Die Zeitreise
#1
Vor einiger Zeit ging es hier mal um ein kleines Münchener Tonbandgerät, welches nicht so ganz alltäglich war, vielleicht irgend so ein Prototyp.
Angesichts des Berichtes über meine Deutschlandreise mit Semih hatte ich nun etwas Gefallen am Schreiben gefunden.
Im Zusammenhang mit dem Thema um das Tonbandgerät ist mir da so eine kleine Geschichte in den Sinn gekommen, die sich wohl nicht ganz so zugetragen haben kann aber im Sinn steckt eventuell doch etwas Wahres dahinter.

An dieser Stelle auch noch ein dickes Dankeschön an meinen lieben Co-Autor oder Mentor (wie nennt man das eigentlich richtig? ) . Er hat die Geschichte vorher nochmals durchgelesen, Tippfehler beseitigt (Wer noch welche findet, darf sie behalten) und auch die Sachlichkeit überprüft und gegebenenfalls auf Mängel hingewiesen.

Lest Euch die Geschichte durch, egal, ob sie dann gefällt oder nicht. Sicherlich wißt Ihr dann, wer mir zur Seite stand.


Die seltsame Flugreise

Ansgar ist ein Herr in, schon etwas fortgeschrittenem Alter. Mit seinen 70 Jahren erfreut er sich noch bester Gesundheit, ist rüstig und sehr unternehmungslustig. Jedes Wochenende ist er in seinem Garten und er ist meistens der Erste in der Gartensparte, der seinen Acker für das laufende Jahr bestellt und bewirtschaftet hat. Radfahren und mal ins Schwimmbad gehen oder ein Waldlauf gehören genauso zum Tag, wie seine Kaninchen, bei denen er mit Leib und Seele ist. Ja, Seele, ist auch noch so ein Stichwort. Ansgar ist in einem Verein Mitglied, der irgendwas mit der Kirche und dem Glauben zu tun hat aber da ich mich mit so was nicht so auskenne und niemanden durch einen, vielleicht falschen Ausdruck kränken will, lasse ich die Erzählung darüber mal bleiben.

In seinem früheren Leben hat er mal in so einem Werk gearbeitet, wo Tonbandgeräte gebaut wurden. Diese Fabrik war in München beheimatet. Die Gebäude waren für die damalige Zeit schon sehr modern und es gab neue Maschinen und Werkzeuge. Für die Arbeiter wurde gut gesorgt. Neben einer Kantine mit einem guten Angebot und Betriebsärzten gab es in der Nähe des Werkes Wohnungen für die Betriebsangehörigen In so einer wohnt Ansgar heute noch.
Die Tonbandgeräte, die in der Fabrik gebaut wurden, waren aber nicht irgendwelche, so wie sie mancher noch von seinen Großeltern her kennt. Eigentlich sind solche Geräte heute sehr selten, viele von ihnen wurden einfach weggeworfen, weil unmodern oder kaputt waren.
Die Geräte. an denen Ansgar gearbeitet hatte, sind solche kleinen, die auch mit Batterien laufen. Damals wurden sie unter anderem beim Rundfunk benutzt, um Außenaufnahmen, unabhängig vom Stromnetz zu machen. Schmalfilmamateure wussten diese kleine Dinger ebenfalls zu schätzen. Sie konnten damit ihre Filme vertonen. Filmkameras mit Tonaufnahme waren damals noch sehr selten.
Aber in dieser Geschichte soll es ja nicht um diese kleinen Tonbandgeräte gehen, sondern um den „Älteren, rüstigen, unternehmungslustigen Herrn“

An einem schönen Sommerabend war es soweit. Die Firmenleitung der Tonbandfabrik hat ein Treffen der ehemaligen Mitarbeiter organisiert. Alle sollten kommen, egal ob Putzfrau, Chefsekretärin, Heizer oder Abteilungsleiter. Es sollte ein großes Wiedersehensfest werden. So wie das Oktoberfest, mit Bierzelt und „Ozapft is“ und allem, was dazu gehört. Es gab Buden mit Weißwurst und anderen Spezialitäten. Auch eine Tombola gab es. Jede Einladung zählte gleichzeitig als Los, denn es waren Nummern darauf gedruckt. Ein schönes Fest, denn die ehemaligen Kollegen freuten sich über das Wiedersehen und das gemütliche Beisammensein. Leider gab es auch einige Kollegen, die nicht mehr kommen konnten.
Irgendwann am Abend wurde dann die Tombola aufgelöst, die Nummern ausgerufen und jeder holte seinen Gewinn, Nieten gab es keine, niemand musste mit leeren Händen nach Hause gehen.
„Der folgende Gewinn, ein Tonbandgerät aus der Fertigung unseres Werkes, fällt auf die Losnummer….. doch ein inzwischen aufgezogenes Gewitter setzte die Beschallungsanlage außer Betrieb. Irgendwo hatte, laut krachend, ein Blitz eingeschlagen. Nicht nur die Lautsprecher waren stumm, auch der ganze Festplatz mit dem Bierzelt und den Grillbuden lag im Dunkeln. Es wurden Kerzen auf den Tischen verteilt und hier und dort tauchte auch eine Petroleumfunzel auf, die an die Zeltmasten gehängt wurde. War doch urgemütlich, so im Kerzenschein. Die Tombola jedoch musste erst mal warten.
Da es nun relativ ruhig war, nutzen Ansgars Kollegen die Gelegenheit und überreichten ihrem ältesten Mitarbeiter einen kleinen Umschlag. Darin war aber nicht, wie meist üblich ein Geldbetrag. Da die Kollegen wussten, dass Ansgar auch gerne auf Reise geht, schenkten sie ihm ein Flugticket. Das Ziel der Reise war aber nicht bekannt, es sollte eine Überraschung werden.
In diesem Moment, war der Strom wieder da, das Licht flammte auf und aus den Lautsprechern ertönte ein schreckliches Heulen, der Sprecher hatte sein Mikrofon auf eine der Boxen abgelegt.
Die Tombola nahm wieder ihren Lauf. „Wir waren bei der Verlosung des Tonbandgerätes“, sagte der Sprecher. „Die Losnummer lautet: 110235. Na, wer hat dieses Los, wer ist der glückliche Gewinner?“ Es gab keinen Gewinner. Das Los, welches Ansgars Frau in den Händen hielt, trug diese Nummer. Also gab es eine Gewinnerin. Sie musste auf die Bühne kommen, irgendwie fiel ihr der Gang nicht so leicht, denn Teile des Weges dorthin waren vom Gewitterregen ganz schön aufgeweicht. Ein freundlicher Helfer stützte sie. Gemeinsam mit Ansgar gingen die Drei dann zur Bühne.
Presseblitzlichter flammten auf, die Kapelle spielte einen Tusch. Das Tonbandgerät, verpackt in einer schönen Geschenkbox mit einer großen Schleife darum, wurde überreicht. „Viel zu schade zum Auspacken.“ sagte Ansgar zu seiner Besseren Hälfte, „Das halten wir in Ehren, es bekommt einen schönen Platz in unserer Vitrine. So ganz wie zufällig, spielte die Kapelle dann noch einen Tusch und alle, die in dem Festzelt waren, stimmten an: „Hoch soll sie leben“, denn Ansgars Frau feierte an diesem Tag einen runden Geburtstag. Zu diesem Anlass gab es dann einen Riesenrosenstrauß und einen Präsentkorb von der Tonbandfirma.

Irgendwann klang dieses schöne Fest aus, die Zeit verging. Das Tonbandgerät hatte seinen Platz in der Vitrine gefunden und das Flugticket lag daneben, eingelegt in einer schönen Geschenkmappe.
Eines Tages sollte, wollte, die Frau zur Erholungskur in ein Dorf im Gebirge fahren. Für ganze drei Wochen sollte sie dort mal so richtig ausspannen. „Wenn Du zur Kur fährst, nehme ich meine Flugreise in Anspruch aber nur, wenn Du damit einverstanden bist“ sagte Ansgar zu seiner lieben Frau. Sie hatte nichts dagegen und so wurden Kur und Flugreise vorbereitet. Am Tage der Abreise brachte Ansgar seine Frau zur Haltestelle, wo der Bus die Kurgäste einsammelte und in das Erholungsdorf fuhr.

Ansgar machte sich danach auf den Weg zum Flughafen, denn die Kur der Frau und der Abflug für Ansgars Reise fielen auf den gleichen Tag. Dann wurden die Formalitäten erledigt, heute sagt man ja Einshecken dazu. Ansgar bekam für sein Geschenkticket eine richtige Bordkarte. Das Prozedere der Zollkontrolle und alles was dazu gehörte, waren nicht sehr aufwändig, es schien sich wohl um einen Inlandflug zu handeln.
Ein älterer Herr, wohl ein Angestellter vom Flughafenpersonal begleitete Ansgar zu seinem Abflugsteig. Ein, vom Typ her, sehr altes Flugzeug erwartete ihm, welches technisch und optisch aber wie neu erschien.
„Oh, schön, ein Nostalgieflug, da haben meine Kollegen sich ja wirklich etwas Schönes einfallen lassen.“ Alles erschien, wie aus der Zeit, als das Flugzeug wirklich modern war, sogar die Kleidung der Stewardessen und der Besatzung entsprach dem.
Die vier Motoren der Propellermaschine sprangen nacheinander an und drehten hoch, bis sie die nötigen Touren für den Start erreicht hatten. Die fahrbare Treppe wurde weggeschoben und das Flugzeug rollte zur Startbahn. Der Pilot gab Gas und die Maschine beschleunigte immer mehr, es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie endlich abhob. Nur langsam gewann sie an Höhe. Da der Durchgang zu Pilotenkanzel, heute heißt das ja Cockpit, nur mit einem Vorhang verschlossen waren, konnte man alles hören und manchmal auch sehen, was sich vorn abspielte. Da waren die Funkgespräche mit dem Fluglotsen und die Kommandos, der der Pilot seinem Assistenten gab. Schaltgeräusche und das Piepsen von irgendwelchen Warneinrichtungen, zum Beispiel, wenn das Fahrwerk eingezogen werden muss. Kurz darauf war ein leichtes Rumsen zu hören und zu spüren, das Fahrwerk war drin. Die Maschine stieg noch weiter, bis sie ihre Reiseflughöhe erreicht hatte.
Das Zeichen „Bitte anschnallen“ erlosch und die Stewardessen begannen damit, Getränke zu verteilen und das Essen zu servieren. Was es gab, weis ich nicht, es muss jedenfalls etwas ganz Besonderes, nicht alltägliches gewesen sein.
Bei diesem Flug, dazu noch in so einem schönen alten Flugzeug wollte Ansgar nicht schlafen, wie er es sonst bei Bus- oder Bahnreisen zu tun pflegte, Er saß in seinem gemütlichen Sessel, nicht solche „Platzspardinger“ wie heute und genoss den Flug.
Anfangs schien hell die Sonne, ein wunderbares Flugwetter, wenn Ansgar aus dem kleinen Fenster neben seinem Sitz schaute, konnte er seine Heimatstadt aus der Vogelperspektive sehen, sogar den Wohnblock mit der Betriebswohnung von der Tonbandfabrik konnte er entdecken.
Auch wenn inzwischen die Reiseflughöhe erreicht war, die Maschine muss wohl ein paar Schleifen geflogen sein, sie kurvte noch immer über der Stadt.
Das Wetter schien sich zu ändern, die Sonne verschwand hinter Wolken. Doch irgendwie hatten die eine andere Farbe. „Es liegt wohl am Einfallswinkel der Sonnenstrahlen“ Ansgar machte sich darüber keine Gedanken und beobachtete weiter das vermeintliche Naturschauspiel. Schade, dass er seinen Photoapparat nicht zur Hand hatte, der befand sich im Koffer und dieser wiederum im Frachtraum des Flugzeuges. Immer schummriger wurde es. Die Wolken wechselten ihre Farben, wie die Effekte bei so einer alten Musikbox. Plötzlich war der Lärm der Motoren nicht mehr so zu hören, alles klang wie durch Watte. Die Geräusche aus dem Cockpit waren auch nicht mehr die Selben, kein Geschnarre aus dem Funkgerät, keine Kommandostimme mehr. Es waren seltsame Klänge, irgendeine geheimnisvolle Musik, die aber nicht bedrohlich klang. Draußen waren bunte Lichter zu sehen, wie auf einem Rummelplatz, die umschwärmten das Flugzeug, gefährdeten es aber nicht. Die Außenwände schienen plötzlich wie aus Glas, das Tischchen und Ansgars Sessel schienen frei im Himmel zu schweben. War er etwa doch eingeschlafen und träumte das alles? Doch der heiße Schluck Kaffee verriet, dass es kein Traum gewesen sein kann. Was ist das alles, was geht hier vor? Ansgar schien plötzlich allein in dem Flugzeug, oder was immer das nun ist zu sein schien.
So, wie er gekommen ist, war dieser Spuk, der keinerlei schlimme Folgen hatte, wieder vorbei. Ganz normal glitt das Flugzeug dahin, als wenn nichts gewesen sei. „Wohl doch geträumt, die alte Gewohnheit eben. Dabei wollte ich doch den schönen Flug genießen, Was habe ich wohl versäumt?“ Irgendwie kann es kein Traum gewesen sein, der schöne Porzellanteller vom Essen stand ja noch auf dem Tisch vor Ansgar. Er aß noch das Salatblatt und das Stückchen Tomate, bevor die Stewardess das Geschirr wegräumte.
Kurz darauf setzte die Maschine dann zur Landung an. Eben schien noch die Abendsonne mit ihren letzten roten Strahlen, dann tauchte das Flugzeug durch eine dünne Wolkendecke. Das Flugfeld kam in Sicht, da rumpelte das Fahrwerk auch schon auf der Rollbahn, nachdem es kurz zuvor ausgefahren wurde. Die Empfangshalle des Flugplatzes kam Ansgar irgendwie bekannt vor aber schien doch anders zu sein.
Gemeinsam mit den anderen Passagieren verließ Ansgar das Flugzeug, über eine ganz alte Treppe, sie war noch aus Holz und musste durch Muskelkraft an die Ausstiegsluke des Flugzeuges bewegt werden. Es fiel auf, dass die Passagiere, den ganzen Flug über zwar da, aber irgendwie unbemerkt waren. Hatten sie das Gleiche erlebt wie Ansgar, diese seltsamen Erscheinungen. Um einen von ihnen zu fragen, war es zu spät, ein junger Mann, wohl noch in der Ausbildung bot Ansgar an, ihm mit dem Gepäck behilflich zu sein. Zwar hatte Ansgar diesen jungen Mann, der doch so zuvorkommend war, noch nie gesehen, aber irgendwie kam er ihm doch bekannt vor, doch nur woher. War es vielleicht, der inzwischen erwachsen gewordene Sohn eines Kollegen, von dem er diese Reise geschenkt bekommen hatte?
In der Empfangshalle schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Alles von damals, die Einrichtung, die Verkleidung der Schalter und der Fußboden. An der Wand die Werbeplakate, eines warb für ein Batterietonbandgerät, welches die ortsansässige Firma demnächst auf den Markt bringen wollte. Irgendwie hatte Ansgar das alles schon mal gesehen, doch da war er noch weitaus jünger, hatte er doch damals gerade sein Ingenieurstudium abgeschlossen. Damals ging er durch eben so eine Empfangshalle, er war auf den Weg in die Tonbandfabrik, welche ihm eine Stelle als Leiter in so einer Abteilung angeboten hatte. Dort sollten die gerade hergestellten Tonbandgeräte auf ihre Qualität überprüft werden, bevor sie das Werk verlassen dürfen.
Unweit vom Flugplatz befand sich ein kleines Radiogeschäft, Ansgar ging hinein und entdeckte sofort eines von diesen Tonbandgeräten, an denen er mal mit gebaut hatte. Er sah sich das Gerät interessiert an und entdeckte einen Mangel. Der Besitzer des Ladens kam und sagte: „Opa, das ist ein AGER-Bericht, davon hast Du wohl mal in Deiner Jugend geträumt, ich bin einer der Ersten der diese Neuentwicklung der AGER-Werke verkaufen darf, als Vertragshändler sozusagen.“ „Ich habe viele dieser Geräte auf meinem Prüfplatz gehabt“ sagte Ansgar dem Verkäufer. „Die bei den AGER-Werken haben nur junge geschulte Angestellte, den Prüffeldleiter kenne ich persönlich. Er hat mich ja auch eingewiesen mit dem Gerät“. „Darf ich mal fragen, wie der Prüffeldleiter denn heißt?“ „Ansgar Ruppke“ kam die Antwort. Ansgar wollte nach seinen Papieren greifen, dem Personalausweis und dieser Karte, welche, die Werkszugehörigkeit bestätigt, doch die Brieftasche war nicht da, steckte wohl im Reisegepäck. Ansgar fragte noch nach dem Preis des kleinen Tonbandgerätes, wunderte sich, als der Verkäufer einen Betrag in D-Mark nannte und noch lästerte: „Dafür reicht Deine Rente sowieso nicht, Opa“.
Ansgar rätselte noch, ob er diesen Verkäufer doch nicht irgendwie kannte. Er ging zurück zum Flugplatz, sah sich das Plakat in der Eingangshalle noch einmal genauer an und bestellte ein Taxi, das ihn zur der Adresse bringen sollte, die darauf stand. Als er in das Taxi stieg, bemerkte er, dass es genau so ein Auto war, welches ihn damals zur Fabrik fuhr. Auch der Taxifahrer kam irgendwie bekannt vor, er war aber fast in Ansgars Alter. „Was wollen Sie denn bei den AGER-Werken? Etwa Ihre Rente etwas aufbessern? fragte der Taxifahrer. Ansgar wusste nicht so recht, was er antworten sollte, „Nur mal ansehen“ habe früher mal was Ähnliches gemacht“.
Das Taxi hielt direkt vor dem Werkstor, die Kollegen haben ja an alles gedacht, sagte Ansgar so vor sich hin, sogar der Taxifahrer will noch D-Mark, wie damals, als ich als junger Mann zum ersten Mal in der Tonbandfabrik vorgesprochen habe, wegen des Arbeitsplatzes in dem Prüflabor.
Der „Betriebsschutzbeamte“ empfing Ansgar am Tor: „Ah, Sie wollen sich bestimmt unser Prüflabor für die neuen, kleinen Tonbandgeräte ansehen“. Der Pförtner führte Ansgar in die gewünschte Abteilung. Als die Tür aufging, da waren sie, die vertrauten Arbeitsmittel, alles stand, wie gewohnt an seinen Platz. Da waren Oszilloskope. Tongeneratoren, Schalt- und Messgeräte, Lötkolben, eben alles was man an so einem Prüffeld braucht. Das Erstaunliche daran, alles war so neu, wie damals, als Ansgar diesen Arbeitsplatz übernahm.
Ein Oszilloskop hatte es Ansgar angetan, wie gewohnt, setzte er es in Gang, als eine junge Stimme hinter ihm ertönte: „Eh, Opa, spiel mit dem Phonographen und lass die Finger von der modernen Technik“. Ansgar sagte dem jungen Mann, dass er hier schon gearbeitet habe aber der erwiderte: „Das geht gar nicht, das Labor ist funkelnagelneu.“ Als Ansgar dann dem jungen Mann zeigte, wie man so ein Tonbandgerät im Prüffeld behandeln muss und erklärte, auf was es bei der Prüfung ankommt und wie man die Mess- und Prüfgeräte richtig bedient, schien dieser doch recht verwundert. Als Ansgar den jungen Mann den fragte, wie er heiße? – „Ansgar Ruppke“.
Dann passierte dem Ansgar noch ein kleines Missgeschick in dem Labor. Irgend so ein kleines Teil aus Metall rutschte ihm aus der Hand und fiel auf eines der funkelnagelneuen Messgeräte. Glücklicherweise ging nichts kaputt, aber an der Stelle blieb eine klitzekleine Delle in der Frontblende. Erschrocken steckte Ansgar das kleine Ding in seine Jackettasche
Dann verließ Ansgar das Labor, waren es doch irgendwie seltsame Geschehnisse, die er jetzt verarbeiten musste.
Die Zeit des Abfluges nahte. Ansgar erledigte abermals die Formalitäten auf dem Flugplatz, bis er wieder in diese altertümliche aber technisch und optisch einwandfreie Maschine steigen durfte.
Wie beim Hinflug, ging der Startvorgang nur schleppend voran, die endlos lange Startbahn, das Dröhnen, der Propellermotoren, das langsam an Höhe gewinnen…
Die Reiseflughöhe war abermals, wie beim Hinflug erreicht, wieder wurde ein schönes Essen serviert. Und schon traten sie wieder auf, diese seltsamen Erscheinungen, diese rätselhafte Musik, die durchsichtigen Kabinenwände. der Lichtertanz und die bunten Wolken.
Plötzlich war wieder alles vorbei. Der Flug verlief ganz gewöhnlich.
Die Maschine setzte zur Landung an und rollte auf dem Flugfeld aus. Die Passagiere verließen die Maschine. Wie beim Hinflug, blieben sie irgendwie unbeachtet.
Nur der ältere Angestellte vom Flugplatz, er war wohl beim Zoll, nahm Ansgar diesmal zur Seite. kontrollierte nur so oberflächlich und tat so, als ob er seine Pflicht erfülle. Er wunderte sich und sprach Ansgar an: „Mir ist so, als ob ich, damals als ich hier angefangen habe. schon mal so einen alten Herrn wie Sie begegnet bin. Er wollte damals zu den AGER-Werken, die hatten da so ein kleines Batterietonbandgerät entwickelt. Ich wollte auch immer eines haben, konnte es mir aber nie leisten“. „Nun habe ich eins, aber es ist ein kleines Metallteil kaputt, welches nicht mehr zu bekommen ist. Die AGER-Werke gibt es ja leider nicht mehr.“
Er kontrollierte Ansgar noch mit dem Metalldetektor und entdeckte das kleine Metallteil in der Jackentasche. „Also doch, Sie sind der Opa, der damals in die AGER-Werke wollte, damals beim Abflug habe ich dieses Metallteil durchgehen lassen. „Mal ganz leise gefragt, darf ich es behalten? Es ist gerade das, welches an meinem „AGER-BERICHT 3200-Monitor“ fehlt.
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#2
Das Großvater-Paradoxon oder besser gesagt die Relativitätstheorie ,welche hier zur Anwendung kam. Eine sehr schöne und gut verfasste Geschichte,danke Gerald. Und natürlich wissen wir, wer im Hintergrund agiert hat....grins :bravo:

Gruß,Holger
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