Mastering und das Zielmedium
#1
Hallo zusammen,

der DD-Plattenspielerthread ist mittlerweile etwas ins OT gerutscht, trotzdem wurde ein interessantes Thema angesprochen, weswegen ich diesen Thread aufgemacht habe.

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...age#bottom

Es wurde vom Jürgen angemerkt, dass die Mastertapes mit Ziel LP und CD unterschiedlich erstellt werden müssen. Bernd hat das noch etwas spezifiziert.
Nun, mir war das auch bekannt und ist auch bewusst, dass Schallplatte und CD völlig unterschiedliche Datenträger sind, nicht zuletzt, weil die Funktionsweise komplett unterschiedlich ist.

Nur, wo bestehen die Unterschiede beim Mastering genau und was wird da gemacht? Und wie sieht's bei anderen analogen und digitalen Zielmedien aus, wie MC und SACD (Mehrkanal mal ausgenommen), sowie Downloads.

Die RIAA Verzerrung findet doch direkt während des Schneidevorgangs statt, oder liege ich da falsch?

Es soll hier aber nicht wieder ein analog/digital Schlagabtausch entstehen, ich will nur, dass hier das Thema Mastering bei verschiedenen Medien vertieft wird.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
Zitieren
#2
´
Die Schneidkennlinie -stark vereinfacht gesagt- hat zunächst nichts mit dem mastern zu tun, das wird gemacht weil die Auslenkungen der Rille anders nicht machbar wären. Bei höheren Tönen braucht man eine gewisse Amplitude, damit diese noch einigermaßen störfrei abgetastet werden können. Ohne die Vor- Verzerrung würden die tiefen Frequenzen riesige Ausschläge machen. Im Prinzip verbiegt man die Aussteuerung der Platte bzw. der Folie weil es technisch nicht anders beherrschbar ist und macht es bei der Wiedergabe wieder grade.

Eher dürfte die nutzbare Dynamik der Platte ein limitierender Faktor sein. Die Platte kann -außer bei Voodooisten- nur ca. 40 - 43 db Unterschied zwischen leisester und lautester Stelle liefern. Das muß bei der Erstellung des Masterbandes berücksichtigt werden.

Wird eine analoges Band als Master für eine CD benutzt, kann man es 1:1 überspielen, da die CD eine weit höhere Dynamik liefert, als es ein analoges Band - selbst mit Rauschminderungssystemen- bereitstellen kann.

Zudem wird beim analogen Band, ganz gleich ob eine CD oder LP davon produziert wird, speziell bei der Aufnahme von klassischen Werken die originale Dynamik des Stücks an die technischen Möglichkeiten des Senkels angepaßt. Der Tonmeister hat zu dem Zwecke eine Partitur und kann danach beurteilen, wann er bei fortissimo oder gar ff am Mischpult herunter- und piano hochziehen muß.

Beim Mastering speziell bei populärer Musik wird auch noch nach Geschmack des Produzenten und der angepeilten Zielgruppe herumgespielt, das aber das bezieht sich mehr auf den Klang als auf die Technik.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#3
Es hat zwar nicht direkt mit dem Mastering für den LP-Schnitt zu tun, ist aber wahrlich wichtig: die Füllschrift-Steuerung zwecks Spielzeitverlängerung - soll heißen, bei leisen Stellen / wenig ausgelenkten Rillen ist der Radialvorschub klein, bei lauten Passagen entsprechend größer. Dazu wird das Master-Band zweimal abgetastet, nämlich zuerst vom "Steuerkopf" (richtige Bezeichnung?) für die Vorschubsteuerung, dann vom eigentlichen Wiedergabekopf für den Rillenschnitt. Die Band-Laufzeit zwischen Steuer- und Wiedergabekopf entspricht genau der für eine Plattenumdrehung.

Das Ganze ist technisch ungeheuer kompliziert und erfordert u.a. Spezialgetriebe mit einer Art "Gedächtnis" - digital wäre das Ganze , wenn nicht leichter, so doch wahrscheinlich übersichtlicher zu lösen.

Bei der CD ist der Windungsabstand der einzelnen Rillen bekanntlich konstant.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#4
Also wird im Prinzip für das LP-Mastertape der Inhalt komprimiert, damit leise Passagen nicht im Grundgeräusch untergehen. Wird das dann schon im Studio gemacht oder erst im Presswerk?
Ich könnte mir gut vorstellen, dass heute, wo praktisch alles digital produziert wird, nur der Master für die digitalen Endmedien im Studio gemacht wird. Soll das Werk auch als LP erscheinen, werden Anpassungen im Presswerk vorgenommen. Ist das so?
Außerdem dürfte wohl bei heutiger Pop-Musik kaum eine Dynamikkompression für die Schallplatte notwendig sein.

@Friedrich
Das ist aber nur ab einer gewissen Spielzeit notwendig, oder? Wenn der komplette Inhalt ohnehin Platz hätte, müsste das nicht gemacht werden.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
Zitieren
#5
Der meines Wissens nach wichtigste Unterschied im Mastering zw. CD und LP liegt im Baßbereich. Das hängt 1.) mit den großen Auslenkungen, die in diesem Frequenzbereich auftreten zusammen und 2.) mit einer Besonderheit der Stereocodierung auf einer Schallplatte.

1.) Großen Auslenkungen kann die Nadel nur schlecht folgen und im Extremfall kann es die Nadel aus der Rille schleudern. Davon abgesehen macht auch ein Schneidestichel nicht beliebig hohe Auslenkungen mit und es kann vorkommen, dass durch die hohe Belastung der Stichel kaputt wird, was einerseits den Master unbrauchbar macht und andererseits einen neuen Schneidestichel erfordert. Beides teuer und mit einem Hochpassfilter leicht zu verhindern.

2.) Für eine Stereocodierung wird eine Mischung aus Seiten- und Tiefenschrift verwendet, dh. bildlich gesprochen liegt die Links-Rechtsinformation auf je einer der beiden Flanken der Schallrille. Bei hohen Auslenkungen und einer Phasenverschiebung zwischen links und rechts, wie es bei Stereo eben üblich ist, würde das dazu führen, dass der Rillenboden immer weiter in die Nähe der Oberfläche rückt bis er quasi die Oberfläche durchstoßen würde und die Nadel damit erstens die Führung verliert und zweitens natürlich auch keine andere Information mehr zur Verfügung hätte. Daher muss ein Master für LPs im Bassbereich mono abgemischt sein, wodurch die Tiefenschriftanteile wegfallen und eine reine Seitenschrift vorliegt.
Viele Grüße
Lukas
Zitieren
#6
Zitat:Friedrich Engel postete
Das Ganze ist technisch ungeheuer kompliziert und erfordert u.a. Spezialgetriebe mit einer Art "Gedächtnis" - digital wäre das Ganze , wenn nicht leichter, so doch wahrscheinlich übersichtlicher zu lösen.
Das "Gedächtnis" ist der Schnittmeister und dessen Erfahrung. Ich weiß nicht, inwieweit mittlerweile automatisiert gesteuert wird, denke aber dass es nach wie vor nicht vollautomatisch geht.

Delays sind heute in der Regel digital. Heißt im Klartext: Das Analogsignal wird zwischenzeitlich digitalisiert. Das nur als Denkanstoß für die Hardcore-Vinyljünger. Wink

Es gibt nur noch ganz wenige Hersteller, die von A bis Z rein analog arbeiten.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#7
"Mastering ist im herkömmlichen Sinn eigentlich ein technisch notwendiger Eingriff, um Audio-Material innerhalb vorgegebener Paramter “vervielfältigbar” zu machen."

"Umgangssprachlich bezeichnet das Mastering seit einiger Zeit aber etwas ganz anderes, nämlich einen ästhetisch-künstlerischen Eingriff in den Klang der Mixes."

http://www.diyrecording.de/?p=117

Die Erklärung auf dieser Seite gefällt mir.
Zitieren
#8
Wenn man die Veröffentlichungen alter Tonmeister liest, war Mastering immer ein klanglicher Eingriff - zumindest seit der Aufzeichnung mit Bandgeräten und der Produktion von Schallplatten ausgehend von diesem Band bei adäquaten Wiedergabemöglichkeiten.
Burkowitz etwa schreibt schon über Bert Kaempferts Vorstellungen (kurz und schräg von mir zusammengefasst): Nimm zwei Mikros, einen trockenen Raum und kippe ordentlich Hall drüber. Wink
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#9
Die Unterschiede hört man deutlich wenn man Die EMI CDs von Zappa, die in den 80er erschienen mit den anderen Ausgaben vergleicht. Diese wurde von den Mastern gemacht, die eigentlich nur für die Vinyl Veröffentlichungen gedacht waren. Zappa hat die EMI auch juristisch dazu gezwungen, die CDs wieder vom Markt zu nehmen.
Diese CDs sind allesamt sehr bassarm gemastert und haben ein komplett spitzes, höhenbetontes Klangbild.
Zitieren
#10
@ Adrian: Die UMRK-CDs sind die nach Zappas Vorstellungen? (Das sind die, die ich habe).
Sorry für's OT.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
Zitieren
#11
Wayne (zu 003): Da bin ich überfragt (Magnetbandmensch!), Deine Annahme scheint mir allerdings plausibel.

Jochen (zu 005):
Großes Missverständnis! Das "Getriebe mit Gedächtnis" gehört zur Plattenschneidemaschine und hat, sozusagen, rein mechanische Aufgaben, nämlich den radialen Vorschub des Schneidstichels zu "optimieren". Mit Dynamikkompression hat das nichts zu tun.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#12
Zitat:Adrian Monk postete
Diese CDs sind allesamt sehr bassarm gemastert und haben ein komplett spitzes, höhenbetontes Klangbild.
Ein Phänomen, das öfter bei frühen CDs anzutreffen ist. Fällt wohl unter das Thema Lehrgeld beim Erlernen des Umgangs mit dem neuen Tonträger.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#13
Ihr könnt den Leuten im Presswerk eure Fragen bzgl. Mastering stellen, sie sind per e-Mail erreichbar. Soweit ich weiß, gibt's regelmäßig auch sowas wie einen "Tag der offenen Tür", wo man vor Ort einiges besichtigen und sich erklären lassen kann.
http://www.optimal-media.com/de/press/vinyl
http://www.optimal-media.com/de/performa...ing_studio

In den letzten Jahren gab es immer wieder im Fernsehen entsprechende Beiträge, wo man "Optimal" auch vorstellte. Dort stehen Computer teils aus DDR-Zeiten und die Ersatzteile für finnische Maschinen werden von Russland geliefert. Tipp am Rande: Fragt in der Qualitätskontrolle nach dem "Klang" einer Schallplatte. Big Grin
Zitieren
#14
Zitat:niels postete
@ Adrian: Die UMRK-CDs sind die nach Zappas Vorstellungen? (Das sind die, die ich habe).
Sorry für's OT.

niels
Das ist schwer zu sagen. Gerade von den CDs, die auch bei der EMI erschienen sind, sind die UMRK CDS die technisch wohl schlechtesten. Zum einen hat Zappa die (wie fast alle CDS) digital nachbearbeitet und dabei so übertrieben, dass bei denen ein Kanal in den höhen flattert und teilweise wegbricht, zum anderen fehlt gegenüber den LPs mehrere Minuten Musik, weil Zappa kein aus- und einfaden zwischen den Plattenseiten wollte, und deshalb Stücke weggeschnitten wurden, damit ein Punkt gefunden werden konnte, wo man vom letzten Song einer Plattenseite zum ersten Song der nächsten Plattenseite schneiden konnte: Also: EMI CDS: viel zu höhelastiges digitales Klangbild. UMRK (oder besser Zappa/Barking Pumkin)CDs: ein flatternder Kanal und fehlende Musik:
Jetzt 2012 bringt Universal ja gerade nochmal den kompletten Zappa Katalog raus, 22 von denen wurden von den alten analogen Mastern neu überspielt und bei denen wurde wirklich alles richtig gemacht, was richtig gemacht werden konnte. Obwohl Bob Ludwig etc die remasterd haben wurden die nicht lautkomprimiert, ein sagenhafter naturgetreuer Klang, es ist wieder die komplette Musik wie auf den LPs drauf etc.

Auf folgendem Link, kannst du zusammengefast sehen, welche CDs sich lohnen nochmal zu kaufen, auch wenn man sie schon mal hat (das sind die, die neu von den analogen Quellen remastered wurden. Die anderen haben die gleichen master wie die 95er Ryko CDs.

http://www.lukpac.org/~handmade/patio/vi...tpoop.html

Übrigens: dass "Zappa approved master" um das Ryko so einen Wind gemacht hatte, wa was, was ursprünglich gar nicht von Zappa ausging. Gail hat neulich gesagt, dass Ryko diese Phrase unbedingt verwenden wollte.
Zitieren
#15
Zitat:outis postete
Zitat:Adrian Monk postete
Diese CDs sind allesamt sehr bassarm gemastert und haben ein komplett spitzes, höhenbetontes Klangbild.
Ein Phänomen, das öfter bei frühen CDs anzutreffen ist. Fällt wohl unter das Thema Lehrgeld beim Erlernen des Umgangs mit dem neuen Tonträger.
Nun ja, die master waren ja gerade NICHT für CD bestimmt, und haben desshalb so bassarm und höhenlastig geklungen, da sie eigentlich ausschliesslich für die Vinylveröffentlichung vorgesehen waren. EMI Europa hat halt einfach auch CDs gemacht, obwohl dies gar nicht vorgesehen war.
Zitieren
#16
Zitat:Frank postete
Eher dürfte die nutzbare Dynamik der Platte ein limitierender Faktor sein. Die Platte kann -außer bei Voodooisten- nur ca. 40 - 43 db Unterschied zwischen leisester und lautester Stelle liefern. Das muß bei der Erstellung des Masterbandes berücksichtigt werden.
Bitte bei der Betrachtung des S/N die RIAA-Entzerrung nicht vergessen. Die ca. 40dB hast Du im Tieftonbereich, drüber sieht das viel besser aus.
Die tieffrequenten Störgeräusche sind zwar deutlich hörbar, verdecken jedoch z.B. keine Nutzinformation im Sprachbereich.

Ein großes Problem ist die echte Stereophonie (Laufzeitstereophonie), was Lukas schon angesprochen hat. Phasenunterschiede, besonders welche im Tieftonbereich, können nur mit deutlich weniger Pegel geschnitten/abgetatstet werden als ein Monosignal. Dies sollte man beim Mastern bedenken.
Mit wenig Pegel ist das aber möglich.

Auch ist die heute bei U-Musik übliche extreme Dynamikkompression inkompatibel zum Füllschriftverfahren.


Zitat:Frank postete
Wird eine analoges Band als Master für eine CD benutzt, kann man es 1:1 überspielen, da die CD eine weit höhere Dynamik liefert, als es ein analoges Band - selbst mit Rauschminderungssystemen- bereitstellen kann.
Bei Aufnahmen mit 38cm/s und Dolby SR oder Telcom C4 kommt man mit 16Bit in der Praxis nicht mehr aus. Allerdings sind die Dynamikverluste bei 16Bit deutlich kleiner als die der LP-Überspielung.


Es gibt aber auch Schallplatten, die vom gleichem Master kommen wie die CD. Auch kommt es vor, daß die Schallplatte vom richtigen Master kommt, während die CD verschlimmbessert (Dynamikkompression) wurde.
Der deutlich kleinere Schneidepegel im Vergleich zu anderen Schallplatten ist ein Indiz dafür.

Zu den Gerüchten, es gäbe Klangunterschiede wegen anderer Materialmischungen bei der Schallplattenherstellung und diese müssten beim Schallplattenschnitt angepasst werden, möchte ich mangels eigener Erfahrung nichts sagen.
Unterschiedliche Schneideverfahren wie z.B. DMM vs. Halfspeed in Folie zeigen aber IMHO deutliche Systemunterschiede.


Zitat:outis postete
Delays sind heute in der Regel digital. Heißt im Klartext: Das Analogsignal wird zwischenzeitlich digitalisiert. Das nur als Denkanstoß für die Hardcore-Vinyljünger. Wink

Es gibt nur noch ganz wenige Hersteller, die von A bis Z rein analog arbeiten.
Das erste Delay von Studer für diesen Zweck lief mit fs=50kHz, also genug Argumentationsraum für "Hardcore-Vinyljünger". ;-)
Ich habe eine LP deren Aufnahme und Master in DSD durchgeführt wurde. Selbst auf der LP sind Teile des DSD-Noise-Shapings über 20kHz sichtbar.

https://tonbandforum.de/bildupload/DSD-R...lation.png

https://tonbandforum.de/bildupload/DSD-R...beginn.png

Auch hat die LP die gleiche Dynamik wie die CD Version (SACD kann ich nicht abspielen). Am Ende einer Plattenseite will man aber sehr schnell zur CD wechseln, während der Anfang auf LP vielen deutlich besser gefällt.


Zitat:The_Wayne postete
@Friedrich
Das ist aber nur ab einer gewissen Spielzeit notwendig, oder? Wenn der komplette Inhalt ohnehin Platz hätte, müsste das nicht gemacht werden.
Füllschrift spart nur Platz. Wenn einem die Spielzeit bei gleichem Rillenabstand ausreicht, gehts auch ohne.


Zitat:outis postete
Wenn man die Veröffentlichungen alter Tonmeister liest, war Mastering immer ein klanglicher Eingriff - zumindest seit der Aufzeichnung mit Bandgeräten und der Produktion von Schallplatten ausgehend von diesem Band bei adäquaten Wiedergabemöglichkeiten.
Burkowitz etwa schreibt schon über Bert Kaempferts Vorstellungen (kurz und schräg von mir zusammengefasst): Nimm zwei Mikros, einen trockenen Raum und kippe ordentlich Hall drüber. Wink
Das o.g. Beispiel ist aber eine Frage der Aufnahme und Mischung, nicht des Masterings.
Mastering kann sowohl die reine technische Anpassung der Aufnahme an das Zielmedium/Abhörsituation sein, also auch in Kombination damit ein künstlerischer Gestaltungsprozess.

Für heutiges Mastering von U-Musik (extreme Dynamikkompression) gibt es weder technische noch künstlerische Gründe. Es ist ein sinnfreier Wettbewerb um die lauteste Aufnahme.
Ich gebe aber keine EUR 20,- aus, damit mich jemand 80 Minuten lang anschreit. Vielleicht sehen das andere ehemalige Kunden (unbewusst) auch so und das ist der Grund für die schlechten Verkaufszahlen.


Gruß

96k
Zitieren
#17
Zitat:96k postete
Bei Aufnahmen mit 38cm/s und Dolby SR oder Telcom C4 kommt man mit 16Bit in der Praxis nicht mehr aus.
Eigentlich wollte ich hier ja nicht.......

Mal abgesehen davon, das sich die analoge Magnettontechnik selbst mit Rauschunterdrückung extrem strecken muss um an den theoretischen Signal/Rauschabstand der CD(DA) ran zukommen,
die „Dynamik“ (SN) ist in dieser Region (>90dB) nur ein relativ unbedeutender Punkt.
Eine begrenzte Auflösung, die durch den Übertragungskanal vorgegeben ist, kann eine Rauschunterdrückung nicht aufholen.
Eine Rauschunterdrückung nach dem Kompanderverfahren ändert nur den Dynamikverlauf innerhalb des Übertragungskanals.

Kompressor – Übertragungskanal- Expander.

Da ist „selbst“ eine 16 Bit Quantiesierung dem Tonband mit Rauschunterdrückung deutlich überlegen. Die Fehler (Artefakte) die eine Rauschunterdrückung systembedingt produziert sind da noch Außen vorgelassen.
Ebenso die frequenzabhängige Dynamik der analogen Magnettontechnik (und der Nadeltontechnik).
Als Hürde bleiben da nur die Umsetzungsverluste, die (relativ großen) Verluste der analogen Seite addieren/multiplizieren sich mit den (kleineren) Verlusten auf der digitalen Seite. Diese Hürde kann aber nahezu unbemerkt überwunden werden.

Auch an dieser Stelle, als Endprodukt (Distribution) ist 16 Bit 44,1kHz mehr als ausreichend.
Ein unterschiedliches Mastering (falls es überhaupt vorgenommen wurde) ist hier der Begrenzung des Nadeltonverfahrens, von der Matrize bis zum Endprodukt, geschuldet und nicht der technischen Möglichkeit der „CD“.

Schlechte Produktionen wie maximale Lautstärkekomprimierung/Loudnesswar, ein Anrennen gegen und auch Überschreiten von Aussteuerungsgrenzen sind auf beiden Seiten kein Argument.
Was der Markt fordert wird halt produziert. Der schnöde Mammon, aber wer von uns kann ohne.

Das endet hier unweigerlich in einem Analog/Digital Vergleich, bei der Geschichte kommt man nicht an diesem Analog/Digital Vergleich vorbei.
Auf der analogen Seite kann man die physikalischen Grenzen des analogen Informationsträgers (Vinyl) nicht überschreiten, auf der digitalen Seite kann man diese Grenzen durch beliebig erweiterbare Rechengenauigkeit/Informationsmenge/Informationsdichte nahezu Grenzenlos erweitern.
Das führt zur fundamentalen Trennung von Information und Informationsträger.
Das ist ein wesentliches Merkmal der Digitaltechnik.
Auf die Spitze getrieben, man könnte wenn man wollte die „Bits“ ohne Informationsverlust in Stein meißeln, Stein ist digital nicht ein Teil der Information.
Ein analoger Informations/Tonträger wird unweigerlich zu einem Teil der Information, ganz egal ob Vinyl, Magnetband oder "Stein".

Gruß Ulrich
Zitieren
#18
Zitat:uk64 postete
Zitat:96k postete
Bei Aufnahmen mit 38cm/s und Dolby SR oder Telcom C4 kommt man mit 16Bit in der Praxis nicht mehr aus.
Eigentlich wollte ich hier ja nicht.......

Mal abgesehen davon, das sich die analoge Magnettontechnik selbst mit Rauschunterdrückung extrem strecken muss um an den theoretischen Signal/Rauschabstand der CD(DA) ran zukommen,
die „Dynamik“ (SN) ist in dieser Region (>90dB) nur ein relativ unbedeutender Punkt.
1. Schafft man mit Dolby SR 95dB. Das geht in der Praxis mit PCM und 16Bit nicht.
2. Ging es nur um diese paar dB Rauschabstand.


Zitat:uk64 postete
Eine begrenzte Auflösung, die durch den Übertragungskanal vorgegeben ist, kann eine Rauschunterdrückung nicht aufholen.
Eine Rauschunterdrückung nach dem Kompanderverfahren ändert nur den Dynamikverlauf innerhalb des Übertragungskanals.

Kompressor – Übertragungskanal- Expander.

Da ist „selbst“ eine 16 Bit Quantiesierung dem Tonband mit Rauschunterdrückung deutlich überlegen. Die Fehler (Artefakte) die eine Rauschunterdrückung systembedingt produziert sind da noch Außen vorgelassen.
Ebenso die frequenzabhängige Dynamik der analogen Magnettontechnik.
Jetzt fang doch bitte keine Diskussion analog vs. digital (CDDA) an, nur weil Dolby SR ein paar dB S/N mehr zu bieten hat. Natürlich haben "alle" Rauschunterdrückungssysteme hörbare Artefakte. Einfach ein Dolby 363 mit Cat. 300 als Encoder und ein zweites Exemplar ohne Bandmaschine dazwischen als Decoder laufen lassen und zwischen Dolby A, SR und ausgeschalteter NR vergleichen.
Das war aber nicht das Thema.


Zitat:uk64 postete
Auch an dieser Stelle, als Endprodukt (Distribution) ist 16 Bit 44,1kHz mehr als ausreichend.
Ulrich bitte, es nervt! Was für jemanden ausreichend ist, das soll er bitte selbst entscheiden. Hat mit dem Thema des Threads aber nichts zu tun.


Zitat:uk64 postete
Ein unterschiedliches Mastering (falls es überhaupt vorgenommen wurde) ist hier der Begrenzung des Nadeltonverfahrens geschuldet und nicht der technischen Möglichkeit der „CD“.
Haben Lukas (Posting 004) und ich (Posting 015) doch geschrieben.


Zitat:uk64 postete
Schlechte Produktionen wie maximale Lautstärkekomprimierung/Loudnesswar, ein Anrennen gegen und auch Überschreiten von Aussteuerungsgrenzen sind auf beiden Seiten kein Argument.
Es gibt heute viele Veröffentlichungen, bei denen die LP-Version mehr Programmdynamik hat als die CD. Starke Dynamikkompression verträgt sich nun mal nicht mit dem Füllschriftverfahren.
Da ist bei diesen Veröffentlichungen dann ein Vorteil für die LP gegeben, auch wenn die Systemdynamik deutlich kleiner ist als bei der CD.
Und war das Thema des Threads "Mastering und das Zielmedium" oder "Vergleich Systemparameter LP/CD"?


Zitat:uk64 postete
Was der Markt fordert wird halt produziert.
Ich kenne niemanden, der gefragt wurde. ;-)


Zitat:uk64 postete
Das endet hier unweigerlich in einem Analog/Digital Vergleich, bei der Geschichte kommt man nicht an diesem Analog/Digital Vergleich vorbei.
Auf der analogen Seite kann man die physikalischen Grenzen des analogen Informationsträgers (Vinyl) nicht überschreiten, auf der digitalen Seite kann man diese Grenzen durch beliebig erweiterbare Rechengenauigkeit/Informationsdichte nahezu Grenzenlos erweitern.
Beim Rauschabstand der A/D-D/A-Wandlung gibts doch deutliche Grenzen. Und mindestens einmal muß man durch jedes dieser Nadelöhre durch. ;-)


Zitat:uk64 postete
Auf die Spitze getrieben, man könnte wenn man wollte die „Bits“ ohne Informationsverlust in Stein meißeln.
Jeder hat so seine Hobbys.


SCNR

96k
Zitieren
#19
Darf ich mal leise und bescheiden an die Verzerrungen erinnern, die zum Platteninnern hin oft unerträglich zunahmen (ich spreche von Klassikaufnahmen) , sowie an die (oben schon angesprochene) begrenzte Höhenaussteuerbarkeit des Analog-Magnetbands und seine unausrottbare Neigung, bei jeder Kopiengeneration neue "Artefakte" zu produzieren?

Und vom tieffrequenten Vinyl-Rumpeln wollte ich eigentlich garnichts schreiben ... Wenn man das Signal der Einlaufrillen auf einem Studio-Aussteuerungsmesser beobachtete - war jedenfalls in den 1970er Jahren so - wunderte man sich, woher die Ausschläge bis -40, oft -30 dB kamen - die filtert bei normgemäßen Messungen der gnädige Rumpelfilter weg, zugegeben entsprechend dem Verhalten unseres Gehörs.

Alles in allem: ich bekenne mich uneingeschränkt zur digitalen Tonaufzeichnung.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#20
Nobody is perfect.Big Grin

Werner
Zitieren
#21
Zitat:Friedrich Engel postete
...an die Verzerrungen erinnern, die zum Platteninnern hin oft unerträglich zunahmen (ich spreche von Klassikaufnahmen) ...
Das kann man doch der Platte nicht anlasten, das sind doch die Komponisten Schuld, die ihre Werke nicht an die Möglichkeiten der LP anpassen wollten! Wink

Aber im Ernst: bei der Platte wurden und werden, wenn möglich die Stücke so "sortiert", dass die Stücke mit größerer Zerrneigung weiter nach außen gerückt werden. Bei Klassik geht das schlecht, weil man z.B. die Sätze einer Symphonie nicht aus ihrer Reihfolge reißen kann. Schlimm genug, dass manche Werke nur mit Müh´und Not auf eine Vinylplatte zu zwingen sind. Ein gutes Beispiel ist die neunte Symphonie von Beethoven, die selbst sehr dynamische Interpretationen nicht unter eine Stunde bringen, und am Ende noch der Schlußchor...

Da bringt auch ein Tangentialarm nicht mehr viel.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste