Sporadischer Stop bei Grundig TS 1000
#1
Hallo zusammen,

meine Grundig TS 1000 zeigte folgenden Fehler:

Das Gerät ließ sich in eine der Funktionen Wiedergabe, schneller Vorlauf, schneller Rücklauf oder Aufnahme versetzen, stoppte dann jedoch. Besonders unschön an diesem Fehler war, dass er sporadisch auftrat, teilweise bereits nach wenigen Sekunden, oft jedoch erst nach einigen -zig Minuten. Ein normaler Betrieb des Gerätes war so nicht mehr möglich.

Die Fehlersuche war recht knifflig, da der Fehler nicht zuverlässig reproduzierbar war. Ggf. ist mein Lösungsweg ja für den einen oder anderen nützlich, daher möchte ich ihn hier festhalten.

Bei aller Spontaneität des Fehlers war auffällig, dass die Abschaltung des Bandes offenbar geregelt vor sich ging: Keine Bandschlaufenbildung oder chaotisches Stoppen, alle bei einer normalen Abschaltung durchlaufenen Funktionen liefen ordnungsgemäß ab, die STOP LED leuchtete zum Schluss zufrieden vor sich hin. Oder anders ausgedrückt: es sah so aus, als würde einfach die STOP-Taste gedrückt. Somit konnten Fehler auf dem „Steuerlogic-Baustein“ (L) mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden.

Die Spannungen auf der Sensortastenplatine (P), über die der Stopbefehl kommen könnte, passten soweit. Eine weitere Quelle des Stopbefehls liegt auf der „Steuerelektronik“- Platine M.

Die Platine enthält unter anderem die Funktionen zur Abschaltung bei Bandriss, Erreichen des vorgewählten Zählerstandes und Ausfall der Netzspannung.

Zunächst wurde die Bandrisserkennung kontrolliert. Der Kontakt zur Erkennung des Bandrisses war bei mir zwar verschmutzt, jedoch kann dieser nur bei einem Übergang Band vorhanden (geschlossen) / nicht vorhanden (offen) einen Impuls absetzen. Ist der Kontakt durch Verschmutzung dauerhaft unterbrochen, wird zwar der Bandriss nicht erkannt, ein Fehlimpuls erfolgt jedoch nicht.

Dankenswerterweise hat Ulrich (uk64) in

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...adid=10418

Auszüge der technischen Informationen von Grundig veröffentlicht. Diese waren schließlich der Schlüssel zum Verständnis der Schaltung und führten letztlich auch zum Ziel.

Die in den Informationen beschriebene Erkennung eines Ausfalls der Netzspannung wurde als nächste untersucht. Die Funktionsweise wird in den technischen Informationen super erklärt, daher spare ich mir das hier. Hier der entscheidende Ausschnitt aus dem Schaltplan, Platine M:

[Bild: PlatineM_2.jpg]

Die Spannung am Pluspol von C11 soll nach Schaltplan 20mA sein. Etwas präziser sind da die technischen Informationen, die bei der Erläuterung der Funktion die Spannung mit < 100 mV angeben. Eine Messung an diesem Punkt ergab dann, dass es sich um einen gepulsten Spannungsverlauf handelt, der auf einem Gleichspannungsmessgerät, also gemittelt, etwa den Wert 20mV ergibt. Auf dem Oszi sieht das so aus (untere Kurve, y=20mA-Einheiten, Nullinie bei 0%-Markierung):

[Bild: OSZI_2.jpg]

Die im Takt der Netzfrequenz auftretenden Spannungsimpulse, erzeugt durch die Minima der Halbwellengleichrichtung durch D4/D5, erreichen tlw. Bereiche von über 90 mV, was bereits sehr nahe an 100mV liegt. Sporadisch kann es hier zum Erreichen der Schaltschwelle von T15 und dem beschriebenen Fehlverhalten kommen, was probehalber durch einen kurzzeitig zu R42 parallel geschalteten Widerstand zuverlässig nachgewiesen werden konnte.

Durch Tausch von C11 wurde der Fehler schließlich behoben. Aufgrund der besseren Rippleverträglichkeit wurde ein Tantal-Typ verwendet.

Gruß und schönes WE
Jürgen

*EDIT: C10 -> C11*
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#2
Hallo Jürgen,

Du hast C10 getauscht, jedoch die Spannung am Pluspol von C11 gemessen. Wieso wurde dann nicht C11 getauscht?

Zweite Frage: Hätte man den Fehler - rein theoretisch - auch dadurch beheben können, wenn man R42 durch einen höheren Wert ersetzt hätte?

Gruß,
Manuel
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#3
Hallo Manuel,

Du hast natürlich recht, getauscht wurde selbstverständlich C11 Rolleyes.

C10 habe ich übrigens auch getauscht, aber das hatte einen anderen Hintergrund. Hier war ein zu großer Wert (22 µF) verbaut, wodurch die Abschaltung sich zu lange verzögerte. Woher der kommt, wissen wohl nur die Grundigs.

Habe es im Text korrigiert.

Danke für den Hinweis!

Jürgen
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#4
Hallo Jürgen,

danke für den Hinweis.
Die Grundig entwickelt ja, was die Laufwerksteuerung angeht, gerne mal den einen oder anderen Fehler.

Vor einiger Zeit gab mir ein Reparateur den Tipp, einige der Probleme in der Steuerung der Grundig seien ganz einfach in der zu hohen Betriebstemperatur begründet. Um genauer zu sein, in der im Alter unzureichenden Abfuhr der Wärme.

Zwar hat die TS1000 einen beeindruckenden Kühlkörper, doch würde die Wärmeleit-Paste alt und würde daher die Wärme irgendwann nicht mehr effektiv abgeleitet. Die Betriebstemperatur würden steigen und Betriebszustände nicht mehr so gesteuert, wie es sich der Entwickler gedacht hätte.

Jener, der mir den Tip gab, bei alten TS-1000 diese Wärmeleitpaste zu erneuern, war Service-Techniker im professionellen Bereich und hat sich hauptsächlich mit Studio-Bandgeräten beschäftigt, meint aber auf diese Weise schon die eine oder andere Grundig erfolgreich wieder zum Laufen gebracht zu haben.

Wer also sowieso einen Fehler an der 1000 zu beheben hat, der sollte sich vielleicht überlegen, neben den notwendigen Arbeiten auch ein paar Minuten in die Reinigung und die Aufarbeitung der Wärme-Ableitung zu stecken. Schaden kann es jedenfalls nicht.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#5
Hallo,

ich hatte auch bei mehreren TS 1000 den Fehler des sporadischen Stoppens.

Bei diesen Geräten war eine Masseverbindung nicht mehr so ganz perfekt. Ein zusätzliches Massekabel und der Spuk war vorbei. Dann die entsprechenden Lötstellen (auf der "Grundplatine" von vorn gut erreichbar) nachgelötet und das Massekabel konnte auch wieder entfernt werden.

Ich hatte bisher nur eine Maschine, die vor der Reparatur diesen Fehler nicht auch hatte! Sie hat ihn jetzt. Wenn sie länger an ist, bleibt sie am laufen, ansonsten schaltet sie mehr oder weniger schnell auf Stop.

Mal schau´n woran es bei dieser liegt.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#6
Hallo Matthias und Rainer,

danke für die Tips! Das mit der Wärmeleitpaste probiere ich mal aus. Meine TS 1000 heizt jedenfalls auch ganz schön.

Gerne können natürlich auch andere User ihre Erfahrungen mit diesem Fehler hier posten.

Gruß
Jürgen
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#7
Zitat:passenger postete
erzeugt durch die Minima der Halbwellengleichrichtung durch D4/D5,
Es ist eine Vollwellengleichrichtung, D4/D5 und zwei Dioden des Brückengleichrichters.

Wie sehen die gezeigten Impulse mit neuem Elko aus?
Nachtrag: Wenn du Kapazitäten messen kannst, wie sehen C13 und C14 am Gleichrichter aus?

Nachtrag 2:

Eine reale Messung an besagtem Punkt:

[Bild: TS1000-M-Real.jpg]

Eine Simulation:

[Bild: TS1000-M-simu.png]

Ein Simulation mit eingebautem Fehler (nicht C11):

[Bild: TS1000-M-simumit%20Fehler.png]

Ich hoffe man erkennt im Vergleich zur Messung im Beitrag 000 worauf ich hinaus will.

Gruß Ulrich
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#8
Hallo Ulrich,

Vollwellengleichrichtung: stimmt, den Teil des Brückengleichrichters hatte ich nicht auf Liste.

Derzeit habe ich keinen Zugang zum Gerät, da beruflich auf Tour. Mit dem neuen C11 waren die 90mV Spitzen niedriger, aber nach wie vor höher als die anderen. Foto liefere ich nach.

Prinzipiell kann ich Kondensatoren messen (DVM), allerdings nur die Kapazität, kein tand oder dergleichen. Meine bisherigen Erfahrungen mit dem Gerät zeigen aber eher, dass die Messwerte bei der Beurteilung der Alterung von Elkos wenig aussagekräftig sind. Oft wird eine zu hohe Kapazität angezeigt. Bei Folien- oder Keramik-C's scheint es dagegen zu passen.

Auf welchen Fehler spekulierst Du denn ?

Und womit wurde die Simulation erstellt ?

Gruß
Jürgen
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#9
Hallo Jürgen,
in deiner oben gezeigten Messung kann ich halt keinen Grund für ein Abschalten erkennen.
Der einzige kleine Schönheitsfehler sind die großen Amplitudenunterschiede der einzelnen Impulse.
Der Grund kann an stark abweichender Kapazität von C13/14 oder auch am Gleichrichter liegen.

Der Impuls an der Basis von T15 muss schon 600 mV überschreiten um die Stoppfunktion einzuleiten.
Schauen wir uns doch mal andere (reale) Messungen mit geänderten Oszi- Einstellung an. Die Einstellungen des Oszis kann man in den Bilder ablesen.

Hier der Wechsel von Stopp nach Pause, Stoppfunktion wird nicht ausgelöst:

[Bild: StoppPause.jpg]

Hier der Wechsel von Stopp nach Wiedergabe, Stoppfunktion wird nicht ausgelöst:

[Bild: StoppWiedergabe.jpg]

Hier der Impuls nach betätigen des Netzschalters (Ausschalten), Stoppfunktion wird ausgeführt. Die Schaltschwelle von etwas über 600mV wird erreicht:

[Bild: PowerOff.jpg]

PS: Die Simulation ist mit NI- Multisim entstanden.

Gruß Ulrich
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#10
Hallo Ulrich,

So, Berufstour beendet, bin wieder daheim mit Zugriff zum Gerät. Hier erst einmal das Foto nach Tausch von C11:

[Bild: NachTauschC11.jpg]

Außerdem ein Bild von C11:

[Bild: C11_makro.JPG]


Und die Messwerte:
C14 = 0,507 µF
C13 = 0,468 µF
D3, D4: Durchlassspannung je ca. 0,56V; Sperrrichtung ok.

Frage: Wie misst man einen Brückengleichrichter ?

Ansonsten muss ich vielleicht doch etwas ausholen, um den Weg zum Ziel etwas zu erläutern. Wie Du sicher bemerkt hast, verfüge ich nur über ein analoges Oszilloskop. Ich beneide Dich ein wenig um die Aufzeichnung der transienten Schaltvorgänge, die Du da auf Deinen Bildern zeigst ;-).

Um nachzuweisen, dass der Fehler von der „Spannungsausfallschaltung“ kommt habe ich am Kollektor von T15 gemessen, übrigens die obere Kurve auf den Oszillogrammen und dann (tlw. minutenlang) auf den Schirm gestarrt, um den Abschaltvorgang zu sehen. Wenn er mal auftrat, war dort deutlich ein Spannungssprung nach Masse sichtbar. Somit kann aus meiner Sicht ein Einfluss anderer Schaltungsteile am Zustandekommen des Fehlers ausgeschlossen werden.

Auf der weiteren Suche bin ich dann auf die gezeigten Spannungsspitzen gestoßen. In Zusammenhang mit den Angaben in den technischen Informationen war das für mich eine mögliche Erklärung für das Verhalten. Fakt ist jedenfalls, dass nach Tausch von C11 das Gerät jetzt stundenlang ohne Abschalten läuft, auch nach längerer Ruhepause.

Ich hatte vorher übrigens noch C10 (s. oben) und C15 getauscht. Letzterer wies eine stark abweichende Kapazität auf. Der Fehler trat danach aber immer noch auf. Könnte das trotzdem einen Einfluss haben?

Übrigens vielen Dank an dieser Stelle für Deinen Input!

Gruß
Jürgen
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#11
Sehe gerade, dass ich die falsche Kategorie erwischt habe. Eigentlich sollte das ganze unter "Tonbandgeräte\Tips und Erkenntnisse" landen.

Könnte einer der Admins den Thread freundlicherweise verschieben ?

Danke und Gruß
Jürgen
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#12
Hallo Jürgen,

der Elko sieht ja gar nicht mehr gut aus, der hat ja "aua". :oah: Daran sollte der Fehler wohl gelegen haben.

Gruß Jens
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#13
Der Elko sieht tatsächlich mitgenommen aus, obwohl diese schmalen Dinger eigentlich recht langlebig sind.

Ich hatte mittlerweile den C11 auf einer Platine M komplett entfernt, diese TS1000 schaltete auch nach Stunden nicht einmal ab.

Gruß Ulrich
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