu sehen bekommt.
Die Idee, den Sicherungsautomaten auszubremsen, scheint mir daher nicht ganz unproblematisch.

Belastete Netzkabel können übrigens warm, sogar heiß werden. Jeder Leitungsübergang, umso schlechter ausgeführt, desto schlimmer, und jede Wicklung kann den Eigenwiderstand der Leitung, und damit ihre Erwärmungs-Neigung, steigern. Bis zum Schwelbrand an der schwächsten Stelle.
Die Veröffentlichung der Idee, den Einschaltstrom durch die Wicklung eines langen Netzkabels zu begrenzen, ist da fast schon kriminell. Übrigens soll dieses Kabel, nach dem Einschalten, auch die geforderte Dauerleistung transportieren.

Und der Eigenbau? In unserem Forum sind diverse Mitglieder versammelt, die das theoretisch und handwerklich können. Die Übrigen rufen genau diese Mitglieder an, ob die mal vorbei kommen können, oder gehen in den Laden und kaufen einen fertigen Begrenzer.

Und welchen kann man kaufen?
Wenn wir ein gekauftes Gerät (mit Prüfzeichen) kaufen, und es fackelt doch etwas ab, dann haftet der Hersteller. Manchmal. (Besonders schlau, wer China-Ware und/oder vom ausländischen Versender kauft. Wink )
Haftung? Eine Überlegung, die beruhigt, aber die mein Problem nur bedingt löst. Denn ich kaufe nicht der Haftung wegen, sondern um meine Endstufe zum Laufen zu kriegen, weil ich Musik hören will. Jedes mal, wenn ich sie einschalte. Und zwar möglichst ungestört. Auch ungestört von eingeschleiften Einschaltstrom-Begrenzern.

Ich gehöre nicht zu jenen, die vor dem Kauf des Verstärkers die Wandsteckdose auf Goldkontakte umgerüstet haben.
Trotzdem stellt sich mir die Frage: Welche Konzeption Begrenzer ist für meine Anwendung sinnvoll und gibt es Geräte, die im Betrieb eher stören könnten?

Was ist zum Beispiel von einem "Zwischenstecker" zu halten, der im Betrieb zwischen zwei Formen der Leistungsbegrenzung umschalten will ("Während Verbraucher mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 20 W auch nach dem Einschaltmoment ständig über den NTC-Widerstand betrieben werden, erfolgt der Betrieb von Geräten bis zu einer Maximalleistung von 3680 W über einen sich automatisch zuschaltenden Relaiskontakt...." http://www.elv.de/elv-230v-einschaltstro...-54-1.html)?

Hat jemand von Euch eine Lösung im Einsatz oder kann mich aufgrund seiner Fachkenntnis erhellen?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#2
Moin,

der Begrenzer von ELV arbeitet fast im Prinzip wie der Begrenzer einer Mikrowelle! Ein paar Millisekunden ueber ein Widerstand und dann mittels Relay der von dem Spannungsabfall vom Widerstand versorgt wird . Ist ne kleine Platine meist mit Netzfilter dabei in fast jeder Schrottwelle zu finden und laesst sich gut in mancher Endstufe einbauen. Die Bauteile sind meist auch VDE gekennzeichnet! Beim Fachgerechten einbau sollte da nix im wege stehen versicherungstechnisch.

MFG Ralf
Ich putze hier nur...
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#3
Wie alt und von welchem Hersteller sind die Leistungsschutzschalter (Sicherungsautomaten)?
Da gibt es ein paar Typen die bei Alterung schneller Ansprechen.
Ein Elektriker wird dir sagen können ob und gegen welche Leistungsschutzschalter die Alten eventuell ausgetauscht werden können.
Ich hatte auch für einige Jahre dieses Problem, so ein bis zwei mal im Monat löste der Leistungsschutzschalter beim einschalten des Verstärkers aus. Irgendwann ist es mir dann doch zu nervig geworden, Leistungsschutzschalter gegen einen geeigneten Neuen ausgetauscht und das Problem war dauerhaft behoben.
Wohnt man zu Miete wohnt ist das natürlich nicht ganz so einfach.

EN1RZ,'index.php?page=Thread&postID=159113#post159113 schrieb:Moin,

der Begrenzer von ELV arbeitet fast im Prinzip wie der Begrenzer einer Mikrowelle! Ein paar Millisekunden ueber ein Widerstand und dann mittels Relay der von dem Spannungsabfall vom Widerstand versorgt wird . Ist ne kleine Platine meist mit Netzfilter dabei in fast jeder Schrottwelle zu finden und laesst sich gut in mancher Endstufe einbauen. Die Bauteile sind meist auch VDE gekennzeichnet! Beim Fachgerechten einbau sollte da nix im wege stehen versicherungstechnisch.

MFG Ralf

Eine technische Änderung eines Gerätes auf der “Netzseite” führt immer zu “versicherungstechnischen” Problemen.
Der für eine Einschaltstrombegrenzung einzig sichere Weg ist ein externes und zugelassenes Vorschaltgerät.

Gruß Ulrich
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#4
uk64,'index.php?page=Thread&postID=159116#post159116 schrieb:Wie alt und von welchem Hersteller sind die Leistungsschutzschalter (Sicherungsautomaten)?
...


Hallo Ulrich,

es ist ein W H16A vom Siemens (380V) und mindestens 25 Jahre alt. Der Staubsauger stört ihn nicht, bisher kein Vollverstärker und auch immer die selben Endstufen nicht, doch die eine oder andere Endstufe - auch immer die selben - haut ihn fast bei jedem Versuch raus.

Sollte ein Begrenzer eine praktikable Lösung sein, wäre die mir lieber als ein Automaten-Tausch. Mich interessiert halt nur, hat so einer Einfluß auf das angeschlossene Gerät bzw. gibt es welche, die keinen Einfluß haben?

Wenn ich den Text beispielsweise zum ELV lese, dann verstehe ich das so, daß der, mitten im Betrieb und eben nicht schon einmalig, Millisekunden nach dem Einschalten, sondern erst sobald die Leistungsabnahme über 20 Watt steigt, vom Schmelz-Sicherungs- auf den Normalbetrieb umschaltet. Bedeutet das, wenn das Orchester die Kesselpauken bewegt, schaltet so ein Begrenzer um, und wenn dann nur die Violinen dran sind, wohlmöglich wieder zurück, schaltet später wieder und wieder und wieder? Gruselige Vorstellung.
Da wäre mir tatsächlich ein Gerät lieber, das die Umschaltung auf die ungesicherte Leitung einmal, kurz nach dem Anfahren macht.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Hallo Matthias,
auch wenn du die Lösung nicht wünschst, der richtige Weg wäre ein Austausch des Leitungsschutzschalters durch einen Fachkundigen.
Diese Siemens H16A (H steht hier für Haushalt, sie lösen sehr schnell aus) sind seit Anfang der achtziger Jahre nicht mehr erlaubt. Sie entsprechen nicht der heutigen Norm und sind mit aktuellen Schaltern schlecht vergleichbar.

Inwieweit ein Workaround mit einer Einschaltstromverzögerung hier wirkt wird dir keiner mit absoluter Sicherheit sagen können.

Gruß Ulrich
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#6
Siemens hatte ich hier auch drinne im Verteiler mit H Charakter, nun hab ich da ABB mit B Charakter mit Sammelschiene reingeworfen. Seitdem kann der Sauger von Muttern ohne Stottern anlaufen :-)
Ich putze hier nur...
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#7

Matthias,

die Forensuche nach 'Einschaltstrombegrenzer' oder o.a. Kürzel führt direkt zu einer 100%-igen Löt- und Schraublösung deines Problems und ist praxiserprobt.

Die Online-Bestellnr. der Elektronikapotheke scheint noch gültig und lieferbar ist sie/es/er nach Kurzrecherche auch noch, obwohl schon reichlich angegraut...

©DK1TCP Einschaltstrombegrenzer
(2024)  A-810 live-Reparatur;
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#8
Hallo Matthias!

Das Problem eines sporadisch auslösenden Leitungsschutzschalters hatte ich auch,
als ich zur Versorgung meiner Halogen-Niedervoltsammelschienen in der Küche einen
500VA Ringkern-Trafo installiert hatte.
Der 16A-Automat hatte die übliche "L"-Charakteristik. Ein Austausch gegen einen
16A-Automaten mit "K"-Charakteristik schaffte dauerhaft Abhilfe.
Tauscht man Automaten gleicher Absicherung unterschiedlicher Kennlinien aus, so ändert
das nichts an der Sicherheit.
Die Bezeichnungen "L" und "K" gibt´s heute nicht mehr. Die entsprechenden Automaten
sehr wohl. Die Bezeichnungen heißen inzwischen nur anders. Frage den Elektriker Deines
Vertrauens, dann klappt das schon. Die Kosten für den Austausch sind gering.

Viele Grüße
Wolfgang
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#9
Eine Ursache ist, dass das Energieversorgungsnetz heute besser, niederohmiger (“härter”) ist als früher.
Früher hat das weiche Netz Einschaltströme abgefangen, die Leitungsschutzschalter waren darauf ausgerichtet und lösten entsprechend aus.
Als die Netze schrittweise modernisiert und damit niederohmiger wurden lösten die alten Schalter irgendwann zu schnell aus.
Mit einem modernen Leitungsschutzschalter passt man sich nur an die Gegebenheiten an, an der Sicherheit ändert man nichts.

Gruß Ulrich
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#10
Auf meiner Arbeitsstelle sind die ELV-Teile im Einsatz. Das Bedienpersonal schaltet einen Turm von Elektrogeräten ein, anstatt die Geräte einzeln einzuschalten. Mit den Einschaltbegrenzern gibt es bezüglich fliegender Sicherungen keine Probleme mehr.
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