Nur schlechte Träume?
#1
Da ich mal denke, daß es im Tread zum Ableben von Jens nicht paßt, lieber hier.

Am Dienstag hatte ich Besuch von einem Radio-Sammlerfreund und wir übernachteten in einer Pension in der Nähe von Schwerin.
Habe dort schon öfter übernachtet und die Wirtsleute wissen von meinem Hobby und der mobilen Nutzung von Skype am "Funkertisch"
Es sollte auch diesmal so sein, nur bekam ich wegen der schlechten Empfangsqualität vom besagten Tisch aus keine Verbindung zu den Freunden.
Erst im Zimmer kam gerade mal so, eine Verbindung zustande, zum Voice hat es aber nicht gereicht.
Da stand sie, im Textfeld, diese schlechte Nachricht. Die Nacht war natürlich gelaufen, ich kam einfach nicht zur Ruhe. Immer wieder gingen die Gedanken an den guten Freund durch den Kopf.
So, als ich im Halbschlaf war, schien ich zuhause zu sein, wo meine "Sprechfunkanlage" steht, die ich für den Voicechat benutze. Zur Wiedergabe benutze ich ein älteres Radio, welches über den Aux-Eingang die Line-Out Signale vom Computer wiedergibt. So kann ich schnell mal am Reglerknopf Lautstärker und Klang anpassen, ohne mit der Software rumfummeln zu müssen.
Jedenfalls scheint sich diese Anlage immer wieder, wie von selbst einzuschalten. Die Anzeigelämpchen flackern und die Skalenbeleuchtung scheint wesentlich dunkler, als üblich zu sein.
Die letzten Worte von Jens "Bis bald, wir hören uns" werden jedes Mal hörbar, als ob sie über den Lautsprecher des Gerätes kommen.
Im wirklichen Betrieb höre ich gewöhnlich über Kopfhörer.
Als am Mitwochvormittag dann mein Besuch abgereist war und ich zu Mittag gegessen hatte, wollte ich den versäumten Schlaf in der Mittagsruhe nachholen.
Kaum eingedöst, war sie wieder da, diese Erscheinung mit der Anlage.
Ich glaube nicht an Voodoo oder Geister und sowas. Dachte mir, ziehst einfach alle Stecker aus dem Gerät aber kaum lag ich auf meiner Liege und da schon wieder.
Es ist nur ein, wenn auch nicht gerade schöner Traum.
In der Nacht zu heute habe ich dann schon etwas besser geschlafen aber drüber hinweg bin ich trotzdem noch nicht.
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#2
Guten Morgen Gerald,

"Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich erträumen lässt" (Shakespears in Hamlet). Ich kannte Jens nur im Forum, Du persönlich. Kein Wunder, dass Dich sein Tod sehr mitnimmt. Trauerarbeit zu leisten ist wichtig, bei jedem Todesfall.

Alles Gute

Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#3
Hänge mich mal an den gutherzigen Anselm ran, obwohl ich es bisher erfolgreich unterdrückt habe, was "zu texten"...(Ist doch alles hier so offen zu lesen.)

Lieber Gerald,
natürlich bist Du als direkter Freund absolut getroffen, Du hattest das Glück, ihn persönlich zu kennen und vermißt ihn sehr.
Ich lehnte Skypen und Chatten ab, um nicht die gesamte Freizeit hier am Wohnzimmertisch zu verbringen, habe nie mit ihm geredet und trotzdem fehlen mir seine Beiträge.
Sehe ich in den Threads sein Foto, bin ich erschrocken und immer wieder betroffen...es ist, als würde er gleich "posten", wie man heute sagt.
(Sollte man so einen schwarzen Strich über die Ecke anbringen....?Wäre es dann nicht mehr so "erschreckend"??)
Also selbst mir gehen die Gedanken noch durcheinander.

Kaum wird Dich trösten, daß jeder Mensch diese Verluste erleidet.Mein größter Verlust war der Tod meines Malerfreundes.Wir hatten 15 Jahre Seite an Seite draussen in der Natur gestanden und Bilder gemalt.Wir waren nicht nur wie Vater und Sohn, sondern haben uns gegenseitig angetrieben und motiviert.
Also auf deutsch: Seit 2011 hänge ich pausenlos durch, wenn ich an unsere Zeit denke, und alleine will es einfach nicht mehr schön werden.

Aber ich komme dennoch immer mehr darauf, daß es nicht in seinem Sinne wäre, alles hinzuschmeißen und ständig traurig zu sein.Vielleicht müssen wir ins Zentrum stellen, daß es ein Glück ist, daß wir diese Leute kennen durften und daß wir nun eben diese Erinnerungen bewahren.
Laß Dir einfach etwas Zeit und verbiete Dir nicht zu Heulen, dann wird schon alles besser.
Und was wäre schöner als zu wissen:"Er war einer von den Guten.".(Zitat aus dem anderen Thread)
Ich wünsche Dir alles Gute!
RalfWink
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#4
Hallo Ralf,
Zitat:Ralf B postete
Wir hatten 15 Jahre Seite an Seite draussen in der Natur gestanden und Bilder gemalt.
Hast Du was ins Netz gestellt? Ich interessiere mich auch (wieder) für Tonbandgeräte, aber auch für so vieles andere, darunter die Malerei. Die Impressionisten haben es mir angetan, darunter besonders Monet, noch mehr aber die Worpsweder, und von ihnen wiederum besonders Otto Modersohn. Natürlich muss man die weder kennen noch mögen; aktive Malerei bedeutet ja immer den Ausdruck eigener Gefühle. Ich selbst kann nur ehrfürchtig staunen, aber das tue ich auch.

Gruß, Anselm
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#5
Auch ich hatte eine etwas sehr merkwürdige Erscheinung. Im Gedenk Chat an Jens hatte ich ein Tonband, welches ich von Ihm bekommen hab, aufgelegt. Ab und zu erfolgte ein Einspieler, indem Jens den nächsten Titel anmoderiert. Zwischenzeitlich lief das Smaragd für welches er extra dieses Band gemacht hat im Standby. Plötzlich fängt meine leere Bierflasche auf dem PC Tisch an zu wackeln. " Andre, das träumst Du doch jetzt! " Nein, die wackelte wirklich.
An diesem Gerät hatte Jens aktiv seine Kenntnisse eingebracht und mir mit dem Band eine persönliche Reise durch seine Musikwelt gezeigt.
Letztendlich stellte sich heraus dass, das Smaragd etwas unrund lief und sich die Schwingungen auf den Tisch übertragen haben.
Trotzdem war und ist es eine schöne Erinnerung an Jens, der sich mit diesem Band sehr viel Mühe gegeben hat und somit stimmlich auf Band immer in Erinnerung bleibt.

Gruß Andre
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#6
Hallo Anselm,
ich schreibe Dir morgen eine Mail, sonst führt das hier zu sehr vom Thema weg.

Beste Grüße von Ralf
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#7
Eine Chat-Anlage, die von selber angeht, eine wackelnde Bierflasche.
Ich habe, seitdem ich wieder in Istanbul lebe (seit 1977), auch viele, zu viele, geliebte Menschen verloren. Letztes Jahr war sogar ein trauriges Rekordjahr. Die vielen uns unbekannten Dinge zwischen Himmel und Erde, ausserhalb der Schul- und Religionsweisheiten, sind uns eben unverständlich. Danach zu fragen ist auch sinnlos. Ich tröste mich ein wenig mit dem Gedanken, dass gerade die Guten "Oben" gebraucht (und deswegen irgendwie geholt) werden.
Gedanken darüber, wie sie dahin kamen, welche Zufälle dazu führten, bzw. wie leicht man so manche "Reise" hätte verhindern können sind Zeitverschwendung. Es gibt in diesen Fällen kein Zurück oder eine 2. Chance.
Technisch gibt es, unserem (bzw. meinem) Verständniss nach, 2 Möglichkeiten. Entweder ist ewig Schluß oder es geht irgendwie weiter. Dem 2. Fall gegenüber kann ich eine kleine Portion Neugier nicht abstreiten. Doch verbunden eben mit der Angst, der 1. Fall könnte ja die Realität sein.
So unendlich viele Jahre hat ja so recht keiner mehr von uns vor sich und wir werden dann ja wissen, ob wir, unter Anderen, den lieben Jens wiedersehen.
Ich meine, entscheidend ist, dass man sich oft an "verlorene" Menschen erinnert und gute gemeinsame Erlebnisse in Gedanken durchlebt.
Man könnte vielleicht diese, nun gerade ins Bewusstsein gerufenen, Gedanken und Gefühle zum Anlass nehmen, wie man sich für die restliche verbliebene Zeit, anderen, vor allen natürlich Freunden, gegenüber verhalten sollte. Vielleicht ist ja das Thema Toleranz zwar in der Technik umso besser, je kleiner, aber im Menschlichen ja umso besser, je größer.
Auch ich wusste, Jens ist da und wenn ich mal etwas brauche, dann hilft er auch. Ich trauer aber nicht um ihn, weil mir nun seine Hilfe fehlen wird. Wobei nicht 100% ausgeschlossen werden kann, dass er mit handangelegt hat, wenn mal bei dem einen oder anderen von uns ein Erfolg zu vermelden sein wird.
Das Traurige an Jens Tod existierte eigentlich bereits schon lange als er noch lebte. Sein schlimmes Schicksal mit seiner so sehr geliebten Karin, das er nicht überwunden hatte und es auch garnicht wollte, seine Arbeitlosigkeit, die stark an seiner Psyche nagte und ihm auch mit der Zeit den Mut zu einem Neuanfang genommen hatte, das Problem mit dem Hausbesitzer, sicher auch die sehr knappen Finazen und das Leben in einem Ort wo absolut keine sozialen Beziehungen möglich sind. Er konnte ja nicht mal seinen Stolz, den BMW, richtig benutzen, weil er ständig in Cent rechnen musste.
Einige von uns haben es immer wieder versucht, ihn für eine neue Arbeit zu mobilisieren. Aber völlig unverständlicherweise wollte er nicht. Es war nicht nur schade um ihn, sondern er fehlte ganz sicher auch sehr dem einen Bertieb, wo er eben nicht arbeitete. Jemand mit solchen technischen Fähigkeiten hätte jedem passenden Betrieb gutgetan. Finanziell, aus sicht der Selbstbestägigung und auch sozial wäre es ihm sicherlich sehr viel besser gegangen.
Er wird aber auch nicht der Einzige sein, der in diesen Umständen lebt. Vielleicht ein Thema für die Politik. Leider scheint für die das Wohl der Banken wichtiger zu sein.
Ich hatte von ihm vor einigen Jahren eine N4510 geschenkt bekommen. Diese steht hier bei mir und nun hat sie plötzlich einen anderen, größeren, Wert, als sie schon hatte. Sie ist zwar soweit noch nicht von alleine angegangen, aber ein sehr wervolles Erinnerungsstück ist sie allemal. Auch bin ich froh, ihm auch einige teile geschickt zu haben, an denen er hoffentlich etwas Freude hatte.
Leider sind diese Sachen jetzt Teil des grossen Ärgers, den die Verbliebenen mit all seinem Angesammelten haben.
Ich hoffe, dass wir lange Zeit keinen neuen "Verlust" hinnehmen müssen werden...
Mache es gut Jens

Semih
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#8
Hallo Semih,
Zitat:makaramann postete
Leider sind diese Sachen jetzt Teil des grossen Ärgers, den die Verbliebenen mit all seinem Angesammelten haben.
Natürlich kostet es etwas Überwindung, aber ich kann nur allen von uns empfehlen, baldmöglichst schriftlich zu hinterlegen, was mit unseren Sammlungen, sei es "Hardware", sei es im Internet, im Falle des Todes geschehen soll. Weil es sich wohl selten um Sachen von großem materiellem Wert handelt, dürfte diesbezüglich ein Testament entbehrlich sein. Einfach eine Aufstellung, was man wem überlassen möchte und auch, was weggeworfen werden kann. Offene Fragen dürften meist trotzdem zur Genüge bleiben, aber ein Problem weniger und vielleicht etwas Freude bei denen, die bedacht wurden.

Gruß, Anselm

P. S. Ralf: Gerne!
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